Der Krieg in Syrien wird ständig brutaler - und entwickelt sich immer mehr zum Konflikt der islamischen Glaubensrichtungen. Zu diesem Schluss kommt ein Uno-Bericht. Alawiten kämpfen in der Armee, Sunniten auf Seiten der Rebellen. Die Aufständischen feierten zuletzt Erfolge
Genf/Brüssel - Rebellen gegen Regierungsarmee: Seit fast zwei Jahren stehen sich diese beiden Lager in Syrien gegenüber, und ein Ende des Konflikts ist nicht in Sicht. Stattdessen entwickelt sich der Bürgerkrieg immer mehr auch zu einem Kampf der Konfessionen. Das ist das Ergebnis eines neuen Uno-Berichts. "Der Konflikt zeigt sich stärker konfessionsgebunden als je zuvor", heißt es in dem Papier, das am Donnerstag vorgestellt wurde.
Auf der einen Seite steht dabei die syrische Regierung um Präsident Baschar al-Assad, die zum großen Teil der islamischen Glaubensrichtung der Alawiten angehört. Sie stellt zwar viele Mitglieder der Oberschicht im Land, ist aber generell in der Unterzahl. Ihr gegenüber kämpfen die Rebellen, unter denen die Sunniten eine wichtige Rolle spielen.
Dass sich beide Glaubensrichtungen in dem Dauerkonflikt feindselig gegenüberstehen, ist nicht neu. In ihrem Bericht betonen die Vereinten Nationen jedoch noch einmal, dass sich der Glaubenskrieg in der letzten Zeit massiv verschärft hat. Beide Seiten würden in ihrem Kampf von Einheiten aus dem Ausland unterstützt.
Der Konflikt werde von beiden Seiten "immer unberechenbarer und gewaltbereiter" geführt. Allerdings registrierten die Uno-Beobachter in letzter Zeit mehr Erfolge der aufständischen Gruppierungen. In strategisch wichtigen Gebieten machten sie den Regierungstruppen die Kontrolle über Straßenverbindungen, Flughäfen und Ölfördergebiete streitig, heißt es in dem Bericht der vom Uno-Menschenrechtsrat berufenen Syrien-Kommission.
Armee fokussiert sich auf Machterhalt in den Metropolen
Manche der regierungsfeindlichen Gruppen verfügten sogar über Raketen, mit denen Panzer und Flugzeuge bekämpft werden können. Einige Oppositionsmilizen kooperierten aber nicht mit der Freien Syrischen Armee (FSA), sondern stünden unter Kontrolle von Islamisten.
Die Expertengruppe wird von dem brasilianischen Diplomaten Paulo Pinheiro geleitet. Ihr gehört auch die frühere Uno-Chefanklägerin Carla del Ponte an. Der Bericht für den Zeitraum Ende September bis Mitte Dezember wurde in Brüssel vorgelegt.
Syriens Regierungstruppen konzentrieren sich den Angaben zufolge inzwischen darauf, die Kontrolle über Großstädte wie Damaskus und Aleppo zu behalten. In vielen anderen Gebieten gingen sie verstärkt mit Bombenangriffen aus der Luft vor - dabei auch zielgerichtet gegen die Zivilbevölkerung.
Kriegsverbrechen werden dem Bericht zufolge weiterhin von beiden Seiten begangen. So würden Aufständische gefangene Soldaten willkürlich exekutieren.
Uno-Chef glaubt nicht an baldigen Frieden
Angesichts der Eskalation im Land hat auch Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon wenig Hoffnung auf ein baldiges Ende des syrischen Bürgerkrieges. Der einzige Weg die Gewalt zu stoppen, sei eine politische Einigung. Einmal mehr rief Ban den Uno-Sicherheitsrat auf, sich auf eine gemeinsame Linie zu einigen und beiden Seiten eine politische Richtung vorzugeben. Russland und China haben bereits mehrere Resolutionen gegen das Regime in Damaskus blockiert.
"Syrien begann das Jahr in einem Konflikt und beendet es im Krieg", sagte Ban. "Tag für Tag steigt die Zahl der Toten. Monat für Monat wird die Region mehr in den Konflikt hineingezogen."
jok/Reuters/dpa
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überall wo die Rebellen sind, fliehen die menschen...