Kommt der Westen zur Vernunft?

Moderator: Moderatoren Forum 3

Senexx

Kommt der Westen zur Vernunft?

Beitrag von Senexx »

Wir erleben derzeit eine Reihe von Krisen: Trump und die Frage des Protektionismus, Euro-Krise und EU-Krise, die neue Aggressivität von Putin-Russland, die Expansion Chinas mit seinem Aufkaufen der Welt und Aufbau globaler Militärmacht, das Wiedererwachen des Islams, den extremen Migrationsdruck.

Krisen sind nicht nur schlecht, sie haben auch eine positive Seite, denn sie zwingen zur Besinnung und können das Freimachen der Hirne von Flausen befördern.

Die westlichen Hirne sind voller Flausen.

Eine davon hat Francis Fukuyama befördert: Mit seiner naiven Vorstellung vom "Ende der Geschichte", der kindischen Vorstellung vom Siegeszug der liberalen westlichen Gesellschaft und der Freiheit. Dabei hat er nur aufgenommen, was man in vom Nachkriegssiegeszug der westlichen Gesellschaften verwirrten Gesellschaften so gedacht hat. Die postmodernistischen Strömungen wie die Grünen sind ein Ausfluss dieser Hybris. Antimodernismus kann nur gedeihen in saturierten sozialen Strata. Das dämliche Geschwätz von der "Friedensdividende" ist so eine Denkfigur, die zu falschen Entscheidungen geführt hat.

Nun haben wir an allen Ecken und Kanten heftige Krisen. Die Frage ist nun, welche Schlussfolgerungen man nun daraus zieht?
Benutzeravatar
Tom Bombadil
Beiträge: 73219
Registriert: Sa 31. Mai 2008, 16:27
user title: Non Soli Cedit

Re: Kommt der Westen zur Vernunft?

Beitrag von Tom Bombadil »

Senexx hat geschrieben:(15 Apr 2018, 11:20)

Die Frage ist nun, welche Schlussfolgerungen man nun daraus zieht?
Entweder wird man in den westlichen Demokratien wieder härter und ist bereit, sich und seine Kultur zu verteidigen oder man wird untergehen.
The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants. It is its natural manure.
Thomas Jefferson
---
Diffamierer der Linken.
Benutzeravatar
3x schwarzer Kater
Beiträge: 25726
Registriert: Mo 26. Mai 2014, 16:25
user title: Do legst di nieda
Wohnort: Schwaben

Re: Kommt der Westen zur Vernunft?

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Tom Bombadil hat geschrieben:(15 Apr 2018, 12:11)

Entweder wird man in den westlichen Demokratien wieder härter und ist bereit, sich und seine Kultur zu verteidigen oder man wird untergehen.
Klar so wie im Dritten Reich. Da hatte man das schon mal versucht.
„Es wurde schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem.“ (Karl Valentin)
Benutzeravatar
Tom Bombadil
Beiträge: 73219
Registriert: Sa 31. Mai 2008, 16:27
user title: Non Soli Cedit

Re: Kommt der Westen zur Vernunft?

Beitrag von Tom Bombadil »

Das ging schnell mit der Nazianalogie, diesmal sind wehrhafte Demokratien schon so etwas wie das Dritte Reich. Weia, es wird echt immer beknackter hier.
The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants. It is its natural manure.
Thomas Jefferson
---
Diffamierer der Linken.
Benutzeravatar
3x schwarzer Kater
Beiträge: 25726
Registriert: Mo 26. Mai 2014, 16:25
user title: Do legst di nieda
Wohnort: Schwaben

Re: Kommt der Westen zur Vernunft?

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Tom Bombadil hat geschrieben:(15 Apr 2018, 12:20)

Das ging schnell mit der Nazianalogie, diesmal sind wehrhafte Demokratien schon so etwas wie das Dritte Reich. Weia, es wird echt immer beknackter hier.
Dann solltest du deine Forderungen schon mal etwas genauer formulieren und dich nicht mit den gleichen Parolen abgeben, die man damals schon hatte.
„Es wurde schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem.“ (Karl Valentin)
Senexx

Re: Kommt der Westen zur Vernunft?

Beitrag von Senexx »

Tom Bombadil hat geschrieben:(15 Apr 2018, 12:11)

Entweder wird man in den westlichen Demokratien wieder härter und ist bereit, sich und seine Kultur zu verteidigen oder man wird untergehen.
"Kultur verteidige" ist ja nun mal eher so etwas wie ein Weckruf für die Geisteshaltung.

Es geht eher um politische Strategien. Um eine Wiederbelebung des strategischen Denkens.
KarlRanseier

Re: Kommt der Westen zur Vernunft?

Beitrag von KarlRanseier »

Tom Bombadil hat geschrieben:(15 Apr 2018, 12:20)

Das ging schnell mit der Nazianalogie, diesmal sind wehrhafte Demokratien schon so etwas wie das Dritte Reich. Weia, es wird echt immer beknackter hier.

Wenn Du hier auch so einen Käse schreibst...

Niemand hat eine "westliche Demokratie" überfallen. Aber ich weiß, Deutschland hat sich 1939 in Polen "verteidigt", und Deutschland heute wird am Hindukusch "verteidigt". :rolleyes:

Hauptsache ist doch, das Weltbild bleibt erhalten...
Benutzeravatar
zollagent
Beiträge: 59696
Registriert: Mo 8. Aug 2011, 12:21

Re: Kommt der Westen zur Vernunft?

Beitrag von zollagent »

Der ganze Strang erscheint mir eigentlich eher was für die Deppen bei Facebook. Erstmal gibt es "den Westen" so gar nicht, zum Anderen ist "die Vernunft", die hier offensichtlich gefordert wird, etwas, was längst gescheitert ist. Gerade "vom Siegeszug der liberalen westlichen Gesellschaft und der Freiheit" ist doch eigentlich das, was die Despoten der Neuzeit, die Autokraten und die autoritätsgläubigen aufgestört hat. Vor allem, weil sich ja zeigt, daß dieser Siegeszug zeigt, das der Einzelne damit wesentlich besser fährt. Natürlich kommt da eine Gegenreaktion, ein reaktionäres Verhalten, das von der Angst vor freien Entscheidungen geprägt ist. Vor allem davon, daß diese Entscheidungen anders ausfallen können, als es sich diese Angstträger wünschen würden. Ich sehe die Zukunft der Spezies Homo Sapiens eben in einer solchen freien individuellen Lebensführung, in unabhängiger, aber trotzdem auch gemeinschaftsförderndem Verhalten. Da ist der Wunsch nach einer zweifelhaften "Vernunft", die an endgültigen Weisheiten, die nicht hinterfragt werden dürfen und schon gar nicht ignoriert, einfach nur der Wunsch nach "der guten alten Zeit". Nur, das Rad der Zeit zurückdrehen kann niemand und es hat einen Grund, warum sich Veränderungen ergeben haben. Und das sind die Probleme, die sich in dieser Zeit auch ergeben haben.
Wer an Absurditäten glaubt, wird Abscheulichkeiten begehen. (Voltaire)
Benutzeravatar
Kritikaster
Beiträge: 23726
Registriert: Sa 1. Okt 2016, 00:55
user title: TROLLJÄGER
Wohnort: Unbedeutender, abgelegener Seitenarm der Milchstrasse

Re: Kommt der Westen zur Vernunft?

Beitrag von Kritikaster »

KarlRanseier hat geschrieben:(15 Apr 2018, 12:50)

Wenn Du hier auch so einen Käse schreibst...

Niemand hat eine "westliche Demokratie" überfallen. Aber ich weiß, Deutschland hat sich 1939 in Polen "verteidigt", und Deutschland heute wird am Hindukusch "verteidigt". :rolleyes:

Hauptsache ist doch, das Weltbild bleibt erhalten...
Nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich. :rolleyes:
Der am höchsten entwickelte Sinn ist der Unsinn. (Peter E. Schumacher)
Wo der Sinn aufhört, beginnt der Wahnsinn. (Erhard Horst Bellermann)
KarlRanseier

Re: Kommt der Westen zur Vernunft?

Beitrag von KarlRanseier »

Kritikaster hat geschrieben:(15 Apr 2018, 13:10)

Nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich. :rolleyes:

Eindeutige Angriffskriege als "Verteidigung" zu deklarieren ist eine sehr alte Idee, aber bis heute fallen Menschen darauf herein.

