Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

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Occham

Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von Occham »

schokoschendrezki hat geschrieben:(29 Nov 2017, 22:53)

Ich denke mal, das ist eine Variante dieses Missverständnisses, dass alles irgendwann (nach dem bekannten Satz der Thermodynamik) in Chaos oder Grau in Grau aufgeht. Lebendige Systeme können jedoch ihr Nichtgleichgewicht durch Entropieexport und Energieaufnahme aufrechterhalten. Offenheit ist also keine Gegenstrategie sondern, ganz im Gegenteil, notwendige Voraussetzung für Strukturerhalt.
Spricht ja nichts dagegen, aber lebendige Systeme entwickeln sich und gehen irgendwann in einen größeren Gedanken auf. Die Weltanschauung von vor 100 Jahren beispielsweise haben wir schon hinter uns gelassen, es ist also etwas ganz normales, das unsere gegenwärtige Weltanschauung weichen wird und damit wird die verbindend deutsche Kultur verschwinden.
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von krone »

Occham hat geschrieben:(30 Nov 2017, 16:04)

Spricht ja nichts dagegen, aber lebendige Systeme entwickeln sich und gehen irgendwann in einen größeren Gedanken auf. Die Weltanschauung von vor 100 Jahren beispielsweise haben wir schon hinter uns gelassen, es ist also etwas ganz normales, das unsere gegenwärtige Weltanschauung weichen wird und damit wird die verbindend deutsche Kultur verschwinden.
Was ist schlecht an unserer gegenwärtigen Weltanschauung .

Und was verdammt könnten derzeitige flüchtlinge an unserer derzeitigen Weltanschauung zum besseren wenden ?

Die Kultur aus der diese Flüchtlinge stammen präsentiert eine Weltanschauung des Mittelalters .

Warum sollten wir einer solchen Veränderung auch nur in niedrigen Prozentbereichen zustimmen ?
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von schokoschendrezki »

Occham hat geschrieben:(30 Nov 2017, 16:04)

Spricht ja nichts dagegen, aber lebendige Systeme entwickeln sich und gehen irgendwann in einen größeren Gedanken auf. Die Weltanschauung von vor 100 Jahren beispielsweise haben wir schon hinter uns gelassen, es ist also etwas ganz normales, das unsere gegenwärtige Weltanschauung weichen wird und damit wird die verbindend deutsche Kultur verschwinden.
Nur seltsamerweise gibt es auch nach zig Millionen Jahren Evolution kein Einheitssäugetier. Und dennoch bleibt andererseits nix wie es ist. Ganz allgemein betrachtet steht in der Welt wie sie ist dem Prozess des Entropiewachstums und des allgemeinen zu-Staub-Werdens der Prozess der Strukturbildung mit einer relativen zeitlichen Stabilität gegenüber. Der Witz ist nun aber, dass dieser Strukturentstehungstrend genau deshalb besteht und dann aufrechterhalten wird, wenn die betreffenden Systeme offen gegenüber Veränderungen und Manipulationen sind. Wenn es nicht nur einfach ein Fließgleichgewicht sondern einen Zustand am Chaosrand gibt.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von krone »

schokoschendrezki hat geschrieben:(30 Nov 2017, 16:51)

Wenn es nicht nur einfach ein Fließgleichgewicht sondern einen Zustand am Chaosrand gibt.
Also reine Anarchie ,Krieg und Chaos als evolutionäre Veränderung dem wir Europäer uns gefälligst zu stellen haben ?
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von Selina »

Am Rande des Chaos. Unterschied.
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von krone »

Okay ,bleiben wir bei der Evolution.
Kein Problem damit wenn der Schokoschädel die Evolution ins Spiel bringt.

Nur ,unsere Flüchtlingspolitik widerspricht der Evolution .
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von Sextus Ironicus »

krone hat geschrieben:(30 Nov 2017, 17:29)

Okay ,bleiben wir bei der Evolution.
Kein Problem damit wenn der Schokoschädel die Evolution ins Spiel bringt.

Nur ,unsere Flüchtlingspolitik widerspricht der Evolution .
Das ist jetzt ebenfalls normativer Quark.
… habe ich mich sorgsam bemüht, menschliche Tätigkeiten nicht zu verlachen, nicht zu beklagen und auch nicht zu verdammen, sondern zu begreifen. (Spinoza)
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von krone »

Sextus Ironicus hat geschrieben:(30 Nov 2017, 17:49)

Das ist jetzt ebenfalls normativer Quark.
Quark ist die jetzige Flüchtlingskrise mit alten Völkerwanderungen zu vergleichen .

Selbst das waren keine evolutionären Vorgänge .
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von Sextus Ironicus »

krone hat geschrieben:(30 Nov 2017, 18:09)

Quark ist die jetzige Flüchtlingskrise mit alten Völkerwanderungen zu vergleichen .

Selbst das waren keine evolutionären Vorgänge .
Hier geht's aber nicht um Flüchtlingskrise und Völkerwanderung.

Und was Chaostheorien mit der Frage nach einer verbindenden Kultur zu tun haben, ist mir auch nicht klar.

Und dass sich aus der Behauptung, unsere Weltanschauung verschwände ein Verschwinden der deutschen Kultur ergeben würde, ist ebenfalls Unfug, sofern man nicht Weltanschauung = (verbindende) Kultur setzt.

Nebenbei: Politisch gesehen wäre diese Gleichung natürlich eine Aufforderung, seine eigene Weltanschauung mit Zähnen und Klauen zu verteidigen gegen fremde Einflüsse. Es sei denn, man könnte zeigen, dass diese Einflüsse besser wären. Aber das würde den Begriff der Kultur wieder ins Politische überführen, sprich: ihm nicht gerecht werden.
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(30 Nov 2017, 16:51)

Nur seltsamerweise gibt es auch nach zig Millionen Jahren Evolution kein Einheitssäugetier. Und dennoch bleibt andererseits nix wie es ist. Ganz allgemein betrachtet steht in der Welt wie sie ist dem Prozess des Entropiewachstums und des allgemeinen zu-Staub-Werdens der Prozess der Strukturbildung mit einer relativen zeitlichen Stabilität gegenüber. Der Witz ist nun aber, dass dieser Strukturentstehungstrend genau deshalb besteht und dann aufrechterhalten wird, wenn die betreffenden Systeme offen gegenüber Veränderungen und Manipulationen sind. Wenn es nicht nur einfach ein Fließgleichgewicht sondern einen Zustand am Chaosrand gibt.
Gibst du mal wieder Unsinn von dir?
Der "Entropiesatz" - Zweiter Hauptsatz der Thermodynamik" hat nix mit "allgemeinen zu-Staub-Werdens der Prozess der Strukturbildung" zu tun - gar nichts, sondern mit Energieaufnahme und Energieabgabe.
Es ist auch deshalb Unsinn, weil Lebende Systeme immer offene Systeme sind, in denen immer ein Fließgleichgewicht besteht, welches der (Zunahme) der Entropie entgegen wirkt - heißt lebende Systeme sind immer Systeme hochkomplexer Ordnung. Das gilt i.w.S. auch für Kultur(en).
Lebende Systeme befinden sich gerade nicht am Chaosrand (Entropie"rand").

