Perfides Spiel mit der Sprache

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Bleibtreu
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Re: Perfides Spiel mit der Sprache

Beitrag von Bleibtreu »

Nathan hat geschrieben:(06 Dec 2016, 00:11)

Achso, du wirfst also den Moderatoren immer noch Pflichtverletzung durch Faulheit vor? Dies gibt aber der Modstrang wirklich nicht her! Dein aktuelles Wettern gegen "Faschos" und dein damaliges wildes Verteidigen einer talentfreien Rechtsnationalen erhöhen deine Glaubwürdigkeit eher weniger. Nur gut, dass ich deinen Mann als ausgesprochen integer kenne, und ihm nicht zu nahe treten will und die Mods das eh alles wieder löschen werden...erneut also, Schluss damit.
Du hast doch damit angefangen und nu jammerst du über das Echo. :cool: Und obendrein haust du wieder eine verlogen entstellende Wiedergabe dessen, was ich schrieb und was wirklich vorfiel, raus. Nein, das war genau das, was der Weinstuben Mod selbst im dortigen ModStrang schrieb. Er hat keinen Bock dir ne Verwarnung reinzudrücken, weil ihn das zuviel Arbeit kostet. Im Klartext: Du hattest eine verdient. Statt das stillschweigend demütig hinzunehmen und dich darüber zu freuen, spulst du dich hier plötzlich mit der schon etwas zurück liegenden Geschichte als der angeblich von mir Diffamierte auf, obwohl DU der Diffamierende gegen eine andere Juserin warst, die ich und andere wie auch Zunder dann wiederum in Schutz gegen deine Ergüsse nahmen - das ist schon ne steile Nummer, die du hier aufs Parkett legst - mein lieber Mann, dazu gehört schon ne ordentliche Portion Chuzpe! :D

Und "meinen Mann" kennst du überhaupt nicht, du Schwatzer. Bei dem den du meinst, hilft dir deine Einschleimerei keinen Schekel - im Gegenteil. Darauf kannst du 1 Millionen verwetten.

Und Billie Holiday ist immer noch keine "talentfreie Rechtsnationale". Und wenn du deine Diffamierung hundertmal raus posaunst. Dass du den Nerv hast die Nummer noch mal und auch noch in den Sachforen abzuziehen zeigt, dass du nix, aber auch überhaupt nix aus dem gelernt hast, was dir der Vorstand und auch die Moderation in der Weinstube dazu schrieben. Dein demutsvolles Bekenntnis nach dem Anpfiff dort, war also erstunken und erlogen! Danke, für die Klarstellung. :thumbup:

Und zur Krönung lässt du eine Antwort zum eigentlichen Thema mal so chalant unter den Tisch fallen. Knallige Vorstellung, die du heute Abend wieder gibst!
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Selina
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Re: Perfides Spiel mit der Sprache

Beitrag von Selina »

Also wenn ich das so lese hier, die gegenseitigen Unterstellungen, Verdächtigungen, Anfeindungen... solche Worte wie "Verwarnungen", die man "verdient" habe... oder an anderer Stelle las ich, man solle Vergehen "melden" ... und viele andere kleine giftige Bösartigkeiten, ohne auf den anderen wirklich einzugehen, ihm zuzuhören, was er eigentlich sagen will... Also dagegen waren wir doch echte Waisenknaben in der ollen "verordnenden" DDR :D
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Re: Perfides Spiel mit der Sprache

Beitrag von watisdatdenn? »

Selina hat geschrieben:(06 Dec 2016, 00:12)
Nix Opferrolle. Ich gehöre im Übrigen zu den schärfsten Kritikern dieser tumben brüllenden Typen.
Stört es dich nicht ein Teil von "Dunkeldeutschland" zu sein?
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unity in diversity
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Re: Perfides Spiel mit der Sprache

Beitrag von unity in diversity »

Es gibt offenbar soviele Antifaschismen, wie Menschen.
Jeder hält seinen Antifaschismus für den einzig wahren und authentischen.
Die anderen Antifaschismen sind nur adoptiert, oder gekapert.
Irgendwie ist das so traurig, daß man sarkastisch fragen will, welcher Antifaschismus diese virtuelle Purge-Nacht überlebt?
Um 7.00 Uhr wissen wir mehr.
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Re: Perfides Spiel mit der Sprache

Beitrag von think twice »

Bleibtreu hat geschrieben:(06 Dec 2016, 00:28)

Statt das stillschweigend demütig hinzunehmen
Haha, wie geil! :D

Ja, es ist schon ein Kreuz mit den Aufmüpfigen, die sich den Autoritäten der Moderatoren nicht widerspruchslos und demütig beugen. :D
Duldsamkeit heißt nicht, dass ich auch billige, was ich dulde.
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Re: Perfides Spiel mit der Sprache

Beitrag von think twice »

watisdatdenn? hat geschrieben:(06 Dec 2016, 03:37)

Stört es dich nicht ein Teil von "Dunkeldeutschland" zu sein?
Lass sie in Ruhe! Sie ist eine der Wenigen, die sich dazu bekennt, Ostdeutsche zu sein und dabei die Fahne der Moral, der Gerechtigkeit und des Anstands schwenkt.
Dafür hat sie vollen Respekt verdient. Wer traut sich das sonst noch außer ihr?
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Re: Perfides Spiel mit der Sprache

Beitrag von schelm »

think twice hat geschrieben:(06 Dec 2016, 06:56)

Lass sie in Ruhe! Sie ist eine der Wenigen, die sich dazu bekennt, Ostdeutsche zu sein und dabei die Fahne der Moral, der Gerechtigkeit und des Anstands schwenkt.
Dafür hat sie vollen Respekt verdient. Wer traut sich das sonst noch außer ihr?
Ihr schwenkt sie nicht, ihr lebt in einer illusionär - gefährlichen Blase selbstgefälliger Realität doppelter Standards. Aus Verachtung unserer individuellen Rechte bastelt die PC mit Sprache " verhaltensoriginell ", aus dem Rollback gegenüber Frauen - und Grundrechten ( siehe "Be"schneidung ) wird " kulturspezifisch " , aus Kritik an einer Religion, da wo sie mehr als eine individuell spirituelle, nämlich eine das Leben von Gruppen bestimmende und regulierende Zwangsjacke wird, wird " Kulturrassismus " detektiert.

Die Realitätsblase wird am deutlichsten sichtbar bei der unterschiedlichen Reaktion auf gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, je nach Herkunft des Täters. Wenn ein Flüchtling eine Studentin vergewaltigt und ermordet, dann wird nicht hinterfragt, ob es nur ein banaler Triebtäter war, wie er innerhalb jeder Ethnie zu finden ist. Nein, weil dem so ist greift sofort euer protektionistische Reflex diese Banalität in den Mittelpunkt zu stellen, und nicht etwa ein vergleichbarer Reflex wie bei Taten von Deutschen gegen Ausländer, zu hinterfragen, ob hier Motive einer gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit eine Rolle spielen. Und wenn jemand in Afghanistan sozialisiert wurde, in einem Land, in dem der Wert einer Frau gleich nach dem eines Hundes kommt (...) , und wenn man weiß, wie viel weniger noch eine Frau mit westlichem Lebensstil gilt, dann wäre hier ohne jeden Zweifel angebracht Motiv und Weltbild eines solchen Tatverdächtigen zu hinterfragen.

