Progressiver hat geschrieben:(07 Feb 2018, 21:01)Es wird von manchen Quellen behauptet, dass der österreichische Erzherzog das Ruder hätte herumreißen können, wenn er nicht 1914 in Sarajevo umgebracht worden wäre. Dann wären die slawischen Völker den deutsch-österreichischen und ungarischen Teilen gleichgestellt worden. Er hätte demnach unter Umständen das Reich reformieren können, das Franz Josef I. nicht schaffte. Vielleicht ist das aber auch nur eine Art von "Dolchstoßlegende" für diejenigen, die das Reich gerne weiter behalten hätten. Immerhin muss man aber den Habsburgern zugute halten, dass es innerhalb ihres Reiches, solange es existierte, keine nationalistischen Bürgerkriege etc. gab. Aber als der Erste Weltkrieg dann ausgebrochen war, wollte sich wohl irgendwann niemand mehr für die Habsburger abschlachten lassen bzw. Diener der österreichischen Aristokratie sein. Die habsburgische Klammer, die das Reich zusammenhielt, funktionierte nur im Frieden. Als Österreich-Ungarn jedoch den Weg in den Ersten Weltkrieg beschritt, war wohl auch sein Schicksal besiegelt.
Ähnliches wurde ja bereits über Franz Josephs Sohn Rudolph gesagt. Ich fürchte allerdings, dass das reines Wunschdenken war. Tatsächlich war aber der gesamte Staatsapparat vollkommen verkrustet und erstarrt. Das Kaiserhaus steckte im festgezimmerten spanischen Hofzeremoniell
(dazu findet sich hier eine schöne Beschreibung). Durch die Überhöhung des Kaisers zu einer fast mystischen Gestalt taucht aber ein ganz anderes schwerwiegendes Problem auf: was macht man, wenn so jemand dann anfängt Bockmist zu bauen - weil er zum Beispiel dement wird?
Ich frage mich, was eigentlich passiert wäre, wäre ein Wahnsinniger, wie zum Beispiel der Wittelsbacher Ludwig II. oder einer vom Schlage Donald Trumps da Kaiser gewesen... Der Kaiser, so die Botschaft des spanischen Hofzeremoniells, sei grundsätzlich gut. Was ist aber, wenn er ein ausgewiesener, gewissen- und rpcksichtloser Verbrecher ist, der da auf dem Thron, versehen mit größtmöglicher Machtfülle, sitzt?