Manomann - bei deinen Vergleichen kraulen sich einem echt die Fußnägel nach oben. :s
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von Dark Angel »

Sextus Ironicus hat geschrieben:(30 Nov 2017, 18:45)

Hier geht's aber nicht um Flüchtlingskrise und Völkerwanderung.

Und was Chaostheorien mit der Frage nach einer verbindenden Kultur zu tun haben, ist mir auch nicht klar.
Tja - da sieht man mal wieder: nicht alles, was hinkt, ist auch wirklich ein Vergleich.

Und dass sich aus der Behauptung, unsere Weltanschauung verschwände ein Verschwinden der deutschen Kultur ergeben würde, ist ebenfalls Unfug, sofern man nicht Weltanschauung = (verbindende) Kultur setzt.
Sextus Ironicus hat geschrieben:(30 Nov 2017, 18:45)Nebenbei: Politisch gesehen wäre diese Gleichung natürlich eine Aufforderung, seine eigene Weltanschauung mit Zähnen und Klauen zu verteidigen gegen fremde Einflüsse. Es sei denn, man könnte zeigen, dass diese Einflüsse besser wären. Aber das würde den Begriff der Kultur wieder ins Politische überführen, sprich: ihm nicht gerecht werden.
Für manche ist alles politisch. Sie wollen alles, bis in letzte Detail rechtlich/gesetzlich regulieren - sogar die Privat- und Intimsphäre. Es folgt nur einer gewissen Logik, wenn auch Weltanschauung auf diese Art und Weise vorgeschrieben, reguliert und anktioniert werden soll.
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von Rabauke »

Ja es gibt eine verbindende Deutsche Kultur so wie es eine Italienische, eine ungarische, eine polnische eine und und und und... Kultur gibt.
Land der Dichter, Land der Erfinder, Land der Denker, Land der Germanen, der Slawen und des Martin Luther der Protestanten usw.

Ja man kann auch hier von einer eigenem Kultur sprechen auf die man Stolz sein kann, trotz vieler dunkler Stellen in der Kulturgeschichte unseres Volkes.
Wer seine Regeln stets dem Mainstream der von einigen wenigen bestimmten Medien anpasst hat das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung entweder diktatorisch unterdrückt oder aber völlig falsch verstanden.
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(30 Nov 2017, 18:56)

Gibst du mal wieder Unsinn von dir?
Der "Entropiesatz" - Zweiter Hauptsatz der Thermodynamik" hat nix mit "allgemeinen zu-Staub-Werdens der Prozess der Strukturbildung" zu tun - gar nichts, sondern mit Energieaufnahme und Energieabgabe.
Nicht einfach nur. Es geht vor allem um die zeitliche Richtung.

Die Bedeutung dessen, was mit dem Begriff "Edge of Chaos" für die Entstehung von Komplexität allgemein, also auch "Leben" oder "Kultur" verbunden wird, geht vor allem auf die Arbeiten des Biologen Stuart Kauffman zurück. Sehr empfehlenswert, sich mal damit zu befassen. "Origins of Order" ist sein Hauptwerk.
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von schokoschendrezki »

Sextus Ironicus hat geschrieben:(30 Nov 2017, 18:45)

Hier geht's aber nicht um Flüchtlingskrise und Völkerwanderung.

Und was Chaostheorien mit der Frage nach einer verbindenden Kultur zu tun haben, ist mir auch nicht klar.

Und dass sich aus der Behauptung, unsere Weltanschauung verschwände ein Verschwinden der deutschen Kultur ergeben würde, ist ebenfalls Unfug, sofern man nicht Weltanschauung = (verbindende) Kultur setzt.

Nebenbei: Politisch gesehen wäre diese Gleichung natürlich eine Aufforderung, seine eigene Weltanschauung mit Zähnen und Klauen zu verteidigen gegen fremde Einflüsse. Es sei denn, man könnte zeigen, dass diese Einflüsse besser wären. Aber das würde den Begriff der Kultur wieder ins Politische überführen, sprich: ihm nicht gerecht werden.
Ich hab' mit dem Begriff "Weltanschauung" ohnehin ein ziemliches Problem. Ist "Weltanschauung" nicht "Ideologie"?

Und entspricht nicht der Wunsch, die Summe aller kulturellen Hervorbringungen, die sich im Gesamtbereich der deutschen Sprachgemeinschaft vorfindet, nicht einfach eben nur als Kumulation zu sehen, sondern ihr etwas ganz spezifisches anzudichten, nicht genau diesem Wunsch, einer "Ideologie" folgen zu wollen?
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von schokoschendrezki »

krone hat geschrieben:(30 Nov 2017, 16:56)

Also reine Anarchie ,Krieg und Chaos als evolutionäre Veränderung dem wir Europäer uns gefälligst zu stellen haben ?
Nein nein. Wie schon Selina weiter oben schrieb. "Am Rande". Der Aufstieg des Rechskonservativismus in jüngerer Zeit, europaweit wie weltweit hat vermutlich mit diesem für viele verlockenden Gedanken zu tun: Man könne durch äußerliche Abgrenzung Stabilität sichern. Wir befinden uns aber in einer ohnehin schon lange komplett offenen, ökonomisch, finanziell, medial usw. vernetzten Welt. Man hält von konservativer Seite her vielleicht den Autobau für einen besonderen deutsche Kulturbeitrag, spricht andererseits vom Islam als "inkompatible" Kultur und vergisst dabei leicht, dass allein dem islamischen Staat Kuweit inzwischen 6,8 Prozent der deutschen Kultmarke Daimler gehört. Auch wenn der reine Aktienbesitz natürlich keine Kulturleistung im engeren Sinne ist. Ich will einfach nur sagen, dass diese ganze Kulturabgrenzungshysterie häufig sehr oberflächlich ist. Nur die unmittelbar wahrgenommene Lebensrealität betrifft.
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von Sextus Ironicus »

schokoschendrezki hat geschrieben:(01 Dec 2017, 08:16)

Ich hab' mit dem Begriff "Weltanschauung" ohnehin ein ziemliches Problem. Ist "Weltanschauung" nicht "Ideologie"?

