Holocaust - wer wußte Bescheid ?

Moderator: Moderatoren Forum 7

Benutzeravatar
Jekyll
Beiträge: 10537
Registriert: Dienstag 31. August 2010, 17:35
user title: Je suis Jekyll

Re: Holocaust - wer wußte Bescheid ?

Beitrag von Jekyll »

Armstrong » So 5. Feb 2012, 14:36 hat geschrieben:
Die Wahlen 1933 waren schon nicht mehr frei, da war das Ermächtigungsgesetz schon in Kraft, NS-Gegner wurden verfolgt und die Wahlen massiv von der Regierung beeinflusst.

Die letzte freie Reichstagswahl war im Nov. 1932. Und da haben ca. 25% der wahlberechtigten Deutsche ihre Stimme der NSDAP gegeben. Knapp 75% der damals wahlberechtigten Deutschen haben nicht für die NSDAP gestimmt.
Wie man an den Wahlergebnissen unschwer erkennen kann, gab es insgesamt ein konstantes Steigen der Wählergunst bezüglich der NSDAP. Dein Hinweis auf Verzerrung oder gar Manipulation der letzten freien Wahlen kann allenfalls marginale Auswirkungen erklären, nicht aber den Umstand des konstanten Wachstums der NSDAP-Wählerschaft.

Wieso gehst du nicht auf den überaus bemerkenswerten Umstand ein, dass Millionen von Deutschen in die Partei eintreten wollten und die Nazis notgedrungen eine Aufnahmesperre einführen mussten, damit sie "des Ansturms von Parteieintritten Herr" werden konnten? Irgendwie passt das nicht zu der weitverbreiteten Legende, DIE Deutschen seien von den Nazis "verführt" worden, oder Armstrong?
Armstrong

Re: Holocaust - wer wußte Bescheid ?

Beitrag von Armstrong »

Jekyll » Mo 6. Feb 2012, 18:23 hat geschrieben:Zunächst einmal solltest du mich richtig zitieren; die Rede war von Mitverantwortung
Und meine Frage war, ob Mitverantwortung nicht individuell ist. Denn du schreibst permanent von "DEN Deutschen", als gäbe es einen personifizierten "Volkskörper".
Jekyll » Mo 6. Feb 2012, 18:23 hat geschrieben:...denen das Schicksal ihrer jüdischen Mitbürger egal waren...
Was tust DU denn HEUTE für andere Menschen, die verhungern oder verfolgt und ermordet werden?

Was hast DU letztes Jahr gegen die Hungersnot in Somalia mit zigtausenden Toten getan?

Was tust DU gegen die Massenmorde des Assad-Regimes an syrischen Zivilisten?

Solange DU nicht selbst dein Leben für andere Menschen riskierst und Opfer bringst um anderen Menschen zu helfen, kann man deinen moralischen Zeigefinger gegen damalige Deutsche nicht ernst nehmen.
Benutzeravatar
ToughDaddy
Beiträge: 36973
Registriert: Mittwoch 18. Juni 2008, 16:41
user title: Live long and prosper
Wohnort: Genau da

Re: Holocaust - wer wußte Bescheid ?

Beitrag von ToughDaddy »

Jekyll » Mo 6. Feb 2012, 17:29 hat geschrieben: Kann man denn beide - die Deutschen und den deutschen Staat - voneinander wirklich trennen? Ich meine jetzt in diesem Fall, wo doch die Nazis so viel Zuspruch von der deutschen Bevölkerung bekommen haben?
Sowas muss man trennen, außer man steht natürlich auf Sippenhaft.
Benutzeravatar
Jekyll
Beiträge: 10537
Registriert: Dienstag 31. August 2010, 17:35
user title: Je suis Jekyll

Re: Holocaust - wer wußte Bescheid ?

Beitrag von Jekyll »

Armstrong » Mo 6. Feb 2012, 17:51 hat geschrieben:Und meine Frage war, ob Mitverantwortung nicht individuell ist. Denn du schreibst permanent von "DEN Deutschen", als gäbe es einen personifizierten "Volkskörper".
...und du malst gleich den Teufel an die Wand, anstatt die Angelegenheit nüchtern und sachlich zu betrachten (und auf die Einwände deines Gegenübers konkret einzugehen); überleg doch mal: Wenn schon jeder fünfte erwachsene Deutsche ein Nazi war und in die Partei eintrat, wieviele Deutsche muss es da neben diesen Hardcore-Vertreten noch zusätzlich gegeben haben, die mit den Nazis "einfach nur" einverstanden waren oder mit ihnen sympathisierten? Wieviele Nazi-Unterstützer, wieviel Rückhalt muss es da also insgesamt gegeben haben, auf die die Nazis bauen und zählen konnten? Bei so viel offenkundigem Zuspruch und Mitläufertum, den die Deutschen damals in Massen an den Tag gelegt haben, ist es keineswegs abwegig oder unplausibel, davon auszugehen, dass die Gesamtzahl dieser "Gleichgeschalteten" beträchtlich gewesen sein muss, so dass man nicht mehr von einer Minderheit reden kann. Dabei sollte man auch nicht aus den Augen verlieren, dass die Nazis da nicht etwa eine neue, selbst kreierte Ideologie vertreten haben, die sie der Bevölkerung noch aufdrücken mussten, vielmehr haben sie mit ihrem Antisemitismus eine Ideologie in konsequenterer Form widerspiegelt, die in der Bevölkerung seit Generationen schon weitflächig vorhanden war und sie deshalb in ihren Agitationen bei der Bevölkerung auf offene Ohren und "willige Helfer" gestoßen sind.

Von daher ist es nicht abwegig, von DEN (selbstverständlich damaligen, entscheidunsfähigen, also nicht minderjährigen oder schwachsinnigen) Deutschen zu reden. Allerdings seid ihr, du und ToughDaddy, jetzt in Erklärungsnot, nämlich zu begründen, warum ihr es vorzieht, die wenigen Ausnahmefälle als Grund anzuführen, um diese Bevölkerungsmehrheit der "Gleichgeschalteten" von jeglicher Mitverantwortlichkeit freizusprechen! Das ist nämlich eher eine Pauschalisierung und "Sippenhaft" (um nicht zu sagen Geschichtsrevisionismus).

