Beitragvon BlueMonday » Mi 19. Dez 2018, 14:14
Habe mir noch mal den tocotronic Song angehört.
Erinnert mich stark an Guyau. Wobei die Frage ist, inwieweit der Song zur sehnsüchtigen Affirmation neigt und wie weit zur persiflierenden Warnung, irgendwo dazwischen wohl.
Das ist dann wohl auch das, was man Lebenskunst nennt, den lebbaren Weg zwischen Wahn und Ratio zu finden, der einen erfüllt bis ans Ende bringt. Demut, Furcht, Skepsis, Achtsamkeit halten von den Extremen fern.
"Heutzutage genügt schon eine Hypothese, eine bloße Möglichkeit, um uns anzulocken, uns zu fesseln. Die Hoheit des zu verwirklichenden Ideals ersetzt den Glauben an seine unmittelbare Verwirklichung. Wenn man etwas ganz Erhabenes erhofft, so schöpft man aus der Schönheit des Zieles den Mut, allen Widerständen zu trotzen. ... Je weiter das Ideal von der Wirklichkeit entfernt ist, desto erstrebenswerter erscheint es uns. ... Sich auf irgendeine immer zu enge Lehre hartnäckig einschwören, ist ein Wahn, der uns unter den Händen zerrinnt; aber immer vorwärts schreiten, immer suchen, immer hoffen, das allein ist kein leerer Wahn. Die Wahrheit liegt in der Bewegung, in der Hoffnung. ... Wir alle, wir Sucher und Arbeiter, sind wie der Schmetterling: unsere Kraft wird nur durch die Sonne, ja oft schon durch die Hoffnung auf einen Sonnenstrahl erweckt. Wir müssen also zu hoffen wissen. Die Hoffnung ist die Kraft, die uns aufwärts und vorwärts trägt. Ihr wendet ein: Sie ist nur ein Trugbild! Was wißt ihr davon? Sollen wir etwa unseren Fluß nicht vorwärts setzen aus Furcht, daß die Erde unter unseren Füßen eines Tages zerberste?" --Guyau
Wobei einem auch klar sein sollte, dass jeder Schritt, jeder Zugriff mindestens ein kleiner Krieg ist.
Greif niemals in ein Wespennest, doch wenn du greifst, dann greife fest.