Beitragvon H2O » Do 5. Jul 2018, 21:08
In der DIE ZEIT #28, 2018-07-05, Seite 43, "Sind wir noch gute Europäer?" schreibt Jürgen Habermas -na, was denn sonst?- sehr kritisch über unsere politische Klasse in Europa, die durchdrungen ist von gegenseitigem Mißtrauen, die dem Nachbarn nicht das Schwarze untere den Fingernägeln gönnt. Und daß aus seiner Alltagserfahrung heraus die Menschen in Europa schon weiter vorangekommen sind im Gemeinschaftsgefühl und der Bereitschaft, sich gegenseitig zu helfen, wo die politische Klasse bremst und aussitzt. Unsere Kanzlerin sieht in der Hinsicht alt aus... im Grunde ideenlos, wie es denn mit dem europäischen Projekt weiter gehen könnte.
Größtes Lob als Ausnahmepolitiker erfährt hier der französische Präsident Macron, der über die Euro-Gruppe das europäische Projekt weiter entwickeln will. Auch Präsident Hollande findet nachträglich Anerkennung... angeblich sei er es gewesen, der die Kanzlerin davon abgehalten hatte, die unbotmäßigen Griechen aus der EU heraus zu werfen.
In Habermas Darstellung erscheint das so oft bemühte Bild des solide auf die europäische Einigung hinarbeitenden Deutschlands arg angekratzt. Sind wir Deutschen wirklich die besseren Europäer... oder meinen wir das nur?
Zufällig, ebenfalls in DIE ZEIT, #28, 2018-07-05, Seite 22 wird ein besonders glücklicher Abschnitt des deutsch-französischen Zusammenwirkens zur Zeit der französischen Revolution aufgerollt: "Französische Revolution: Das abenteuerliche Leben und Schicksal des Mainzer Republikaners Friedrich Lehne." Sie war doch möglich, diese besonders enge Zusammenarbeit und gegenseitige Befruchtung!
Da schließt sich doch der Kreis zur Gegenwart: Wenn Deutsche und Franzosen gemeinsam anpacken, dann wird es das Europa geben, von dem die Kriegsgeneration nach vollbrachten Greueln träumte. Präsident Macron ist in der Hinsicht für uns Europäer ein Hoffnungsträger; gesucht wird sein deutsches Gegenstück!