Nightwatch » Fr 20. Jun 2014, 16:06 hat geschrieben:
Ich bin selber ein Gegner einer Obergrenze. Es bleibt aber festzuhalten, daß Löhne keine rein wirtschaftliche Angelegenheit sind, sondern politischen Einflüssen unterliegen, weswegen hier diskutiert wird.
Löhne und Gehälter sind weit mehr, als das Produkt wirtschaftlichen Handelns!
Entlohnung hängt stark vom Zufall ab
Noch extremer waren die Anstiege bei den am besten bezahlten Managern: Ende der 70er-Jahre gehörte man mit 500 000 Euro Jahresgehalt zu den fünf Prozent der Führungskräfte, die am meisten verdienten. Dreißig Jahre später waren dafür 2,3 Millionen Euro nötig. Die Finanz- und Wirtschaftskrise der Jahre 2008 und 2009 hat an dem Gesamtbild nur wenig geändert. Zwar brachen die Managergehälter im Zuge der Krise um 18 Prozent ein, wie die Forscherinnen feststellen. Trotzdem verdiente eine Führungskraft zuletzt rund 16-mal so viel Geld wie ein durchschnittlicher Angestellter. 1977 war es nur achtmal so viel. Zahlen für Dax-Unternehmen zeigen zudem, dass schon 2010 die Vorstandsgehälter wieder kräftig angestiegen sind.
Die gewaltigen Gehaltssprünge der Topmanager lassen sich oft nicht mit der persönlichen Performance des Managers erklären: Es gibt so gut wie keinen Zusammenhang zwischen der Entwicklung der Gewinne einer individuellen Firma und der Bezahlung des Topmanagements, stellen Marin und Fabbri fest.
Wie viel ein Vorstand verdient, hängt vor allem von der Konjunkturlage der Branche ab, in der das Unternehmen tätig ist. "Manager werden dafür bezahlt, wie gut ihre Kollegen im Schnitt arbeiten, nicht nach ihrer eigenen Leistung", sagt Marin.
Die Studie bestätigt Forschungsergebnisse der Ökonomen Marianne Bertrand (Chicago) und Sendhil Mullainathan (Harvard), die ebenfalls feststellten:
Die Entlohnung von Topmanagern hängt stark vom Zufall ab und wenig von den individuellen Fähigkeiten. Ein Beispiel ist die Gehaltsentwicklung von Vorständen von Ölkonzernen. Deren Gewinne hängen im entscheidenden Maße vom Ölpreis ab. Wenn dieser steigt und damit die Überschüsse in der Branche, werden die Vorstände mit höheren Gehältern belohnt - und das, obwohl die einzelnen Manager den Ölpreis gar nicht beeinflussen können.
Woran liegt es, dass der Arbeitsmarkt für Führungskräfte so schlecht funktioniert? Ein wichtiger Faktor ist eine schlechte Unternehmensaufsicht, zeigen Bertrand und Mullainathan. In Konzernen, die moderne Corporate-Governance-Standards einhalten, hängt die Managervergütung nicht so stark vom Zufall ab.
http://www.handelsblatt.com/unternehmen ... 16390.html
Löhne und Gehälter sind von
vielen Faktoren abhängig. Gut organisierte Interessengruppen in Schlüsselpositionen verdienen weit mehr, als unorganisierte und leicht austauschbare Gruppen. Personen in Großkonzernen erhalten im Schnitt (Boni, Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld, Aktienbeteiligungen, Pensionsvergütungen, etc.) auch deutlich mehr, als Personen im Mittelstand bzw. in Kleinunternehmen.
In einer Dokumentation über das Investmentbanking der Neunziger sagte ein ehemaliger deutscher Banker, dass er damals schon mit dem Einstiegsgehalt fünfmal mehr verdiente, als sein Vater als Ingenieur mit 34-jähriger Berufserfahrung. Nicht etwa, weil er so gut in der Schule oder im Beruf war, sondern weil er am richtigen Ort zur richtigen Zeit war. In einer Branche, wo Einzelpersonen mit Millionen hantieren dürfen und üppige Gehälter die Norm sind.