Und nochmal:
Schon in den sechziger Jahren entwickelten Historiker um Hans Mommsen die Theorie, der NS-Staat sei eine "Herrschaft der vielen" gewesen - errichtet und aufrechterhalten von zahlreichen gesellschaftlichen Gruppen. Götz Aly ("Hitlers Volksstaat") sprach später sogar von einer "Zustimmungsdiktatur" - ein umstrittener Begriff, auch weil er suggeriert, dass Terror und Angst nicht zu den Machtinstrumenten der NSDAP gehört hätten. Doch man muss die Schreckensmethoden der Nazis nicht kleinreden, um die NS-Diktatur heute wie Harald Welzer als "Gesellschaftsverbrechen" zu beschreiben: "Die Nazis waren das Volk - vom kleinen Arbeiter bis zum hochangesehenen Bürger", sagt der Sozialpsychologe und Erinnerungsforscher. Jeder habe zu Beginn auf seine Weise mitgeholfen, dass sich der NS-Staat etablieren konnte - "der eine engagierter, der andere skeptischer und gleichgültiger".
Quelle: Der Spiegel
http://einestages.spiegel.de/static/top ... wollt.html


Die NSDAP war übrigens nicht nur eine Volkspartei mit zig-Millionen Mitgliedern, Anhängern und Wählern - sie war die erste Volkspartei Deutschlands überhaupt (sagen zumindest Experten).
"Die erste wirkliche Volkspartei"
Von der vielbeklagten Nähe der Arbeits­losen zur Hitlerpartei kann nach neuen empirischen Forschungen kaum die Rede sein – die wählten überwiegend linksradikal. Auch die früher so beliebten Schuldzuweisungen in Richtung Kleinbürgertum sind zu korrigieren. Schon gegen Ende der Weimarer Republik war die Mitgliederstruktur der NSDAP sozial ausgewogener als die jeder anderen Partei; sie war die ers­te wirkliche Volkspartei.
Quelle: Cicero
http://www.cicero.de/salon/die-erste-wi ... 29?seite=1

"Volkspartei NSDAP"
Wer sich trotz sperriger Statistik, Korrelationen und Tabellen auf die akribische Studie des Berliner Politikprofessors Jürgen W. Falter über "Hitlers Wähler" einläßt, erfährt Überraschendes. Der Autor rüttelt an der jahrzehntelang fast als sakrosankt geltenden These, daß die Nationalsozialisten ihre Wahlerfolge seit 1930 in erster Linie dem in der Weltwirtschaftskrise radikalisierten Mittelstand verdankt hätten. Aber weder der "Extremismus der Mitte", so Falter, noch die Politisierung der Nichtwähler allein könne die Anziehungskraft der NSDAP hinreichend erklären. Dem trügerischen Charme der Nazi-Partei erlagen vielmehr alle, die in der ersten und einzigen "Massenintegrations- oder Volkspartei" der Weimarer Republik ein Sprachrohr und Kampforgan für ihren sozialen Protest gefunden zu haben glaubten.
Quelle: Der Spiegel
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13491933.html


Armstrong » Mo 6. Feb 2012, 17:51 hat geschrieben:Was tust DU denn HEUTE für andere Menschen, die verhungern oder verfolgt und ermordet werden?

Was hast DU letztes Jahr gegen die Hungersnot in Somalia mit zigtausenden Toten getan?

Was tust DU gegen die Massenmorde des Assad-Regimes an syrischen Zivilisten?

Solange DU nicht selbst dein Leben für andere Menschen riskierst und Opfer bringst um anderen Menschen zu helfen, kann man deinen moralischen Zeigefinger gegen damalige Deutsche nicht ernst nehmen.
Aber die von mir genannten Fakten kannst du doch ernst nehmen, oder? Die Argumente, die ich hier anführe, sind ja nicht moralischer Natur, sondern rein sachlicher. Es ist daher ohne jeden Belang, über was für moralische Qualitäten ich verfüge - die genannten Fakten und die daraus gezogenen Schlussfolgerungen würden auch dann gelten, selbst wenn ich moralisch irgendwie abartig wäre oder sowas. Aber ich kann dich beruhigen, moralisch abartig bin ich nicht, nicht mal "gewöhnlich" unmoralisch, weswegen du keinen Grund zu haben brauchst, meine Einwände - egal ob sachlicher oder moralischer Natur - zu ignorieren.

Die Beispiele, die du da nennst, sind natürlich völlig abwegig, da sie in keinerlei Analogie zu der Situation der damaligen deutschen Zivilbevölkerung im Dritten Reich stehen; niemand kritisiert die Deutschen dafür, dass sie Verbrechen, die irgendwo auf der Welt stattfanden, nicht aufgehalten hätten, sondern sie werden für ihr (willfähriges) Verhalten kritisiert gegenüber Vorkommnissen, die in ihrem eigenen Land passierten. Und da hätte man schon was machen können, denke ich. Frag' ToughDaddy, seine Vorfahren sollen ja aktive Nazi-Gegner gewesen sein, was bedeutet, dass es doch möglich war, irgendetwas zu tun - besser gesagt: nicht zu tun...nämlich nicht willig mitzumarschieren etwa. (Stimmts, Toughy?)
Armstrong

Re: Holocaust - wer wußte Bescheid ?

Beitrag von Armstrong »

Jekyll » Di 7. Feb 2012, 13:55 hat geschrieben:Wenn schon jeder fünfte erwachsene Deutsche ein Nazi war und in die Partei eintrat, wieviele Deutsche muss es da neben diesen Hardcore-Vertreten noch zusätzlich gegeben haben, die mit den Nazis "einfach nur" einverstanden waren oder mit ihnen sympathisierten?
Was hat das alles mit dem Holocaust, also der millionenfachen Tötung von Juden aus ganz Europa in eigens für diesen Zweck eingerichtete Vernichtungslager zu tun?

Eine NSDAP-Mitgliedschaft bedeutete nicht zwingend ein Nazi zu sein. In meiner Verwandtschaft gab es einige NSDAP-Mitglieder, die aus reinem Opportunismus eingetreten sind, weil man als "Parteigenosse" eben Vorteile für sich und seine Familie hatte.

