Terroranschläge auf Sri Lanka

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Alpha Centauri
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Re: Terroranschläge auf Sri Lanka

Beitrag von Alpha Centauri »

relativ hat geschrieben:(24 Apr 2019, 14:37)

Natürlich gibt es in anderen Regionen auf diesen Erdball größere Baustellen auf die man zuerst sein Augenmerk richten sollte. In unseen Breitengraden sollte man erst mal versuchen den Menschen wieder klar zu machen, in welchen, zwar nicht optimalen aber durchaus guten und ausbaufähigen System sie leben.

Strengläubige sind nicht automatisch anfälliger für die Rekrutierung als Terrorist. Denn zur Terrorist Neigung gehört noch, daß man Gewaltaffin ist und ein gewissen Minderwertigkeitskomplex mit sich herrum trägt.
Sri Lnka warum ausgerechnet Sri Lanka? Evtl. weil es ein sehr weiches und damit leicht zu treffendes und zu destabilisierendes Ziel war.

Falsche Fragestellung. Welche Hoffungslosigkeit haben dort die Menschen und wie schnell sind sie mit einfachen Parolen im Kombination mit dieser "Hoffungslosigkeit" und den von mir beschriebenen Eigenschaften zu erreichen, für z.B. Terroristenzellen


Du glaubst immer noch es geht um die Benachteiligung der Moslems? Es gibt zwar sowas wie einen globalen islamischen Minderwertigkeitsomplex bei Moslems, der auch eine Rolle spielt, aber in erster LInie geht es hierbei um Ideologien und Macht.

Btw. Der Radikalismus ist generell auf den Vormarsch auch bei uns. Gründe dafür wurden ja schon vielfach benannt.
Korrekt, vor allem der rechte völkische - nationale Extremismus ( UKIP, LEGA NORD, Orbans FIDES, Teile der AFD) sind es.
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Keoma
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Re: Terroranschläge auf Sri Lanka

Beitrag von Keoma »

Alpha Centauri hat geschrieben:(24 Apr 2019, 15:00)

Korrekt, vor allem der rechte völkische - nationale Extremismus ( UKIP, LEGA NORD, Orbans FIDES, Teile der AFD) sind es.
Die AfD ist Schuld an den Attentaten in Sri Lanka?
Der Gescheitere gibt nach!
Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit.

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zollagent
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Re: Terroranschläge auf Sri Lanka

Beitrag von zollagent »

Keoma hat geschrieben:(24 Apr 2019, 15:01)

Die AfD ist Schuld an den Attentaten in Sri Lanka?
Btw. Der Radikalismus ist generell auf den Vormarsch auch bei uns. Gründe dafür wurden ja schon vielfach benannt.
Das war die Antwort auf DIESEN Satz. Bitte, bitte, versuch erst zu denken.
Wer an Absurditäten glaubt, wird Abscheulichkeiten begehen. (Voltaire)
Alpha Centauri
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Re: Terroranschläge auf Sri Lanka

Beitrag von Alpha Centauri »

zollagent hat geschrieben:(24 Apr 2019, 15:03)

Das war die Antwort auf DIESEN Satz. Bitte, bitte, versuch erst zu denken.

Ich befürchte dass mit dem denken bzw. Kopf ein.statt ausschalten ist bei einigen ( Ideologie bedingt) sinnlos. :D
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Papaloooo
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Re: Terroranschläge auf Sri Lanka

Beitrag von Papaloooo »

TheManFromDownUnder hat geschrieben:(24 Apr 2019, 11:47)

Dein Ansinnen ist lobenswert aber versuch mal einem fundamentalistischen Fanatiker deine Theorie schmackhaft zu machen! Ich waere da gerne die Fliege an der Wand :)
Davon war überhaupt nicht die Rede, lieber man from down under.
Ich würde einfach sagen der Großteil der Muslime steht nicht hinter den Fanatikern.
Nur hat der Großteil der Muslime leider wenig Stimmgewalt.
Und da würde ich mir wünschen, dass ich daran etwas ändert, und wenigstens das ist nicht allzu unrealistisch!
Zuletzt geändert von Papaloooo am Mi 24. Apr 2019, 15:32, insgesamt 1-mal geändert.
Wir sind doch hier nicht im Trollhouse!
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Re: Terroranschläge auf Sri Lanka

Beitrag von Skeptiker »

al-Faylasuf hat geschrieben:(24 Apr 2019, 12:20)
Das ist ein sehr beeindruckender Beitrag der darstellt wie viele Entwicklungen im Detail betrachtet zu verstehen sind. Ich kann und will da garnicht auf jede Aussage eingehen - das ist im Zusammenhang mit dem Thema auch garnicht notwendig. Es gibt auch keine Fragen an mich, außer zweien, die ich als rhetorische Frage einstufen würde.

Du schreibst, dass der Islamismus wenig spirituell ist und sich darin weltlichen Herrschaftsformen annähert. Das mag durch den höheren Grad das Dogmatik in der Auslegung so sein. Jedoch verstehe ich Spiritualität nicht als Neigung einer Glaubensströmung Glaubensinhalte in den Kontext der Zeit zu setzen. Spiritualität steht für mich für die Zuwendung zu irrational emotionalen Erklärungsmustern. Beim Islamismus mag die emotionale Komponente wohl weniger stark ausgeprägt sein, die irrationale dogmatische ist es umso mehr.

Ich bin weder Islamwissenschaftler noch humanistischer Philosoph, aber so wie sich der Faschismus auf rechter Ideologie begründet und der Linksextremismus auf linker Ideologie aufbaut, so fußt der Islamismus nunmal auf dem Islam. Natürlich befiehlt der Koran keine Selbstmordattentate, aber offensichtlich legen diverse Koranferse brutale Abgrenzung zu Anders- oder Ungläubigen nahe. Dadurch wird es der Interpretation durch den jeweiligen Zeitgeist überlassen, wie sich diese in der Realität äußert. Dass Moslems nahezu überall auf der Welt eine kaum oder schwer zu integrierende Gruppe bilden, ist in meinen Augen durch eben diese Verse begründet. Die islamische Glaubenslehre und -praktik zieht nunmal einen scharfen Schnitt in der Gesellschaft, indem sie wie keine andere mir bekannte Religion die Menschen in Gläubige und Ungläubige einteilt. Es ist damit nicht akzeptabel die extremistischen Auswüchse diese auf dem Koran aufbauenden Lehre vom Islam abzukoppeln.
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Re: Terroranschläge auf Sri Lanka

Beitrag von Skeptiker »

al-Faylasuf hat geschrieben:(24 Apr 2019, 13:09)
Ergänzung: Die „dem Islam zugrunde liegende Philosophie“ ist - wie dies im obigen Beitrag bereits angeschnitten wurde – die der Mäßigung. An dieser Stelle sollte man sich bewusst machen, dass der puritanische Salafismus ein Reform-Islam moderner Prägung ist, der Authentizität vorgaukelt, tatsächlich jedoch (siehe die obigen Stichpunkte, die Liste wäre um einiges zu ergänzen) sämtliche traditionellen Elemente des Islams ablehnt. Es ist eine Ironie der Geschichte, dass Friedrich II. Barbarossa – als er mit dem ayyubischen Sultan al-Kamil und vor allem einem Emir namens Fahr ad-Din diskutierte – von den säkularen Elementen des islamischen Reiches beeindruckt war:
- wo der Kalif zur reinen geistlichen Symbol- und Repräsentationsfigur begrenzte, während sich Friedrich mit einem Papst herumschlagen musste, der ihn exkommuniziert hatte.
- wo die theologisch-juristische Vereinigung der "Ulemas" eine wichtige eigenständige Rolle übernahm. Die Paralellen zwischen der Instanz der Ulemas und den von Friedrich II. gegründeten Universität von Neapel, welche juristische Kanzleibeamte ins Reich holen sollte. Tatsächlich bestand in den meisten islamischen Reichen der Klassik und Nachklassik eine faktische Dreiteilung innerhalb des Staates. Der moderne islamische Staat oder islamische Republik ist lediglich eine zentralistische Diktatur mit Anleihen aus dem Sozialismus und Faschismus, dem ein islamischer Anstrich verpasst wurde. In einem solchen Staat beten die Menschen eher aus Angst vor der Obrigkeit, wo Dissidenz mit Blasphemie gleichgesetzt wird. Kurz gesagt: solch eine von Islamisten propagierte Version einer autoritären Theokratie ist ein Novum in der islamischen Geschichte und eben kein Rückkehr zur Tradition (die prophetische Zeit hat, da ja nach islamischer Auffassung Muhammad das "Siegel der Gesandten" ist, ein Alleinstellungsmerkmal. Bekanntermaßen haben sich die Schiiten mit ihrer Auffassung eines von einem unfehlbaren Imam gelenkten Theokratie innerhalb der muslimischen Welt nicht durchsetzen können. Das nur zu dem sich hartnäckig haltenden Vorurteil "Der Islam kennt keine Grenze zwischen Staat und Religion". Wer sich mal mit der Entstehungsgeschichte von Napoleons Code Civil näher befasst oder mit dem oben kurz angeschnittenen Biographie von Friedrich II. Barbarossa, wird eines besseren belehrt. In Bezug zu den Problematiken und der Geschichte des staatsrechtlichen Konzepts im Islams sei hier abermals "The impossible state" von Wael Hallaq empfohlen, der fundiert und für jeden nachvollziehbar die Absurdität und nicht vorhandene historische Authentizität und Legimation des "Islamischen Staates" moderner Prägung aufzeigt.
Es mag sein, dass dem Islam ursprünglich die Philosophie der Mäßigung nahestand. Leider folgte der Phase aus Mekka die Phase in Medina, wodurch für die islamischen Rechtsgelehrten die kriegerischen Verse aus Medina über den friedfertigen aus Mekka stehen. Genau das spiegelt sich eben auch in der Realität heute wieder.

Das der Islam vor hunderten von Jahren dem Christentum in wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Sicht überlegen war, ist unbestritten. Genauso ist aber unbestritten, dass sich das geändert hat. Das Christentum ist seiner Macht beraubt worden und christliche Gesellschaften wurden säkularisiert. Der Islam dagegen zwängt die ihm folgenden Gesellschaften überall in autokratische Herrschaftssysteme. Die Anpassungsfähigkeit des Islam hat sich in dogmatisches Festhalten an überlieferten Riten gewandelt. Damit ist er hochattraktiv für Menschen die eine sicheren Alternative zu rationalen westlichen Gesellschaften suchen, aber genau darin spaltet er die Welt wiedermal.