Hitler hatte sich deutlich mehr Mühe gegeben und einen Überfall auf einen Sender vortäuschen lassen. Heute kommt man mit Lügen, die jeder halbwegs vernünftige Mensch sofort als solche erkennen kann.
Benutzeravatar
Tom Bombadil
Beiträge: 73219
Registriert: Sa 31. Mai 2008, 16:27
user title: Non Soli Cedit

Re: Kommt der Westen zur Vernunft?

Beitrag von Tom Bombadil »

3x schwarzer Kater hat geschrieben:(15 Apr 2018, 12:32)

Dann solltest du deine Forderungen schon mal etwas genauer formulieren und dich nicht mit den gleichen Parolen abgeben, die man damals schon hatte.
Welche Parolen, welche Forderungen? Das Nazireich war übrigens der Untergang der ersten deutschen Demokratie, weil die eben nicht wehrhaft genug war und sie ihre Kultur und Werte nicht genügend verteidigt hat.
The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants. It is its natural manure.
Thomas Jefferson
---
Diffamierer der Linken.
Benutzeravatar
Tom Bombadil
Beiträge: 73219
Registriert: Sa 31. Mai 2008, 16:27
user title: Non Soli Cedit

Re: Kommt der Westen zur Vernunft?

Beitrag von Tom Bombadil »

KarlRanseier hat geschrieben:(15 Apr 2018, 12:50)

Niemand hat eine "westliche Demokratie" überfallen. Aber ich weiß, Deutschland hat sich 1939 in Polen "verteidigt", und Deutschland heute wird am Hindukusch "verteidigt".
Wie kommt man von meinem kurzen posting auf so einen Schwachsinn? Das Nazireich war übrigens keine westliche Demokratie, sie war der Untergang derselben und genau darauf wollte ich hinweisen. Der Naziwahn hier im Forum treibt mittlerweile sehr seltsame Blüten.
The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants. It is its natural manure.
Thomas Jefferson
---
Diffamierer der Linken.
Senexx

Re: Kommt der Westen zur Vernunft?

Beitrag von Senexx »

KarlRanseier hat geschrieben:(15 Apr 2018, 13:14)

Eindeutige Angriffskriege als "Verteidigung" zu deklarieren ist eine sehr alte Idee, aber bis heute fallen Menschen darauf herein.
Niemand hat den Putinschen Überfall auf die Ukraine und die Krima als "Verteidigungskrieg" euphemisiert. Aber das ist ist hier nicht das Thema. Es wäre wünschenswert, wenn Sie sich am Strangthema orientierten.

Es geht hier darum: Muss sich der Westen in seinem Denken neu ausrichten, und wenn ja wie?

Ich denke, der Westen muss sich von der Vorstellung verabschieden, dass die Geschichte zu Ende ist, dass die alten Dämonen wiederkehren und neue hinzukommen. Und der Westen ist darauf nicht vorbereitet. In den USA erlaubt das politische System, dass Einfaltspinsel an die Macht kommen. Seit Jimmy Carter waren immer Schwachköpfe an der Macht, mit Ausnahme vielleicht von Reagan, der sich vernünftig beraten hat lassen und dem ersten Bush.

Bei uns konnte ein Macho Schröder Kanzler werden, mit einem ungebildeten Menschen wie Fischer als Außenminister. Später eine Merkel, aufgrund ihrer Herkunft und schwachen Auffassungsgabe ohne Verständnis für den Westen und Europa. Und ein Finanzbeamter wie Schäuble die Richtlinien der Finanz- und Wirtschaftspolitik bestimmen.
Benutzeravatar
3x schwarzer Kater
Beiträge: 25726
Registriert: Mo 26. Mai 2014, 16:25
user title: Do legst di nieda
Wohnort: Schwaben

Re: Kommt der Westen zur Vernunft?

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Tom Bombadil hat geschrieben:(15 Apr 2018, 13:23)

Welche Parolen, welche Forderungen?
Tom Bombadil hat geschrieben:(15 Apr 2018, 12:11)

Entweder wird man in den westlichen Demokratien wieder härter und ist bereit, sich und seine Kultur zu verteidigen oder man wird untergehen.
„Es wurde schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem.“ (Karl Valentin)
CaptainJack

Re: Kommt der Westen zur Vernunft?

Beitrag von CaptainJack »

Tom Bombadil hat geschrieben:(15 Apr 2018, 12:11)

Entweder wird man in den westlichen Demokratien wieder härter und ist bereit, sich und seine Kultur zu verteidigen oder man wird untergehen.
Dann sollte Deutschland aber endlich anfangen! Leider ist das Gegenteil der Fall .... also wird man, gemäß deiner Theorie, untergehen!?
KarlRanseier

Re: Kommt der Westen zur Vernunft?

Beitrag von KarlRanseier »

Senexx hat geschrieben:(15 Apr 2018, 13:41)

Niemand hat den Putinschen Überfall auf die Ukraine und die Krima als "Verteidigungskrieg" euphemisiert. Aber das ist ist hier nicht das Thema. Es wäre wünschenswert, wenn Sie sich am Strangthema orientierten.

Es geht hier darum: Muss sich der Westen in seinem Denken neu ausrichten, und wenn ja wie?

Ich denke, der Westen muss sich von der Vorstellung verabschieden, dass die Geschichte zu Ende ist, dass die alten Dämonen wiederkehren und neue hinzukommen. Und der Westen ist darauf nicht vorbereitet. In den USA erlaubt das politische System, dass Einfaltspinsel an die Macht kommen. Seit Jimmy Carter waren immer Schwachköpfe an der Macht, mit Ausnahme vielleicht von Reagan, der sich vernünftig beraten hat lassen und dem ersten Bush.

Bei uns konnte ein Macho Schröder Kanzler werden, mit einem ungebildeten Menschen wie Fischer als Außenminister. Später eine Merkel, aufgrund ihrer Herkunft und schwachen Auffassungsgabe ohne Verständnis für den Westen und Europa. Und ein Finanzbeamter wie Schäuble die Richtlinien der Finanz- und Wirtschaftspolitik bestimmen.

Die Intelligenz von Demokratoren ist nahezu irrelevant, da sie grundsätzlich "Berater" aus der Wirtschaft haben, die ihnen ihre Forderungen und Wünsche präsentieren. So ist doch gewährleistet, dass immer die demokratische Mehrheit der Lobbyisten entscheidet.

Pöbelknochen Trump ist allerdings eine Ausnahme, der gehört eher in die Gummizelle als auf den Präsidententhron.
Senexx

Re: Kommt der Westen zur Vernunft?

Beitrag von Senexx »

Ja, diese Proletensicht verbreiten Sie in fast jedem Thread.

Politikwissenschaftlichen Analyse von Regierungshandeln hält diese aber nicht Stand.
KarlRanseier

Re: Kommt der Westen zur Vernunft?

Beitrag von KarlRanseier »

Senexx hat geschrieben:(15 Apr 2018, 13:41)

Niemand hat den Putinschen Überfall auf die Ukraine und die Krima als "Verteidigungskrieg" euphemisiert. Aber das ist ist hier nicht das Thema. Es wäre wünschenswert, wenn Sie sich am Strangthema orientierten.

Es geht hier darum: Muss sich der Westen in seinem Denken neu ausrichten, und wenn ja wie?

Ich denke, der Westen muss sich von der Vorstellung verabschieden, dass die Geschichte zu Ende ist, dass die alten Dämonen wiederkehren und neue hinzukommen. Und der Westen ist darauf nicht vorbereitet. In den USA erlaubt das politische System, dass Einfaltspinsel an die Macht kommen. Seit Jimmy Carter waren immer Schwachköpfe an der Macht, mit Ausnahme vielleicht von Reagan, der sich vernünftig beraten hat lassen und dem ersten Bush.

Bei uns konnte ein Macho Schröder Kanzler werden, mit einem ungebildeten Menschen wie Fischer als Außenminister. Später eine Merkel, aufgrund ihrer Herkunft und schwachen Auffassungsgabe ohne Verständnis für den Westen und Europa. Und ein Finanzbeamter wie Schäuble die Richtlinien der Finanz- und Wirtschaftspolitik bestimmen.

Der Schröder hat es doch geschafft, vom obersten deutschen Wirtschaftshandlager zu Gazprom! :thumbup:

Viele Politiker schaffen es nach ihrem Handlangerjob direkt in die Wirtschaft. Dumm sind die nicht.

