Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP?

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Tom Bombadil
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Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP?

Beitrag von Tom Bombadil »

Als Antwort auf die Schmähung der bürgerlichen Mitte als Hitlers "Geburtshelfer":
Selina hat geschrieben:(09 Apr 2019, 13:20) Es gab von mir lediglich eine Bemerkung dazu, dass es historisch verbrieft ist, dass die damalige "bürgerliche Mitte" auch eine Aktie am Aufstreben des Nationalsozialismus hatte.
Tom Bombadil hat geschrieben:(09 Apr 2019, 13:21) Das ist falsch.
schokoschendrezki hat geschrieben:(09 Apr 2019, 16:00)Tatsächlich gab es in den 20ern diesen Begriff der "Ordnungszelle". [..] Hinter dieser Ordnungszellensehnsucht stand in der Tat vor allem die bürgerliche Mittelschicht.
Den Begriff gab es, aber das mit der bürgerlichen Mittelschicht stimmt so nicht:
Die Angst vor einer erneuten Bedrohung durch die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) und eine tief empfundene Ablehnung linker Bestrebungen bereiteten den Boden für eine massive Radikalisierung nach rechts. Gustav Ritter von Kahr, seit März 1920 bayerischer Ministerpräsident, wollte Bayern als rechte "Ordnungszelle" innerhalb einer vermeintlich in "marxistischem Chaos" versinkenden und vollkommen "verjudeten" Weimarer Republik erhalten. Unter dem republikfeindlichen Kurs bayerischer Rechtsregierungen entwickelte sich der zweitgrößte Einzelstaat des Reichs zu einem Aufmarschgebiet von Rechtsextremen, wo selbst steckbrieflich gesuchte Mörder der berüchtigten Organisation Consul - die für die Ermordung von Walther Rathenau und andere Anschläge verantwortlich war - sichere Zuflucht genossen. Ungehindert von bayerischen Behörden konnten rechte Republikfeinde von Bayern aus Hetze gegen die "jüdischen Novemberverbrecher" entfalten. Vor allem München wurde zu einem Zentrum rechter Agitation von "vaterländischen" und völkischen Gruppierungen.
https://www.dhm.de/lemo/kapitel/weimare ... nungszelle
Interessanterweise kamen genauere Untersuchungen zum Wahlverhalten der Deutschen dann Anfang der 90er zu dem Ergebnis, dass die größte Korrelation (nicht unbedingt Kausalität) zu NSDAP-Affinität in der Verwurzelung im Protestantismus als Konfession bestand.
Es haben viele Menschen aus den unterschiedlichsten Milleus und den unterschiedlichsten Gründen NSDAP gewählt, da lässt sich nicht eine Gruppe als "Hauptschuldiger" ausmachen:
Ab den Reichstagswahlen im Juli 1932 gaben mehr Arbeiter der NSDAP ihre Stimme als jeweils der KPD und SPD. Deswegen wurde die NSDAP noch nicht, wie sie sich selbst gern gesehen hat, eine Arbeiterpartei. Aber eine reine Mittelschichtspartei war sie ebenso wenig. Auch die Affinität von Angestellten zur NSDAP ist weniger eindeutig als es häufig angenommen wird. Eher haben es die Nationalsozialisten in Wahlkreisen, in denen überdurchschnittlich viele Angestellte wohnten, sogar schwerer gehabt als anderswo. Dagegen war die Beamtenschaft in ihrer Gesamtheit deutlich anfälliger für den Nationalsozialismus. Zwischen 1928 und 1933 traten Beamte in überdurchschnittlicher Zahl in die NSDAP ein, so dass sogar die amtliche Parteistatistik feststellen musste, dass sie als Berufsgruppe unter den Mitgliedern schon vor dem September 1930 überrepräsentiert waren.
http://www.bpb.de/izpb/137186/aufstieg?p=all
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watisdatdenn?
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Re: Wer ermöglichten den Aufstieg der NSDAP?

Beitrag von watisdatdenn? »

Für mich war die Unfähigkeit der „Altparteien“ mit der Wirtschaftskrise sinnvoll umzugehen entscheidend.

Die dumme Austeritätspolitik der Zentrumspartei hat die Wirtschaft sinnlos abgewürgt.

Das hat die Mitte radikalisiert.

Als Beleg meiner Vorfahren habe ich einen Großonkel der mit exzellenten technischen Studiumsabschluss zu der Zeit aufgrund der extrem verfehlten Wirtschaftspolitik lange keine Arbeit fand.
Er wurde dadurch ein NSDAP Wähler.
Das lässt sich wunderbar auf Basis der vorhandenen Briefwechsel nachvollziehen.
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BlueMonday
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Re: Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP?

Beitrag von BlueMonday »

Also im Wesentlichen waren es Etatisten. Menschen, die an die Segnungen des starken Staates, an das "Primat der Politik" glauben und das auch immer wieder lautstark einfordern. Der wundersame Staat, der Geld aus dem Nichts zaubern oder beliebig Schulden fabrizieren kann, der Staat, der die Wirtschaft "ankurbelt" und der Arbeit schafft, der die Jugend bildet und erzieht, der die Presse wieder zur Räson bringt usw. usf. Leute, die "Austerität" in Krisenzeiten für dumm hielten, ebneten mit ihren Stimmen den Weg für den folgenden Größenwahn. Ein gewisser Keynes war ja auch ganz angetan von den Nationalsozialisten.
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Selina
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Re: Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP?

Beitrag von Selina »

Tom Bombadil hat geschrieben:(09 Apr 2019, 17:24)

Als Antwort auf die Schmähung der bürgerlichen Mitte als Hitlers "Geburtshelfer":


Den Begriff gab es, aber das mit der bürgerlichen Mittelschicht stimmt so nicht:
Die Angst vor einer erneuten Bedrohung durch die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) und eine tief empfundene Ablehnung linker Bestrebungen bereiteten den Boden für eine massive Radikalisierung nach rechts. Gustav Ritter von Kahr, seit März 1920 bayerischer Ministerpräsident, wollte Bayern als rechte "Ordnungszelle" innerhalb einer vermeintlich in "marxistischem Chaos" versinkenden und vollkommen "verjudeten" Weimarer Republik erhalten. Unter dem republikfeindlichen Kurs bayerischer Rechtsregierungen entwickelte sich der zweitgrößte Einzelstaat des Reichs zu einem Aufmarschgebiet von Rechtsextremen, wo selbst steckbrieflich gesuchte Mörder der berüchtigten Organisation Consul - die für die Ermordung von Walther Rathenau und andere Anschläge verantwortlich war - sichere Zuflucht genossen. Ungehindert von bayerischen Behörden konnten rechte Republikfeinde von Bayern aus Hetze gegen die "jüdischen Novemberverbrecher" entfalten. Vor allem München wurde zu einem Zentrum rechter Agitation von "vaterländischen" und völkischen Gruppierungen.
https://www.dhm.de/lemo/kapitel/weimare ... nungszelle


