Fälschungsskandal beim „Spiegel“

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Skeptiker

Re: Fälschungsskandal beim „Spiegel“

Beitrag von Skeptiker »

Vongole hat geschrieben:(21 Dec 2018, 18:04)
Jeder Mensch sicherlich nicht, und ein politisch wirklich interessierter sogar ganz sicher nicht, für den ergeben sich Wahrheiten gerade aus der Differenzierung.

Ich schaue nicht auf Bild-Leser herab, ich konstatiere nur. Die gleiche Gutgläubigkeit findet sich übrigens auch bei Lesern von RT, Neues Deutschland, PI-News, Epoch Times, Junge Freiheit, um nur einige zu nennen.
... und es ist sicher Zufall, dass alle diese Zeitungen ein bestimmtes Klientel bedienen. Meinst Du ein TAZ Leser ist da anders?

Ist Dir aufgefallen, dass es gerade die Gutgläubigkeit der Spiegel-Redaktion war, die dem Journalisten das Tor zum Betrug weit geöffnet hat? Interessant, dass nun gerade wieder auf die rechten Medien abgehoben wird. Für KEINE der genannten Zeitungen hat der Betrüger übrigens gearbeitet. Wieso stellst Du nun ausgerechnet DIE an den Pranger? Haben DIE ihre Sorgfalt verletzt, oder die anderen?

Es ist schon bemerkenswert diesen Skandal eines linksliberalen Blattes dafür zu nutzen, gegen rechte Medien und deren Leser zu wettern. Dieser Fall bestätigt ja alle diejenigen, die auf Seiten der rechten Medien immer wieder gegen manipulative Berichterstattung protestiert haben - und dafür immer wieder übelst beschimpft worden sind.

Nun fliegt das auf, und auf wen geht man los? Die bösen rechten Medien … :rolleyes:
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Vongole
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Re: Fälschungsskandal beim „Spiegel“

Beitrag von Vongole »

Erstens ist z.B. Neues Deutschland ein linkes Medium, zweitens vergleiche ich nur, und drittens sind es leider immer wieder rechte Medien, (Qualitätsjournalimus ausgenommen), die ihre Sorgfaltspflicht nicht nur verletzen,
sondern völlig außer Acht lassen. Meist genügen wenige Klicks im Netz, um dort Fake News auf die Spur zu kommen.
Und im Gegensatz zum Spiegel, der die Fälschungen veröffentlicht und schonungslos Stellung genommen hat, konnte ich bei den genannten Medien so etwas nie feststellen.
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Re: Fälschungsskandal beim „Spiegel“

Beitrag von PeterK »

Skeptiker hat geschrieben:(21 Dec 2018, 18:21)
Interessant, dass nun gerade wieder auf die rechten Medien abgehoben wird.
Wärest Du bereit, willens und in der Lage "rechte Medien" zu definieren?
Skeptiker

Re: Fälschungsskandal beim „Spiegel“

Beitrag von Skeptiker »

Vongole hat geschrieben:(21 Dec 2018, 18:33)
Erstens ist z.B. Neues Deutschland ein linkes Medium, zweitens vergleiche ich nur, und drittens sind es leider immer wieder rechte Medien, (Qualitätsjournalimus ausgenommen), die ihre Sorgfaltspflicht nicht nur verletzen,
sondern völlig außer Acht lassen. Meist genügen wenige Klicks im Netz, um dort Fake News auf die Spur zu kommen.
Und im Gegensatz zum Spiegel, der die Fälschungen veröffentlicht und schonungslos Stellung genommen hat, konnte ich bei den genannten Medien so etwas nie feststellen.
Dann nennen wir es populistische Presse meinetwegen. Klar, die haben weniger Skrupel als die seriös wahrgenommenen Medien. Das ist aber ein bekanntes Problem. Niemand sollte der Bild in ähnlicher Weise vertrauen wie z.B. der Welt, um einfach mal bei der vergleichbaren politischen Einordnung zu bleiben.

Blöd an der Situation ist lediglich, dass Menschen durch diesen Skandal den Eindruck gewinnen könnten, dass die seriösen auch nicht viel besser sind. Ja, der Spiegel deckt das selber auf. Aber er deckt eben ein Problem auf, dass von Zweiflern immer schon so vermutet oder unterstellt wurde. Für mich persönlich steigert das die Seriosität der Artikel für die Zukunft, andere werden sich vielleicht abwenden.
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Re: Fälschungsskandal beim „Spiegel“

Beitrag von Tom Bombadil »

Die Bild braucht sich gar nicht so aufzuplustern, dieses Ding ist das mieseste Druckerzeugnis seit Erfindung der Druckerpresse und hat unzählige Menschen auf dem Gewissen, einfach mal den Bildblog aufschlagen.
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Re: Fälschungsskandal beim „Spiegel“

Beitrag von H2O »

yogi61 hat geschrieben:(20 Dec 2018, 18:46)

Naja, Journalisten und Presseleute sind ja nun einmal nicht per se besser Menschen. Die wollen auch Wertschätzung und sie wollen ihre Storys verkaufen. Egal ob Kevin Carter zwanzig Minuten zusieht, wie ein Geier sich auf ein halbverhungertes Kind im Sudan zubewegt und knipst um dann den Pulitzer abzuräumen, oder wenn etwas kleiner die hochgelobte FAZ zusieht wie in ihrer Zeitung auf der Höhe der Griechenlandkrise Unwahrheiten über die angeblich hohe Rente der Einwohner verbreitet wird. Viele Journalisten lassen ganz unverholen ihre politische Meinung einfliessen, auch wenn damit die Wahrheit gebeugt wird. Ist alles menschlich.
Daß so etwas geschieht, sehe ich natürlich auch ein. Aber dann, wenn dahinter keine harmlosen Flunkergeschichten stehen, sondern politisch umstrittene Themen mit solchen Lügengeschichten verbogen werden, dann hört wohl doch der Spaß auf. Dann wird der Lügner fast mühelos zum einflußreichen Meinungsgestalter, weil er ein angesehenes Medium als "Zeugen" seiner Lügengeschichte mißbraucht.

Wenn ich hier in einer Diskussion eine Meinung mit Hinweis auf eine Pressemeldung oder Rundfunkmeldung hinterlege, dann kommt oft ganz zu Recht die Frage nach der Informationsquelle. Tja, kein Zweifel erlaubt, ist dort und dort nach zu lesen. Was bleibt dem Leser anderes übrig, als die Lüge als bestätigte Tatsache zu glauben und seine Meinung zu überdenken? Ein Preisträger gar, vielfach ausgezeichnet, da will doch niemand noch länger als unkundiger Esel dastehen.

