Bandbreite der gesellschaftlich akzeptierten Meinungsäußerung/-freiheit

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Skeptiker

Bandbreite der gesellschaftlich akzeptierten Meinungsäußerung/-freiheit

Beitrag von Skeptiker »

nIch habe diesen schönen Artikel im Stern gefunden, der sich mit dem Shitstorm auf Stefan Ketzschmar befasst.

Neben der ganzen Geschichte um seine Äußerung, bleibt mir ein Satz in dem Artikel besonders haften:
"Der schlaueste Weg, Menschen passiv und folgsam zu halten, ist, das Spektrum akzeptierter Meinungen strikt zu limitieren, aber innerhalb dieses Spektrums sehr lebhafte Debatten zu erlauben" schrieb der Sprachwissenschaftler Noam Chomsky bereits 1998. Die Einschränkung der Meinungsfreiheit beginnt eben nicht erst hinter Gittern, sondern in den Köpfen.
https://www.stern.de/sport/stefan-kretz ... 30180.html

Hm, wie sieht das denn jeder hier so? Kretzschmar scheint ja in seiner Rolle als Person in der Öffentlichkeit voll für seine Aussagen bestätigt worden zu sein. Aber wie steht es mit der gesellschaftlichen Akzeptanz von Meinungen in Deutschland? Ist die genau richtig? Sollte die weiter gehen, oder geht die schon zu weit?
Skeptiker

Re: Badbreite der gesellschaftlich akzeptierten Meinungsäußerung/-freiheit

Beitrag von Skeptiker »

Regiiiie: Könnte bitte mal jemand ein "n" in "Ba'n'dbreite ergänzen? Danke ;)
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Tom Bombadil
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Re: Badbreite der gesellschaftlich akzeptierten Meinungsäußerung/-freiheit

Beitrag von Tom Bombadil »

Tja, was soll man dazu sagen... Sehr schön zu sehen, dass Kretzschmar mit dem, was er sagt, völlig recht hat und es ihm auch prompt bestätigt wurde: es gilt die Schnauze zu halten, wenn du nicht kaputt gemacht werden willst. Tolle Meinungsfreiheit, die nur noch auf dem Papier besteht.
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Ein Terraner
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Re: Badbreite der gesellschaftlich akzeptierten Meinungsäußerung/-freiheit

Beitrag von Ein Terraner »

Beschwert ihr euch hier gerade ernsthaft darüber das eine Meinung im Internet kommentiert werden kann?
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Teeernte
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Re: Badbreite der gesellschaftlich akzeptierten Meinungsäußerung/-freiheit

Beitrag von Teeernte »

Ein Terraner hat geschrieben:(15 Jan 2019, 23:51)

Beschwert ihr euch hier gerade ernsthaft darüber das eine Meinung im Internet kommentiert werden kann?
Wir müssen immer mit Repressalien von unserem Arbeitgeber oder von Werbepartnern rechnen.
...eben. :D :D :D

hier wirds NUR gelöscht..
Obs zu kalt, zu warm, zu trocken oder zu nass ist:.... Es immer der >>menschgemachte<< Klimawandel. :D
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unity in diversity
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Re: Badbreite der gesellschaftlich akzeptierten Meinungsäußerung/-freiheit

Beitrag von unity in diversity »

Rege Diskussionen sind erwünscht und je reger der Verlauf ist, um so enger können die Grenzen gefasst werden, innerhalb derer sie sich bewegen.
Aktuell gelten die Grenzen der political correctness des Jahres 2019.
Es wird um gefällige Beachtung gebeten, dass dies nicht mehr die Grenzen von 2009 oder 1999 sein können.
Es macht sich gut, die Rechten über die Gewalt von Linken diskutieren zu lassen und umgekehrt.
Die Mitte sollte sich fleissig beteiligen.
Jeder Mensch hat Anspruch auf seine tägliche Hassminute.
Es ist dabei wichtig, jede Frage zu vermeiden, wem die Existenz von rechten und linken Flügeln nützt.
Solche Fragen verderben den Charakter und gefährden die Demokratie.
Man sieht aktuell in Frankreich, wohin es führt, wenn Menschen Diskussionen verweigern, weil das Spielfeld mit roten (alternativlosen) Linien stetig immer weiter verkleinert wurde.
Für jedes Problem gibt es 2 Lösungsansätze:
Den Falschen und den Unsrigen.
Aus den USA.
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Re: Badbreite der gesellschaftlich akzeptierten Meinungsäußerung/-freiheit

Beitrag von nietoperz »

Skeptiker hat geschrieben:(15 Jan 2019, 23:18)

Ich habe diesen schönen Artikel im Stern gefunden, der sich mit dem Shitstorm auf Stefan Ketzschmar befasst.

Neben der ganzen Geschichte um seine Äußerung, bleibt mir ein Satz in dem Artikel besonders haften:

https://www.stern.de/sport/stefan-kretz ... 30180.html

Hm, wie sieht das denn jeder hier so? Kretzschmar scheint ja in seiner Rolle als Person in der Öffentlichkeit voll für seine Aussagen bestätigt worden zu sein. Aber wie steht es mit der gesellschaftlichen Akzeptanz von Meinungen in Deutschland? Ist die genau richtig? Sollte die weiter gehen, oder geht die schon zu weit?
Ich finde, dieser Kretschmar begeht einen Irrtum. Er sagt ja sinngemäß, "sobald jemand z.B. die Flüchtlingspolitik ablehnt, wird er fertig gemacht, ergo haben wir keine Meinungsfreiheit". Das mag für einfache Geister wie ihn so aussehen, doch tatsächlich geht es darum, dass Hass gegen Minderheiten absolut inakzeptabel ist, was im Problemfall eben eine Kausalitätskette in Gang setzt ...

Lässt Krätzmar z.B. den Spruch: "Flüchtlinge sind kriminelle Schmarotzer"(*), wird das natürlich zum Problem wenn man in der Öffentlichkeit steht. Die meisten Menschen finden solche Aussagen ekelhaft, also verliert er seine Vorbildfunktion, also springen Sponsoren ab, die mit einer solchen Drecksmeinung nicht in Verbindung gebracht werden wollen, so brechen Krätzkis Einnahmen weg und er fühlt sich für seine Aussagen "bestraft".

