Womöglich muss man das Ganze auch mal von "außen" sehen - Hier die "Neue Zürcher Zeitung" meint :
"Deutschland erwägt Gratis-ÖV in Städten. Doch die Mobilität ist schon jetzt zu billig." Berlin verfällt angesichts einer drohenden Klage durch die EU-Kommission offenbar in Panik: Man erwägt, in fünf Modellstädten den öffentlichen Verkehr gratis anzubieten. Dabei sind bisherige Erfahrungen ernüchternd.
Wer die Produktion von Milch subventioniert, erhält einen Milchsee. Und wer den Verkehr noch billiger macht, der erntet noch mehr davon. Die deutsche Regierung dagegen ist überzeugt, dass sie die ökonomischen Gesetze aushebeln kann.
weiter gibt es schon anderen Orts solche Versuche ? - wie sind da die Erfahrungen ? Offensichtlich schon :
Was wird passieren, wenn der öV in den Städten gratis wird? Wer bisher Velo fuhr oder zu Fuss unterwegs war, wird nun viel öfter auf den öV umsteigen. Busse und Trams wären mit der zusätzlichen Nachfrage überlastet, auch auf Kurzstrecken. Dann muss man ausbauen, und die Kosten werden explodieren.
Anschauungsmaterial liefert hierfür die belgische Stadt Hasselt, wo 2014 der Gratis-ÖV nach 17 Jahren wieder abgeschafft wurde.
In der estnischen Hauptstadt Tallinn ist die Nutzung des öV für die Einheimischen seit 2013 gratis. Bus und Bahn werden zwar öfter genutzt, aber der Autoverkehr ging nicht zurück. Man ist einfach noch mobiler, aber eine Verlagerung gab es nicht.
Es scheint andere Möglichkeiten zu geben - nur müsste man da wohl "unpopuläre Politik" betreiben - selten werden die Verkünder von "Blut - Schweiß und Tränen" wiedergewählt. So drastisch ist es dann doch nicht nur eben unangenehm :
Was gälte es stattdessen zu tun? Wollen Städte weniger Autos im Zentrum haben, könnten sie an höhere Gebühren fürs Parkieren denken (was unpopulär ist).
Grossstädten böte sich das Mobility-Pricing an, bei dem Gebühren bei der Einfahrt in die Stadt erhoben werden, die nach Zeiten und Strecken variieren.
Solche Massnahmen helfen der Umwelt.
Wenn dagegen der öV gratis wird, entfernt man sich noch mehr von der Kostenwahrheit, statt dieser näher zu kommen.
Das waren die Schweizer - doch wie der Tagesspiegel schon am 03.12.2013 also vor drei Jahren feststellte :
QuelleDiskussion um Gratis-Fahrten in Berlin Kostenloser Nahverkehr ist in anderen Städten gescheitertDie Idee vom kostenfreien Nahverkehr wurde anderswo schon umgesetzt – und wieder abgeschafft.
Weltweite Erfahrungen mit kostenlosem NahverkehrErfahrungen mit kostenfreien „Öffis“ gibt es rund um die Welt. Gerade hat die estnische Hauptstadt Tallinn die zu Jahresbeginn eingeführte Freifahrt für die rund 400 000 Einwohner von Bahnen und Stadtbussen auf die Regionalzüge ausgeweitet, weil die Busse auch durch Umsteiger überlastet wurden, die das Geld für den Zug sparen wollten.
Die Gratisnutzung ist auf die Einwohner beschränkt. Ob die Stadt sich das Angebot langfristig leisten kann, ist unklar.
Andere sind schon gescheitert. Im belgischen Hasselt wurde die freie Fahrt in den meisten Bussen nach 17 Jahren gerade abgeschafft.
1997 war sie eingeführt worden, weil die Stadt trotz – oder wegen – immer weiter ausgebauter Straßen im Verkehr erstickte.
Die Zuschüsse für den Bus wurden aus eingesparten Straßenbauprojekten und der Parkraumbewirtschaftung generiert.
Die Nutzerzahl vervierfachte sich – und am Ende kapitulierte die Stadt, weil das Geld nicht reichte.
Weiter im Text :
Tagesspiegel hat geschrieben:Seattle und Portland stellten Gratisfahrten wieder ein
Auch die Millionenstadt Seattle an der US-Westküste und Portland im Staat Oregon haben die Gratisfahrten in der City 2012 nach jeweils fast 40 Jahren abgeschafft.
Anlass in Portland war eine Finanzierungslücke, aber schon vorher hatte es Probleme gegeben, weil Busse wegen vieler Kurzstreckenfahrgäste langsamer vorankamen, Passagiere ohne Ticket in die Außenbezirke weiterfuhren und unerwünschte Mitfahrer wie Drogendealer angelockt wurden.
In Brandenburg hatten Lübben und Templin ebenfalls Buslinien zeitweise auf kostenlosen Betrieb umgestellt – aber dort wären sie sonst eingestellt worden, weil kaum jemand mitfuhr und die Fahrscheine ohnehin nicht einmal 20 Prozent der Kosten deckten.
In Berlin bewältigen Busse und Bahnen dagegen schon jetzt den Andrang in Spitzenzeiten kaum. Auch machen die Einnahmen aus dem Fahrscheinverkauf hier mehr als die Hälfte des Budgets aus, die dann wegfielen. Wie teuer die Infrastruktur dafür – Druck der Tickets, Verkauf, Kontrollen – ist, sagen weder Bahn noch BVG.
Muss man das wirklich alles nochmal und mit großem Aufwand wiederholen ? Bei solchen Ergebnissen ? Kann man da nicht mal ZUERST evaluieren ?
Nein ganz sicher nicht ! Wegen der Versäumnisse die sich angesammelt haben - Betrug an allen Ecken - Versagen der Verkehrspolitik - offensichtliche "Partnerschaften" mit der Industrie. Nun stehen für 9 EU-Staaten millionenschwere Strafen wegen jahrelanger Vertragsverletzung an. D kann da wohl keinen Deal mehr machen - also bietet man diese Mickymauslösung an und hofft - ja auf was denn ?
In wenigen Tagen am 22. Februar muss das Bundesverwaltungsgericht eine lang erwartetes Urteil fällen - kaum annehmbar, das sich die Richter auf Jahre hinaus vertrösten lassen - werden wohl kaum versuchen geltendes Recht zu beugen. Womöglich wird nun der "öffentliche Verkehr" eine "riesen Geschäft" - wenn ganze Fahrzeugkolonnen "draußen bleiben müssen" - jedenfalls dann, wenn die Kapazitäten dafür überhaupt ausreichen werden - höchst zweifelhaft - jedenfalls dann, wenn die Masse der Berufspendler rein und später wieder raus will...

"Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen." (aus China)