Es hilft nichts zu beklagen, wie gut der Islam eigentlich sein könnte. Das erinnert mich ehrlich gesagt an Leute die darüber schwadronieren dass dem Kommunismus eigentlich ein guter Gedanke zugrunde liegt. Es geht aber nicht um den "guten Gedanken", sondern darum was in der Realität daraus wird. Da muss mal leider festhalten, dass Islam NICHT für Demokratie steht, er steht NICHT für individuelle Freiheit, er steht NICHT für Gleichberechtigung und er steht auch NICHT für Toleranz gegenüber Anders- oder Ungläubigen. Das ist leider alles die reale Auswirkung der islamischen Glaubenslehre. Das das alles nicht so gemeint ist, mag sein, ist aber leider irrelevant.
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Re: Terroranschläge auf Sri Lanka

Beitrag von Skeptiker »

al-Faylasuf hat geschrieben:(24 Apr 2019, 13:41)
Zur Lösung:

Ich würde dies ganze auf einer höheren Ebene und in einem größeren Zusammenhang stellen. Will die Religion an sich überhaupt eine Berechtigung heute haben, hat sie wesentliche Antworten in genau jenen Punkten zu liefern, in denen uns unsere Rationalität und unsere Vernunft, die wir bis zum Exzess getrieben haben, und die von den Vertretern der Postmoderne auf unterschiedlichsten Ebenen kritisiert wurden.
Wir betreiben Rationalität und Vernunft nicht bis zum Exzess! Im Gegenteil. Diejenigen die Du als "Postmoderne" beschreibst, sind in meinen Augen nichts weiter als sich vollkommen überschätzende Plauderer, die mit weltfremden Thesen als Unterstützer eines politischen Kultes agieren.
al-Faylasuf hat geschrieben:(24 Apr 2019, 13:41)
Und der Islamismus ist deswegen gescheitert, egal wie lautstark und gewalttätig er sich äußert, weil er wesentliche Fragen gar nicht behandelt hat. Wozu Offenbarung? Was könnte Gerechtigkeit sein? Wie kann man die Welt besser machen? Und so weiter. Hier gibt es übrigens erstaunliche Parallelen zu den evangelikalen Fundamentalisten, die sich ebenso wenig mit Gerechtigkeits-, Gleichheits, fairer Handel oder Umweltfragen befassen.
Der Islamismus ist leider noch nicht gescheitert. Die islamische Welt wird immer konservativer. Sie wird immer mehr zu einer Gegenwelt, attraktiv für alle, die mit Rationalität nichts anfangen können.
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Re: Terroranschläge auf Sri Lanka

Beitrag von DarkLightbringer »

Skeptiker hat geschrieben:(23 Apr 2019, 09:17)

Keine Ahnung wie stark der Religionsbezug bei Christchurch war. Ich will den garnicht leugnen, aber ich sehe durchaus einen Unterschied darin einen Hass auf Muslime zu haben - aus den wildesten Motiven heraus, oder ob Gruppierungen öffentlich und eindeutig sich in ihrem Fanatismus auf ihre heilige Schrift berufen, bestärkt durch religiöse Hassprediger. Letzteres ist bei radikalislamistischen Gruppierungen ja der Fall. Hat Tarrent etwa erklärt die Bibel oder sein Glaube hat ihn zu den Taten getrieben?
Sorry, ich finde den Vergleich eher an den Haaren herbeigezogen. Jeden religös motivierte Hass gilt es zu bekämpfen. Die Motivlage bei rechten Spinnern und islamistischen Kämpfern - beides Terroristen - scheint da doch ein paar Unterschiede aufzuweisen.
Tarrent und Breivik sehen sich als eine Art von Tempelrittern, als Speerspitze eines Kreuzzuges.
Die Extremisten auf der anderen Seite akzeptieren das auch so, das sitzt man sozusagen im selben Kino und schaut sich den selben Film an. Nur sehen letztere den Westen insgesamt als Kreuzzügler, die nicht nur zufällig Christen seien. Da ist man als Nicht-Extremist und Demokrat ein paar hundert Jahre weiter und sieht einen ganz anderen Film.
DarkLightbringer, das waren keine Terroristen die "quasi zufällig" auch Moslems waren. Es sollte Dir doch klar sein, dass ihr Glaube kausal mit ihren Taten in Verbindung steht. Nochmal, es handelt sich um Anhänger eine radikalislamistischen Gruppierung. Sorry, aber da gehört schon ein besonderer Grad der Realitätsverweigerung dazu dort keine Kausalitäten zu erkennen.
Es handelt sich um Terroristen, die von Zivilisten zu unterscheiden sind. Die Genfer Konvention verlangt zwingend einen humanen Umgang mit Zivilisten, gleich welchen Glaubens.
Wir befinden uns in einer Realität des 21. Jahrhunderts, nicht in der des 15. Jahrhunderts.
Über die Orthodoxie brauchst Du mir nichts zu erklären, ich bin mit einer orthodoxen Christin verheiratet. Kiew ist die Wiege Russlands und die Russen und die Ostukrainer weisen weder signifikante religiöse noch enthnische Unterschiede auf. Das werte ich als reine Vernebelung. Der Zusammenhang ist schlicht unsinnig.
Meine Empfehlung an die Frau Gemahlin.

Es gibt gewisse Ansichten über Groß-, Klein-, Alt- oder Neurussland, das nähert sich ja fast schon den nahöstlichen Leidenschaften. Nach internationaler Auffassung aber ist die Ukraine nicht Russland, so wenig wie Österreich zum Deutschen Reich gehört. Ja, es gibt russophone Ukrainer, es gibt auch frankophone Kanadier.
Seit dem Krieg driften Ukrainer und russische Nachbarn auch immer mehr auseinander, gerade, was etwa die Geschichtspolitik angeht.
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Re: Terroranschläge auf Sri Lanka

Beitrag von TheManFromDownUnder »

Skeptiker hat geschrieben:(24 Apr 2019, 12:53)

Ich habe dafür kein Patentrezept. Vielleicht ist es ein langsamer Modernisierungsprozess von oben. Da müßten dann aber auch Staaten wir Saudi-Arabien mitspielen.

Gäbe es auch den Willen zur Modernisierung nicht, dann läuft für mich alles auf einen großen Konflikt zu, der begründet ist auf den zwei unterschiedlichen Weltvorstellungen Modernität und Rationalismus und auf der anderen Seite Spiritualität und Dogmatismus. So wie im Rechts-/Linksschema sich die Gräben aber immer weiter vertiefen, sehe ich auch bei den Weltvorstellungen keinen Trend zur Annäherung.
Das Problem ist das Staaten wie Saudi Arabien an einem Modernisierungsprozess sehr wenig Interesse haben, da das dortige System (die absolute Monarchie) sich selbst in Frage stellen muesste.

Darueberhinaus sehe ich in moslemischen Laendern eine Abkehr von Liberalitaet und Pluralismus und eine Zuwendung zum Konservatismus und Fundamentalismus. Als Beispiel nenne ich Malaysia. Als ich dort lebte und arbeitete waren die Ueberzahl der Frauen nicht verschleiert, man traf in den Pubs viele Malay Moslems die auch mal ein Bier tranken. Religion wenn auch staatlich gefoerdert war mehr Privatsache und Fundamentalismus als rueckstaendig und weltfremd verpoent. Heutzutage tragen fast die Haelfte der Moslema die locale Version des Hijab und kein Make Up. Die oestlichen Bundesstaaten haben Sharia eingefuehrt und die Religionspolizei kontrolliert junge Moslems in den Pubs und Restaurants. Das gleiche passiert in Indonesien. Die Provinz Aceh in Indonesien hat Sharia law. Alkohol und Tanzverbot. Auch in Jakarta sieht man immer mehr Frauen im traditionellen Moslem Gewand.

Leider ist es so wie du schreibst. Die Graeben vertiefen sich immer mehr.
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Re: Terroranschläge auf Sri Lanka

Beitrag von TheManFromDownUnder »

Skeptiker hat geschrieben:(24 Apr 2019, 23:41)



Der Islamismus ist leider noch nicht gescheitert. Die islamische Welt wird immer konservativer. Sie wird immer mehr zu einer Gegenwelt, attraktiv für alle, die mit Rationalität nichts anfangen können.
Was ich in meinem vorstehenden Posting bestaetigte.

Und was ist das fuer eine Rationalitaet?

https://www.news.com.au/world/asia/preg ... 47f786f458
Pregnant wife of Sri Lanka bomber detonates suicide vest during raids, killing her children and three police officers
Man muss sich das vor Augen fuehren. Unvorstellbar, solch ein Fanatismus wenn eine Mutter, die ihre Kinder schuetzen soll diese in die Luft sprengt!

Und die Sri Lanka Terroristen waren alles keine missverstandene, unterdrueckte arme Moslems ohne Perspektive! Im Gegenteil. Sie kamen aus reichen Familien, hatten eine gute Ausbildung inklusive in auslaendischen Universitaeten>
At the centre of the plot that has devastated the peaceful Southeast Asian nation are two brothers, according to reports. They were the sons of a rich spice merchant, and they lived in one of the most lavish mansions in their wealthy suburb in Colombo.
The mastermind of the suicide bomb plot is now believed to have been Inshaf Ibrahim, in his 30s, who owned a copper factory. He is said to have detonated his own explosive device at the Shangri-La hotel, by the busy breakfast buffet, a source close to the family told reporters.
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Re: Terroranschläge auf Sri Lanka

Beitrag von Adam Smith »

Nur wer sich gut mit dem Islam auskennt weiss was alles verkehrt läuft. Frauen laufen ohne Niqab rum. Schwule werden toleriert usw.

https://www-t--online-de.cdn.ampproject ... bend-.html
Das ist Kapitalismus:

Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
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al-Faylasuf
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Re: Terroranschläge auf Sri Lanka

Beitrag von al-Faylasuf »

Skeptiker hat geschrieben:(24 Apr 2019, 22:56)

Ich bin weder Islamwissenschaftler noch humanistischer Philosoph, aber so wie sich der Faschismus auf rechter Ideologie begründet und der Linksextremismus auf linker Ideologie aufbaut, so fußt der Islamismus nunmal auf dem Islam. Natürlich befiehlt der Koran keine Selbstmordattentate, aber offensichtlich legen diverse Koranferse brutale Abgrenzung zu Anders- oder Ungläubigen nahe. Dadurch wird es der Interpretation durch den jeweiligen Zeitgeist überlassen, wie sich diese in der Realität äußert. Dass Moslems nahezu überall auf der Welt eine kaum oder schwer zu integrierende Gruppe bilden, ist in meinen Augen durch eben diese Verse begründet. Die islamische Glaubenslehre und -praktik zieht nunmal einen scharfen Schnitt in der Gesellschaft, indem sie wie keine andere mir bekannte Religion die Menschen in Gläubige und Ungläubige einteilt. Es ist damit nicht akzeptabel die extremistischen Auswüchse diese auf dem Koran aufbauenden Lehre vom Islam abzukoppeln.Es mag sein, dass dem Islam ursprünglich die Philosophie der Mäßigung nahestand. Leider folgte der Phase aus Mekka die Phase in Medina, wodurch für die islamischen Rechtsgelehrten die kriegerischen Verse aus Medina über den friedfertigen aus Mekka stehen. Genau das spiegelt sich eben auch in der Realität heute wieder.