Ablehnung von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit ist übrigens Konsens in unserer Gesellschaft. Fremdenhass ist ebenso unschicklich wie auf Gräber zu pinkeln oder Sex mit Tieren. Wer das macht, begibt sich auf die schiefe Bahn und dann übt die Gesellschaft Konformitätsdruck aus, um ihn wieder zurückzuholen. Es handelt sich also um einen Regelungsmechanismus; das Medium der Zivilisation; der Klebstoff, der die Gesellschaft zusammenhält. Wir sollten stolz auf diese Errungenschaft darauf sein.

(*) so klar und deutlich wird es kaum jemand sagen. Aber verklausuliert bzw. mit rationalem Tarnanstrich, hört man sowas oft. Zum Beispiel von der "AfD".
Senexx

Re: Badbreite der gesellschaftlich akzeptierten Meinungsäußerung/-freiheit

Beitrag von Senexx »

Skeptiker hat geschrieben:(15 Jan 2019, 23:18)

Ich habe diesen schönen Artikel im Stern gefunden, der sich mit dem Shitstorm auf Stefan Ketzschmar befasst.

Neben der ganzen Geschichte um seine Äußerung, bleibt mir ein Satz in dem Artikel besonders haften:

https://www.stern.de/sport/stefan-kretz ... 30180.html

Hm, wie sieht das denn jeder hier so? Kretzschmar scheint ja in seiner Rolle als Person in der Öffentlichkeit voll für seine Aussagen bestätigt worden zu sein. Aber wie steht es mit der gesellschaftlichen Akzeptanz von Meinungen in Deutschland? Ist die genau richtig? Sollte die weiter gehen, oder geht die schon zu weit?
Es kann gar keinen Zweifel geben: Die Akzeptanz von vom linksgrünseitig verengen Mainstream abweichenden Meinungen ist praktisch nicht vorhanden. Meinungsfreiheit ist in Deutschland ein knappes Gut. Sehen wir immer wieder auch in diesem Forum.

Kretschmar har völlig Recht.
odiug

Re: Badbreite der gesellschaftlich akzeptierten Meinungsäußerung/-freiheit

Beitrag von odiug »

Senexx hat geschrieben:(16 Jan 2019, 07:42)

Es kann gar keinen Zweifel geben: Die Akzeptanz von vom linksgrünseitig verengen Mainstream abweichenden Meinungen ist praktisch nicht vorhanden. Meinungsfreiheit ist in Deutschland ein knappes Gut. Sehen wir immer wieder auch in diesem Forum.

Kretschmar har völlig Recht.
Nur dass Kretschmar selbst eine linksgrünseitig angehauchte Meinung vertritt :p
Ja eigentlich noch schlimmer ... würde er doch in den meisten Foren und auch hier als linksradikaler Spinner verurteilt :eek:
Der Handballer schwärmt von seiner Zeit in der linken Szene.
Ich finde es schon eigenartig, wie die AfD und die üblichen Verdächtigen mal wieder etwas für sich vereinnahmen, was ihnen gar nicht gehört.
Und wie üblich, tun sie das, indem sie den eigentlichen Inhalt des Gesagten einfach weglassen, um dann die Besitzrechte für sich zu beanspruchen :dead:
Senexx

Re: Badbreite der gesellschaftlich akzeptierten Meinungsäußerung/-freiheit

Beitrag von Senexx »

Tja, ein perfektes Beispiel: Wer Unliebsames äußert, wird gleich als AfD-Anhänger verunglimpft.
Zuletzt geändert von Senexx am Mi 16. Jan 2019, 08:29, insgesamt 1-mal geändert.
nietoperz
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Re: Badbreite der gesellschaftlich akzeptierten Meinungsäußerung/-freiheit

Beitrag von nietoperz »

Senexx hat geschrieben:(16 Jan 2019, 08:02)

Tja, ein perfektes Beispiel: Wer unliebsame äußert, wir gleich als AfD-Anhänger verunglimpft.
Dass die Bezeichnung "AfD-Anhänger" als Verunglimpfung verstanden wird, zeigt dass wir noch richtig ticken. :)
odiug

Re: Badbreite der gesellschaftlich akzeptierten Meinungsäußerung/-freiheit

Beitrag von odiug »

Senexx hat geschrieben:(16 Jan 2019, 08:02)

Tja, ein perfektes Beispiel: Wer Unliebsames äußert, wird gleich als AfD-Anhänger verunglimpft.
Ich bezog mich mit dieser Aussage auf den Artikel im Stern.
Wenn du dich persönlich angesprochen fühlst, tut mir das aber nicht wirklich leid ... denn auch wenn du die AfD nicht wählst, oder dich nicht als deren Anhänger siehst, so sind doch die Überschneidungen deiner Aussagen mit denen von AfD Anhängern zu häufig, als nur als reiner Zufall abgetan zu werden.
Senexx

Re: Badbreite der gesellschaftlich akzeptierten Meinungsäußerung/-freiheit

Beitrag von Senexx »

Den Sack schlagen, den Esel meinen. Dieser abgestandene Trick verfängt nicht.
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Re: Badbreite der gesellschaftlich akzeptierten Meinungsäußerung/-freiheit

Beitrag von watisdatdenn? »

Tom Bombadil hat geschrieben:(15 Jan 2019, 23:37)
Tja, was soll man dazu sagen... Sehr schön zu sehen, dass Kretzschmar mit dem, was er sagt, völlig recht hat und es ihm auch prompt bestätigt wurde: es gilt die Schnauze zu halten, wenn du nicht kaputt gemacht werden willst. Tolle Meinungsfreiheit, die nur noch auf dem Papier besteht.
Sehe ich auch so.

Wobei es gut ist, dass man hier zumindest (bis auf holocaustleugnung) nicht ins Gefängnis kommt, so wie in der rückständigen Türkei oder in Russland!

Für mich war der Fall Eva Herman ein Augenöffner!
Diese hat aufgrund ihrer Meinung ihre Arbeitsstelle verloren. Geschockt hat mich dabei der Jubel des blutgeilen Pöbels dazu.. Da kommt mir immer gleich Brechts Ausdruck von „Schoß -> kriechen -> fruchtbar“ in den Sinn.