Das tut ihr Gerechten, Anständigen und die Fahne der Moral hochhaltenden Kosmopoliten aber nicht, nicht einmal, wenn ihr selber Frauen seid scheint es euch zu stören, von einer wohl anzunehmenderweise relevanten Zahl Zuwanderer / Flüchtlingen so entwertet durch ihr Weltbild zu werden, was als Ultima Ratio zu Fällen wie Freiburg führen kann. Nicht einmal die Damen der politisch korrekten Berichterstattung tun das ( ZDF, Slomka ), sondern folgen ihren Abwehrreflexen gegenüber schmerzlichen Realitäten, in dem sofort der Focus darauf gelegt wird sich gegen " Instrumentalisierung " zu verwahren. :rolleyes:
Zuletzt geändert von schelm am Dienstag 6. Dezember 2016, 08:05, insgesamt 1-mal geändert.
Denk ich an D in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht, Heinrich Heine.
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Re: Perfides Spiel mit der Sprache

Beitrag von Skull »

Bleibtreu hat geschrieben:(06 Dec 2016, 00:28)

Du hast doch damit angefangen und nu jammerst du über das Echo. :cool: Und obendrein haust du wieder eine verlogen entstellende Wiedergabe dessen, was ich schrieb und was wirklich vorfiel, raus. Nein, das war genau das, was der Weinstuben Mod selbst im dortigen ModStrang schrieb. Er hat keinen Bock dir ne Verwarnung reinzudrücken, weil ihn das zuviel Arbeit kostet. Im Klartext: Du hattest eine verdient. Statt das stillschweigend demütig hinzunehmen und dich darüber zu freuen, spulst du dich hier plötzlich mit der schon etwas zurück liegenden Geschichte als der angeblich von mir Diffamierte auf, obwohl DU der Diffamierende gegen eine andere Juserin warst, die ich und andere wie auch Zunder dann wiederum in Schutz gegen deine Ergüsse nahmen - das ist schon ne steile Nummer, die du hier aufs Parkett legst - mein lieber Mann, dazu gehört schon ne ordentliche Portion Chuzpe! :D

Und "meinen Mann" kennst du überhaupt nicht, du Schwatzer. Bei dem den du meinst, hilft dir deine Einschleimerei keinen Schekel - im Gegenteil. Darauf kannst du 1 Millionen verwetten.

Und Billie Holiday ist immer noch keine "talentfreie Rechtsnationale". Und wenn du deine Diffamierung hundertmal raus posaunst. Dass du den Nerv hast die Nummer noch mal und auch noch in den Sachforen abzuziehen zeigt, dass du nix, aber auch überhaupt nix aus dem gelernt hast, was dir der Vorstand und auch die Moderation in der Weinstube dazu schrieben. Dein demutsvolles Bekenntnis nach dem Anpfiff dort, war also erstunken und erlogen! Danke, für die Klarstellung. :thumbup:

Und zur Krönung lässt du eine Antwort zum eigentlichen Thema mal so chalant unter den Tisch fallen. Knallige Vorstellung, die du heute Abend wieder gibst!
Ich möchte darum bitten, nicht wieder Dinge hochzuschaukeln um letzendlich Grabenkämpfe zu führen.
Bitte reduziert oder unterlasst persönliche Mutmassungen, um andere User in vermeintliche Ecken zu stellen.
Oder andere zu provozieren.

Danke für Beachtung.
Man dient für Lohn und liebt sich für Geschenke
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Re: Perfides Spiel mit der Sprache

Beitrag von ThorsHamar »

Nathan hat geschrieben:(05 Dec 2016, 23:07)

Nö, das trifft es ziemlich genau. ....
Das trifft es überhaupt nicht.
1.Es gibt auf der Erde nur eine Art von Menschen. Jedes evolutionäre Ranking ist praktisch sinnlos und widerspricht der Realität.
2. Es gibt auf der Erde gravierende Unterschiede in der kulturellen Entwicklung von Gesellschaften!!
Es existieren nebeneinander "Steinzeit"kulturen, z.B. am Rio Xingu oder in Afrika, neben der europäischen Gesellschaft, z.B. in Norwegen.
In dieser Co- Existenz bestimmt definitiv nicht das Indiovolk das Ranking der gesellschaftlichen Entwicklung!

Fazit: Ein Austausch von Rassismus und Kultur ist NICHT möglich, denn es gibt ein Ranking von kultureller Entwicklung von Gesellschaften auf der Erde.
Eine Austausch der Termini würde entweder belegen, dass es doch unterschiedlich entwickelte Rassen gäbe, also wie bei den Kulturen, oder dass es keine Unterschiede in der kulturellen Entwicklung zwischen Pygmäen und Japan gibt.
Beides ist nicht zutreffend und deshalb kann der Rassebegriff nicht mit Kulturbegriff gleichgesetzt werden.
Wer die Vergangenheit kontrolliert, kontrolliert die Zukunft; wer die Gegenwart kontrolliert, kontrolliert die Vergangenheit.
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Re: Perfides Spiel mit der Sprache

Beitrag von ThorsHamar »

Nathan hat geschrieben:(05 Dec 2016, 23:07)


... Also, mein lieber Freund und Kupferstecher, du Lordsiegelbewahrer des Deutschtums, steig von der Eiche, schau in den Spiegel und weine bitterlich.
Ich persönlich kenne definitiv kein Deutschtum. Ich weiss nicht mal, was "deutsch" an Kultur ist, ausser eben der politischen Komponente "Staat".
Du irrst mal wieder gewaltig, Du weissester der Weisen ... :cool:
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Re: Perfides Spiel mit der Sprache

Beitrag von ThorsHamar »

Nathan hat geschrieben:(05 Dec 2016, 23:39)

... Ich hab mir vor einiger Zeit die DDR Miniserie "Daniel Druskat" mit Manfred Krug besorgt (nochmals danke an den hiesigen Tippgeber), und bei aufmerksamem Studieren erkennt man doch deutlich eine ganz bewusste antifaschistische Haltung des Films und seines Hauptdarstellers, gerade so deutlich, dass es der Stasi offenbar nicht auffiel. Interessantes Filmdokument!
Das ist ja 'n Ding!!! Habe ich neulich tatsächlich mit einem guten Freund aus Usedom auf dessen Tip hin angeschaut. Ja, ich kann Dir nur Recht geben ...
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Beitrag von schokoschendrezki »

Bleibtreu hat geschrieben:(05 Dec 2016, 23:23)
Ein von Oben staatlich-ideologisch verordneter AntiFaschismus als LippenBekenntnis, wie es ihn in der ehemaligen DDR als StaatsDoktrin gab, ist doch kein verinnerlichter und gelebter AntiFaschismus! Wäre es anders, gäbe es gerade im ehemaligen Osten nicht so viele Faschos. Da würde der ehemalige Osten stattdessen nur so vor Antifas übersprudeln. :D Das heißt selbstverständlich nicht, dass es nicht ehemalige OstBürger gibt, die AntiFaschisten mit Leib und Seele sind, wie mE der Juser Ammianus.
Das Problem ist vielleicht nicht mal, dass Antifaschismus in der DDR als Haltung "von oben verordnet" (also zum Beispiel an Schulen und Universitäten gelehrt) wurde, sondern dass zu einem echten, verinnerlichten Antifaschismus eine Art "weiter Blick", ein verinnerlichtes Weltbürgertum gehört. Und den musste man sich in der engen, kleinen Nischen-Welt der DDR hart erarbeiten. Das konnten nur wenige. Das kostete viel Mühe. Es war aber durchaus möglich.