Und entspricht nicht der Wunsch, die Summe aller kulturellen Hervorbringungen, die sich im Gesamtbereich der deutschen Sprachgemeinschaft vorfindet, nicht einfach eben nur als Kumulation zu sehen, sondern ihr etwas ganz spezifisches anzudichten, nicht genau diesem Wunsch, einer "Ideologie" folgen zu wollen?
Wenn dir nach dem, was ich dir über den Zusammenhang von Sprache, Denken, Lebensform schrieb, noch immer nichts Besseres einfällt, als Kultur sofort wieder in ideologische Räume zu zerren und einzusperren, dann ist dir nicht zu helfen. Dann würde ich aber keine von dir übersetzte Literatur lesen wollen, denn das wäre ja lauter ideologisch aufgeladener Text ;)
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von schokoschendrezki »

Sextus Ironicus hat geschrieben:(01 Dec 2017, 09:35)

Wenn dir nach dem, was ich dir über den Zusammenhang von Sprache, Denken, Lebensform schrieb, noch immer nichts Besseres einfällt, als Kultur sofort wieder in ideologische Räume zu zerren und einzusperren, dann ist dir nicht zu helfen. Dann würde ich aber keine von dir übersetzte Literatur lesen wollen, denn das wäre ja lauter ideologisch aufgeladener Text ;)
Ich habe eigentlich meinen Widerwillen gegenüber Ideologisierungen zum Ausdruck bringen wollen ... Schade. Ist nicht angekommen.
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von schokoschendrezki »

@Sextus Ironicus: Und was "Sprache" anbetrifft, so werde ich das Gefühl nicht los, dass wir diesbezüglich gar nicht so weit auseinanderliegen. Ich meine nur einfach, dass gerade weil Sprache nicht nur einfach ein Kommunikationswerkzeug ist sondern auch einen gemeinsamen Assoziationsraum darstellt, ist es überhaupt möglich, individuelle Kulturleistungen als solche abhehbbar zu machen.
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von Provokateur »

schokoschendrezki hat geschrieben:(01 Dec 2017, 10:04)

@Sextus Ironicus: Und was "Sprache" anbetrifft, so werde ich das Gefühl nicht los, dass wir diesbezüglich gar nicht so weit auseinanderliegen. Ich meine nur einfach, dass gerade weil Sprache nicht nur einfach ein Kommunikationswerkzeug ist sondern auch einen gemeinsamen Assoziationsraum darstellt, ist es überhaupt möglich, individuelle Kulturleistungen als solche abhehbbar zu machen.
Sprache als solche macht Kultur im menschlichen Sinne erst möglich.
Harry riss sich die Augen aus dem Kopf und warf sie tief in den Wald. Voldemort schaute überrascht zu Harry, der nun nichts mehr sehen konnte.
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von schokoschendrezki »

Provokateur hat geschrieben:(01 Dec 2017, 10:08)

Sprache als solche macht Kultur im menschlichen Sinne erst möglich.
Ja. Auch wenn Sprache als solche natürlich auch bereits eine Kulturleistung ist. Die deutsche Sprache als "verbindende Kultur" im Sinne der Eingangsfrage zu sehen, ist auf der einen Seite eine durchaus mögliche Sicht ... und betrifft auch, so wie es user SI dargestellt hat, einen sehr tiefliegenden anthropologischen Grund-Zusammenhang .... ist auf der anderen Seite aber auch wieder irgendwie tautologisch. Eine Aussage, die sowieso immer wahr ist. Was kann denn "deutsche Kultur" auch anderes sein als "deutsch"?
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von Sextus Ironicus »

schokoschendrezki hat geschrieben:(01 Dec 2017, 10:04)

@Sextus Ironicus: Und was "Sprache" anbetrifft, so werde ich das Gefühl nicht los, dass wir diesbezüglich gar nicht so weit auseinanderliegen. Ich meine nur einfach, dass gerade weil Sprache nicht nur einfach ein Kommunikationswerkzeug ist sondern auch einen gemeinsamen Assoziationsraum darstellt, ist es überhaupt möglich, individuelle Kulturleistungen als solche abhehbbar zu machen.
Sprache ist ein Tun, unsere ganze Lebensform ist gleichzeitig in ihr enthalten und wird von ihr konstituiert. Und noch einmal ganz praktisch: Alles, was ich sage über die eigene oder die andere Lebensform bestimmt sich aus dem, was sich in meiner Sprache überhaupt sagen lässt. Und da Semantik nicht privat sein kann, bin ich immer schon als Mitglied einer Sprachgemeinschaft vermittelt, könnte aus mir heraus überhaupt nicht sprechen, sondern würde nur Laute ausstoßen.
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von schokoschendrezki »

Sextus Ironicus hat geschrieben:(01 Dec 2017, 10:31)

Sprache ist ein Tun, unsere ganze Lebensform ist gleichzeitig in ihr enthalten und wird von ihr konstituiert. Und noch einmal ganz praktisch: Alles, was ich sage über die eigene oder die andere Lebensform bestimmt sich aus dem, was sich in meiner Sprache überhaupt sagen lässt. Und da Semantik nicht privat sein kann, bin ich immer schon als Mitglied einer Sprachgemeinschaft vermittelt, könnte aus mir heraus überhaupt nicht sprechen, sondern würde nur Laute ausstoßen.
Warum, bitte, kann Semantik, Bedeutung nicht 'privat' sein"? Richtig ist zwar, dass wir in Sprache eben nur sprachgemeinschaftlich Vermitteltes ausdrücken können ... aber dass es damit keinen Surplus an Privatheit und Individualität geben kann ... ich weiß nicht. Soll das in Richtung irgendeines philosophischen oder naturwissenschaftlichen Determinismus gehen?
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von Sextus Ironicus »

schokoschendrezki hat geschrieben:(01 Dec 2017, 10:43)

Warum, bitte, kann Semantik, Bedeutung nicht 'privat' sein"? Richtig ist zwar, dass wir in Sprache eben nur sprachgemeinschaftlich Vermitteltes ausdrücken können ... aber dass es damit keinen Surplus an Privatheit und Individualität geben kann ... ich weiß nicht. Soll das in Richtung irgendeines philosophischen oder naturwissenschaftlichen Determinismus gehen?
Wie könnte jemand dich verstehen, wenn Bedeutungen privat wären? Dann würde immer nur jeder selbst um die Bedeutung seiner Laute wissen. Sieh es doch einfach so: Die Bedeutung der Begriffe ist allgemein, ihre Anwendung individuell. Wenn du das Allgemeine verfehlen würdest, würde das Besondere, dein Text, nicht verstanden. Ich kann nur wiederholen: Raus aus den naturalistischen Fehlschlüssen! Hinschauen, verstehen, nicht urteilen!
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von Unité 1 »

So, wie hier aneinander vorbeigeredet wird, ist doch offensichtlich, dass Bedeutungen sehr privat sein können. :p

Die geteilte Bedeutung gemeinsamer Sprache erschließt gewissermaßen einen privaten Bedeutungsraum. Sprache ist schließlich nicht eineindeutig, sondern eröffnet einen Bedeutungshorizont. Wenn die Bedeutungen der Begriffe allgemein wären, sie sind es und sie sind es nicht, dann wäre individuelle Anwendung der Begriffe zum gleichen Scheitern verurteilt wie die Annahme rein privater Bedeutungen, weil es auf das gleiche hinausliefe. Eine individuelle Anwendung ergibt nur Sinn, wenn die Möglichkeit der Andersdeutung besteht.

Der Begriff vom Assoziationsraum verdeutlicht das recht gut. Einerseits beschreibt er die assoziative Verbundenheit von Begriffen, die geteilt wird. Andererseits verweist die Assoziation auf ein mögliches Andersverstehen, da Assoziationen immer mehr über einen selbst als über das Objekt der Assoziation aussagen. Gemeinsame Sprache als Raum für Dissens aufgrund individueller Verschiedenheit, erst die Gemeinsamkeit ermöglicht das Verstehen der Differenz. Assoziationsraum kann auch in einer gesellschaftlichen Dimension verstanden werden - Gesellschaften als Assoziation von Individuen.