Ich wünsche mir einen „speakers corner“ in Deutschland. Vielleicht schaffen wir diesen im Internet. Z.B. über peer2peer wie im FreeNet..
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Re: Badbreite der gesellschaftlich akzeptierten Meinungsäußerung/-freiheit

Beitrag von nietoperz »

watisdatdenn? hat geschrieben: Wobei es gut ist, dass man hier zumindest (bis auf holocaustleugnung) nicht ins Gefängnis kommt, so wie in der rückständigen Türkei oder in Russland!
Naja, man muß schon sehr aggressiv den Holocaust leugnen, damit einen das in den Knast bringt. Das schafft nur die Creme de la Creme der Neonazis wie z.B. Alfred Schäfer:
Der kleine IB-Jünger von nebenan bekommt nur ein Bußgeld.
watisdatdenn? hat geschrieben: Für mich war der Fall Eva Herman ein Augenöffner!
Diese hat aufgrund ihrer Meinung ihre Arbeitsstelle verloren.
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Tom Bombadil
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Re: Badbreite der gesellschaftlich akzeptierten Meinungsäußerung/-freiheit

Beitrag von Tom Bombadil »

Schon interessant, was hier zum Besten gegeben wird, zB. wenn man die Flüchtlingspolitik Merkels ablehnt (worüber er kein Wort gesagt hat), hasst man automatisch Minderheiten. An so einem Flachsinn sieht man sehr schön, wie sich die Empörungsmaschinerie hochschaukelt bis dann die "lustigen" Bildchen auftauchen und der links eingestellte Kretzschmar zum Nazi mutiert. Für einfache Geister und virtuelle Pittbulls ist sowas natürlich eine tolle Sache und das Gute für sie ist: die Jagd nimmt keine Ende, jeden Tag gibt es etwas Neues, über dass sich die Empörungsbürger echauffieren und neue echte oder eingebildete "Nazis" die sie jagen können, Kollateralschäden werden achselzuckend hingenommen.

Vllt. sollte man auch nicht nur den Artikel beim Stern lesen, sondern das ganze Interview: https://www.t-online.de/sport/handball/ ... esse-.html

Besonders übel finde ich diese Passage:
Damals war das Schlimmste an Überwachung für mich, dass ich bei einer Mai-Demo dabei war und die ganze Veranstaltung mit Kameras gefilmt wurde. Bei der Betrachtung der Aufnahmen erkannte mich der Polizeipräsident. Daraufhin ist er zu meinem Manager nach Spandau und hat ihm das Video vorgespielt. Mir wurde dann nahegelegt, als Profisportler nicht mehr an diesen Demonstrationen teilzunehmen.

Toll, ein Bürger sollte sein Recht zu demonstrieren besser nicht mehr in Anspruch nehmen. Wir sind auf einem ganz schlechten Weg.
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becksham
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Re: Badbreite der gesellschaftlich akzeptierten Meinungsäußerung/-freiheit

Beitrag von becksham »

Naja, Ich hab das gar nicht mitbekommen und wenn ich diesen Artikel lese, hat er ja seine Meinung gar nicht gesagt. Er wird jetzt wohl geshitstormt, weil er sagt, man dürfe seine Meinung nicht sagen. Vielleicht hätte er seine Meinung sagen sollen und Rückgrat zeigen sollen. Vielleicht hätte es dann keinen Shitstorm gegeben.

Grundsätzlich gibt es einfach zu viele Möglichkeiten, um sich anonym so richtig auszukotzen. Ich lese auf Facebook Artikel zweier Zeitungen. Was da in den Kommentaren meistens abgeht, ist zum Kotzen. Und auch wenn das hier wieder keiner lesen will, zumeist sind es die Rechtsträger, die jede Contenance verlieren.
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Tom Bombadil
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Re: Badbreite der gesellschaftlich akzeptierten Meinungsäußerung/-freiheit

Beitrag von Tom Bombadil »

becksham hat geschrieben:(16 Jan 2019, 09:00)

Naja, Ich hab das gar nicht mitbekommen und wenn ich diesen Artikel lese, hat er ja seine Meinung gar nicht gesagt.
Seine Meinung hat er bei t-online gesagt, geht aber meist um Handball ;)
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nietoperz
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Re: Badbreite der gesellschaftlich akzeptierten Meinungsäußerung/-freiheit

Beitrag von nietoperz »

becksham hat geschrieben: Naja, Ich hab das gar nicht mitbekommen und wenn ich diesen Artikel lese, hat er ja seine Meinung gar nicht gesagt.
Hier: [youtube][/youtube]

Die Rechtsradikalen feiern ihn dafür. War auch nicht anders zu erwarten.
Skeptiker

Re: Badbreite der gesellschaftlich akzeptierten Meinungsäußerung/-freiheit

Beitrag von Skeptiker »

becksham hat geschrieben:(16 Jan 2019, 09:00)
Naja, Ich hab das gar nicht mitbekommen und wenn ich diesen Artikel lese, hat er ja seine Meinung gar nicht gesagt. Er wird jetzt wohl geshitstormt, weil er sagt, man dürfe seine Meinung nicht sagen. Vielleicht hätte er seine Meinung sagen sollen und Rückgrat zeigen sollen. Vielleicht hätte es dann keinen Shitstorm gegeben.

Grundsätzlich gibt es einfach zu viele Möglichkeiten, um sich anonym so richtig auszukotzen. Ich lese auf Facebook Artikel zweier Zeitungen. Was da in den Kommentaren meistens abgeht, ist zum Kotzen. Und auch wenn das hier wieder keiner lesen will, zumeist sind es die Rechtsträger, die jede Contenance verlieren.
Ach so, wenn er also zeigt, dass er eigentlich mit der Meinung des Mainstream konform geht, dann hätte man ihm vielleicht die "Bestrafung" erlassen?

Wer definiert denn, für welche Meinung man geshitstormt werden sollte/darf, und für welche nicht? Für was ist man ein Risiko für die Company Compliance, und für was nicht?

Es geht ja hier nicht darum, dass irgendwer für seine Meinung strafrechtlich belangt würde. Es geht hier darum, wieviel unterschiedliche Meinung in der Gesellschaft sozial akzeptiert ist, bis man damit Repressalien der unterschiedlichesten Art auslöst. Es geht also nicht um die Meinung der sich sicher im Mainstream befindlichen, die natürlich äußerst frei ihre Meinung sagen können. Es geht um jeden der sich kritisch äußert. Ist unsere Gesellschaft kulturell demokratisch genug diese zu ertragen?

Kretzschmar hat diesen Punkt von Seiten eines abhängigen Leistungssportlers betrachtet, und er hat da vollkommen Recht. Er darf das auch sagen ohne ultimativ abgestraft zu werden, weil bekannt ist, dass er eher links steht. Was aber würde mit einem sächsischen Kugelstoßer passieren, der friedlich (!) auf einer Pegida-Kundgebung mitlaufen würde. Kretzschmar hat ja schon beschrieben wie von Seiten des Managements auf solche Aktionen regiert wird.

