Also, erstens: Dem mehrfach von dir zitierten, angeblich selbstentlarvenden Text von Genderforschern stimme ich zu. Gesagt wird laut deinem Zitat: "Um die Bedeutung der Kategorie Geschlecht und der Geschlechterverhältnisse in ihren sozialen Zusammenhängen zu durchblicken und im nächsten Schritt auch zu verändern, bedarf es der wissenschaftlichen Analyse. Dafür sind Gender Studies zuständig. Um diesen nächsten Schritt, nämlich Geschlechtergerechtigkeit zu institutionalisieren, auch politisch durchzusetzen, sind spezifische Instrumente und Methoden vonnöten. Damit ist Gender Mainstreaming als politische Strategie gefragt." Da geht es um die Erklärung der Notwendigkeit von Gender Studies auf der einen und Gender Mainstreaming auf der anderen Seite. Ist doch völlig in Ordnung so. "Geschlechtergerechtigkeit zu institutionalisieren" und dafür "politisch durchzusetzen" ist ein gutes, richtiges und nötiges Anliegen von Gender Mainstreaming. Gender Studies forschen dazu und analysieren, welche sozialen Bedingungen es sind, die Geschlechtergerechtigkeit in einigen Bereichen immer noch verhindern oder anders formuliert, welche Bedingungen diese Gerechtigkeit überhaupt erst möglich machen. Dass du das als "Ideologie" zusammenfasst, bleibt dir unbenommen. Ich kenne schlechtere Ideologien als die, die hilft, Gerechtigkeit der Geschlechter herzustellen.Dark Angel hat geschrieben:(17 Oct 2018, 11:06)
Selina - die Antworten auf deine Fragen wurden Dir 1. bereits mehrfach sehr ausführlich gegeben. Du hast diese allerdings bisher ignoriert und ignorierst sie weiterhin!
2. Findest du die Antworten eben NICHT in irgendwelchen verschwurbelten Pubblikationen Linken und Grünen nahestehenden Stiftungen - sondern in den Aussagen der Gender"forscher" selbst.
Es geht um Durchsetzung politischer Ziele und es geht um die Erlangung von Macht, es geht um Ausübung von Macht - um nichts anderes. Mit räächts und AfD hat das - entgegen deinen Wahnvorstellungen - gar nichts zu tun.
Worin die Gefahr der Genderideologie besteht, findest du in genau dieser Aussage:
"Durchblicken oder durchsetzen - auf diese Formel ließe sich der Unterschied von Gender Studies und Gender Mainstreaming
bringen: Um die Bedeutung der Kategorie Geschlecht und der Geschlechterverhältnisse in ihren sozialen Zusammenhängen zu durchblicken und im nächsten Schritt auch zu verändern, bedarf es der wissenschaftlichen Analyse.
Dafür sind Gender Studies zuständig. Um diesen nächsten Schritt, nämlich Geschlechtergerechtigkeit zu institutionalisieren,
auch politisch durchzusetzen, sind spezifische Instrumente und Methoden vonnöten.
Damit ist Gender Mainstreaming als politische Strategie gefragt. [...]
Gender Mainstreaming ist aber nicht nur eine Strategie der Geschlechterpolitik in Politik und Wirtschaft, sondern ebenso auch
in der Institution Wissenschaft. Und Gender Studies zielen auf eine Entnaturalisierung von Geschlecht, was als Programm allen
Strategien des Gender Mainstreaming (implizit) zugrunde liegt."
Einfach mal bis zu meiner Antwort an User Watchful_Eye scrollen und den verlinkten Text bzw alle verlinkten Texte lesen!
Diese Texte stammen ausnahmslos von Genderforschern - findet man wenn man nach wissenschaftliche Publikationen zu Gender Studies googled. Diese Mühe sollte man sich schon machen, wenn man bezüglich Gender"forschung"/Gender Studies mitreden will!