Es haben viele Menschen aus den unterschiedlichsten Milleus und den unterschiedlichsten Gründen NSDAP gewählt, da lässt sich nicht eine Gruppe als "Hauptschuldiger" ausmachen:
Ab den Reichstagswahlen im Juli 1932 gaben mehr Arbeiter der NSDAP ihre Stimme als jeweils der KPD und SPD. Deswegen wurde die NSDAP noch nicht, wie sie sich selbst gern gesehen hat, eine Arbeiterpartei. Aber eine reine Mittelschichtspartei war sie ebenso wenig. Auch die Affinität von Angestellten zur NSDAP ist weniger eindeutig als es häufig angenommen wird. Eher haben es die Nationalsozialisten in Wahlkreisen, in denen überdurchschnittlich viele Angestellte wohnten, sogar schwerer gehabt als anderswo. Dagegen war die Beamtenschaft in ihrer Gesamtheit deutlich anfälliger für den Nationalsozialismus. Zwischen 1928 und 1933 traten Beamte in überdurchschnittlicher Zahl in die NSDAP ein, so dass sogar die amtliche Parteistatistik feststellen musste, dass sie als Berufsgruppe unter den Mitgliedern schon vor dem September 1930 überrepräsentiert waren.
http://www.bpb.de/izpb/137186/aufstieg?p=all
Als Ergänzung zu dem nach hierher verlagerten Thema sollte man noch den Hinweis von schokoschendrezki zum so genannten "Extremismus der Mitte", der auch in den Faschismus-Theorien - einschließlich NSDAP-Entwicklung - eine Rolle spielt, mit einbeziehen. Insgesamt kann man sagen, dass es diverse Faschismus-Theorien gibt und keine den Anspruch auf die allein gültige Wahrheit erhebt. Viele Leute lehnen sie ganz ab. Aber kennen sollte man sie schon.

Zitat:

Der Begriff Extremismus der Mitte wurde von Seymour Martin Lipset in die Soziologie eingeführt.[1] In seinem Buch Political Man (1959) schrieb er, dass der linke Extremismus seine Basis in den unteren Schichten und in der Arbeiterklasse habe, der rechte Extremismus in den Oberschichten verankert sei und der Faschismus in der sozioökonomischen Mittelschicht beheimatet sei. Den Begriff Faschismus definierte er nicht näher.[2] Damit erweiterte der Soziologe die Analyse Theodor Geigers,[3] der die Wahlerfolge der NSDAP seit Beginn der 1930er Jahre aus der Reaktion des Mittelstandes auf die Weltwirtschaftskrise erklärte, und bezog sie auf die zeitdiagnostische Analyse extremistischer und antidemokratischer Bewegungen aus der Mitte der Gesellschaft. Die Extremismen von links und rechts wurden damit um einen neuen Typus ergänzt und der Faschismus als eine typische Mittelschichtbewegung erklärt.[4]

https://de.wikipedia.org/wiki/Extremismus_der_Mitte
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Tom Bombadil
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Re: Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP?

Beitrag von Tom Bombadil »

Blöd nur, dass die Forschung aus dem Jahre 1959 nicht mehr ganz so uptodate ist und du die aktuellere Forschung gekonnt ausblendest, weil sie dir nicht in den Kram passt.
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yogi61
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Re: Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP?

Beitrag von yogi61 »

Man muss sich da kein X für ein U vormachen lassen. Weite Teile der damaligen Bevölkerung haben die Schweinereien der Nazis zu verantworten.
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https://www.youtube.com/watch?v=Ca9jtQhnjek
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Selina
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Re: Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP?

Beitrag von Selina »

Außerdem ging es mir auch noch um den Aspekt der so genannten "schweigenden Mitte". Aus Erzählungen meiner Eltern weiß ich, dass viele kleine Mittelständler, Handwerker und Gewerbetreibende, Beamte und Angestellte, die so genannten kleinen Leute, die aufstrebenden Nazis zwar sehr kritisch sahen, sie aber schwiegen. Sie erlebten, welche Folgen es haben konnte, sich deutlich und laut gegen diese Ideologie zu äußern. Deshalb hielten sie den Mund. Aus Selbstschutz-Gründen. Menschlich verständlich, aber eben auch fatal irgendwo. Und als das Regime dann so richtig am Wirken war, wurde es immer deutlicher, was offen geäußerter Widerstand bedeuten und wie schnell man im KZ landen konnte, was noch mehr innere Emigration und Schweigen zur Folge hatte. Ein Teufelskreis. Die diversen Widerstandsgruppen, die in jeder Minute ihr Leben riskierten, mal außen vorgelassen. Obwohl auch das ein interessantes Thema wäre.

Hinzu kamen dann noch das Mitläufertum sowie das aktive und überzeugte Mittun, woran auch wieder viele Leute aus der Mittelschicht beteiligt waren.
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Selina
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Re: Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP?

Beitrag von Selina »

Tom Bombadil hat geschrieben:(09 Apr 2019, 18:30)

Blöd nur, dass die Forschung aus dem Jahre 1959 nicht mehr ganz so uptodate ist und du die aktuellere Forschung gekonnt ausblendest, weil sie dir nicht in den Kram passt.
Ich blende nichts aus, ich empfahl lediglich, sich auch mal mit der Theorie des "Extremismus der Mitte" zu befassen. Und ich sagte, dass die damit zusammenhängenden diversen Faschismus-Theorien ebenfalls umstritten sind. Es gibt sie aber. Bis heute. Davor die Augen zu verschließen, wär ja auch nicht gerade sinnvoll. Was ich aber bei dieser ganzen Diskussion, die im Bürgerliche-Mitte-Strang begann und nun hierher verschoben worden ist, vor allem sagen wollte, ist die Sache mit der "schweigenden Mitte" (siehe oben mein Beitrag). Diese Diskussion hatten wir auch im Strang "Lehren aus dem Nationalsozialismus" oder wie der heißt.

Übrigens: Auch hier wurde schon mal auf den Zusammenhang von NSDAP und "Extremismus der Mitte" verwiesen:

https://www.politik-forum.eu/viewtopic. ... e#p4375539
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DarkLightbringer
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Re: Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP?

Beitrag von DarkLightbringer »

Stimme hier dem TE vollstens zu.

Die Mitte war nicht das Problem, sondern die Extremisten. Man kann aber sagen, letztere gewannen viele Anhänger und waren auch in den Eliten vertreten.

Das Deutsche Reich Weimarer Prägung war erstaunlich erfolgreich, wurde jedoch am Ende hin mutwillig von Extremisten und Eliten zerstört.
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Tom Bombadil
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Re: Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP?