Ansonsten gab es natürlich in der Tat viele Deutsche, die von Hitler und dem NS-Regime beeindruckt waren. Beseitigung der Arbeitslosigkeit, viele sozialpolitische Reformen, Eintopfsonntage, Winterhilfswerk, Kindergeld, Ehegattensplitting, Kraft durch Freude, dazu eine nationale Aufbruchstimmung, aussenpolitisch grosse Prestigerfolge...alles ging aufwärts.

Aus dieser durchaus berechtigten Zustimmung vieler Deutscher nun zu konstruieren, 95% der Deutschen hätten den Holocaust begrüßt und seien deshalb mitverantwortlich an der Ermordung von 6 Millionen Juden, ist Schwachsinn.

Die meisten Deutschen wußten nicht, hätten sich noch nicht mal vorstellen können, dass Millionen von Juden in Auschwitz, Treblinka, Sobibor und Co. durch den Kamin gejagt werden. Und diejenigen, die von Erschießungen hinter der Ostfront Gerüchte gehört hatten, haben dies zum grössten Teil mit Sicherheit nicht begrüßt.
Jekyll » Di 7. Feb 2012, 13:55 hat geschrieben:Von daher ist es nicht abwegig, von DEN (selbstverständlich damaligen, entscheidunsfähigen, also nicht minderjährigen oder schwachsinnigen) Deutschen zu reden.
Von "DEN Deutschen" zu reden ist ungefähr so schwachsinnig wie die "Gottesmordtheorie", wonach "DIE Juden" Schuld am Tod von Jesus Christus seien und alle Juden von damals bis heute eine Erbverantwortung für dafür tragen würden.
Jekyll » Di 7. Feb 2012, 13:55 hat geschrieben:Die Beispiele, die du da nennst, sind natürlich völlig abwegig, da sie in keinerlei Analogie zu der Situation der damaligen deutschen Zivilbevölkerung im Dritten Reich stehen; niemand kritisiert die Deutschen dafür, dass sie Verbrechen, die irgendwo auf der Welt stattfanden, nicht aufgehalten hätten, sondern sie werden für ihr (willfähriges) Verhalten kritisiert gegenüber Vorkommnissen, die in ihrem eigenen Land passierten.
Ach, und anderen Menschen in anderen Ländern gegenüber hat man also keinerlei moralische Verpflichtung? Nach dem Motto:"Was geht es mich an, wenn im Nachbarhaus Menschen abgeschlachtet werden oder verhungern?"

Mal abgesehen davon, dass der Holocaust auch zu 99% im Ausland stattfand, suchst du doch nur Ausreden, um auf andere mit deinem moralischen Zeigefinger zu zeigen und gleichzeitig dein eigenes unmoralisches Verhalten zu rechtfertigen. Sowas nennt man auch Heuchelei. ;)

Du erwartest von den damaligen Deutschen Juden aufzunehmen und zu verstecken?

Wieviele Obdachlose hast DU in diesem Winter schon bei dir aufgenommen, um ihnen das Leben zu retten? Dein Risiko wäre dabei noch wesentlich geringer als das der damaligen Deutschen, wenn sie einen Juden aufgenommen hätten.

Wie gesagt:

Solange DU nicht dein Leben für andere Menschen riskierst, DU nicht deine Familie für fremde Menschen gefährdest, DU dich nicht gegen eine Diktatur auflehnst, ist deine ganze moralische Argumentation Heuchelei.

Vielleicht bist du auch so einer, der an einem bettelnden Penner auf der Strasse vorbeigeht und der wegguckt, wenn in der Straßenbahn ein Fahrgast von einem Besoffenen angepöbelt wird. Die meisten Leute handeln heutzutage so. Aber wenns um die moralische Bewertung der Deutschen vor 1945 geht, haben sie alle grosse Fresse.
Zuletzt geändert von Armstrong am Dienstag 7. Februar 2012, 22:45, insgesamt 2-mal geändert.
Benutzeravatar
Olifant
Beiträge: 8542
Registriert: Mittwoch 18. Juni 2008, 16:21
user title: Demokratischer Kultist

Re: Holocaust - wer wußte Bescheid ?

Beitrag von Olifant »

Armstrong » Di 7. Feb 2012, 23:43 hat geschrieben:
Was hat das alles mit dem Holocaust, also der millionenfachen Tötung von Juden aus ganz Europa in eigens für diesen Zweck eingerichtete Vernichtungslager zu tun?

Eine NSDAP-Mitgliedschaft bedeutete nicht zwingend ein Nazi zu sein. In meiner Verwandtschaft gab es einige NSDAP-Mitglieder, die aus reinem Opportunismus eingetreten sind, weil man als "Parteigenosse" eben Vorteile für sich und seine Familie hatte.

Ansonsten gab es natürlich in der Tat viele Deutsche, die von Hitler und dem NS-Regime beeindruckt waren. Beseitigung der Arbeitslosigkeit, viele sozialpolitische Reformen, Eintopfsonntage, Winterhilfswerk, Kindergeld, Ehegattensplitting, Kraft durch Freude, dazu eine nationale Aufbruchstimmung, aussenpolitisch grosse Prestigerfolge...alles ging aufwärts.
Ob das wohl deutsche Juden. Kommunisten, Schwule und andere "nicht der Volksgemeinschaft Angehörende" auch so gesehen haben?
Benutzeravatar
Quatschki
Beiträge: 13178
Registriert: Mittwoch 4. Juni 2008, 09:14
Wohnort: Make Saxony great again

Re: Holocaust - wer wußte Bescheid ?

Beitrag von Quatschki »

Olifant » Mi 8. Feb 2012, 08:30 hat geschrieben:
Ob das wohl deutsche Juden. Kommunisten, Schwule und andere "nicht der Volksgemeinschaft Angehörende" auch so gesehen haben?
Wenn von den 6 Millionen KPD-Wählern vom November 1932 ein bis zwei Prozent nach 1933 aktive Repressalien erlitten haben, so wäre das viel.
Das heißt, 98% der ehemaligen KPD-Anhänger haben sich mit dem NS-Staat arrangiert!
Man muß auch bedenken, dass (im Gegensatz zur DDR) unter Hitler eine Ausreise aus Deutschland bis zum Kriegsbeginn jederzeit möglich war. Das Problem bestand eher darin, von anderen Staaten ein Einreisevisum zu erhalten.
Drauf so sprach Herr Lehrer Lämpel:
„Dies ist wieder ein Exempel!“
pittbull

Re: Holocaust - wer wußte Bescheid ?