Und auch der statistisch signifikant höhere Anteil von Nazis heute in Ostdeutschland hat weniger etwas mit der SED-Ideologie und viel mehr etwas mit dieser Enge zu tun.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Re: Perfides Spiel mit der Sprache

Beitrag von Welfenprinz »

Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis .
Der DDR Bürger hatte sozusagen wenig Gelegenheit den Antifaschismus zu erfahren und zu erleben.
Sterben kann nicht so schlimm sein,sonst würden es nicht so viele tun.
Lt. griinpissstudien stirbt eine Ratte, wenn ihr ein 200l-Fass Glyphosat auf den Kopf fällt.
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Re: Perfides Spiel mit der Sprache

Beitrag von schokoschendrezki »

Welfenprinz hat geschrieben:(06 Dec 2016, 10:25)

Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis .
Der DDR Bürger hatte sozusagen wenig Gelegenheit den Antifaschismus zu erfahren und zu erleben.
Ja, Und wenn, dann war Couragiertheit gefragt: Die weitgehende Schließung der DDR-Grenze zu Polen Ende 1980 wegen der Vorgänge rund um Solidarnosc wurde von SED-Seite unter anderem auch mit dem "polnischen Konsumtourismus" begründet. Sprich: Die Polen kaufen uns die subventionierten DDR-Waren weg. Das zielte ganz unmissverständlich auf natioanlistische Instinkte im DDR-Bürger. Und das konnte man den SED-Genossen auch durchaus mal als latenten Faschismus vorwerfen (wenn man sich denn traute).
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Re: Perfides Spiel mit der Sprache

Beitrag von Selina »

Welfenprinz hat geschrieben:(06 Dec 2016, 10:25)

Der DDR Bürger hatte sozusagen wenig Gelegenheit den Antifaschismus zu erfahren und zu erleben.
Woher weißt du das? Ich habe ihn erfahren. Siehe oben ;)
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Re: Perfides Spiel mit der Sprache

Beitrag von Chajm »

schokoschendrezki hat geschrieben:(06 Dec 2016, 10:46)

Ja, Und wenn, dann war Couragiertheit gefragt: Die weitgehende Schließung der DDR-Grenze zu Polen Ende 1980 wegen der Vorgänge rund um Solidarnosc wurde von SED-Seite unter anderem auch mit dem "polnischen Konsumtourismus" begründet. Sprich: Die Polen kaufen uns die subventionierten DDR-Waren weg. Das zielte ganz unmissverständlich auf natioanlistische Instinkte im DDR-Bürger. Und das konnte man den SED-Genossen auch durchaus mal als latenten Faschismus vorwerfen (wenn man sich denn traute).
Trauen konnte "man" sich schon - nur musste "man" dann auch mit längeren Aufenthalten in diversen Einrichtungen des Arbeiter-und Bauernparadieses kalkulieren.

DDR-Witz zur Solidarnosc:
Der FDGB (Freier Deutscher Gewerkschaftsbund) der DDR und die Solidarnosc arbeiten Hand in Hand -
die streiken für uns und wir arbeiten für die! :D
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Re: Perfides Spiel mit der Sprache

Beitrag von schokoschendrezki »

Chajm hat geschrieben:(06 Dec 2016, 10:59)
Trauen konnte "man" sich schon - nur musste "man" dann auch mit längeren Aufenthalten in diversen Einrichtungen des Arbeiter-und Bauernparadieses kalkulieren.
Nicht zwangsläufig. Es gibt eine sehr DDR-spezifische Kunst des Kritisierens in Metaphern, die eine sehr prägende Wirkung in (regimekritischer) Kunst und Literatur entfaltete. Auf der einen Seite richtig und notwendig, auf der anderen Seite im Prinzip auch ein "perfides Spiel mit der Sprache".
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Re: Perfides Spiel mit der Sprache

Beitrag von Bleibtreu »

Selina hat geschrieben:(06 Dec 2016, 00:51)

Also wenn ich das so lese hier, die gegenseitigen Unterstellungen, Verdächtigungen, Anfeindungen... solche Worte wie "Verwarnungen", die man "verdient" habe... oder an anderer Stelle las ich, man solle Vergehen "melden" ... und viele andere kleine giftige Bösartigkeiten, ohne auf den anderen wirklich einzugehen, ihm zuzuhören, was er eigentlich sagen will... Also dagegen waren wir doch echte Waisenknaben in der ollen "verordnenden" DDR :D
Nur nicht so tief stapeln - Ich bin mir sicher, dass ein Jahre langer Aufenthalt als "StaatsFeind" in Bautzen um einiges schlimmer und bitterer war, als was hier manchmal in den Foren steht. ^^
schokoschendrezki hat geschrieben:(06 Dec 2016, 10:04)

Das Problem ist vielleicht nicht mal, dass Antifaschismus in der DDR als Haltung "von oben verordnet" (also zum Beispiel an Schulen und Universitäten gelehrt) wurde, sondern dass zu einem echten, verinnerlichten Antifaschismus eine Art "weiter Blick", ein verinnerlichtes Weltbürgertum gehört. Und den musste man sich in der engen, kleinen Nischen-Welt der DDR hart erarbeiten. Das konnten nur wenige. Das kostete viel Mühe. Es war aber durchaus möglich.

Und auch der statistisch signifikant höhere Anteil von Nazis heute in Ostdeutschland hat weniger etwas mit der SED-Ideologie und viel mehr etwas mit dieser Enge zu tun.
Alles was von Oben verordnet und nicht aus sich selbst heraus verinnerlicht wurde ist reine Maskerade, die wenn es drauf ankommt keinen Bestand hat. Auch die LippenBekenntnisse eines Christen machen ihn nicht zum Christen. Sondern erst, wenn er sein Bekenntnis verinnerlicht hat und authentisch lebt.
Welfenprinz hat geschrieben:(06 Dec 2016, 10:25)
Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis .
Der DDR Bürger hatte sozusagen wenig Gelegenheit den Antifaschismus zu erfahren und zu erleben.
So kann man es auch formulieren. :)
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Re: Perfides Spiel mit der Sprache

Beitrag von schokoschendrezki »

Selina hat geschrieben:(06 Dec 2016, 10:55)

Woher weißt du das? Ich habe ihn erfahren. Siehe oben ;)
Eine offene DIskriminierung von Menschen nur aufgrund der Tatsache, dass sie ethnisch anders waren, war in der DDR tatsächlich nahezu ausgeschlossen. Und dennoch muss man gerade solche Legenden wie den DDR-Antifaschismus kritisch sehen. Das skandinavische Wohlfahrtsstaatsmodell geht im Prinzip auf das sozialdemokratisch geprägte "Volksheim"-Paradigma zurück, das wiederum seine ideologischen Wurzeln in teils rechtsnationalistisch geprägten Vorstellungen hat. Auch diese sehr verbreitete Assoziationskette Skandinavien/Wohlfahrt/Toleranz muss kritisch hinterfragt werden. Und dann werden plötzlich Phänomene wie Zwangssterilisationen noch bis in die 70er Jahre oder spektakuläre Wahlerfolge rechtspopulistischer Parteien sichtbar. Ganz ähnlich zwiespältig und ambivalent sehe ich (ebenfalls aus eigener Erfahrung) das "Volksheim DDR".
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Re: Perfides Spiel mit der Sprache