Beitrag von Tom Bombadil »

Selina hat geschrieben:(09 Apr 2019, 18:46)

Aus Erzählungen meiner Eltern weiß ich, dass viele kleine Mittelständler, Handwerker und Gewerbetreibende, Beamte und Angestellte, die so genannten kleinen Leute, die aufstrebenden Nazis zwar sehr kritisch sahen, sie aber schwiegen.
Schon witzig, dass du oft irgendwelche persönlichen Erfahrungen beisteuern kannst, die dir wunderbar in den Kram passen :D Vor der Machtergreifung gab es kaum einen Grund für die o.g. Personengruppe den Mund zu halten.
Hinzu kamen dann noch das Mitläufertum sowie das aktive und überzeugte Mittun, woran auch wieder viele Leute aus der Mittelschicht beteiligt waren.
Und nicht zu vergessen die vielen Linken, die bei den Nazis mitmarschiert sind.
Selina hat geschrieben:(09 Apr 2019, 18:56)

Ich blende nichts aus...
Doch, das tust du, du bleibst bei deinem Monothema und ignorierst alles andere, was deiner Argumentation widerspricht.
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Dark Angel
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Re: Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP?

Beitrag von Dark Angel »

Ich möchte darauf hinweisen, dass derjenige, der Behauptungen aufstellt, in der Beweispflicht ist.
Wir befinden uns hier im Geschichtsforum - einem Unterforum des Bereichs Wissenschaft - damit dürfte klar sein, dass als Beweis für eine Behauptung weder irgendwelche private Anekdoten noch irgendwelche Wikipedia-Artikel über, vor 70 Jahren aufgestellte Thesen/Theorien, welche zudem recht umstritten sind, dienen können.
Nur weil irgend ein Soziologe vor 70 Jahren irgendeinen Begriff in der Soziologie eingeführt hat, bedeutet das noch lange nicht, dass diese Sichtweise auch durch historische Fakten gedeckt ist.
Dehalb bitte ich darum, sich in diesem Zusammenhang (Wahlverhalten der "bürgelichen Mitte" in den dreißiger Jahren des 20. Jh.) doch die Mühe zu machen und auf Fach- oder zumindest Sachquellen zu beziehen.
Weiterhin bitte ich darum, das Geschichtforum NICHT als Plattform für Agitation und Propaganda zu nutzen.
Danke!
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Bielefeld09
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Re: Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP?

Beitrag von Bielefeld09 »

Historisch betrachtet ist die Frage geklärt.
Die soziale Verelendung, Versprechungen der Nazis und die Ernennung von Hitler.
Und die schwache Weimarer Verfassung.
Was anderes kann man diskutieren,
entspricht aber eben nicht den Tatsachen.
Sorry Mods, lasst diese Laden am laufen. Das ist eben Demokratie :( :p
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Re: Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP?

Beitrag von schokoschendrezki »

Falls es dir entgangen sein sollte: grüne Schrift bedeutet eine Moderatorenanweisung und KEINEN Diskussionsbeitrag!

Also nochmal: wer Behauptungen aufstellt ist in der Beweispflicht!
Und wie ich bereits schrieb sind weder pivate Anekdoten noch irgendwelche Wikipedia-Artikel zur "Einführung eines Begriffes in der Soziologie" geeignet als Beleg/Beweis für eine Behauptung zu dienen.
Ich weise noch einmal darauf hin, dass hier im Geschichtsforum BITTE entsprechende Fach- oder Sachquellen zu verwenden sind.
Desweiteren sind Moderatorenanweisungen nicht als Grundlage für Thread-Schreddereien gedacht!
Mod.
Zuletzt geändert von schokoschendrezki am Mi 10. Apr 2019, 12:39, insgesamt 1-mal geändert.
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Wolverine
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Re: Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP?

Beitrag von Wolverine »

yogi61 hat geschrieben:(09 Apr 2019, 18:34)

Man muss sich da kein X für ein U vormachen lassen. Weite Teile der damaligen Bevölkerung haben die Schweinereien der Nazis zu verantworten.
Oder sie stillschweigend geduldet. Auch damit macht man sich schuldig.


Nach der Machtergreifung durch die Nazis herrschte auch ein Klima der Furcht. Das darf man auch nicht außer Acht lassen.
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Tom Bombadil
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Re: Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP?

Beitrag von Tom Bombadil »

Bei den Reichstagswahlen im Sept. 1930 lagen die SPD und die NSDAP in Coburg gleichauf: https://www.stadtgeschichte-coburg.de/S ... rz-52.aspx 1928 lag die SPD noch weit vor den Nazis: https://www.stadtgeschichte-coburg.de/S ... rz-40.aspx

Zwar konnten die Nazis 1930 starke Zugewinne verbuchen, trotzdem hapert es mit der Beweisführung, dass die bürgerliche Mitte der Hauptunterstützer der Nazis war, ganz gewaltig.
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Re: Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP?

Beitrag von schokoschendrezki »

Tom Bombadil hat geschrieben:(10 Apr 2019, 13:28)

Bei den Reichstagswahlen im Sept. 1930 lagen die SPD und die NSDAP in Coburg gleichauf: https://www.stadtgeschichte-coburg.de/S ... rz-52.aspx 1928 lag die SPD noch weit vor den Nazis: https://www.stadtgeschichte-coburg.de/S ... rz-40.aspx

Zwar konnten die Nazis 1930 starke Zugewinne verbuchen, trotzdem hapert es mit der Beweisführung, dass die bürgerliche Mitte der Hauptunterstützer der Nazis war, ganz gewaltig.
Von irgendeinem "Beweis" einer "Hauptunterstützung" hab' zumindest ich auch gar nicht geredet.

Es geht um die Dominanz bestimmter sozialer Milieus, die anscheinend für den Nationalsozialismus besonders anfällig wie auch gleichzeitig förderlich sind. Das auffällige an Coburg (wie auch an Hof) besteht darin, dass die Stadt und der Landkreis nicht nur ländlich-kleinbürgerlich sondern - anders als etwa das benachbarte Bamberg oder Bayreuth - ganz überwiegend protestantisch geprägt ist. Antisemitismus war bekanntlich in einigen Teilen dieser Glaubensrichtung besonders in den 20er, 30er Jahren besonders ausgeprägt.

Es gibt zahlreiche Artikel und sogar ganze Bücher zu diesem Themenkreis. Beispielhaft hier nur ein Artikel aus der ZEIT von 2009:
Braune Keimzelle
Als erste deutsche Stadt wurde Coburg vor 80 Jahren von den Nazis übernommen. Sie exerzierten dort vieles, was sie später im ganzen Reich vollzogen.
https://www.zeit.de/online/2009/26/nazi ... ettansicht


Was von der marxistischen Geschichtsschreibung besonders in der DDR lange Jahre falsch bzw, verzerrt dargestellt wurde, ist die angebliche Finanzierung Hitlers und seiner Partei durch die Großindustrie. Diese These lässt sich - jedenfalls in dieser Pauschalität - nicht halten. Und ebenso wurde in der DDR die Widerstandshaltung großer Teile der katholischen Kirche bzw. auch der Zentrumspartei unter den Teppich gekehrt.