Das der Islam vor hunderten von Jahren dem Christentum in wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Sicht überlegen war, ist unbestritten. Genauso ist aber unbestritten, dass sich das geändert hat. Das Christentum ist seiner Macht beraubt worden und christliche Gesellschaften wurden säkularisiert. Der Islam dagegen zwängt die ihm folgenden Gesellschaften überall in autokratische Herrschaftssysteme. Die Anpassungsfähigkeit des Islam hat sich in dogmatisches Festhalten an überlieferten Riten gewandelt. Damit ist er hochattraktiv für Menschen die eine sicheren Alternative zu rationalen westlichen Gesellschaften suchen, aber genau darin spaltet er die Welt wiedermal.

Es hilft nichts zu beklagen, wie gut der Islam eigentlich sein könnte. Das erinnert mich ehrlich gesagt an Leute die darüber schwadronieren dass dem Kommunismus eigentlich ein guter Gedanke zugrunde liegt. Es geht aber nicht um den "guten Gedanken", sondern darum was in der Realität daraus wird. Da muss mal leider festhalten, dass Islam NICHT für Demokratie steht, er steht NICHT für individuelle Freiheit, er steht NICHT für Gleichberechtigung und er steht auch NICHT für Toleranz gegenüber Anders- oder Ungläubigen. Das ist leider alles die reale Auswirkung der islamischen Glaubenslehre. Das das alles nicht so gemeint ist, mag sein, ist aber leider irrelevant.

Ich beginne mit Deinem Hinweis, auf die von dir angesprochene "Überlegenheit des Islams gegenüber dem Christentum in gesellschaftlicher und wissenschaftlicher Sicht". Um den Islam historisch richtig einschätzen zu können, muss man ihn als das betrachten, was er als Projekt gewesen ist: Eine Reformation im 7. Jahrhundert. Auf diesen Punkt komme ich noch zu sprechen. Und um den Koran richtig verstehen zu können, muss man auch die dort benutzte Sprache im Kontext der damaligen Gesellschaft verstehen. Der Begriff des "Kafir" bsp. Das Wort bedeutet "jene, welche die Wahrheit verdecken oder verleugnen". Gemeint ist explizit die mekkanische Elite, denen vorgeworfen wird, die Wahrheit zwar als solche erkannt, jedoch aus "niederen Beweggründen" (ökonomischen Erwägungen) verworfen zu haben. Der Begriff des "Kafir" existierte bereits im vorislamischen Arabien und wurde immer dann gebraucht, wenn jemand eben "die Wahrheit verdeckte". Ein klassisches Beispiel hier ist das Verschweigen einer guten Tat, die einem von Ibn X wiederfahren ist (weil er vielleicht mit Ibn X im im Clinch lag und er sich in seiner Ehre gekränkt gefühlt hätte, eine Wohltat von ihm öffentlich zu erwähnen).

Doch an dieser Stelle sei ein für das richtige Verständnis wichtigen Fakt hingewiesen: Bis in die jüngste Geschichte hinein haben die Muslime den Koran nie als eine Art Gesetzestext verstanden. Er diente der Liturgie. Der Durchschnittsmuslim käme früher nie auf den Gedanken, selbst aus Koranvers x oder Hadith y wie eine Gebrauchsanweisung selbst auszulegen. Dafür gab es Spezialisten und Experten, Leute, die das gründlich studiert hatten. Und da es nicht "die Auslegung" gab, war die Vielfalt innerhalb der islamischen Welt ein daraus folgendes Ergebnis. Der Begriff "Zeitgeist", den Du gebrauchst, ist übrigens ein weiterer moderner Aspekt des Islamismus.
Übrigens: Die Ansicht, dass die medinensischen Suren die mekkanischen irgendwie außer Kraft setzen würden, ist ja lediglich eine Interpretation. Problematisch in der heutigen Debatte ist, dass man strikte Koranauslegungen wie bsp. die von Ibn Kathir, der glaubte, dass die Kriegsverse sämtliche toleranten und friedlichen Verse aufgehoben hätten, sozusagen als "die" Auslegung an sich betrachtet. Während man andere aus jener Zeit unbeachtet lässt, die bsp. das Prinzip der Abrogation an sich ablehnten. Und dies ebenso kuranisch begründeten. Die jeweiligen Auslegungen wurden jedoch stets nur auf "intellektuellem Niveau" ausgefochten. Damit will ich sagen, dass bsp. selbst ein Ibn Taimiyya zu seiner Zeit einfach nur ein Mann war, der wütende Manuskripte verfasste, die kaum ein Mensch las. In der Mitte des 18. Jahrhunderts, also 1.100 Jahre nach der prophetischen Zeit, konnte eine radikale Auslegung erstmals auch gesellschaftlich und politisch Fuß fassen. Doch war die islamische Welt damals eine andere als heute. So war das Osmanische Reich in der Lage, diesen ersten wahhabitischen Aufstand niederzuschlagen (ebenso wie den zweiten 100 Jahre später). Doch heute haben wir gänzlich andere Zeiten, und genau in unserer Moderne sind die Ursachen für die Ausbreitung des radikalen Islams zu suchen. Einige der Parallelen sowohl in der Philosophie als auch in den Methoden zwischen totalitären säkularen Ideologien und Islamismus führte ich ja bereits auf.

Der Koran diente wie bereits gesagt eher der Liturgie. Und ein Hafiz, also jemand, der den Koran auswendig lernt - musste traditionell alle 14 Lesarten des Korans kennen. Diesen Aspekt "Lesart" werde ich in einem kurzen Beitrag hinterher anhand eines kleinen Beispiels aufzeigen. Die Pointe ist jedenfalls, das diese Lesarten, die ja genuin islamisch verankert sind, Interpretationen und Auslegungen beinhalten, bevor der klassische Korankommentator überhaupt mit seiner eigenen Auslegung beginnt. Hier ist auch ein weiterer moderner - nicht authentischer - Aspekt der islamistischen Auslegung. Der Salafist kennt NUR eine Lesart. Und das ist einer von vielen klassischen Tabubrüchen mit einer über 1.000 jährigen islamsichen Tradition (und wir reden hier noch von den Basics, nicht von vertieftem Wissen)

Der Punkt ist ja folgender: Wäre die radikale, salafistische Auslegung, wie wir sie heute vielerorts sehen, die Konsequenz aus dem Islam, dann hätte sich so etwas wie religiöse Vielfalt, empirische Wissenschaft, Kultur, Musik, Philosophie, Rationalismus und so weiter innerhalb der islamischen Welt nicht nur nicht entwickeln können - es wäre wohl auch nie zu diesem enormen Wissenstransfer vom Orient zum Okzident gekommen.
Ich zeige Dir das mal ein einigen Beispielen:

Jedem (und ich meine hier jedem) Salafisten ist folgender Hadith bekannt:
Hütet euch vor Neuerungen, denn jede Neuerung ist eine Erfindung, und jede Erfindung leitet in die Irre, und jede Irre leitet ins Feuer.
Auf dieser untersten Ebene betrachtet hast Du natürlich Recht. Solche (und andere) Aussagen sind die Wurzeln des Problems. Doch hier zeigt sich das Problem mit fehlendem Fachwissen. Denn ebenfalls zu den Basics gehört, dass bsp. diese Aussage einen klassichen fall von "Takhsis al-amm" darstellt: Ein in der Rechtslehre häufiges Verfahren, wonach allgemeingültige Aussage eingeschränkt werden, um den Widerspruch mit einem anderen notwendigen Grundsatz zu vermeiden. Gemäß einer anderen Überlieferung sagte Muhammad (s.) bsp.: „Wer im Islam einen guten Brauch einführt, nach dem gehandelt wird, für den wird der gleiche Lohn aufgeschrieben sein wie für die, die danach handeln …“

Tatsächlich kennt die islamische Rechtslehre fünf Kategorien von Neuerungen -Verpflichtende, Empfohlene, Zulässige/Neutrale, Anstöße und Verbotene. Es ist übrigens symptomatisch, dass bsp. ein klassischer Gelehrter wie al-Salam (gest. 1262) unter "Verbotene Neuerungen" Dinge aufführte wie das Erheben von unrechtmäßigen Steuern oder die Vergabe von Richterämtern an Personen, die nicht dazu qualifiziert und geeignet sind. Und nicht etwa hanebüchene Dinge wie etwa Musik.

Ich gehe nochmal auf den Punkt der Säkularisierung und in Verbindung mit Reformation und Aufklärung, die sich im christlichen Europa vollzog. In der islamischen Welt vollzog sich ein anderer Lauf der Geschichte, die keine Veranlassung bot, dass sich ein dermaßen turbulenter und blutiger Prozess wie in Europa vollzog. Die Reformation richtete sich ja gegen bestimmte dogmatische Praxen und Einstellungen den Kirche, die ohnehin der Islam ja genauso sieht. Der Islam versteht sich ja selbst als eine Reformation des 7. Jahrhunderts. Und auch die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Voraussetzungen für Revolutionen waren nicht gegeben. Denn es gab innerhalb der islamischen Welt der Vormoderne nicht diese strikte Klasseneinteilung und eine weit geringere Schere zwischen Arm und Reich als in Europa, wo die Entwicklung des Handels und der Stellung und Einfluss des Kaufmanns an sich ja in der Islamischen Welt von vornherein gegeben war. Man wusste schon sehr früh in der islamischen Welt, dass Geld nicht einfach nur in reichen Schlössern gehortet werden muss, sondern zirkulieren muss. Die traditionelle Institution des Waqf - dem englischen Trust vergleichbar - war dahingehend eine ziemlich clevere Institution. Suppenküchen, Krankenhäusern und so weiter waren öffentliches Gut, gestiftet von reichen Händlern, Adeligen.
Daneben war auf allen anderen Ebenen. Philosophisch, Wissenschaftlich, Theologisch bsp. immer ein Nebeneinander von Ideen - keine Hegelsche Dialektik, diese war auf die islamiche Welt nicht anwendbar.
„Wir sollten keine Scham empfinden, die Wahrheit anzuerkennen und sie zu verarbeiten, selbst wenn sie von früheren Geschlechtern und fremden Völkern kommt." (al-Kindi, gest. 873)
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Re: Terroranschläge auf Sri Lanka

Beitrag von TheManFromDownUnder »

Um ehrlich zu sein, ich hoere auf nach 5 Zeilen was du schreibst.