Beitrag von pittbull »

Quatschki » Mi 8. Feb 2012, 10:24 hat geschrieben: Wenn von den 6 Millionen KPD-Wählern vom November 1932 ein bis zwei Prozent nach 1933 aktive Repressalien erlitten haben, so wäre das viel.
Das heißt, 98% der ehemaligen KPD-Anhänger haben sich mit dem NS-Staat arrangiert!
Sie mussten sich einfach dumm stellen um am Leben zu bleiben. Diese Option hatten Juden nicht.
Quatschki » Mi 8. Feb 2012, 10:24 hat geschrieben: Man muß auch bedenken, dass (im Gegensatz zur DDR) unter Hitler eine Ausreise aus Deutschland bis zum Kriegsbeginn jederzeit möglich war. Das Problem bestand eher darin, von anderen Staaten ein Einreisevisum zu erhalten.
Die meisten jüdischen Opfer des NS-Willkürregimes lebten nicht in Deutschland. Als die Nazis Osteuropa überfielen, wurde die jüdische Bevölkerung ganzer Landstriche ausradiert und in Massengräbern verscharrt.
Zuletzt geändert von pittbull am Mittwoch 8. Februar 2012, 10:04, insgesamt 2-mal geändert.
Benutzeravatar
Olifant
Beiträge: 8542
Registriert: Mittwoch 18. Juni 2008, 16:21
user title: Demokratischer Kultist

Re: Holocaust - wer wußte Bescheid ?

Beitrag von Olifant »

Quatschki » Mi 8. Feb 2012, 10:24 hat geschrieben: Wenn von den 6 Millionen KPD-Wählern vom November 1932 ein bis zwei Prozent nach 1933 aktive Repressalien erlitten haben, so wäre das viel.
Das heißt, 98% der ehemaligen KPD-Anhänger haben sich mit dem NS-Staat arrangiert!
Das is ja eine sehr überzeugende Logik. Wer nicht drangsaliert wird, ist ein Fan Hitlers...
Benutzeravatar
frems
Beiträge: 47596
Registriert: Samstag 4. April 2009, 14:43
user title: Hochenergetisch
Wohnort: Hamburg, Europa

Re: Holocaust - wer wußte Bescheid ?

Beitrag von frems »

MikeRosoft » So 5. Feb 2012, 17:42 hat geschrieben:
Trotz der genannten Gründe haben aber doch bei einer Wahlbeteiligung von knapp 90 % sich ca. 56 % der Wähler gegen die NSDAP entschieden und andere Parteien (u.a. SPD und KPD) gewählt, während sich ca. 44 % für die NSDAP entschieden haben.
Richtig. Es sagt ja auch niemand, daß die Wahl vom März '33 völlig erfunden/gefälscht sei, sondern eben aus den genannten Gründen massiv beeinflußt. Da dies in diesem Umfang im November '32 nicht der Fall war, wird prinzipiell letztere Wahl als die letzte "freie" bezeichnet. Nun kann man sich darüber streiten, wie die NSDAP es geschafft hat, in wenigen Jahren ('36) die berühmten 98% zu erreichen. (Erinnert mich etwas an Ernst Jüngers "Waldgang" zu dieser Zahl)
Labskaus!

Ob Mailand oder Madrid -- Hauptsache Europa.
pittbull

Re: Holocaust - wer wußte Bescheid ?

Beitrag von pittbull »

frems » Mi 8. Feb 2012, 12:32 hat geschrieben: Nun kann man sich darüber streiten, wie die NSDAP es geschafft hat, in wenigen Jahren ('36) die berühmten 98% zu erreichen. (Erinnert mich etwas an Ernst Jüngers "Waldgang" zu dieser Zahl)
Du meinst wohl die Wahlen während der NS-Zeit. Da es keine anderen Parteien mehr gab, standen auf den Listen nur NSDAP-Mitglieder.
Naja, und wer nicht zur Wahl ging, hatte mit Repressalien zu rechnen.
Benutzeravatar
Jekyll
Beiträge: 10537
Registriert: Dienstag 31. August 2010, 17:35
user title: Je suis Jekyll

Re: Holocaust - wer wußte Bescheid ?

Beitrag von Jekyll »