Benutzeravatar
DarkLightbringer
Beiträge: 48077
Registriert: Mo 19. Dez 2011, 16:49
user title: Vive la Liberté !

Re: Kommt der Westen zur Vernunft?

Beitrag von DarkLightbringer »

CaptainJack hat geschrieben:(15 Apr 2018, 13:48)

Dann sollte Deutschland aber endlich anfangen! Leider ist das Gegenteil der Fall .... also wird man, gemäß deiner Theorie, untergehen!?
Erstmal muss der Feind aufgeklärt werden.

Dem "strategischen Denken" des Threaderstellers würde ich aber vom Grundsatze her zustimmen wollen.
>>We’ll always have Paris<<
[Humphrey Bogart als Rick Blaine in >Casablanca<, 1942]
Benutzeravatar
imp
Beiträge: 16690
Registriert: Fr 14. Jul 2017, 20:37
user title: Freiheit ist unser Ideal.

Re: Kommt der Westen zur Vernunft?

Beitrag von imp »

Senexx hat geschrieben:(15 Apr 2018, 11:20)

Wir erleben derzeit eine Reihe von Krisen: Trump und die Frage des Protektionismus, Euro-Krise und EU-Krise, die neue Aggressivität von Putin-Russland, die Expansion Chinas mit seinem Aufkaufen der Welt und Aufbau globaler Militärmacht, das Wiedererwachen des Islams, den extremen Migrationsdruck.

Krisen sind nicht nur schlecht, sie haben auch eine positive Seite, denn sie zwingen zur Besinnung und können das Freimachen der Hirne von Flausen befördern.

Die westlichen Hirne sind voller Flausen.

Eine davon hat Francis Fukuyama befördert: Mit seiner naiven Vorstellung vom "Ende der Geschichte", der kindischen Vorstellung vom Siegeszug der liberalen westlichen Gesellschaft und der Freiheit. Dabei hat er nur aufgenommen, was man in vom Nachkriegssiegeszug der westlichen Gesellschaften verwirrten Gesellschaften so gedacht hat. Die postmodernistischen Strömungen wie die Grünen sind ein Ausfluss dieser Hybris. Antimodernismus kann nur gedeihen in saturierten sozialen Strata. Das dämliche Geschwätz von der "Friedensdividende" ist so eine Denkfigur, die zu falschen Entscheidungen geführt hat.

Nun haben wir an allen Ecken und Kanten heftige Krisen. Die Frage ist nun, welche Schlussfolgerungen man nun daraus zieht?
Ich sehe keinerlei Problem für unsere Lebensweise außer der Tendenz, sie durch Angst und Größenwahn nach und nach abzuschaffen, sich totzusichern und paranoid die Lebensfreude kaputtzuverdächtigen. Steinmeier hat letztens sinngemäß gesagt, man sollte wieder mehr den Dialog mit den schwierigen Nachbarn führen statt nur über sie zu schimpfen. Da hat er recht. Die Deutschen können die Welt nicht ihrem Willen unterwerfen. Sie können sich aber gut um sich selbst kümmern.
"Don't say words you gonna regret" - Eric Woolfson
Senexx

Re: Kommt der Westen zur Vernunft?

Beitrag von Senexx »

DarkLightbringer hat geschrieben:(15 Apr 2018, 14:13)

Erstmal muss der Feind aufgeklärt werden.

Dem "strategischen Denken" des Threaderstellers würde ich aber vom Grundsatze her zustimmen wollen.
Es ist viel Auflärungsarbeit nötig. Nicht nur bei der Feindaufklärung.

Generell ist das politische Denken zu wenig strategisch orientiert. Und wird vielfach von Emotionen beherrscht.
Benutzeravatar
Tom Bombadil
Beiträge: 73219
Registriert: Sa 31. Mai 2008, 16:27
user title: Non Soli Cedit

Re: Kommt der Westen zur Vernunft?

Beitrag von Tom Bombadil »

3x schwarzer Kater hat geschrieben:(15 Apr 2018, 13:44)
Da sind keine Parolen oder Forderungen, es handelt sich lediglich um meine Schlussfolgerung bzgl. möglicher Folgen grenzenloser und "alternativloser" Toleranz der Intoleranz (und nein, damit ist nicht einzig und alleine der Islam gemeint, sondern auch rechts- und linksextreme Ideologien). Anscheinend hat bei euch Naziparanoiden aber das Wort "Kultur" getriggert, tut mir leid, war keine Absicht, ihr könnt auch "Werte" (wie Demokratie, Rechtsstaat, Menschenrechte etc. pp.) dafür nehmen, vllt. wird es für euch dann klarer.
The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants. It is its natural manure.
Thomas Jefferson
---
Diffamierer der Linken.
KarlRanseier

Re: Kommt der Westen zur Vernunft?

Beitrag von KarlRanseier »

Tom Bombadil hat geschrieben:(15 Apr 2018, 15:33)

Da sind keine Parolen oder Forderungen, es handelt sich lediglich um meine Schlussfolgerung bzgl. möglicher Folgen grenzenloser und "alternativloser" Toleranz der Intoleranz (und nein, damit ist nicht einzig und alleine der Islam gemeint, sondern auch rechts- und linksextreme Ideologien). Anscheinend hat bei euch Naziparanoiden aber das Wort "Kultur" getriggert, tut mir leid, war keine Absicht, ihr könnt auch "Werte" (wie Demokratie, Rechtsstaat, Menschenrechte etc. pp.) dafür nehmen, vllt. wird es für euch dann klarer.

Du möchtest also eine "gelenkte Demokratie", in der es Toleranz nur in sehr engen Grenzen gibt und in der Kritiker der Machtverhältnisse, also "Extremisten", zumindest mundtot gemacht werden?

Ich dachte immer, Demokratie würde u.a. bedeuten, dass man auch Andersdenkenden nicht das Wort verbietet, und zwar auch dann nicht, wenn sie sich außerhalb des jeweiligen Mainstreams befinden? :?:
Benutzeravatar
zollagent
Beiträge: 59696
Registriert: Mo 8. Aug 2011, 12:21

Re: Kommt der Westen zur Vernunft?

Beitrag von zollagent »

KarlRanseier hat geschrieben:(15 Apr 2018, 16:11)

Du möchtest also eine "gelenkte Demokratie", in der es Toleranz nur in sehr engen Grenzen gibt und in der Kritiker der Machtverhältnisse, also "Extremisten", zumindest mundtot gemacht werden?

Ich dachte immer, Demokratie würde u.a. bedeuten, dass man auch Andersdenkenden nicht das Wort verbietet, und zwar auch dann nicht, wenn sie sich außerhalb des jeweiligen Mainstreams befinden? :?:
Kritiker sind nicht immer Extremisten. Das ist wieder mal nur das Opferspielen, das du offenbar sehr verinnerlicht hast, mit all den Thesen, bei denen du feststellen mußtest, daß sie nicht mehrheitsfähig sind. In einer Demokratie wird auch niemand "mundtot" gemacht.
Wer an Absurditäten glaubt, wird Abscheulichkeiten begehen. (Voltaire)
Polibu

Re: Kommt der Westen zur Vernunft?

Beitrag von Polibu »

Tom Bombadil hat geschrieben:(15 Apr 2018, 12:11)

Entweder wird man in den westlichen Demokratien wieder härter und ist bereit, sich und seine Kultur zu verteidigen oder man wird untergehen.
Das ist eine sachliche und absolut korrekte Einschätzung.
Benutzeravatar
Tom Bombadil
Beiträge: 73219
Registriert: Sa 31. Mai 2008, 16:27
user title: Non Soli Cedit

Re: Kommt der Westen zur Vernunft?

Beitrag von Tom Bombadil »

KarlRanseier hat geschrieben:(15 Apr 2018, 16:11)

Du möchtest also...
Möööp, falsch. Versuche es weiter.
The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants. It is its natural manure.
Thomas Jefferson
---
Diffamierer der Linken.
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47036
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Kommt der Westen zur Vernunft?