Ich würde es so zusammenfassen, dass die Gemeinsamkeit, das Öffentliche der Sprache im Ungefähren liegt. Begriffe, Semantik ist umgrenzt, der Deutungsraum endlich. Konkrete Bedeutungen können aber von Person zu Person variieren. Das zeigt sich, wenn Musik als Sprache verstanden wird. Die meisten Menschen empfinden eine ähnliche oder gleiche Grundstimmung, die die Musik transportiert, können aber von da aus dennoch zu unterschiedlichen Interpretationen kommen.
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von BingoBurner »

Unité 1 hat geschrieben:(01 Dec 2017, 12:52)

So, wie hier aneinander vorbeigeredet wird, ist doch offensichtlich, dass Bedeutungen sehr privat sein können. :p

Die geteilte Bedeutung gemeinsamer Sprache erschließt gewissermaßen einen privaten Bedeutungsraum. Sprache ist schließlich nicht eineindeutig, sondern eröffnet einen Bedeutungshorizont. Wenn die Bedeutungen der Begriffe allgemein wären, sie sind es und sie sind es nicht, dann wäre individuelle Anwendung der Begriffe zum gleichen Scheitern verurteilt wie die Annahme rein privater Bedeutungen, weil es auf das gleiche hinausliefe. Eine individuelle Anwendung ergibt nur Sinn, wenn die Möglichkeit der Andersdeutung besteht.

Der Begriff vom Assoziationsraum verdeutlicht das recht gut. Einerseits beschreibt er die assoziative Verbundenheit von Begriffen, die geteilt wird. Andererseits verweist die Assoziation auf ein mögliches Andersverstehen, da Assoziationen immer mehr über einen selbst als über das Objekt der Assoziation aussagen. Gemeinsame Sprache als Raum für Dissens aufgrund individueller Verschiedenheit, erst die Gemeinsamkeit ermöglicht das Verstehen der Differenz. Assoziationsraum kann auch in einer gesellschaftlichen Dimension verstanden werden - Gesellschaften als Assoziation von Individuen.

Ich würde es so zusammenfassen, dass die Gemeinsamkeit, das Öffentliche der Sprache im Ungefähren liegt. Begriffe, Semantik ist umgrenzt, der Deutungsraum endlich. Konkrete Bedeutungen können aber von Person zu Person variieren. Das zeigt sich, wenn Musik als Sprache verstanden wird. Die meisten Menschen empfinden eine ähnliche oder gleiche Grundstimmung, die die Musik transportiert, können aber von da aus dennoch zu unterschiedlichen Interpretationen kommen.

Geiler Beitrag :thumbup:
Sehe ich genau so...........

Phonotaktik.......https://de.wikipedia.org/wiki/Phonotaktik
Philologie.......https://de.wikipedia.org/wiki/Philologie

Nur...........man muss halt die Zeiträume betrachten.

Alt : Römer-Europa-Wochentage, Monate..........

Juni, Juli, August, Donnerstag, Freitag, Dienstag, Mittwoch...............SONNstag.

etc.
Dont take your organs to heaven !
Heaven knows we need them here !

Dinge, die Impfgegner sagen : https://www.facebook.com/impfgegnerzitate/

Sleep On The Floor https://www.youtube.com/watch?v=v4pi1LxuDHc
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von krone »

Unité 1 hat geschrieben:(01 Dec 2017, 12:52)


Ich würde es so zusammenfassen, dass die Gemeinsamkeit, das Öffentliche der Sprache im Ungefähren liegt. Begriffe, Semantik ist umgrenzt, der Deutungsraum endlich. Konkrete Bedeutungen können aber von Person zu Person variieren. Das zeigt sich, wenn Musik als Sprache verstanden wird. Die meisten Menschen empfinden eine ähnliche oder gleiche Grundstimmung, die die Musik transportiert, können aber von da aus dennoch zu unterschiedlichen Interpretationen kommen.
Musik als verbindende Sprache ,okay .

Warum aber findet man auf Metal konzerten eigentlich die ganze Welt .
Aber keine Muslime ?
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von schokoschendrezki »

Die Formulierung "Gemeinsame Sprache als Raum für Dissens" gefällt mir schon.

Man sollte meinen, wir diskutieren hier über Dinge, die quasi eigentlich selbstverständlich sind, und die man eben einfach nur entweder weiß oder nicht weiß oder falsch verstanden hat. Ist aber nicht so. Unter dem Begriff "Intertextualität" (https://de.wikipedia.org/wiki/Intertextualit%C3%A4t) wurde dieses Verständnis von "Gemeintsein" erst in allerjüngster Zeit grundsätzlich hinterfragt und wird nach wie vor auch kontrovers diskutiert.
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von Selina »

Ein, wie ich finde, gutes und anschauliches Beispiel dafür, dass eine gemeinsame Sprache noch lange nicht bedeuten muss, sich auch grundsätzlich zu verstehen, sind die beiden deutschen Sprachen, die bei der Wiedervereinigung gesprochen worden sind. Und das zum Teil bis heute. Eine Sprache, zwei Bedeutungen. Oder besser: Eine Sprache, Millionen Bedeutungen. Da hat man sich damals zum Teil genauso wenig verstanden gegenseitig, wie es zwei Ausländer tun, der eine etwa aus Honolulu und der andere aus Luanda. Falls sie nicht gerade beide Englisch oder Französisch sprechen. Und selbst dann wären sprachliche Welten dazwischen in der Bedeutung der Worte.
Zuletzt geändert von Selina am Freitag 1. Dezember 2017, 14:45, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(01 Dec 2017, 09:49)

Ich habe eigentlich meinen Widerwillen gegenüber Ideologisierungen zum Ausdruck bringen wollen ... Schade. Ist nicht angekommen.
Dafür, dass du angeblich einen "Widerwillen gegenüber Ideologien zum Ausdruck bringen willst", diskutierst du aber sehr ideologisch bzw ideologisch indoktriniert. Deine gesamte Diskussionsweise ist Ideologie pur.
Sooo groß kann dein Widewille also gar nicht sein
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von Selina »

schokoschendrezki hat geschrieben:(01 Dec 2017, 08:16)

Ich hab' mit dem Begriff "Weltanschauung" ohnehin ein ziemliches Problem. Ist "Weltanschauung" nicht "Ideologie"?

Und entspricht nicht der Wunsch, die Summe aller kulturellen Hervorbringungen, die sich im Gesamtbereich der deutschen Sprachgemeinschaft vorfindet, nicht einfach eben nur als Kumulation zu sehen, sondern ihr etwas ganz spezifisches anzudichten, nicht genau diesem Wunsch, einer "Ideologie" folgen zu wollen?
Genau das tut es. Diese "verbindende deutsche Kultur" ist die reinste Ideologie. Sie soll künstlich zusammenhalten, was sich in Wirklichkeit immer mehr auflöst, in Anderem, Neuem aufgeht. Da wird einer alltäglichen Sache eine Bedeutung gegeben, die sie nicht hat. Man will sich wichtig und groß fühlen und nicht so ohnmächtig im Angesicht der Globalisierung. Und man will sich von "Fremden" (etwa Muslime, "Nafris", Sinti und Roma) deutlich abgrenzen, zeigen, dass da keinerlei Kompatibilität besteht. Wenn das mal keine Ideologie ist ;)
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(01 Dec 2017, 14:44)

Dafür, dass du angeblich einen "Widerwillen gegenüber Ideologien zum Ausdruck bringen willst", diskutierst du aber sehr ideologisch bzw ideologisch indoktriniert. Deine gesamte Diskussionsweise ist Ideologie pur.
Sooo groß kann dein Widewille also gar nicht sein
Das ist der Text, den DU in den Beitragen liest oder lesen zu können meinst. Wenn wir schon beim Thema Intertextualität sind....

