Die astronomische Uhr von Prag

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Michi
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Die astronomische Uhr von Prag

Beitrag von Michi »

Am Prager Rathaus befindet sich eine wunderschöne astronomische Uhr und sobald Corona vorbei ist, mach ich mich gleich auf die Reise. Es handelt sich gewissermaßen um ein mechanisches Astrolabium, das den Lauf von Sonne und Mond auf der Ekliptik anzeigt. Ich vermute aber, dass die Skala auf der Ekliptik nicht die ekliptikale Länge anzeigt, sondern die Rektaszension, ein geometrischer Trick um eine doppelt-mittlere Sonne vorzutäuschen, die sich gleichzeit gleichmäßig in Rektaszension und ekliptikaler Länge bewegt.

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Teeernte
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Beitrag von Teeernte »

Da muss Mann natürlich auch den Berner Zytgloggeturm anschauen....Die Parallelen (Strassenbahngleise) die Einstein zu seiner IDEE der allgemeinen Relativitätstheorie vom Weg von der Arbeit nach Hause brachte...

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schokoschendrezki
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Re: Die astronomische Uhr von Prag

Beitrag von schokoschendrezki »

Michi hat geschrieben:(06 Mar 2021, 14:10)

Am Prager Rathaus befindet sich eine wunderschöne astronomische Uhr und sobald Corona vorbei ist, mach ich mich gleich auf die Reise. Es handelt sich gewissermaßen um ein mechanisches Astrolabium, das den Lauf von Sonne und Mond auf der Ekliptik anzeigt. Ich vermute aber, dass die Skala auf der Ekliptik nicht die ekliptikale Länge anzeigt, sondern die Rektaszension, ein geometrischer Trick um eine doppelt-mittlere Sonne vorzutäuschen, die sich gleichzeit gleichmäßig in Rektaszension und ekliptikaler Länge bewegt.
Der Strang gefällt mir! :thumbup: Vielleicht sollte man zu den Begrifflichkeiten grundsätzlich und vorneweg sagen: Es gibt in der sphärischen Astronomie, also dem Teil der Astronomie, der den Himmel im ursprünglichen Sinne als über den Menschen gespannten "Himmel" ansieht ... zwei grundsätzliche Koordinatensysteme: Das äquatoriale und das ekliptikale. Für das äquatoriale ist der sogenannte "Himmelsäquator" der Bezug. Also die Fortsetzung des Erdäquators in den Raum und damit letztendlich die Rotationsachse der Erde. Die Koordinaten lauten hier Deklination (Winkelabstand zur Äquatorebene) und Rektaszension (Winkelabstand zum sogenannten Frühlingspunkt). Was ist der "Frühlingspunkt"? Einer der beiden Äquinoktien: Weltweit bzw. erdenweit gültigen Zeitpunkten, in denen die Erdrotationsachse zur Bahnebene der Erde um die Sonne, nicht geneigt ist. Wie kann das überhaupt sein? Natürlich ist die Rotationsachse der Erde immer geneigt. Am Frühlings- und Herbstpunkt jedoch steht sie nicht zur Sonne hin geneigt. Stell dir vor, du blickst zwar in zur Seite geneigter Körperlage aber direkt geradaus auf eine Glühbirne. Das ist ein Äquinoktium. Jetzt gehst du eine Vierteldrehung im Uhrzeigersinn in gleicher Verrenkung um die Glühbirne herum. Dann hat dein Kopf Sommeranfang und deine Füße Winteranfang. Gemessen vom Frühlingspunkt her misst man die Rektaszension.

Das andere Koordinatensystem ist das ekliptikale. Es bezieht sich auf die Bahnebene der Erde um die Sonne. Im engeren Sinne aber eigentlich auf die (scheinbare) Bahn der Sonne um die Erde. Die Koordinaten sind "ekliptikale Länge" (Der Winkel auf der Ekliptikbahn - wiederum bezogen auf ein Äquinoktium) und "ekliptikale Breite" (Die Winkelhöhe über der Ekliptik von -180 bis +180 Grad).

So. Jetzt können wir davon ausgehend versuchen aufzudröseln, was der Strangersteller mit einer vorgetäuschten "doppelt-mittleren Sonne" meint.
Zuletzt geändert von schokoschendrezki am Sa 6. Mär 2021, 16:02, insgesamt 1-mal geändert.
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Michi
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Re: Die astronomische Uhr von Prag

Beitrag von Michi »

schokoschendrezki hat geschrieben:(06 Mar 2021, 15:29)

So. Jetzt können wir davon ausgehend versuchen aufzudröseln, was der Strangersteller mit einer vorgetäuschten "doppelt-mittleren Sonne" meint.
Die wahre Sonne geht ja bekanntlich manchmal ein bisschen vor und manchmal nach, Stichwort Zeitgleichung. Ursache dafür ist zum einen die Exzentrizität der Erdbahn und zum anderen die Neigung der Erdachse. Eine mittlere Sonne müsste sich über das Jahr gleichmäßig in Rektaszension bewegen und würde sich als Folge davon ungleichmäßig in ekliptikaler Länge bewegen. Meine Vermutung ist daher jetzt, dass auf dieser Uhr die Skala auf der Ekliptik gar nicht ekliptikale Länge, sondern Rektaszension anzeigt, so dass vorgetäuscht wird, die Sonne bewege sich auch gleichmäßig in ekliptikaler Länge. Grund für meine Vermutung ist Folgender: Wenn man sich die Skalenstriche verlängert vorstellt, dann scheinen sie sich im Mittelpunkt der Uhr zu treffen. Der Mittelpunkt der Uhr ist aber der Himmelssüdpol und Halbgeraden aus dem Mittelpunkt würden dann Rektaszension anzeigen.
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