Eine Kalifornische Senatorin möchte das antiquierte Wahrecht zu dem Präsidentschaftswahlen reformieren. Die traditionelle Ausgestaltung des bisherigen Wahlverfahrens waren insgesamt einmal dem Stand der organisatorisch-technischen Möglichkeiten vor Jahrhunderten geschuldet. Heute gibt es dafür kaum noch rationale Argumente.
http://www.faz.net/aktuell/politik/wahl ... 30326.html
Zu den großen Schwächen des Wahlmännersystems mit Mehrheitswahlrecht zählt die Tatsache, dass die Wahlen letztendlich nur in wenigen Staaten, den sog. Swing-States entschieden werden und in Staaten in denen eine Partei traditionell stärker ist millionenfach Stimmen verfallen. Das hat zur Folge dass die Kandidaten dazu tendieren ihren Wahlkampf auf die Bedürfnisse dieser wenigen Staaten zuzuschneiden und dass die allgemeine Wahlbeteiligung mit 50% nicht besonders hoch ist, bzw. viele Menschen schon gar nicht mehr wählen gehen weil ihre Stimme ohne Gewicht ist. Insbesondere in den Staaten mit ohnehin klaren Wahlausgang.
Antiquiert ist auch der Wahltermin an einem Arbeitstag, dem Dienstag, der heute eher als Wahlhindernis gesehen wird. Dazu fallen heute die historischen Gründe weg (Samstag/Sonntag religiöse Gebote, mehrtägige Anfahrszeit der entlegenen Farmer mit Pferdekutschen zur nächsten Town Hall mit geschäftlicher Verbindung der Reise zum Markbesuch/Handel am folgenden Mittwoch).
Auch können bei knappen Wahlausgang in einem Staat Unregelmässigkeiten enorme Verschiebungen im Wahlresultat erzeugen (the winner takes it all). So kann schon eine in Pennsylvania falsch gezählte Stimme in Zweifelsfall Millionen anderer Stimmen in anderen Staaten überstimmen. Das würde die Bilanz mit +20/-20 also total 40 Wahlmännerstimmen umkehren. Diser theoretische Extremfall macht bei der derzetigen Wahlbeteiligung bundesweit ein Stimmgewicht von 7 Millionen Wähler. Daher sind auch immer gerne Leute mit Verdacht auf Wahlbetrug recht schnell bei knappen Wahlausgang.
Der weitere Kritikpunkt ist das ungleiche Stimmgewicht zwischen den Wählern unterschiedlicher Staaten, da die Wahlmännerzahl nach einem Schlüssel vergeben werden, der nicht so ganz die Proportionalität der Wahlberechtigten abbildet. Die aktuelle verlorene Wahl der Demokratin Clinton ist natürlich auch deswegen der Grund für die erneute Initiative für eine Verfassungsänderung. Obwohl eigentlich 2/3 des House für eine Änderung des Wahlmännersystems zugunsten der Direktwahl sind, bleiben die Hürden hoch. Denn in House und Senate müssen jeweils 2/3 für die Verfassungsänderung stimmen und dann müssen noch 3/4 der Bundesstaaten das ratifizieren. Es gab schon viele Initiativen, die alle an den Hürden gescheitert sind.
Aktuell dürfte zudem seitens der Republikaner das wenigste Bedürfnis bestehen am derzeitigen System etwas zu ändern,
waren und sind es doch gerade sie, die vom antiquierten und durchaus problematischen Wahlverfahren im Zweifelsfall profitieren.
Bisher gelang es in der Geschichte noch keinem Demokraten mit einer Minderheit in der Popular Vote Präsident zu werden, den Republikanern aber schon vier mal die Mehrheit der Electoral Vote zu erreichen. Und sogar zweimal in Folge einen Change mit den Kandidaten Bush und Trump. Der Grund warum die GOP hier im Vorteil ist, liegt darin, dass es zum einen mehr kleine Staaten gibt die Red-States sind als klassische Blue-States. In kleinen Staaten ist das Stimmgewicht tendenziell größer als in Staaten wie California und Texas. Das hat zur Folge, dass bei einer Überrepräsentation der GOP in der kleinen Staaten sie mit weniger Stimmen mehr Wahlmänner erhält. Und das ist auch in der Realität so, dass in den ländlich geprägten und bervölkerungsarmen Staaten die Leute eher GOP wählen.
Das ist aktuell so günstig für die GOP dass sie das traditionelle Wahlverfahren verteidigen werden.
Ordnet man alle Bundesstaaten nach dem Gewicht der jeweiligen Wählerstimme, so liegt Tennessee mit dem durchschnittlichsten Stimmgewicht von 100% im unteren Feld der Liste. Bei den Staaten mit einem Stimmgewicht über 100% sind die klassischen Red-States deutlich häufiger vertreten.
Daher ist es kein Wunder, dass bei knappen Wahlausgang der Popular Vote die GOP regelmässig klar im Vorteil ist.
Hier ein interessanter Staaten-Vergleich zum jewligen Stimmgewicht:
https://d3n8a8pro7vhmx.cloudfront.net/f ... lector.pdf
https://wallethub.com/edu/how-much-is-y ... orth/7932/
Auch lesenswert:
https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_U ... pular_vote
https://en.wikipedia.org/wiki/National_ ... te_Compact
https://www.washingtonpost.com/politics ... story.html
http://www.consultantsmind.com/2012/08/ ... l-college/
Hier blogt jemand eine Gegenmeinung, warum eine Direktwahl nicht gut wäre, nur scheint mir der gute Mann ziemlich verwirrt. Er befürchtet Folgen, die doch genau das aktuelle Wahlverfahren erzeugen.
http://www.huffingtonpost.com/curtis-ga ... 89390.html
"Die Erde ist ein Irrenhaus. Dabei könnte das bis heute erreichte Wissen der Menschheit aus ihr ein Paradies machen." Joseph Weizenbaum