Aus meiner Sicht liegt ein solcher Fehltritt auf der Höhe eines Krankenhausarztes, der noch nie eine ärztliche Grundausbildung durchlaufen hat, aber mit gefälschtem doppelten Doktortitel als Stationsleiter Menschen führt und fachliche Anweisungen erteilt.
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Quatschki
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Re: Fälschungsskandal beim „Spiegel“

Beitrag von Quatschki »

Lesenswerter Kommentar in der "Welt"

https://www.welt.de/kultur/medien/artic ... reise.html
Drauf so sprach Herr Lehrer Lämpel:
„Dies ist wieder ein Exempel!“
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Re: Fälschungsskandal beim „Spiegel“

Beitrag von Skeptiker »

Quatschki hat geschrieben:(22 Dec 2018, 14:39)
Lesenswerter Kommentar in der "Welt"

https://www.welt.de/kultur/medien/artic ... reise.html
Ja, sehr schöner Artikel
Aus dem Video-Beitrag am Ende:
Ich fürchte das auch diejenigen, die in der Bundesrepublik, diejenigen, die Qualitätsmedien verantwortlichen Journalismus als Lügenpresse diskreditieren, genau diesen Vorfall nutzen werden, um weiter gegen die Medien zu polemisieren
Ja, das ist wohl zu erwarten. Vor allem auch deshalb, weil sich hier in einem Fall die schlimmsten Vorwürfe als wahr erwiesen haben. Man kann es nicht anders sagen: In dem Fall hatten die Polemisierer Recht und diejenigen, die so gerne über Verschwörungstheoretiker und Aluhutträger ablästern stehen da wie begossene Pudel.

Nö, es war keine Verschwörung. Es reicht schon aus haarsträubend schlecht, einseitig und manipulativ zu arbeiten - auch der Vorwurf war ja pauschal VT, wenn man nicht gerade SELBER den Gegenbeweis antreten konnte (wer kann das schon vom Schreibtisch zuhause).

Man sieht, Skepsis ist ÜBERALL angebracht und Vertrauen muss verdient werden. Ich habe gehört, dass der Spiegel auch die Kontrollstrukturen auf den Prüfstand stellen will. Das ist sicher der richtige Amsatz.
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Re: Fälschungsskandal beim „Spiegel“

Beitrag von Vongole »

jack000 hat geschrieben:(20 Dec 2018, 22:09)

So war das u.a. bei den "Flüchtling findet Geldbörse mit xxxx€ und gibt diese zurück" von dem Herrn vom Spiegel. Wenn man das von der Gegenseite anzweifelte, wurde das als Hetze gebrandmarkt.
Nun, diese Geschichte ist jedenfalls wahr, u.U. geglättet, aber auf Fakten basierend.
Das soll keine Relativierung der Fantasiereportagen Rolitius' sein, ist mir aber aus anderen Gründen wichtig. ;)
http://www.spiegel.de/kultur/gesellscha ... 45196.html
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Re: Fälschungsskandal beim „Spiegel“

Beitrag von Fliege »

Skeptiker hat geschrieben:(22 Dec 2018, 16:19)
Aus dem Video-Beitrag am Ende:
"Ich fürchte das auch diejenigen, die in der Bundesrepublik, diejenigen, die Qualitätsmedien verantwortlichen Journalismus als Lügenpresse diskreditieren, genau diesen Vorfall nutzen werden, um weiter gegen die Medien zu polemisieren"

Ja, das ist wohl zu erwarten. Vor allem auch deshalb, weil sich hier in einem Fall die schlimmsten Vorwürfe als wahr erwiesen haben. Man kann es nicht anders sagen: In dem Fall hatten die Polemisierer Recht und diejenigen, die so gerne über Verschwörungstheoretiker und Aluhutträger ablästern stehen da wie begossene Pudel.

Nö, es war keine Verschwörung. Es reicht schon aus haarsträubend schlecht, einseitig und manipulativ zu arbeiten - auch der Vorwurf war ja pauschal VT, wenn man nicht gerade SELBER den Gegenbeweis antreten konnte (wer kann das schon vom Schreibtisch zuhause).

Man sieht, Skepsis ist ÜBERALL angebracht und Vertrauen muss verdient werden. Ich habe gehört, dass der Spiegel auch die Kontrollstrukturen auf den Prüfstand stellen will. Das ist sicher der richtige Amsatz.
Am Spiegel hat sich das Prädikat "Lügenpresse" als zutreffend erwiesen, so dass von einer Diskreditierung nicht die Rede sein kann. Die Entblößung des Spiegels macht Hoffnung auf mehr Enthüllung und auf wieder faktenorientierten Journalismus.
Zuletzt geändert von Fliege am Sa 22. Dez 2018, 17:33, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Fälschungsskandal beim „Spiegel“

Beitrag von Quatschki »

Vongole hat geschrieben:(22 Dec 2018, 17:14)

Nun, diese Geschichte ist jedenfalls wahr, u.U. geglättet, aber auf Fakten basierend.
Das soll keine Relativierung der Fantasiereportagen Rolitius' sein, ist mir aber aus anderen Gründen wichtig. ;)
http://www.spiegel.de/kultur/gesellscha ... 45196.html
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Ein kleiner Teil davon wird ehrlich bei der Behörde abgegeben. Auch das sind immer noch hunderte pro Monat.
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Re: Fälschungsskandal beim „Spiegel“

Beitrag von Alexyessin »

Fliege hat geschrieben:(22 Dec 2018, 17:32)

Am Spiegel hat sich das Prädikat "Lügenpresse" als zutreffend erwiesen,
von einem Fehlverhalten eines Journalisten machst du ein Pauschalurteil.............wie immer.
Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin kein Nazi, aber...
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Re: Fälschungsskandal beim „Spiegel“

Beitrag von Quatschki »

Vielleicht gibt es ja einen #MeToo-Effekt?
Wo der Korpsgeist erstmal geknackt ist, könnten andere "Morenos" Mut schöpfen.
Bei den Abgasbetrügern oder den pädophilen Pfaffen fing es auch klein an.
Drauf so sprach Herr Lehrer Lämpel:
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Re: Fälschungsskandal beim „Spiegel“

Beitrag von Fliege »

Alexyessin hat geschrieben:(22 Dec 2018, 18:26)
von einem Fehlverhalten eines Journalisten machst du ein Pauschalurteil.............wie immer.
Du möchtest auf Einzelfall plädieren? *g*
Ich wünsche dir viel Glück.
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Re: Fälschungsskandal beim „Spiegel“

Beitrag von Fliege »

Quatschki hat geschrieben:(22 Dec 2018, 19:28)
Vielleicht gibt es ja einen #MeToo-Effekt?
Ob daraus etwas wird? Immerhin wird schon damit begonnen, wie ich höre, auf Einzelfall zu plädieren. Mit postfaktischer Relativierung kennen sich "Qualitätsjournalisten" immerhin aus.
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Re: Fälschungsskandal beim „Spiegel“

Beitrag von Alexyessin »

Fliege hat geschrieben:(22 Dec 2018, 19:38)

Du möchtest auf Einzelfall plädieren? *g*
Ich wünsche dir viel Glück.
Bis jetzt gibt es keinen Grund daran zu zweifeln. Aber im Pauschalisieren haben sich die Rechten schon gerne die Klinke in die Hand gegeben, daher verwundert mich deine "Antwort" auch nicht
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Re: Fälschungsskandal beim „Spiegel“

Beitrag von Gluck »

Bissl Schadenfreude gegenüber Sawsan Chebli ist durchaus angebracht:
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Re: Fälschungsskandal beim „Spiegel“

Beitrag von Skeptiker »

Alexyessin hat geschrieben:(22 Dec 2018, 20:00)
Bis jetzt gibt es keinen Grund daran zu zweifeln. Aber im Pauschalisieren haben sich die Rechten schon gerne die Klinke in die Hand gegeben, daher verwundert mich deine "Antwort" auch nicht
Du meinst es war ein Einzelfall, dass nur die Reportagen von Class Relotius nicht geprüft wurden? Gab es nur für ihn eine (schlechte) Prüfabteilung und für alle anderen eine andere?