Beitrag von ThorsHamar »

Bleibtreu hat geschrieben:(06 Dec 2016, 11:11)

... Alles was von Oben verordnet und nicht aus sich selbst heraus verinnerlicht wurde ist reine Maskerade, die wenn es drauf ankommt keinen Bestand hat. Auch die LippenBekenntnisse eines Christen machen ihn nicht zum Christen. Sondern erst, wenn er sein Bekenntnis verinnerlicht hat und authentisch lebt. ...
Interessant ... wie ist das bei Nazis?
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Re: Perfides Spiel mit der Sprache

Beitrag von schokoschendrezki »

Bleibtreu hat geschrieben:(06 Dec 2016, 11:11)
Alles was von Oben verordnet und nicht aus sich selbst heraus verinnerlicht wurde ist reine Maskerade, die wenn es drauf ankommt keinen Bestand hat. Auch die LippenBekenntnisse eines Christen machen ihn nicht zum Christen. Sondern erst, wenn er sein Bekenntnis verinnerlicht hat und authentisch lebt.
Nun muss man sich allerings die "Verordnung von Antifaschismus" in der DDR nicht (aussschließlich) als strafgesetzlich formulierte Weisung vorstellen. Es sind auf der einen Seite kanonisierte Ideologien wie etwa der "Proletarische Internationalismus", ein Begriff Lenins, der im Prinzip auf einen Weltkommunismus abzielt, der von Stalin durch das Paradigma vom "Sozialismus in einem Land", nämlich einer erweiterten russischen Nation abgelöst und dann ab Ende der 50er wieder reaktiviert wurde. Es sind auf der anderen Seite gewisse antifaschistisch geprägte kulturelle Traditionslinien wie etwa das Brecht-Theater. Ein echter, verinnerlichter Antifaschismus war in der DDR keine Selbstverständlichkeit aber "erarbeitbar" und sicher auch in Teilbereichen ebenso "erlebbar" wie ein Nationalismus mit Potenz zum Faschismus.
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Re: Perfides Spiel mit der Sprache

Beitrag von Bleibtreu »

schokoschendrezki hat geschrieben:(06 Dec 2016, 11:16)
Eine offene DIskriminierung von Menschen nur aufgrund der Tatsache, dass sie ethnisch anders waren, war in der DDR tatsächlich nahezu ausgeschlossen.
Und was ist mit den russischen Besatzern gewesen, die ihre Kasernen übers ganze Land verteilt hatten und den Asiaten und anderen?
Es ist ja nicht wirklich so, als hätte es fast nur deutsche OstBürger im ehemaligen Osten gegeben und keine tägliche Berührung mit NichtDeutschen.

Schon im Sommer 1987, als es für die offizielle DDR Ausländerfeindlichkeit nur in der kapitalistischen BRD gab, versammelte sich nach einer Diskotheken-Keilerei ein Mob von über hundert betrunkenen Treuenern vor dem Wohnheim der Mosambikaner, grölte „Schwarze raus“ und zerschmetterte mit leeren Bierflaschen und Steinen ein halbes Dutzend Fensterscheiben. Gleiches passierte ein Jahr später wieder. Danach hätten sich die Gemüter etwas beruhigt, erinnert sich Moiane. Seit im vergangenen November aber die Mauer fiel und die Demokratie im Arbeiter-und-Bauern-Staat einzog, schlage den Afrikanern der Rassenhaß in der kleinen DDR-Stadt wieder unverhohlen entgegen. [...]

Wie Moiane geht es vielen der 85 000 in der DDR arbeitenden „ausländischen Werktätigen“. Die „dicke, klebrige Soße der internationalen Solidarität und Völkerfreundschaft, die das SED-Regime über alle ausländerfeindlichen Regungen goß, wird jetzt sehr schnell dünn“, formuliert es der Ostberliner IG-Metall-Sprecher Wolfgang Schünke.

[...] Es ist nicht lange her, daß Politik und Presse der sozialistischen Republik das Hohelied klassenkämpferischer Verbundenheit mit den Gastarbeitern in der DDR sangen. Die Achtung ausländischer Bürger gehöre zur „humanistischen Tradition und zu den Werten der Gesellschaftsordnung der DDR“, erklärte Egon Krenz, damals FDJ-Vorsitzender, im März 1989 vor der Volkskammer.


Der Artikel spricht doch Bände, oder? :|
Und dennoch muss man gerade solche Legenden wie den DDR-Antifaschismus kritisch sehen.
Absolut richtig.
schokoschendrezki hat geschrieben:(06 Dec 2016, 11:32)

Nun muss man sich allerings die "Verordnung von Antifaschismus" in der DDR nicht (aussschließlich) als strafgesetzlich formulierte Weisung vorstellen. [...]
Tu ich auch nicht, das hast du wohl missverstanden. Es war schlicht StaatDoktrin, die jeder kannte. Wie, dass der Sozialismus die Menschen zu besseren Menschen macht.
Ein Sozialist war schlicht per se ein AntiFaschist und fertig. ;)
Zuletzt geändert von Bleibtreu am Dienstag 6. Dezember 2016, 11:53, insgesamt 1-mal geändert.
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Re:

Beitrag von Selina »

schokoschendrezki hat geschrieben:(06 Dec 2016, 10:04)

Das Problem ist vielleicht nicht mal, dass Antifaschismus in der DDR als Haltung "von oben verordnet" (also zum Beispiel an Schulen und Universitäten gelehrt) wurde, sondern dass zu einem echten, verinnerlichten Antifaschismus eine Art "weiter Blick", ein verinnerlichtes Weltbürgertum gehört. Und den musste man sich in der engen, kleinen Nischen-Welt der DDR hart erarbeiten. Das konnten nur wenige. Das kostete viel Mühe. Es war aber durchaus möglich.
Da ist was dran. Bis auf das "hart erarbeiten". Denn damals im Sozialismus war es genau wie heute im Kapitalismus, den ihr ja lieber "soziale Marktwirtschaft" nennt: Wenn man in Familie und Schule, vor allem in der Familie, weltoffen und freidenkerisch erzogen wurde, wenn es für einen schon als Kind vollkommen klar war, dass es keine Ausgrenzung von Fremden und Minderheiten geben darf und einem das die Eltern auch vorlebten, dann hat man das verinnerlicht für sein ganzes Leben lang. Hinzu kamen Kunst und Kultur sowie der Freundeskreis. Für mich und die Meinen war es - auch zu DDR-Zeiten - eben undenkbar, kalt und abweisend oder gar geringschätzig und abwertend über Ausländer zu reden.

Und das Argument, wir hätten ja keine Fremden gehabt und erlebt im Lande, stimmt auch nicht. Durch Schule, Ausbildung, Studium und Arbeit konnte man sogar sehr viel mit Ausländern zu tun haben, sofern man wollte. Aber, und jetzt kommt das Aber: Damals wie heute gilt: Dort, wo dieser Humanismus, dieses liberale und weltoffene Verhalten eben nicht von Kindesbeinen an vermittelt, gelehrt und gelernt wird, dort wird es im Erwachsenenleben auch immer Vorurteile oder sogar verfestigte Fremdenfeindlichkeit geben. Letztere gab es in der DDR natürlich auch. Auch wir hatten Neonazis und stinknormale Bürger der so genannten "Mitte" damals (also, was man in der DDR als "Mitte" bezeichnen konnte), die sich verächtlich über Vietnamesen, Angolaner, Kubaner, Russen und Ungarn äußerten. Und nicht nur das, es gab auch schlimme Übergriffe. Und dennoch: All das ist mit der Masse solcher fremdenfeindlichen Haltungen und Delikte von heute in seinem Ausmaß nicht zu vergleichen.