Es ist WischiWaschi und erklaert in keener Hinsicht den politischen Islam, den faschistichen, radikalen Islam der die Grundlage fuer Hass und Massenmord ist. Deine Ausfuehrungen wie
Tatsächlich kennt die islamische Rechtslehre fünf Kategorien von Neuerungen -Verpflichtende, Empfohlene, Zulässige/Neutrale, Anstöße und Verbotene.
keinerlei ERklaerung fuer Sharia und deren unmenschlichen Folgen fuer die die unter diesem religioesem "Unrecht" Leben muessen.

Deine gutgemeinten Auslegungen erklaeren nicht wie Familienvaeter in priveligierter Situation, wie geschehen in Sri Lanka, zu Massenmoerder werden. Es erklaert nicht wie eine schwangere Frau sich inclusive ihrem ungeborenen Kind und drei Kindern im Namen Allahs in die Luft sprengt.

Eine solcher Perversion der Menschlichkeit mit religioesen Theorien erklaeren zu wollen ist unmoeglich. Wie kann man einen Glauben respektieren der solche Monster hervorbringt.

Sorry you lost me mit all deinem theologischen Geschwafel
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über Lesarten

Beitrag von al-Faylasuf »

Ich gehe kurz auf den Aspekt "Lesart" des Korans ein (Qirāʾāt).

Ich werde dieses Thema hier nicht detailliert bearbeiten, dazu bräuchte es einen eigenen Thread. Die Expertise und das Wissen dazu habe ich zwar, doch eigentlich habe ich mich eher angemeldet, um über Themen zu diskutieren, die Skeptiker und ich lediglich in einem kurzen Absatz hier erwähnten, Rationalismus in der Moderne, postmoderne Philosophie und so weiter. Aber sofern es zu einem besseren Verständnis des Problems beitragen kann:

Ich zitiere an dieser Stelle mal einen Koranvers (3:7)
Er ist es, der das Buch auf dich herabgesandt hat. Einige seiner Verse sind eindeutig – sie sind die Mutter des Buches –, andere sind mehrdeutig. Doch diejenigen, die in ihrem Herzen verirren, folgen dem, was darin mehrdeutig ist, um Zweifel zu erwecken und um es (nach ihrer Weise) zu deuten. Doch nur Gott kennt dessen Deutung. Und diejenigen, die im Wissen fest gegründet sind, sagen: „wir glauben daran. Alles kommt von unsrem Herrn.

Der Koran selbst sagt also aus, dass er Verse enthält, die mehrdeutig sind (der arabische Begriff der Mehrdeutigkeit beinhaltet die allegorische Auslegung, d.h. dass Erzählungen als metaphorische Gleichnisse aufzufassen sind). Der wesentliche Punkt in Bezug auf "Lesarten" ist die folgende Aussage:

"Doch nur Gott kennt dessen Deutung. Und diejenigen, die im Wissen fest begründet sind, sagen..."

Nach einer Lesart kommt hinter dem Wort Deutung kein Punkt. Ich kenne das noch aus der Disziplin des "Tajwid", das ist eine Art koranische Grammatik. Setzt man keinen Punkt, ergibt sich daraus eine völlig andere Interpretation, nämlich dass die wahre Deutung der mehrdeutigen Verse nur Gott UND die im Wissen fest begründeten Leute kennen. Der große Rationalist Ibn Rushd - der gleichzeitig Rechtsgelehrter war - führte diese Lesart in seiner "Maßgebliche Abhandlung" aus, und verwies ebenso darauf, dass für ihn die Philosophen - nicht die Theologen - jene waren, die im Wissen fest begründet sind.

Wie dem auch sei, der Punkt ist, dass in der islamischen Tradition alleine auf der Ebene der unterschiedlichen Lesarten unterschiedliche Auslegungen gleichzeitig richtig sein konnten. Ein ebenso wichtiges traditionelles Prinzip war der sogenannte "adab al-Ikhtilaf" - die Ethik der Meinungsverschiedenheit. Und so weiter.



@ The Man from Downunder


Ich denke, Du hast mich missverstanden. Meine Ausführungen zeigen lediglich auf, dass man in der islamischen Tradition vergeblich danach sucht, um den Islamismus, erst recht in seinen terroristischen Ausprägungen zu verstehen.
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Wolverine
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Re: über Lesarten

Beitrag von Wolverine »

al-Faylasuf hat geschrieben:(25 Apr 2019, 11:46)

Ich gehe kurz auf den Aspekt "Lesart" des Korans ein (Qirāʾāt).

Ich werde dieses Thema hier nicht detailliert bearbeiten, dazu bräuchte es einen eigenen Thread. Die Expertise und das Wissen dazu habe ich zwar, doch eigentlich habe ich mich eher angemeldet, um über Themen zu diskutieren, die Skeptiker und ich lediglich in einem kurzen Absatz hier erwähnten, Rationalismus in der Moderne, postmoderne Philosophie und so weiter. Aber sofern es zu einem besseren Verständnis des Problems beitragen kann:

Ich zitiere an dieser Stelle mal einen Koranvers (3:7)




Der Koran selbst sagt also aus, dass er Verse enthält, die mehrdeutig sind (der arabische Begriff der Mehrdeutigkeit beinhaltet die allegorische Auslegung, d.h. dass Erzählungen als metaphorische Gleichnisse aufzufassen sind). Der wesentliche Punkt in Bezug auf "Lesarten" ist die folgende Aussage:

"Doch nur Gott kennt dessen Deutung. Und diejenigen, die im Wissen fest begründet sind, sagen..."

Nach einer Lesart kommt hinter dem Wort Deutung kein Punkt. Ich kenne das noch aus der Disziplin des "Tajwid", das ist eine Art koranische Grammatik. Setzt man keinen Punkt, ergibt sich daraus eine völlig andere Interpretation, nämlich dass die wahre Deutung der mehrdeutigen Verse nur Gott UND die im Wissen fest begründeten Leute kennen. Der große Rationalist Ibn Rushd - der gleichzeitig Rechtsgelehrter war - führte diese Lesart in seiner "Maßgebliche Abhandlung" aus, und verwies ebenso darauf, dass für ihn die Philosophen - nicht die Theologen - jene waren, die im Wissen fest begründet sind.

Wie dem auch sei, der Punkt ist, dass in der islamischen Tradition alleine auf der Ebene der unterschiedlichen Lesarten unterschiedliche Auslegungen gleichzeitig richtig sein konnten. Ein ebenso wichtiges traditionelles Prinzip war der sogenannte "adab al-Ikhtilaf" - die Ethik der Meinungsverschiedenheit. Und so weiter.



@ The Man from Downunder


Ich denke, Du hast mich missverstanden. Meine Ausführungen zeigen lediglich auf, dass man in der islamischen Tradition vergeblich danach sucht, um den Islamismus, erst recht in seinen terroristischen Ausprägungen zu verstehen.
Deine Beiträge sind fundiert und auf Fakten und sehr viel Kenntnis über den Islam gestützt. Das gefällt mir. :D
Vor allem gefällt mir, dass Du nicht versuchst die heutige Auffassung von Islamisten zu negieren. Das ist realistisch und tut dem Thread gut. Ich halte Deine Sachkenntnis für eine Bereicherung. Allerdings sind deine Beiträge manchmal ein bisschen zu lang. Aber dennoch lesenswert und interessant.

Dein letzter Satz bringt es auf den Punkt.
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Re: über Lesarten

Beitrag von DarkLightbringer »

Wolverine hat geschrieben:(25 Apr 2019, 11:53)

Deine Beiträge sind fundiert und auf Fakten und sehr viel Kenntnis über den Islam gestützt. Das gefällt mir. :D
Vor allem gefällt mir, dass Du nicht versuchst die heutige Auffassung von Islamisten zu negieren. Das ist realistisch und tut dem Thread gut. Ich halte Deine Sachkenntnis für eine Bereicherung. Allerdings sind deine Beiträge manchmal ein bisschen zu lang. Aber dennoch lesenswert und interessant.

Dein letzter Satz bringt es auf den Punkt.
Diesem Statement schließe ich mich an. ;)
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Re: über Lesarten

Beitrag von Wolverine »

DarkLightbringer hat geschrieben:(25 Apr 2019, 11:59)

Diesem Statement schließe ich mich an. ;)
Das freut mich. :thumbup:
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Re: über Lesarten

Beitrag von Orbiter1 »

al-Faylasuf hat geschrieben:(25 Apr 2019, 11:46)

Meine Ausführungen zeigen lediglich auf, dass man in der islamischen Tradition vergeblich danach sucht, um den Islamismus, erst recht in seinen terroristischen Ausprägungen zu verstehen.
Der Islamismus, erst recht mit seinen terroristischen Ausprägungen hat also mit dem Islam eigentlich nichts zu tun, jedenfalls kann er sich nicht auf eine entsprechende islamische Tradition berufen. Erklär doch bitte mal wieso es zwar 1,8 Mrd. Moslems gibt, aber soweit mir bekannt keinen einzigen muslimischen Nobelpreisträger in den Naturwissenschaften. Oder Gründer inzwischen großer Technologieunternehmen. In meiner Wahrnehmung sind reiche Moslems, die es auch in großer Anzahl gibt, nur durch den Besitz und Verkauf von Rohstoffen oder durch Handel reich geworden. Das sieht bei den grob geschätzten 20 Mio Juden die es auf der Welt gibt ganz anders aus. Da wimmelt es nur so vor Nobelpreisträgern, Erfindern, Gründern von Start-Up Unternehmen, usw. Der Islam war ja im Mittelalter zweifellos führend in den Wissenschaften, nichts mehr ist davon übrig geblieben. Und offenbar gibt es auch kein Interesse daran anzuknüpfen, jedenfalls nehme ich nicht wahr dass es in diese Richtung gehen soll.
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Re: Terroranschläge auf Sri Lanka

Beitrag von al-Faylasuf »

Ich versuche mich, künftig so kurz wie möglich zu fassen :-)


Ich würde als einen von mehreren Faktoren erwähnen, die vielleicht die Ausbreitung des Extremismus z.T. erklären können. Ich würde dies mit der Ebene der "persönlichen Lebenserfahrung" verknüpfen, auf welcher ja "Man from Down Under" schreibt, z.B. durch seine Erlebnisse der von ihm besuchten muslimischen Länder und einem "Damals/heute"-Vergleich. Welche sich übrigens mit meinen eigenen Erfahrungen deckt.