Dir ist doch klar, dass es der eigentliche Skandal ist, dass die Prüfungen - wenn es sie denn gegeben hat - durchgelaufen sind ohne auf ihn aufmerksam zu werden. Dass jemand ein unzureichendes gutgläubiges System manipuliert, kann eigentlich niemanden verwundern. Er hat schlicht maximal Kapital aus den ihm gebotenen Möglichkeiten geschlagen.
Skeptiker

Re: Fälschungsskandal beim „Spiegel“

Beitrag von Skeptiker »

Es wird nun wohl auch geprüft, ob Relotius Spendengelder veruntreut hat.
https://www.welt.de/kultur/medien/artic ... haben.html

Das hat er offenbar von einem privaten Emailkonto aus gemacht - wäre also nicht dem Spiegel anzulasten. Es würde allerdings das Bild von Relotius vervollständigen. Wenn das stimmt, dann könnte man garnicht so viel essen wie man kotzen wollte, mit Blick auf diese Person.
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Re: Fälschungsskandal beim „Spiegel“

Beitrag von Alexyessin »

Skeptiker hat geschrieben:(22 Dec 2018, 21:09)

Du meinst es war ein Einzelfall, dass nur die Reportagen von Class Relotius nicht geprüft wurden? Gab es nur für ihn eine (schlechte) Prüfabteilung und für alle anderen eine andere?

Dir ist doch klar, dass es der eigentliche Skandal ist, dass die Prüfungen - wenn es sie denn gegeben hat - durchgelaufen sind ohne auf ihn aufmerksam zu werden. Dass jemand ein unzureichendes gutgläubiges System manipuliert, kann eigentlich niemanden verwundern. Er hat schlicht maximal Kapital aus den ihm gebotenen Möglichkeiten geschlagen.
Das kann natürlich so verstanden werden wollen. Mit der nötigen Zurechtbiegung .
Oder es war halt einfach ein karrieregeiler Journalist der so lange rumprobiert hat bis es aufgeflogen ist.
Sowas passiert leider in jedem Berufszweig.

Auf der anderen Seite sehe ich durchaus das QM beim Spiegel kritisch. Aber das schon seit Augsteins Tod.
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Re: Fälschungsskandal beim „Spiegel“

Beitrag von Ebiker »

Es wird immer besser. bzw. schlimmer

http://www.spiegel.de/kultur/gesellscha ... 45226.html
Folgen sie den Anweisungen
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Re: Fälschungsskandal beim „Spiegel“

Beitrag von Skeptiker »

Hier eine, wie ich finde, interessante Einschätzung von juristischer Seite. Medienanwalt Gerhard Strate im Cicero:
Was ist noch anders beim Betrug von Claas Relotius?
Die Geschichten, die Claas Relotius erzählte, kamen immer schon als Geschichten daher, gefällig und anrührend erzählt. Häufig im Anschluss an die Spiegel-Rubrik „Eine Meldung und ihre Geschichte“, deren Authentizität ebenfalls keine noch so aufmerksame Dokumentation zu überprüfen vermochte. Die „Studentin Lili“, die in Freiburg im Baum lebt, oder der Schüler Dane Best, der in der Kleinstadt Severance in Colorado lebt und verbotenerweise mit Schneebällen wirft, wurden wahrscheinlich auch nie von der Dokumentation dazu befragt. Ein Betrug – nicht im strafrechtlichen, sondern nur im landläufigen Sinne – wird daraus allein dann, wenn der Leser alles für bare Münze nimmt. Also den Spiegel an seinem eigenen Kundenprofil misst, nämlich stets der Wahrheit verpflichtet zu sein.
Der Spiegel hat bislang gegen Claas Relotius keine Strafanzeige erstattet, behält sich dies aber vor. Nach Ihrem Kenntnisstand im Fall: Inwiefern ist das Verhalten von Claas Relotius strafrechtlich relevant?
Ich kann an dem Verhalten von Claas Relotius nichts Strafbares erkennen. Das Erzählen von fiktiven Geschichten ist nicht strafbar. Jeder kann jeden anlügen. Von dieser Regel gibt es nur einige wenige gesetzliche Ausnahmen. Der Pressekodex, der in Ziffer 1 Journalisten zur Wahrhaftigkeit anmahnt, ist kein Gesetz.
https://www.cicero.de/kultur/claas-relo ... ar-fiktion

Habe ich da jetzt irgendetwas verpasst? War das alles nur ein großes Missverständnis? Hat Claas Relotius nur Fantasieromane zu bestimmten Begebenheiten geschrieben und die ganze Welt hat es als auf Tatsachen beruhende Reportage "missverstanden"?

Irgendwann gab es mal so ein Gesetz, welches sich "Vortäuschen falscher Tatsachen" nannte. Hat Relotius seine "Geschichten" nun als wahr verkauft? Wenn ja, dann ist es Betrug. Oder ist das alles wieder viel zu einfach gedacht? :?:
Ich verstehe die Rechtslage jedenfalls so, dass jeder Romane verkaufen kann. Da kann man behaupten was man will, weil es eben eine Fiktion ist. Erzählt man aber in Rahmen einer Reportage eine "Geschichte", dann müsste es schon als Fiktion gekennzeichnet sein, damit der Leser nicht automatisch davon ausgehen müsste, dass es sich um Tatsachen handelt. In meinen Augen ist das also ganz klarer Betrug und ich muss mich sehr wundern welche Rechtsauffassung da geäußert wird. Soll nun der Leser der Dumme sein, weil er "Geschichten" glaubt die im Spiegel stehen? Naja - viele glauben die ja auch nicht mehr …
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Fliege
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Re: Fälschungsskandal beim „Spiegel“

Beitrag von Fliege »

Gluck hat geschrieben:(22 Dec 2018, 20:36)
Bissl Schadenfreude gegenüber Sawsan Chebli ist durchaus angebracht:
Nie käme mir in den Sinn, wegen des bedauerlichen Fehltrittes eines Spiegel-Journalisten die Integrität von "Qualitätspolitikern" in Zweifel zu ziehen. ;-)
"Unsere Erde ist vielleicht ein Weibchen." – "Da der Mensch toll werden kann, so sehe ich nicht ein, warum es ein Weltsystem nicht auch werden kann" (Georg Christoph Lichtenberg).
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Ammianus
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Re: Fälschungsskandal beim „Spiegel“

Beitrag von Ammianus »

Skeptiker hat geschrieben:(22 Dec 2018, 23:09)

Hier eine, wie ich finde, interessante Einschätzung von juristischer Seite. Medienanwalt Gerhard Strate im Cicero:

https://www.cicero.de/kultur/claas-relo ... ar-fiktion

Habe ich da jetzt irgendetwas verpasst? War das alles nur ein großes Missverständnis? Hat Claas Relotius nur Fantasieromane zu bestimmten Begebenheiten geschrieben und die ganze Welt hat es als auf Tatsachen beruhende Reportage "missverstanden"?