Und der Zusammenhang "Verhältnisse in der DDR = Fremdenfeindlichkeit a la Pegida" ist echt zu kurz gesprungen. Meiner Meinung nach haben erst die Verhältnisse nach der Wende dieses Gefühl des Abgehängtseins, des "denen da oben sind wir doch sowieso egal" befördert. Für eine kurze Weile während der Wende spürten diese Menschen "ooooh man, wir können ja mit den Füßen abstimmen und damit ein ganzes System hinwegfegen. Wie schön!" Sie erlebten eine immense Kraft als friedlich demonstrierende Menge, die sie in den Jahren danach wieder schmerzlich vermissten. Niemand brauchte sie mehr. Ihr Wort galt nichts mehr. Über diese Entwicklung sollten wir mal nachdenken.
Zuletzt geändert von Selina am Dienstag 6. Dezember 2016, 11:57, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Perfides Spiel mit der Sprache

Beitrag von Welfenprinz »

Selina hat geschrieben:(06 Dec 2016, 10:55)

Woher weißt du das? Ich habe ihn erfahren. Siehe oben ;)
1. Ohne Ausländer keine praktische Erfahrung im Zusammenleben mit Ausländern. Da bleibt die internationale Völkerfreundschaft eben Theorie auf Plakaten.
Bei allen Konflikten,die es immer noch gibt(das Potential dazu wird immer da sein) ist nun mal der Weg des Ittakers aus der Baracke am Wolfsburger Stadtrand in den Schuleltern oder Gemeinderat eine Erfahrung ,die dem DDR-Bürger verwehrt blieb. Nicht weil er schlechter ist sondern schlicht und ergreifend mangels Gelegenheit.
Praxis eben.

2. Ich hab inzwischen kapiert,dass dieser elendige Faschismusbegriff nicht einhellig gedeutet wird. Von Ost und West,von links und Mitte. Das ist auch ne akademische Diskussion für Politseminare.

Aber Staaten ,die die individuellen Rechte des Menschen derartig einschränken und dazu noch gruppenausgrenzend wirken wie die Länder des Ostblocks können für mich nie antifaschistisch sein.

Per definionem nicht.
Just my2cent aus der bürgerlichen Mitte. ;)
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Re: Perfides Spiel mit der Sprache

Beitrag von Selina »

Mal was ganz anderes, nur nebenbei: Weiß jemand zufällig, warum über meinem Antworttext von gerade eben nur "Re:" ohne die Worte "Perfides Spiel mit der Sprache" steht? Technik, die verkleistert :D :D
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Re: Perfides Spiel mit der Sprache

Beitrag von ThorsHamar »

Selina hat geschrieben:(06 Dec 2016, 12:02)

Mal was ganz anderes, nur nebenbei: Weiß jemand zufällig, warum über meinem Antworttext von gerade eben nur "Re:" ohne die Worte "Perfides Spiel mit der Sprache" steht? Technik, die verkleistert :D :D
.... weil über Schokos Beitrag, auf welchen Du geantwortet hast, gar kein Titel steht ....
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Re: Perfides Spiel mit der Sprache

Beitrag von Selina »

ThorsHamar hat geschrieben:(06 Dec 2016, 12:06)

.... weil über Schokos Beitrag, auf welchen Du geantwortet hast, gar kein Titel steht ....
Alles klar. Danke :)
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Re: Perfides Spiel mit der Sprache

Beitrag von ThorsHamar »

Chajm hat geschrieben:(06 Dec 2016, 00:04)

Und genau das ist das perfide Spiel mit der Sprache!
Auch ein Josef Goebbels erwähnte bereits 1933 in seiner Rede im Sportpalast das "freche Lügenmaul der Juden", welches er zu stopfen gedachte!
"Goebbels" und "1933" sind jetzt auch ganz wichtige Argumente an dieser Stelle, nicht wahr? Ich meine, mit diesem unschlagbaren Höhepunkt ist doch jeder Widerspruch erledigt.
Ein schönes Beispiel für "perfides Spiel mit der Sprache" ...
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Re: Perfides Spiel mit der Sprache

Beitrag von Chajm »

schokoschendrezki hat geschrieben:(06 Dec 2016, 11:16)

Eine offene DIskriminierung von Menschen nur aufgrund der Tatsache, dass sie ethnisch anders waren, war in der DDR tatsächlich nahezu ausgeschlossen.( ... )
Nunja, die einen sagen so, die anderen sagen so!

In der DDR gab es offenbar mehr ausländerfeindliche Übergriffe als bislang angenommen. Ein Historiker spricht von Hunderten Fällen und mindestens zwölf Toten. Die SED hat die Fälle vertuscht.
Zwei kubanische Vertragsarbeiter werden in Merseburg von mehreren Menschen in die Saale getrieben und dann mit Flaschen und Steinen beworfen, bis sie ertrinken. In Suhl jagen Menschengruppen algerische Gastarbeiter durch die Innenstadt und verprügeln sie mit Latten und Stangen.

Ein Lehrling aus Mosambik wird in Staßfurt von mehreren Männern bewusstlos geschlagen und in die Bode geworfen. Einen Tag später wird seine Leiche gefunden. Diese und andere fremdenfeindliche Angriffe in der DDR rekonstruiert der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) in der Sendung „Exakt – Die Story“ (17.8.2016/20.45 Uhr).

Bei rassistischen Übergriffen in der DDR starben nach Erkenntnis des Historikers Harry Waibel mindestens zwölf Menschen. „Wir können bisher 700 Vorfälle nachweisen und belegen, bei denen es mindestens zwölf Tote gegeben hat“, erklärt Waibel in dem MDR-Format. Nach Angaben des Senders hat Waibel Stasi-, Polizei- und Gerichtsakten ausgewertet und ist dabei auf Vorkommnisse im gesamten Gebiet der DDR gestoßen.

https://www.welt.de/kultur/history/arti ... r-DDR.html

Vertuscht und verdrängt - Warum starben Vertragsarbeiter in der DDR?
"Schlagt die Algerier tot!" - mit diesem Ruf wurden im August 1975 Nordafrikaner durch Erfurt gehetzt. Schon in den beiden Monaten zuvor hatte es in der damaligen DDR-Bezirksstadt immer wieder tätliche Auseinandersetzungen zwischen Deutschen und Algeriern in Gaststätten und bei Tanzveranstaltungen gegeben.

http://www.mdr.de/exakt/die-story/exakt ... r-100.html
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Re: Perfides Spiel mit der Sprache

Beitrag von ThorsHamar »

Selina hat geschrieben:(06 Dec 2016, 12:10)

Alles klar. Danke :)
gerne
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Re: Perfides Spiel mit der Sprache

Beitrag von schokoschendrezki »

Chajm hat geschrieben:(06 Dec 2016, 12:16)
Nunja, die einen sagen so, die anderen sagen so!
...
Deswegen schrieb ich ja auch: Offene Diskriminierung.
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Re: Perfides Spiel mit der Sprache

Beitrag von Chajm »

schokoschendrezki hat geschrieben:(06 Dec 2016, 13:08)