Armstrong » Di 7. Feb 2012, 22:43 hat geschrieben:Was hat das alles mit dem Holocaust, also der millionenfachen Tötung von Juden aus ganz Europa in eigens für diesen Zweck eingerichtete Vernichtungslager zu tun?
Was ist das jetzt für eine Frage, Armstrong? Verlierst du langsam den Überblick? Es ging hier zunächst einmal nur darum, die Menge der mit den Nazis gleichgesinnten Deutschen abzuschätzen. Du und TD, ihr hattet Anstoß daran genommen, dass ich von "den" Deutschen sprach. Weiß du noch? Nun, "die" Deutschen deshalb, weil da offenkundig viel zu viele involviert waren, in das Nazi-System. Es hatten sich einfach viel zu viele mit den Nazis arrangiert. Und die Art und Weise vor allem, wie diese Gleichschaltung vonstatten ging, mit welcher Leichtigkeit und Mitläufertum...
Ob und inwieweit diese gleichgeschalteten Deutschen am Holocaust mitverantwortlich sind, ist eine andere, weiterführende Frage.
Eine NSDAP-Mitgliedschaft bedeutete nicht zwingend ein Nazi zu sein.
Sicher. Ich halte es sogar für möglich, dass selbst die in den Vernichtungsprozess unmittelbar Involvierten keine überzeugte Nazis zu sein brauchten. Es sollen ja Leute geben, die für ihre Karriere den Tod von Menschen in Kauf nehmen und buchstäblich über Leichen gehen. Wernher von Braun beispielsweise; ich glaube nicht, dass er ein überzeugter Nazi war, also Juden für eine "minderwertige" Rasse hielt und sie hasste etc. (jedenfalls nicht mehr, als es damals so üblich war). Aber er war so sehr besessen von seinem Traum, dass er bereit war, dafür einen Pakt mit dem Teufel einzugehen (meines Wissens starben tausende von Zwangsarbeitern bei der Realisierung seines Traums). Ähnliches gilt auch für Albert Speer. Aber, sind solche Kolaborateure nun bessere Mensche als "überzeugte" Nazis? Sind sie weniger schuldig oder weniger verantwortlich als jemand, der aus krankem Hass tötet/töten lässt statt aus selbstsüchtigem Ehrgeiz?
In meiner Verwandtschaft gab es einige NSDAP-Mitglieder, die aus reinem Opportunismus eingetreten sind, weil man als "Parteigenosse" eben Vorteile für sich und seine Familie hatte.
Aber, dass die Juden im großen Stil ausgegrenzt wurden/werden sollten und aus der reinrassigen deutschen Gesellschaft verschwanden/verschwinden sollten, hatten deine Verwandten schon mitgekriegt, oder? Ich meine, das mussten ja schon Nicht-Parteimitglieder mitgekriegt haben. Darf man erfahren, was für Vorteile da konkret erlangt wurden? Was konnte man als NSDAP-Mitglied tun/haben, was man als Nicht-Mitglied nicht tun/haben konnte? Nicht jeder Deutsche war ein Raketenbauer oder Großindustrieller, der billige Zwangsarbeiter bzw. Sklaven benötigte - was für Vorteile hatte also der Otto-Normalbürgernazi, diese über 8 Millionen Deutschen, durch eine Parteimitgliedschaft in der NSDAP?
Ansonsten gab es natürlich in der Tat viele Deutsche, die von Hitler und dem NS-Regime beeindruckt waren. Beseitigung der Arbeitslosigkeit, viele sozialpolitische Reformen, Eintopfsonntage, Winterhilfswerk, Kindergeld, Ehegattensplitting, Kraft durch Freude, dazu eine nationale Aufbruchstimmung, aussenpolitisch grosse Prestigerfolge...alles ging aufwärts.
Nun ja, nicht alles. Eben das nicht. Die Juden, Roma/Sinti, Kommunisten, Homos...bei diesen Menschen ging dieses Alles eher bergab, von systematischer Ausgrenzung und Entrechtung bis hin zur physischer Vernichtung. Zumindest die erstgenannten Unannehmlichkeiten, mit denen die genannten Gruppen nachhaltig konfrontiert wurden, müssen die restlichen Deutschen 100%ig mitgekriegt haben.
Aus dieser durchaus berechtigten Zustimmung vieler Deutscher nun zu konstruieren, 95% der Deutschen hätten den Holocaust begrüßt und seien deshalb mitverantwortlich an der Ermordung von 6 Millionen Juden, ist Schwachsinn.
Wer behauptet denn hier so'n Schwachsinn? Du bestätigst jetzt unfreiwillig meine zuvor geäußerte Vermutung hinsichtlich der Motivation, die hinter dieser Frage "Wer wusste Bescheid?" steckt. Aus einem nicht-100%ig-konkret-wissen machst du ein 100%ig-nicht-mitverantwortlich. Wenn ich mich mit einer Gruppe einlasse, von der ich weiß, dass sie gar nicht so gute Absichten gegenüber einer bestimmten Minderheit hat und dies sogar offen kund tut (indem sie die Verrrrnichtung der gesamten jüdischen Rrrrrasssee rausposaunt, oder auch "nur" von systematischer Ausgrenzung und Entrechtung redet usw.) - und es stellt sich nacher heraus, dass sie das alles tatsächlich wortwörtlich so gemeint und in die Praxis umgesetzt haben - kann ich da noch sagen als jemand, der ein Teil dieser Gruppe war und an dessen Etablierung und Fortdauer mitgewirkt hat, dass ich da überhaupt keine Mitverantwortung trage?

Ach, und anderen Menschen in anderen Ländern gegenüber hat man also keinerlei moralische Verpflichtung? Nach dem Motto:"Was geht es mich an, wenn im Nachbarhaus Menschen abgeschlachtet werden oder verhungern?"
Ich fürchte, du verstehst gar nicht den Sinn des Gesagten; man kann hier nicht Äpfel mit Birnen vergleichen, indem man an gänzlich unterschiedlichen Situationen moralische Vergleiche anstellt. Die Deutschen wurden in ihrem Land mit einer Herausforderung konfrontiert. Und es hat sie auch niemand dazu gezwungen, in Scharen in die Nazi-Partei einzutreten (das Gegenteil war eher der Fall!) oder sonstwie mitzumachen. Selbstverständlich setzt ein sich Einsetzen für die Interessen von Unterdrückten und Entrechteten in anderen Erdteilen eine deutlich höhere Sensibilität in Sachen Moral und Courage voraus, aber die Deutschen haben ja schon unmittelbar in ihrem eigenen Land, quasi in ihrem eigenen Haus (also nicht mal vor der Haustüre), bei ihren eigenen Mitbürgern versagt. Und nur von diesen konkreten Vorkommnissen reden wir hier. Um meine Moralität und Courage wirklich objektiv und unvoreingenommen "messen" und vergleichen zu können, müsste ich in eine adäquate Situation geraten sein, was bis jetzt nicht der Fall war. Aber das alles ist auch ohne Belang, weil ich ja - und das sagte ich bereits - nicht moralisch argumentiere, sondern sachlich. Ich hoffe wirklich, du begreifst dieses gar nicht so unbedeutende Detail irgendwann und reflektierst ein wenig, ohne gleich Schaum vorm Mund zu kriegen und in irgendwelche schwer definierbare Zustände zu geraten.
Du erwartest von den damaligen Deutschen Juden aufzunehmen und zu verstecken?
Nein, da war es ja imgrunde schon zu spät. Es hätte gereicht, wenn die Deutschen es hätten erst gar nicht so weit kommen lassen. Wie ich dir schon mal gesagt habe - wählen, mitmachen und dann, wenn die braune Kacke am Dampfen ist, sich als ahnungsloses Opfer hinstellen und von einer amnesiösen Wendehälsigkeit heimgesucht werden...das ist einfach nur arschlos.
Wieviele Obdachlose hast DU in diesem Winter schon bei dir aufgenommen, um ihnen das Leben zu retten? Dein Risiko wäre dabei noch wesentlich geringer als das der damaligen Deutschen, wenn sie einen Juden aufgenommen hätten.
Die Obdachlosen sind ja auch wesentlich weniger einer staatlich organisierten Verfolgung und Ausrottung ausgesetzt als die Juden damals. Im Gegenteil, Deutscheland ist ein Sozialstaat - für solche Hilfsmaßmahmen gibt es Stellen und Personen, die besser dafür geeignet wären (vor allem aus finanzieller Sicht) als unsereins. Aber ich habe schon mal ein paar alten Omis über die Straße geholfen bzw. die Treppen raufgeholfen. Hin und wieder spende ich auch. Und ich habe schon mal übel gemobbten Leuten unter die Arme gegriffen (als Einziger in der Gruppe übrigens). Oder Dinge angeprangert, die nicht ganz koscher waren, wieder als Einziger, umgeben von Lemmingen, so erbärmlichen Lemmingen....Ach, so übel kann ich wirklich nicht sein. :)
Benutzeravatar
Enigma
Beiträge: 4569
Registriert: Dienstag 24. Juni 2008, 16:55
user title: Anarchist
Wohnort: Bald Galts Gulch?