Beitrag von H2O »

Tom Bombadil hat geschrieben:(15 Apr 2018, 12:11)

Entweder wird man in den westlichen Demokratien wieder härter und ist bereit, sich und seine Kultur zu verteidigen oder man wird untergehen.
Als Prediger in der Wüste machen wir beiden uns bestimmt sehr gut! Mich wundert zum Beispiel, mit welcher Gelassenheit Mitbürger und Regierende den beklagenswerten Zustand der Bundeswehr und des Grenzschutzes bestehen lassen. Die Innere Sicherheit läßt zu wünschen übrig, die äußere desgleichen. Bislang konnte man sich noch unter den Schirm der USA ducken, wenn es ganz dicke zu kommen drohte. Ist diese gewohnte Verantwortung Dritter für unsere Sicherheit weiterhin gewährleistet? Wenn da mal nicht in den USA jemand eine Strichliste führt, wie oft unser Land sich gemeinsamem Vorgehen gegen einen gemeinsamen äußeren Gegner entzogen hat? Wenn man sich solche Freiheiten gönnt, dann sollte man wohl in der Lage sein, den Übermut Halbstarker dämpfen zu können, den wir hier von Zeit zu Zeit erlebt haben.
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Kommt der Westen zur Vernunft?

Beitrag von schokoschendrezki »

Es ist schon viele male und zu recht darauf hingewiesen worden: Die Wahrnehmung einer scheinbar zunehmenden Krisenhaftigkeit der Welt ist eben das: Eine Frage der Wahrnehmung und vor allem auch der Wandlung der Medien und nur sehr bedingt eine Frage der Realität. Zumindest wenn man den betrachteten Zeitraum auf mehr als nur ein paar Jahre ausdehnt. Herausragend in dieser Hinsicht 2011 das Buch des Harvard-Forschers Steven Pinker: "The Better Angels of Our Nature: Why Violence Has Declined" (deutsch als: "Gewalt: Eine neue Geschichte der Menschheit" erschienen). Nur als ein Aspekt von vielen: Solange die gewaltsame Tötung von Menschen (Mord, Totschlag, Krieg, Terror) nicht auf absolut Null Komma Null sinkt, wird es grundsätzlich und immer Titelblatt-Schlagzeilen mit Berichten über gewaltsame Tötungen geben.

Die großen Massaker der jüngeren Vergangenheit spielten sich irgendwo in Indonesien oder Südamerika ab. Die großen Hungersnöte jügerer Zeit irgendwo in Äthiopien, Bangla Desh oder Biafra. Während gleichzeitig in der Bundesrepublik manchmal tagelang die Forderungen des Flughafenpersonals nach mehr Gehalt die Meldung Nummer Eins war. Das Gefühl wachsender Krisenhaftigkeit täuscht.

Massive Probleme gibt es natürlich dennoch. Aber diese nicht gerade kleinen Probleme der Gegenwart und Zukunft sind allesamt Probleme, die die ganze Menschheit betreffen.Es nützt also nichts, eine Einigelung dieses sogenannten "Westens" als Wertegemeinschaft zu betreiben.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
Tom Bombadil
Beiträge: 73219
Registriert: Sa 31. Mai 2008, 16:27
user title: Non Soli Cedit

Re: Kommt der Westen zur Vernunft?

Beitrag von Tom Bombadil »

schokoschendrezki hat geschrieben:(16 Apr 2018, 08:22)

Zumindest wenn man den betrachteten Zeitraum auf mehr als nur ein paar Jahre ausdehnt.
Das Problem dabei ist, dass du nicht zu weit zurückgehen kannst, der Kalte Krieg war geprägt von Stellvertreterkriegen, die deutlich mehr Opfer gefordert haben als die jetzigen Konflikte, alleine in Südostasien hat der Vietnamkrieg das Maß übererfüllt.
Die Wahrnehmung von Krisen liegt nicht nur an der Zeit, sondern auch am Ort. Wenn sich irgendwo tausende Kilometer entfernt Afrikaner mit Macheten abschlachten, dann ist das weniger präsent als wenn in Berlin ein LKW in eine Menschenmenge rast. Das liegt in der Natur des Menschen. Die Krisen sind deutlich näher an Europa herangerückt, das fing mit Jugoslawien an und ist derzeit mit dem islamistischen Terror präsent. Ja, früher gab es die RAF, die hat sich ihre Ziele aber eher in den Eliten gesucht, der normale Bürger war da weniger gefährdet. Und selbstverständlich spielen die Medien auch eine Rolle. Wenn "damals" in Freiburg eine Frau vergewaltigt wurde, dann hat man das kaum mitbekommen, heute sind die Onlinezeitungen sofort voll davon, es wird getwittert und geteilt, was das Zeug hält, und nicht zuletzt diskutieren wir hier auch über so etwas. Dadurch rückt einem so etwas auch näher auf den Pelz, das ist die Kehrseite der Informationsgesellschaft.
Unser Staat mit seinen Organen muss sich wandeln, er muss transparenter werden, öffentlicher, verständlicher, ich glaube, dann wäre schon viel gewonnen.
The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants. It is its natural manure.
Thomas Jefferson
---
Diffamierer der Linken.
Benutzeravatar
relativ
Beiträge: 38345
Registriert: Di 17. Jul 2012, 10:49
user title: Relativitätsversteher
Wohnort: Pott

Re: Kommt der Westen zur Vernunft?

Beitrag von relativ »

Tom Bombadil hat geschrieben:(15 Apr 2018, 15:33)

Da sind keine Parolen oder Forderungen, es handelt sich lediglich um meine Schlussfolgerung bzgl. möglicher Folgen grenzenloser und "alternativloser" Toleranz der Intoleranz (und nein, damit ist nicht einzig und alleine der Islam gemeint, sondern auch rechts- und linksextreme Ideologien). Anscheinend hat bei euch Naziparanoiden aber das Wort "Kultur" getriggert, tut mir leid, war keine Absicht, ihr könnt auch "Werte" (wie Demokratie, Rechtsstaat, Menschenrechte etc. pp.) dafür nehmen, vllt. wird es für euch dann klarer.
Es steht hier Global gesehen ein ganz andere Frage im Raum, alsdie kurzsichtige Verteidigung einer Kultur ect.
Hier steht das Zusammenwachsen der Erdbevölkerung auf den Spiel. Soll dieser Prozess umgekehrt werden, weil auf den Weg dahin Probleme auftreten. Sollen sich alle Nationalstaaten wieder zurück in die 30iger Jahre begeben?
Klare Antwort von mir, nein. Die Probleme muessen anders als mit Protektionismus und/oder Kulturellen einigeln gelöst werden, denn dies führt m.M. unweigerlich wieder zu größeren und mehr nonverbalen Auseinandersetzungen.
Das Banale braucht man nicht zu schälen.
Wähler
Beiträge: 8554
Registriert: Di 25. Dez 2012, 13:04
user title: Bürgerjournalismus
Wohnort: Bayern

Re: Kommt der Westen zur Vernunft?

Beitrag von Wähler »

Interessanter Presseclub (+ Nachgefragt) zum Thema: Zurück zum Kalten Krieg?
http://www.ardmediathek.de/tv/Presseclu ... d=51654772
Fazit:
Ohne Russland kommt es zu keiner Lösung im syrisch-nahöstlichen Bürgerkrieg.
Die EU-Außenpolitik muss professioneller werden und das Machtvakum, welches die USA hat entstehen lassen, helfen, mit zu füllen. Deutschland könnte seine guten Kontakte zu Moskau effektiver nutzen.
Der Journalist von der SZ hat durchblicken lassen, dass zunehmend heftigere Kommentare der Bevölkerung in der außenpolitischen Redaktion angekommen sind.
Der Journalist von der Zeit plädierte für mehr "Augenhöhe" im Umgang mit der laut Obama "Regionalmacht" Russland.
Zeitungstexte bei Genios mit Bibliotheksausweis kostenlos: https://www.wiso-net.de/login?targetUrl=%2Fdosearch (Zugang auch bundesweit)
Benutzeravatar
Tom Bombadil
Beiträge: 73219
Registriert: Sa 31. Mai 2008, 16:27
user title: Non Soli Cedit

Re: Kommt der Westen zur Vernunft?

