Der Neandertaler hat geschrieben:(19 Sep 2018, 18:26)
Hallo Amun Ra.Gut, daß Du dies erkannt hast. Es ist durchaus für den ein oder anderen Jugendlichen schon eine weitaus
höhere Strafe wegen Mordes ausgesprochen worden, als etwa
"nur" eine Bewährungsstrafe.
À propos Höchsztstrafe bei einem Jugendlichen wegen Mord:
- § 105 Satz 2 - Jugendgerichtsgesetz (JGG):
- "Das Höchstmaß der Jugendstrafe für Heranwachsende beträgt zehn Jahre. Handelt es sich bei der Tat um Mord und reicht das Höchstmaß nach Satz 1 wegen der besonderen Schwere der Schuld nicht aus, so ist das Höchstmaß 15 Jahre."
Mord,
Totschlag,
Körperverletzung mit Todesfolge und
fahrlässige Tötung sind im deutschen Strafrecht unterschiedliche Straftaten mit unterschiedlichen Strafmaßen. Es ist darum nicht sinnvoll eine Verurteilung wegen Mordes mit einer Verurteilung wegen Körperverletzung mit Todesfolge zu vergleichen. Zum Beispiel weil es bei Mord laut Gesetzbuch keine Bewährung geben
kann.
Was mich nur an den Kommentaren nach solch einem "milden" Urteil stört, ist die Tatsache, daß der ein oder andere Wutbürger ... der ein oder andere selbsternannte Rächer der humanen Gerechtigkeit reflexartig auf diese oder jene Meldung eines vermeintlich milden Urteils anspringt - als wäre dieses Urteil schon das Ende der Fahnenstange.
Mich stört es, wenn man in politischen Diskussionsforen Menschen Vorwürfe macht "Wutbürger" zu sein, weil sie nicht verstehen können warum jemand der einen anderen Menschen tötet ohne nennenswerte Strafe davonkommt. Wenn aber eine Person des öffentlichen Lebens wegen Steuerhinterziehung ins Gefängnis kommt sind es diesselben "selbsternannten Verteidiger des ewig gerechten Rechtsstaats" die Zeter und Mordio schreien, weil die Gefängnisstrafe zu kurz, das Urteil zu Milde und die Straftat das schlimmste Verbrechen seit der Erfindung des
Mayochups sei. Und selbstredend sind es jene "Moralbürger", die dann auch ganz plötzlich nichts mehr von Resozialisierung hören wollen. Einmal ein Steuerhinterzieher, auf ewig ein Verbrecher. Aber einen Menschen töten... meh... shit happens, nobody's perfect. Kein Grund gleich ein rechtmäßiges Urteil zu hinterfragen. Der deutsche Rechtsstaat ist schliesslich objektiv gerecht, unfehlbar und bar jeglicher Kritik.
Polemik beiseite, man hat immer den einen oder anderen Kasper der Rosinen pickt und dann schreiend durch die Foren zieht. Doch um die geht es garnicht, die bekommt man eh nie weg. Es geht um diejenigen die nicht laut schreien, sondern murren. Diejenigen, die man nur in Umfragen und Studien sieht, wie hier am Anfang des Threads. Um die geht es. Die rosinenpickenden Kasper sind doch nur ein Ablenkungsmanöver, weil man sich mit dem eigentlichen Thema nicht beschäftigen möchte.
Wenn die Staatsanwaltschaft oder die eventuelle Nebenklage meint, dies Urteil wäre zu milde, ... der Rechtsweg zu einem "gerechteren" und letztinstanzlichen Urteil ist seeeeehr lang.
Und wenn darüber nicht berichtet wird sind nicht die Leser der Nachrichten daran schuld, die sich über erstinstanzliche "zu milde" Urteile wundern oder aufregen, sondern die Medien die über den Nachgang nicht berichten.
Wenn juristisch unbedarfte Menschen sich in solchen Rechtsvorgängen nicht auskennen, darum zu Schnellschüssen tendieren (welch nur all zu menschliche Eigenschaft) dann hat, unter anderem, der öffentlich-rechtliche Bildungsauftrag versagt, denn genau das wäre sein Auftrag.
Und wenn man Kritik, auch von Menschen die nicht in der Materie stecken, mit einem "Oh, ihr dummen Wutbürger mal wieder" abtut, dann braucht man sich nicht wundern, wenn die "dummen Wutbürger" irgendwann mal den Institutionen nicht mehr vertrauen. Warum auch sollten sie? Nur hilft das eben der Diskussion, was man dagegen tun könnte , nicht weiter.
Nein! Dieses wird von allgemeiner und verantwortlicher Seite immer wieder betont, daß es so ist ... daß Jugendliche nasch Jugendarrest im allgemeinen krimineller werden - es kursiert hier im Diskurs auch schon ein derartiges Zitat!
Selbst wenn eine Mehrheit dadurch krimineller wird bedeutet das im Umkehrschluss eben nicht, dass darum alle zwingend krimineller werden!
Darüber hinaus stellt sich immer noch die Frage: wie viel krimineller soll denn noch jemand werden, der schon einen Menschen getötet hat? So jemand dürfte im Ranking der "schwersten Jungs" eh schon ganz oben stehen. Und von der moralischen Implikation will ich garnicht erst anfangen. Bestrafen wir nun niemanden mehr, weil durch die Bestrafung könnte er ja noch schlimmer werden?
'I find that offensive.' has no meaning; it has no purpose; it has no reason to be respected as a phrase. 'I am offended by that.' Well, so fucking what? - Stephen Fry