Re: Holocaust - wer wußte Bescheid ?

Beitrag von Enigma »

Also ich habe grade einen Artikel gelesen der IBM eindeutig als Mittäter beim Holocaust beschuldigt. Dementsprechend müssen die Amis zwangsläufig davon gewusst haben.

http://hnn.us/roundup/entries/52879.html
[url=http://www.youtube.com/watch?v=LTQqFGLDdJ0]Do you think that money is the root of all evil?[/url]
[url=http://studentsforliberty.org/wp-conten ... sm-PDF.pdf]The Morality of Capitalism[/url]
Gez. Francisco d'Anconia
pittbull

Re: Holocaust - wer wußte Bescheid ?

Beitrag von pittbull »

Enigma » Mi 7. Mär 2012, 22:51 hat geschrieben:Also ich habe grade einen Artikel gelesen der IBM eindeutig als Mittäter beim Holocaust beschuldigt. Dementsprechend müssen die Amis zwangsläufig davon gewusst haben.

http://hnn.us/roundup/entries/52879.html
Die US-Regierung vielleicht nicht, aber einige IBM-Mitarbeiter bestimmt. Obwohl der Holocaust nach außen hin relativ geheimgehalten wurde, hat die Lager-SS untereinander ziemlich frei darüber gesprochen, dass Menschen vergast wurden.

Btw, sehr interessanter Artikel. :thumbup:
Benutzeravatar
Enigma
Beiträge: 4569
Registriert: Dienstag 24. Juni 2008, 16:55
user title: Anarchist
Wohnort: Bald Galts Gulch?

Re: Holocaust - wer wußte Bescheid ?

Beitrag von Enigma »

pittbull » Mi 7. Mär 2012, 22:37 hat geschrieben:
Die US-Regierung vielleicht nicht, aber einige IBM-Mitarbeiter bestimmt. Obwohl der Holocaust nach außen hin relativ geheimgehalten wurde, hat die Lager-SS untereinander ziemlich frei darüber gesprochen, dass Menschen vergast wurden.

Btw, sehr interessanter Artikel. :thumbup:
Nunja, aber Arthur Koestler beschreibt ja in seinem Werk "Diebe in der Nacht" auch den Fakt, dass Jüdische Flüchtlinge die aus Europa nach Israel kamen, wieder zurückgeschickt wurden.
[...]Als Reaktion auf die einschränkenden Vorschriften des Weißbuchs, wonach für einen fünfjährigen Zeitraum die Einwanderung von maximal 75.000 Juden nach Palästina gestattet war, erfolgte während des Zweiten Weltkriegs eine verstärkte illegale Einwanderung; die Bestimmungen blieben jedoch bis 1947 für die britische Politik in Palästina maßgebend.[...]
http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte ... C3%A4stina
[url=http://www.youtube.com/watch?v=LTQqFGLDdJ0]Do you think that money is the root of all evil?[/url]
[url=http://studentsforliberty.org/wp-conten ... sm-PDF.pdf]The Morality of Capitalism[/url]
Gez. Francisco d'Anconia
Benutzeravatar
Tantris
Beiträge: 37991
Registriert: Sonntag 22. Juni 2008, 09:13
user title: Sihanoukville

Re: Holocaust - wer wußte Bescheid ?

Beitrag von Tantris »

Enigma » Mo 2. Apr 2012, 16:27 hat geschrieben: Nunja, aber Arthur Koestler beschreibt ja in seinem Werk "Diebe in der Nacht" auch den Fakt, dass Jüdische Flüchtlinge die aus Europa nach Israel kamen, wieder zurückgeschickt wurden.



http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte ... C3%A4stina
Na also! DIE sind schuld! Überhaupt sind alle schuld,nur nicht die täter. Und gewusst hat eh niemand was. Am allerwenigsten die täter. Und wenn doch, haben sies halt vergessen. Kann schonmal vorkommen. Näheres bei Mitscherlich.
Benutzeravatar
Enigma
Beiträge: 4569
Registriert: Dienstag 24. Juni 2008, 16:55
user title: Anarchist
Wohnort: Bald Galts Gulch?

Re: Holocaust - wer wußte Bescheid ?

Beitrag von Enigma »

Tantris » Di 3. Apr 2012, 12:05 hat geschrieben:
Na also! DIE sind schuld! Überhaupt sind alle schuld,nur nicht die täter. Und gewusst hat eh niemand was. Am allerwenigsten die täter. Und wenn doch, haben sies halt vergessen. Kann schonmal vorkommen. Näheres bei Mitscherlich.
Hast du nen Schatten? :)
[url=http://www.youtube.com/watch?v=LTQqFGLDdJ0]Do you think that money is the root of all evil?[/url]
[url=http://studentsforliberty.org/wp-conten ... sm-PDF.pdf]The Morality of Capitalism[/url]
Gez. Francisco d'Anconia
Benutzeravatar
Weltregierung
Beiträge: 4507
Registriert: Sonntag 1. Juni 2008, 00:57
user title: Wirr ist das Volk

Re: Holocaust - wer wußte Bescheid ?