Wenn ich eher das Individuum im Mittelpunkt sehe und nicht Gemeinschaftlichkeiten, so ist das von Anfang an immer die Sicht auf etwas Partikuläres, Vereinzeltes. Ich weiß nicht, wie man aus einer solchen Betonung des Vereinzelten eine ideologische Sicht ableiten kann, die ja irgendetwas zusammenfassen und auf irgendeinen Nenner bringen will. Menschen sind wie Primzahlen. Die lassen sich nicht auf einen Nenner bringen. Und ich weiß - umgekehrt- nicht, wie man diese Überbetonung von gemeinsamer Kultur als gesellschaftlichem Bindemittel anders nennen soll als "Ideologie".
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(01 Dec 2017, 15:19)

Das ist der Text, den DU in den Beitragen liest oder lesen zu können meinst. Wenn wir schon beim Thema Intertextualität sind....
Nö sind wir nicht. Wir sind immer noch in einem Diskussionsforum und nicht in einen poststrukturalistischen Literaturzirkel.
Aber genau da liegt ganz offensichtlich dein Problem des Verstehens von Aussagen und Argumenten.

schokoschendrezki hat geschrieben:(01 Dec 2017, 15:19)
Wenn ich eher das Individuum im Mittelpunkt sehe und nicht Gemeinschaftlichkeiten, so ist das von Anfang an immer die Sicht auf etwas Partikuläres, Vereinzeltes. Ich weiß nicht, wie man aus einer solchen Betonung des Vereinzelten eine ideologische Sicht ableiten kann, die ja irgendetwas zusammenfassen und auf irgendeinen Nenner bringen will. Menschen sind wie Primzahlen. Die lassen sich nicht auf einen Nenner bringen. Und ich weiß - umgekehrt- nicht, wie man diese Überbetonung von gemeinsamer Kultur als gesellschaftlichem Bindemittel anders nennen soll als "Ideologie".
Genau das IST Ideologie!
Menschen sind "Rudeltiere", die nur innerhalb eine (sozialen) Gruppe überlebensfähig sind. Als Einzelwesen/vereinzelt kann Mensch (kein Mensch) überleben - Vereinzelung bedeutet Entwurzelung und Identitätsverlust. Genau aus diesem Grund rangiert das Bedürfnis nach Zugehörigkeit ZU einer Gemeinschaft, nach Anerkennung IN und DURCH eine Gemeinschaft in der Bedürfnishierarchie auch sehr weit oben.
Du willst einfach nicht kapieren, dass sich Individuum und Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft a) nicht gegenseitig ausschließen und b) keinen Widerspruch darstellen.
Menschen sind eben KEINE Primzahlen. Menschen finden einen gemeinsamen Nenner und das hat nix mit Ideologie zu tun, sondern mit Biologie, mit biologisch bedingtem Sozialverhalten.
Und last but not least - der Hinweis auf die Existenz einer gemeinsamen verbindenden Kultur hat nichts mit Überbetonung zu tun.
Die Existenz einer verbindenden Kultur weist lediglich darauf hin, dass Menschen soziale Wesen sind, die OHNE Zusammengehörigkeit/Gemeinschaftsgefühl, OHNE verbindende (kulturelle) Elemente, schlicht nicht existieren, nicht überleben können.
Kapierst du mit deinem Tunnelblick auf Kultur und deinem Ideologisieren und Politisieren von Kultur und Kulturbegriff natürlich nicht. Das ist mir klar.
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(01 Dec 2017, 15:38)

Genau das IST Ideologie!
Menschen sind "Rudeltiere", die nur innerhalb eine (sozialen) Gruppe überlebensfähig sind. Als Einzelwesen/vereinzelt kann Mensch (kein Mensch) überleben - Vereinzelung bedeutet Entwurzelung und Identitätsverlust. Genau aus diesem Grund rangiert das Bedürfnis nach Zugehörigkeit ZU einer Gemeinschaft, nach Anerkennung IN und DURCH eine Gemeinschaft in der Bedürfnishierarchie auch sehr weit oben.
Du willst einfach nicht kapieren ...
Aha. Ideologie ist die als "Nicht-Kapieren-Wollen" bezeichnete persönliche Nichtakzeptanz kulturalistischer Ideologien ... :?
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von Sextus Ironicus »

Unité 1 hat geschrieben:(01 Dec 2017, 12:52)