Irgendwann gab es mal so ein Gesetz, welches sich "Vortäuschen falscher Tatsachen" nannte. Hat Relotius seine "Geschichten" nun als wahr verkauft? Wenn ja, dann ist es Betrug. Oder ist das alles wieder viel zu einfach gedacht? :?:
Ich verstehe die Rechtslage jedenfalls so, dass jeder Romane verkaufen kann. Da kann man behaupten was man will, weil es eben eine Fiktion ist. Erzählt man aber in Rahmen einer Reportage eine "Geschichte", dann müsste es schon als Fiktion gekennzeichnet sein, damit der Leser nicht automatisch davon ausgehen müsste, dass es sich um Tatsachen handelt. In meinen Augen ist das also ganz klarer Betrug und ich muss mich sehr wundern welche Rechtsauffassung da geäußert wird. Soll nun der Leser der Dumme sein, weil er "Geschichten" glaubt die im Spiegel stehen? Naja - viele glauben die ja auch nicht mehr …
Irgendwie ist mir das auch nicht klar. Ich bin Besitzer einer Zeitschrift in der es um Reales geht. Und ich bezahle einen Journalisten dafür, dass er Realität liefert und nichts anderes. Wenn er das dann nicht tut, bekommt er einmal sein Geld zu unrecht. Und wenn die ganze Sache dann auch noch auffliegt, schadet er mir zusätzlich weil er mich nicht nur betrogen hat sondern auch noch meine Glaubwürdigkeit, die sich auch in den Verkaufszahlen wiederspiegelt, beschädigte.
"Ich möchte an einem Ort sein, an dem es keine Politik gibt, keine Waffen, keine Religion."
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Re: Fälschungsskandal beim „Spiegel“

Beitrag von Vongole »

Ammianus hat geschrieben:(23 Dec 2018, 00:34)

Irgendwie ist mir das auch nicht klar. Ich bin Besitzer einer Zeitschrift in der es um Reales geht. Und ich bezahle einen Journalisten dafür, dass er Realität liefert und nichts anderes. Wenn er das dann nicht tut, bekommt er einmal sein Geld zu unrecht. Und wenn die ganze Sache dann auch noch auffliegt, schadet er mir zusätzlich weil er mich nicht nur betrogen hat sondern auch noch meine Glaubwürdigkeit, die sich auch in den Verkaufszahlen wiederspiegelt, beschädigte.
Der Anwalt schildert das doch ganz klar. Der Stern hat damals eine Unmenge Geld bezahlt, um an die angeblichen Tagebücher zu kommen, Relotius bekam Gehalt bzw. Gage, als er noch frei arbeitete, aber keine "Beschaffungszulage".
Der Spiegel müsste also finanzielle Verluste nachweisen, die ihm durch Relotius entstanden sind oder entstehen werden, wobei besonders letzteres schwerfallen dürfte.
Arbeitsrechtlich könnte der Spiegel wegen der Gehälter/Gagen klagen, auch das nicht einfach, denn R. hat ja wohl nicht nur gelogen.
Die Lügen an sich sind nicht strafbar, R. hat gegen ein zwar geschriebenes, aber nicht einklagbares Gesetz verstoßen.
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Re: Fälschungsskandal beim „Spiegel“

Beitrag von Skeptiker »

Vongole hat geschrieben:(23 Dec 2018, 00:45)
Der Anwalt schildert das doch ganz klar. Der Stern hat damals eine Unmenge Geld bezahlt, um an die angeblichen Tagebücher zu kommen, Relotius bekam Gehalt bzw. Gage, als er noch frei arbeitete, aber keine "Beschaffungszulage".
Der Spiegel müsste also finanzielle Verluste nachweisen, die ihm durch Relotius entstanden sind oder entstehen werden, wobei besonders letzteres schwerfallen dürfte.
Arbeitsrechtlich könnte der Spiegel wegen der Gehälter/Gagen klagen, auch das nicht einfach, denn R. hat ja wohl nicht nur gelogen.
Die Lügen an sich sind nicht strafbar, R. hat gegen ein zwar geschriebenes, aber nicht einklagbares Gesetz verstoßen.
Korrekt, allerdings muss man sich dann fragen ob ein Bild was da über Medien nach außen verkauft wird, so kritisch genug hinterfragt wird.

Desöfteren habe ich hier gelesen, man dürfe die Presse nicht als "Lügenpresse" beschimpfen - das wäre Hetze. Okay, verstanden, meinem Rechtsverständnis nach müßte man Lüge nachweisen um diese Behauptung zu stützen.
Ist also der einzige Fehler, den die Pegidisten machen dem Ganzen nicht "potentielle" voranzustellen? "Potentielle Lügenpresse" beschreibt es dann doch ganz neutral - Pressecodex hin oder her, wenn man es darf, ohne dass einem durch die falsche Behauptung "das ist eine wahre Geschichte" ein Strick gedreht werden kann, dann darf dem Leser kein Vorwurf gemacht werden das als das zu bezeichnen was es ist: Potentielle Lügen, nicht mal nur "potentielle Unwahrheiten", weil auch der Vorsatz legal ist.

Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass jede Menge Leser sich betrogen fühlen. Wenn aber der Spiegel weiss, dass ihm reine Fiktionen untergeschoben werden dürfen, ohne dass man sich dabei beklagen dürfte, dann geht damit mehr Verantwortung auf den Spiegel selber über, der potentielle Lügen mit dem Attribut "wahr" versieht. Dann braucht hier also niemand mehr kommen und von einem bedauerlichen Einzelfall reden, dann gilt das Versagen dem Spiegel. Relotius hat dann einfach nur im Rahmen der Gesetze, unter Missachtung unverbindlicher "Schönheitsregeln", seinen Vorteil maximiert.

Ich bleibe aber dabei, dass es für mich auch eine Täuschung von Relotius dem Spiegel gegenüber gewesen ist. In meinen Augen ist das Betrug, der mit erheblicher Rufschädigung einhergeht. Setzt sich das als Rechtsauffassung NICHT durch, dann braucht man hier auch nicht mehr von Hetze reden, wenn Leute dem geschriebenen keinen Glauben schenken, auch wenn sie von renomierten Häusern stammen.
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Selina
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Re: Fälschungsskandal beim „Spiegel“

Beitrag von Selina »

Mal unabhängig von rechtspopulistischer "Lügenpresse" sollte man davon ausgehen, dass Journalismus immer mit Absichten, Zielen und Motivationen der jeweiligen Herausgeber, Verleger und Sendeanstalten verbunden ist. Es gibt also keinen völlig wertfreien und unabhängigen Journalismus. Und es gibt auch keine ewige oder absolute Wahrheit. Und solange so extreme Kämpfe um Auflagenhöhen und Einschaltquoten geführt werden, wird damit gleichzeitig ein Nährboden für die lange bekannte Mischung aus Wahrheit, Halbwahrheit und Lüge bereitet. Der Druck, "Geschichten" zu schreiben, die auflagenerhöhend wirken, ist enorm groß für die festangestellten und freien Redakteure. Auf die Freien wirkt dieser Druck besonders extrem, weil es sowieso schwer ist, vom Zeilenhonorar alleine leben zu können. Ergo müssen möglichst schnell möglichst viele auflagenerhöhende "Stories" produziert werden.