Für mich hat das Analogien zum Thema Berufsleben und Privatleben. In Deutschland gibt es eine starke Trennung zwischen Berufsleben und Privatangelegenheiten bei Politikern - vollkommen anders als in den USA. Abweichende Meinungen können dennoch sehr schnell zu existenziellen Problemen führen. Ist DAS tolerant?
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becksham
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Re: Badbreite der gesellschaftlich akzeptierten Meinungsäußerung/-freiheit

Beitrag von becksham »

Skeptiker hat geschrieben:(16 Jan 2019, 09:19)

Ach so, wenn er also zeigt, dass er eigentlich mit der Meinung des Mainstream konform geht, dann hätte man ihm vielleicht die "Bestrafung" erlassen?

Wer definiert denn, für welche Meinung man geshitstormt werden sollte/darf, und für welche nicht? Für was ist man ein Risiko für die Company Compliance, und für was nicht?
Frag nicht mich. Ich finde so etwas zum Kotzen. Wenn ich mit einer Meinung nicht einverstanden bin, dann kritisiere ich das. Ein Shitstorm ist aber keine Kritik. Das ist wüste Pöbelei und sowas lehne ich ab.
...
Skeptiker hat geschrieben:(16 Jan 2019, 09:19)
Kretzschmar hat diesen Punkt von Seiten eines abhängigen Leistungssportlers betrachtet, und er hat da vollkommen Recht. Er darf das auch sagen ohne ultimativ abgestraft zu werden, weil bekannt ist, dass er eher links steht. Was aber würde mit einem sächsischen Kugelstoßer passieren, der friedlich (!) auf einer Pegida-Kundgebung mitlaufen würde. Kretzschmar hat ja schon beschrieben wie von Seiten des Managements auf solche Aktionen regiert wird.
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Re: Badbreite der gesellschaftlich akzeptierten Meinungsäußerung/-freiheit

Beitrag von schokoschendrezki »

Skeptiker hat geschrieben:(15 Jan 2019, 23:18)

Ich habe diesen schönen Artikel im Stern gefunden, der sich mit dem Shitstorm auf Stefan Ketzschmar befasst.

Neben der ganzen Geschichte um seine Äußerung, bleibt mir ein Satz in dem Artikel besonders haften:

https://www.stern.de/sport/stefan-kretz ... 30180.html

Hm, wie sieht das denn jeder hier so? Kretzschmar scheint ja in seiner Rolle als Person in der Öffentlichkeit voll für seine Aussagen bestätigt worden zu sein. Aber wie steht es mit der gesellschaftlichen Akzeptanz von Meinungen in Deutschland? Ist die genau richtig? Sollte die weiter gehen, oder geht die schon zu weit?
Ich wusste bis eben grade gar nicht, wer "Stefan Kretzschmar" eigentlich ist ...
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Re: Badbreite der gesellschaftlich akzeptierten Meinungsäußerung/-freiheit

Beitrag von Senexx »

schokoschendrezki hat geschrieben:(16 Jan 2019, 10:09)

Ich wusste bis eben grade gar nicht, wer "Stefan Kretzschmar" eigentlich ist ...
Dass ist der, der mal was mit Franzi von Almsick was hatte.

Franzi von Almsick?

Das ist die, die jetzt mit Jürgen B. Harder zwei Kinder hat.

Jürgen B. Harder?

Das ist ein Hockenheimer Unternehmer, der in Frankfurt zu 2 Jahren Haft auf Bewährung und einer Geldauflage von 5 Millionen wegen Korruption verurteilt wurde.
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Re: Badbreite der gesellschaftlich akzeptierten Meinungsäußerung/-freiheit

Beitrag von watisdatdenn? »

becksham hat geschrieben:(16 Jan 2019, 09:00)
Vielleicht hätte er seine Meinung sagen sollen und Rückgrat zeigen sollen.
Um dann wie Eva Herman gefeuert zu werden?

So dumm wird er hoffentlich nicht sein.

Ist er ja auch nicht. Er drückt sich bewusst sehr wage aus und das ist richtig so, denn die Message kam trotzdem an!
watisdatdenn?
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Re: Badbreite der gesellschaftlich akzeptierten Meinungsäußerung/-freiheit

Beitrag von watisdatdenn? »

nietoperz hat geschrieben:(16 Jan 2019, 08:49)
Richtig so. Wer die NS-Zeit bejubelt, hat im Fernsehen nichts verloren.
Wer sich nur indirekt aus der deutschen Lückenpresse informiert, anstatt den Leuten direkt und unverfälscht zuzuhören, muss tatsächlich diesen Eindruck bekommen haben..
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Re: Badbreite der gesellschaftlich akzeptierten Meinungsäußerung/-freiheit

Beitrag von nietoperz »

watisdatdenn? hat geschrieben:(16 Jan 2019, 12:11)

Wer sich nur indirekt aus der deutschen Lückenpresse informiert, anstatt den Leuten direkt und unverfälscht zuzuhören, muss tatsächlich diesen Eindruck bekommen haben..
Inwiefern wurden Evas Sprüche denn verfälscht?
gugel
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Re: Badbreite der gesellschaftlich akzeptierten Meinungsäußerung/-freiheit

Beitrag von gugel »

nietoperz hat geschrieben:(16 Jan 2019, 12:13)

Inwiefern wurden Evas Sprüche denn verfälscht?
Schöne Satire.

Woraus schließt du das ich Christ bin ? Als Humanust reicht es doch aus , so etwas wie oben auch mal öffentlich zu machen.
nietoperz
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Re: Badbreite der gesellschaftlich akzeptierten Meinungsäußerung/-freiheit

Beitrag von nietoperz »

gugel hat geschrieben: Schöne Satire.
Meinst du, sie wollte nur einen Witz machen?
gugel hat geschrieben: Woraus schließt du das ich Christ bin ?
Wenn du z.B. etwas Christen-typisches machst. Z.B. indem du Jesus und Gott gleichsetzt.
Uffhausen
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Re: Badbreite der gesellschaftlich akzeptierten Meinungsäußerung/-freiheit

Beitrag von Uffhausen »

Ich finde schon, dass wir Meinungsfreiheit haben, aber es hapert gewaltig beim folgerichtigen Umgang mit derselben, was hinterher als Akzeptanzproblem gedeutet wird.