Beitrag von Tom Bombadil »

relativ hat geschrieben:(16 Apr 2018, 10:31)

Hier steht das Zusammenwachsen der Erdbevölkerung auf den Spiel.
Wenn ich schätzen soll, wann die Erdbevölkerung zusammengewachsen ist, dann weiß ich nicht, ob 500 oder 1000 Jahre oder doch "nie" die richtige Schätzung wäre. Die Proletarier aller Länder werden sich in absehbarer Zeit nicht vereinigen und es werden alle Menschen auch nicht so bald Brüder, keine Chance, dazu ist der Mensch noch viel zu sehr "Raubtier".
The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants. It is its natural manure.
Thomas Jefferson
---
Diffamierer der Linken.
Benutzeravatar
relativ
Beiträge: 38345
Registriert: Di 17. Jul 2012, 10:49
user title: Relativitätsversteher
Wohnort: Pott

Re: Kommt der Westen zur Vernunft?

Beitrag von relativ »

Tom Bombadil hat geschrieben:(16 Apr 2018, 10:57)

Wenn ich schätzen soll, wann die Erdbevölkerung zusammengewachsen ist, dann weiß ich nicht, ob 500 oder 1000 Jahre oder doch "nie" die richtige Schätzung wäre. Die Proletarier aller Länder werden sich in absehbarer Zeit nicht vereinigen und es werden alle Menschen auch nicht so bald Brüder, keine Chance, dazu ist der Mensch noch viel zu sehr "Raubtier".
Nunja wenn du meinst, daß es dir egal isthauptsache zu deinen Lebzeiten soll dieser prozess nicht in Gang gesetzt werden, kannst du persönlich geren diese Ego Einstellung haben. Richtig ist sie m.M. trotzdem nicht.
Btw. du solltest nicht den

Mod - Provo Spam.
Das Banale braucht man nicht zu schälen.
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Kommt der Westen zur Vernunft?

Beitrag von schokoschendrezki »

Tom Bombadil hat geschrieben:(16 Apr 2018, 10:04)
Das Problem dabei ist, dass du nicht zu weit zurückgehen kannst, der Kalte Krieg war geprägt von Stellvertreterkriegen, die deutlich mehr Opfer gefordert haben als die jetzigen Konflikte, alleine in Südostasien hat der Vietnamkrieg das Maß übererfüllt.
Die Wahrnehmung von Krisen liegt nicht nur an der Zeit, sondern auch am Ort. Wenn sich irgendwo tausende Kilometer entfernt Afrikaner mit Macheten abschlachten, dann ist das weniger präsent als wenn in Berlin ein LKW in eine Menschenmenge rast. Das liegt in der Natur des Menschen. Die Krisen sind deutlich näher an Europa herangerückt, das fing mit Jugoslawien an und ist derzeit mit dem islamistischen Terror präsent.
Das liegt in der Tat in der Natur des Menschen. Aber genau deshalb gibt es wisssenschaftliche Institutionen wie die des Zentrums für Konfliktforschung an der Universität Sydney, die mitt dem jährlichen Global Peace Index versuchen, die weltweite Entwicklung von Gewalt objektiv zu quantifizieren.

Und es gab nicht nur die RAF. Es gab den Nordirlandkonflikt. Mitte der 70er Jahre wurde in Spanien und erst 1989 in Rumänien Diktaturen mit hunderttausenden Todes-Opfern beendet. Das wird verdrängt. In den jüngeren Berichten des Konfliktforschungszentrums wird inzwischen von einem "Wendepunkt" gesprochen. Weltweit kamen 2017 das zweite Jahr in Folge weniger Menschen durch Terrorismus ums Leben. Und im vergleich zu 2014 22 Prozent weniger. Nur in Europa ist sie angestiegen (https://www.rnz.de/politik/hintergrund_ ... 16812.html). Die entscheidende Frage ist, ob dieser Anstieg in Europa die Folge einer (dauerhaften) Schwerpunktverlagerung ist oder eher eine zeitliche und örtliche "Phasenverschiebung". Ich denke eher, dass der teils drastische Rückgang des Terrorismus in den betroffendsten Ländern (Pakistan, Irak, Nigeria usw.) mittelfristig auch in Europa zu einem Rückgang führen wird. Zumindest wenn Europa zur Vernunft kommt, sich politisch klug verhält und nicht auf Gegenagression, Massenhysterie oder Abschottung setzt.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
DarkLightbringer
Beiträge: 48077
Registriert: Mo 19. Dez 2011, 16:49
user title: Vive la Liberté !

Re: Kommt der Westen zur Vernunft?

Beitrag von DarkLightbringer »

Russischer Journalist stürzt aus unbekannten Gründen vom Balkon und ist tot.
Borodin hatte zuletzt über Moskaus "Schattenarmee" in Syrien berichtet. (...)
und hatte kürzlich über den Tod mehrerer russischer Söldner der sogenannten Gruppe Wagner in Syrien geschrieben.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/r ... 03174.html

Seit 1992 sind 58 Reporter getötet worden, die Verbrechen werden selten aufgeklärt.

Die "Vernunft des Westens" ist die der Aufklärung, die Philosophie und die Kriminalfälle betreffend.
>>We’ll always have Paris<<
[Humphrey Bogart als Rick Blaine in >Casablanca<, 1942]
Benutzeravatar
Selina
Beiträge: 17527
Registriert: Do 29. Sep 2016, 15:33

Re: Kommt der Westen zur Vernunft?

Beitrag von Selina »

Der Schlüssel für die Frage des Threads "Kommt der Westen zur Vernunft?" liegt im Verhältnis zu Russland. Russland gehört wieder an den Verhandlungstisch; ganz ohne Russland geopolitisch und weltumspannend agieren zu wollen, wird immer ins Abseits führen und auf längere Sicht zum Scheitern verurteilt sein. Bei der momentanen zugespitzten Gefahr eines dritten und letzten Weltkrieges gibt es keine Alternative zum Dialog. Man kann weiterhin sehr kritisch betrachten, begleiten und kommentieren, was die Russen national und international tun, aber man sollte den Gesprächsfaden nicht abreißen lassen. Davon bin ich felsenfest überzeugt. Und viele vernünftige, weitblickende Politiker auch, wie man zum Glück täglich lesen kann. Und im Übrigen: Zur gewünschten erneuten Dialog-Politik, die man in kleinen wichtigen Schritten wieder aufbauen muss, gehört auch ein gewisses Maß an Selbstkritik der Westmächte. Davon sehe ich im Moment nichts.

Zitat:

Auch der luxemburgische Außenminister Jean Asselborn warnte davor, zu glauben, dass die Luftschläge nun eine entscheidende Wende in diesem Bürgerkrieg herbeiführen würden. Asselborn bekundete seine Sympathie für die Äußerungen von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der davor gewarnt hatte, alle Kanäle zu Moskau zu verschließen: "Ich bin fest davon überzeugt, dass auch Russland aus diesem Morast raus will. Und dass wir als EU uns auf die Zähne beißen müssen, um wieder zu einem normalen, vernünftigen Verhältnis mit Russland zu kommen. Das ist das Einzige, was uns einer Lösung in Syrien näher bringt."

https://www.tagesschau.de/ausland/eu-syrien-105.html

Zitat:

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier rief die Präsidenten der USA und Russlands, Donald Trump und Wladimir Putin, zu einer gemeinsamen Friedensinitiative auf. "Die großen Mächte tragen größere Verantwortung. Hier muss ein erster Schritt erfolgen. Das sind Putin und Trump der Welt schuldig", sagte Steinmeier.

In Bezug auf Syrien hatte Außenminister Heiko Maas sich bereits gestern ähnlich geäußert. Nur eine politische Lösung werde dauerhaften Frieden bringen, unterstrich er. Die Bundesregierung werde alle diplomatischen Mittel nutzen, um die Verhandlungen voranzubringen. Dazu werde sie auch ihre Kanäle nach Russland nutzen, um dort auf eine konstruktive Haltung zu dringen, so Maas.


https://www.tagesschau.de/inland/syrien ... d-101.html
Drüben im Walde kängt ein Guruh - Warte nur balde kängurst auch du. Joachim Ringelnatz
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Kommt der Westen zur Vernunft?