Und gerade diese so entstehende Mischung aus Wahrheit, Halbwahrheit und Lüge macht es für den naiven Rezipienten so schwer zu erkennen, an welcher Stelle er nun genau betrogen, belogen und manipuliert wird. Das sind aber "normale" Mechanismen von Journalismus in neoliberalen Zeiten. Das hat mit dem vor einigen Jahren aufgekommenen Rechtspopulismus so gut wie nichts zu tun. Rechtspopulisten und Neurechte benutzen die Terminologie "Lügenpresse" schlicht dafür, um ihre Ideologie zu begründen, die auf solchen hohlen Phrasen wie "Staatsversagen", "Meinungsdiktat" und "Deutungshoheit" irgendwelcher "meinungsführenden" Medien basiert, die angeblich irgendeiner PC folgten, die mit der vermeintlichen "Wahrheit" der Rechtspopulisten nichts zu tun habe.
Drüben im Walde kängt ein Guruh - Warte nur balde kängurst auch du. Joachim Ringelnatz
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Re: Fälschungsskandal beim „Spiegel“

Beitrag von Skeptiker »

Selina hat geschrieben:(23 Dec 2018, 09:26)
Mal unabhängig von rechtspopulistischer "Lügenpresse" sollte man davon ausgehen, dass Journalismus immer mit Absichten, Zielen und Motivationen der jeweiligen Herausgeber, Verleger und Sendeanstalten verbunden ist. Es gibt also keinen völlig wertfreien und unabhängigen Journalismus. Und es gibt auch keine ewige oder absolute Wahrheit. Und solange so extreme Kämpfe um Auflagenhöhen und Einschaltquoten geführt werden, wird damit gleichzeitig ein Nährboden für die lange bekannte Mischung aus Wahrheit, Halbwahrheit und Lüge bereitet. Der Druck, "Geschichten" zu schreiben, die auflagenerhöhend wirken, ist enorm groß für die festangestellten und freien Redakteure. Auf die Freien wirkt dieser Druck besonders extrem, weil es sowieso schwer ist, vom Zeilenhonorar alleine leben zu können. Ergo müssen möglichst schnell möglichst viele auflagenerhöhende "Stories" produziert werden.
Korrekt. Das ist nichts weniger als ein enormer Anreiz Geschichten zu erfinden, weil bei einer erfundenen Geschichte der Aufwand minimal und der Effekt maximal ist. Das sollte jeder Redaktion bekannt sein.
Selina hat geschrieben:(23 Dec 2018, 09:26)
Und gerade diese so entstehende Mischung aus Wahrheit, Halbwahrheit und Lüge macht es für den naiven Rezipienten so schwer zu erkennen, an welcher Stelle er nun genau betrogen, belogen und manipuliert wird. Das sind aber "normale" Mechanismen von Journalismus in neoliberalen Zeiten. Das hat mit dem vor einigen Jahren aufgekommenen Rechtspopulismus so gut wie nichts zu tun. Rechtspopulisten und Neurechte benutzen die Terminologie "Lügenpresse" schlicht dafür, um ihre Ideologie zu begründen, die auf solchen hohlen Phrasen wie "Staatsversagen", "Meinungsdiktat" und "Deutungshoheit" irgendwelcher "meinungsführenden" Medien basiert, die angeblich irgendeiner PC folgten, die mit der vermeintlichen "Wahrheit" der Rechtspopulisten nichts zu tun habe.
"Staatsversagen" ist ein Synonym für vielerlei Effekte rund um das Thema innere Sicherheit (Thema Kuscheljustiz), aber auch Migrationspolitik (Thema Durchsetzung von Recht, z.B. im Hinsicht auf Abschiebung ausreisepflichtiger Personen). Das ist kein reiner Populismus, wird aber oft von Populisten verwendet.

"Meinungsdiktat", "Deutungshoheit" und "meinungsführende Medien", stehen Synonym für das Gefühl einer ganzen Bevölkerungsgruppe ideologisch ausgegrenzt zu werden. Die Spiegel-Affäre (nichts anderes ist sie, keine Relotius-Affäre) ist beeindruckender Nachweis, dass das nicht aus der Luft gegriffen ist. Es ist aus den aktuellen Berichten klar abzulesen, dass es Relotius deshalb so leicht gefallen ist zu betrügen, weil er explizit den Zeitgeist und damit die mentale Vorausgerichtetheit der Redaktion angesprochen hat. Hätte er Geschichten gebracht, die dem Zeitgeist widersprochen hätten, wären die dann mit selber Wahrscheinlichkeit durchgelaufen? Ich behaupte Nein!

Vieles von dem, was Du hier also pauschal und scheinbar ausschließlich dem braunen Sumpf zuordnest, ist bei genauer Betrachtung eben nicht so von der Hand zu weisen. Dass Populisten daraus eine größere Geschichte spinnen, liegt in der Natur der Sache. Ebenso allerdings die Erkenntnis, dass reale Fehlentwicklungen die Grundlage für diesen Meinungstrend liefern.
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Ammianus
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Re: Fälschungsskandal beim „Spiegel“

Beitrag von Ammianus »

Vongole hat geschrieben:(23 Dec 2018, 00:45)

Der Anwalt schildert das doch ganz klar. Der Stern hat damals eine Unmenge Geld bezahlt, um an die angeblichen Tagebücher zu kommen, Relotius bekam Gehalt bzw. Gage, als er noch frei arbeitete, aber keine "Beschaffungszulage".
Der Spiegel müsste also finanzielle Verluste nachweisen, die ihm durch Relotius entstanden sind oder entstehen werden, wobei besonders letzteres schwerfallen dürfte.
Arbeitsrechtlich könnte der Spiegel wegen der Gehälter/Gagen klagen, auch das nicht einfach, denn R. hat ja wohl nicht nur gelogen.
Die Lügen an sich sind nicht strafbar, R. hat gegen ein zwar geschriebenes, aber nicht einklagbares Gesetz verstoßen.
Das mit den Gagen meinte ich ja. Ich bezahle für sachliche wahrheitsgetreue Berichte. Schon im Eigeninteresse. Denn kommt raus, dass da Geflunker in der Publikation steht, greift das meinen Ruf an. Und der Mitarbeiter liefert für das von mir bezahlte Geld eben nicht das Verlangte sondern betrügt, bekommt also seine Gagen zu Unrecht.
Aber Jura ist nicht umsonst ein anstrengendes Studium. Da zieh ich immer meinen Hut. Mal sehen was bei der Sache noch läuft. Wenn sich herausstellt, dass er die "Spenden" verprasst hat, dann kommt wohl auf alle Fälle der Staatsanwalt ins Spiel.

In Zukunft kann der Typ dann vielleicht als Texter für Pornoseiten arbeiten. Seinen Absturz jedenfalls hat der voll verdient.
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Selina
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Re: Fälschungsskandal beim „Spiegel“

Beitrag von Selina »

Skeptiker hat geschrieben:(23 Dec 2018, 09:59)

Korrekt. Das ist nichts weniger als ein enormer Anreiz Geschichten zu erfinden, weil bei einer erfundenen Geschichte der Aufwand minimal und der Effekt maximal ist. Das sollte jeder Redaktion bekannt sein.

"Staatsversagen" ist ein Synonym für vielerlei Effekte rund um das Thema innere Sicherheit (Thema Kuscheljustiz), aber auch Migrationspolitik (Thema Durchsetzung von Recht, z.B. im Hinsicht auf Abschiebung ausreisepflichtiger Personen). Das ist kein reiner Populismus, wird aber oft von Populisten verwendet.

"Meinungsdiktat", "Deutungshoheit" und "meinungsführende Medien", stehen Synonym für das Gefühl einer ganzen Bevölkerungsgruppe ideologisch ausgegrenzt zu werden. Die Spiegel-Affäre (nichts anderes ist sie, keine Relotius-Affäre) ist beeindruckender Nachweis, dass das nicht aus der Luft gegriffen ist. Es ist aus den aktuellen Berichten klar abzulesen, dass es Relotius deshalb so leicht gefallen ist zu betrügen, weil er explizit den Zeitgeist und damit die mentale Vorausgerichtetheit der Redaktion angesprochen hat. Hätte er Geschichten gebracht, die dem Zeitgeist widersprochen hätten, wären die dann mit selber Wahrscheinlichkeit durchgelaufen? Ich behaupte Nein!