Ich persönlich sage mit Bezug auf hier und heute nur, und das ist jetzt wirklich eher subjektiv geprägt als geschichtswissenschaftlich belegbar: Auch Sachsen ist - wenn kirchlich - dann überwiegend protestantisch geprägt. Ich kenne sowohl eine Stadt wie Leipzig als auch eine Region wie die Sächsische Schweiz ziemlich gut. Dass die NPD in der Sächsischen Schweiz, in der Region Pirna mit ihrem touristischen Reiz, einer verhältnismäßig geringen Arbeitslosigkeit, überwiegend kleinbürgerlich-handwerklich-mittelständischen Wirtschaft ihre Hochburg hat und nicht in der Stadt Leipzig mit ihrer auch alternativen Stadtkultur, hohem Ausländeranteil, Studenten und auch einigen ziemlich linken Jugendkulturzentren .... das wundert mich überhaupt nicht.
Zuletzt geändert von schokoschendrezki am Mi 10. Apr 2019, 16:18, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP?

Beitrag von Tom Bombadil »

schokoschendrezki hat geschrieben:(10 Apr 2019, 16:10)

Von irgendeinem "Beweis" einer "Hauptunterstützung" hab' zumindest ich auch gar nicht geredet.
Nein, es wird eben immer nur gemunkelt:
Dass die NPD in der Sächsischen Schweiz, in der Region Pirna mit [..] überwiegend kleinbürgerlich-handwerklich-mittelständischen Wirtschaft ihre Hochburg hat [...] das wundert mich überhaupt nicht.
Es geht um die Dominanz bestimmter sozialer Milieus, die anscheinend für den Nationalsozialismus besonders anfällig wie auch gleichzeitig förderlich sind.
Das war nur eben nicht einzig und allein der Mittelstand, wie bereits gezeigt.
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Re: Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP?

Beitrag von schokoschendrezki »

Tom Bombadil hat geschrieben:(10 Apr 2019, 16:17)
Das war nur eben nicht einzig und allein der Mittelstand, wie bereits gezeigt.
Nein. Das waren auch große Teile der Arbeiterschaft. Na logisch, bei einer "Arbeiterpartei". Diese Leute jedoch aus den Saalschutzgruppen und den Bierkellerprügeleien mussten spätestens bei dem Röhm-Putsch erkennen, dass sie und ihre Belange für die wirklichen Machthaber gar nicht von Interesse waren. Man traf sich nicht mehr im Bierkeller sondern in Bayreuth bei den Wagner-Aufführungen.
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Re: Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP?

Beitrag von Tom Bombadil »

Warum dann das Herumreiten auf der bügerlichen Mittelschicht, wenn alle Gesellschaftsschichten ihren Anteil am Aufstieg der NSDAP hatten? 1934 war der Käse sowieso schon gelutscht.
Warum dann der NPD-Verweis auf das "kleinbürgerlich-handwerklich-mittelständische" Pirna? In den tollen alternativen Städten wie Leipzig, Hamburg, Berlin blüht dafür der Linksextremismus auf.
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Re: Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP?

Beitrag von MG-42 »

Die grosse Depression hat die Vereinigten Staaten in eine politische Krise getrieben, die mit den New Deal, einer Sozialreform mündete.

http://www.loc.gov/teachers/classroomma ... _guide.pdf

Deutschland war durch die Besetzung des Saarlandes 1923 und den Versailler Vertrag noch zusätzlich geschwächt. Eine Demokratie, die wie ein ausgehungerter Patient, bei der ersten schweren Krise nicht genug Widerstand gegen das Problem der Massenarbeitslosigkeit aufbieten kann.

Die Depression startet in den USA 1929 und es folgte eine weltweite Erschütterung des Finanzsystems.

Die Wirtschaftskriese war eine gesellschaftliche und instituionelle Krise, große Teile der Mitte waren auch von der Arbeitslosigkeit bedroht. Brüning hätte eventuell die Republik retten können, aber mit Hindenburg als Klotz am Bein konnte er nicht die notwendigen Umverteilungsmaßnahmen durchsetzen.

Der Angriff auf die Mitte durch "Kommunisten" ist aus meiner Sicht billig, da nicht nur Kommunisten wurden von der NSDAP verfolgt wurden. Brüning musste auch aus Deutschland fliehen. Aber jeder spielt halt gerne Märtyrer, wenn es der eigenen Sache hilft.
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Re: Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP?

Beitrag von schokoschendrezki »

Tom Bombadil hat geschrieben:(10 Apr 2019, 16:34)

Warum dann das Herumreiten auf der bügerlichen Mittelschicht, wenn alle Gesellschaftsschichten ihren Anteil am Aufstieg der NSDAP hatten? 1934 war der Käse sowieso schon gelutscht.
Warum dann der NPD-Verweis auf das "kleinbürgerlich-handwerklich-mittelständische" Pirna? In den tollen alternativen Städten wie Leipzig, Hamburg, Berlin blüht dafür der Linksextremismus auf.
"Diffuse Ängste im Paradies" heißt es treffend in einem sonst eigentlich eher zweifelhaften Kanal:
Nur, worüber sind die Menschen in der Sächsischen Schweiz eigentlich unzufrieden? Das Leben geht hier, zwischen Bad Schandau und Pirna, schließlich einen geregelten Gang: Es gibt keine industriellen Schandflecke in der weitgehend unberührten Natur, die Lebenshaltungskosten sind niedrig, von überall her strömen die Touristen ins Elbsandsteingebirge. Und die Ausländer, vor denen so viele Angst zu haben scheinen, finden sich auch nach der Flüchtlingswelle hier kaum: 2,7 Prozent beträgt ihr Anteil im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, im Schnitt sind es in der Bundesrepublik 10,5 Prozent.
https://www.n-tv.de/politik/Die-Saechsi ... 50211.html
Und blüht in Städten wie Leipzig, Hamburg oder Berlin wirklich der "Linksextremismus"? Im Moment blühen die Obstbäume. Was wollen uns die Angstschürer und Hassvergifter eigentlich wirklich einreden?

Laut einem top-aktuellen Blog-Eintrag auf den Seiten von Frau Vera Wollenbürger blüht in Berlin gerade der "Totalitarismus". Sie müsste eigentlich besser wissen, was Totalitarismus bedeutet.

https://vera-lengsfeld.de/2019/04/11/ex ... #more-4299

Ihre steile These in diesem Artikel läuft darauf hinaus, dass 1933 Rechte die Macht ergriffen, weil "Juden und Rechte" verunglimpft wurden.
Die Extremismus-Spirale in Schritten:

1. Bürger werden aufgrund eines Merkmals zu einer Gruppe zusammengefasst (Rechte oder Juden)

2. Das Merkmal wird negativ bewertet (Rechte: Faschisten, Rassisten, Zerstörer des Pluralismus oder Juden: Volksschädlinge, Schmarotzer, Verschwörer, Zerstörer des deutschen Volkes)
Ich habe mir überlegt, was man dieser ungeheuerlichen Argumentation irgendwie sachlich kritisch entgegnen könnte. Zumal der Artikel exakt auf das Thema dieses Threads passt. Ich kann nach wiederholtem Lesen und Überdenken aber einfach nur sagen: Die Frau hat den Verstand verloren. Sie hat tatsächlich den Verstand verloren!
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Re: Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP?