Beitrag von Weltregierung »

Enigma » Do 5. Apr 2012, 22:30 hat geschrieben: Hast du nen Schatten? :)
Definitiv.
ich sprenge eure demo und es regnet hackepeter
Benutzeravatar
Tantris
Beiträge: 37991
Registriert: Sonntag 22. Juni 2008, 09:13
user title: Sihanoukville

Re: Holocaust - wer wußte Bescheid ?

Beitrag von Tantris »

Enigma » Do 5. Apr 2012, 22:30 hat geschrieben: Hast du nen Schatten? :)
Im gegensatz zu dir habe ich argumente.

Du nicht. Du armes würstchen musst pöbeln.

Na, denn! viel spass und lass es krachen! :)
Milosevo

Re: Holocaust - wer wußte Bescheid ?

Beitrag von Milosevo »

Wer wußte Bescheid?Oder anders gefragt wieviele hätte es bedurft um es zu verhindern?20% oder 30% oder 50%
Vielleicht hätten genau die ausgereicht die es wußten um es zu verhindern?
Es muß nicht jeder wissen aber verhindern hätte man es können und das werfen wir euch vor.
Die Deutschen haben grundsätzlich kein Bock auch an andere zu denken außer an sich selbst.
Milosevo

Re: Holocaust - wer wußte Bescheid ?

Beitrag von Milosevo »

Die Deutschen und ihre mühsame Kriegsschuldbewältigung,eine schwierige Aufgabe .und Geschichtsrelativismus oder eine neue selbstbewußte rechte Präsenz sind da nicht sehr hilfreich.Ich sag euch voraus noch 30 Jahre daran zu knabbern bis Leute wie ich sagen es reicht.
am07
Beiträge: 50
Registriert: Samstag 7. April 2012, 12:17

Re: Holocaust - wer wußte Bescheid ?

Beitrag von am07 »

Milosevo » Fr 6. Apr 2012, 04:37 hat geschrieben:Wer wußte Bescheid?Oder anders gefragt wieviele hätte es bedurft um es zu verhindern?20% oder 30% oder 50%
Vielleicht hätten genau die ausgereicht die es wußten um es zu verhindern?
Es muß nicht jeder wissen aber verhindern hätte man es können und das werfen wir euch vor.
Die Deutschen haben grundsätzlich kein Bock auch an andere zu denken außer an sich selbst.
"Wir...Euch..." Wer ist wer?
Ich fuehle mich, nur weil ich Deutsche bin, nicht angesprochen. Tut mir leid, aber ich trage Verantwortung nur fuer meine eigenen Handlungen. Und noch weniger lasse ich mir etwas von jemanden vorwerfen, der selbst nicht betroffen war (sollte dies doch der Fall sein und ich hier den Beitrag eines Ueberlebenden des NS-Regimes beantworte, dann entschuldige ich mich aufrichtig)

Zur Frage : Wer wusste Bescheid?
Auch ich bin nicht davon ueberzeugt, dass es wirklich viele wussten. Sie wurden abtransportiert gen Osten und fertig. Sollte es Geruechte gegeben haben, Zweifel, etc, dann klingt es doch einfach nur so verrueckt, dass man es garnicht glauben KONNTE, denn es ueberschreitet die menschliche Vorstellungskraft (vor allem damals). Wir koennen es uns besser vorstellen, weil wir WISSEN, dass es das gegeben hat.

Zur Behauptung: "Es muß nicht jeder wissen aber verhindern hätte man es können..."

Wer haette es verhindern koennen wenn es keiner verhindern wollte? Denn das ist doch die Kernfrage! Warum hat man es zugelassen? Wer hat es zugelassen? Nur "die Deutschen"? Da empfehle ich als Lektuere "La question juive en Europe" (Die Judenfrage in Europa) - eine Sammlung von amtlichen Dokumenten anderer europaeischer Staaten, welche deren Mitschuld/Unterstuetzung beweisen. (Wobei ich mich frage, ob dieses Buch in Deutschland ueberhaupt erhaeltlich ist)

Zu letzteren Angriff gegen die Deutschen:

Wenn die Deutschen wirklich nur an sich denken wuerden, dann saehe Deutschland heute ganz anders aus!
Zuletzt geändert von am07 am Samstag 7. April 2012, 19:02, insgesamt 1-mal geändert.
riverpirate

Re: Holocaust - wer wußte Bescheid ?

Beitrag von riverpirate »

Olifant » Mi 8. Feb 2012, 07:30 hat geschrieben:
Ob das wohl deutsche Juden. Kommunisten, Schwule und andere "nicht der Volksgemeinschaft Angehörende" auch so gesehen haben?
mit Sicherheit
Benutzeravatar
Olifant
Beiträge: 8542
Registriert: Mittwoch 18. Juni 2008, 16:21
user title: Demokratischer Kultist

Re: Holocaust - wer wußte Bescheid ?

Beitrag von Olifant »

riverpirate » Sa 7. Apr 2012, 19:02 hat geschrieben: mit Sicherheit
Wie genau ging es denn mit Kommunisten oder Juden nach 1933 aufwärts?
Benutzeravatar
Tantris
Beiträge: 37991
Registriert: Sonntag 22. Juni 2008, 09:13
user title: Sihanoukville

Re: Holocaust - wer wußte Bescheid ?