Deswegen schrieb ich ja auch: Offene Diskriminierung.
Wenn Menschen durch die Straßen gejagt werden, dürfte die Diskriminierung doch eigentlich offen genug sein, oder?
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Re: Re:

Beitrag von schokoschendrezki »

Selina hat geschrieben:(06 Dec 2016, 11:52)

Da ist was dran. Bis auf das "hart erarbeiten". Denn damals im Sozialismus war es genau wie heute im Kapitalismus, den ihr ja lieber "soziale Marktwirtschaft" nennt: Wenn man in Familie und Schule, vor allem in der Familie, weltoffen und freidenkerisch erzogen wurde, wenn es für einen schon als Kind vollkommen klar war, dass es keine Ausgrenzung von Fremden und Minderheiten geben darf und einem das die Eltern auch vorlebten, dann hat man das verinnerlicht für sein ganzes Leben lang. Hinzu kamen Kunst und Kultur sowie der Freundeskreis. Für mich und die Meinen war es - auch zu DDR-Zeiten - eben undenkbar, kalt und abweisend oder gar geringschätzig und abwertend über Ausländer zu reden.

Und das Argument, wir hätten ja keine Fremden gehabt und erlebt im Lande, stimmt auch nicht. Durch Schule, Ausbildung, Studium und Arbeit konnte man sogar sehr viel mit Ausländern zu tun haben, sofern man wollte. Aber, und jetzt kommt das Aber: Damals wie heute gilt: Dort, wo dieser Humanismus, dieses liberale und weltoffene Verhalten eben nicht von Kindesbeinen an vermittelt, gelehrt und gelernt wird, dort wird es im Erwachsenenleben auch immer Vorurteile oder sogar verfestigte Fremdenfeindlichkeit geben. Letztere gab es in der DDR natürlich auch. Auch wir hatten Neonazis und stinknormale Bürger der so genannten "Mitte" damals (also, was man in der DDR als "Mitte" bezeichnen konnte), die sich verächtlich über Vietnamesen, Angolaner, Kubaner, Russen und Ungarn äußerten. Und nicht nur das, es gab auch schlimme Übergriffe. Und dennoch: All das ist mit der Masse solcher fremdenfeindlichen Haltungen und Delikte von heute in seinem Ausmaß nicht zu vergleichen.

Und der Zusammenhang "Verhältnisse in der DDR = Fremdenfeindlichkeit a la Pegida" ist echt zu kurz gesprungen.
Auch wenn ich Dir im Großen und Ganzen zustimme: Den letzten Punkt sehe ich doch anders. Die "Fremdenfeindlichkeit a la Pegida" hat schon etwas mit den DDR-Verhältnissen zu tun. Mit allem was man mit geistig-kultureller Enge umschreiben könnte. Von Günter Gaus stammt die durchaus zutreffende Charakterisierung der DDR als "Nischengesellschaft". Er rückt also nicht etwa die Indoktrination ins Zentrum sondern die Flucht vor der Indoktrination in die verschiedenen "privaten Winkel". Und geistig-kulturelle Enge ist der ideale Nährboden für Dinge wie Fremdenfeindlichkeit.
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Re: Perfides Spiel mit der Sprache

Beitrag von schokoschendrezki »

Chajm hat geschrieben:(06 Dec 2016, 13:18)

Wenn Menschen durch die Straßen gejagt werden, dürfte die Diskriminierung doch eigentlich offen genug sein, oder?
Ist sie in dem Fall schon. Man wird aber für jeden tendenziell zutreffenden Tatbestand extreme Gegenbeispiele finden. Ohne den Ernst der aufgezählten Vorfälle in Zweifell zu ziehen.
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Re: Perfides Spiel mit der Sprache

Beitrag von Welfenprinz »

Diese Fälle sind doch aber -auch wenn sie schlimm sind- gar nicht das,was den Unterschied ausmacht(Gewalt gegen Ausländer hat es auch im Westen gegeben) genausowenig wie selinas persönliche Erfahrungen.

Die gesetzlichen,strukturellen Vorgaben und die Entwicklung des Staates schaffen doch die Voraussetzung für gelebte “Normalität“. Der “Gastarbeiter“ im Schulelternrat oder Cem Özdemir im Parlament war in der DDR(in den Ostblockstaaten) nicht möglich, gar nicht vorgesehen.
Die Völkerfreundschaft bleibt ein Slogan auf Plakaten, was die Ausgrenzung und damit ein Element der “Enge“ manifestiert. Das ist noch keine gelebte Fremdenfeindlichkeit,aber eine Wurzel davon.
Und ganz nebenbei eben auch ein faschistoider Ansatz.
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Re: Perfides Spiel mit der Sprache

Beitrag von Bleibtreu »

schokoschendrezki hat geschrieben:(06 Dec 2016, 13:30)

Ist sie in dem Fall schon. Man wird aber für jeden tendenziell zutreffenden Tatbestand extreme Gegenbeispiele finden. Ohne den Ernst der aufgezählten Vorfälle in Zweifell zu ziehen.
Exzessive GewaltAusbrüche sind nur die Spitze des Eisberges die aufzeigt, dass es darunter ordentlich gärt. Nicht jeder Hasser greift gleich persönlich zum gewetzten Messer.
Kurz, der von Oben verordnete AntiFaschismus war für den Popps - eine Legende, die nichts mit der Realität gemein hatte.
Welfenprinz hat geschrieben:(06 Dec 2016, 14:04)

Diese Fälle sind doch aber -auch wenn sie schlimm sind- gar nicht das,was den Unterschied ausmacht(Gewalt gegen Ausländer hat es auch im Westen gegeben) genausowenig wie selinas persönliche Erfahrungen.

Die gesetzlichen,strukturellen Vorgaben und die Entwicklung des Staates schaffen doch die Voraussetzung für gelebte “Normalität“. Der “Gastarbeiter“ im Schulelternrat oder Cem Özdemir im Parlament war in der DDR(in den Ostblockstaaten) nicht möglich, gar nicht vorgesehen.
Die Völkerfreundschaft bleibt ein Slogan auf Plakaten, was die Ausgrenzung und damit ein Element der “Enge“ manifestiert. Das ist noch keine gelebte Fremdenfeindlichkeit,aber eine Wurzel davon. Und ganz nebenbei eben auch ein faschistoider Ansatz.
So sehe ich das auch.
• Wer fuer alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein!
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Re: Perfides Spiel mit der Sprache

Beitrag von Selina »

Welfenprinz hat geschrieben:(06 Dec 2016, 14:04)

Diese Fälle sind doch aber -auch wenn sie schlimm sind- gar nicht das,was den Unterschied ausmacht(Gewalt gegen Ausländer hat es auch im Westen gegeben) genausowenig wie selinas persönliche Erfahrungen.

