3x schwarzer Kater hat geschrieben:(25 Jan 2019, 19:40)
Alles was man im Leben macht ist mit einem Risiko verbunden. Will man das vermeiden, ist die daraus resultierende Strategie möglichst nichts zu tun. Das ist unsinnig. Wegen eines Jobs umzuziehen ist keine Frage des Risikos, sondern eine Frage der Einstellung. Entweder man macht es, weil es selbstverständlich ist, oder man sucht nach Ausreden, warum man es nicht tun kann.
Ich erkläre das noch einmal, für Dich (und vielleicht auch andere). Stell Dir vor, Du bist arbeitslos, Ü50 und im Bezug von ALG II ("Hartz IV"). Das Jobcenter übernimmt zum Glück Deine vollen Mietkosten (Bruttowarmmiete) am aktuellen Wohnort. Du siehst eine interessante Stellenanzeige im Internet, an einem anderen Ort, der - so belegen Deine Recherchen - von starken Mietsteigerungen bei Neuanmietungen in den letzten Jahren betroffen ist, wie die meisten Städte in Deutschland.
Du recherchierst über die einschlägigen Internetportale Einzimmerwohnungen (Du bist ja bescheiden, willst ja arbeiten) gleichzeitig recherchierst Du an diesem anderen Ort die so genannten Mietobergrenzen des dortigen Jobcenters.
Mit "Mietobergrenzen" ist gemeint: Das Jobcenter übernimmt die tatsächliche Miete nur bis zu einem gewissen Betrag, und zwar maximal 6 Monate lang. Ist die tatsächliche Miete höher als die dortige Mietobergrenze, bezahlt das dortige Jobcenter nach 6 Monaten nicht mehr die tatsächliche Miete, sondern nur die, die in den Mietobergrenzen am dortigen Ort gewährt werden.
Du stellst fest, dass die Mietobergrenzen am anderen Ort, wo der Job angeboten wird, niedriger sind als die Mieten der Einzimmerwohnungen am anderen Ort, die Dir im Internet angeboten werden.
Du siehst von einer Bewerbung an diesem anderen Ort ab, weil Du nicht riskieren willst, am anderen Ort ein Beschäftigungsverhältnis einzugehen, weil Dir in der Probezeit ohne jegliche Begründung jederzeit gekündigt werden kann. Würdest Du dann am anderen Ort wohnen, würde Dir das Jobcenter die dortige, tatsächliche Miete für Deine Einzimmerwohnung nur 6 Monate lang bezahlen. Danach würde das Jobcenter Deine Mietkosten nur noch in Höhe der dortigen Mietobergrenzen übernehmen, und Du müsstest aus Deinem Regelsatz den Differenzbetrag zwischen vom Jobcenter übernommener Miete und der tatsächlichen Miete begleichen, wodurch das gesetzlich garantierte Existenzminimum unterdeckt wäre. Relativ schnell würdest Du Dich verschulden. Und Du würdest Dich an einem Ort befinden, wo Du niemanden kennst. Letzteres ist nicht zu vernachlässigen, denn der Mensch braucht soziale Kontakte.
Wenn die Mieten bei Neuanmietungen nicht so hoch wären, würde aber nichts gegen Umzüge an andere Orte in Deutschland sprechen.
Zum Thema "Mietobergrenzen" folgendes Zitat:
»Das führt dazu, dass zahlreiche Grundsicherungsempfänger gezwungen sind, die nicht vom Jobcenter akzeptierten Mietanteile aus den Regelleistungen selbst zu tragen - schaut man sich die Differenz zwischen den bewilligten und den tatsächlichen Kosten der Unterkunft für Deutschland insgesamt an, dann kann man berechnen, dass die Hartz IV-Empfänger in diesem Jahr auf 594 Mio. Euro Wohnkosten sitzenbleiben. Bei vielen bedeutet das, dass sie aus ihrem Regelbedarf von (noch) 409 Euro pro Monat, der ja dafür nicht vorgesehen und schon für die laufenden Lebenshaltungskosten mehr als knapp kalkuliert ist, den Differenzbetrag decken müssen«
Quelle:
Die angemessenen "Kosten der Unterkunft und Heizung" im Hartz IV-System: Wenn ein unbestimmter Rechtsbegriff mit elementaren Folgen von der einen Seite bestimmt werden soll von Prof. Dr. Stefan Sell vom 16.02.2018
Ich schrieb "andere" Qualifikationen als die rein fachliche. Darum ging es. Wenn es bei der Besetzung der Stelle einzig und allein um das beherrschen einer bestimmten fachlichen Qualifikation geht, dann kriegt man die Stelle nicht wenn eben diese fachliche Qualifikation nicht hat. Dann braucht man sich aber dort auch nicht bewerben.
Ich verstehe das jetzt nicht. Soll der Student während seines Studiums noch eine Ausbildung zum z. B. Maurer machen? Das geht ja wohl schlecht, jedenfalls gleichzeitig.
Übrigens meinte ich mit "Exotenfach" nicht das Fach der Philosophie. Von Philosophiestudenten gibt es genug Studenten, z. B. in Berlin, jedenfalls war das so zu der Zeit, als ich studierte.