Zu viele Studenten/Akademiker in Deutschland?

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jack000
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Re: Zu viele Studenten/Akademiker in Deutschland?

Beitrag von jack000 »

Nightwatch » Sa 15. Mär 2014, 10:12 hat geschrieben: Gibt es im MINT-Bereich freie Azubistellen?
Ja, sehr viele.
Und wie sieht die Lohnentwicklung der jeweiligen Branchen aus?
Sehr gut.
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Nightwatch
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Re: Zu viele Studenten/Akademiker in Deutschland?

Beitrag von Nightwatch »

frems » Sa 15. Mär 2014, 17:43 hat geschrieben: Naja, zumindest in den technischen Berufen klagen Betriebe immer wieder, daß sie Stellen nicht besetzen können. Das können natürlich fehlende Bewerber sein, weil z.B. jemand nicht von Rügen in den Schwarzwald für eine Lehre ziehen möchte, oder es gibt keine geeigneten, weil man beispielsweise Abitur voraussetzt. Wie die Lohnentwicklung für Gesellen ist, weiß ich nicht. Bei Ingenieuren sind es derzeit 2-3% pro Jahr.
jack000 » Sa 15. Mär 2014, 17:50 hat geschrieben: Ja, sehr viele.
Sehr gut.
Die IG Metall konnte letztes Jahr eine Tarifsteigerung von 3,4% durchsetzen und gab selbst eine Inflation von 2% und einen Produktivitätszuwachs von 1,5% in den Verhandlungen an.
http://www.boeckler.de/pdf/p_ta_jb_2013

Bei einem tatsächlichen Mangel an Arbeitskräften wäre die Steigerung höher ausgefallen.

Zur Ausbildungssituation: Jeder dritte Ausbildungsinteressierte geht leer aus und wird vom Jobcenter geparkt, um die Statistik zu schönen. http://www.dgb.de/presse/++co++d1b94486 ... 188b4dc422

Auch hier kann ich keinen prinzipiellen Mangel an der Anzahl der Bewerber erkennen. Wie sehen denn die Ansprüche der Unternehmen aus? Wird Abitur vorausgesetzt, wo früher ein Realschulabschluß reichte?
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frems
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Re: Zu viele Studenten/Akademiker in Deutschland?

Beitrag von frems »

Nightwatch » So 16. Mär 2014, 04:05 hat geschrieben: Auch hier kann ich keinen prinzipiellen Mangel an der Anzahl der Bewerber erkennen. Wie sehen denn die Ansprüche der Unternehmen aus? Wird Abitur vorausgesetzt, wo früher ein Realschulabschluß reichte?
Unter anderem, ja. Und dabei denken sich vieler Schüler, daß sie auch gleich studieren können, wenn sie eh schon die Hochschulreife erworben haben.

Einen prinzipiellen Mangel sieht da wohl niemand, sondern eher in manchen Regionen und Branchen. Und mit einem Hauptschulabschluß hat man es heute auch bei hoher Mobilität schwer, überhaupt erst eingeladen zu werden zum Vorstellungsgespräch. :|
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jack000
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Re: Zu viele Studenten/Akademiker in Deutschland?

Beitrag von jack000 »

Nightwatch » So 16. Mär 2014, 04:05 hat geschrieben: Die IG Metall konnte letztes Jahr eine Tarifsteigerung von 3,4% durchsetzen und gab selbst eine Inflation von 2% und einen Produktivitätszuwachs von 1,5% in den Verhandlungen an.
http://www.boeckler.de/pdf/p_ta_jb_2013

Bei einem tatsächlichen Mangel an Arbeitskräften wäre die Steigerung höher ausgefallen.
Bedenke, das es sich hierbei um Tariflöhne handelt. Wenn die IG-Metall 3,4% mehr aushandelt, bekomme z.B. ich theoretisch keinen Cent mehr da übertarifliche Bezahlung in der Industrie üblich ist.
Zur Ausbildungssituation: Jeder dritte Ausbildungsinteressierte geht leer aus und wird vom Jobcenter geparkt, um die Statistik zu schönen. http://www.dgb.de/presse/++co++d1b94486 ... 188b4dc422
Unsinn, abgesehen davon betrachtet der DGB sämtliche Berufe und nicht nur MINT.
Auch hier kann ich keinen prinzipiellen Mangel an der Anzahl der Bewerber erkennen. Wie sehen denn die Ansprüche der Unternehmen aus? Wird Abitur vorausgesetzt, wo früher ein Realschulabschluß reichte?
Die Anforderungen werden gesenkt:
Deutschlands Unternehmen schauen vermehrt auf den Charakter ihrer Bewerber und weniger auf die Schulnoten. "Jemand, der schlecht in Mathematik ist oder Probleme in Fremdsprachen hat, kann aufgrund seiner Persönlichkeit durchaus ein guter Verkäufer sein", sagte der Verbandspräsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Hans-Heinrich Driftmann.

Deswegen wünscht sich Deutschlands Wirtschaft einer neuen Umfrage zufolge aussagekräftigere Schulzeugnisse: Sie sollten mehr Informationen über die Sozialkompetenz der Jugendlichen, also Betragen, Fleiß und Ordnung, liefern, sagte Driftmann. Damit wünscht sich der DIHK praktisch die sogenannten Kopfnoten zurück, die in den siebziger Jahren aus westdeutschen Zeugnissen verschwanden, inzwischen aber in einigen Bundesländer wieder auf den Leistungsnachweisen stehen.
Driftmann stellte am Dienstag in Berlin die Verbandsumfrage des DIHK "Ausbildung 2012" vor. Darin befragten sie online 14.533 Unternehmen: Bieten Sie mehr Ausbildungsplätze an oder weniger? Wie viele Auszubildende wollen Sie übernehmen? In welchen Bereichen sind Sie unzufrieden mit heutigen Schulabgängern? Unter welchen Voraussetzungen würden Sie mehr Ausbildungsplätze mit lernschwächeren Jugendlichen besetzen? Wie viele Ausbildungsplätze konnten Sie nicht besetzen?

Dabei sagt mehr als ein Fünftel der Betriebe, sie konnten im vergangenen Jahr nicht alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen, insgesamt 60.000 Plätze blieben hochgerechnet unbesetzt. Demgegenüber stehen aktuell rund 76.000 Jugendliche, die die Bundesagentur für Arbeit zwar als "ausbildungsreif" eingestuft hat, die aber keinen Ausbildungsplatz gefunden haben. Hinzu kommt: Knapp 300.000 junge Menschen hängen derzeit in einer Warteschleife. Sie befinden sich in verschiedenen Überbrückungsmaßnahmen, aus denen es für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen oft kein Entrinnen gibt.

Viele Betriebe würden lernschwache Schüler einstellen

Ein Großteil der unbesetzten Ausbildungsplätze ist auf die gesunkene Zahl der Schulabgänger zurückzuführen: 2005 verließen noch 940.000 Jugendliche die Schule, im vergangenen Jahr waren es 873.000. Zuletzt waren die Bewerberzahlen wegen der doppelten Abiturjahrgänge und der Aussetzung der Wehrpflicht allerdings nicht ganz so stark gesunken.

Viele Unternehmen sind von den Bewerbern wenig überzeugt: Insgesamt klagen mehr als drei Viertel der Betriebe, die Jugendlichen seien für eine Ausbildung nicht reif. Etwa jedes zweite Unternehmen reagiert darauf, indem sie ihren Auszubildenden selbst Nachhilfe anbietet. Etwa jedes dritte nimmt Hilfen der Agentur für Arbeit in Anspruch, etwa jedes zehnte stellt den Auszubildenden einen Mentor an die Seite. Gleichzeitig senken auch immer mehr ihre Ansprüche an Bewerber: 16 Prozent der befragten Betriebe sind heute dazu bereit, das sind vier Prozentpunkte mehr als im Vorjahr.

Dazu passt, dass heute mehr Betriebe als früher lernschwache Schüler einstellen würden: 2010 sagten noch 36 Prozent, das komme für ihr Unternehmen nicht in Frage, heute sind es nur noch 29 Prozent. Im Umkehrschluss folgern die Autoren der Studie: Mehr als 70 Prozent der Ausbildungsbetriebe würden grundsätzlich lernschwächere Schüler einstellen.

Immer häufiger sagen die Betriebe dabei: An Deutsch- und Mathe-Kenntnissen scheitert die Ausbildung meist nicht - das können die Unternehmen schließlich mit Nachhilfe auffangen. "Viel wichtiger ist, dass die Jugendlichen motiviert, leistungsbereit und zuverlässig sind", heißt es in der Studie. 39 Prozent der befragten Unternehmen sagten heute: Soziale Kompetenzen sind uns wichtiger als schulische Leistungen. Zwei Jahre zuvor sagten das nur 21 Prozent.
http://www.spiegel.de/schulspiegel/dihk ... 32091.html
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frems
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Re: Zu viele Studenten/Akademiker in Deutschland?