Die gesetzlichen,strukturellen Vorgaben und die Entwicklung des Staates schaffen doch die Voraussetzung für gelebte “Normalität“. Der “Gastarbeiter“ im Schulelternrat oder Cem Özdemir im Parlament war in der DDR(in den Ostblockstaaten) nicht möglich, gar nicht vorgesehen.
Die Völkerfreundschaft bleibt ein Slogan auf Plakaten, was die Ausgrenzung und damit ein Element der “Enge“ manifestiert. Das ist noch keine gelebte Fremdenfeindlichkeit,aber eine Wurzel davon.
Und ganz nebenbei eben auch ein faschistoider Ansatz.
Da muss ich als Zeitzeugin entschieden widersprechen. In meinem Umfeld war das alles kein "Slogan auf Plakaten" und durchaus "gelebte Normalität". Ich sehe die DDR ebenfalls sehr kritisch, aber das, was ich hier lese, hat mit meinen Erfahrungen und Erkenntnissen nicht sehr viel zu tun. Wir schauen doch alle mit unterschiedlichem Blickwinkel auf die DDR. Auch bei uns gab es damals mindestens drei größere Gruppen in der Bevölkerung: Erstens die Gegner der DDR, die alles, was unter dem Label "DDR" existierte, strikt ablehnten, zweitens die Angepassten, die Mitläufer, die sich einen bescheidenen Wohlstand erarbeitet hatten, die eher nicht politisch dachten, aber die auch keine großen Gegner der DDR waren, und drittens die Befürworter, unter ihnen natürlich die meisten SED-Mitglieder und sämtliche Staats- und Partei-Eliten. Da muss man schon sehr unterscheiden. Und so, wie die unterschiedlichen Gruppen damals schon die Themen "Antifaschismus in der DDR" und "Fremdenfeindlichkeit in der DDR" erlebt und bewertet haben, so tun sie es heute immer noch. Hinzu kommen natürlich die Westdeutschen, die diese Sachverhalte lediglich von außen und aus den Medien kennen. Ich habe es nun mal so erlebt, wie ich es oben mehrfach beschrieb. Da muss ich mich auch nicht revidieren oder rechtfertigen. Obwohl ich es ja schon vorher wusste, dass es wenig sinnvoll ist, wie von Nathan gewünscht, hier eine extra Diskussion dazu zu führen.
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Re: Re:

Beitrag von Alter Stubentiger »

schokoschendrezki hat geschrieben:(06 Dec 2016, 13:26)

Auch wenn ich Dir im Großen und Ganzen zustimme: Den letzten Punkt sehe ich doch anders. Die "Fremdenfeindlichkeit a la Pegida" hat schon etwas mit den DDR-Verhältnissen zu tun. Mit allem was man mit geistig-kultureller Enge umschreiben könnte. Von Günter Gaus stammt die durchaus zutreffende Charakterisierung der DDR als "Nischengesellschaft". Er rückt also nicht etwa die Indoktrination ins Zentrum sondern die Flucht vor der Indoktrination in die verschiedenen "privaten Winkel". Und geistig-kulturelle Enge ist der ideale Nährboden für Dinge wie Fremdenfeindlichkeit.
Das glaube ich auch. Das gilt für den ganzen ehemaligen Ostblock. Es fehlt irgendwie an innerer Freiheit, einer gewissen Beweglichkeit um unbekannte Dinge neugierig und nicht ängstlich zu betrachten. Meine Verwandtschaft im Osten wollte nach der Wende eigentlich nur den lang vermissten Konsum. Das man sich in der westlichen Welt aber auch immer wieder Veränderungen stellen muß (und darf) blieb ihnen stets suspekt. Die vermissen bis heute die Heimeligkeit der privaten DDR-Seite. Und deshalb sind Flüchtlinge/Zuwanderer eine Bedrohung für die Menschen aus dem ehemaligen Ostblock.
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Re: Re:

Beitrag von Selina »

schokoschendrezki hat geschrieben:(06 Dec 2016, 13:26)

Und geistig-kulturelle Enge ist der ideale Nährboden für Dinge wie Fremdenfeindlichkeit.
Ja sicher. Dennoch sehe ich auch heute eine enorme "geistig-kulturelle Enge", die ebenfalls der "Nährboden" für Fremdenfeindlichkeit ist. Und das beiweitem nicht nur im Osten. Dieses ständige Schielen nach Besitz und Konsum - Motto: Weiter, höher, schöner -, diese Massenverblödung durch die Regenbogenpresse und das so genannte Reality-TV bis zum Abwinken, Gewaltverherrlichung auf allen Kanälen, einspurige "Blockbuster"-Kultur, Ellenbogen-Mentalität und übertriebener Leistungsdruck schon ab Schulbeginn - all das wirkt kulturell ebenfalls sehr eng auf mich. Enger gehts kaum noch. Dass auf diesem "Nährboden" dann auch die Ablehnung von jeglichem Fremden, zurzeit der Muslime, prächtig gedeiht, das ist doch klar. Denn die Dinge etwas differenzierter zu betrachten, sich zu öffnen für Andersartigkeit, das lernt man nicht bei der Bildzeitungslektüre und auch nicht bei "Zuhause im Glück" :D
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Re: Perfides Spiel mit der Sprache

Beitrag von NMA »

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Re: Re:

Beitrag von Misterfritz »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(06 Dec 2016, 17:03)

Das glaube ich auch. Das gilt für den ganzen ehemaligen Ostblock. Es fehlt irgendwie an innerer Freiheit, einer gewissen Beweglichkeit um unbekannte Dinge neugierig und nicht ängstlich zu betrachten. Meine Verwandtschaft im Osten wollte nach der Wende eigentlich nur den lang vermissten Konsum. Das man sich in der westlichen Welt aber auch immer wieder Veränderungen stellen muß (und darf) blieb ihnen stets suspekt. Die vermissen bis heute die Heimeligkeit der privaten DDR-Seite. Und deshalb sind Flüchtlinge/Zuwanderer eine Bedrohung für die Menschen aus dem ehemaligen Ostblock.
ja, so ähnlich sehe ich das auch.
ich habe ja viele verwandte "drüben" - und einige haben schon anstrengende ansichten zu ausländern, fremden, veränderungen.
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Re: Perfides Spiel mit der Sprache

Beitrag von Nathan »

schokoschendrezki hat geschrieben:(06 Dec 2016, 11:32)

Nun muss man sich allerings die "Verordnung von Antifaschismus" in der DDR nicht (aussschließlich) als strafgesetzlich formulierte Weisung vorstellen. Es sind auf der einen Seite kanonisierte Ideologien wie etwa der "Proletarische Internationalismus", ein Begriff Lenins, der im Prinzip auf einen Weltkommunismus abzielt, der von Stalin durch das Paradigma vom "Sozialismus in einem Land", nämlich einer erweiterten russischen Nation abgelöst und dann ab Ende der 50er wieder reaktiviert wurde. Es sind auf der anderen Seite gewisse antifaschistisch geprägte kulturelle Traditionslinien wie etwa das Brecht-Theater. Ein echter, verinnerlichter Antifaschismus war in der DDR keine Selbstverständlichkeit aber "erarbeitbar" und sicher auch in Teilbereichen ebenso "erlebbar" wie ein Nationalismus mit Potenz zum Faschismus.
Schöner Beitrag! :thumbup:
Kleine Ergänzung: Diejenigen, die sich eine antifaschistische Haltung nicht nur erarbeitet sondern über ein reines Lippenbekenntnis hinaus auch zu leben versucht hatten lebten allerdings auch mit einem ständigen Ausweisungsrisiko.
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Re: Perfides Spiel mit der Sprache

Beitrag von Selina »

Nathan hat geschrieben:(06 Dec 2016, 23:00)