Beitrag von Alpha Centauri »

Dafür gibt es vielerlei Gründe, Nachwirkungen der Wirtschaftskrise, unstabile politische Verhältnisse, eine in sich völlig zerstrittene Linke ( SPD gegen KPD) und das Versagen der bürgerlichen Schicht und Parteien ( bis hin zur Gemeinsame Sache machen mit den Nazis) z.b. Ermächtigungsgesetz statt Rechtsstaat und Demokratie mit einem Wort die Weimarer Verfassung zu schützen.
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Re: Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP?

Beitrag von DarkLightbringer »

Die NSDAP erreichte bei den Wahlen 1928 gerade mal unbedeutende 2,6 %.
Im September 1930 sah das dann ganz anders aus, plötzlich erreichte sie 18,3 %.

Was war passiert?

Genau dazwischen liegt das Jahr 1929, deshalb muss man sich die Ereignisse im Zeitraum näher ansehen. Es war natürlich das Krisenjahr, die Aufschwungphase war damit vorbei.
Aber noch etwas ist bemerkenswert. Im fraglichen Zeitraum gab es eine groß angelegte Kampagne gegen den Young-Plan. Sowohl die Rechtsnationalen wie auch die KPD agitierten in dieser Zielrichtung.

Populär wurde ein Volksbegehren, unterstützt vom Pressezar Hugenberg, der DNVP, vom "Stahlhelm", dem "Alldeutschen Verband" und eben von Adolf Hitler.
Das Plebiszit scheiterte zwar, aber die NSDAP wurde deutlich bekannter.
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Re: Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP?

Beitrag von Tom Bombadil »

schokoschendrezki hat geschrieben:(12 Apr 2019, 09:26)

Im Moment blühen die Obstbäume.
In der Sächsischen Schweiz etwa nicht?
Was wollen uns die Angstschürer und Hassvergifter eigentlich wirklich einreden?
Keine Ahnung, was Angstschürer wie Selina und du uns eigentlich einreden wollt.
Die Frau hat den Verstand verloren. Sie hat tatsächlich den Verstand verloren!
So ist das immer, wenn es inhaltlich hapert, dann wird diffamiert.

Und was hat das mit dem Aufstieg der NSDAP zu tun?
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Re: Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP?

Beitrag von Skeptiker »

Schöner Artikel in der WELT zu dem Thema:
Hitlers politische Karriere begann im Linksextremismus
Am 19. April 1919 wurde in München ein gewisser „Hittler“ zum stellvertretenden Soldatenrat gewählt. Es war seine erste politische Aktivität. Hier dürften die Wurzeln seines Rassenwahns liegen.
https://www.welt.de/geschichte/article1 ... ismus.html
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Re: Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP?

Beitrag von Wolverine »

Skeptiker hat geschrieben:(15 Apr 2019, 09:25)

Schöner Artikel in der WELT zu dem Thema:

https://www.welt.de/geschichte/article1 ... ismus.html
Was wieder einen Aufschrei bei den Hütern der wahren Wahrheit verursachen wird.
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Re: Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP?

Beitrag von DarkLightbringer »

Skeptiker hat geschrieben:(15 Apr 2019, 09:25)

Schöner Artikel in der WELT zu dem Thema:

https://www.welt.de/geschichte/article1 ... ismus.html
Ein schöner Artikel ja, nur kannte 1919 kaum jemand Hitler.

Der Aufstieg der NSDAP wurde 1929 gestaltet und trug bei der Reichstagswahl 1930 Früchte.
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Re: Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP?

Beitrag von space »

Wie immer ist es nie einfach. Viele Faktoren spielen mit hinein.

Einmal war der Revanchismus und großdeutsche Ideologie bis in die Mitte hinein verbreitet, so war es leicht für die Nazis dort Fuß zu fassen.
So folge ich der Einschätzung vieler Historiker, dass der Aufstieg der NSDAP durch die Wählerwanderung der nichtkatholischen bürgerlichen Parteien stattfand.

Gleichzeitig war der Antisemitismus gesellschaftlich so verankert, dass die antisemitische vorgebliche Kapitalismuskritik - also alles was als negative Auswirkung des Kapitalismus wahrgenommen wurde personifiziert auf die Juden zu projizieren, auf fruchtbaren Boden fiel. So war es auch kein Widerspruch, dass Hitler schon früh den Kontakt zur Wirtschaft suchte, und dort nur anfangs Ablehnung erfuhr. Ihr übriges taten dann die weiteren Eliten in Militär, Justiz und Staatsapparat, die von rechtsnational bis kaisertreu viele Schattierungen von rechts darstellten.

Die einzigen beiden Gruppen die tatsächlich widerstandsfähig gegen den Einfluss der der Nazis waren, waren die Arbeiterschaft und stark katholisch geprägten Milieus.
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Re: Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP?

Beitrag von DarkLightbringer »

space hat geschrieben:(15 Apr 2019, 09:40)

Wie immer ist es nie einfach. Viele Faktoren spielen mit hinein.

Einmal war der Revanchismus und großdeutsche Ideologie bis in die Mitte hinein verbreitet, so war es leicht für die Nazis dort Fuß zu fassen.
So folge ich der Einschätzung vieler Historiker, dass der Aufstieg der NSDAP durch die Wählerwanderung der nichtkatholischen bürgerlichen Parteien stattfand.

Gleichzeitig war der Antisemitismus gesellschaftlich so verankert, dass die antisemitische vorgebliche Kapitalismuskritik - also alles was als negative Auswirkung des Kapitalismus wahrgenommen wurde personifiziert auf die Juden zu projizieren, auf fruchtbaren Boden fiel. So war es auch kein Widerspruch, dass Hitler schon früh den Kontakt zur Wirtschaft suchte, und dort nur anfangs Ablehnung erfuhr. Ihr übriges taten dann die weiteren Eliten in Militär, Justiz und Staatsapparat, die von rechtsnational bis kaisertreu viele Schattierungen von rechts darstellten.

Die einzigen beiden Gruppen die tatsächlich widerstandsfähig gegen den Einfluss der der Nazis waren, waren die Arbeiterschaft und stark katholisch geprägten Milieus.
Das erklärt allerdings nicht den Unterschied von 1928 zu 1930, den Unterschied von 2,6 % zu 18,3 %.
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Re: Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP?