Beitrag von frems »

@jack: Da steht aber nichts vom Schulabschluß. Schau mal wie in Stuttgart aussortiert wird: http://www.stuttgart.de/item/show/490022

Und das staatlicherseits. Was aber prinzipiell auch nicht ungewöhnlich ist, wenn die inhaltlichen Anforderungen auch entsprechend gestiegen sind. In den 50ern war eine Mechanikerlehre halt noch was anderes als eine Mechatronikerausbildung heute.
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Re: Zu viele Studenten/Akademiker in Deutschland?

Beitrag von jack000 »

frems » Mi 19. Mär 2014, 22:22 hat geschrieben:@jack: Da steht aber nichts vom Schulabschluß. Schau mal wie in Stuttgart aussortiert wird: http://www.stuttgart.de/item/show/490022

Und das staatlicherseits. Was aber prinzipiell auch nicht ungewöhnlich ist, wenn die inhaltlichen Anforderungen auch entsprechend gestiegen sind. In den 50ern war eine Mechanikerlehre halt noch was anderes als eine Mechatronikerausbildung heute.
Nun, das ist der öffentliche Dienst und der kann sich natürlich seine Bewerber noch aussuchen und was da im Link steht sind erstmal die Vorschriften. Die Realität kann anders ausfallen und die Frage stellt sich, wie diese Vorschriften noch vor 10 Jahren ausgefallen sind. Das die Aussicht einen Arbeitsplatz zu bekommen, den man bis zur Rente hat ist natürlich sehr attraktiv.

Ich habe bei der Telekom bis 1997 Elektroniker gelernt und als Einsteig 650 Mark erhalten und nach 3 Jahren 1050 Mark (Das gehörte nach Bau-Ausbildungsberufen zu den am besten bezahlten Ausbildungsplätzen). Einzelhandelskaufleute hatten damals 300 - 350DM bekommen. Schau mal was heute beim Aldi um die Ecke hier bezahlt wird (Und Mindestvorraussetzung ist nur Hauptschule):
http://imgur.com/cjdGqtl

Das hing an den Fenstern am Ausgang, später haben die eine lebensgroße Pappfigur im Eingangsbereich aufgestellt an der man ausweichen musste.

Natürlich gibt es da regionale Unterschiede, aber was ist denn die Motivation so viel für Azubis zu zahlen und so Werbung dafür zu machen?
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Re: Zu viele Studenten/Akademiker in Deutschland?

Beitrag von frems »

jack000 » Mi 19. Mär 2014, 22:45 hat geschrieben: Natürlich gibt es da regionale Unterschiede, aber was ist denn die Motivation so viel für Azubis zu zahlen und so Werbung dafür zu machen?
Naja, dann schau mal, ob Du in Erfahrung brnigen kannst, wie viele Hauptschüler sich bewarben und genommen werden. Abgesehen davon gibt's Ausbildungen, wo man deutlich "mehr" verdient. Die Inflation arbeitet ja auch etwas mit. Jedenfalls ist nicht erkennbar, daß heute irgendein Beruf hauptsächlich von Azubis mit mittlerer Reife ausgeübt wird, wo früher Abitur selbstverständlich war, sondern eher umgekehrt.

Und wenn die Ausbildungsberufe ein Problem haben, daß so viele junge Menschen studieren, dann müssen sie die Stellen halt attraktiver machen. Bei uns bauen bspw. Unternehmen zusammen mit der Handelskammer Azubi-Wohnheime, damit es nicht nur für Studenten subventionierte Wohnungen gibt. Es stellen sich ja schon viele die Frage, wieso sie eine dreijährige Ausbildung machen sollen, wenn sie Abi haben und ein dreijähriges Studium absolvieren können, wo sie bei letzterem in der Regel mehr verdienen und seltener arbeitslos sind. Und jene Abiturienten wollen die Betriebe ja.
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Re: Zu viele Studenten/Akademiker in Deutschland?

Beitrag von Nightwatch »

frems » Mi 19. Mär 2014, 23:57 hat geschrieben: Naja, dann schau mal, ob Du in Erfahrung brnigen kannst, wie viele Hauptschüler sich bewarben und genommen werden. Abgesehen davon gibt's Ausbildungen, wo man deutlich "mehr" verdient. Die Inflation arbeitet ja auch etwas mit. Jedenfalls ist nicht erkennbar, daß heute irgendein Beruf hauptsächlich von Azubis mit mittlerer Reife ausgeübt wird, wo früher Abitur selbstverständlich war, sondern eher umgekehrt.

Und wenn die Ausbildungsberufe ein Problem haben, daß so viele junge Menschen studieren, dann müssen sie die Stellen halt attraktiver machen. Bei uns bauen bspw. Unternehmen zusammen mit der Handelskammer Azubi-Wohnheime, damit es nicht nur für Studenten subventionierte Wohnungen gibt. Es stellen sich ja schon viele die Frage, wieso sie eine dreijährige Ausbildung machen sollen, wenn sie Abi haben und ein dreijähriges Studium absolvieren können, wo sie bei letzterem in der Regel mehr verdienen und seltener arbeitslos sind. Und jene Abiturienten wollen die Betriebe ja.
Ich war mal verblüfft zu hören, daß ein biologisch-technischer Assistent gekündigt hatte, weil er sein Master-Studium beginnen wollte. Anscheinend konkurrieren Bachelors mit ausgelernten Fachkräften bzw. verdrängen sie. Damit hatte ich nicht gerechnet.
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Re: Zu viele Studenten/Akademiker in Deutschland?

Beitrag von Sniper »

Nightwatch » Do 20. Mär 2014, 18:54 hat geschrieben: Ich war mal verblüfft zu hören, daß ein biologisch-technischer Assistent gekündigt hatte, weil er sein Master-Studium beginnen wollte. Anscheinend konkurrieren Bachelors mit ausgelernten Fachkräften bzw. verdrängen sie. Damit hatte ich nicht gerechnet.
Kommt auf die Fachrichtung an bzw. ob Du studierst um 1000€ mwhr zu verdienen als mit "nur" Ausbildung nach dem Abi, oder ob Du es der Forschung selbst wegen tust (das muss net an der Uni sein, kann in Institut xyz oder sonstwo sein).
Von meinem Fach aus gesprochen (denn das KANN ich am besten beurteilen):

Wenn Du Geschichte nur studierst, weil Du zB Journaille werden willst, so dass Du im Studium einfach Forumulieren aber v.a. Recherche als Solche erlernst, so reicht Dir für Deinen Arbeitgeber (zB Presse) der poplige BA.
Willst Du in der Forschung bleiben, dann = KEINE CHANCE. Es gibt in wenigen Ausnahmefällen die Möglichkeit nach dem BA zu pomovieren, aber dann musste schon n Stipendium von xyz gehabt haben und schon während und v.a. jenseits Deines Studiums wissenschaftliche Auszeichnngen en masse gesammelt haben.

Ich persönlich finde es aber generell schlecht, dass auch in den Fächern, die schon auf den bloßen Arbeitsmarkt ausgerichtet werden (Bsp BWL etc) die BAs mit den MAs konkurieren können. Übertragen wir das auf das Handwerk, wäre dass, wenn Geselle und Meister sich um dieselbe Stelle bewerben, hehe. SINN? Für mich net erkennbar...


MfG
Sniper
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jack000
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Re: Zu viele Studenten/Akademiker in Deutschland?

Beitrag von jack000 »

Nightwatch » Do 20. Mär 2014, 18:54 hat geschrieben: Ich war mal verblüfft zu hören, daß ein biologisch-technischer Assistent gekündigt hatte, weil er sein Master-Studium beginnen wollte. Anscheinend konkurrieren Bachelors mit ausgelernten Fachkräften bzw. verdrängen sie. Damit hatte ich nicht gerechnet.
Man kann sich nur noch aufhängen wenn man in Deutschland lebt.
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NMA
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Re: Zu viele Studenten/Akademiker in Deutschland?

Beitrag von NMA »

Ich bin auf folgenden Initiative aufmerksam gemacht worden und finde sie gut:
http://arbeiterkind.de/index.php?id=6

Mir geht es dabei nicht darum, dass wir mehr Akademiker brauchen, sondern dass diejenigen, die aus ihrer Schicht herauswollen, es dabei leichter haben sollen. Vor allem ist es allzu oft so, dass Nichtakademikereltern ihre Kinder von einem Studium abhalten, weil diese Eltern den dafür notwendigen Horizont nicht haben. Zu oft noch schlimmer: Nicht haben wollen.

Ich selbst musste das Abitur nachholen und habe mich dabei sehr schwer getan. Das Studium war ein Spaziergang im Vergleich. Von den Eltern gabs wenigstens keinen Widerstand, aber keine Anerkennung. Das machte es nicht leichter, obwohl ich natürlich schon erwachsen war. Vorher, als ich es noch nicht war, hatte ich es mir leider ausreden lassen, was es eben danach so viel schwieriger machte. Hier greift diese Initiative.
Zuletzt geändert von NMA am Donnerstag 17. April 2014, 10:24, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Zu viele Studenten/Akademiker in Deutschland?

