Es handelt sich hier um langfristige Entwicklungen. Assad hat von Anfang an einerseits die Aktivisten der ersten Stunde, welche Demos veranstalteten und lediglich seinen Sturz forderten verfolgt und getötet, gleichzeitig hat er eine Amnestie für Jihadisten erlassen, die dann als Kampferprobte Ideologen nach einiger Zeit zur dominanten Kraft wurden. Diese Vorgehensweise wurde immer begleitet von der Aussage, dass alle Gegner von Assad aus Jihadisten und al Qaida bestehen würde. Die Gebiete die der IS beherrscht waren lange Zeit für Assad ohne Bedeutung bzw. er hatte sich ja schon vor Jahren aus dem Nordosten Syriens zurückgezogen. Für ihn ist die Kontrolle von Kernsyrien wichtig, d.h. Lattakia und die Achse Hama, Homs und Damaskus. Raqqah hat für ihn keine strategische Bedeutung, darum wurde der IS militärisch erst ein Problem, als der IS Palymra und Gebiete östlich von Homs eroberte. Dabei ging es dem IS übrigens nicht darum Assad gefährlich zu werden, sondern um die Ölfelder die dort sind.
Die Situation wiederholt sich mit Russland gerade wieder. Man erzählt man wolle den IS bekämpfen und die eigenen Luftschläge treffen dann zu vielleicht 90% nicht den IS sondern andere Gruppen. Das liegt daran, dass der IS für Assad eine sekundäre militärische Bedrohung ist.
Das für den Islamischen Staat Assad gar keine Rolle spielt erkennt man daran, dass es sich im Kern um eine irakische Organisation handelt, in deren Zentrum dazu ein ideologisches Ziel steht. Es geht um den Aufbau eines islamischen Staates, die Wiedererrichtung des Kalifats, die Einführung der Scharia. Der Bürgerkrieg gegen Assad ist nur eine Gelegenheit dieses Ziel voranzutreiben, natürlich will man irgendwann Damaskus erobern, aber das ist nicht das Hauptziel der Gruppe.
Aha, es geht/ging also nicht um den Sturz Assads für den Westen (und seine Verbündeten)
Das sollte doch spätestens seit dem Abkommen mit Assad bezüglich der Chemiewaffen klar sein. Das war im September 2013. Wenn Obama den Sturz von Assad ernsthaft gewollt hätte, hätte er dort militärisch aktiv werden können bzw. die Hilfe für die Opposition drastisch erhöhen können. Stattdessen hat er ein diplomatisches Abkommen mit Assad geschlossen. Seitdem ist klar, dass die USA nicht wirklich den Sturz von Assad und ein Zusammenbruch seines Systems wollen, weil sie die Erstarkung von al Nusra&Co befürchten. Die Taktik von Assad die syrische Opposition durch geschicktes manövrieren hin zum Jihadismus und al Qaida zu bewegen und dafür dann für den Westen unstürzbar zu sein, ist voll aufgegangen. Man sieht es ja dieser Tage wieder, wenn man ernsthaft erklären muss, dass man nicht mit Assad gegen den IS kämpfen will und diese Position zunehmend ideologisch verbohrt erscheint.
Das war seit jeher die Überlebensstrategie von Assad und er hatte damit Erfolg. Wer in Raqqa herrscht kann ihm da herzlich egal sein.
und der IS kämpft nicht gegen Assad?
Hat er zumindest bis zur Eroberung von Palmyra kaum gemacht, stattdessen hat man andere sunnitische Rebellen bekämpft, weil es zur Errichtung eines islamischen Staates in Irak und Syrien auf Grundlage der IS-Ideologie sinnvoller ist, sunnitische Gebiete zu erobern, als sich in einem Kampf mit Assad aufzureiben, der militärisch auch wenig erfolgsversprechend ist.
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