Beitrag von schokoschendrezki »

DarkLightbringer hat geschrieben:(16 Apr 2018, 16:02)
Die "Vernunft des Westens" ist die der Aufklärung, die Philosophie und die Kriminalfälle betreffend.
Dass die schwarze Näherin Rosa Parks von einem Busfahrer aufgefordert wurde, ihren Sitzplatz für einen weißen Mann zu räumen ... ist jetzt wie lange her? Und dennoch waren die USA zu der Zeit global gesehen eine Fortschrittsmacht. Wir müssen lernen, diese Ambivalenzen auszuhalten. Eine spontane Antipathie wie die gegen die Politik der Regierung Orbán (die ich teile ...) bemüßigt einen User/eine Userin wie Thnik Twice dazu, ein Land wie UNgarn als "Entwicklungsland" zu bezeichnen, Eine Kurzschlüssigkeit, die von ihm/ihr selbst völlig zurecht als solche bezeichnet werden würde, wenn sie sich gegen Migranten in Deutschland richten würde. Gegen solche Kurzschlüssigkeiten hilft nur eins: Nicht dazuzugehören. Zu welcher Gruppe von Menschen auch immer. Auf kritische Distanz zu bleiben. Keine Vorbilder, keine Leitbilder zu haben. Kein "Fan" wovon oder von wem auch immer sein zu wollen. Keine Identität außer der der eigenen Persönlichkeit zu haben.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
DarkLightbringer
Beiträge: 48077
Registriert: Mo 19. Dez 2011, 16:49
user title: Vive la Liberté !

Re: Kommt der Westen zur Vernunft?

Beitrag von DarkLightbringer »

schokoschendrezki hat geschrieben:(16 Apr 2018, 20:52)

Dass die schwarze Näherin Rosa Parks von einem Busfahrer aufgefordert wurde, ihren Sitzplatz für einen weißen Mann zu räumen ... ist jetzt wie lange her? Und dennoch waren die USA zu der Zeit global gesehen eine Fortschrittsmacht. Wir müssen lernen, diese Ambivalenzen auszuhalten. Eine spontane Antipathie wie die gegen die Politik der Regierung Orbán (die ich teile ...) bemüßigt einen User/eine Userin wie Thnik Twice dazu, ein Land wie UNgarn als "Entwicklungsland" zu bezeichnen, Eine Kurzschlüssigkeit, die von ihm/ihr selbst völlig zurecht als solche bezeichnet werden würde, wenn sie sich gegen Migranten in Deutschland richten würde. Gegen solche Kurzschlüssigkeiten hilft nur eins: Nicht dazuzugehören. Zu welcher Gruppe von Menschen auch immer. Auf kritische Distanz zu bleiben. Keine Vorbilder, keine Leitbilder zu haben. Kein "Fan" wovon oder von wem auch immer sein zu wollen. Keine Identität außer der der eigenen Persönlichkeit zu haben.
So eine Persönlichkeit war Marikka Rökk. Auf die Frage, wie sie zum Dritten Reich gestanden habe, antwortete sie mit ihrem unverwechselbaren ungarischen Akzent: "Ich wollte immer nur tanzen, tanzen, tanzen!"

Ich glaube, die Neutralitätsmasse ist ohnehin viel größer als man meinen möchte.
>>We’ll always have Paris<<
[Humphrey Bogart als Rick Blaine in >Casablanca<, 1942]
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Kommt der Westen zur Vernunft?

Beitrag von schokoschendrezki »

DarkLightbringer hat geschrieben:(16 Apr 2018, 21:07)

So eine Persönlichkeit war Marikka Rökk. Auf die Frage, wie sie zum Dritten Reich gestanden habe, antwortete sie mit ihrem unverwechselbaren ungarischen Akzent: "Ich wollte immer nur tanzen, tanzen, tanzen!"
:) Es ist ja nicht so, dass ich nicht verstehen würde, was mit dieser Anspielung gemeint ist ... Kritische Distanziertheit zu einer imaginierten Gemeinschaft wie "Der Westen" (Threadthema) meint aber alles andere als "Gleichgültigkeit politischer Themen im Vergleich mit persönlichen Interessen" und ist auch nur ein notwendiges und kein hinreichendes Kriterium. Marika Rökk war nicht im Mindesten distanziert sondern einfach nur auf ihre persönliche Karriere bedacht. Irrelevant fürs Threadthema. Ganz anders Leni Riefenstahl.

"Der Westen" kommt aus meiner SIcht genau dann zur Vernunft, wenn er diese summarische Begrifflichkeit "Der Westen" kritisch hinterfragt und nicht einfach auf eine Besinnung darauf pocht. Die sogenannten "Werte" erweisen sich in der politischen Realität immer wieder als hohle Phrasen. "Nyugat", der "Westen" hieß in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine der bedeutsamsten fortschrittlichen bis avantgardistischen Kunst- und Literaturzeitschriften Europas. Erschienen in Ungarn. Wer von den Westen-Identitären wird diese kennen?
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
DarkLightbringer
Beiträge: 48077
Registriert: Mo 19. Dez 2011, 16:49
user title: Vive la Liberté !

Re: Kommt der Westen zur Vernunft?

Beitrag von DarkLightbringer »

schokoschendrezki hat geschrieben:(16 Apr 2018, 21:48)

:) Es ist ja nicht so, dass ich nicht verstehen würde, was mit dieser Anspielung gemeint ist ... Kritische Distanziertheit zu einer imaginierten Gemeinschaft wie "Der Westen" (Threadthema) meint aber alles andere als "Gleichgültigkeit politischer Themen im Vergleich mit persönlichen Interessen" und ist auch nur ein notwendiges und kein hinreichendes Kriterium. Marika Rökk war nicht im Mindesten distanziert sondern einfach nur auf ihre persönliche Karriere bedacht. Irrelevant fürs Threadthema. Ganz anders Leni Riefenstahl.

"Der Westen" kommt aus meiner SIcht genau dann zur Vernunft, wenn er diese summarische Begrifflichkeit "Der Westen" kritisch hinterfragt und nicht einfach auf eine Besinnung darauf pocht. Die sogenannten "Werte" erweisen sich in der politischen Realität immer wieder als hohle Phrasen.
Nun gut, dann haben wir drei Modelle: Rökk, Riefenstahl und Scholl. Wenn Schwerwiegendes vor sich geht, ist jede Haltung eine politische. Das Thema hatten wir schon mal vor Jahren, mein Beispiel wäre da wieder "Casablanca" - der Barbesitzer Rick ist nicht ganz unpolitisch, aber desillusioniert. Als es dann drauf ankommt, bricht seine Überzeugung durch.

Was war denn der ursprüngliche "Westen" - ein Fetzen Land im heutigen Griechenland. Und im Osten lagen eben die Perser.
Die Frage nach den "Werten" mag sich ergeben haben, zumindest nach einem bestimmten Autor ergab sich diese Frage sogar ganz vehement. Für die Spartaner galt ausschließlich der individuell zu erreichende Ruhm. Laut "meinem" Autor setzte dem Perikles ganz bewußt das Modell des Stadtstaates entgegen, dessen Gemeinwesen den Ruhm erwirbt. Das Individuum trägt also nur bei und Athen ist nicht nachrangig, sondern vorrangig.
>>We’ll always have Paris<<
[Humphrey Bogart als Rick Blaine in >Casablanca<, 1942]
Skeptiker

Re: Kommt der Westen zur Vernunft?

Beitrag von Skeptiker »

relativ hat geschrieben:(16 Apr 2018, 11:21)
Nunja wenn du meinst, daß es dir egal isthauptsache zu deinen Lebzeiten soll dieser prozess nicht in Gang gesetzt werden, kannst du persönlich geren diese Ego Einstellung haben. Richtig ist sie m.M. trotzdem nicht.
Btw. du solltest nicht den Fehler begehen, deine geistige Einstellung auf das Mögliche zu übertragen.
Er hat doch nur seine Erwartung formuliert. Du machst daraus seinen Wunsch. Sind Erwartung und Wunsch bei Dir immer deckungsgleich oder wie kommst Du zu dem Schluss?
Benutzeravatar
relativ
Beiträge: 38345
Registriert: Di 17. Jul 2012, 10:49
user title: Relativitätsversteher
Wohnort: Pott

Re: Kommt der Westen zur Vernunft?

Beitrag von relativ »

Skeptiker hat geschrieben:(16 Apr 2018, 22:40)

Er hat doch nur seine Erwartung formuliert. Du machst daraus seinen Wunsch. Sind Erwartung und Wunsch bei Dir immer deckungsgleich oder wie kommst Du zu dem Schluss?
Ich habe von seiner möglichen Einstellung geschrieben nicht von einem/seinem Wunsch, soviel Lesekompetenz sollte schon vorhanden sein. :?:
Das Banale braucht man nicht zu schälen.
Benutzeravatar
DarkLightbringer
Beiträge: 48077
Registriert: Mo 19. Dez 2011, 16:49
user title: Vive la Liberté !