Beitrag von Ach Gott »

Es kann nicht jeder einen Spitzenjob bekommen. Deshalb muss man auch nicht jeden für einen ausbilden.
Gute Menschen sind keine Gutmenschen. Wer gutes tut, hat keine Zeigefinger frei.
Diese Benutzer lese oder beantworte ich nur sporadisch: Alexyessin Bakelit Darklightbringer IndianRunner Joker Marmelada Parchuchel Postix pikant dampflok99 hardliner capejazz tantis und der Stalker in blau.
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Re: Zu viele Studenten/Akademiker in Deutschland?

Beitrag von Dampflok94 »

Ach Gott » 17. Apr 2014, 11:38 hat geschrieben:Es kann nicht jeder einen Spitzenjob bekommen. Deshalb muss man auch nicht jeden für einen ausbilden.
Nicht jedes Studium hat einen Spitzenjob zum Ziel.
Leute kauft mehr Dampflokomotiven!!!
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Re: Zu viele Studenten/Akademiker in Deutschland?

Beitrag von Hansman »

es geht doch mehr darum, dass heute nur noch das zählt, was auf dem papier steht. Ein Beispiel: mein Vater arbeitet seit über 20 Jahren im selben Betrieb und ist seit Jahren stellvertretender Leiter der Instandhaltung. Als nun sein Chef in Rente ging, wurde nicht er Leiter der Abteilung, sondern es wurde ein neuer eingestellt. Grund: Er hat keinen Meister!

Das war dann der Grund warum ich nebenberuflich mein Abitur über Telekolleg nachgeholt habe und nun im 4. Semester Wirtschaftsingenieurwesen studiere.
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Re: Zu viele Studenten/Akademiker in Deutschland?

Beitrag von paradoxx »

Hansman » Do 17. Apr 2014, 13:15 hat geschrieben:es geht doch mehr darum, dass heute nur noch das zählt, was auf dem papier steht. Ein Beispiel: mein Vater arbeitet seit über 20 Jahren im selben Betrieb und ist seit Jahren stellvertretender Leiter der Instandhaltung. Als nun sein Chef in Rente ging, wurde nicht er Leiter der Abteilung, sondern es wurde ein neuer eingestellt. Grund: Er hat keinen Meister!

Das war dann der Grund warum ich nebenberuflich mein Abitur über Telekolleg nachgeholt habe und nun im 4. Semester Wirtschaftsingenieurwesen studiere.
Das einer was lernt kann nicht verkehrt sein, aber dass andere dann nach dem Examen für seine Privilegien haften, ist falsch.
Willensbildung ist demokratisch-repräsentativ oder totalitär, eins schließt das andere aus (s. Art. 137 GG)
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Re: Zu viele Studenten/Akademiker in Deutschland?

Beitrag von frems »

Die jungen Leute von heute streben weiterhin häufiger als früher höhere Bildung an:
Ansturm auf die Hochschulen: Vier von fünf Abiturienten wollen studieren

Mehr Abiturienten, mehr Studenten: Wer die Schule abgeschlossen hat, will an eine Hochschule - die Zahl der Erstsemester und Studierwilligen ist so hoch wie nie. Frauen entscheiden sich häufiger für eine Ausbildung als Männer.
http://www.spiegel.de/unispiegel/studiu ... 75890.html
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Re: Zu viele Studenten/Akademiker in Deutschland?

Beitrag von frems »

Müssen jetzt alle studieren?

In Deutschland gibt es heute mehr Studienanfänger als Auszubildende. Die Akademisierung wird unsere Gesellschaft verändern. Zum Guten

...

Werden nun tatsächlich immer mehr Menschen immer gebildeter – oder erkaufen wir uns den Fortschritt mit sinkenden Bildungsniveaus? Erleben wir gerade die explosive Vermehrung von Aufstiegschancen – oder den intellektuellen Abstieg der Nation der Dichter und Denker? Und was bedeutet es für eine Gesellschaft, wenn sie aus immer mehr studierten Leuten besteht – wer macht dann noch die einfachen Arbeiten? Wenn selbst Hebammen, Altenpfleger und Erzieher einen Hochschulabschluss machen, wenn alle unsere Politiker studiert haben – fehlt diesem Land dann nicht womöglich etwas: eine gesunde Bodenständigkeit?
http://www.zeit.de/2014/44/studieren-bi ... ettansicht

Während es vor wenigen Jahren noch etwas mehr Azubis als Studenten, ist dies nun in den letzten fünf Jahren gekippt. 2012 standen 1,98 Mio. Azubis rund 2,51 Mio. Studenten gegenüber: http://images.zeit.de/karriere/beruf/20 ... 40x304.jpg (ohne Berücksichtigung, daß ein Studium meistens länger dauert als eine Lehre.)
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Re: Zu viele Studenten/Akademiker in Deutschland?

Beitrag von Tantris »

frems » Mo 10. Nov 2014, 01:39 hat geschrieben: http://www.zeit.de/2014/44/studieren-bi ... ettansicht

Während es vor wenigen Jahren noch etwas mehr Azubis als Studenten, ist dies nun in den letzten fünf Jahren gekippt. 2012 standen 1,98 Mio. Azubis rund 2,51 Mio. Studenten gegenüber: http://images.zeit.de/karriere/beruf/20 ... 40x304.jpg (ohne Berücksichtigung, daß ein Studium meistens länger dauert als eine Lehre.)
Es gibt ja auch viele, die sowohl studium als auch berufsausbildung haben.
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Re: Zu viele Studenten/Akademiker in Deutschland?

Beitrag von jack000 »

Tantris » Mo 10. Nov 2014, 02:53 hat geschrieben:
Es gibt ja auch viele, die sowohl studium als auch berufsausbildung haben.
in der Tat ...
"Sie verbieten nicht die Hassrede. Sie verbieten die Rede, die sie hassen"
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Re: Zu viele Studenten/Akademiker in Deutschland?

Beitrag von Tantris »

...und in japan landen 90% jedes jahrgangs in den hochschulen.

Was ist jetzt "zuviel"?

Werde ich weniger dumm, wenn ich die dafür kämpfe, dass weniger gelernt und studiert wird?
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Re: Zu viele Studenten/Akademiker in Deutschland?

Beitrag von MG-42 »

Tantris » So 9. Nov 2014, 21:08 hat geschrieben:...und in japan landen 90% jedes jahrgangs in den hochschulen.

Was ist jetzt "zuviel"?

Werde ich weniger dumm, wenn ich die dafür kämpfe, dass weniger gelernt und studiert wird?
Kommt darauf an was studiert wird, statt Ausbildung werden in den USA einige Jobs an den Unis in Studiengängen unterrichtet. Auto Mechaniker zum Beispiel.
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Re: Zu viele Studenten/Akademiker in Deutschland?

Beitrag von Tantris »

MG-42 » Mo 10. Nov 2014, 06:53 hat geschrieben:
Kommt darauf an was studiert wird, statt Ausbildung werden in den USA einige Jobs an den Unis in Studiengängen unterrichtet. Auto Mechaniker zum Beispiel.
ja, oder zahnarzt.

Bei uns sind nichtmal krankenpfleger studiert. Seltsam, diese deutschen, was?
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Re: Zu viele Studenten/Akademiker in Deutschland?

Beitrag von Shlabotnik »

NMA » Do 17. Apr 2014, 09:23 hat geschrieben:Ich bin auf folgenden Initiative aufmerksam gemacht worden und finde sie gut:
http://arbeiterkind.de/index.php?id=6

Mir geht es dabei nicht darum, dass wir mehr Akademiker brauchen, sondern dass diejenigen, die aus ihrer Schicht herauswollen, es dabei leichter haben sollen. Vor allem ist es allzu oft so, dass Nichtakademikereltern ihre Kinder von einem Studium abhalten, weil diese Eltern den dafür notwendigen Horizont nicht haben. Zu oft noch schlimmer: Nicht haben wollen.

Ich selbst musste das Abitur nachholen und habe mich dabei sehr schwer getan. Das Studium war ein Spaziergang im Vergleich. Von den Eltern gabs wenigstens keinen Widerstand, aber keine Anerkennung. Das machte es nicht leichter, obwohl ich natürlich schon erwachsen war. Vorher, als ich es noch nicht war, hatte ich es mir leider ausreden lassen, was es eben danach so viel schwieriger machte. Hier greift diese Initiative.
Meine Eltern sind/waren Nichtakademiker. Dennoch wollten sie immer, dass ich studiere (habe ich dann auch gemacht, weil ich es selbst so wollte). Ich sehe nun nicht, dass es am mangelnden "Horizont" liegen sollte, dass Nichtakademiker das nicht wollen. Man kann auch als Nichtakademiker die Vorzüge eines Studiums schätzen.

Ich habe auch etliche andere Nichtakademiker mit weitem Horizont getroffen.

S.
Виден сокол по полёту.
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Re: Zu viele Studenten/Akademiker in Deutschland?

