http://www.faz.net/aktuell/wissen/insek ... 11642.htmlHat es sich bald ausgekrabbelt?
Seit einiger Zeit macht die Rede vom großen Insektensterben die Runde. Der Bestand sei um achtzig Prozent geschrumpft. Woher weiß man das? Ein Verein von Hobbyforschern in Krefeld ist der wichtigste Zeuge.
Manche sagen, man könne das Drama bereits hören. Beziehungsweise eben nicht. Man müsse nur die Augen schließen und lauschen. Leiser sei der Sommer geworden, beinahe still. Immer seltener höre man das Summen der Bienen, das Brummen der Hummeln, das Zirpen der Grillen. Sie werden weniger. Sie sterben lautlos.
Entomologen jedenfalls sind zutiefst beunruhigt. Denn Mitteleuropa erlebt gerade ein beispielloses Massen- und Artensterben der Insekten. Scharenweise sind in den vergangenen Jahren Hummeln, Libellen, Schmetterlinge, Falter, Mücken und Käfer verschwunden. Wie viele genau, wissen die Insektenkundler selbst noch nicht. Welche Arten besonders betroffen sind, wo die Gründe liegen – alles unklar. Flächendeckende Bestandszahlen und systematische Forschungsreihen gibt es praktisch nicht, landesweit existiert bislang kein lückenloses Langzeitmonitoring. Das liegt auch am Forschungsobjekt selbst: Fliegen lassen sich nun mal schlechter zählen als Krähen oder Biber. [...]
Dass heute überhaupt belastbare Zahlen vorliegen, ist das einzigartige Verdienst des Krefelder Vereins. Ohne die Erhebungen der Hobbyforscher wäre wohl immer noch nicht bekannt, wie schlecht es um die Insekten wirklich steht. Im Dezember 2013 entschloss sich der Verein, eine seiner Entomologischen Mitteilungen herauszugeben. „Ermittlung der Biomassen flugaktiver Insekten im Naturschutzgebiet Orbroicher Bruch in den Jahren 1989 und 2013“, hieß der sperrige Titel. Der Inhalt allerdings hatte es in sich: Mehr als drei Viertel aller Insekten sind verschwunden – und das in weniger als 25 Jahren. Die Medien griffen das Thema sofort auf, was seitens des Vereins beabsichtigt war. Seither vergeht keine Woche, in der nicht wieder ein Journalist anruft. Die Veröffentlichung hat etwas verändert. Die Leute sprachen plötzlich vom Insektensterben.
Was meint denn die werte Userschaft? Fragwürdige Methodik der "Hobbyforscher"? Positiver Nebeneffekt, wenn weniger Mücken und Falter den Nerv rauben? Katastrophale Entwicklung für unser Ökosystem?