Re: Kommt der Westen zur Vernunft?

Beitrag von DarkLightbringer »

Möglicher Gegenschlag:
Russische Hacker sollen weltweit zentrale Router angegriffen haben - von Regierungen und von Privatpersonen.
http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpoli ... 03243.html

Mit Internet- oder Stromausfall wird über kurz oder lang zu rechnen sein.
Der Zivilschutz sollte die Bevölkerung darauf vorbereiten. Am besten, man aktiviert wieder die alten Sirenen.
>>We’ll always have Paris<<
[Humphrey Bogart als Rick Blaine in >Casablanca<, 1942]
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Kommt der Westen zur Vernunft?

Beitrag von schokoschendrezki »

DarkLightbringer hat geschrieben:(16 Apr 2018, 22:04)

Nun gut, dann haben wir drei Modelle: Rökk, Riefenstahl und Scholl. Wenn Schwerwiegendes vor sich geht, ist jede Haltung eine politische. Das Thema hatten wir schon mal vor Jahren, mein Beispiel wäre da wieder "Casablanca" - der Barbesitzer Rick ist nicht ganz unpolitisch, aber desillusioniert. Als es dann drauf ankommt, bricht seine Überzeugung durch.
Ja. Nur wofür und wogegen. Die Flugblätter der Geschwister Scholl richteten sich vor allem gegen Krieg und Vernichtung. In Hitler und den Nazis und dem unkritisch jubelnden Deutschen sahen sie (richtig) die Hauptbetreiber dieser Phänomene. Und die weiße Rose war eine kleine informelle Gruppe. Das sind weder Zugehörigkeiten noch Abgrenzungen gegen Großgruppen wie "Die Deutschen" oder "Die kommunistische Arbeiterbewegung". Sondern die Fähigkeit und Bereitschaft zu Ambivalenz.Darauf kam es mir an. Und im Zusammenhang mit diesem Thread heißt das, dass politische Meinungen, Kritiken, Bewunderungen, Verabscheuungen sich immer an konkreten Phänomenen ausrichten sollten und nicht aus einem Zugehörigkeitsgefühl oder einer Abneigung zu oder gegen solche Großgruppen wie "Der Westen". Es ist fahrlässig. Wie jede andere Zusammenfassung solcher Großgruppen kann auch die, die sich "Der Westen" nennt politisch aus dem Ruder laufen. Und eine solche Zugehörigkeit würde eine Loyalität mit sich bringen, die Kritik einschränkt. Die USA als wichtigste Macht dieses Westens ist das beste Beispiel.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
DarkLightbringer
Beiträge: 48077
Registriert: Mo 19. Dez 2011, 16:49
user title: Vive la Liberté !

Re: Kommt der Westen zur Vernunft?

Beitrag von DarkLightbringer »

schokoschendrezki hat geschrieben:(17 Apr 2018, 14:17)

Ja. Nur wofür und wogegen. Die Flugblätter der Geschwister Scholl richteten sich vor allem gegen Krieg und Vernichtung. In Hitler und den Nazis und dem unkritisch jubelnden Deutschen sahen sie (richtig) die Hauptbetreiber dieser Phänomene. Und die weiße Rose war eine kleine informelle Gruppe. Das sind weder Zugehörigkeiten noch Abgrenzungen gegen Großgruppen wie "Die Deutschen" oder "Die kommunistische Arbeiterbewegung". Sondern die Fähigkeit und Bereitschaft zu Ambivalenz.Darauf kam es mir an. Und im Zusammenhang mit diesem Thread heißt das, dass politische Meinungen, Kritiken, Bewunderungen, Verabscheuungen sich immer an konkreten Phänomenen ausrichten sollten und nicht aus einem Zugehörigkeitsgefühl oder einer Abneigung zu oder gegen solche Großgruppen wie "Der Westen". Es ist fahrlässig. Wie jede andere Zusammenfassung solcher Großgruppen kann auch die, die sich "Der Westen" nennt politisch aus dem Ruder laufen. Und eine solche Zugehörigkeit würde eine Loyalität mit sich bringen, die Kritik einschränkt. Die USA als wichtigste Macht dieses Westens ist das beste Beispiel.
Na ja, seh ich etwas anders. Zunächst, die Scholls fielen nicht aus dem Himmel, Perikles auch nicht. Der Punkt ist auch nicht Kritiklosigkeit, sondern eher das Gegenteil. Loyalität - denken wir mal an die eigene Familie - bedeutet nichts anderes als über das Ego hinaus zu denken. Ob das nun Athen ist, die Republik oder die Hoffnung auf Zivilisation, ist eine Frage von Zeit und Standpunkt.
>>We’ll always have Paris<<
[Humphrey Bogart als Rick Blaine in >Casablanca<, 1942]
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Kommt der Westen zur Vernunft?

Beitrag von schokoschendrezki »

DarkLightbringer hat geschrieben:(17 Apr 2018, 17:02)

Na ja, seh ich etwas anders. Zunächst, die Scholls fielen nicht aus dem Himmel, Perikles auch nicht. Der Punkt ist auch nicht Kritiklosigkeit, sondern eher das Gegenteil. Loyalität - denken wir mal an die eigene Familie - bedeutet nichts anderes als über das Ego hinaus zu denken. Ob das nun Athen ist, die Republik oder die Hoffnung auf Zivilisation, ist eine Frage von Zeit und Standpunkt.
Zunächst muss ich in dieser internen Unterdiskussion eines mal klarstellen. Ich werde wohl hier nicht für Unpolitischsein (--> Marika Rökk) plädieren. Wie wohl auch, in einem Politik-Forum. Und auch keineswegs für "Wertelosigkeit" oder Werte-Indifferenz. Ich plädiere für politische Standpunkte und Werte, die man sich selbst erarbeitet oder aus freier Entscheidung und Anerkennung heraus - immer partiell - übernommen hat.

Der eigentliche Punkt kreist tatsächlich um den Begriff "Loyalität". Ursprünglich und vom Wort her "den Gesetzen folgend". Klar und positiv. Das Ideal einer individualistischen Persönlichkeit kann überhaupt nur auf der Basis unbedingter Gesetzesanerkennung funktionieren und ausgelebt werden. Dann aber hat der Begriff der "Loyalität" eine Wandlung erfahren. Von gesetzestreu hin zu
... die auf gemeinsamen moralischen Maximen basierende oder von einem Vernunftinteresse geleitete innere Verbundenheit und deren Ausdruck im Verhalten gegenüber einer Person, Gruppe oder Gemeinschaft. Loyalität bedeutet, im Interesse eines gemeinsamen höheren Zieles, die Werte (und Ideologie) des Anderen zu teilen und zu vertreten bzw. diese auch dann zu vertreten, wenn man sie nicht vollumfänglich teilt, solange dies der Bewahrung des gemeinsam vertretenen höheren Zieles dient.
Die Frage ist, ob sich solch ein Loyalitätskonzept politisch halten lässt. Ich bestreite das. Und zwar vehement. Die "höheren Ziele" sind immer nur Brotkrumen hingeworfen für die Dummen. Die Konzepte von Loyalität im sozialen Mikrobereich (Familie, Freundschaften) sind einfach nicht auf den Makroibereich übertragbar. Loyalität gegenüber dem gegenwärtigen US-Präsidenten, der FIFA, dem VW-Konzern, der facebook-Unternehmenshierarchie? Die Lehre aus dem Loyalitätsmissbrauch innerhalb des realen Sozialismus ist für mich nicht etwa, meine Loyalität nun einem anderen System zu schenken, sondern sie generell zu verweigern. Und alle ganz aktuellen politischen Entwicklungen bestätigen mich in dieser Ansicht.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
SpukhafteFernwirkung
Beiträge: 1017
Registriert: Fr 28. Okt 2016, 20:53

Re: Kommt der Westen zur Vernunft?