Vieles von dem, was Du hier also pauschal und scheinbar ausschließlich dem braunen Sumpf zuordnest, ist bei genauer Betrachtung eben nicht so von der Hand zu weisen. Dass Populisten daraus eine größere Geschichte spinnen, liegt in der Natur der Sache. Ebenso allerdings die Erkenntnis, dass reale Fehlentwicklungen die Grundlage für diesen Meinungstrend liefern.
Wenn du meinen Beirag genau gelesen hättest, wäre dir aufgefallen, dass ich eben gerade nicht alle Erscheinungen im Journalismus dem "braunen Sumpf" zuordne. Dieser Sumpf in Hinsicht auf die Medien wäre mal genauer und gesondert zu untersuchen und hat noch mal speziellere Ursachen. Was ich dagegen vor allem schrieb, ist, dass es systemische Ursachen für diese immer währende Mischung aus Wahrheit, Halbwahrheit und Lüge gibt. Der Journalismus ist generell so angelegt, dass je nach Auflagen- und Quotenentwicklung und je nach Ausrichtung der Verlage und Sendeanstalten die so genannte Wahrheit immer ein wenig zurechtgebogen wird. Medienmanipulation ist so alt wie die Medien selbst.

Bei den Rechtspopulisten kommt halt die ideologische Seite hinzu, die sich logischerweise gegen alles richtet, was die Medien so tun. Sie werden von einem Großteil der Medien kritisch beobachtet, daher schauen die Rechten ihrerseits mit Argusaugen auf die Medien. Alles, was nicht kulturalistisch, nicht rassistisch, nicht fremdenfeindlich und nicht frauen- und schwulenfeindlich in der Welt der Medien ist, sondern liberal, humanistisch und demokratisch im Ansatz, das wird von den Rechtspopulisten selbstverständlich kritisch beäugt. Das ist im Journalismus nicht anders als auf allen anderen Gebieten auch. Der generelle Umgang der Medien mit Wahrheit und Wahrhaftigkeit hat jedoch völlig andere Ebenen und Ursachen. Der Rechtspopulismus in der Rezipientenschaft (und neuerdings auch in einigen Medien-Beiräten) schafft nochmal andere Dimensionen, die man ebenfalls genauer betrachten könnte. Aber vielleicht in einem anderen Thread.

Übrigens hat die Relotius-Affäre ja gerade noch einen weiteren schlimmen Aspekt hinzubekommen. Nun kam raus, dass der Mann auch Spendengelder für seine imaginären Gestalten seiner imaginären Reportagen gesammelt und die auf sein eigenes Konto umgeleitet hat.
Drüben im Walde kängt ein Guruh - Warte nur balde kängurst auch du. Joachim Ringelnatz
odiug

Re: Fälschungsskandal beim „Spiegel“

Beitrag von odiug »

Ich verstehe gar nicht, warum ausgerechnet die üblichen Verdächtigen hier so laut jubeln :?:
Der Spiegel ist ein muslimebashing Schmierenblatt, geführt von einem Chefredakteur aus dem Springer Verlag ... schlimmer noch ... von BILD :eek:
"Sturmgeschütz der Demokratie" das war einmal ... aber Augstein ist schon lange tot :(
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Re: Fälschungsskandal beim „Spiegel“

Beitrag von Vongole »

odiug hat geschrieben:(23 Dec 2018, 15:15)

Ich verstehe gar nicht, warum ausgerechnet die üblichen Verdächtigen hier so laut jubeln :?:
Der Spiegel ist ein muslimebashing Schmierenblatt, geführt von einem Chefredakteur aus dem Springer Verlag ... schlimmer noch ... von BILD :eek:
"Sturmgeschütz der Demokratie" das war einmal ... aber Augstein ist schon lange tot :(
Das Einzige, was an deinem Post stimmt, ist, dass der Spiegel schon lange kein "Sturmgeschütz der Demokratie" mehr ist.
Da Rudolf Augstein tot , aber sein Sohn nach wie vor Miteigentümer und Gastautor des Spiegel ist, hat sich "muslimbashing" zu Israelbashing und offen antisemitischen Kommentaren durch Augstein jr. entwickelt,
geduldet von einer Chefradaktion, die nicht aus der Bild hervorging.
Am Yisrael Chai

"It's God's job to judge the terrorists, it's our duty to arrange that meeting." (IDF)
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Re: Fälschungsskandal beim „Spiegel“

Beitrag von odiug »

Vongole hat geschrieben:(23 Dec 2018, 15:46)

Das Einzige, was an deinem Post stimmt, ist, dass der Spiegel schon lange kein "Sturmgeschütz der Demokratie" mehr ist.
Da Rudolf Augstein tot , aber sein Sohn nach wie vor Miteigentümer und Gastautor des Spiegel ist, hat sich "muslimbashing" zu Israelbashing und offen antisemitischen Kommentaren durch Augstein jr. entwickelt,
geduldet von einer Chefradaktion, die nicht aus der Bild hervorging.
Ja ... dennoch lese ich den Spiegel, wie ich die Welt lese oder die Frankfurter Allgemeine.
Ich lese sie, weil ich wissen will, wie der andere denkt ... zumindest jene der anderen, die noch denken.
Wenn ich lesen will, was ich selbst denke, dann lese ich taz, Zeit, Süddeutsche oder das andere Blatt aus Frankfurt.
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Re: Fälschungsskandal beim „Spiegel“

Beitrag von Vongole »

odiug hat geschrieben:(23 Dec 2018, 15:52)

Ja ... dennoch lese ich den Spiegel, wie ich die Welt lese oder die Frankfurter Allgemeine.
Ich lese sie, weil ich wissen will, wie der andere denkt ... zumindest jene der anderen, die noch denken.
Wenn ich lesen will, was ich selbst denke, dann lese ich taz, Zeit, Süddeutsche oder das andere Blatt aus Frankfurt.
Natürlich, warum auch nicht, Meinungsvielfalt ist immer nützlich.
Ansonsten geht's mir da ein wenig anders, manchmal lese ich etwas in einer Zeitung, das sich mit meiner Meinung deckt. ;)
Am Yisrael Chai

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Re: Fälschungsskandal beim „Spiegel“

Beitrag von odiug »

Vongole hat geschrieben:(23 Dec 2018, 16:07)

Natürlich, warum auch nicht, Meinungsvielfalt ist immer nützlich.
Ansonsten geht's mir da ein wenig anders, manchmal lese ich etwas in einer Zeitung, das sich mit meiner Meinung deckt. ;)
Ja ...manchmal überrascht einen auch die WELT, öfter sogar die Frankfurter Allgemeine und man ist enttäuscht von der taz ... that's live :(
Zuletzt geändert von odiug am So 23. Dez 2018, 17:38, insgesamt 1-mal geändert.
odiug

Re: Fälschungsskandal beim „Spiegel“

Beitrag von odiug »

St. Denker hat geschrieben:(23 Dec 2018, 16:30)

Meinungsvielfalt schließt aber auch diejenige Meinung ein, welche gegen Meinungsvielfalt ist

Ist doch klar, dass du gelegentlich etwas in der Zeitung liest was sich mit deiner Meinung deckt. Desweiteren lassen sich objektive Fakten von denen Zeitungen hauptsächlich berichten meist nicht subjektiv beurteilen es seidenn es kommt heraus, dass es ein Artikel von Relotius & CO ist. ;)