Diejenigen, die sich eine antifaschistische Haltung nicht nur erarbeitet sondern über ein reines Lippenbekenntnis hinaus auch zu leben versucht hatten lebten allerdings auch mit einem ständigen Ausweisungsrisiko.
Nö, lebten sie nicht. Ich hatte doch ziemlich detailliert meine Position dazu beschrieben. Siehe oben. Wäre nett, wenn du die drei/vier Beiträge von mir dazu mal lesen und ne Sekunde darüber nachdenken würdest ;) Schließlich hattest du diese Frage ja aufgeworfen und ich hab geantwortet. Ansonsten hätte ich mir die Mühe ja nicht machen brauchen. Also: Es gibt auch andere Positionen dazu, zum Beispiel meine :D
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Re: Re:

Beitrag von Selina »

Misterfritz hat geschrieben:(06 Dec 2016, 20:28)

ja, so ähnlich sehe ich das auch.
ich habe ja viele verwandte "drüben" - und einige haben schon anstrengende ansichten zu ausländern, fremden, veränderungen.
Solche "anstrengenden Ansichten" findest du aber jederzeit auch hier im Forum bei einzelnen Usern aus dem wunderschönen westlichen Teil unseres wiedervereinigten Landes ;)
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Re: Perfides Spiel mit der Sprache

Beitrag von Nathan »

Selina hat geschrieben:(06 Dec 2016, 23:40)

Nö, lebten sie nicht. Ich hatte doch ziemlich detailliert meine Position dazu beschrieben. Siehe oben. Wäre nett, wenn du die drei/vier Beiträge von mir dazu mal lesen und ne Sekunde darüber nachdenken würdest ;) Schließlich hattest du diese Frage ja aufgeworfen und ich hab geantwortet. Ansonsten hätte ich mir die Mühe ja nicht machen brauchen. Also: Es gibt auch andere Positionen dazu, zum Beispiel meine :D
Ja, hab ich ja, keine Sorge. Ich dachte z.B. an Biermann, Jentzsch, Fuchs, Becker, alles intellektuelle Antifaschisten, Künstler, Schriftsteller etc. Sie spielten mit der Sprache, der Musik, der Leinwand, den Farben ein perfides Spiel aus Honeckers Sicht.
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Re: Re:

Beitrag von Nathan »

Selina hat geschrieben:(06 Dec 2016, 23:44)

Solche "anstrengenden Ansichten" findest du aber jederzeit auch hier im Forum bei einzelnen Usern aus dem wunderschönen westlichen Teil unseres wiedervereinigten Landes ;)
stimmt auch, besonders dort wo man eigentlich überhaupt nicht daran denkt, z.B. in Dortmund, mitten im Pott, fette Neonaziszene dort, also kein Grund für westliche Überheblichkeit, wenn es das ist was dich stört. Ansonsten sind 180.000 IMs nicht gerade ein Zeichen für einen antifaschitischen Staat, oder was sehe ich denn da so falsch?
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Re: Perfides Spiel mit der Sprache

Beitrag von Selina »

Nathan hat geschrieben:(06 Dec 2016, 23:46)

Ja, hab ich ja, keine Sorge. Ich dachte z.B. an Biermann, Jentzsch, Fuchs, Becker, alles intellektuelle Antifaschisten, Künstler, Schriftsteller etc. Sie spielten mit der Sprache, der Musik, der Leinwand, den Farben ein perfides Spiel aus Honeckers Sicht.
Ja, sicher. Aber viele mussten sich halt nicht verstellen oder sich verbiegen oder anstrengen und sind immer anständig dort geblieben. Für sie war der Antifaschismus das normalste der Welt und eben Alltag. Ich hab keinen Grund, mir das nur auszudenken. Das war einfach so. Ich glaube, wir alle sind noch zu sehr beeinflusst von den Schwarz-Weiß-Klischees der jeweiligen Gegenseite aus Zeiten des kalten Krieges. Die Wirklichkeit war und ist aber immer konkret und wird individuell wahrgenommen. Und die Argumente von jemandem, der direkt dabei war jahrzehntelang, sollten schon mehr Gewicht haben, als irgendwelche Berichte aus zweiter und dritter Hand. Wie gesagt, ich könnte ebenfalls unzählige kritische Punkte nennen, was alles schiefgelaufen ist in der DDR. Aber einiges war genau richtig. Dazu zählt unter anderem auch der Antifaschismus. Wobei ich aber immer auch einräumte, dass das eben unterschiedlich wahrgenommen wurde. Je nachdem, wie man zum Gesamtgebilde DDR stand (hatte ich oben bereits genau beschrieben anhand der drei Gruppen). Wir haben halt alle immer viel gelesen, viele gute Spielfilme zum Thema gesehen und vor allem unverkrampft in der Familie und im Freundeskreis darüber gesprochen. Da wurde niemand "unterwandert" oder indoktriniert. Und ich gehörte nicht zu irgendwelchen "Eliten". In anderen Kreisen wiederum war es halt anders.
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Re: Re:

Beitrag von Selina »

Nathan hat geschrieben:(06 Dec 2016, 23:50)

stimmt auch, besonders dort wo man eigentlich überhaupt nicht daran denkt, z.B. in Dortmund, mitten im Pott, fette Neonaziszene dort, also kein Grund für westliche Überheblichkeit, wenn es das ist was dich stört. Ansonsten sind 180.000 IMs nicht gerade ein Zeichen für einen antifaschitischen Staat, oder was sehe ich denn da so falsch?
Stasi und Antifaschismus sind zwei Paar Schuhe. Wäre ein Extra-Thema ;)
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Nathan
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Re: Perfides Spiel mit der Sprache

Beitrag von Nathan »

Selina hat geschrieben:(07 Dec 2016, 00:04)

Ja, sicher. Aber viele mussten sich halt nicht verstellen oder sich verbiegen oder anstrengen und sind immer anständig dort geblieben. Für sie war der Antifaschismus das normalste der Welt und eben Alltag. Ich hab keinen Grund, mir das nur auszudenken. Das war einfach so. Ich glaube, wir alle sind noch zu sehr beeinflusst von den Schwarz-Weiß-Klischees der jeweiligen Gegenseite aus Zeiten des kalten Krieges. Die Wirklichkeit war und ist aber immer konkret und wird individuell wahrgenommen. Und die Argumente von jemandem, der direkt dabei war jahrzehntelang, sollten schon mehr Gewicht haben, als irgendwelche Berichte aus zweiter und dritter Hand. Wie gesagt, ich könnte ebenfalls unzählige kritische Punkte nennen, was alles schiefgelaufen ist in der DDR. Aber einiges war genau richtig. Dazu zählt unter anderem auch der Antifaschismus. Wobei ich aber immer auch einräumte, dass das eben unterschiedlich wahrgenommen wurde. Je nachdem, wie man zum Gesamtgebilde DDR stand (hatte ich oben bereits genau beschrieben anhand der drei Gruppen). Wir haben halt alle immer viel gelesen, viele gute Spielfilme zum Thema gesehen und vor allem unverkrampft in der Familie und im Freundeskreis darüber gesprochen. Da wurde niemand "unterwandert" oder indoktriniert. Und ich gehörte nicht zu irgendwelchen "Eliten". In anderen Kreisen wiederum war es halt anders.
Ja, unbenommen. Ich denke, das bestreitet dir auch niemand.
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Selina
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Re: Perfides Spiel mit der Sprache

Beitrag von Selina »

Nathan hat geschrieben:(07 Dec 2016, 00:15)

Ja, unbenommen. Ich denke, das bestreitet dir auch niemand.
Alles klar :) Gute Nacht.
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