H2O hat geschrieben:(02 Feb 2016, 23:22)
Ich vermute folgenden Zusammenhang:
Kapitalgesellschaften investieren in die industrialisierte Landwirtschaft,
und sie kommen fortan mit sehr wenigen Mitarbeitern über die Runden.
Die Anzahl "3" lassen wir einmal ruhen... ich kann diese Zahl gar nicht
beurteilen!
Mit dieser gestiegenen Produktivität machen sie gute Gewinne, während
die noch mehr bäuerlich geführten Betriebe gegen ihren Untergang
kämpfen... schon weil sie weder die Ackerflächen noch die Gebäude
noch die technischen Einrichtungen erwirtschaften können, die Risiken
ihnen auch unheimlich sind... Millionenbeträge immerhin, so vermute ich.
Schon die kleinen Familienbetriebe im Haupterwerb (sofern man die Zahl 3 hernimmt) jonglieren mit hohen sechsstelligen bis knapp siebenstelligen Beträgen. Deutlich kleinere, schwächere Betriebe existieren nicht mehr oder werden in der Freizeit weitergeführt. Mehr als Hobby oder Nebenerwerb, sehr oft ohne arbeitsintensiv Tierhaltung weil sich diese nicht lohnt.
Heute ist ein Traktor 150...250 PS stark und mit mehr Elektronik bestückt als ein PKW. Das kostet teuer Geld (500...1000 € pro PS), deswegen scheuen kleinere Unternehmen die hohen Investitionen.
Bei unter 30 Hektar lohnt sich die Arbeit nicht.
Mit Rosamunde-Pilcher oder Landarzt-Romantik hat es nichts mehr zu tun, tat es auch nie wirklich.
Die meisten Bauern von gestern arbeiten heute in der Industrie.
Viele besitzen aber noch die Ländereien, meist werden diese verpachtet. Ein nettes Zubrot und außerdem wertstabil weil krisensicher.
Ein Feld kann mit Bombenkratern übersät sein, ist deswegen aber nicht weniger wert. Es wird überpflügt und bringt das Jahr darauf wieder Ertrag. Ein Haus in der Stadt ist dagegen weg, ein Totalverlust also sofern es getroffen wird.
Wer zudem seine Ersparnisse in Geldform und nicht inflationssicheren Werten wie etwa Gold angelegt hat, steht im Ernstfall mit leeren Händen da.
Im Worst case hatten die (Groß)Städter stets das Nachsehen.
Auf dem Land kann man zumindest bei Bedarf Gurken anbauen ohne dass sie geklaut werden.
In Zeiten wie heute lohnt das natürlich nicht weil Lebensmittel (zu) billig sind. Es sei denn man ist überzeugter Biogärtner und will ungespritztes Obst und Gemüse.... Aber das ist ein anderes Thema.
Die Jugend von heute ist arbeitsscheuer denn je aber mehr auf Geld, Konsum und Spaß fixiert.
Leben auf dem Land passt daher nicht zu ihnen, deswegen wollen sie in die Stadt.
Frauen tun sich besonders hart weil sie mehr den sozialen Kontakt suchen als Männer und im Alter mit der finanziellen Belastung, welche Häuser und Ländereien mit sich bringen, allzu oft überfordert sind.
Deswegen ist es für die männlichen Vertreter auf dem Land auch so schwer den entsprechenden weiblichen Partner zu finden.
In Zeiten wie diesen will sich keiner mit einer eventuellen, richtig massiven Krise beschäftigen, ist daher auch nicht bereit gewisse Einschränkungen zu akzeptieren.
Deshalb geht die Masse in die Stadt, wohnt vorrangig zur Miete, spart wenig aber konsumiert viel.
3...4 Jobs in 10 Jahren bei unterschiedlichen Arbeitgebern sind keine Seltenheit, man liebt die Abwechslung.
Draussen auf dem Land ist das beschaulicher. Oft arbeitet die Belegschaft 20 Jahre und länger mit den selben Kollegen zusammen. Kontinuität ist hier wichtiger als ständiger Wechsel. Eine ordentliche Geschäftsführung wirtschaftet nachhaltig, das gibt Planungssicherheit. Mit einem städtischen Gastronomen ist das nicht zu machen, dieser wähnt sich beim Wort Traditionsunternehmen im falschen Film.
Schlussendlich sind heutige "Bauern" reicher als der Durchschnitt, auch wenn man es ihnen selten ansieht.
Wer nicht bereit ist mehr als 7...8 Stunden pro Tag zu arbeiten und auch in seiner Freizeit lieber daddelt als die Ärmel hochzukrempeln, hat auf dem Land nichts mehr zu suchen.
Gewisse Einschränkungen gibt es, ganz ohne Kompromisse geht es im Leben nie, jedoch gibt es auch einige Vorzüge.
Viele kaufen sich bei Zeit eine ETW in der nächstgrößeren Stadt, in der sie bei Bedarf ihren Lebensabend verbringen können, zwischenzeitlich wird sie vermietet. Andere gehen direkt in betreutes Wohnen oder Altersheime.
In die Stadt ziehen geht recht fix, der Weg (zurück) raus aufs Land ist meist nicht so einfach.
Es ist wohl eine Frage der persönlichen Einstellung, der Ehrgeizigkeit und dem Streben nach Sicherheit und Ruhe, weniger dem Bedarf an Rundumversorgung durch Dritte.
So setzt ein jeder die Prioritäten etwas anders.