Orban will das EU-Parlament entmachten

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Vongole
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Re: Orban will das EU-Parlament entmachten

Beitrag von Vongole »

Michael Alexander hat geschrieben:(21 Jun 2021, 18:20)

Es gibt keine gemeinsame Sprache, keine verbindende Mentalität, keine gemeinsame Geschichte, keinen gemeinsamen Rechtsraum, keine Schicksalsgemeinschaft.
(..)
Du magst das so sehen, die meisten EU-Bürger sehen das anders, wie Umfragen bestätigen.
Ich z.B. sehe mich als deutsche Europäerin, und wenn ich auch manches für reformbedürftig halte (Stärkung des EU-Parlaments etwa), möchte ich die Kleinstaaterei nicht zurück haben.
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Alexyessin
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Re: Orban will das EU-Parlament entmachten

Beitrag von Alexyessin »

Michael Alexander hat geschrieben:(21 Jun 2021, 18:20)

Es gibt keine gemeinsame Sprache, keine verbindende Mentalität, keine gemeinsame Geschichte, keinen gemeinsamen Rechtsraum, keine Schicksalsgemeinschaft.
Es braucht keine gemeinsame Sprache. Ansonsten, die verbindende Mentalität ist der Frieden, die gemeinsame Geschichte in Europa ist existent, ob du sie sehen möchtest oder nicht. Und Rechtsraum wird auf lange Zeit kommen.
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Re: Orban will das EU-Parlament entmachten

Beitrag von jack000 »

Alexyessin hat geschrieben:(20 Jun 2021, 20:38)

Bekomme ich noch eine Antwort auf meine Frage?
Welche Frage?
Sledge Hammer: Ich mag einem Verbrecher nicht seine Verbrechen vorlesen ... aber ich kann wenigstens lesen!
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Re: Orban will das EU-Parlament entmachten

Beitrag von Alexyessin »

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Re: Orban will das EU-Parlament entmachten

Beitrag von jack000 »

Alexyessin hat geschrieben:(20 Jun 2021, 15:21)

Warum denn musste?
Weil das im ÖR-Strang Thema war und nun musste dargestellt werden, wie schrecklich Orban ist ..., denn der will ja das EU-Parlament entmachten ... was es sowieso nicht geben wird.
Sledge Hammer: Ich mag einem Verbrecher nicht seine Verbrechen vorlesen ... aber ich kann wenigstens lesen!
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Re: Orban will das EU-Parlament entmachten

Beitrag von Alexyessin »

jack000 hat geschrieben:(21 Jun 2021, 19:56)

Weil das im ÖR-Strang Thema war und nun musste dargestellt werden, wie schrecklich Orban ist ..., denn der will ja das EU-Parlament entmachten ... was es sowieso nicht geben wird.
Das Thema im ÖR Thread war am 17./18. - der Artikel im Spiegel war am 19. -
Vielleicht meldest du deine Beschwerde an Herrn Orbán, wieso der gerade solch eine Thematik anschneiden muss wo wir doch gerade über die Zustände in Ungarn via ÖR geschrieben haben.
Ich hoffe du kannst den zeitlichen Gegebenheiten folgen, damit du dich in diese komische Idee nicht weiter verrennen musst.
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Re: Orban will das EU-Parlament entmachten

Beitrag von tarkomed »

Michael Alexander hat geschrieben:(21 Jun 2021, 18:20)

Es gibt keine gemeinsame Sprache, keine verbindende Mentalität, keine gemeinsame Geschichte, keinen gemeinsamen Rechtsraum, keine Schicksalsgemeinschaft.
Sprache kann man einsetzen, um sich zu verständigen, aber auch um zu streiten und Hass und Hetze zu verbreiten. Die einzige gemeinsame Sprache in der europäischen Geschichte vor der EU war die Sprache der Waffen. Auf die gemeinsame Geschichte kann man somit auch verzichten, denn sie ist nur blutgetränkt. Und Schicksalsgemeinschaften sind nicht gottgegeben, sondern werden gemeinsam aufgebaut. Die Geschichte der EU hat bisher die einzige Schicksalsgemeinschaft erschaffen, die von Frieden, Freiheit und Wohlstand geprägt war und das über viele Jahrzehnte hinweg, was zuvor undenkbar für Europa war.
Gib dich nicht so, dass alle andern dich für etwas halten, was du nicht sein willst.
Wenn sie es trotzdem tun, dann bist du es...
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Re: Orban will das EU-Parlament entmachten

Beitrag von Misterfritz »

tarkomed hat geschrieben:(21 Jun 2021, 20:11)

Sprache kann man einsetzen, um sich zu verständigen, aber auch um zu streiten und Hass und Hetze zu verbreiten. Die einzige gemeinsame Sprache in der europäischen Geschichte vor der EU war die Sprache der Waffen. Auf die gemeinsame Geschichte kann man somit auch verzichten, denn sie ist nur blutgetränkt. Und Schicksalsgemeinschaften sind nicht gottgegeben, sondern werden gemeinsam aufgebaut. Die Geschichte der EU hat bisher die einzige Schicksalsgemeinschaft erschaffen, die von Frieden, Freiheit und Wohlstand geprägt war und das über viele Jahrzehnte hinweg, was zuvor undenkbar für Europa war.
Und das ist immer das, was vergessen wird.
Nur Frieden und Freiheit ermöglichen Wohlstand! Man hat ja die Montanunion nicht just for fun gegründet, sondern man hat die wechselseitige Kontrolle der Kriegswichtigen Industrien Kohle und Stahl als die Basis für einen Frieden in Europa nach WK II gesehen und durchgeführt.
Das Salz in der Suppe des Lebens ist nicht Selbstdisziplin, sondern kontrollierte Unvernunft ;)
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Re: Orban will das EU-Parlament entmachten