Vielleicht liegt es allein an der schnelllebigen Zeit, in der wir uns befinden, die uns zwingt, kurzfristige Entscheidungen zu treffen, ein Thema damit abzuhaken und sofort zum nächsten Punkt überzugehen. Und die der linke wie rechte Populismus ist nur eine politische Folgeentwicklung daraus und gar nicht der Auslöser, wie man auf den ersten Blick vielleicht eher vermuten mag.

Auf was ich hinaus will und dass mich in den heutigen Zeiten mit am allermeisten stört, ist dieses "Schubladen-Denken" und "-Urteilen" - ja, das gab es schon immer und wird es bestimmt auch immer geben - aber eben heutzutage ist es fast schon zu einer selbstverständlichen Umgangform, besonders bzgl. bei gegeseitigen Meinungsaustausch, geworden.

Wenn du dich bspw. gegen Flüchtlinge aussprichst, wirst du sofort in die rechtsbraune-Nazischwein-Schublade gesteckt. Wenn du dich bspw. für Flüchtlinge aussprichst, wirst du sofort in die linksgrüne-Traumtänzer-Schublade gesteckt. Dabei wäre es doch geboten, sein Gegenüber doch mal zu fragen, wie er oder sie zu seiner Meinung kommt usw. - und hinterher kann man, wenn es sich auch tatsächlich bestätigt, immernoch eine Schublade öffnen. Vielleicht erübrigt sich dies aber auch, weil sich im gegenseitigen Austausch eben offenbart, dass man gar nicht eindeutig kategorisiert werden kann.

Ja, ich finde auch, dass es zunehmend schwer bis unmöglich ist, von Meinungsfreiheit (öffentlich) Gebrauch zu machen - aber eben nicht, weil sie eingeschränkt oder nicht akzeptiert wird, sondern weil mensch immer weniger richtig mit ihr umzugehen weiß.
"Man kann auf seinem Standpunkt stehen, aber man sollte nicht darauf sitzen." Erich Kästner
Skeptiker

Re: Badbreite der gesellschaftlich akzeptierten Meinungsäußerung/-freiheit

Beitrag von Skeptiker »

becksham hat geschrieben:(16 Jan 2019, 09:26)
...
Management, Werbeträger usw. sind Wirtschaftsunternehmen. Die wollen Geld verdienen. Die Meinung des Sportlers ist denen völlig egal.
Ganz und garnicht. Sobald ein Mitarbeiter eine Meinung öffentlich äußert und bekannt wird, dass er für die Firma arbeitet, wird die Firma peinlich genau darauf achten welchen Imageschaden das anrichten kann.

Das Problem dabei ist, dass je intoleranter die Gesellschaft bei abweichenden Meinungen ist, umso größer ist der potentielle Schaden, umso schneller wird der Mitarbeiter im Unternehmen sanktioniert. So wird dann aus einer legalen Meinungsäußerung eine böse Falle aus der Repressalien entstehen. Eben DAS ist ja was Kretzschmar sagt.

Wenn wir also "frei" also ohne Angst unsere Meinung sagen wollen - egal welche - dann ist es in erster Linie die Kultur der Meinungstoleranz in der Gesellschaft, die ausschlaggebend dafür ist, ob derjenige das tun kann. Ganz früher wurde man umgebracht oder in den Kerker gesteckt, dann kamen Gefängnisstrafen, heute ist es gesellschaftlicher Liebesentzug und Existenzbedrohung, die wirkungsvoll die freie Meinungsäußerung bedrohen.
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Re: Badbreite der gesellschaftlich akzeptierten Meinungsäußerung/-freiheit

Beitrag von nietoperz »

Skeptiker hat geschrieben: Wenn wir also "frei" also ohne Angst unsere Meinung sagen wollen - egal welche - dann ist es in erster Linie die Kultur der Meinungstoleranz in der Gesellschaft, die ausschlaggebend dafür ist, ob derjenige das tun kann. Ganz früher wurde man umgebracht oder in den Kerker gesteckt, dann kamen Gefängnisstrafen, heute ist es gesellschaftlicher Liebesentzug und Existenzbedrohung, die wirkungsvoll die freie Meinungsäußerung bedrohen.
In dem Sinn gibt es niemals eine freie Meinungsäußerung. Der Staat kann dir zwar garantieren, dass er dich nicht für abstruse Meinungen gängelt. Was aber die Öffentlichkeit davon hält, entzieht sich seiner Einflußnahme.
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Wolverine
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Re: Badbreite der gesellschaftlich akzeptierten Meinungsäußerung/-freiheit

Beitrag von Wolverine »

Skeptiker hat geschrieben:(15 Jan 2019, 23:18)

Ich habe diesen schönen Artikel im Stern gefunden, der sich mit dem Shitstorm auf Stefan Ketzschmar befasst.

Neben der ganzen Geschichte um seine Äußerung, bleibt mir ein Satz in dem Artikel besonders haften:

https://www.stern.de/sport/stefan-kretz ... 30180.html

Hm, wie sieht das denn jeder hier so? Kretzschmar scheint ja in seiner Rolle als Person in der Öffentlichkeit voll für seine Aussagen bestätigt worden zu sein. Aber wie steht es mit der gesellschaftlichen Akzeptanz von Meinungen in Deutschland? Ist die genau richtig? Sollte die weiter gehen, oder geht die schon zu weit?
Am verfassungsmäßigen Recht auf freie Meinungsäußerung hat sich natürlich nichts geändert, aber gesellschaftlich hat sich einiges gewaltig verändert. Wer eine vom Mainstream abweichende Meinung hat und in der Öffentlichkeit steht, kann einpacken. Broder wurde schon als Nazi beschimpft, weil er mal die FLüchtlingspolitik der Kanzlerin kritisiert hat. Broder ist Jude, kurz angemerkt.

In diesem Forum hat man manchmal das Gefühl, dass man aufgrund seiner Meinung gleich einen Stempel bekommt auf dem "Feind der Demokratie" steht, nur weil man aufzeigt, dass bestimmte Regeln des Parlamentes für alle Fraktionen gelten.
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Re: Badbreite der gesellschaftlich akzeptierten Meinungsäußerung/-freiheit

Beitrag von nietoperz »

Wolverine hat geschrieben:Broder wurde schon als Nazi beschimpft, weil er mal die FLüchtlingspolitik der Kanzlerin kritisiert hat. Broder ist Jude, kurz angemerkt.
Jude und Nazi schließen sich nicht gegenseitig aus. Es gibt sogar jüdische Holocaustleugner.
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Re: Badbreite der gesellschaftlich akzeptierten Meinungsäußerung/-freiheit

Beitrag von gugel »

Skeptiker hat geschrieben:(15 Jan 2019, 23:18)

Ich habe diesen schönen Artikel im Stern gefunden, der sich mit dem Shitstorm auf Stefan Ketzschmar befasst.