Der Faktor, auf den ich anspiele, ist der Sufismus. Wenn man sich die jeweiligen Auslegungen/Ausprägungen innerhalb des islamischen Spektrums als eine Grafik vorstellen würde, dann sähe man, dass der Aufstieg des Salafismus mit dem Schwinden des Sufismus konform geht. Der Otto-Normal-Deutsche stellt sich unter Sufismus meistens irgendwelche exotischen, sich im Kreis wild drehende Derwische, die ihre Mystik deutschen oder russischen Touristen in Konya, Türkei, zur Schau stellen. Tatsächlich war über nahezu die gesamte islamische Geschichte hindurch der Sufismus das Herz des Islams und keine marginale Randerscheinung. Die Sufis - und nahezu alle klassischen Rechtsgelehrten gehörten selbst irgendeiner sufischen Ausprägung an - waren sozusagen die Instanz, die für Dinge wie Ethik standen. Sie legten den Schwerpunkt auf die Reinigung des Herzens, und dazu gehörten dinge wie Selbsthinterfragung (tust Du Gutes nur, damit Du von der Gesellschaft anerkannt wirst?) oder Selbstdisziplin (freiwilliges Fasten, Nachtgebete) gehörten zu den Methoden. Da ich mit genau diesem Ansatz - der ja auch innerhalb des Mainstream-Islams überall im unterschiedlichem Maße vorhanden war/ist - auch aufgewachsen war, erkannte ich bsp., als ich mir das erste Mal Star Wars anschaute, in dem alten Obi Wan Kenobi den klassischen Sufi-Meister (auch dank seiner Kleidung), der eine Art spirituelle Ritterlichkeit darstellte. Die Sufis waren ja keineswegs pazifistisch. Zu den von mir erwähnten und von den Sufis empfohlenen Methoden der Reinigung des Herzens gehörte auch die Murabata - der freiwillige Dienst als Wächter in einer Grenzbefestigung.

Hier komme ich wieder zu dem Punkt, dem "theologischen Geschwafel". Den Sufismus, so wie er sich über Jahrhunderte entwickelte gab es ebensowenig wie die Rechtsschulen zur Zeit des Propheten. Hier kommen wieder die Salafisten im Spiel, die sagen, dass alles, was nach dem Propheten kam, eine nichtislamische Neuerung sei. Also auch die Sufis. Erst jüngst wurde wieder ein sufischer Sänger in Pakistan ermordet.

An dieser Stelle möchte ich auf einen wichtigen Punkt hinweisen: Das Aufzeigen all der nicht-islamischen und modernen Elemente der islamistischen Ideologie zielt nicht darauf ab, den Islam hier irgendwem als "Gar nicht so schlimm wie man glaubt" verkaufen zu wollen. Die Argumente richten sich primär an Muslime selbst, und ich schreibe das gleiche in meinen jeweiligen Diskussionen mit Muslimen. Dass ich einen Namen trage, der aus dem Land der Berber stammt, erleichtert mir da sicherlich den Zugang :-)
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Re: über Lesarten

Beitrag von Adam Smith »

Die Jedis dürften sehr viel mit den Shaolin gemeinsam haben.

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Shaolin

Des Weiteren achtet man bei den heutigen chinesischen Soldaten auf ein identisches Aussehen bei Paraden.
Das ist Kapitalismus:

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Re: über Lesarten

Beitrag von al-Faylasuf »

Orbiter1 hat geschrieben:(25 Apr 2019, 12:26)

Der Islamismus, erst recht mit seinen terroristischen Ausprägungen hat also mit dem Islam eigentlich nichts zu tun, jedenfalls kann er sich nicht auf eine entsprechende islamische Tradition berufen. Erklär doch bitte mal wieso es zwar 1,8 Mrd. Moslems gibt, aber soweit mir bekannt keinen einzigen muslimischen Nobelpreisträger in den Naturwissenschaften. Oder Gründer inzwischen großer Technologieunternehmen. In meiner Wahrnehmung sind reiche Moslems, die es auch in großer Anzahl gibt, nur durch den Besitz und Verkauf von Rohstoffen oder durch Handel reich geworden. Das sieht bei den grob geschätzten 20 Mio Juden die es auf der Welt gibt ganz anders aus. Da wimmelt es nur so vor Nobelpreisträgern, Erfindern, Gründern von Start-Up Unternehmen, usw. Der Islam war ja im Mittelalter zweifellos führend in den Wissenschaften, nichts mehr ist davon übrig geblieben. Und offenbar gibt es auch kein Interesse daran anzuknüpfen, jedenfalls nehme ich nicht wahr dass es in diese Richtung gehen soll.

Du hast es ja selbst angeschnitten, in deinem Satz "Der Islam war ja im Mittelalter zweifellos führend in den Wissenschaften, nichts mehr ist davon übrig geblieben". Dieses "führend" erstreckte sich ja über einen langen Zeitraum, wir sprechen hier von mehreren Jahrhunderten. Und auch, als die islamische Welt sagen wir im Zeit der europäischen Rennaissance stagnierte, tat sie das auf hohem Niveau. Um mich hier kurz zu fassen, da es in den Bereich "Geschichte" und nicht "Religion" gehört, den allmählichen Niedergang (politisch, wirtschaftlich, intellektuell usw.) geht einher mit dem Aufstieg Europas. Forschung und Wissenschaft muss man sich leisten können. Die islamische Welt war nach all den Entdeckungen der europäischen Seefahrer letztlich als Wirtschaftspartner Europas irgendwann nur einer unter vielen. Man brauchte die Türken und Araber nicht mehr als Zwischenhändler nach China und Indien. Die "Weltkapitale", also globale Finanz- und Umschlagplätze wie Meddeb schreibt, wanderte immer weiter weg von der islamischen Welt. Amsterdam, London, New York - heute läuft das Wesentliche an der kalifornischen Westküste ab (weiter weg geht's nicht mehr :-) Und die arabische wie auch osmanische Welt lag ja wirtschaftlich im 20. Jahrhundert völlig nieder. Arabische Golfstaaten mögen zwar äußerst schnell und ohne eigene intellektuelle Verdienste zu Reichtum gekommen sein, aber schneller Reichtum heißt nicht, dass man die Fähigkeit erworben hätte - und die naturwissenschaftliche Spezialisierung ist diesem Ausmaß ist im europäischen und angelsächsischen Raum entstanden -, das Geld auch sinnvoll einzusetzen. Neulich sah ich eine Dokumentation über die größte Falken-Klinik/Sanatorium der Welt, die in den Emiraten sich befindet :-)
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Re: über Lesarten

Beitrag von Keoma »

Wolverine hat geschrieben:(25 Apr 2019, 11:53)

Deine Beiträge sind fundiert und auf Fakten und sehr viel Kenntnis über den Islam gestützt. Das gefällt mir. :D
Vor allem gefällt mir, dass Du nicht versuchst die heutige Auffassung von Islamisten zu negieren. Das ist realistisch und tut dem Thread gut. Ich halte Deine Sachkenntnis für eine Bereicherung. Allerdings sind deine Beiträge manchmal ein bisschen zu lang. Aber dennoch lesenswert und interessant.

Dein letzter Satz bringt es auf den Punkt.
Nur dass diese Beiträge mE hier nichts verloren haben.
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Re: über Lesarten

Beitrag von al-Faylasuf »

@ Adam Smith

Es gibt zahlreiche Darstellungen, in denen Ali - der im Sufismus als eine Art moralisches Musterbeispiel des spirituellen Kriegerst galt - mit einem in Flammen stehenden Schwert gezeigt wird. Erinnerte mich ziemlich an das Laserschwert. Und in Meister Yoda sieht der Kenner des Sufismus niemanden anders als die im Islam legendäre Gestalt des al-Chidr (übersetzt: der Grüne). Diese Person tritt in unterschiedlichen Episoden - u.a. auch im Koran selbst (in einer Episode aus der Erzählung von Moses) - als ein etwas schräger Mentor auf, der durch seine auf den ersten Blick nicht ganz nachvollziehbaren Taten tatsächlich den jeweiligen Protagonisten auf den "wahren Pfad" führt. Doch sind wir nun endgültig im Bereich "Popkultur" gelangt :-)
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Re: über Lesarten

Beitrag von al-Faylasuf »

Keoma hat geschrieben:(25 Apr 2019, 13:17)

Nur dass diese Beiträge mE hier nichts verloren haben.


würde man alle Beiträge aus den entsprechenden Threads löschen wollen, die mit dem eigentlichen Thema nichts zu tun haben, wäre ich sicherlich äußerst ungerne der jeweilige Mod, der dies durchzuführen hätte :-)
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Re: über Lesarten

Beitrag von Keoma »

al-Faylasuf hat geschrieben:(25 Apr 2019, 13:25)

würde man alle Beiträge aus den entsprechenden Threads löschen wollen, die mit dem eigentlichen Thema nichts zu tun haben, wäre ich sicherlich äußerst ungerne der jeweilige Mod, der dies durchzuführen hätte :-)
Touchè.
Trotzdem gehören sie ins Religionsforum.
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Re: über Lesarten

Beitrag von Adam Smith »

al-Faylasuf hat geschrieben:(25 Apr 2019, 13:21)

