palulu hat geschrieben:Alter Falter. Es gibt die Kurden schon einmal nicht und wenn Du Antisemitismus und Antiamerikanismus erleben willst, dann fahr in die Türkei. Der Osten und Südosten des Landes - unabhängig ob Kurde oder Türke - sticht besonders hervor. Diese Gebiete liegen fernab der urbanen Zentren im Westen und kennen auch keinen (westlichen) Tourismus - der perfekte Nährboden für Vorurteile und Klischees nicht nur gegenüber den Juden, sondern auch dem Westen im Allgemeinen.
Natürlich gibt es nicht DIE Kurden, und ich kann auch nicht leugnen das es unter Kurden Antijudaisten, Islamisten, Antiamerikanisten, usw. gibt. Ich spreche stets von der repräsentativen Mehrheit, diese ist einfach schon wegen seiner Geschichte in der Region nicht antijudaistisch gestimmt.
palulu hat geschrieben:Und bevor Du jetzt völlig abdrehst: JA, es gibt diese Beziehungen zwischen den Eliten des Nordiraks und Israels.
Ich spreche nicht von den Beziehungen zwischen den Eliten Südkurdistans und Israels. Vor 1948 lebten viele Juden in Mesopotamien, die Kurden haben deshalb einen Bezug zu den Juden. Es hat sich im Laufe der Geschichte eine Solidarität zwischen den beiden großen Verlierern der Geschichte im Nahen Osten heraus kristallisiert. Speziell die Südkurden und Westkurden (Irak, Syrien) sehen in Israel einen natürlichen Partner, weil antiarabisch...
palulu hat geschrieben:Netanjahu war mal ein richtig guter Freund der Türkei, der Ankara gute Dienste bei der Bekämpfung und Ächtung der PKK geleistet hat et vice versa.
Die Beziehung zwischen der Türkei und Israel waren hingegen stets von seinen Eliten bestimmt. Das türkische Volk war und ist islamisch, die Türken sehen sich auch als Führer und Beschützer des Islams. Das hat einen historischen Hintergrund, man kann es nachvollziehen das die türkische Bevölkerung an die glorreiche osmanische Zeit zurück denkt. Da gehörte Jerusalem noch dem Islam, natürlich alles unter der Führung der Türken. Das die laizistische Türkei gute Beziehungen zu Israel aufbaute war logisch, aber es existierte niemals eine laizistische türkische Gesellschaft. Die laizistischen Kräfte in der Türkei haben sich stets durch Militärputsche über Wasser gehalten (gemeint sind die drei großen Militärputsche). Es gint einen Grund weshalb viele Türken ins Ausland ausgewandert sind. Es war ihr islamischer Hintergrund. Die vielen Auslandstürken sind heute auch AKP- Anhänger, nicht nur wegen den Aufschwung der AKP sondern wegen der Ideologie. Viele Türken sind seit dem Erstarken der AKP auch wieder in die Heimat zurückkehrt.
Kurz gesagt, der Antijudaismus innerhalb der türkischen Bevölkerung hat seinen Grund. Es ist nicht einfach nur der blinde Hass auf Juden, man sieht sich aber als Herrscher der Muslime und sympathisiert offen mit den Palästinensern, wegen Jerusalem (Qutz)...
Innerhalb der türkischen Gesellschaft herrschte eigentlich nie ein wirklicher Antijudaismus, es gab sogar osmanische Sultane deren Mütter Jüdinnen waren, desweiteren wurden Juden im Osmanischen Reich auch nicht wie in Europa verfolgt, es gab sogar einige Juden unter den Gründern der Jungtürken. Manche Türken behaupten gar das Atatürk jüdische Wurzeln gehabt haben muss, weil seine Heimat (Saloniki) jüdisch geprägt war. Der derzeitige türkische Antijudaismus ist ergo nur ein Ausdruck dessen das man der arabischen Welt zeigen will wer der Herrscher der Muslime ist. Deshalb wird dieser Antijudaismus auch solange in den Köpfen der Türken herumspucken bis Jerusalem wieder "befreit" wird...
palulu hat geschrieben:Wirst Du für solche Aussagen bezahlt? Warst Du überhaupt jemals in der kurdischen Türkei und falls ja, wie lange? Deine Beschreibungen sind teils so haarsträubend und entfernt von der Realität in der Osttürkei, dass ich nicht glaube, dass Du dir über die Unwahrheit nicht im Klaren bist.
Bezahlt ? Meine Beiträge sind unbezahlbar
Sie sind auch ein komischer Vogel. Sie unterschätzen die Kurden doch in jeder Hinsicht, weshalb überschätzen Sie die Kurden dann in dieser Hinsicht. Die Lobbyarbeit der Kurden im Ausland ist mehr als nur ausbaufähig. Kurdistan ist nicht Rußland, dass es "Cyber-Krieger" bezahlt...
