Cobra9 hat geschrieben:(15 Oct 2021, 02:12)
Kann ich verstehen. Aber wenn Du seit 99 siehst wie die Politik von Deutschland in Außen und Sicherheitspolitik sowie Energie agieren tut wundert es mich nicht wie Afghanistan so scheitern konnte.
Wir haben keine Führung sondern eine Verwaltung die erbärmlich teilweise reagiert und in Afghanistan hat Tote zur Folge sowie auch eigene Verluste.
Ja es wurden Fehler gemacht, aber die entscheidenen Fehler wurden nicht nur, oder Hauptsächlich von der deutschen Politik gemacht, sonder vor allen von denjenigen die bei der ISAF Politisch das Sagen hatten und dies waren in den ca. 20 Jahren allein 4 US Präsidenten die den Kurs der ISAF in Afghanistan bestimmt haben. Die Fehler waren vielschichtig. Größster aus meiner Sicht: Man hat die Korruption nicht aktiv bekämpft sondern gehofft , daß diese sich von selbst zurückentwickelt, aber dafür hätte man eben wesentlich länger das Land stabilisieren muessen, bis evtl eine neue weniger korrupte Generation die Zügel in die Hand nimmt. Stattdessen durften die alten Eliten , die das Land nach dem Abzug der Russen gegen die Wand gefahren und ins Chaos gestürzt haben, weiter ihre Agenda durchziehen.
Was mich richtig zornig macht, sind jetzt Aussagen einiger Protagonisten, was sie daraus gelernt haben, daß 20 Jahre eben nicht ausreichen um das Land so zu stabilissieren, daß es auf eigenen Beinen stehen kann. Sorry aber diese Erkenntnis war und ist nicht neu. Das hätte man leicht von zig Experten, die auch schon lange dieses Land kennen, erfahren können.
Zu spät gehandelt, zu schlecht vorbereitet in die Mission ist der rote Faden für die deutsche Politik. In Afghanistan hat die Bundesregierung viele Fehler gemacht und zugegeben mal es gab welche .Nur Interesse an einer Aufarbeitung - Fehlanzeige.
Das die deustche Politik dort mithelfen musste , obwohl die Bundeswehr nur so semi darauf vorbereitet war , war klar , nachdem Schröder der USA uneingeschränkte Unterstützung angeboten hatte. Trotzdem hat die Bundeswehr in Afghanistan nicht versagt, sondern sich dort sehr viel Respekt erarbeitet und dies von einer Vielzahl von Afghanen. Ansonsten war das Mandat der Bundeswehr natürlich von der Strategie der ISAF abhängig und nicht nur von der deutschen Politik.
Zu einer weitsichtigen Politik gehört für Mich was Standard ist wenn mein Arbeitgeber einen Auftrag erfüllt. Man bereitet sich auf alle denkbaren Szenarien sorgfältig vor und hält Kapazitäten frei. Auf Eventualitäten hat man sich einzustellen.
Die Evac rechtzeitig hat man verpasst und das hat Tote bedeutet. Das ist die Schuld der Politik
Kannst du dies bitte genauer Ausführen was du damit meinst?
Die Bundeswehr hatte den Plan B in der Schublade. Aber die Bundesregierung hat ja wie üblicherweise ihre Arroganz gezeigt und Ignoranz. So war eine rechtzeitige Evakuierung der deutschen Botschaft in Kabul und der vielen Afghanen genannt Ortshelfer nicht möglich in Ruhe. Aber ohne deren oft lebensgefährliche Unterstützung insbesondere für die Bundeswehr wäre der Einsatz gar nicht möglich gewesen.
Die Fehleinschätzung der Schnelligkeit der Taliban haben ja schon alle Protagonisten zugegeben und was die Evakuierung angeht, da kommt noch die damalige afghanische Regierung ins Spiel, die ein frühzeitige Evakuierung nicht wollte, da es sonst zuviel Unruhe gegeben hätte, lauf Aussage des US Präsidenten. Das gehörte dann wohl auch mit zur Fehleinschätzung, die zu falschen Entscheidungen geführt hat. Ob dies jetzt etwas mit Arroganz oder Ignoranz zu tun hat, kann ich schlecht beurteilen, aber für mich sicher ist , daß man diesbezüglich dort auf die falschen Leute gehört hat.
Was hat sich noch gezeigt . Das Zusammenspiel der für Afghanistan wichtigsten Ressorts hat in der Stunde der militärischen Niederlage und in den Wochen davor hat versagt.
Das Verteidigungsministerium hat sogar gewarnt im März. Frau Merkel war wohl mit was beschäftigt.
Das die afghanische Armee alleine noch nicht bereit war, es mit der Taliban aufzunehmen, gab es anzeichen, obwohl deren Kommandeure natürlich etwas anderes behaupteten. Spätestens als die afghanische Führung den Abflug machte, war klar was passieren würde.
Ich weiß nicht ob man nicht Merkel und das gesamte Kabinett einfach in Afghanistan ausetzten sollte. Wäre ne Lektion
Ein längere Aufenthalt mit vielen direkten Gesprächen und Erkundungen hätte bestimmt einigen Politikern einen bessern Eindruck vermitteln können.
Das Banale braucht man nicht zu schälen.