Beitrag von frems »

Tantris » Mo 10. Nov 2014, 02:53 hat geschrieben:
Es gibt ja auch viele, die sowohl studium als auch berufsausbildung haben.
Spricht ja auch nichts gegen, wenn jemand dies wünscht, z.B. weil er eine Lehre absolviert und sich entscheidet, doch noch zu studieren statt zu arbeiten oder seinen Meister zu machen.
Das Märchen vom Akademisierungswahn

Ist mehr Bildung das Rezept für mehr Wohlstand und Freiheit? Keineswegs immer, schrieb Uwe Jean Heuser. Aber ja doch, erwidert die Bildungsmanagerin Elke Völmicke
http://www.zeit.de/2014/50/bildung-akad ... d-freiheit
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Re: Zu viele Studenten/Akademiker in Deutschland?

Beitrag von frems »

Da der "Master mit 1,6 und trotzdem arbeitslos"-Strang leider noch immer zu ist (und es vielleicht auch bleibt?!), dann halt hier:
Von wegen Fachkräftemangel – ich bin erwerbslos

Jeden Tag kann man in den Medien lesen, dass hoch qualifizierte Arbeitskräfte gesucht werden. Von wegen! Nach 150 Bewerbungen kämpfe ich gegen ein Gefühl der Vergeblichkeit. Es wird immer mächtiger.
http://www.welt.de/debatte/kommentare/a ... bslos.html (im Artikel handelt es sich um einen Akademiker)

Nebenbei wollte die Politik die Ausbildung angehender Erzieher verbessern, indem man die Lehre, die einst an Berufsfachschulen angesiedelt war, zu den Hochschulen verlegte. Dadurch versprach man sich eine höhere Qualifikation des Fachpersonals, was zunächst nachvollziehbar klingt.

Das Problem ist nun, daß man fertige Akademiker hat, die jedoch nicht den vorgesehenen Job machen möchten, u.a. aufgrund der Bezahlung und auch Unterforderung. Da ein Bachelorstudium an Fachhochschulen normalerweise eine Regelstudienzeit von sieben oder acht Semestern hat, fehlt den Absolventen bis zum Master folglich nur ein bis anderthalb Jahre, was dann höherer statt gehobener Dienst bedeutet (respektive entsprechende Tarifgruppen, die nach Abschlüssen verlaufen). Bloß für Erzieher mit Masterabschluß gibt's kaum öffentliche Stellen.
Studierte Erzieherinnen wollen keine Kinder erziehen

Immer mehr Hochschulen in NRW bieten Kita-Pädagogik an. Die Absolventen streben nach Höherem. Aber es fehlen die adäquaten Jobs.
http://www.derwesten.de/politik/studier ... 22273.html
Zuletzt geändert von frems am Donnerstag 12. März 2015, 17:36, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Zu viele Studenten/Akademiker in Deutschland?

Beitrag von Helmuth_123 »

frems » Do 12. Mär 2015, 17:36 hat geschrieben:Da der "Master mit 1,6 und trotzdem arbeitslos"-Strang leider noch immer zu ist (und es vielleicht auch bleibt?!), dann halt hier:


http://www.welt.de/debatte/kommentare/a ... bslos.html (im Artikel handelt es sich um einen Akademiker)

Nebenbei wollte die Politik die Ausbildung angehender Erzieher verbessern, indem man die Lehre, die einst an Berufsfachschulen angesiedelt war, zu den Hochschulen verlegte. Dadurch versprach man sich eine höhere Qualifikation des Fachpersonals, was zunächst nachvollziehbar klingt.

Das Problem ist nun, daß man fertige Akademiker hat, die jedoch nicht den vorgesehenen Job machen möchten, u.a. aufgrund der Bezahlung und auch Unterforderung. Da ein Bachelorstudium an Fachhochschulen normalerweise eine Regelstudienzeit von sieben oder acht Semestern hat, fehlt den Absolventen bis zum Master folglich nur ein bis anderthalb Jahre, was dann höherer statt gehobener Dienst bedeutet (respektive entsprechende Tarifgruppen, die nach Abschlüssen verlaufen). Bloß für Erzieher mit Masterabschluß gibt's kaum öffentliche Stellen.


http://www.derwesten.de/politik/studier ... 22273.html
Für das Erzieher-"Problem" gäbe bzw. gibt es eigentlich schon eine Lösung. Jemand der den Beruf des Erziehers an einer Berufsfachschule lernt, geht in die Richtung Kinder- und Jugendbetreuung, jemand der Erziehungswesen studiert, kann in Richtung höhere Leitunsgaufgaben und Forschung gehen. Und dann gibt es ja noch den Markt. ;)
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Re: Zu viele Studenten/Akademiker in Deutschland?

Beitrag von frems »

Helmuth_123 » Do 12. Mär 2015, 21:17 hat geschrieben:
Für das Erzieher-"Problem" gäbe bzw. gibt es eigentlich schon eine Lösung. Jemand der den Beruf des Erziehers an einer Berufsfachschule lernt, geht in die Richtung Kinder- und Jugendbetreuung, jemand der Erziehungswesen studiert, kann in Richtung höhere Leitunsgaufgaben und Forschung gehen. Und dann gibt es ja noch den Markt. ;)
Das Problem ist ja, daß die Ausbildung an Berufsfachschulen durch die Hochschulen ersetzt und nicht ergänzt werden soll. Oder wie es ein Schreiberling in den Kommentaren sagte: Es kann nicht jeder Häuptling sein. :p
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Re: Zu viele Studenten/Akademiker in Deutschland?

Beitrag von Helmuth_123 »

frems » Do 12. Mär 2015, 21:22 hat geschrieben: Das Problem ist ja, daß die Ausbildung an Berufsfachschulen durch die Hochschulen ersetzt und nicht ergänzt werden soll. Oder wie es ein Schreiberling in den Kommentaren sagte: Es kann nicht jeder Häuptling sein. :p
Genau das ist das Problem. Und da frage ich mich, warum schafft man sich künstlich solche Probleme?
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Re: Zu viele Studenten/Akademiker in Deutschland?

Beitrag von frems »

Helmuth_123 » Do 12. Mär 2015, 21:39 hat geschrieben:
Genau das ist das Problem. Und da frage ich mich, warum schafft man sich künstlich solche Probleme?
Man hat's wohl gut gemeint. Interessant ist ja auch, daß der Staat nicht mal den eigenen "Nachwuchs" halbwegs prognostizieren kann. Bei Lehrern gab's ja auch immer wieder einen Schweinezyklus, weil mal mehr Lehramtsabsolventen abgingen als es Plätze gibt, während einige Jahre später plötzlich kein Nachwuchs gefunden werden kann. Und da will der Staat Jahre im Voraus sagen können, wo es wie viele Studienplätze für welche Fächer geben soll? :|
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Re: Zu viele Studenten/Akademiker in Deutschland?

Beitrag von Helmuth_123 »

frems » Do 12. Mär 2015, 21:46 hat geschrieben: Man hat's wohl gut gemeint. Interessant ist ja auch, daß der Staat nicht mal den eigenen "Nachwuchs" halbwegs prognostizieren kann. Bei Lehrern gab's ja auch immer wieder einen Schweinezyklus, weil mal mehr Lehramtsabsolventen abgingen als es Plätze gibt, während einige Jahre später plötzlich kein Nachwuchs gefunden werden kann. Und da will der Staat Jahre im Voraus sagen können, wo es wie viele Studienplätze für welche Fächer geben soll? :|
Gut gemeint? Berufschulische Ausbildung abschaffen und dafür akademische einführen. Das Erziehungswissenschaftler nicht unbedigt in die unmittelbare Kindererziehung gehen möchten, das kann man sich doch denken. Das wäre ja so, als würde man die berufliche Ausbildung zum Koch abschaffen und dafür mehr Studienplätze für Ernährungswissenschaften schaffen.
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Re: Zu viele Studenten/Akademiker in Deutschland?

Beitrag von frems »

Helmuth_123 » Do 12. Mär 2015, 21:58 hat geschrieben:
Gut gemeint? Berufschulische Ausbildung abschaffen und dafür akademische einführen. Das Erziehungswissenschaftler nicht unbedigt in die unmittelbare Kindererziehung gehen möchten, das kann man sich doch denken. Das wäre ja so, als würde man die berufliche Ausbildung zum Koch abschaffen und dafür mehr Studienplätze für Ernährungswissenschaften schaffen.
Naja, ein Uni-Studium der Ernährungswissenschaften dürfte weniger praxisorientiert bzw. berufsvorbereitend sein wie Kindheitspädagogik an einer FH mit Praxissemester/Pflichtpraktika. Ansonsten stimmt's natürlich schon. Die Idee war aber halt, daß bereits studierte Erzieher die Schietbüddel in Obhut nehmen, zumal Erzieher immer häufiger auch an Grundschulen eingesetzt werden und dort die Lehrer, die ebenfalls studierten (aber halt bis zum Master), unterstützen. Mal sehen, wie man das "Problem" nun lösen möchte.
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Re: Zu viele Studenten/Akademiker in Deutschland?