@ Adam Smith

Es gibt zahlreiche Darstellungen, in denen Ali - der im Sufismus als eine Art moralisches Musterbeispiel des spirituellen Kriegerst galt - mit einem in Flammen stehenden Schwert gezeigt wird. Erinnerte mich ziemlich an das Laserschwert. Und in Meister Yoda sieht der Kenner des Sufismus niemanden anders als die im Islam legendäre Gestalt des al-Chidr (übersetzt: der Grüne). Diese Person tritt in unterschiedlichen Episoden - u.a. auch im Koran selbst (in einer Episode aus der Erzählung von Moses) - als ein etwas schräger Mentor auf, der durch seine auf den ersten Blick nicht ganz nachvollziehbaren Taten tatsächlich den jeweiligen Protagonisten auf den "wahren Pfad" führt. Doch sind wir nun endgültig im Bereich "Popkultur" gelangt :-)
Du kannst auch nach chinesischen Martial Arts Filmen googeln. Die sind auch spirituell angehaucht.
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Re: Terroranschläge auf Sri Lanka

Beitrag von al-Faylasuf »

Und die Sri Lanka Terroristen waren alles keine missverstandene, unterdrueckte arme Moslems ohne Perspektive! Im Gegenteil. Sie kamen aus reichen Familien, hatten eine gute Ausbildung inklusive in auslaendischen Universitaeten (man from down under)
...Um auf das Thema zurückzukommen. Dieser Punkt ist bemerkenswert. Der klassische islamistische Extremist ist In der Regel ja keine Karrikatur eines neidischen, verständnislosen Dritt-Weltlers. In der Regel hat er einen Großteil oder zumindest einen Teil seines Lebens im Westen verbracht. Auch finden wir in den einschlägigen Biographien von Extremisten häufig eine in der Regel eher areligiöse Jugend, gefolgt von irgendeiner Krise hin zu einem Erweckungserlebnis. Und auf diesen Umstand habe ich u.a. auch hinweisen wollen. Anders gesagt: Eine aus Unsicherheit und Krisen geborene "Religiosität" führt zu einem anderen Ergebnis als eine Art spirituelle Erkenntnis als Ergebnis nach einer jahrelangen Sinnsuche. Man braucht sich ja nur anschauen, was für Leute vor sagen wir 50 bis 100 Jahren zum Islam konvierten (Leopold Weiß, Martin Lings, Pickthall, Isabelle Reinhardt etc.) und dann werfe man einen Blick auf Leute vom Kaliber eines Pierre Vogel.

Das von Dir gezeichnete Bild (muslimische Länder damals/heute) deckt sich auch mit meinen Erfahrungen. Auch wenn ich dies, zumindest konfrontiere ich gerne Muslime mit solchen Dingen, nicht mit einem höheren Ausmaß an Religiosität bezeichnen würde. Wenn bsp. der Konsumverbrauch in sagen wir Marokko (beliebig ausgewählt) in der Zeit des Ramadan durchschnittlich bis zu dreimal höher ist als sonst, bezweifle ich, dass dies mit dem Konzept "Fasten als Methode, das rechte Maß zu trainieren" im Entferntesten zu tun hat. Tatsächlich glaube ich, dass in der Welt womöglich mehr Atheisten im ethischen Sinne "islamischer" sind als viele Muslime selbst :-)
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Re: über Lesarten

Beitrag von Orbiter1 »

al-Faylasuf hat geschrieben:(25 Apr 2019, 13:15)Die "Weltkapitale", also globale Finanz- und Umschlagplätze wie Meddeb schreibt, wanderte immer weiter weg von der islamischen Welt. Amsterdam, London, New York - heute läuft das Wesentliche an der kalifornischen Westküste ab (weiter weg geht's nicht mehr :-) Und die arabische wie auch osmanische Welt lag ja wirtschaftlich im 20. Jahrhundert völlig nieder. Arabische Golfstaaten mögen zwar äußerst schnell und ohne eigene intellektuelle Verdienste zu Reichtum gekommen sein, aber schneller Reichtum heißt nicht, dass man die Fähigkeit erworben hätte - und die naturwissenschaftliche Spezialisierung ist diesem Ausmaß ist im europäischen und angelsächsischen Raum entstanden -, das Geld auch sinnvoll einzusetzen. Neulich sah ich eine Dokumentation über die größte Falken-Klinik/Sanatorium der Welt, die in den Emiraten sich befindet :-)
Das finde ich als Erklärung aber recht dünn. Auch China oder beispielsweise Südkorea lagen wirtschaftlich darnieder, sind aber inzwischen in den Naturwissenschaften ganz vorne mit dabei. Eine ganze Reihe islamischer Länder hat das Geld die großartigsten Universitäten der Welt zu bauen, die besten Professoren zu verpflichten und die klügsten der 1,8 Mrd islamischen Köpfe dort studieren zu lassen. Bessere Voraussetzungen gibt es doch gar nicht um in den Naturwissenschaften ganz nach vorne zu kommen. Und niemand in diesen reichen Ländern hat Interesse daran? Und das hat nichts mit dem Islam zu tun?
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Re: über Lesarten

Beitrag von relativ »

Orbiter1 hat geschrieben:(25 Apr 2019, 13:54)

Das finde ich als Erklärung aber recht dünn. Auch China oder beispielsweise Südkorea lagen wirtschaftlich darnieder, sind aber inzwischen in den Naturwissenschaften ganz vorne mit dabei. Eine ganze Reihe islamischer Länder hat das Geld die großartigsten Universitäten der Welt zu bauen, die besten Professoren zu verpflichten und die klügsten der 1,8 Mrd islamischen Köpfe dort studieren zu lassen. Bessere Voraussetzungen gibt es doch gar nicht um in den Naturwissenschaften ganz nach vorne zu kommen. Und niemand in diesen reichen Ländern hat Interesse daran? Und das hat nichts mit dem Islam zu tun?
Eben sondern mit den Machstrukturen. Denn fällt der Feind im Westen erstmal weg, wird sich der Fokus der meisten gebildeten dann gegen die eigenen Machtelite und deren Strukturen wenden. Dies wollen Alleinherrscher und Machtcliquen natürlich vermeiden.
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Re: über Lesarten

Beitrag von Orbiter1 »

relativ hat geschrieben:(25 Apr 2019, 14:01)

Eben sondern mit den Machstrukturen. Denn fällt der Feind im Westen erstmal weg, wird sich der Fokus der meisten gebildeten dann gegen die eigenen Machtelite und deren Strukturen wenden. Dies wollen Alleinherrscher und Machtcliquen natürlich vermeiden.
Auch den Erhalt der Machtstrukturen lass ich hier nicht als Ausrede gelten. China zeigt ja wie sich Machtstrukturen erhalten lassen und gleichzeitig das Vorantreiben von Technik und Naturwissenschaft möglich ist.
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Re: Terroranschläge auf Sri Lanka

Beitrag von al-Faylasuf »

Das liegt u.a. daran, dass sich die Geschichte im Fernen Osten eben anders entwickelte als im Nahen Osten. Die erfolgreiche Industrialisierung Japans bsp. ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vollzog sich außerhalb der westlichen Einflussspähre - weshalb jeder im Westen überrascht war über den japanischen Sieg im Krieg gegen Russland (1905). Die politischen und administrativen Reformen im Osmanischen Reich und im Speziellen in Ägypten - die es ja durchaus gab - wurden hingegen sehr genau von europäischen Großmächten beobachtet. Und wieso sollte bsp. Großbritannien oder Frankreich eine Interesse daran gehabt haben, dass sich hier ein potentieller wirtschaftlicher Konkurrent entwickeln könnte? Das Scheitern der Modernisierung - speziell in den arabischen Gesellschaften - hat vor allem damit zu tun, dass - und das mag den einen oder anderen überraschen - die Reformer (egal ob Säkulare oder Salafisten) die Ursachen alleine und ausschließlich in der eigenen Kultur sahen. In dem Einfluss der Mystiker, in der arabischen Sprache an sich, durch fehlende Eindeutigkeit, in den Rechtschulen, in der eigenen Geschichte halt. Die Zeit eines vorsichtigen Antastens an europäische Maßstäbe wie zuvor, war vorbei. Entweder wurde von oben eine Zwangssäkularisierung verordnet (die nicht wie in Europa das Ergebnis eines jahrhundertelangen intellektuellen Prozesses war oder aber man leistete erbitterten Widerstand durch den "Back to the roots"-Ansatz der Salafisten.
Weder die Chinesen noch die Japaner haben je ihre eigenen Traditionen auf eine ähnliche Weise selbstkritisch betrachtet. Sie haben recht nüchtern und pragmatisch einen Ausgleich zwischen ihrer eigenen Philosophie und der Moderne gefunden. Die islamische Welt steht viel zu sehr im Fokus politischer Machtinteressen, als dass ihr Zeit gegeben werden könnte, einen eigenen erfolgreichen Spagat finden zu können.


Zu Deiner Frage: Wieso sollte ein neureicher Scheich ein Interesse daran haben, in solche Dinge zu investieren? Er hat Geld ohne Ende und er begnügt sich damit, dass er seinen Untertanen alles kostenlos zur Verfügung stellt (freilich ist er bei der Bezahlung von Arbeitern aus Billiglohnländern ein wenig zurückhaltender). Nun muss man ja nicht alles schwarz sehen, es gibt auch das eine oder andere erfolgreiche Vorzeigeprojekt, aber in der Regel beschäftigen sich die entsprechenden Scheichs lieber mit Prestige-Dingen. Dem Erwerben von teuren Kunstschätzen, Fußballklubs und so weiter.
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Re: über Lesarten

Beitrag von relativ »

Orbiter1 hat geschrieben:(25 Apr 2019, 14:26)

Auch den Erhalt der Machtstrukturen lass ich hier nicht als Ausrede gelten. China zeigt ja wie sich Machtstrukturen erhalten lassen und gleichzeitig das Vorantreiben von Technik und Naturwissenschaft möglich ist.
Ich denke auch, daß man den geschichtlichen Hintergrund von Staaten und Regionen nicht ganz vernachlässigen kann. Als Ausrede für irgendetwas gilt das sowieso nicht, allenfalls als Erklärung für irgendetwas.
Skeptiker

Re: Terroranschläge auf Sri Lanka

Beitrag von Skeptiker »

