sünnerklaas hat geschrieben:(15 Feb 2018, 10:07) Erdogan glaubt, in vielen Bereichen am längeren Hebel zu sitzen. Die NATO kann es sich nicht erlauben, die Türkei zu verlieren. Das wäre eine schwere Niederlage.
Die Nato-Mitgliedschaft der Türkei ist lange gewachsen, das schmeisst man nicht von heute auf morgen über Bord. Aber "nicht erlauben", eine "schwere Niederlage"? Ich denke da überschätzt Du die Bedeutung der Türkei doch etwas. Genauso wie Erdogan. Wenn US-Truppen beschossen würden, dann hört für die USA der Spaß und die Zurückhaltung für gewöhnlich sehr schnell auf. Und dann riskiert Erdogan mit seinem "Ottoman Slap" den "Ottoman Breakup".
sünnerklaas hat geschrieben:Auch in Sachen Außenhandel ist die Türkei extrem wichtig. Allein Deutschland exportiert Jahr für Jahr Waren im Wert von 22 Mrd. Euro in die Türkei. Und dabei handelt es sich in erster Linie um Hochtechnologie. Und türkische Kunden sind gute Kunden. Sie sind zahlungskräftig, geben gerne sehr viel Geld aus und begleichen pronto ihre Rechnungen. Würde man die türkische Kundschaft verlieren, hätten viele Firmen und deren Angestellte ein Problem.
Alles richtig, nur gilt das genauso anders herum.
sünnerklaas hat geschrieben:Trotzdem möchte ich auf einen anderen Aspekt hinweisen: Erdogans Säbelrasselei ist ein Zeichen der Schwäche. Es ist innenpolitisch motiviert. Irgendwie muss er jetzt sehen, dass er den Laden innenpolitisch zusammen hält. Deshalb beschwört er ja auch die vermeintliche großen Zeiten des vor 100 Jahren implodierten Osmanischen Reichs.
Hinzu kommt: Eine Wiedervereinigung Zyperns oder ein Kurdenstaat auf heutigem syrischem und/oder irakischem Boden wäre für die Türkei als Nationalstaat eine absolute Katastrophe. Die Türkei ist ein von Angsthasen regierter Staat, dessen Regierende aus Angst auf dicke Hose machen.
Ganz ehrlich? Ich denke wir sollten anfangen uns im Westen deutlich weniger Spekulationen hinzugeben was Politiker zu solchen Aussagen motiviert, und mehr darüber was sie genau sagen. Wir leben im 21. Jahrhundert, nicht mehr im 20.
Zudem: Warum wäre ein Kurdenstaat auf heutigem syrischem und/oder irakischem Boden für die Türkei als Nationalstaat eine absolute Katastrophe - im Unterschied zu "schwierig", "könnte sich was schöneres vorstellen", oder "dadurch wird der Umgang mit unserer Kurdischen Minderheit sicherlich nicht einfacher"?