Neben der ganzen Geschichte um seine Äußerung, bleibt mir ein Satz in dem Artikel besonders haften:

https://www.stern.de/sport/stefan-kretz ... 30180.html

Hm, wie sieht das denn jeder hier so? Kretzschmar scheint ja in seiner Rolle als Person in der Öffentlichkeit voll für seine Aussagen bestätigt worden zu sein. Aber wie steht es mit der gesellschaftlichen Akzeptanz von Meinungen in Deutschland? Ist die genau richtig? Sollte die weiter gehen, oder geht die schon zu weit?
Das ist besser und trifft alles in dem Sachverhalt:

http://www.spiegel.de/politik/deutschla ... 47995.html
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Re: Badbreite der gesellschaftlich akzeptierten Meinungsäußerung/-freiheit

Beitrag von gugel »

Darum geht es , um die Amadeu Antiono-Stiftung mit ihrer die Broschüre „Ene, mene, muh – und raus bist du!“. Eine Broschüre für Erzieherinnen, die helfen soll, dass rechtzeitig erkannt werden soll, wenn ein Kind in rechtsradikalem Milieu aufwächst.

Das Bezirksamt in Neukölln warnte ausdrücklich vor dessen Verwendung: „Die Broschüre will Vorurteile bekämpfen, vermittelt sie aber selbst. Es ist nicht Aufgabe von Erzieherinnen und Erziehern, die politische Gesinnung der Eltern zu überprüfen“, begründete der Jugendstadtrat und stellvertretende Bürgermeister Falko Liecke (CDU) diese Warnung.

Und die Stiftung klagt vor Gericht. Bürgermeister Liecke schrieb auf seiner Facebookseite: „Die Stiftung will damit die Verbreitung meiner Pressemitteilung verhindern und fordert ein Ordnungsgeld in Höhe von bis zu 250.000 Euro, sollte ich die Broschüre weiterhin kritisieren."

Weiter:

"Gefahren für unsere Demokratie gehen von allen Rändern aus. Religiöser Extremismus, bei dem Kinder beispielsweise zum Tragen des Kopftuches genötigt oder Zwangsehen schon im Kindesalter arrangiert werden, ist genauso ein Problem, wie die Indoktrination durch Links- und Rechtsextremisten. Ein ehrlicher Umgang damit klärt über alle Extremismusgefahren auf, ohne Eltern unter Generalverdacht zu stellen.“

Eine vom Staat geförderte Stiftung geht so gegen die Auffassung eines gestandenen stellv. CDU Bürgermeisters in einem Problemviertel Berlins vor ? Welche Meinungsfreiheit hättens denn gerne?
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Wolverine
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Re: Badbreite der gesellschaftlich akzeptierten Meinungsäußerung/-freiheit

Beitrag von Wolverine »

gugel hat geschrieben:(16 Jan 2019, 15:14)

Das ist besser und trifft alles in dem Sachverhalt:

http://www.spiegel.de/politik/deutschla ... 47995.html
Trotz dieses guten Artikels wird Kretschmar für einige ein "Neurechter" bleiben. Von der verfassungsmäßig garantierten Meinungsfreiheit war in seinem Interview niemals die Rede. Aber die linken "Eiferer" konnten ihn nicht schnell genug verdammen.
gugel
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Re: Badbreite der gesellschaftlich akzeptierten Meinungsäußerung/-freiheit

Beitrag von gugel »

nietoperz hat geschrieben:(16 Jan 2019, 12:24)

Meinst du, sie wollte nur einen Witz machen?


Wenn du z.B. etwas Christen-typisches machst. Z.B. indem du Jesus und Gott gleichsetzt.
Wo mache ich das bitte ? Falle doch nicht in ein vor pubertäres Alter zurück.
odiug

Re: Badbreite der gesellschaftlich akzeptierten Meinungsäußerung/-freiheit

Beitrag von odiug »

Ich finde das Gejammere um die Meinungsfreiheit etwas verfehlt und neben dem Punkt.
Ich würde sogar soweit gehen, dass genau dieses Gejammere um das :"Das wird man doch wohl noch mal sagen dürfen!" Teil dessen ist, was die Meinungsfreiheit im erheblichen Maß einschränkt.
Denn eine uninformierte Meinung ist keine, die es wert wäre, im öffentlichen Raum diskutiert zu werden, ja in ihrer unreflektierten Beschränktheit oft dazu dient, die Meinungsfreiheit selbst weiter einzuschränken oder zu diskreditieren.
Oder mit George Berkeley gesagt :
“Few men think; yet all have opinions. ”
Einen etwas hilfreicheren Ansatz, dieses Thema ernsthaft zu diskutieren, als das übliche Geplappere um die unterdrückte Meinung, findet sich hier:
[youtube][/youtube]
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Re: Badbreite der gesellschaftlich akzeptierten Meinungsäußerung/-freiheit

Beitrag von nietoperz »

gugel hat geschrieben: Wo mache ich das bitte ?
Ich schrieb "wenn" und nicht wo.
Skeptiker

Re: Bandbreite der gesellschaftlich akzeptierten Meinungsäußerung/-freiheit

Beitrag von Skeptiker »

nietoperz hat geschrieben:(16 Jan 2019, 03:29)
Ich finde, dieser Kretschmar begeht einen Irrtum. Er sagt ja sinngemäß, "sobald jemand z.B. die Flüchtlingspolitik ablehnt, wird er fertig gemacht, ergo haben wir keine Meinungsfreiheit". Das mag für einfache Geister wie ihn so aussehen, doch tatsächlich geht es darum, dass Hass gegen Minderheiten absolut inakzeptabel ist, was im Problemfall eben eine Kausalitätskette in Gang setzt ...

Lässt Krätzmar z.B. den Spruch: "Flüchtlinge sind kriminelle Schmarotzer"(*), wird das natürlich zum Problem wenn man in der Öffentlichkeit steht. Die meisten Menschen finden solche Aussagen ekelhaft, also verliert er seine Vorbildfunktion, also springen Sponsoren ab, die mit einer solchen Drecksmeinung nicht in Verbindung gebracht werden wollen, so brechen Krätzkis Einnahmen weg und er fühlt sich für seine Aussagen "bestraft".