Ein sehr eindringlicher Artikel zum Thema, der beschreibt welche Lücken ein solcher Anschlag in das Leben eines ganzen Ortsteiles schlägt:
Kein Kinderlachen mehr in den Straßen von Sri Lanka
[…]
In Katuwapitiya gab es besonders viele Opfer. In nahezu jeder Straße hier stößt man auf eine Geschichte unvorstellbaren Leids.
Da ist die 43-jährige Anusha Kumari, die von einer Mutter zweier Kinder zu einer trauernden Witwe wurde. Sie verlor bei den verheerenden Angriffen ihren Ehemann Dulip, ihren 13 Jahre alten Sohn Vimukthi und ihre 21-jährige Tochter Sajeni. "Wir standen uns als Familie so nahe, und nun bin nur noch ich übrig", sagt sie schluchzend und schlägt sich voller Schmerz gegen die Brust.
Nebenan wohnte ihre Schwägerin mit ihren drei Kindern im Alter von sieben bis 13 Jahren. Sie kamen ebenfalls ums Leben, alle.
[…]
Die Schulen in Negombo sind diese Woche geschlossen. Wenn der Unterricht nächsten Montag wieder beginnt, wird der Verlust sehr deutlich an den leeren Tischen in einigen Klassenräumen abzulesen sein.
Ich sehe das als Ergebnis dogmatischem Irrationalismusses. Diese Haltung sollte geächtet sein und mit ihr die Formen von Religionsausübung, welche Menschen zu Instrumenten irrationaler Ideologien machen. Der Islam ist in Gänze sehr nahe dran in seiner Glaubenspraxis von einer Religion in der Praxis zu einer Herrschaftsideologie zurückzufinden. Ich bin der festen Überzeugung, dass man das nicht zulassen darf.
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Re: Terroranschläge auf Sri Lanka

Beitrag von Papaloooo »

TheManFromDownUnder hat geschrieben:(24 Apr 2019, 11:47)

Dein Ansinnen ist lobenswert aber versuch mal einem fundamentalistischen Fanatiker deine Theorie schmackhaft zu machen! Ich waere da gerne die Fliege an der Wand :)
Weißt du, ich habe ja schon darauf geantwortet, möchte es aber nochmals deutlicher tun, um noch klarer zur stellen was die Ambitionen sind:

Der Wunsch der Spaltung von islamischen Fundamentalisten ist ja der, dass es von Seiten der Christen auf Übergriffe gegen gemäßigte Muslime komme. So dass sich auch gemäßigte Muslime dem Heiligen Krieg" in der Gegengegenreaktion anschließen sollten.

Mit einer gegenteiligen Reaktion rechnen Sie nicht, nämlich dass ich gemäßigte Muslime mit den Christen (und natürlich auch umgekehrt) noch mehr zusammen tun.

Aber genau diese Reaktion wäre es, die denn Fundamentalisten jeglichen Wind aus den Segeln nähme.
Wir sind doch hier nicht im Trollhouse!
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Re: Terroranschläge auf Sri Lanka

Beitrag von TheManFromDownUnder »

al-Faylasuf hat geschrieben:(25 Apr 2019, 13:44)

...Um auf das Thema zurückzukommen. Dieser Punkt ist bemerkenswert. Der klassische islamistische Extremist ist In der Regel ja keine Karrikatur eines neidischen, verständnislosen Dritt-Weltlers. In der Regel hat er einen Großteil oder zumindest einen Teil seines Lebens im Westen verbracht. Auch finden wir in den einschlägigen Biographien von Extremisten häufig eine in der Regel eher areligiöse Jugend, gefolgt von irgendeiner Krise hin zu einem Erweckungserlebnis. Und auf diesen Umstand habe ich u.a. auch hinweisen wollen. Anders gesagt: Eine aus Unsicherheit und Krisen geborene "Religiosität" führt zu einem anderen Ergebnis als eine Art spirituelle Erkenntnis als Ergebnis nach einer jahrelangen Sinnsuche. Man braucht sich ja nur anschauen, was für Leute vor sagen wir 50 bis 100 Jahren zum Islam konvierten (Leopold Weiß, Martin Lings, Pickthall, Isabelle Reinhardt etc.) und dann werfe man einen Blick auf Leute vom Kaliber eines Pierre Vogel.

Das von Dir gezeichnete Bild (muslimische Länder damals/heute) deckt sich auch mit meinen Erfahrungen. Auch wenn ich dies, zumindest konfrontiere ich gerne Muslime mit solchen Dingen, nicht mit einem höheren Ausmaß an Religiosität bezeichnen würde. Wenn bsp. der Konsumverbrauch in sagen wir Marokko (beliebig ausgewählt) in der Zeit des Ramadan durchschnittlich bis zu dreimal höher ist als sonst, bezweifle ich, dass dies mit dem Konzept "Fasten als Methode, das rechte Maß zu trainieren" im Entferntesten zu tun hat. Tatsächlich glaube ich, dass in der Welt womöglich mehr Atheisten im ethischen Sinne "islamischer" sind als viele Muslime selbst :-)
Aber das sekulaere Menschen, die in einer moslemischen Umgebung aufgewachsen sind und ploetzlich den Fundamentalismus finden zu Massenmoerdern werden und sogar nicht davor zurueckschrecken sich und die eigenen Kinder (die Frau in Sri Lanka) s in die Luft zu sprengen ist einfach nicht nachvollziehbar.

Das der Konsum im Ramadan ansteigt hat erstens damit zu tun das der Eid ul Fitr nicht unaehnlich Weihnachten ist und die Menschen sich gegenseitig beschenken und Essorgien feiern. Ich habe in Malaysia mit einer moslemischen Mitarbeiterin und ihrer Familie Eid ul Fitr traditionell gefeiert. Das heist von morgens bis abends essen. Man besucht Eltern, Onkels, Cousins den ganzen Tag und isst ueberall. Ich konnte 3 Tage kein Essen mehr sehen. Waehrend der Fastenzeit bieten alle Hotels Ramadan Buffets an und sind immer ausgebucht (Breaking fasting,Iftar) Malay Tradition ist in einem gruenen Umschlag Geld zu schenken. Das haben die bei den Chinesen abgeguckt. Die schenken Geld am Chinese New Year in einem roten Umschlag den man Ampau nennt.
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Re: Terroranschläge auf Sri Lanka

Beitrag von DarkLightbringer »

Skeptiker hat geschrieben:(26 Apr 2019, 00:04)

Ein sehr eindringlicher Artikel zum Thema, der beschreibt welche Lücken ein solcher Anschlag in das Leben eines ganzen Ortsteiles schlägt:


Ich sehe das als Ergebnis dogmatischem Irrationalismusses. Diese Haltung sollte geächtet sein und mit ihr die Formen von Religionsausübung, welche Menschen zu Instrumenten irrationaler Ideologien machen. Der Islam ist in Gänze sehr nahe dran in seiner Glaubenspraxis von einer Religion in der Praxis zu einer Herrschaftsideologie zurückzufinden. Ich bin der festen Überzeugung, dass man das nicht zulassen darf.
Die öffentliche Ächtung einer Religion, die Negierung von Gedanken- und Weltanschauungsfreiheit, das wäre äußerst problematisch. Zumal dann, wenn es sich um religiöse Minderheiten handelt, die ausgegrenzt und stigmatisiert werden sollen.

Gestern kam ein Talk im Fernsehen, "Maybrit Illner", just zum Thema Sri Lanka. Terrorismus, meinte ein Experte, habe viel mit Fanatismus zu tun.
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Re: Terroranschläge auf Sri Lanka

Beitrag von Skeptiker »

DarkLightbringer hat geschrieben:(26 Apr 2019, 08:28)
Die öffentliche Ächtung einer Religion, die Negierung von Gedanken- und Weltanschauungsfreiheit, das wäre äußerst problematisch. Zumal dann, wenn es sich um religiöse Minderheiten handelt, die ausgegrenzt und stigmatisiert werden sollen.

Gestern kam ein Talk im Fernsehen, "Maybrit Illner", just zum Thema Sri Lanka. Terrorismus, meinte ein Experte, habe viel mit Fanatismus zu tun.
Ich will nicht den Islam als solches ächten, mir geht es um dogmatische und offensichtlich aggressive Auslegungen und Praktiken, die erkennbar im Konflikt mit jeder Form von Abweichung von dieser Glaubenspraktik liegen. Es kann nicht sein, dass diese Praktiken unter sozialem Schutz stehen. Wieso wird Scientology zum Beispiel anders gesehen als der konservative Islam? Beide streben nach Macht. Kaum jemand in Deutschland fällt auf die Strategie von Scientology rein - die läßt mich richigerweise nicht durchkommen mit ihren Angriffen. Wieso zieht beim Islam dann aber der religiöse Schutz der Gesellschaft?

Was rechtlich möglich ist, ist eine Seite. In meinen Augen sollte archaische Auslegung von religiösen Schriften weltweit das Image der Tugendhaftigkeit verlieren. Es ist nichts weiter als aggressive Ideologie - im einfachsten Fall haarsträubend irrational aber harmlos, im schlimmsten Fall Grundlage für gehirngewaschenen Terrorismus, so wie wir ihn hier in Sri Lanka erleben.
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Re: Terroranschläge auf Sri Lanka

Beitrag von DarkLightbringer »

Skeptiker hat geschrieben:(26 Apr 2019, 09:16)

Ich will nicht den Islam als solches ächten, mir geht es um dogmatische und offensichtlich aggressive Auslegungen und Praktiken, die erkennbar im Konflikt mit jeder Form von Abweichung von dieser Glaubenspraktik liegen. Es kann nicht sein, dass diese Praktiken unter sozialem Schutz stehen. Wieso wird Scientology zum Beispiel anders gesehen als der konservative Islam? Beide streben nach Macht. Kaum jemand in Deutschland fällt auf die Strategie von Scientology rein - die läßt mich richigerweise nicht durchkommen mit ihren Angriffen. Wieso zieht beim Islam dann aber der religiöse Schutz der Gesellschaft?

Was rechtlich möglich ist, ist eine Seite. In meinen Augen sollte archaische Auslegung von religiösen Schriften weltweit das Image der Tugendhaftigkeit verlieren. Es ist nichts weiter als aggressive Ideologie - im einfachsten Fall haarsträubend irrational aber harmlos, im schlimmsten Fall Grundlage für gehirngewaschenen Terrorismus, so wie wir ihn hier in Sri Lanka erleben.
Nach Hannah Arendt lässt sich aus absolut jeder Ideologie etwas Totalitäres machen. Entscheidend ist demnach nicht ein Gedankengebäude an sich - sei es nun konservativ, progressiv oder irgendwie gut gemeint - sondern die Anwendung der Mittel bzw. die Mittel der Anwender. Terror ist so ein Mittel.
Nach Arendt ließe sich auch aus Anti-Kommunismus etwas Totalitäres machen, ebenso gut kann es aber in der Idee verharren.