Beitrag von John Galt »

Die Rolle des "gekränkten" Adels wurde bislang noch nicht genannt. Ein Sohn vom Kaiser war unter den ersten 30 Mitgliedern.

Finanzieller Einfluss, Machtstreben, Fixierung auf Abstammung und "Blaublütigkeit" sowie Militärfetischismus waren teilweise gemeinsame Interessen. Natürlich ist der Adel keine homogene Gruppe in den 30ern gewesen. Bei vielen nach dem Ende des Kaiserreichs und der Wirtschaftskrise auch nur noch der Name übrig.
Zuletzt geändert von John Galt am Di 16. Apr 2019, 07:46, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP?

Beitrag von space »

Skeptiker hat geschrieben:(15 Apr 2019, 09:25)

Schöner Artikel in der WELT zu dem Thema:

https://www.welt.de/geschichte/article1 ... ismus.html
Wenn Welt.de irgendetwas kann, dann Clickbait. Denn der Artikel beschreibt nicht, dass sein, wenn man der Theorie folgen mag, anfängliches Wohlwollen gegenüber linker Politik ihn nach rechts geführt hat, bzw dieses irgendeine ideologische Kontinutät beinhaltete, sondern sein Antisemitismus als "Überkompensation seiner rückblickend als Irrweg empfundenen Mitwirkung an der Münchner Räterepublik zu sehen" ist. Weil da halt viele Juden involviert waren. Wem das als äußerst zweifelhafte Erklärung ausreicht, bitteschön. Es ist nur immer wieder amüsant, wie Rechte und antikommuniste 'Mittler' irgendwie versuchen, die Linke für Hitler verantwortlich zu machen.
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Re: Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP?

Beitrag von schokoschendrezki »

John Galt hat geschrieben:(15 Apr 2019, 09:55)

Die Rolle des "gekränkten" Adels wurde bislang noch nicht genannt.

Finanzieller Einfluss, Machtstreben, Fixierung auf Abstammung und "Blaublütigkeit" sowie Militärfetischismus waren teilweise gemeinsame Interessen. Natürlich ist der Adel keine homogene Gruppe in den 30ern gewesen. Bei vielen nach dem Ende des Kaiserreichs und der Wirtschaftskrise auch nur noch der Name übrig.

Bezeichnend ist, dass diese Adelsverehrung gerade in der JUgendorganisation der Hugenberg-Partei DNVP, der "Bismarckjugend" verbreitet war. Von der sozialen Herkunft her, waren aber bei der Bismarckjugend 80 Prozent Arbeiterkinder. Die Katastrophe des Ersten Weltkriegs, die Inflation, die grassierende Arbeitslosigkeit auf der einen und die Erinnerung an eine vermeintlche vergangene nationale Größe auf der anderen Seite ...ein süßes Gift.
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Re: Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP?

Beitrag von space »

DarkLightbringer hat geschrieben:(15 Apr 2019, 09:55)

Das erklärt allerdings nicht den Unterschied von 1928 zu 1930, den Unterschied von 2,6 % zu 18,3 %.
Ich denke, da spielt der massive Einbruch der Wirtschaft bei gleichzeitigem Abbau sozialstaatlicher Instrumente eine nicht geringe Rolle.
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Re: Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP?

Beitrag von DarkLightbringer »

schokoschendrezki hat geschrieben:(15 Apr 2019, 10:01)

Bezeichnend ist, dass diese Adelsverehrung gerade in der JUgendorganisation der Hugenberg-Partei DNVP, der "Bismarckjugend" verbreitet war. Von der sozialen Herkunft her, waren aber bei der Bismarckjugend 80 Prozent Arbeiterkinder. Die Katastrophe des Ersten Weltkriegs, die Inflation, die grassierende Arbeitslosigkeit auf der einen und die Erinnerung an eine vermeintlche vergangene nationale Größe auf der anderen Seite ...ein süßes Gift.
Dieses süße Gift wurde dann speziell 1929/30 gern getrunken, auf Basis einer großen Kampagne.
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Re: Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP?

Beitrag von DarkLightbringer »

space hat geschrieben:(15 Apr 2019, 10:08)

Ich denke, da spielt der massive Einbruch der Wirtschaft bei gleichzeitigem Abbau sozialstaatlicher Instrumente eine nicht geringe Rolle.
Ja, die Krise in Verbindung mit einer Lager-Kampagne, bei der sich die NSDAP entscheidend profilieren konnte.
Denn von ganz allein kommt der Wähler ja nicht auf die Idee, dass irgendeine Splitterpartei die Lösung aller Krisen sein könnte.
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Re: Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP?

Beitrag von Alpha Centauri »

space hat geschrieben:(15 Apr 2019, 09:40)

Wie immer ist es nie einfach. Viele Faktoren spielen mit hinein.

Einmal war der Revanchismus und großdeutsche Ideologie bis in die Mitte hinein verbreitet, so war es leicht für die Nazis dort Fuß zu fassen.
So folge ich der Einschätzung vieler Historiker, dass der Aufstieg der NSDAP durch die Wählerwanderung der nichtkatholischen bürgerlichen Parteien stattfand.

Gleichzeitig war der Antisemitismus gesellschaftlich so verankert, dass die antisemitische vorgebliche Kapitalismuskritik - also alles was als negative Auswirkung des Kapitalismus wahrgenommen wurde personifiziert auf die Juden zu projizieren, auf fruchtbaren Boden fiel. So war es auch kein Widerspruch, dass Hitler schon früh den Kontakt zur Wirtschaft suchte, und dort nur anfangs Ablehnung erfuhr. Ihr übriges taten dann die weiteren Eliten in Militär, Justiz und Staatsapparat, die von rechtsnational bis kaisertreu viele Schattierungen von rechts darstellten.

Die einzigen beiden Gruppen die tatsächlich widerstandsfähig gegen den Einfluss der der Nazis waren, waren die Arbeiterschaft und stark katholisch geprägten Milieus.
Aus dem katholischen Milieu kam neben den Linken ( Kommunisten, Sozialdemokraten) der stärkste Widerstand ganz anderes aus den Parteien die bald vor Hitler einknickten z.b. Zentrumspartei
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Re: Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP?

Beitrag von space »

schokoschendrezki hat geschrieben:(10 Apr 2019, 16:26)

Nein. Das waren auch große Teile der Arbeiterschaft. Na logisch, bei einer "Arbeiterpartei". Diese Leute jedoch aus den Saalschutzgruppen und den Bierkellerprügeleien mussten spätestens bei dem Röhm-Putsch erkennen, dass sie und ihre Belange für die wirklichen Machthaber gar nicht von Interesse waren. Man traf sich nicht mehr im Bierkeller sondern in Bayreuth bei den Wagner-Aufführungen.
Die Arbeiterschaft war während des Aufstiegs in der NSDAP unterrepräsentiert. Die "Arbeiterpartei" war keine.