Die geteilte Bedeutung gemeinsamer Sprache erschließt gewissermaßen einen privaten Bedeutungsraum. Sprache ist schließlich nicht eineindeutig, sondern eröffnet einen Bedeutungshorizont. Wenn die Bedeutungen der Begriffe allgemein wären, sie sind es und sie sind es nicht, dann wäre individuelle Anwendung der Begriffe zum gleichen Scheitern verurteilt wie die Annahme rein privater Bedeutungen, weil es auf das gleiche hinausliefe. Eine individuelle Anwendung ergibt nur Sinn, wenn die Möglichkeit der Andersdeutung besteht.
Etwas anders zu deuten setzt voraus, das man etwas hat, auf dem man aufsetzt. Und das sind die Bedeutungen, die immer schon vorhanden und ein work in progress sind. Die Menge der Sätze ist unendlich, und da sich Bedeutungen durch unser aller Sprechen immer weiter verändern, verändert sich die Kultur auch immer mit. Aber es gibt keinen transkulturellen Standpunkt innerhalb eines Sprachhorizonts, von dem aus wir unabhängige, nicht verbundene Bedeutungen einführen könnten.
Unité 1 hat geschrieben:(01 Dec 2017, 12:52)
Der Begriff vom Assoziationsraum verdeutlicht das recht gut. Einerseits beschreibt er die assoziative Verbundenheit von Begriffen, die geteilt wird. Andererseits verweist die Assoziation auf ein mögliches Andersverstehen, da Assoziationen immer mehr über einen selbst als über das Objekt der Assoziation aussagen. Gemeinsame Sprache als Raum für Dissens aufgrund individueller Verschiedenheit, erst die Gemeinsamkeit ermöglicht das Verstehen der Differenz. Assoziationsraum kann auch in einer gesellschaftlichen Dimension verstanden werden - Gesellschaften als Assoziation von Individuen.
Assoziationsräume sind für mich rein individuelle Räume, Spielräume im doppelten Sinne des Wortes, in denen der Einzelne mit der Reichweite von Bedeutungen und An- und Verknüpfungsmöglichkeiten spielt. Hier geht es aber um Bedeutungsverhältnisse, in Abhängigkeit von dem, was an Bedeutungen immer schon vorhanden ist.
Unité 1 hat geschrieben:(01 Dec 2017, 12:52)
Ich würde es so zusammenfassen, dass die Gemeinsamkeit, das Öffentliche der Sprache im Ungefähren liegt. Begriffe, Semantik ist umgrenzt, der Deutungsraum endlich. Konkrete Bedeutungen können aber von Person zu Person variieren. Das zeigt sich, wenn Musik als Sprache verstanden wird. Die meisten Menschen empfinden eine ähnliche oder gleiche Grundstimmung, die die Musik transportiert, können aber von da aus dennoch zu unterschiedlichen Interpretationen kommen.
Die Gemeinsamkeit liegt immer im Konkreten. Variieren würden aus meiner Sicht nicht die Bedeutungen, sondern das individuelle Erfassen. Das Musikbeispiel halte ich für nicht passend, es ist eine andere Art der Verständigung, eine andere Ebene.
… habe ich mich sorgsam bemüht, menschliche Tätigkeiten nicht zu verlachen, nicht zu beklagen und auch nicht zu verdammen, sondern zu begreifen. (Spinoza)
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(01 Dec 2017, 15:38)
Die Existenz einer verbindenden Kultur weist lediglich darauf hin, dass Menschen soziale Wesen sind, die OHNE Zusammengehörigkeit/Gemeinschaftsgefühl, OHNE verbindende (kulturelle) Elemente, schlicht nicht existieren, nicht überleben können.
Kapierst du mit deinem Tunnelblick auf Kultur und deinem Ideologisieren und Politisieren von Kultur und Kulturbegriff natürlich nicht. Das ist mir klar.
Das geht von der Logik her einfach nicht. Wirf mir vor, ich akzeptiere deine Sicht auf die Rolle von Kultur und Gemeinschaft nicht, oder meinetwegen auch, ich kapiere sie nicht. Egal. Wenn jemand sagt, es gibt da nix, dann behauptet er, an der Stelle, an der andere irgendetwas Übergreifendes sehen wollen (Kultur, Religion, soziale Schicht, was auch immer) oder auch setzen wollen, ist eben nix. Leere Menge. Wo kann da eine "Ideologie" sein. Worüber denn? Über welchen Gegenstand oder Begriff. Was sind die Leitsätze einer Ideologie, die gar keinen Gegenstand hat ?
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von krone »

Selina hat geschrieben:(01 Dec 2017, 14:42)

, sind die beiden deutschen Sprachen, die bei der Wiedervereinigung gesprochen worden sind. Und das zum Teil bis heute.
Was ?
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von schokoschendrezki »

"Ideologien" zeichnen sich ferner dadurch aus, dass sie auf eine vermeintliche gesamtgesellschaftliche Handlungsnotwendigkeit zielen. Dass sie den Menschen umgangssprachlich irgendetwas "aufdrücken" wollen. Das ist typisch "Ideologie". Hab' ich davon irgendwas geschrieben? Nee. Im Gegenteil. Man solle die Menschen "machen lassen" (hab' ich sinngemäß mehrmals geschrieben). Im Rahmen der Rechtsordnung natürlich. Und die Leitkultur-Idee? Das ständige "Integriert-Euch"-Gefasel. Ist nicht vielmehr genau das ein Aufdrücken-Wollen? Ideologie im reinsten Sinne des Wortes?
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von Selina »

krone hat geschrieben:(01 Dec 2017, 15:58)

Was ?
Man kann zwar dasselbe sagen, aber muss nicht dasselbe meinen. Mit diesen zwei deutschen Sprachen zur Wiedervereinigung wurde dieses Phänomen besonders deutlich. Sprache hat nicht nur einen rein semantischen Hintergrund, sondern sie spiegelt auch wider, woher jemand kommt, wo und wie er gelebt hat. Genauso, wie Bildung und Erziehung eine Rolle für den individuellen Ausdruck und das individuelle Verstehen von Sprache eine Rolle spielen. Die Erkenntnis, deutsch zu sein und deutsch zu sprechen, hat da wenig geholfen.
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von schokoschendrezki »

Sextus Ironicus hat geschrieben:(01 Dec 2017, 15:52)
Die Gemeinsamkeit liegt immer im Konkreten. Variieren würden aus meiner Sicht nicht die Bedeutungen, sondern das individuelle Erfassen. Das Musikbeispiel halte ich für nicht passend, es ist eine andere Art der Verständigung, eine andere Ebene.
Nicht grundsätzlich. Gerade bei künstlerischen Texten, besonders Gedichten: Es ist häufig die Rede davon, es würden exakt soviele Varianten eines Gedichts existieren wie es Leser(innen) dieses Gedichts gibt. Die durch Sprache vermittelte Gemeinsamkeit besteht darin, dass man die verschiedenenen Reflexionen über einen solchen Text sich überhaupt gegenseitig verständlich machen und ausdrücken kann. Die Qualität einer Lyrikinterpretation besteht nicht darin, irgendeine "Absicht", einen "Sinn", eine versteckte Botschaft zu ermitteln, sondern darin, diese ganz persönliche Reflexion verständlich in Worte fassen zu können.
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von Sextus Ironicus »

schokoschendrezki hat geschrieben:(01 Dec 2017, 16:38)

Nicht grundsätzlich. Gerade bei künstlerischen Texten, besonders Gedichten: Es ist häufig die Rede davon, es würden exakt soviele Varianten eines Gedichts existieren wie es Leser(innen) dieses Gedichts gibt.
Um das festzustellen, braucht es eine Grundlage, die den Vergleich zulässt.
Aber ich hatte Sprache auch nur als das grundlegendste Element des Verbindenden einführen wollen, es war nur als Beispiel gedacht, um zu erläutern, dass wir uns mit "verbindend" erst einmal nicht im Normativen bewegen. Man kann das auch auf deiner Ebene anhand deines Selbstverständnisses diskutieren. Aber so zwischendurch auf dem Handy ist mir das zu anstrengend :D
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(01 Dec 2017, 16:13)

"Ideologien" zeichnen sich ferner dadurch aus, dass sie auf eine vermeintliche gesamtgesellschaftliche Handlungsnotwendigkeit zielen. Dass sie den Menschen umgangssprachlich irgendetwas "aufdrücken" wollen. Das ist typisch "Ideologie". Hab' ich davon irgendwas geschrieben? Nee. Im Gegenteil. Man solle die Menschen "machen lassen" (hab' ich sinngemäß mehrmals geschrieben). Im Rahmen der Rechtsordnung natürlich. Und die Leitkultur-Idee? Das ständige "Integriert-Euch"-Gefasel. Ist nicht vielmehr genau das ein Aufdrücken-Wollen? Ideologie im reinsten Sinne des Wortes?
Kultur ist aber mehr als nur Rechtsordnung! In einer Kultur gibt es Regeln, Normen, Werte, die du nicht rechtlich regeln kannst. Umgangsformen z.B., Formen der Höflichkeit, Ethik, Moral etc - all das kannst du NICHT in einen rechtlichen Rahmen pressen, kannst du nicht gesetzlich regeln und vorschreiben.
Es gibt nur zwei Möglichkeiten: entweder du politisierst alles - einschließlich der Privat- und Intimsphäre - und gibst die rechtlichen/gesetzlichen Regeln vor oder du lässt jeden machen was er will - dann gelten allerdings keine Umgangsformen mehr, dann befindet sich jeder außerhalb von Ethik und Moral.
Also entweder du erkennst ungeschriebene Regeln, Normen, Werte an - dann erkennst du auch die Existenz einer verbindenen Kultur an und erkennst an, dass du als Individuum, Teil einer Gemeinschaft bist oder du erkennst sie nicht an, dann stellst du dich ganz bewusst außerhalb der Gesellschaft.
Wenn du allerdings (ausnahmslos) alles in einen rechtlichen/gesetzlichen Rahmen pressen willst, dann bist du ganz schnell bei einer totalitären Gesellschaft - Orwells "1984" lässt grüßen!
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von Unité 1 »