Das Argument, Gender Studies seien unwissenschaftlich, hatte ich oben schon widerlegt. Hier noch einmal der entsprechende Abschnitt eines Beitrages von Katja Sabisch, Soziologin und Professorin für Gender Studies an der Ruhr-Universität Bochum:
Dabei bleibt aber eine grundsätzliche Frage offen: Wenn Gender-Forschung unwissenschaftlich ist, warum ist sie dann an deutschen Universitäten etabliert? Gibt es etwa ein Leck in der Qualitätskontrolle? Drückt die DFG bei der Gender-Forschung ein Auge zu? Sind die Berufungsstandards bei Professuren mit Gender-Denomination andere? Kurz: Ist das deutsche Wissenschaftssystem dem Untergang geweiht, da Gender Studies berücksichtigt werden? In Deutschland gibt es nur einige wenige Lehrstühle, die über eine dezidierte Gender-Studies-Denomination verfügen. In der Regel finden Lehre und Forschung über Geschlecht innerhalb einer Kerndisziplin statt, die sich in der Denomination durch den Zusatz „unter Berücksichtigung von Geschlecht/Gender“ auszeichnet – zum Beispiel „Geschichte der frühen Neuzeit und Geschlechtergeschichte“ oder „Lehrstuhl für Soziologie/Soziale Ungleichheit und Geschlecht“. Hier zeigt sich, dass Geschlechterforschung ein interdisziplinäres Fach ist, welches Theorien und Methoden unterschiedlichster Disziplinen wie Soziologie, Geschichtswissenschaft, Biologie, Politologie, Ökonomie, Medizin, Rechtswissenschaft oder Psychologie vereint. Das bedeutet aber auch, dass jede Berufung und jeder Forschungsantrag den Gepflogenheiten der jeweiligen Disziplin entsprechen müssen. Wenn also gegen „die Gender Studies“, die „zu einem Großteil den Stand der empirischen Wissenschaften ignorieren“, gewettert wird, betrifft diese Kritik den Kern eines jeden einzelnen Fachs. Geschlechterforschung ist immer mit den methodischen Verfahrensweisen einer Disziplin verstrickt – sei es die empirische Sozialforschung, die historische Quellenanalyse oder die rechtswissenschaftliche Auslegung eines Paragrafen.
Daher sind die Angriffe auf ein Fach, das wie jedes andere ständig evaluiert, akkreditiert, peer-reviewed und qualitätsgesichert wird, haltlos. Willentlich – und keinesfalls aufgrund von Unkenntnis und Informationsdefiziten – wird hier Stimmung gemacht, und dies auf Kosten des gesamten Wissenschaftssystems. Denn wer Gender Studies infrage stellt, kann sich gleich auch Germanistik, Biologie oder Ökonomie vornehmen. Zur Debatte steht nämlich nicht die Unwissenschaftlichkeit einer einzigen Disziplin, sondern die des gesamten Wissenschaftssystems. Geschlechterforschung ist ebenso esoterisch, langweilig, ideologisch, kontrovers und aufregend wie alle anderen Wissenschaften auch. Denn es gelten wie überall die Regeln guter wissenschaftlicher Praxis: Lege artis arbeiten, Resultate dokumentieren, Ergebnisse konsequent selbst anzweifeln.
http://www.taz.de/Archiv-Suche/!5298774 ... 2BSabisch/
Zweitens: Selbstverständlich hat all das und dieser beharrliche biologistische Kampf gegen Geschlechtergerechtigkeit etwas mit der Neuen Rechten zu tun. Sie (die Neue Rechte, also auch die AfD) ist es, die dieses zwar wichtige, aber im Wissenschaftsbetrieb eher marginal vorhandene Thema skandalisiert und bis zur Unkenntlichkeit aufbläht. Sie braucht dieses Vorgehen zur ideologischen Unterfütterung ihrer patriarchalischen Familienpolitik.
Drittens zu deiner Bemerkung zu "irgendwelchen verschwurbelten Pubblikationen": Die Veröffentlichungen, die ich zu Rate ziehe, sind weitaus weniger "verschwurbelt" als das, was mir hier seit gefühlt ewigen Zeiten versucht wird, äußerst umständlich zu "erklären". Klare Sprache in diesen Anti-Gender-Forums-Postulaten? Fehlanzeige. Aber das ist nun wirklich zum Lachen: Dass Leute, die selbst große Verfechter neurechter Theorien und Ansichten (Biologismus, Kulturalismus, Ethnopluralismus) sind, all das oben Gesagte völlig anders sehen, ist ja nun logisch.