Beitrag von Helmuth_123 »

frems » Fr 13. Mär 2015, 17:42 hat geschrieben: Naja, ein Uni-Studium der Ernährungswissenschaften dürfte weniger praxisorientiert bzw. berufsvorbereitend sein wie Kindheitspädagogik an einer FH mit Praxissemester/Pflichtpraktika. Ansonsten stimmt's natürlich schon. Die Idee war aber halt, daß bereits studierte Erzieher die Schietbüddel in Obhut nehmen, zumal Erzieher immer häufiger auch an Grundschulen eingesetzt werden und dort die Lehrer, die ebenfalls studierten (aber halt bis zum Master), unterstützen. Mal sehen, wie man das "Problem" nun lösen möchte.
Dazu kommt noch ein zweites Problem, wenn man die Erzieherausbildung völlig an die FHs und Unis verlegt. Wie soll man dann noch Erzieher werden können, ohne entsprechende Hochschulzugangsbereichtigung? Eine Lösung wäre: Erzieherausbildung regulär an Berufsschulen, Erziehungswissenschaften an Unis und FHs. Das Lehramtsstudium ist auf das Bachelor/Master System umgestellt wurden? Also bei uns gibt es noch das reguläre Staatsexamen.
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Re: Zu viele Studenten/Akademiker in Deutschland?

Beitrag von frems »

Helmuth_123 » Fr 13. Mär 2015, 20:50 hat geschrieben:
Dazu kommt noch ein zweites Problem, wenn man die Erzieherausbildung völlig an die FHs und Unis verlegt. Wie soll man dann noch Erzieher werden können, ohne entsprechende Hochschulzugangsbereichtigung? Eine Lösung wäre: Erzieherausbildung regulär an Berufsschulen, Erziehungswissenschaften an Unis und FHs. Das Lehramtsstudium ist auf das Bachelor/Master System umgestellt wurden? Also bei uns gibt es noch das reguläre Staatsexamen.
Man soll ja so wenig ohne HZB Erzieher werden, wie man nicht Lehrer werden kann. Wobei die meisten Länder da Ausnahmeregelungen haben und Menschen zum Studium zulassen, auch wenn sie kein Abitur haben, aber z.B. eine Ausbildung und Berufserfahrung.

Das Lehramt ist in den meisten Ländern ja glücklicherweise schon auf Bachelor und Master umgestellt worden. Mir tun alle leid, die noch auf Staatsexamen studieren müssen und wundere mich nicht, wenn solche Studiengänge häufig NC-frei sind und gar nicht genug Studenten finden, weil sich kaum jemand diesen Quatsch antun möchte.
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Re: Zu viele Studenten/Akademiker in Deutschland?

Beitrag von Helmuth_123 »

frems » Sa 14. Mär 2015, 16:27 hat geschrieben: Man soll ja so wenig ohne HZB Erzieher werden, wie man nicht Lehrer werden kann. Wobei die meisten Länder da Ausnahmeregelungen haben und Menschen zum Studium zulassen, auch wenn sie kein Abitur haben, aber z.B. eine Ausbildung und Berufserfahrung.

Das Lehramt ist in den meisten Ländern ja glücklicherweise schon auf Bachelor und Master umgestellt worden. Mir tun alle leid, die noch auf Staatsexamen studieren müssen und wundere mich nicht, wenn solche Studiengänge häufig NC-frei sind und gar nicht genug Studenten finden, weil sich kaum jemand diesen Quatsch antun möchte.
Sind Erzieher ohne HZB denn in Deinen Augen prinzipiell schlechter als ohne HZB? Was sollen Menschen ohne HZB vorher für eine Ausbildung machen. Mechantroniker? Allgemein würde mich interessieren, warum ausgebildete Erzieher schlechter sein sollen als studierte?

Bei uns sind Lehramt Biologie, Deutsch, Englisch, Geographie, Geschichte, Philosophie, Sozialkunde und Sport zulassungsbeschränkt. :p
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Re: Zu viele Studenten/Akademiker in Deutschland?

Beitrag von frems »

Helmuth_123 » Sa 14. Mär 2015, 18:33 hat geschrieben:
Sind Erzieher ohne HZB denn in Deinen Augen prinzipiell schlechter als ohne HZB? Was sollen Menschen ohne HZB vorher für eine Ausbildung machen. Mechantroniker? Allgemein würde mich interessieren, warum ausgebildete Erzieher schlechter sein sollen als studierte?
Ich glaub, im ersten Satz soll es "schlechter als mit HZB" heißen, oder? Da wäre meine Antwort jedenfalls Nein. Eine mögliche Ausbildung wäre die zur sozialpädagogischen Assistenz, die heute noch an Berufsfachschulen angegliedert ist und zuvor Menschen eine Zulassung zur Erzieherausbildung ermöglicht hat, wenn sie noch nicht den gewünschten schulischen Abschluß hatten.
Bei uns sind Lehramt Biologie, Deutsch, Englisch, Geographie, Geschichte, Philosophie, Sozialkunde und Sport zulassungsbeschränkt. :p
Stimmt. Aber: es wurden in der Regel alle angenommen, weil es mehr festgelegte Plätze (NC) gab als Bewerber: http://www.uni-jena.de/NCWerte.html

Und wie viele sich dann immatrikulieren, ist noch einmal eine andere Frage, da viele Studenten ja mehrere Bewerbungen abschicken, um die Chancen auf einen Studienplatz zu erhöhen.
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Re: Zu viele Studenten/Akademiker in Deutschland?

Beitrag von Helmuth_123 »

frems » Sa 14. Mär 2015, 18:47 hat geschrieben: Ich glaub, im ersten Satz soll es "schlechter als mit HZB" heißen, oder? Da wäre meine Antwort jedenfalls Nein. Eine mögliche Ausbildung wäre die zur sozialpädagogischen Assistenz, die heute noch an Berufsfachschulen angegliedert ist und zuvor Menschen eine Zulassung zur Erzieherausbildung ermöglicht hat, wenn sie noch nicht den gewünschten schulischen Abschluß hatten.


Stimmt. Aber: es wurden in der Regel alle angenommen, weil es mehr festgelegte Plätze (NC) gab als Bewerber: http://www.uni-jena.de/NCWerte.html

Und wie viele sich dann immatrikulieren, ist noch einmal eine andere Frage, da viele Studenten ja mehrere Bewerbungen abschicken, um die Chancen auf einen Studienplatz zu erhöhen.
Oh ja danke für Deine Aufmerksamkeit. Das soll mit heißen. So weit ich weiß ist ja Erzieher noch eine reguläre Ausbildung an Berufsschulen. http://berufenet.arbeitsagentur.de/beru ... t&status=K Warum man das ändern sollte, erschließt sich mir nicht. Ist denn die Ausbildung an Berufsschulen so viel schlechter als es an FHs oder Unis möglich wäre?

Zum Bachelor/Mater vs. Staatsexamen. Auch wenn man dem Kind ein anderen Namen gibt, bleibt es immer noch das selbe Kind. Was also eine reine Umstellung der Abschlussbezeichnung am Inhalt des Studiums verändern soll, erschlißt sich mir nicht. Außerdem studieren die Lehrämtler bei uns zusammen mit den Bachelorn zusammen.
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Re: Zu viele Studenten/Akademiker in Deutschland?

Beitrag von frems »

Helmuth_123 » Sa 14. Mär 2015, 18:59 hat geschrieben:
Oh ja danke für Deine Aufmerksamkeit. Das soll mit heißen. So weit ich weiß ist ja Erzieher noch eine reguläre Ausbildung an Berufsschulen. http://berufenet.arbeitsagentur.de/beru ... t&status=K Warum man das ändern sollte, erschließt sich mir nicht. Ist denn die Ausbildung an Berufsschulen so viel schlechter als es an FHs oder Unis möglich wäre?
Derzeit läuft es parallel, so viel ich weiß. Mittelfristig sollen Erzieher aber nur noch an Fachhochschulen ausgebildet werden. Man verspricht sich durch Professoren wohl ein höheres Niveau als von Lehrern, zumal fast alle Studenten das Abitur in der Tasche haben und man so eine Qualitätssicherung einbringen möchte. Die jungen Jahre sind für Kinder und ihren Werdegang meist von größerer Bedeutung als die Oberstufe. Da sollte man nicht geizen.
Zum Bachelor/Mater vs. Staatsexamen. Auch wenn man dem Kind ein anderen Namen gibt, bleibt es immer noch das selbe Kind. Was also eine reine Umstellung der Abschlussbezeichnung am Inhalt des Studiums verändern soll, erschlißt sich mir nicht. Außerdem studieren die Lehrämtler bei uns zusammen mit den Bachelorn zusammen.
Genau das ist der Knackpunkt. Von mir aus hätte man den Master auch einfach Diplom nennen können, so wie es andere Länder machen. Wer an der TU Wien einen Master im Ingenieurwesen macht, kriegt entsprechend den Grad Dipl.-Ing. verliehen. Auf dem Zeugnis (Deutsch und Englisch) steht dann nochmal zusätzlich, daß der Abschluß identisch mit dem Master of Science ist.