Sextus Ironicus hat geschrieben:(01 Dec 2017, 15:52)

Etwas anders zu deuten setzt voraus, das man etwas hat, auf dem man aufsetzt. Und das sind die Bedeutungen, die immer schon vorhanden und ein work in progress sind. Die Menge der Sätze ist unendlich, und da sich Bedeutungen durch unser aller Sprechen immer weiter verändern, verändert sich die Kultur auch immer mit. Aber es gibt keinen transkulturellen Standpunkt innerhalb eines Sprachhorizonts, von dem aus wir unabhängige, nicht verbundene Bedeutungen einführen könnten.
Von unabhängigen Deutungen habe ich doch gar nicht gesprochen, sondern explizit auf die geteilte Bedeutung gemeinsamer Sprache verwiesen. Die allerdings kein unbedingt gleiches Ergebnis liefert. Das zeigt auch die Sprachdynamik, die Veränderung setzt beim Individuum und dessen Sprechkreis ein und nimmt über multiplikatorische Verwendung ihren Lauf. Aber nicht jeder Bedeutungswandel setzt sich durch, manche verbleiben im privaten, andere im kleinen Kreis. Wieder andere existierten nur im Individuum. Die gemeinsame Sprache ermöglicht den Austausch darüber.
Assoziationsräume sind für mich rein individuelle Räume, Spielräume im doppelten Sinne des Wortes, in denen der Einzelne mit der Reichweite von Bedeutungen und An- und Verknüpfungsmöglichkeiten spielt. Hier geht es aber um Bedeutungsverhältnisse, in Abhängigkeit von dem, was an Bedeutungen immer schon vorhanden ist.
Ich wollte auf die Mehrdeutigkeit der Assoziation hinaus, auf die geteilte und ineinander verknüpfte Begriffswelt einerseits, die individuelle andererseits. Der Witz ist doch, dass Assoziationen Bedeutungsverhältnisse umreißen und sie dennoch zu völlig anderen Ergebnissen führen können, und zwar weil sie auf vorhandene Bedeutungen rekurrieren. Du assoziierst mit dem Assoziationsraum eine individuelle Spielebene, ich sehe diese, eine Konglomeration von Begriffen, die assoziativ verknüpft sind und auf einer anderen Ebene eine gemeinschaftlich gesellschaftliche Zustandsbeschreibung. Der Assoziationsraum von Assoziation ist ziemlich weit.
Die Gemeinsamkeit liegt immer im Konkreten. Variieren würden aus meiner Sicht nicht die Bedeutungen, sondern das individuelle Erfassen. Das Musikbeispiel halte ich für nicht passend, es ist eine andere Art der Verständigung, eine andere Ebene.
Das sehe ich nicht so und verstehe nicht ganz deine Trennung zwischen Bedeutung und individuellem Erfassen. Die Erfassungsleistung ist die Zuerkennung einer Bedeutung zu einem bestimmten Begriff, die nicht losgelöst von allem geschehen kann, sonst gäbe es keine gemeinsame Sprache. Bedeutungsinterpretationen eines Begriffs oszillieren meinetwegen um einen Begriffskern, auf diesen können sie zurückgeführt werden. Konkret ist da von vornherein nichts, was aber konkretes geteiltes Verständnis auch nicht ausschließt. Wie gesagt, die Gemeinsamkeit lässt erst das Andersverstehen zu. Wie du schon feststelltest, Sprache ist dynamisch, was beweist, dass Bedeutungen (inter-)individuell anders erkannt werden können, je nach konkretem Bezugspunkten, Denkmustern, Umständen, etc und pp.
Musik ist eine Sprache, aber keine konkrete. Von daher war mein Beispiel in gleichem Maße zu- wie unzutreffend. Es sollte den Punkt verdeutlichen.
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von Teeernte »

Dark Angel hat geschrieben:(01 Dec 2017, 18:27)

Kultur ist aber mehr als nur Rechtsordnung! In einer Kultur gibt es Regeln, Normen, Werte, die du nicht rechtlich regeln kannst. Umgangsformen z.B., Formen der Höflichkeit, Ethik, Moral etc - all das kannst du NICHT in einen rechtlichen Rahmen pressen, kannst du nicht gesetzlich regeln und vorschreiben.
Es gibt nur zwei Möglichkeiten: entweder du politisierst alles - einschließlich der Privat- und Intimsphäre - und gibst die rechtlichen/gesetzlichen Regeln vor oder du lässt jeden machen was er will - dann gelten allerdings keine Umgangsformen mehr, dann befindet sich jeder außerhalb von Ethik und Moral.
Also entweder du erkennst ungeschriebene Regeln, Normen, Werte an - dann erkennst du auch die Existenz einer verbindenen Kultur an und erkennst an, dass du als Individuum, Teil einer Gemeinschaft bist oder du erkennst sie nicht an, dann stellst du dich ganz bewusst außerhalb der Gesellschaft.
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von unity in diversity »

schokoschendrezki hat geschrieben:(01 Dec 2017, 16:13)

"Ideologien" zeichnen sich ferner dadurch aus, dass sie auf eine vermeintliche gesamtgesellschaftliche Handlungsnotwendigkeit zielen. Dass sie den Menschen umgangssprachlich irgendetwas "aufdrücken" wollen. Das ist typisch "Ideologie". Hab' ich davon irgendwas geschrieben? Nee. Im Gegenteil. Man solle die Menschen "machen lassen" (hab' ich sinngemäß mehrmals geschrieben). Im Rahmen der Rechtsordnung natürlich. Und die Leitkultur-Idee? Das ständige "Integriert-Euch"-Gefasel. Ist nicht vielmehr genau das ein Aufdrücken-Wollen? Ideologie im reinsten Sinne des Wortes?
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(01 Dec 2017, 16:13)
Das ständige "Integriert-Euch"-Gefasel. Ist nicht vielmehr genau das ein Aufdrücken-Wollen? Ideologie im reinsten Sinne des Wortes?
Ach du meinst Integration habe irgend etwas mit "Aufdrücken wollen" oder Ideologie zu tun?
Na dann weißt du ganz offensichtlich nicht, was Integration in der Soziologie bedeutet.