Ablehnung von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit ist übrigens Konsens in unserer Gesellschaft. Fremdenhass ist ebenso unschicklich wie auf Gräber zu pinkeln oder Sex mit Tieren. Wer das macht, begibt sich auf die schiefe Bahn und dann übt die Gesellschaft Konformitätsdruck aus, um ihn wieder zurückzuholen. Es handelt sich also um einen Regelungsmechanismus; das Medium der Zivilisation; der Klebstoff, der die Gesellschaft zusammenhält. Wir sollten stolz auf diese Errungenschaft darauf sein.

(*) so klar und deutlich wird es kaum jemand sagen. Aber verklausuliert bzw. mit rationalem Tarnanstrich, hört man sowas oft. Zum Beispiel von der "AfD".
Ja, Ablehnung von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit ist Konsens in der Gesellschaft. Vollkommen anders ist es allerdings zu definieren was eine gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit ist.

Für große Teile der Medien hat die 2015 z.B. schon alleine mit einer (sachlichen und moderat) kritischen Haltung zur Flüchtlingspolitik begonnen. Und so findet man sich dann auf einmal in einen Topf geworfen mit plumpen Fremdenfeinden, wenn man die Feststellung trifft, dass für weitere 20 Mio. Flüchtlinge in der Welt nicht das Konzept einer offenen Grenze gelten kann, wenn man bei 1 Mio. schon erhebliche Probleme hat.

Du nennst Kretzschmar einen einfachen Geist - keine Ahnung ob Du ihn persönlich kennst. In Deinem gesamten Beitrag erkenne ich jedoch genau die automatisierte Schubladendenke die er eben kritisiert. Was Du beschreibst ist, dass Leute mit unliebsamen Meinungen berechtigt abgestraft werden, weil es eine Art gesellschaftliches Korrektiv darstellt. Ich bin mir sehr sicher, dass viele das so sehen, je linker verortet, umso sicherer. Kretzschmar ist selber links und man muss ihm hier hoch anrechnen eine ehrliche Analyse abgegeben zu haben, die offenbar auf Erfahrungen aus seiner Umgebung beruht, nun bereichert durch eine eigene.

Ich selber möchte in keiner Gesellschaft leben, in der irgendwelche zeitgeistlichen Strömungen vorgeben was gut und was böse ist, und in der Menschen Repressalien ausgesetzt werden und um ihre Existenz fürchten müssen, nur weil irgendwer hingeht ihn als Feind diffamiert und so gesellschaftlich (nicht strafrechtlich!) für vogelfrei erklärt. Unsere Gesellschaft von wohlerzogenen moralisauren Aktivisten ist aber dabei unser Land (und es ist leider ein weltweiter Effekt) in genau soetwas umzubauen.
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Re: Bandbreite der gesellschaftlich akzeptierten Meinungsäußerung/-freiheit

Beitrag von think twice »

Skeptiker hat geschrieben:(16 Jan 2019, 18:23)


Für große Teile der Medien hat die 2015 z.B. schon alleine mit einer (sachlichen und moderat) kritischen Haltung zur Flüchtlingspolitik begonnen. Und so findet man sich dann auf einmal in einen Topf geworfen mit plumpen Fremdenfeinden, wenn man die Feststellung trifft, dass für weitere 20 Mio. Flüchtlinge in der Welt nicht das Konzept einer offenen Grenze gelten kann, wenn man bei 1 Mio. schon erhebliche Probleme hat.
Deine "Feststellung", dass für 20 Millionen weitere Flüchtlinge in Deutschland kein Platz wäre, ist zwar objektiv richtig, aber dennoch dummes rechts-sprech. Du suggerierst nämlich, dass es kurz-, mittel- oder langfristig tatsächlich dazu kommen könnte, dass mit einer offenen Grenze tatsächlich 20 Millionen weitere Flüchtlinge unser Land überrennen könnten. Das ist weder moderat noch sachlich, sondern zielgerichtete Panikmache, auf die ein gewisser Prozentsatz vertrottelter Bürger herein fällt.
Und deshalb ist deine Meinung zwar von der Meinungsfreiheit gedeckt, du stellst dich aber selbst damit in die rechte Ecke. Denn nur aus dieser Richtung kommen solche Halluzinationen.
Ich hoffe, du kannst jetzt mit meiner Meinung auch leben. ;)
Duldsamkeit heißt nicht, dass ich auch billige, was ich dulde.
(Mahatma Gandhi)
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Re: Badbreite der gesellschaftlich akzeptierten Meinungsäußerung/-freiheit

Beitrag von watisdatdenn? »

nietoperz hat geschrieben:(16 Jan 2019, 12:13)
Inwiefern wurden Evas Sprüche denn verfälscht?
Wegen diesem Satz wurde sie entlassen:
Und wir müssen vor allem das Bild der Mutter in Deutschland auch wieder wertschätzen lernen, das leider ja mit dem, äh, Nationalsozialismus und der darauf folgenden 68er-Bewegung abgeschafft wurde.
https://m.focus.de/kultur/kino_tv/werte ... 35406.html

Journalisten haben das so verzerrt wiedergegeben, dass einfältige Menschen mit mangelndem Leseverständnis (die Leute, die ich vorhin als Pöbel bezeichnet habe) tatsächlich eine Verherrlichung des Nationalsozialismus hinein interpretiert haben.
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Re: Bandbreite der gesellschaftlich akzeptierten Meinungsäußerung/-freiheit

Beitrag von DarkLightbringer »

think twice hat geschrieben:(16 Jan 2019, 18:54)

Deine "Feststellung", dass für 20 Millionen weitere Flüchtlinge in Deutschland kein Platz wäre, ist zwar objektiv richtig, aber dennoch dummes rechts-sprech. Du suggerierst nämlich, dass es kurz-, mittel- oder langfristig tatsächlich dazu kommen könnte, dass mit einer offenen Grenze tatsächlich 20 Millionen weitere Flüchtlinge unser Land überrennen könnten. Das ist weder moderat noch sachlich, sondern zielgerichtete Panikmache, auf die ein gewisser Prozentsatz vertrottelter Bürger herein fällt.
Und deshalb ist deine Meinung zwar von der Meinungsfreiheit gedeckt, du stellst dich aber selbst damit in die rechte Ecke. Denn nur aus dieser Richtung kommen solche Halluzinationen.
Ich hoffe, du kannst jetzt mit meiner Meinung auch leben. ;)
laut palmer könnte man auch 10 Millionen pro jahr aufnehmen, nur wäre das halt finanziell nicht integrierbar.
man könnte es halt so machen wie jordanien oder Libanon auch, d. h., zu schlechten Bedingungen.
>>We’ll always have Paris<<
[Humphrey Bogart als Rick Blaine in >Casablanca<, 1942]
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Re: Badbreite der gesellschaftlich akzeptierten Meinungsäußerung/-freiheit