Ein subjektves Werturteil zu fällen ist erst möglich sobald eine Zeitung oder Zeitschrift einen Sachverhalt bewertet und mit Begriffen bei Sachverhalten argumentiert die bei eigener Betrachtungsweise nicht diese Bezeichnung verdienen , unangemessene Vorurteile hat usw. .
Meinungsvielfalt beinhaltet intelligente, begründete Meinungen und dumme Meinungen ... das stimmt :(
Das muss sich übrigens nicht immer mit der eigenen Meinung decken oder sich im Fall der dummen Meinung ausschließen ... auch das muss man sich eingestehen.
Aber es gibt Meinungen, die es wert sind, dass man sich damit auseinander setzt, auch wenn diese sich nicht mit der eigenen decken, und dann gibt es welche, wo man sich das von vornherein sparen kann.
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Brainiac
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Re: Fälschungsskandal beim „Spiegel“

Beitrag von Brainiac »

[MOD] Spam entsorgt. Es wird hier jetzt nicht angefangen und jeder x-beliebige Spiegel-Artikel eingestellt, der einem nicht gefallen hat, nach dem Motto "die fälschen ja eh alles". Letzteres ist schon noch nachzuweisen.
History doesn't repeat itself, but it often rhymes (Twain). Unfortunately, we can't predict the rhyme.
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Re: Fälschungsskandal beim „Spiegel“

Beitrag von Liberty »

Ein weiterer preisgekrönter Journalist ist nun bei der Süddeutschen aufgeflogen. Im SZ-Magazin hatte er einen Artikel über eine Person veröffentlicht, die gar nicht existiert und von ihm komplett erfunden wurde. Die Süddeutsche trennte sich mit sofortiger Wirkung von dem Mann.

Der Name wird bisher noch vertraulich behandelt. Er soll u.a. auch für den Spiegel, Spiegel Online und die Zeit geschrieben haben. Weitere Artikel werden nun nachträglich geprüft. Der Journalist soll Träger des Henry-Nannen-Preises und diverser anderer journalistischer Auszeichnungen sein.

https://www.focus.de/kultur/medien/betr ... 51427.html
Skeptiker

Re: Fälschungsskandal beim „Spiegel“

Beitrag von Skeptiker »

Liberty hat geschrieben:(20 Feb 2019, 20:40)
Ein weiterer preisgekrönter Journalist ist nun bei der Süddeutschen aufgeflogen. Im SZ-Magazin hatte er einen Artikel über eine Person veröffentlicht, die gar nicht existiert und von ihm komplett erfunden wurde. Die Süddeutsche trennte sich mit sofortiger Wirkung von dem Mann.

Der Name wird bisher noch vertraulich behandelt. Er soll u.a. auch für den Spiegel, Spiegel Online und die Zeit geschrieben haben. Weitere Artikel werden nun nachträglich geprüft. Der Journalist soll Träger des Henry-Nannen-Preises und diverser anderer journalistischer Auszeichnungen sein.

https://www.focus.de/kultur/medien/betr ... 51427.html
Dem Artikel zufolge wurde der besagte Artikel nicht veröffentlicht. Die Frage ist aber wohl eher wieviele von Artikel vorher schon erfundene Inhalte hatten und dann doch veröffentlicht wurden.

Man muss natürlich auch die Frage in den Raum stellen, ob Relotius ein so extremer Einzelfall war, oder ob die Erfindung von Artikeln vielleicht ein weiter verbreitetes Problem ist. Ich jedenfalls hätte es für kaum vorstellbar gehalten, dass jemand Artikel zum Teil einfach erfindet. Nun haben wir aber nach Relotius schon einen weiteren Fall. Was geht da eigentlich ab in den Redaktionen?
Tick|Trick|und Track

Re: Fälschungsskandal beim „Spiegel“

Beitrag von Tick|Trick|und Track »

Und wie viele Artikel sind bei der BILD-Zeitung so erfunden?

Da werden ja öfter mal irgendwelche unbekannten Personen abgelichtet, die irgendwas gesagt haben sollen. Z. B. vor ein paar Tagen, da waren 3 junge Leute abgebildet, die gesagt haben sollen, dass sie keinen Bock auf eine Ausbildung in einem Handwerksberuf haben. Zwei der abgebildeten Personen waren junge Männer mit eindeutig erkennbarem Migrationshintergrund. Ist klar, wo der Wind her weht: Ausländer hätten keinen Bock aufs Handwerk oder Arbeit an sich.

Ich wette um die Kündigung Deines BILD-Abos, das das alles gestellt, erstunken und erlogen war. Die Bilder dieser drei jungen Leute stammten sicherlich aus irgendeiner Bilderdatenbank, und denen wurden irgendwelche Sprüche untergejubelt, die sie nie gesagt haben.
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Re: Fälschungsskandal beim „Spiegel“

Beitrag von jack000 »

Tick|Trick|und Track hat geschrieben:(20 Feb 2019, 21:50)

Und wie viele Artikel sind bei der BILD-Zeitung so erfunden?

Da werden ja öfter mal irgendwelche unbekannten Personen abgelichtet, die irgendwas gesagt haben sollen. Z. B. vor ein paar Tagen, da waren 3 junge Leute abgebildet, die gesagt haben sollen, dass sie keinen Bock auf eine Ausbildung in einem Handwerksberuf haben. Zwei der abgebildeten Personen waren junge Männer mit eindeutig erkennbarem Migrationshintergrund. Ist klar, wo der Wind her weht: Ausländer hätten keinen Bock aufs Handwerk oder Arbeit an sich.

Ich wette um die Kündigung Deines BILD-Abos, das das alles gestellt, erstunken und erlogen war. Die Bilder dieser drei jungen Leute stammten sicherlich aus irgendeiner Bilderdatenbank, und denen wurden irgendwelche Sprüche untergejubelt, die sie nie gesagt haben.
Bei der Bild hat man aber auch eine andere Erwartung und Anforderung als beim Spiegel oder SZ.
Matthias Reim hatte mal in der Bild-Zeitung eine Gegendarstellung veröffentlicht in der er schrieb dass das was über ihn in der Zeitung stand ohne jede Grundlage und völlig frei erfunden ist. Bild kommentierte das mit:"Herr Reim hat Recht"
Sledge Hammer: Ich mag einem Verbrecher nicht seine Verbrechen vorlesen ... aber ich kann wenigstens lesen!
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Re: Fälschungsskandal beim „Spiegel“

Beitrag von Skeptiker »

Tick|Trick|und Track hat geschrieben:(20 Feb 2019, 21:50)
Und wie viele Artikel sind bei der BILD-Zeitung so erfunden?

Da werden ja öfter mal irgendwelche unbekannten Personen abgelichtet, die irgendwas gesagt haben sollen. Z. B. vor ein paar Tagen, da waren 3 junge Leute abgebildet, die gesagt haben sollen, dass sie keinen Bock auf eine Ausbildung in einem Handwerksberuf haben. Zwei der abgebildeten Personen waren junge Männer mit eindeutig erkennbarem Migrationshintergrund. Ist klar, wo der Wind her weht: Ausländer hätten keinen Bock aufs Handwerk oder Arbeit an sich.