"Der Prozess der Integration von Menschen mit einem Migrationshintergrund besteht aus Annäherung, gegenseitiger Auseinandersetzung, Kommunikation, Finden von Gemeinsamkeiten, Feststellen von Unterschieden und der Übernahme gemeinschaftlicher Verantwortung zwischen Zugewanderten und der anwesenden Mehrheitsbevölkerung.
Die Möglichkeit der Teilnahme am gesellschaftlichen Leben der Aufnahmegesellschaft setzt den Erwerb von bestimmten Kenntnissen, Fähigkeiten, Einstellungen und den Willen, eine weitgehende Neu-Sozialisation und Neuorganisation der Persönlichkeit einzugehen, voraus. Zentral ist hier das Erlernen der neuen Sprache und eine gewisse Kommunikationsfähigkeit und -bereitschaft gegenüber der Aufnahmegesellschaft."


Integration bedeutet nicht mehr und nicht weniger als die Grundvoraussetzung für ein friedliches Miteinander/Zusammenleben von Zuwanderern/Einwanderern und der Mehrheitsgesellschaft zum gegenseitigen Vorteil und Nutzen.
Der einzige, der hier "herum faselt", das bist mit deinen Individualitäts- und "Vereinzelungswahn". Kein menschliches Individuum kann "vereinzelt", OHNE Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft oder Integration in eine Gemeinschaft überleben!
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von Selina »

Es geht doch nicht um den Fakt der Integration. Das ist doch ne Binsenweisheit, dass sich Ausländer, die hierbleiben wollen/müssen, integrieren sollten. Anders geht es doch auch gar nicht. Was nur vehement abzulehnen ist, ist der ständig erhobene Zeigefinger und das ewige fordernde "integriert euch endlich!". Dass man dem nur ein trotziges "desintegriert euch!" entgegensetzen kann, ist doch nun völlig klar. Kein Mensch will sich unter Zwang und mit der Knarre im Rücken "integrieren". Das funktioniert nur im wechselseitigen Geben und Nehmen, im Aufeinander-Zugehen und nicht unter verbalen Peitschenhieben.
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von unity in diversity »

Selina hat geschrieben:(01 Dec 2017, 23:47)

Es geht doch nicht um den Fakt der Integration. Das ist doch ne Binsenweisheit, dass sich Ausländer, die hierbleiben wollen/müssen, integrieren sollten. Anders geht es doch auch gar nicht. Was nur vehement abzulehnen ist, ist der ständig erhobene Zeigefinger und das ewige fordernde "integriert euch endlich!". Dass man dem nur ein trotziges "desintegriert euch!" entgegensetzen kann, ist doch nun völlig klar. Kein Mensch will sich unter Zwang und mit der Knarre im Rücken "integrieren". Das funktioniert nur im wechselseitigen Geben und Nehmen, im Aufeinander-Zugehen und nicht unter verbalen Peitschenhieben.
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(01 Dec 2017, 22:31)
Integration bedeutet nicht mehr und nicht weniger als die Grundvoraussetzung für ein friedliches Miteinander/Zusammenleben von Zuwanderern/Einwanderern und der Mehrheitsgesellschaft zum gegenseitigen Vorteil und Nutzen.
Der einzige, der hier "herum faselt", das bist mit deinen Individualitäts- und "Vereinzelungswahn". Kein menschliches Individuum kann "vereinzelt", OHNE Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft oder Integration in eine Gemeinschaft überleben!
Die zunehmende Fraktionierung und Segmentierung der modernen Gesellschaften ist zunächst einmal einfach Fakt. Bestens ablesbar am Beispiel der Erosion der traditionellen Parteienbindungen. Das kann man persönlich gut finden oder auch nicht. Es ist einfach Fakt. Und die Richtung der technologischen Entwicklung spricht jetzt auch nicht gerade dafür, dass dieser Fraktionierungsprozess sich verlangsamen wird. Im Gegenteil. Ich bin mir sicher, dass der im Ansatz liberale Umgang damit nach dem Motto "die Menschen machen lassen innerhalb der Rechtsordnung" am Ende attraktiver sein wird als der kulturideologische Ansatz "Seid mal nicht so sondern so!", die normative Vorgabe von als korrekt und als nicht korrekt geltenden gesellschaftlichen Umgangsformen.
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von schokoschendrezki »

Teeernte hat geschrieben:(01 Dec 2017, 20:47)

:thumbup:

Ist schon ein Unterschied - ob der Busfahrer ankommt - so Gott will....oder weil er sich anRegeln hält, pünktlich, ausgeschlafen ist - und seinen Bus gut warten lässt..
Ich hätte jetzt beinahe ein bissel gelästert ... aber ich bin ja ein Mensch mit guten Kulturmanieren und antworte deshalb in aller Höflichkeit und Korrektheit: Unter "Rechtsordnung" versteht man die Gesamtheit aller gültigen Ordnungsregeln. Nicht nur das Strafrecht. Sondern auch Arbeitsrecht bis hinunter zur Möglichkeit bei wiederholten Regelverstößen eine Abmahnung zu erteilen oder sogar eine Kündigung auszusprechen. Soviel nur zu dem Busfahrer. Sie umfasst Hausordnungen, die den Umgang mit Mülleimern regeln, Schulordnungen, die das Tragen bestimmter Kleider verbieten usw. usf. Reicht nicht? Dann gibts für das Erlassen neuer Regeln das Paralement, die Legislative mit dem Recht, neue Gesetze einzubringen. Reicht immer noch nicht? Na, dann vielleicht wieder zurück zur DDR-Gesellschaft?
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Re: Gibt es eine verbindende Deutsche Kultur?

Beitrag von Sextus Ironicus »

schokoschendrezki hat geschrieben:(02 Dec 2017, 10:37)

Die zunehmende Fraktionierung und Segmentierung der modernen Gesellschaften ist zunächst einmal einfach Fakt. Bestens ablesbar am Beispiel der Erosion der traditionellen Parteienbindungen. Das kann man persönlich gut finden oder auch nicht. Es ist einfach Fakt. Und die Richtung der technologischen Entwicklung spricht jetzt auch nicht gerade dafür, dass dieser Fraktionierungsprozess sich verlangsamen wird. Im Gegenteil. Ich bin mir sicher, dass der im Ansatz liberale Umgang damit nach dem Motto "die Menschen machen lassen innerhalb der Rechtsordnung" am Ende attraktiver sein wird als der kulturideologische Ansatz "Seid mal nicht so sondern so!", die normative Vorgabe von als korrekt und als nicht korrekt geltenden gesellschaftlichen Umgangsformen.
Die Grundbedingung hierfür wäre ein ständig steigender Wohlstand, aber der leistet am Ende auch nicht das, was zum Zusammenhalt notwendig wäre. Der Liberalismus wird ebenso wie seine beiden Brüder scheitern. Entweder löst er sich im reinen Rechsstaat auf, von dem ohnehin nicht klar wäre, wer den garantieren sollte, oder er wird von einer autoritären Variante abgelöst.
… habe ich mich sorgsam bemüht, menschliche Tätigkeiten nicht zu verlachen, nicht zu beklagen und auch nicht zu verdammen, sondern zu begreifen. (Spinoza)
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