Die Reform betraf ja aber kosmetische Aspekte nur am Rande. Ob man Master statt Diplom sagt, oder einen geschätzten Leistungsaufwand mit CP statt SWS errechnet, ist Hose wie Jacke. An anderer Stelle hatte ich's ja bereits verlinkt:
Harsch war die Kritik des Aktionsrats Bildung an der Akkreditierung deutscher Studiengänge - und ungerecht, findet der Genetikprofessor Hans-Jörg Jacobsen. Die Verfahren funktionieren. Wer will schon in eine Zeit zurück, in der Länderministerien mitreden durften? [...]

Verwaltungsbeamte sollten prüfen, inwieweit eine lokale Prüfungsordnung mit der bundesweit gültigen Rahmenordnung für Biologie übereinstimmte. Dabei zeigte schon die Entstehung dieser DPOs, wie schlecht sie konzipiert waren: So wurde etwa die letzte DPO für Biologie sechs Jahre lang (1980-86) von Kommissionen auf föderaler Ebene ausgehandelt.

Sechs Jahre finden Sie lang? Danach fermentierte die DPO für Biologie für acht Jahre in den 16 zuständigen Länderministerien und musste dann bis 1997 umgesetzt werden. In den Fachbereichen war das Entsetzen entsprechend groß, als wir Ende der neunziger Jahre mit Lehrinhalte konfrontiert wurden, die von den Gremien in den frühen Achtzigern formuliert worden waren. In der Biologie ändert sich alles rasend schnell, das war auch damals schon der Fall. Die notwendigen inhaltlichen Aktualisierungen mussten wir darum vor dem Ministerium verstecken, um den Studenten ein Studium bieten zu können, das in die Zeit passte und einigermaßen auf dem aktuellen Stand der Forschung war.

Versuche, den Studenten auch Projektmanagement zu vermitteln, wurden vom Ministerium dann aber, weil nicht explizit in der DPO aufgeführt, abgelehnt. Heute wäre ein derartiges Modul ein sogenannter "soft skill" und problemlos Bestandteil in jedem Curriculum.
http://www.spiegel.de/unispiegel/studiu ... 95170.html

Nun kann man natürlich argumentieren, daß man ja einfach die Diplomstudiengänge (respektive Magister, Staatsexamen, ...) so hätte ändern können. Und das ist an sich richtig. Hat man aber nicht, sondern das Hochschulwesen in einem Rutsch reformiert. Das Endergebnis wär in beiden Fällen das Gleiche geworden. Vielleicht vom Namen abgesehen.

Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen, daß niemand mehr zu den Diplomstudiengängen und der ganzen Bürokratie zurück möchte. Bei der Umstellung gab's einige Probleme, weil übereifrige Professoren fünfjährige Studien in dreijährige Programme gestopft haben und dann bei der Tiefe wieder etwas weggeschnippelt haben, damit es wieder paßt. Das ist an den Hochschulen aber seit Jahren kein Thema mehr und wurde korrigiert, nachdem die ersten Jahrgänge durch waren. Da ist auch das Problem, daß man nicht nur positive Aspekte (wie die beschriebene Akkreditierung, die übrigens keine Pflicht ist) mit einbezog, sondern plötzlich auch von Anwesenheitspflichten und nur noch benoteten Kursen sprach. Da ist aber nicht die eigentliche Reform dran schuld, sondern Landesministerien und Hochschulen, genau wie bei den Namen der Abschlüsse oder der Notwendigkeit, für den Master eine neue Bewerbung schreiben zu müssen und ggf. die Hochschule zu wechseln, wenn es zu viele Mitbewerber gibt. In Norwegen verlief das Thema Bachelor und Master etwas unspektakulärer. Da studieren angehende Lehrer ganz normal ihre fünf Jahre an einer Uni, weil ein dreijähriger Bachelorstudiengang nicht für das Lehramt befähigt; wer will, kann nach der "Zwischenprüfung" nach drei Jahren aber natürlich auch abgehen oder sich auf einen nicht-konsekutiven Studiengang bewerben.
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Re: Zu viele Studenten/Akademiker in Deutschland?

Beitrag von Helmuth_123 »

frems » Sa 14. Mär 2015, 19:38 hat geschrieben: Derzeit läuft es parallel, so viel ich weiß. Mittelfristig sollen Erzieher aber nur noch an Fachhochschulen ausgebildet werden. Man verspricht sich durch Professoren wohl ein höheres Niveau als von Lehrern, zumal fast alle Studenten das Abitur in der Tasche haben und man so eine Qualitätssicherung einbringen möchte. Die jungen Jahre sind für Kinder und ihren Werdegang meist von größerer Bedeutung als die Oberstufe. Da sollte man nicht geizen.


Genau das ist der Knackpunkt. Von mir aus hätte man den Master auch einfach Diplom nennen können, so wie es andere Länder machen. Wer an der TU Wien einen Master im Ingenieurwesen macht, kriegt entsprechend den Grad Dipl.-Ing. verliehen. Auf dem Zeugnis (Deutsch und Englisch) steht dann nochmal zusätzlich, daß der Abschluß identisch mit dem Master of Science ist.

Die Reform betraf ja aber kosmetische Aspekte nur am Rande. Ob man Master statt Diplom sagt, oder einen geschätzten Leistungsaufwand mit CP statt SWS errechnet, ist Hose wie Jacke. An anderer Stelle hatte ich's ja bereits verlinkt:


http://www.spiegel.de/unispiegel/studiu ... 95170.html

Nun kann man natürlich argumentieren, daß man ja einfach die Diplomstudiengänge (respektive Magister, Staatsexamen, ...) so hätte ändern können. Und das ist an sich richtig. Hat man aber nicht, sondern das Hochschulwesen in einem Rutsch reformiert. Das Endergebnis wär in beiden Fällen das Gleiche geworden. Vielleicht vom Namen abgesehen.

Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen, daß niemand mehr zu den Diplomstudiengängen und der ganzen Bürokratie zurück möchte. Bei der Umstellung gab's einige Probleme, weil übereifrige Professoren fünfjährige Studien in dreijährige Programme gestopft haben und dann bei der Tiefe wieder etwas weggeschnippelt haben, damit es wieder paßt. Das ist an den Hochschulen aber seit Jahren kein Thema mehr und wurde korrigiert, nachdem die ersten Jahrgänge durch waren. Da ist auch das Problem, daß man nicht nur positive Aspekte (wie die beschriebene Akkreditierung, die übrigens keine Pflicht ist) mit einbezog, sondern plötzlich auch von Anwesenheitspflichten und nur noch benoteten Kursen sprach. Da ist aber nicht die eigentliche Reform dran schuld, sondern Landesministerien und Hochschulen, genau wie bei den Namen der Abschlüsse oder der Notwendigkeit, für den Master eine neue Bewerbung schreiben zu müssen und ggf. die Hochschule zu wechseln, wenn es zu viele Mitbewerber gibt. In Norwegen verlief das Thema Bachelor und Master etwas unspektakulärer. Da studieren angehende Lehrer ganz normal ihre fünf Jahre an einer Uni, weil ein dreijähriger Bachelorstudiengang nicht für das Lehramt befähigt; wer will, kann nach der "Zwischenprüfung" nach drei Jahren aber natürlich auch abgehen oder sich auf einen nicht-konsekutiven Studiengang bewerben.
Die Erzieher die ich kenne, sind fast alle nur Berufsschulerzieher und machen sehr gute Arbeit. Gibt es denn nun konkrete Belege dafür, dass studierte Erzieher besser sind als ausgebildete?

Ich habe ja auch keine inhaltlichen Probelme mit dem Bachelor/Master System sondern mehr mit den Abschlussbezeichnungen Bachelor/Master. Muss das denn Englisch sein? Da fände ich Latein besser bzw. das man mit dem Master eben den Grad Dipl. verliehen bekommt.
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Re: Zu viele Studenten/Akademiker in Deutschland?

Beitrag von frems »

Schon 1963 bis 1965, während meiner Ausbildung zur Kindergärtnerin und Hortnerin - wie sie damals noch hieß - stellten wir Schülerinnen fest, dass die Ausbildung auf Fachschulebene in Anbetracht der Bedeutung der frühen Bildungsphase von Kindern nicht auf dem richtigen Niveau angesiedelt ist.
http://www.kindergartenpaedagogik.de/1472.html

Betrifft andere Bereiche wohl auch:
Anja Siegesmund: Ruf nach einer schrittweisen Akademisierung des Hebammenberufs endlich gehört!
http://www.jenapolis.de/2014/01/20/anja ... h-gehoert/
In der Pflege werden mehr akademisch qualifizierte Kräfte gebraucht. Die Hochschulen stellen sich mit neuen Studiengängen darauf ein
http://www.zeit.de/2013/47/pflege-bache ... achkraefte
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Re: Zu viele Studenten/Akademiker in Deutschland?

