http://upload.wikimedia.org/wikipedia/c ... lances.png
Immer wieder stoße ich auf zwei völlig gegensätzliche Ansichten zu diesen Salden. Die einen behaupten, dass man die Salden löschen könnte ohne jegliche Zahlung leisten zu müssen, da es nichts weiter als eine Verrechnungseinheit sei. Dass also de facto keine Haftung bestehe.
Die Bundesregierung bezeichnet sie lediglich als "Verrechnungspositionen, um die Bilanzen wieder auszugleichen"
Anfang 2011 hatte die Deutsche Bundesbank die Target-Salden als irrelevante statistische Posten bezeichnet.
Quellen:So argumentieren Paul De Grauwe und Yuemei Ji, dass man die Target-Forderungen der Bundesrepublik Deutschland und anderer Länder streichen könnte, ohne dass Verluste entstehen, da der Wert des Zentralbankgeldes als "Fiat Money" von den Forderungen einer Notenbank unabhängig sei.
http://www.tagesschau.de/wirtschaft/haf ... age-2.html
http://de.wikipedia.org/wiki/TARGET2#Kritik
Andere behaupten, dass die nationale Zentralbank bei einem möglichen Austritt oder Ausscheiden des jeweiligen Staates aus dem Währungsraum die Verbindlichkeiten gegenüber der Zentralbank nicht begleichen würde (können) und daher jedes Land in anteilige Haftung treten würde (Deutschland aktuell mit 27%). Bei weiteren Austritten aus dem Euro, stiege diese Haftung weiter an.
Die TARGET2-Salden stellen zwar kein unmittelbares Haftungsrisiko für Deutschland dar. Sie könnten aber ein teures Problem werden, falls ein Staat die Eurozone verlässt. Denn dann würde dessen Notenbank die TARGET2-Verbindlichkeiten gegenüber der EZB vermutlich nicht ausgleichen. Die Notenbanken der anderen Euro-Staaten wären gezwungen einzuspringen - und zwar gemäß dem EZB-Kapitalschlüssel.
Er (H-W Sinn) bezifferte die gesamten Target-Verbindlichkeiten von Griechenland, Irland, Portugal und Spanien auf 340 Milliarden Euro und das Haftungsrisiko der Bundesrepublik Deutschland, sollten diese Länder austreten und bankrottgehen, auf 33 % davon bzw. 114 Milliarden (Februar 2011)
Quellen identischSinn interpretierte die Target-Salden im Zusammenhang von Leistungsbilanzdefiziten, dem privaten internationalen Kapitalverkehr und einer internationalen Verlagerung der Refinanzierungskredite, die die nationalen Notenbanken des Eurosystems den Geschäftsbanken ihres Hoheitssystems gewähren.(...)
Sinn meint, dass es aus ökonomischer Sicht keinen Unterschied zwischen Target-Krediten und öffentlichen Rettungskrediten gebe. Auch die Haftung bei einem Zahlungsausfall sei ähnlich.
Allgemein zu TARGET und TARGET2: http://de.wikipedia.org/wiki/TARGET2
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Für mich scheint die Erklärung, dass man bei Ausscheiden einzelner Länder in Haftung treten müsse, dass Deutschland also de facto mit weiteren hunderten Milliarden haftet, deutlich logischer. Wie wird das hier gesehen?