Und bei einem Vergleich der Wahlergebnisse von 1928 und 1932, wo zumindest die Wählerschaft für die NSDAP herkam. Diese kam fast ausschließlich auf Kosten der bürgerlichen Parteien und der DNVP während die katholischen und die Arbeiterparteien kaum verloren.
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Re: Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP?

Beitrag von Tom Bombadil »

space hat geschrieben:(15 Apr 2019, 14:08)

Die Arbeiterschaft war während des Aufstiegs in der NSDAP unterrepräsentiert.
Das ist falsch, wie schon im Eingangsbeitrag zitiert: Ab den Reichstagswahlen im Juli 1932 gaben mehr Arbeiter der NSDAP ihre Stimme als jeweils der KPD und SPD.
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Re: Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP?

Beitrag von space »

Tom Bombadil hat geschrieben:(15 Apr 2019, 16:42)

Das ist falsch, wie schon im Eingangsbeitrag zitiert: Ab den Reichstagswahlen im Juli 1932 gaben mehr Arbeiter der NSDAP ihre Stimme als jeweils der KPD und SPD.
Jeweils ist hier das Zauberwort, denn nur so ist der Satz nach deinem Zitat zu verstehen: "Deswegen wurde die NSDAP noch nicht, wie sie sich selbst gern gesehen hat, eine Arbeiterpartei."

denn - und das kommt ein paar Sätze zuvor: "Arbeiterstimmen trugen nicht in besonderem Maß zum Erfolg der NSDAP bei, sondern sie entsprachen dem durchschnittlichen Zuwachs."

Aber eigentlich bezog sich mein Satz ohnehin auf die Mitgliederstruktur der NSDAP, die widerspiegelte, dass es sich nicht um eine Arbeiterpartei handelte, und darum ging es mir letztlich.
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Re: Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP?

Beitrag von Tom Bombadil »

Also wenn die NSDAP mehr Stimmen von Arbeitern bekommt als jeweils die klassischen Arbeiterparteien, dann kann man wohl kaum sagen, dass die Arbeiterschaft am Aufstieg der NSDAP unterrepräsentiert gewesen sei. Nachdem die Weltwirtschaftskrise in Deutschland voll durchgeschlagen ist, bekamen die Nazis aus allen Bevölkerungsteilen viele Stimmen, sonst wäre es eine Randpartei geblieben, so wie es die AfD hoffentlich bleiben wird.

Das ist allerdings auch der Grund weswegen ich mir wegen einer drohenden Wirtschaftskrise große Sorgen machen, die Ähnlichkeiten sind frappierend: die roaring Twenties (vergleichbar mit der Zeit seit dem "Sommermärchen), Krise der internationalen Vereinigungen (damals Völkerbund, heute EU), die Sündenbockgruppe (heute die Flüchtlinge), die Nazis eigentlich schon weg vom Fenster (die AfD stagniert bei 12-15%), dann der Crash (heute die sich anbahnenden Rezession, "leveraged loan"-Krise), der den Weg zur Macht endgültig freimachte. Geschichte wiederholt sich: https://www.deutschlandfunkkultur.de/au ... _id=436239
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Re: Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP?

Beitrag von Alpha Centauri »

Tom Bombadil hat geschrieben:(15 Apr 2019, 23:21)

Also wenn die NSDAP mehr Stimmen von Arbeitern bekommt als jeweils die klassischen Arbeiterparteien, dann kann man wohl kaum sagen, dass die Arbeiterschaft am Aufstieg der NSDAP unterrepräsentiert gewesen sei. Nachdem die Weltwirtschaftskrise in Deutschland voll durchgeschlagen ist, bekamen die Nazis aus allen Bevölkerungsteilen viele Stimmen, sonst wäre es eine Randpartei geblieben, so wie es die AfD hoffentlich bleiben wird.

Das ist allerdings auch der Grund weswegen ich mir wegen einer drohenden Wirtschaftskrise große Sorgen machen, die Ähnlichkeiten sind frappierend: die roaring Twenties (vergleichbar mit der Zeit seit dem "Sommermärchen), Krise der internationalen Vereinigungen (damals Völkerbund, heute EU), die Sündenbockgruppe (heute die Flüchtlinge), die Nazis eigentlich schon weg vom Fenster (die AfD stagniert bei 12-15%), dann der Crash (heute die sich anbahnenden Rezession, "leveraged loan"-Krise), der den Weg zur Macht endgültig freimachte. Geschichte wiederholt sich: https://www.deutschlandfunkkultur.de/au ... _id=436239
Die Vergleiche hinken doch sehr, Berlin ist nicht Weimar und die AFD mit der NSDAP als Ganzes gleichzusetzen halte ich für fragwürdig zumal die AFD dümpelt seit Monaten ohne Zuwächse bei.12_-13% hinter den Grünen z.b.
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Re: Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP?

Beitrag von DarkLightbringer »

Alpha Centauri hat geschrieben:(16 Apr 2019, 23:05)

Die Vergleiche hinken doch sehr, Berlin ist nicht Weimar und die AFD mit der NSDAP als Ganzes gleichzusetzen halte ich für fragwürdig zumal die AFD dümpelt seit Monaten ohne Zuwächse bei.12_-13% hinter den Grünen z.b.
Die Vergleiche sind eigentlich sehr schön heraus gearbeitet. Das Problem ist häufig, dass späteres Wissen mit theoretischer Vorahnung gleichgesetzt wird. Wer 1928 von Hitler hörte, hatte damit nicht den Hitler ab 39 oder 45 im Kopf, so wie wir heute auch nicht sagen können - bestenfalls sehr vage vorahnen - wer Höcke 2025 oder 2030 sein wird.

Aber die Krise von 1929, gepaart mit einer gigantischen populistisch-demagogischen Kampagne, führte 1930 zu einer völlig neuen Situation. Aber noch 1931 erklärte Hitler seine Verfassungstreue.
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Re: Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP?

Beitrag von Dark Angel »

Das Thema des Threads lautet "Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP?" und nicht ob Vera Lengsfeld noch alle "Tassen im Schrank" hat, auch nicht wer wen heute ausgrenzt oder wer Stasispitzel war.
Ich bitte nochmals darum, sich bitte zum Thema zu äußern und nicht auf irgendwelche Nebenkriegsschauplätze auszuweichen, die a) nichts mit dem Thema und b) nichts mit Geschichte zu tun haben.
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Re: Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP?

Beitrag von BlueMonday »

Man muss sich nur mal eine Rede aus der Zeit anhören wie diese:
um eine Idee des Warums zu bekommen. Wer - das ist doch mehr als nebensächlich, halt quer durch alle Schichten hat man die NSDAP gewählt, eine heterogene Wählerschaft. Was fängt man nur mit dieser Erkenntnis an? Das Warum ist doch das Interessante. Man hat den Nationalsozialismus im Wesentlichen gar nicht verstanden, wenn man nach dem Wer fragt. Das Wer sollte ja geradezu überwunden werden. Der Klassengegensatz.

