imp hat geschrieben:(14 Nov 2018, 11:26)
Anders als die bloße Verwandtschaft im Clan ist die gemeinsame kriminelle Handlung willentlich - soweit es eine Handlungsfreiheit gibt, sich dem praktisch zu entziehen. Der Verwandtschaft kann man sich nicht entziehen, der Prostitution, Bettelkriminalität, Diebstahl, ... schon. Die Verwandtschaft im Clan kann daher das Thema nicht fassen, auch wenn im Einzelfall große Schnittmengen das Bild prägen.
Das ist so nicht richtig, weil die verwandtschaftlichen Bande eine andere und höhere Qualität in die Gruppenstruktur bringen.
Es gibt in anderen Rechtsbereichen mittlerweile höchstrichterliche Rechtsprechung, die diesen Strukturen Rechnung trägt, so im Bewachungs- und Waffenrecht. Natürlich ist die nicht übertragbar auf die Gruppe Familie, sehr wohl aber anwendbar, wenn bestimmte Aspekte eines gemeinsamen Handelns zum Tragen kommen.
Ähnlich wie bei Rockergruppierungen ist es in Clanstrukturen so, dass es eine innere Verbundenheit gibt, die den Einzelnen weitestgehend in seiner Entscheidungsfreiheit einschränkt bzw. diese gänzlich beschneidet.
Aus einer Rockergruppierung kann man aussteigen (naja, nicht mal so eben), aber aus einer Familie auch.
Sich ganz von den Einflüssen und dem Werkzeug der inneren Verbundenheit in der Betrachtung und Bewertung abzuwenden und die Familie mit ihrer Wirkung aus dieser Diskussion herauszunehmen wäre naiv und würde dazu führen, dass wir weiterhin die Wirkung eines Phänomens leugnend diesem Vorschub leisten würden.
Nicht ganz ohne Absicht halten sich auch Rockergruppen (wie auch andere) in ihren Reihen eine ausreichende Anzahl "weißer Westen", vielmehr sind sogar externe Beziehungen zu unbescholtenen Menschen verschiedenster Lebensbereiche ein Bestandteil der Definition Organisierter Kriminalität.
So gibt es die Quote der Unbescholtenen in allen Gruppierungen mit verschiedenen Zielen und Ursachen. Ganze Chapter/Charter rekrutieren sich aus diesen Unbescholtenen, andere haben eine Quote. Es wäre fatal zu behaupten, jeder Rocker sei aktuell strafrechtlich in Erscheinung getreten. Es gibt viele mit sauberem Führungszeugnis.
Ähnlich wie bei den Clan oder hier besser Familien, kann man nicht über die Gesamtheit der Rocker reden. Hier spricht man von einer Teilmenge, die übereinkommend als grundsätzlich inkriminiert betrachtet werden muss.