Beitrag von Tantris »

am07 » Sa 7. Apr 2012, 18:58 hat geschrieben:
"Wir...Euch..." Wer ist wer?
Ich fuehle mich, nur weil ich Deutsche bin, nicht angesprochen. Tut mir leid, aber ich trage Verantwortung nur fuer meine eigenen Handlungen. Und noch weniger lasse ich mir etwas von jemanden vorwerfen, der selbst nicht betroffen war (sollte dies doch der Fall sein und ich hier den Beitrag eines Ueberlebenden des NS-Regimes beantworte, dann entschuldige ich mich aufrichtig)

Zur Frage : Wer wusste Bescheid?
Auch ich bin nicht davon ueberzeugt, dass es wirklich viele wussten. Sie wurden abtransportiert gen Osten und fertig. Sollte es Geruechte gegeben haben, Zweifel, etc, dann klingt es doch einfach nur so verrueckt, dass man es garnicht glauben KONNTE, denn es ueberschreitet die menschliche Vorstellungskraft (vor allem damals). Wir koennen es uns besser vorstellen, weil wir WISSEN, dass es das gegeben hat.

Zur Behauptung: "Es muß nicht jeder wissen aber verhindern hätte man es können..."

Wer haette es verhindern koennen wenn es keiner verhindern wollte? Denn das ist doch die Kernfrage! Warum hat man es zugelassen? Wer hat es zugelassen? Nur "die Deutschen"? Da empfehle ich als Lektuere "La question juive en Europe" (Die Judenfrage in Europa) - eine Sammlung von amtlichen Dokumenten anderer europaeischer Staaten, welche deren Mitschuld/Unterstuetzung beweisen. (Wobei ich mich frage, ob dieses Buch in Deutschland ueberhaupt erhaeltlich ist)

Zu letzteren Angriff gegen die Deutschen:

Wenn die Deutschen wirklich nur an sich denken wuerden, dann saehe Deutschland heute ganz anders aus!
Nur widerliche, demokrötische gutmenschen glauben, ein wackerer deutscher sein in irgendeiner weise für seine handlungen verantwortlich!

Nein, kameradin:

wir trampeln durchs getreide
wir trampeln durch die saat
HURRA wir verblöden!
für uns bezahlt der staat!

so und nicht anders muss man die sache mit verantwortung, geschichte und schuld sehen! Niemand hat schuld, und wenn doch, ist er jetzt schon tot oder war nazi-gegner. Prost!
Brand Zora

Re: Holocaust - wer wußte Bescheid ?

Beitrag von Brand Zora »

Ich wusste Bescheid!
Muninn

Re: Holocaust - wer wußte Bescheid ?

Beitrag von Muninn »

Holocaust - wer wußte Bescheid?

Tja gute Frage... Da die Deutschen zu dieser Zeit mehrheitlich aus Althumanisten bestanden haben, gehe ich davon aus das nur eine absolute Minderheit davon Kenntnis hatte...

Die Alliierten?

Die Amis haben mit Sicherheit nichts gewußt... Sonst hätten sie Deutschland doch sofort angegriffen und nicht verschämt durch die Hintertür nach einer Rechtfertigung gesucht... Ich bin mir ganz sicher... Hätte es das Amivolk gewußt dann wären sich sofort "Kriegsgeil" gewordern...

Die Sowjets... Die haben es vermutlich gewußt. Und haben natürlich alles unternommen um Ausschwitz zu befreien. Was ja dann auch gelungen ist....
VonBoedefeld

Re: Holocaust - wer wußte Bescheid ?

Beitrag von VonBoedefeld »

Wenn man Görings Aussage vor dem IMT-Tribunal glauben schenken will, wusste nicht mal er (die Nummer 2 im 3. Reich) Bescheid.
Benutzeravatar
JJazzGold
Beiträge: 59073
Registriert: Montag 25. Mai 2009, 01:34
user title: L'État, c'est moi

Re: Holocaust - wer wußte Bescheid ?

Beitrag von JJazzGold »

VonBoedefeld » So 12. Aug 2012, 10:33 hat geschrieben:Wenn man Görings Aussage vor dem IMT-Tribunal glauben schenken will, wusste nicht mal er (die Nummer 2 im 3. Reich) Bescheid.

Goebbels wurde durch seine eigenhändigen Tagebucheinträge der Lüge überführt.
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
Alexander Freiherr von Humboldt

https://www.youtube.com/watch?v=9FBu2rVuXGI
Muninn

Re: Holocaust - wer wußte Bescheid ?

Beitrag von Muninn »

JJazzGold » So 12. Aug 2012, 09:39 hat geschrieben:

Goebbels wurde durch seine eigenhändigen Tagebucheinträge der Lüge überführt.

Dr. Joseph Goebbels? War der nicht zur Zeit des IMT. schon six feet under?
Benutzeravatar
JJazzGold
Beiträge: 59073
Registriert: Montag 25. Mai 2009, 01:34
user title: L'État, c'est moi

Re: Holocaust - wer wußte Bescheid ?

Beitrag von JJazzGold »

Muninn » So 12. Aug 2012, 10:43 hat geschrieben:

Dr. Joseph Goebbels? War der nicht zur Zeit des IMT. schon six feet under?

Stimmt, da der Naziabschaum sich nur marginal unterscheidet, bezog ich mich auf Goebbels, den Selbstmord-Feigling, dessen Wissen vom Holocaust anhand seiner Tagebücher nachweisbar wurde.

Göring, der Massenmörder der aus schlottender Angst vor dem eigenen Tod versuchte, mit einer Lüge davonzukommen, war nachweislich Initiator der "Lösung des Judenproblems".
Zuletzt geändert von JJazzGold am Sonntag 12. August 2012, 10:56, insgesamt 1-mal geändert.
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
Alexander Freiherr von Humboldt

https://www.youtube.com/watch?v=9FBu2rVuXGI
Aristoteles1

Re: Holocaust - wer wußte Bescheid ?

Beitrag von Aristoteles1 »

Warum wurden die KZs nach Polen verlegt?
Benutzeravatar
Tantris
Beiträge: 37991
Registriert: Sonntag 22. Juni 2008, 09:13
user title: Sihanoukville

Re: Holocaust - wer wußte Bescheid ?

Beitrag von Tantris »

Aristoteles1 » So 12. Aug 2012, 11:34 hat geschrieben:Warum wurden die KZs nach Polen verlegt?
Es wurden keine KZs nach polen verlegt. Es gab dort zwar jede menge, aber die wurden nie verlegt.

Vermutlich weil es in polen den höchsten anteil an juden in der bevölkerung gab.
Antworten