Es ging damals ganz klar um ein durchschlagendes wirtschaftspolitisches Programm, die Idee vom starken Staat, der sich durchsetzt, der vorgibt, der plant, der mit der Faust auf den Tisch schlägt, der sagt: "Ja, wir können, und weil wir es können, tun wir es auch. Wir lassen uns nicht aufhalten." Die Rede ist nur so durchsetzt von diesem Geist und würde selbst heute bei vielen - quer durch die Bevölkerung- Beifall finden. Man muss sich ja nur mal die Themen, die die Menschen heutzutage bewegen, ansehen, hier allein in diesem Forum. Die Attitüden, die da mitschwingen. In mind. 9 von 10 Fällen geht es darum, dass man die Menschen nicht einfach so weitermachen lassen kann, dass der Staat endlich eingreifen muss, Sehnsucht nach Eingriffen, nach Lenkung, Vorgabe, Rettung, letztlich nach "Führung".
Man schaue sich diese Menschen an, dann hat man auch eine Ahnung, wer damals die NSDAP gewählt hat.
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Re: Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP?

Beitrag von imp »

Alpha Centauri hat geschrieben:(15 Apr 2019, 11:53)

Aus dem katholischen Milieu kam neben den Linken ( Kommunisten, Sozialdemokraten) der stärkste Widerstand ganz anderes aus den Parteien die bald vor Hitler einknickten z.b. Zentrumspartei
Man findet überall Beispiele von Widerstand. Sind diese aber signifikant? Trotz Löschorgie möchte ich nochmal mein Argument versuchen: Den Aufstieg der Braunen konnte nur ermöglichen, wer selbst (bisher) relevant war. Irgendwelche Randgruppen, die selbst nichts zu melden hatten, konnten sich positiv oder negativ zum NS verhalten, aber nicht den Ausschlag geben. Wer waren die relevanten politischen Formationen der 20er und 30er? Wer hatte in Wirtschaft und Gesellschaft Einfluss? Wer hatte die Hand auf Beamte, Richter, Soldaten, Polizei?

Wenn wir der Frage nachgehen, kommen wir möglicherweise einer Antwort auf die Finger.
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Re: Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP?

Beitrag von Woppadaq »

imp hat geschrieben:(19 Apr 2019, 08:10)

Man findet überall Beispiele von Widerstand. Sind diese aber signifikant? Trotz Löschorgie möchte ich nochmal mein Argument versuchen: Den Aufstieg der Braunen konnte nur ermöglichen, wer selbst (bisher) relevant war. Irgendwelche Randgruppen, die selbst nichts zu melden hatten, konnten sich positiv oder negativ zum NS verhalten, aber nicht den Ausschlag geben. Wer waren die relevanten politischen Formationen der 20er und 30er? Wer hatte in Wirtschaft und Gesellschaft Einfluss? Wer hatte die Hand auf Beamte, Richter, Soldaten, Polizei?
Ich sage mal: die Konservativen und Monarchisten. Jedenfalls waren diese während der Weimarer Republik am häufigsten im noch aus der Kaiserzeit stammenden Staatsapparat vertreten. Viele von denen sahen in Hitler einen passablen Ersatz-Kaiser.
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Re: Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP?

Beitrag von jellobiafra »

Die NSDAP wurde quer durch alle sozialen Schichten gewählt, aber bei den Konfessionen gab es dann doch deutliche Unterschiede. Protestanten und Konfessionslose haben weit überdurchschnittlich und
Katholiken weit unterdurchschnittlich die NSDAP unterstützt.

https://www.cicero.de/innenpolitik/kath ... icht/39728
Katholiken wählten Hitler nicht
Die politisch-historische Landkarte Deutschlands weist einen bemerkenswerten Unterschied auf: In katholischen Regionen waren die Nationalsozialisten bei Wahlen unterdurchschnittlich erfolgreich. Davon profitierten nach 1945 die Unionsparteien
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Re: Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP?

Beitrag von Nomen Nescio »

imp hat geschrieben:(19 Apr 2019, 08:10)

Den Aufstieg der Braunen konnte nur ermöglichen, wer selbst (bisher) relevant war. Irgendwelche Randgruppen, die selbst nichts zu melden hatten, konnten sich positiv oder negativ zum NS verhalten, aber nicht den Ausschlag geben. Wer waren die relevanten politischen Formationen der 20er und 30er? Wer hatte in Wirtschaft und Gesellschaft Einfluss? Wer hatte die Hand auf Beamte, Richter, Soldaten, Polizei?
analogien findet man heute in der USA, in ungarn, möglich in polen.
immer ist es derselbe strategie: versuche die macht zu bekommen. schreie im TV wie schlecht die gegner sind und nehme maßnahmen die die freiheit der menschen zu beschränken (= freiheit um z.b. zu demonstrieren; um fakten über fehlverhalten der behörden bekannt zu machen; zensur; usw).
Zuletzt geändert von Nomen Nescio am Mi 1. Mai 2019, 19:15, insgesamt 1-mal geändert.
nathan über mich: »er ist der unlinkste Nicht-Rechte den ich je kennengelernt habe. Ein Phänomen!«
blues über mich: »du bist ein klassischer Liberaler und das ist auch gut so.«
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Re: Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP?

Beitrag von Wolverine »

Nomen Nescio hat geschrieben:(30 Apr 2019, 13:35)

analogien findet man heute in der USA, in ungarn, möglich in polen.
immer ist es derselbe strategie: versuche die macht zu bekommen. schreie im TV wie schlecht die gegner sind und nehme maßnahmen die die freiheit der menschen (= freiheit um z.b. zu demonstrieren; um fakten über fehlverhalten der behörden bekannt zu machen; zensur; usw).
Der wichtigste Punkt bei allem war immer und ist auch heute so, dass die Leute unzufrieden mit der Situation und mit der Regierung sind. Deshalb sitzt jetzt auch die AfD im Bundestag und in allen Landtagen. Das war 1933 so ähnlich, aber nicht vergleichbar.
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Re: Wer ermöglichte den Aufstieg der NSDAP?

Beitrag von imp »

Nomen Nescio hat geschrieben:(30 Apr 2019, 13:35)

analogien findet man heute in der USA, in ungarn, möglich in polen.
immer ist es derselbe strategie: versuche die macht zu bekommen. schreie im TV wie schlecht die gegner sind und nehme maßnahmen die die freiheit der menschen (= freiheit um z.b. zu demonstrieren; um fakten über fehlverhalten der behörden bekannt zu machen; zensur; usw).
Das ist leider wahr. In vielen Ländern der Welt versuchen derzeit sehr problematische Bewegungen und Denkrichtungen, an Einfluss zu gewinnen mit diesen alten Rezepten.
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