Beitrag von frems »

Helmuth_123 » Sa 14. Mär 2015, 20:20 hat geschrieben:
Die Erzieher die ich kenne, sind fast alle nur Berufsschulerzieher und machen sehr gute Arbeit. Gibt es denn nun konkrete Belege dafür, dass studierte Erzieher besser sind als ausgebildete?
Ich kenn auch mehrere Erzieher, die den "normalen" Weg gingen und die gute Arbeit machen. Denen war's mit Abi auch recht egal, ob sie zur Schule gehen oder studieren, wobei sie schon äußerten, daß sich "Studium" etwas besser macht und man möglicherweise später im Beruf flexibler ist. So viel ich weiß hat man auf andere Länder geschaut, u.a. in Nordeuropa, wo die pädagogischen Berufe alle an Hochschulen gelehrt werden und man damit ganz gut fuhr, während in Deutschland viele das Niveau der Erzieher bemängelt haben, was aber auch daran lag, daß Erzieher zunehmend in Bereiche eingesetzt werden, für die sie nicht ausgebildet waren. Während es plump gesagt früher darum ging, daß man auf Kleinkinder aufpaßt, geht's heute auch um Spracherziehung, wofür die Erzieher auch analytische Fähigkeiten benötigen, um jedes Kind optimal zu betreuen. Und andere sind heutzutage an Schulen, was zumindest zu meiner Schulzeit nicht gegeben war. Daß da andere Qualifikationen notwendig sind als bei Zweijährigen, ist ja einleuchtend. Ob es ein Studium sein muß, bezweifel ich aber auch.
Ich habe ja auch keine inhaltlichen Probelme mit dem Bachelor/Master System sondern mehr mit den Abschlussbezeichnungen Bachelor/Master. Muss das denn Englisch sein? Da fände ich Latein besser bzw. das man mit dem Master eben den Grad Dipl. verliehen bekommt.
Naja, Diplom-Ingenieur, -Betriebswirt, -Biologe, -Verkehrswissenschaftler etc. sind nun Paradebeispiele für lateinische Bezeichnungen. :p

Zumal Diplom und Magister auch eher neue Modeerscheinungen waren. Letzteres ist ja erst in den 60ern schrittweise eingeführt worden, um Geisteswissenschaftlern einen Abschluß unterhalb des Doktors zu ermöglichen. Bei Ökonomen und Ingenieuren war man auch lange der Meinung, daß angewandte Wissenschaften nichts an Hochschulen zu suchen hätte und Fachhochschulen sind sowieso Teufelszeug, das man erst einmal ablehnen sollte.

Mir persönlich sind die Bezeichnungen recht egal, da sie ja auch nur das Zeugnis betreffen und nicht den Beruf. Der Betriebswirt ist ja noch immer Betriebswirt, genau wie ein Zahnarzt Zahnarzt ist, egal ob mit Diplom, Doktor oder Master. Ich glaub nur, daß die Akzeptanz der neuen Abschlüsse höher wäre, wenn man die bewährten Namen beibehalten hätte, sofern dann nicht Reformkritiker von einer Mogelpackung gesprochen hätten. Für die Absolventen hingegen erleichtert es die Berufsaufnahme im Ausland, wo man es häufig (Österreich mal ausgenommen...) nicht so eng nimmt.
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Re: Zu viele Studenten/Akademiker in Deutschland?

Beitrag von Helmuth_123 »

frems » Sa 14. Mär 2015, 20:37 hat geschrieben: Ich kenn auch mehrere Erzieher, die den "normalen" Weg gingen und die gute Arbeit machen. Denen war's mit Abi auch recht egal, ob sie zur Schule gehen oder studieren, wobei sie schon äußerten, daß sich "Studium" etwas besser macht und man möglicherweise später im Beruf flexibler ist. So viel ich weiß hat man auf andere Länder geschaut, u.a. in Nordeuropa, wo die pädagogischen Berufe alle an Hochschulen gelehrt werden und man damit ganz gut fuhr, während in Deutschland viele das Niveau der Erzieher bemängelt haben, was aber auch daran lag, daß Erzieher zunehmend in Bereiche eingesetzt werden, für die sie nicht ausgebildet waren. Während es plump gesagt früher darum ging, daß man auf Kleinkinder aufpaßt, geht's heute auch um Spracherziehung, wofür die Erzieher auch analytische Fähigkeiten benötigen, um jedes Kind optimal zu betreuen. Und andere sind heutzutage an Schulen, was zumindest zu meiner Schulzeit nicht gegeben war. Daß da andere Qualifikationen notwendig sind als bei Zweijährigen, ist ja einleuchtend. Ob es ein Studium sein muß, bezweifel ich aber auch.


Naja, Diplom-Ingenieur, -Betriebswirt, -Biologe, -Verkehrswissenschaftler etc. sind nun Paradebeispiele für lateinische Bezeichnungen. :p

Zumal Diplom und Magister auch eher neue Modeerscheinungen waren. Letzteres ist ja erst in den 60ern schrittweise eingeführt worden, um Geisteswissenschaftlern einen Abschluß unterhalb des Doktors zu ermöglichen. Bei Ökonomen und Ingenieuren war man auch lange der Meinung, daß angewandte Wissenschaften nichts an Hochschulen zu suchen hätte und Fachhochschulen sind sowieso Teufelszeug, das man erst einmal ablehnen sollte.

Mir persönlich sind die Bezeichnungen recht egal, da sie ja auch nur das Zeugnis betreffen und nicht den Beruf. Der Betriebswirt ist ja noch immer Betriebswirt, genau wie ein Zahnarzt Zahnarzt ist, egal ob mit Diplom, Doktor oder Master. Ich glaub nur, daß die Akzeptanz der neuen Abschlüsse höher wäre, wenn man die bewährten Namen beibehalten hätte, sofern dann nicht Reformkritiker von einer Mogelpackung gesprochen hätten. Für die Absolventen hingegen erleichtert es die Berufsaufnahme im Ausland, wo man es häufig (Österreich mal ausgenommen...) nicht so eng nimmt.
Nun da könnte man ja dann entsprechend den Anforderungen schauen, was ein Erzieher mitbringen sollten, ob nun Berufschulausbildung, Hochschulausbildung oder berufliche Weiterbildung. Und ich denke, man kann in diesem Bereich sehr viel mit beruflicher Weiterbildung machen.

Stimmt Latein ist Diplom nicht, das wären dann Baccaulaureus/Magister. Ich persönlich fände es gut klingend, wenn die Geisteswissenschaften die lateinischen Bezeichnungen verliehen bekommen würden, die Natur-/Ingenieurswissenschaften das Diplom-... .
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Re: Zu viele Studenten/Akademiker in Deutschland?

Beitrag von frems »

Helmuth_123 » Sa 14. Mär 2015, 20:57 hat geschrieben:
Nun da könnte man ja dann entsprechend den Anforderungen schauen, was ein Erzieher mitbringen sollten, ob nun Berufschulausbildung, Hochschulausbildung oder berufliche Weiterbildung. Und ich denke, man kann in diesem Bereich sehr viel mit beruflicher Weiterbildung machen.
Der Meinung bin ich auch. Problem dürfte aber auch sein, daß immer mehr Schüler studieren möchten, da man sich damit meist mehr Geld und ein geringeres Arbeitslosigkeitsrisiko verspricht. Gut, für staatlich angestellte Erzieher dürfte letzteres nicht so relevant sein, aber ich kann es verstehen, wenn Studenten sich nicht nur bis zum Abitur durchbissen, sondern dann dreieinhalb bis vier Jahre (Regelstudienzeit für FH-Bachelor) auch noch auf hohem Niveau studieren, um später in der selben Entgeltgruppe zu landen wie welche, die nach der Mittleren Reife nochmal drei Jahre die Schulbank drückten.
Stimmt Latein ist Diplom nicht, das wären dann Baccaulaureus/Magister. Ich persönlich fände es gut klingend, wenn die Geisteswissenschaften die lateinischen Bezeichnungen verliehen bekommen würden, die Natur-/Ingenieurswissenschaften das Diplom-... .
Englisch ist heute halt so die lingua franca in der Wissenschaft, wie es früher Latein, Griechisch und zeitweise Französisch waren. Ob Master of Arts oder Magister artium... wer sagt überhaupt "ich bin Magister (artium)" oder "doctrix medicinae veteriariae"? Zumal die Abschlußbezeichnungen in vielen Ländern ja längst üblich waren.

Ich selbst hätte natürlich eine deutsche Variante bevorzugt. Meister der Wissenschaft oder Geselle der Künste klingt doch ganz elegant, aber das klänge für viele wohl zu sehr nach den Lehrberufen. Baccalaureus schreibt doch eh jeder falsch und ist erst vor wenige Jahrhunderten "erstellt" worden. (zumal die Herkunft von Bachelor und Master ja ebenfalls das Lateinische ist, wenn man den Wortstamm berücksichtigt und nicht die Schreibweise/Aussprache, genau wie science, arts und education)
Zuletzt geändert von frems am Samstag 14. März 2015, 21:12, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Zu viele Studenten/Akademiker in Deutschland?