Um auf Ihre Frage zurückzugehen:
Ich lebe an der Grenze zur "Türkei", dementsprechend oft besuche ich auch die nordkurdischen Städte. Ich selber stamme ursprünglich aus der nordkurdischen Stadt Wan und habe auch Familie dort. Sie sind eben kein Kurde und haben auch keine Affinität zum kurdischen Volk, sonst würden Sie wissen das die imperialistisch gezogenen Grenze innerhalb Großkurdistans die Kurden niemals daran gehindert haben sich zu vermischen. Sowohl linguistisch wie auch kulturell gibt es keinen Unterschied zwischen den Kurden in Wan, Culemêrg in Nordkurdistan und Zaxo, Dihuk in Südkurdistan.
Wenn Sie überhaupt eine Ahnung von Nordkurdistan hätten dann wüssten Sie das der Konflikt zwischen der PKK und Israel nichts mit Antijudaismus zu tun hat. Das der Mossad erst die türkische Konterguerilla ausgebildet hat und die Türkei auch anderweitig militärisch unterstützt hat gegen die PKK, hat ideologische Gründe. Die Türkei hatte das Glück im Kalten Krieg das Bollwerk des Westens (Nato) zu sein. Die kurdische Bewegung in der Türkei war anfänglich ideologisch eher rechts. Die Türkei war sich bewusst das ihre Assimilationspolitik die Kurden zu sehr ausgereizt hatte. Die kurdische Bewegung in der Türkei wurde oder musste dann links- gerichtet sein. Die PKK solidarisierte sich deshalb dann auch mit den Palis.
palulu hat geschrieben:Es gab niemals und es gibt keine in der kurdischen Gesellschaft (bei den einfachen, gläubigen Menschen) mehrheitsfähige pro-israelische Haltung -- schon gar nimmer unter den türkischen Kurden.
Das sagt der Kurden- Kenner, der nicht einmal Kurdisch spricht (obwohl er kurdische Wurzeln hat)
Was die Kurden von den Türken und Arabern unterscheidet ist das sie gläubig sein können ohne die territorialen Streitigkeiten zwischen den Juden und Palis zu beachten. Auch die Nordkurden (es gibt keine türkischen Kurden) sehen in den Arabern einen politischen Feind, schon deshalb ist Israel ein natürlicher Partner. Die Zeiten haben sich auch geändert - die Beziehungen zwischen Israel und der PKK haben sich verändert. Der Ableger der PKK in Ostkurdistan, also dem Westiran, die sogenannte PJAK wird u.a. auch von Israel unterstützt.
palulu hat geschrieben:Außerdem: die Annäherung der USA an den Iran ist einem unabhängigen Kurdistan nicht förderlich. Im Gegenteil, dieses Tauwetter wurde und wird sogar von der türkischen Regierung gegenüber Washington seit Jahren eingefordert. Siehe auch die Position der Türkei zum iranischen Nuklearprogramm.
So unterschiedlich und groß die Differenzen zwischen Teheran und Ankara sein mögen, beide lehnen ein unabhängiges Kurdistan ab. Und solange das so bleibt, wird es niemals zu einem Kurdenstaat kommen. Wie denn auch? Gegen den Widerstand der Türkei, des Irans und der sunnitischen Araber? Diese Kosten werden die USA niemals tragen.
Du verwechselst langfristige Interessenpolitik mit kurzfristiger Bündnispolitik. Assad scheint auch die Freundschaft zu den Kurden aufgekündigt zu haben
Die kurdophoben Kräfte, also die Araber, Perser, und die Türken versuchen natürlich alle gegen Kurdistan zu steuern und den Kurdenstaat zu verhindern, ich sehe darin derzeit auch eine Gefahr. Unser Schicksal wird wahrscheinlich 2015 oder 2016 entschieden sein. Die Frage wird halt sein wie Ankara und Tehran ihre Differenzen überbrücken können. Bleibt Assad oder nicht ? Wie kann der Sunniten- Schiiten- Konflikt im Irak gelöst werden. Entweder lenkt Ankara ein oder Tehran...
Und ist einer von beiden bereit diese Kosten zu tragen nur um die Kurden zu schwächen. Abgesehen davon gibt es keine Freundschaft zwischen Assad und Kurden. Da verschwechseln Sie wohl langfristige Interessenspolitik mit kurzfristiger Bündnispolitik...
Die große Frage ist ob der Westen die Kurden wieder fallen lässt. Da mache ich mir mehr Gedanken als über Ankara und Tehrans Spielchen...
Falls aber der Kurdenstaat entstehen sollte, würde ich nur all zu gern die dummen Gesichter faschistischer Türken, Perser, und Araber - Ihres miteingeschlossen.

Make Kurdistan Free Again...