Beitrag von SpukhafteFernwirkung »

Tom Bombadil hat geschrieben:(15 Apr 2018, 12:20)

Das ging schnell mit der Nazianalogie, diesmal sind wehrhafte Demokratien schon so etwas wie das Dritte Reich. Weia, es wird echt immer beknackter hier.
die wehrhafte westliche demokratie und ihre berichterstattung is die größte bedrohung für den frieden, die es gibt.
gadaffi befreit deutsche geiseln = präsident
gadaffi will neue ölkonzessionen an china vergeben = diktator und verbrecher

das is alles so durchsichtig.
wir brauchen nur die multinationalen konzerne an die leine legen und für rohestoffe faire preise zahlen, dann haben wir auch keine flüchtlingskrise.
Benutzeravatar
Tom Bombadil
Beiträge: 73219
Registriert: Sa 31. Mai 2008, 16:27
user title: Non Soli Cedit

Re: Kommt der Westen zur Vernunft?

Beitrag von Tom Bombadil »

relativ hat geschrieben:(16 Apr 2018, 11:21)

Nunja wenn du meinst, daß es dir egal ist...
Wo sollte ich das meinen? Ich gebe meine Einschätzung wider, keinen Wunsch.
...kannst du persönlich geren diese Ego Einstellung haben.
Welche Ego-Einstellung? Ich gebe meine Einschätzung wider, keinen Wunsch.
...deine geistige Einstellung...
Deine geistige Einstellung, die darin besteht, andere User völlig grundlos anzukeifen, machst du mehr als oft genug deutlich.
The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants. It is its natural manure.
Thomas Jefferson
---
Diffamierer der Linken.
Benutzeravatar
DarkLightbringer
Beiträge: 48077
Registriert: Mo 19. Dez 2011, 16:49
user title: Vive la Liberté !

Re: Kommt der Westen zur Vernunft?

Beitrag von DarkLightbringer »

schokoschendrezki hat geschrieben:(17 Apr 2018, 22:02)

Zunächst muss ich in dieser internen Unterdiskussion eines mal klarstellen. Ich werde wohl hier nicht für Unpolitischsein (--> Marika Rökk) plädieren. Wie wohl auch, in einem Politik-Forum. Und auch keineswegs für "Wertelosigkeit" oder Werte-Indifferenz. Ich plädiere für politische Standpunkte und Werte, die man sich selbst erarbeitet oder aus freier Entscheidung und Anerkennung heraus - immer partiell - übernommen hat.

Der eigentliche Punkt kreist tatsächlich um den Begriff "Loyalität". Ursprünglich und vom Wort her "den Gesetzen folgend". Klar und positiv. Das Ideal einer individualistischen Persönlichkeit kann überhaupt nur auf der Basis unbedingter Gesetzesanerkennung funktionieren und ausgelebt werden. Dann aber hat der Begriff der "Loyalität" eine Wandlung erfahren. Von gesetzestreu hin zu

Die Frage ist, ob sich solch ein Loyalitätskonzept politisch halten lässt. Ich bestreite das. Und zwar vehement. Die "höheren Ziele" sind immer nur Brotkrumen hingeworfen für die Dummen. Die Konzepte von Loyalität im sozialen Mikrobereich (Familie, Freundschaften) sind einfach nicht auf den Makroibereich übertragbar. Loyalität gegenüber dem gegenwärtigen US-Präsidenten, der FIFA, dem VW-Konzern, der facebook-Unternehmenshierarchie? Die Lehre aus dem Loyalitätsmissbrauch innerhalb des realen Sozialismus ist für mich nicht etwa, meine Loyalität nun einem anderen System zu schenken, sondern sie generell zu verweigern. Und alle ganz aktuellen politischen Entwicklungen bestätigen mich in dieser Ansicht.
In dem Zitat ist eine etwas seltsame Formulierung enthalten - wie kann man Werte mit jemandem teilen, der diese nicht teilt? Man kann Meinungsverschiedenheiten haben, das ist klar, aber ein "übergeordneter Wert" schließt das doch ein.

Mikrobereich und Makrobereich sind schon verbindbar, sogar bis hin zum Supermakrobereich.
Und zwar ganz einfach deshalb, weil die Mikro-Gruppe (Familie, Nachbarn, Freunde, Sportverein) nicht in einem luftleeren Raum agiert. Nehmen wir ein Beispiel. Ein Handballer verletzt sich leicht beim Sport, dann wird ein Sanitäter angerufen und dieser kümmert sich. Die beiden kennen sich gar nicht und doch besteht eine gewisse Verbindung - sei es durch die Versicherung des Vereins - und beide gehen in dem Moment von einem übergeordneten Wert aus, den man als Humanität oder Kameradschaftshilfe bezeichnen könnte. Der verletzte Handballer wird nicht davon ausgehen, einem Dr. Mengele gegenüber zu treten, mal ganz übertrieben gesagt, und mehr noch - er würde es nicht mal wollen (in der Regel).
Aber woher kommt das, wie kann das sein? Die Antwort liegt da schon im Makrobereich, wie wir das hier nennen, es fußt nicht allein auf der Idee einer eng befreundeten Kerngruppe.

Unser Beispiel der Geschwister Scholl ist da im Grunde ganz ähnlich. Wie die Flugblätter beweisen, dachten sie eben nicht nur in sehr engen Zusammenhängen, nicht nur an Freunde oder an einen Studenten-Club, sondern reflektierten vielmehr das Allgemeine - ethisch, politisch, historisch. Die "Weiße Rose" war personell eng begrenzt, deren "übergeordneten Werte" jedoch keinesfalls.

Die von dir genannten Loyalitätskonstrukte US-Präsident, FIFA, VW und Facebook sind keine Werte oder Prinzipien, sondern bloße Erscheinungen in einem sozialen Konstrukt.
Die westlichen - evtl. auch universell gebrauchbaren - Werte und Prinzipien beruhen auf einer über Jahrhunderte entwickelten Philosophie und Ethik sowie auf besondere geschichtliche Erfahrungen. Von daher unterscheidet sich der westliche Teil der Zivilisation (die Begrifflichkeit eines kulturell zu verstehenden "Westens" stammt aus der antiken Welt der Griechen) natürlich schon auch von den anzunehmenden "Werten" einer Horde, Sippschaft oder Bauerngemeinschaft der Jungsteinzeit.
Philosophie, Ethik und Geschichte, aus diesem Dreiklang lassen sich konkret folgende Werte und Prinzipien ableiten und erkennen: - Menschenwürde, – Freiheit, – Frieden, – Gerechtigkeit, – Gleichheit, – Solidarität und – Demokratie.

Überträgt man diese Werte oder Prinzipien nun auf den "Makrobereich" eines staatlichen Gebildes, so ergeben sich auch schon die "republikanischen Werte". Übeträgt man sie in den "Supermakrobereich", dann sind es eben die universellen Werte der Vereinten Nationen respektive der menschlichen Zivilisation im Singular.

Mit Kritiklosigkeit oder Meinungseinfalt hat dies überhaupt nichts zu tun.
Dazu wiederum ein praktisches Beispiel. Churchill war als scharfer und vorwitziger Redner bekannt und auch völlig anderer Ansicht als Chamberlain in durchaus wichtigen Angelegenheiten. Dennoch stellte sich Churchill aus Loyalitätsgründen hinter die Regierung, kurz bevor er selbst ins Amt kam.
Churchill und Chamberlain teilten ja im Prinzip den Wert von Freiheit, Demokratie und Frieden. Die erhebliche Meinungsverschiedenheit bezüglich der Appeasementpolitik ist bekannt, ändert aber nichts.
>>We’ll always have Paris<<
[Humphrey Bogart als Rick Blaine in >Casablanca<, 1942]
Benutzeravatar
Tom Bombadil
Beiträge: 73219
Registriert: Sa 31. Mai 2008, 16:27
user title: Non Soli Cedit

Re: Kommt der Westen zur Vernunft?

Beitrag von Tom Bombadil »

SpukhafteFernwirkung hat geschrieben:(17 Apr 2018, 22:19)

wir brauchen nur die multinationalen konzerne an die leine legen und für rohestoffe faire preise zahlen, dann haben wir auch keine flüchtlingskrise.
Sicher, es gibt für komplizierte Probleme einfache Lösungen. Als ob. Was haben zB. multinationale Konzerne mit der Syrienkrise zu tun, um welche Rohstoffe soll es da gehen, die nicht fair bezahlt werden? Zur Korruption gehören auch immer zwei, den korrupten Diktator, der viel Geld aus den Rohstoffverkäufen aufs eigene Konto leitet, solltest du nicht außen vor lassen.
The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants. It is its natural manure.
Thomas Jefferson
---
Diffamierer der Linken.
Antworten