Beitrag von Helmuth_123 »

frems » Sa 14. Mär 2015, 21:11 hat geschrieben: Der Meinung bin ich auch. Problem dürfte aber auch sein, daß immer mehr Schüler studieren möchten, da man sich damit meist mehr Geld und ein geringeres Arbeitslosigkeitsrisiko verspricht. Gut, für staatlich angestellte Erzieher dürfte letzteres nicht so relevant sein, aber ich kann es verstehen, wenn Studenten sich nicht nur bis zum Abitur durchbissen, sondern dann dreieinhalb bis vier Jahre (Regelstudienzeit für FH-Bachelor) auch noch auf hohem Niveau studieren, um später in der selben Entgeltgruppe zu landen wie welche, die nach der Mittleren Reife nochmal drei Jahre die Schulbank drückten.


Englisch ist heute halt so die lingua franca in der Wissenschaft, wie es früher Latein, Griechisch und zeitweise Französisch waren. Ob Master of Arts oder Magister artium... wer sagt überhaupt "ich bin Magister (artium)" oder "doctrix medicinae veteriariae"? Zumal die Abschlußbezeichnungen in vielen Ländern ja längst üblich waren.

Ich selbst hätte natürlich eine deutsche Variante bevorzugt. Meister der Wissenschaft oder Geselle der Künste klingt doch ganz elegant, aber das klänge für viele wohl zu sehr nach den Lehrberufen. Baccalaureus schreibt doch eh jeder falsch und ist erst vor wenige Jahrhunderten "erstellt" worden. (zumal die Herkunft von Bachelor und Master ja ebenfalls das Lateinische ist, wenn man den Wortstamm berücksichtigt und nicht die Schreibweise/Aussprache, genau wie science, arts und education)
Das ein studierter Erzieher etwas mehr Geld verdienen möchte und vielleicht auch "anspruchsvollere" Aufgaben erledigen möchte als ein ausgebildeter, kann ich auch verstehen. Aber ich finde, hier sollte der Markt entscheiden.
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Re: Zu viele Studenten/Akademiker in Deutschland?

Beitrag von frems »

Helmuth_123 » Sa 14. Mär 2015, 21:21 hat geschrieben:
Das ein studierter Erzieher etwas mehr Geld verdienen möchte und vielleicht auch "anspruchsvollere" Aufgaben erledigen möchte als ein ausgebildeter, kann ich auch verstehen. Aber ich finde, hier sollte der Markt entscheiden.
Dann müßten wir die Daseinsvorsorge, also von der Krippe bis einschließlich Grundschule, komplett privatisieren. Ich glaub nicht, daß das realistisch ist, um Erziehern ein höheres Gehalt zu ermöglichen. Ich bin ja auch kein Freund etatistischer Lösungen, aber das Problem im Eingangsbeitrag könnte man pragmatisch lösen, indem studierte Erzieher in einen anderen Tarif eingeordnet werden, was vermutlich dann zu Frustration bei älteren Kollegen kommt, die viel Erfahrung haben, die selbe Arbeit machen und weniger verdienen als die Jünglinge von der Hochschule. Schwierig. :|
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Re: Zu viele Studenten/Akademiker in Deutschland?

Beitrag von Helmuth_123 »

frems » Sa 14. Mär 2015, 21:27 hat geschrieben: Dann müßten wir die Daseinsvorsorge, also von der Krippe bis einschließlich Grundschule, komplett privatisieren. Ich glaub nicht, daß das realistisch ist, um Erziehern ein höheres Gehalt zu ermöglichen. Ich bin ja auch kein Freund etatistischer Lösungen, aber das Problem im Eingangsbeitrag könnte man pragmatisch lösen, indem studierte Erzieher in einen anderen Tarif eingeordnet werden, was vermutlich dann zu Frustration bei älteren Kollegen kommt, die viel Erfahrung haben, die selbe Arbeit machen und weniger verdienen als die Jünglinge von der Hochschule. Schwierig. :|
Ich bin ein Freund von so viel privater vorschulischer Betreuung wie möglich, aber das nur nebenbei.

Dieses Problem könnte man vielleicht dann dadurch lösen, dass nicht nur der Abschluss (Berufsschule vs. Hochschule), sondern auch Arbeitserfahrung und berufliche Weiterbildung über den Tarif entscheiden. Das heißt ein frischer Hochschulabsolvent wird im Vergleich zum frischen Berufsschulabsolvent höher eingestuft, der frische Hochschulabsolvent ist aber in dem selben Tarif wie ein Kollege von der Berufsschule mit 10 jahren Arbeitserfahrung und beruflichen Zusatzqualifikationen.
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Re: Zu viele Studenten/Akademiker in Deutschland?

Beitrag von frems »

Helmuth_123 hat geschrieben:(15 Mar 2015, 13:14)

Ich bin ein Freund von so viel privater vorschulischer Betreuung wie möglich, aber das nur nebenbei.

Dieses Problem könnte man vielleicht dann dadurch lösen, dass nicht nur der Abschluss (Berufsschule vs. Hochschule), sondern auch Arbeitserfahrung und berufliche Weiterbildung über den Tarif entscheiden. Das heißt ein frischer Hochschulabsolvent wird im Vergleich zum frischen Berufsschulabsolvent höher eingestuft, der frische Hochschulabsolvent ist aber in dem selben Tarif wie ein Kollege von der Berufsschule mit 10 jahren Arbeitserfahrung und beruflichen Zusatzqualifikationen.
Ich kenn die öffentlichen Tarife nicht im Detail, aber Arbeitserfahrung (bzw. "Betriebszugehörigkeit") wird ja honoriert. Bis jemand im gehobenen Dienst aber auf das Gehalt eines Einsteigers im höheren Dienst kommt, vergehen dann aber sehr viele Jahre.
Zuvor kamen diese Klagen überwiegend von den Handwerksverbänden. Es wird immer schwieriger, Fachkräfte zu finden, beklagt etwa der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH). Obwohl das Handwerk ein gutes Image hat und viele der Berufe, die angeblich glücklich machen, klassische Handwerksjobs wie Koch oder Elektriker sind, will niemand mehr einen Ausbildungsjob. Während im Jahr 2000 noch rund 33 Prozent der Deutschen studierten, waren es 2015 schon 58 Prozent – Tendenz steigend.

"Mein Sohn lernt Bankkaufmann" oder "meine Tochter wird Restaurantfachfrau" – das will niemand mehr sagen müssen. Wird der Bursche dagegen Arzt und sie Anwältin, dann haben Mama und Papa alles richtig gemacht. Auch wenn andere Jobs viel dringender gesucht werden.
http://www.wiwo.de/erfolg/jobsuche/akad ... 99740.html

Ich weiß nun nicht, ob Restaurantfachfrauen tatsächlich stärker bzw. dringender gesucht werden als Ärzte, aber das müsste sich ja dann in der Gehaltsentwicklung sowie Arbeitslosenquote auswirken. (Der Wiwo-Artikel ist ausgesprochen polemisch, siehe den angeblichen Doktor als Tellerwäscher oder das Missverständnis, woher 2,5% Arbeitslosenquote kommen; insb. in Hinblick auf Jobwechsel/Fluktuation sowie Berufseinstieg von Absolventen.)
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Re: Zu viele Studenten/Akademiker in Deutschland?

Beitrag von Tom Bombadil »

Deutschland kann gar nicht genug Akademiker haben, das ist unser Rohstoff.
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Re: Zu viele Studenten/Akademiker in Deutschland?

Beitrag von Fuerst_48 »

Tom Bombadil hat geschrieben:(05 Apr 2016, 10:48)

Deutschland kann gar nicht genug Akademiker haben, das ist unser Rohstoff.
Kommt aber schon drauf an, wer wo in welchem Fachbereich spondiert oder promoviert hat. Soziologen und Hobbypsychologen [...] braucht niemand.
Zuletzt geändert von Brainiac am Dienstag 5. April 2016, 14:23, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: [MOD] abwertende Bezeichnung entfernt
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Re: Zu viele Studenten/Akademiker in Deutschland?

Beitrag von Tom Bombadil »

Wie hoch ist denn die Arbeitslosigkeit unter Soziologen? Diversifikation ist auch wichtig. Und warum "Hobbypsychologen"? Was haben die studiert?
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Re: Zu viele Studenten/Akademiker in Deutschland?

Beitrag von Fuerst_48 »

Tom Bombadil hat geschrieben:(05 Apr 2016, 11:11)

Wie hoch ist denn die Arbeitslosigkeit unter Soziologen? Diversifikation ist auch wichtig. Und warum "Hobbypsychologen"? Was haben die studiert?
Ich hätte auch noch Medienkunde, Volkskunde und andere Zeitvertreibstudien auflisten können. Die sind in der Wirtschaft nicht gefragt und eigentlich unnütz.
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