Beitrag von nietoperz »

watisdatdenn? hat geschrieben:(16 Jan 2019, 18:57)

Wegen diesem Satz wurde sie entlassen:

https://m.focus.de/kultur/kino_tv/werte ... 35406.html

Journalisten haben das so verzerrt wiedergegeben, dass einfältige Menschen mit mangelndem Leseverständnis (die Leute, die ich vorhin als Pöbel bezeichnet habe) tatsächlich eine Verherrlichung des Nationalsozialismus hinein interpretiert haben.
Naja, das allein wird es nicht gewesen sein. Es ging mehr um ihre anti-emanzipatorische und allgemein rückwärtsgewandte Haltung. Ihre angebliche Liebäugelei mit der NS-Zeit war zwar irgendwie böswillig konstruiert, aber die Presse braucht eben hohe Auflagen und die erreicht man am besten mit handfesten Skandalen.

Dass die liebe Eva jedoch kein unschuldiges Opfer ist, hat sie im Nachhinein selbst bewiesen. Zum Beispiel durch ihre Tätigkeit für den rechts-esoterischen "Kopp-Verlag", oder ihre Bemerkung zur Katastrophe auf der Loveparade 2010, in Duisburg.

Zusammenfassend kann man sagen: der Eva wurde zwar übel mitgespielt, aber man sie hat es letztlich so verdient.
Siehe auch: https://www.psiram.com/de/index.php/Eva ... n_Duisburg
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Re: Badbreite der gesellschaftlich akzeptierten Meinungsäußerung/-freiheit

Beitrag von watisdatdenn? »

nietoperz hat geschrieben:(16 Jan 2019, 19:21)
Naja, das allein wird es nicht gewesen sein.
Falsch!

Das war die offizielle Begründung der Entlassung aus der Journalie mit Verweis auf exakt diese Aussage!
Als Grund nannte der Sender ihre umstrittenen Äußerungen zur Familienpolitik in der Nazi-Zeit
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Selina
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Re: Bandbreite der gesellschaftlich akzeptierten Meinungsäußerung/-freiheit

Beitrag von Selina »

Skeptiker hat geschrieben:(15 Jan 2019, 23:18)

nIch habe diesen schönen Artikel im Stern gefunden, der sich mit dem Shitstorm auf Stefan Ketzschmar befasst.

Neben der ganzen Geschichte um seine Äußerung, bleibt mir ein Satz in dem Artikel besonders haften:

https://www.stern.de/sport/stefan-kretz ... 30180.html

Hm, wie sieht das denn jeder hier so? Kretzschmar scheint ja in seiner Rolle als Person in der Öffentlichkeit voll für seine Aussagen bestätigt worden zu sein. Aber wie steht es mit der gesellschaftlichen Akzeptanz von Meinungen in Deutschland? Ist die genau richtig? Sollte die weiter gehen, oder geht die schon zu weit?
Hast du Beispiele, wo Meinungsäußerungen verboten oder nicht akzeptiert werden? Ich sehe und höre von morgens bis abends, wie sich die Neue Rechte überall und auf allen Kanälen und in (fast) allen Parlamenten frei und offen äußert. Das finden viele zwar nicht so toll, aber die Rechten sagen es doch trotzdem tagtäglich ungehindert und mehrfach und frank und frei, warum sie so "besorgt" sind und was sie so sehr stört an der Regierungspolitik. Kann man ja schon fast mitsingen diese Texte :D
Drüben im Walde kängt ein Guruh - Warte nur balde kängurst auch du. Joachim Ringelnatz
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Re: Bandbreite der gesellschaftlich akzeptierten Meinungsäußerung/-freiheit

Beitrag von nietoperz »

Skeptiker hat geschrieben: Ja, Ablehnung von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit ist Konsens in der Gesellschaft. Vollkommen anders ist es allerdings zu definieren was eine gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit ist.
Das ist längst geschehen: https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/ ... nitiongmf/
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Re: Badbreite der gesellschaftlich akzeptierten Meinungsäußerung/-freiheit

Beitrag von nietoperz »

watisdatdenn? hat geschrieben: Das war die offizielle Begründung der Entlassung aus der Journalie mit Verweis auf exakt diese Aussage!
Das war die Begründung für die Öffentlichkeit. Wäre das die wirkliche Begründung gewesen, hätte Eva den Sender auf Wiedereinstellung verklagen können und mit Sicherheit gewonnen.

So weit ich weiß, hat sie auch ein paar Prozesse gewonnen, wegen Rufschädigung oder so. Denn der Vorwurf, dass sie die NS-Familienpolitik gelobt hat, ist nicht haltbar.
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Re: Bandbreite der gesellschaftlich akzeptierten Meinungsäußerung/-freiheit

Beitrag von gugel »

Selina hat geschrieben:(16 Jan 2019, 19:25)

Hast du Beispiele, wo Meinungsäußerungen verboten oder nicht akzeptiert werden? Ich sehe und höre von morgens bis abends, wie sich die Neue Rechte überall und auf allen Kanälen und in (fast) allen Parlamenten frei und offen äußert. Das finden viele zwar nicht so toll, aber die Rechten sagen es doch trotzdem tagtäglich ungehindert und mehrfach und frank und frei, warum sie so "besorgt" sind und was sie so sehr stört an der Regierungspolitik. Kann man ja schon fast mitsingen diese Texte :D
Wenn du das verstehst, dann könnte es sein, dass du große Teile deiner Auffassung bzgl. Meinunsgfreiheit in unserem freien Staat revidieren müsstest.

Die Schere im Kopf ist das Problem und natürlich die, die meinen per moralischer Selbstüberhöhung Meinungsvorbilder zu sein. ( Erwiesen durch eine umfangreiche Studie der Hans Böckler Stiftung = IG Metall )

http://www.spiegel.de/netzwelt/web/vera ... 48317.html
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Re: Badbreite der gesellschaftlich akzeptierten Meinungsäußerung/-freiheit

Beitrag von watisdatdenn? »

nietoperz hat geschrieben:(16 Jan 2019, 12:24)
Meinst du, sie wollte nur einen Witz machen?
Meinst du die hat den Nationalsozialismus verherrlicht und für gut befunden?

Dann hätte ich gerne eine Quelle dazu von dir.
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