Ich wette um die Kündigung Deines BILD-Abos, das das alles gestellt, erstunken und erlogen war. Die Bilder dieser drei jungen Leute stammten sicherlich aus irgendeiner Bilderdatenbank, und denen wurden irgendwelche Sprüche untergejubelt, die sie nie gesagt haben.
Wenn ich Journalismus schreibe, dann meine ich ganz sicher nicht Boulevardjournalismus. Interessant, dass Du offenbar nicht den Unterschied von Spiegel und Süddeutscher zu Bild kennst.

Wessen Bild-Abo meinst Du denn? :? Meine letzte Bildzeitung habe ich mir in der Lehre gekauft. Das war in den 80ern. :D

Jedenfalls bin ich mal gespannt, wieviele karrieregeile Opportunisten man noch entlarven wird.
Sören74

Re: Fälschungsskandal beim „Spiegel“

Beitrag von Sören74 »

jack000 hat geschrieben:(20 Feb 2019, 22:08)

Bei der Bild hat man aber auch eine andere Erwartung und Anforderung als beim Spiegel oder SZ.
Matthias Reim hatte mal in der Bild-Zeitung eine Gegendarstellung veröffentlicht in der er schrieb dass das was über ihn in der Zeitung stand ohne jede Grundlage und völlig frei erfunden ist. Bild kommentierte das mit:"Herr Reim hat Recht"
Bleibt trotzdem eine Frechheit von der Bild, Fiktion bewusst als wahr darzustellen.
Sören74

Re: Fälschungsskandal beim „Spiegel“

Beitrag von Sören74 »

Skeptiker hat geschrieben:(20 Feb 2019, 22:16)

Wenn ich Journalismus schreibe, dann meine ich ganz sicher nicht Boulevardjournalismus.
Warum soll Boulevardjournalismus bewusst lügen dürfen? Wenigstens diesen Mindeststandard kann man doch erwarten, dass keine bewusste Lügen verbreitet werden. Wenn man diese Ehre auch noch im Lokus wegschütten will, dann muss man sich über einen anhaltenden Vertrauensverlust nicht wundern.
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Re: Fälschungsskandal beim „Spiegel“

Beitrag von Skeptiker »

Sören74 hat geschrieben:(20 Feb 2019, 22:23)
Warum soll Boulevardjournalismus bewusst lügen dürfen? Wenigstens diesen Mindeststandard kann man doch erwarten, dass keine bewusste Lügen verbreitet werden. Wenn man diese Ehre auch noch im Lokus wegschütten will, dann muss man sich über einen anhaltenden Vertrauensverlust nicht wundern.
Kein Journalist darf lügen - ist jedenfalls meine Meinung. Wer hat denn was anderes behauptet?

Ich erkenne allerdings einen Unterschied zwischen einem Blatt, welches vorgibt seriösen Journalismus zu betreiben, und einem Blatt welches kein Mensch mit einem IQ über 85 für ein Informationsmedium halten würde. Die Bildzeitung ist in meinen Augen reine Unterhaltung. Sie ist kein Maßstab für Journalismus und es wäre beleidigend für ernsthaften Journalismus mit ihr auf eine Stufe gestellt zu werden.
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Re: Fälschungsskandal beim „Spiegel“

Beitrag von Fliege »

Skeptiker hat geschrieben:(20 Feb 2019, 22:39)
Die Bildzeitung ist in meinen Augen reine Unterhaltung. Sie ist kein Maßstab für Journalismus und es wäre beleidigend für ernsthaften Journalismus mit ihr auf eine Stufe gestellt zu werden.
Nun ist der Spiegel, nicht nur wegen Relotius, auf Bild-Zeitungsniveau gelandet. Allerdings möchte ich nun die Bild-Zeitung verteidigen: Die Interviews, die ich kennengelernt habe, sind unwidersprochen und damit echt. Ähnliches gilt wohl auch für Spiegel-Interviews.
"Unsere Erde ist vielleicht ein Weibchen." – "Da der Mensch toll werden kann, so sehe ich nicht ein, warum es ein Weltsystem nicht auch werden kann" (Georg Christoph Lichtenberg).
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Re: Fälschungsskandal beim „Spiegel“

Beitrag von Tom Bombadil »

Liberty hat geschrieben:(20 Feb 2019, 20:40) Ein weiterer preisgekrönter Journalist ist nun bei der Süddeutschen aufgeflogen.
Tick|Trick|und Track hat geschrieben:(20 Feb 2019, 21:50) Und wie viele Artikel sind bei der BILD-Zeitung so erfunden?
Die SZ befindet sich also auf dem Niveau der Bild"zeitung", gut zu wissen :thumbup:
The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants. It is its natural manure.
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---
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Re: Fälschungsskandal beim „Spiegel“

Beitrag von Skeptiker »

Fliege hat geschrieben:(20 Feb 2019, 22:46)
Nun ist der Spiegel, nicht nur wegen Relotius, auf Bild-Zeitungsniveau gelandet. Allerdings möchte ich nun die Bild-Zeitung verteidigen: Die Interviews, die ich kennengelernt habe, sind unwidersprochen und damit echt. Ähnliches gilt wohl auch für Spiegel-Interviews.
Nein, der Spiegel mag Fehler gemacht haben, aber Bild und Spiegel spielen nicht in der selben Liga.

Beim Spiegel haben wir es mit seriösem, dennoch linkslastigem, Journalismus zu tun. Die Fehler muss man ansprechen und sie sollten hoffentlich zu einem Umdenken bei der Qualitätssicherung führen.

Die Bildzeitung dagegen lebt von der Schlagzeile. Sie ist für mich Informationspornographie und befriedigt schlichte Gemüter mit Adrenalin zur Frühstückszeit. Es ist die Zeit wert den Wikipedia-Artikel zur Chefredakteur Julian Reichelt zu lesen um zu wissen welcher Stil da seit letztem Frühjahr regiert.
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Re: Fälschungsskandal beim „Spiegel“

Beitrag von Fliege »

Skeptiker hat geschrieben:(20 Feb 2019, 23:04)
Nein, der Spiegel mag Fehler gemacht haben, aber Bild und Spiegel spielen nicht in der selben Liga.

Beim Spiegel haben wir es mit seriösem, dennoch linkslastigem, Journalismus zu tun. Die Fehler muss man ansprechen und sie sollten hoffentlich zu einem Umdenken bei der Qualitätssicherung führen.

Die Bildzeitung dagegen lebt von der Schlagzeile. Sie ist für mich Informationspornographie und befriedigt schlichte Gemüter mit Adrenalin zur Frühstückszeit. Es ist die Zeit wert den Wikipedia-Artikel zur Chefredakteur Julian Reichelt zu lesen um zu wissen welcher Stil da seit letztem Frühjahr regiert.
Ja, du hast in beiden Punkten recht:
1. Die Bild-Zeitung hat systematisch keine Qualitätssicherung;
2. Der Spiegel kontingent leider auch nicht.
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Re: Fälschungsskandal beim „Spiegel“

Beitrag von Fliege »

Tom Bombadil hat geschrieben:(20 Feb 2019, 23:02)
Die SZ befindet sich also auf dem Niveau der Bild"zeitung", gut zu wissen :thumbup:
Man nennt dieses Phänomen: Qualitätsmedien *lol*.
(ARD-Propagandasprech: Gemeinwohlmedien *lol^2*.)
"Unsere Erde ist vielleicht ein Weibchen." – "Da der Mensch toll werden kann, so sehe ich nicht ein, warum es ein Weltsystem nicht auch werden kann" (Georg Christoph Lichtenberg).
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