In der gestrigen Sendung "Maybrit Illner" wurde übrigens genau jenes Kreuzritter-Thema angesprochen, welches sowohl Dschihadisten bewegt wie auch rechtsextreme Terroristen.
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Re: Terroranschläge auf Sri Lanka

Beitrag von Antonius »

Skeptiker hat geschrieben:(26 Apr 2019, 00:04)
(...)
Ich sehe das als Ergebnis dogmatischem Irrationalismusses. Diese Haltung sollte geächtet sein und mit ihr die Formen von Religionsausübung, welche Menschen zu Instrumenten irrationaler Ideologien machen. Der Islam ist in Gänze sehr nahe dran in seiner Glaubenspraxis von einer Religion in der Praxis zu einer Herrschaftsideologie zurückzufinden. Ich bin der festen Überzeugung, dass man das nicht zulassen darf.
Ich stimme Dir vollinhaltlich zu.
Der Islam ist, wie vielfach wissenschaftlich gezeigt wurde, vor allem eine vormoderne, totalitäre politische Herrschaftsideologie.
Er ist - durch seine politischen Inhalte - mit den Prinzipien der universalen Menschenrechte unvereinbar.

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Re: Terroranschläge auf Sri Lanka

Beitrag von Antonius »

DarkLightbringer hat geschrieben:(26 Apr 2019, 09:46)
(...)
In der gestrigen Sendung "Maybrit Illner" wurde übrigens genau jenes Kreuzritter-Thema angesprochen, welches sowohl Dschihadisten bewegt wie auch rechtsextreme Terroristen.
Sowohl (mohammedanische) "Dschihadisten wie auch rechtsextreme Terroristen" unterwerfen sich der gleichen (oder ähnlichen) politischen Ideologie.
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Re: Terroranschläge auf Sri Lanka

Beitrag von TheManFromDownUnder »

DarkLightbringer hat geschrieben:(26 Apr 2019, 08:28)



Gestern kam ein Talk im Fernsehen, "Maybrit Illner", just zum Thema Sri Lanka. Terrorismus, meinte ein Experte, habe viel mit Fanatismus zu tun.
Experte? Das ist doch offensichtlich! Terrorismus basiert 100% auf Fanatismus.
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Re: Terroranschläge auf Sri Lanka

Beitrag von DarkLightbringer »

Antonius hat geschrieben:(26 Apr 2019, 11:18)

Sowohl (mohammedanische) "Dschihadisten wie auch rechtsextreme Terroristen" unterwerfen sich der gleichen (oder ähnlichen) politischen Ideologie.
Sie spiegeln sich. Die einen wähnen sich als Speerspitze der Tempelritter in Tradition und Fortsetzung, die andern wähnen sich als Saladdins im Kampf gegen Kreuzritter.
Der Rest der Menschheit hat indes mit dem 21. Jahrhundert zu tun.
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Re: Terroranschläge auf Sri Lanka

Beitrag von DarkLightbringer »

TheManFromDownUnder hat geschrieben:(26 Apr 2019, 11:31)

Experte? Das ist doch offensichtlich! Terrorismus basiert 100% auf Fanatismus.
Wissen viele nicht. Manche versuchen, die Rätsel antiker Schriften zu entschlüsseln.
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Re: Terroranschläge auf Sri Lanka

Beitrag von TheManFromDownUnder »

Skeptiker hat geschrieben:(26 Apr 2019, 09:16)

Ich will nicht den Islam als solches ächten, mir geht es um dogmatische und offensichtlich aggressive Auslegungen und Praktiken, die erkennbar im Konflikt mit jeder Form von Abweichung von dieser Glaubenspraktik liegen. Es kann nicht sein, dass diese Praktiken unter sozialem Schutz stehen. Wieso wird Scientology zum Beispiel anders gesehen als der konservative Islam? Beide streben nach Macht. Kaum jemand in Deutschland fällt auf die Strategie von Scientology rein - die läßt mich richigerweise nicht durchkommen mit ihren Angriffen. Wieso zieht beim Islam dann aber der religiöse Schutz der Gesellschaft?

Was rechtlich möglich ist, ist eine Seite. In meinen Augen sollte archaische Auslegung von religiösen Schriften weltweit das Image der Tugendhaftigkeit verlieren. Es ist nichts weiter als aggressive Ideologie - im einfachsten Fall haarsträubend irrational aber harmlos, im schlimmsten Fall Grundlage für gehirngewaschenen Terrorismus, so wie wir ihn hier in Sri Lanka erleben.
Der klitzekleine Unterschied ist das selbst Scientologists keine unschuldige Andersglauebige inclusive Kinder brutal ermorden . Mir ist auch kein Siencetologist bekannt der sich selbst (schwanger) und seinen Nachwuchs indie Luft sprengt. Das bedeuted nicht das ich Scientologists toleriere. Im Gegenteil diese Sekte hat nichts in zivilisierten Gesellschaften verloren.

Ich denke das "Problem" und ich sage das mit Vorsicht, ist das es wesentlich mehr Moslems in unseren Gesellschaft gibt als Siencetologists und das Islam eine der grossen und bedeutenden Weltreligionen ist, die ueber tausende von Jahren ganze Regionen dieser Welt religioes und kulturel gepraegt hat. Das meiste wie beim Christentum positive.

Deshalb ist es so schwer, fast unmoeglich, diesen religioesen Fanatismus und den Terror zu verstehen und annaehernd zu erklaeren zu versuchen. Diese Barbarei geht gegen jeglichen menschlichen (und tierischen ) Instinkt. Sorry ich komme immer wieder auf die Terroristen Ehefrau zurueck die sich mit ungeborenem Leben in ihr und 3 Kinder in die Luft sprengte. Das ist ausserhalb leglicher Erklaerbarkeit. Wenn Islam das in Menschen hervorrufen kann ist es in der Tat mehr als bedenklich.
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Re: Terroranschläge auf Sri Lanka

Beitrag von unity in diversity »

DarkLightbringer hat geschrieben:(26 Apr 2019, 08:28)

Die öffentliche Ächtung einer Religion, die Negierung von Gedanken- und Weltanschauungsfreiheit, das wäre äußerst problematisch. Zumal dann, wenn es sich um religiöse Minderheiten handelt, die ausgegrenzt und stigmatisiert werden sollen.

Gestern kam ein Talk im Fernsehen, "Maybrit Illner", just zum Thema Sri Lanka. Terrorismus, meinte ein Experte, habe viel mit Fanatismus zu tun.
Deine Haltung ist von gestern.
Die Menschen wollen in Ruhe arbeiten und leben.
Wenn Freiheit und Pluralismus bedeuten, daß man Angst davor haben muß, was morgen passiert, wird der Blödsinn angelegentlich der nächsten Wahlen mit dem Bade ausgekippt.
Für jedes Problem gibt es 2 Lösungsansätze:
Den Falschen und den Unsrigen.
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Re: Terroranschläge auf Sri Lanka

Beitrag von TheManFromDownUnder »

Die Regierung von Sri Lanka greift durch.

https://www.news.com.au/world/asia/sri- ... 3dc5e5f973
Sri Lanka has banned all kinds of clothing that covers the face and prevents identification, such as niqabs and burqas, a week after the Easter bombings that left more than 250 people dead.
The ban does not directly refer to Muslim female garb but is seen as a clear reference to the type of dress.
Der Vater und Brueder des Chef Terroristen wurden getoetet. Sie widersetzten sich den Sicherheitskraeftenj

https://www.news.com.au/world/asia/fath ... 1c65492bdf
Zainee Hashim, Rilwan Hashim and their father Mohamed Hashim, who were seen in a video circulating on social media calling for all-out war against nonbelievers, were among 15 killed in a fierce gunbattle with the military on the east coast on Friday, four police sources said.
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Re: Terroranschläge auf Sri Lanka

Beitrag von Fliege »

TheManFromDownUnder hat geschrieben:(29 Apr 2019, 00:58)
Die Regierung von Sri Lanka greift durch.

https://www.news.com.au/world/asia/sri- ... 3dc5e5f973

"Sri Lanka has banned all kinds of clothing that covers the face and prevents identification, such as niqabs and burqas, a week after the Easter bombings that left more than 250 people dead.
The ban does not directly refer to Muslim female garb but is seen as a clear reference to the type of dress."
Sri Lanka, so interpretiere ich das Vorgehen dort, ist entschlossen, sich zu wehren.
"Unsere Erde ist vielleicht ein Weibchen." – "Da der Mensch toll werden kann, so sehe ich nicht ein, warum es ein Weltsystem nicht auch werden kann" (Georg Christoph Lichtenberg).
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Re: über Lesarten

Beitrag von Papaloooo »

Orbiter1 hat geschrieben:(25 Apr 2019, 14:26)

Auch den Erhalt der Machtstrukturen lass ich hier nicht als Ausrede gelten. China zeigt ja wie sich Machtstrukturen erhalten lassen und gleichzeitig das Vorantreiben von Technik und Naturwissenschaft möglich ist.
Die chinesische Regierung unterdrückt Menschen mit Gewalt, das tut der IS auch.
Die chinesische Regierung hat jedoch mehr Weitsicht, weil sie nicht so sehr auf Dogmen fußt.
Sie wartet nicht auf ein verheißendes Zeitalter, sie weiß um die Bedeutung des technologischen Fortschrittes.
Im Koran stehen keine Antworten auf KI, auf Weltraumtechnik und in Koranschulen wird das auch nicht vermittelt.
Wir sind doch hier nicht im Trollhouse!
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Re: über Lesarten

Beitrag von zollagent »

Papaloooo hat geschrieben:(29 Apr 2019, 17:31)

Die chinesische Regierung unterdrückt Menschen mit Gewalt, das tut der IS auch.
Die chinesische Regierung hat jedoch mehr Weitsicht, weil sie nicht so sehr auf Dogmen fußt.
Sie wartet nicht auf ein verheißendes Zeitalter, sie weiß um die Bedeutung des technologischen Fortschrittes.
Im Koran stehen keine Antworten auf KI, auf Weltraumtechnik und in Koranschulen wird das auch nicht vermittelt.
Die Dogmen der Chinesen sind noch wesentlich älter als die des IS.
Wer an Absurditäten glaubt, wird Abscheulichkeiten begehen. (Voltaire)
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