Beitrag von H2O »

In der EU gibt es noch eine gemeinsame Sprache: Die der Fördermittel für die nationale / regionale Entwicklung, die in jedem Empfängerland gern als Leistung der jeweils regierenden Partei "verkauft" werden kann. In Polen, zumindest in dem westlichen Polen, wo ich lebe, sind jedoch die blauen Flaggen mit dem Sternenkranz gar nicht zu übersehen. Wenn das in Ungarn so ähnlich läuft, werden die Ungarn aber auch wissen, wer diesen Aufbau ermöglicht hat.

So ganz schlimm finde ich diese weniger idealistische Einstellung aber auch nicht. Wenn sie dazu führt, daß in der EU überall vergleichbare Lebensqualität erreicht wird, dann entsteht am Ende auch ein Gefühl der gegenseitigen Verbundenheit, ein europäisches Bewußtsein.
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Re: Orban will das EU-Parlament entmachten

Beitrag von streicher »

Michael Alexander hat geschrieben:(21 Jun 2021, 18:20)

Es gibt keine gemeinsame Sprache, keine verbindende Mentalität, keine gemeinsame Geschichte, keinen gemeinsamen Rechtsraum, keine Schicksalsgemeinschaft.
Da hätte ich gesagt, dass die "gemeinsame Geschichte" eine echt blutige ist. Die letzten sieben Jahrzehnte sind absolut außergewöhnlich friedvoll.
In der EU dagegen weiss man nicht, wie lange ein Land Mitglied bleibt. Wer sagt denn nicht, dass bestimmte Länder künftig einfach austreten, und all die Milliarden, die u.a. Deutschland für diese Länder aufgewendet hat, dahin sind? Noch viel realistischer sind nicht tatsächliche Austritte, sondern Drohungen damit: Entweder, ihr gebt uns noch einmal 100 Milliarden, oder wir treten aus dem Euro aus und eure 1.000 Milliarden TARGET2-Ausstände sind weg. So ähnlich lief es ja offenbar mit den Corona-Hilfen für Italien.
Ja, wenn ein Land mit diesem Druckmittel kommt, wird es für die Gemeinschaft schwierig. Es war schon immer die Frage, wie groß sie werden soll und wie weit sie zusammenwachsen soll. Es war auch immer die Frage, ob nicht manches zu schnell ging. In der Hinsicht ist allerdings die Geschichte der EU außergewöhnlich. Natürlich hat sie Probleme. Die Länder hätte wohl auch ihre Probleme, wäre sie nicht existent.
Wie soll Solidarität unter diesem Kommen und Gehen funktionieren? Wie unter dem völlig unterschiedlichen Verständnis dessen, was die EU sein soll, in Ländern wie Polen, Deutschland oder Griechenland? Noch immer scheinen viele Deutsche nicht verstanden zu haben, dass ihre Vision von der EU nicht von der Mehrheit in anderen Ländern geteilt wird. Es ist schlicht ihre nationale Sicht auf die EU, geprägt von ihrer Mentalität und Geschichte. Die Tschechen, Polen und Dänen sehen es aber ganz anders.
Die EU wird nie ein homogenes Ding. Und derzeit erleben wir eher eine Phase, die nicht durchweg die vertiefende Integration zeigt, sondern zentrifugale Aspekt hat. Vielleicht ist es ein längerer Trend. Die Integration ist zum Erliegen gekommen.
Ich frage mich vor allem: Warum überhaupt diese Lust an der Umverteilung in Europa? Warum beschränkt man sich nicht auf Freihandel und beispielsweise eine Koordinierung der Aussen- und Verteidigungspolitik?
Eingeschlagene Pfade sind schwer rückgängig zu machen. An der Außen- und Verteidigungspolitik ist durchaus zu feilen.
Die EU hat halt auch zum Ziel, dass überall in Europa Wohlstand entstehen kann. Es wirkt ja auch komisch, wenn ein Teil der EU ist arm ist, während der andere - wie bei reiner Nationalstaaterei - vollkommen reich, wenn man gemeinsame Sache macht. Vollständig werden wie die Gleichheit in der EU so oder so nicht erreichen.
Die Zukunft ist Geschichte.
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Re: Orban will das EU-Parlament entmachten

Beitrag von Michael Alexander »

Alexyessin hat geschrieben:(21 Jun 2021, 19:46)

Es braucht keine gemeinsame Sprache. Ansonsten, die verbindende Mentalität ist der Frieden, die gemeinsame Geschichte in Europa ist existent, ob du sie sehen möchtest oder nicht. Und Rechtsraum wird auf lange Zeit kommen.
Die historischen Erfahrungen sind in den einzelnen europäischen Ländern sehr unterschiedlich. Wenige Jahrzehnte Mitgliedschaft in einer Organisation können darüber nicht hinwegtäuschen.

Nehmen wir doch den heutigen Tag, den 22. Juni. Was bedeutet dieses Datum für die Deutschen? Was für andere Europäer?

Ich glaube halt nicht, dass man so einfach mit der Geschichte fertig wird und sagen kann: Wir alle haben eine gemeinsame Geschichte. Das mag bequem für die Deutschen sein, für andere mag es aber eher wie Geschichtsvergessenheit oder gar Hohn klingen. Ich würde erwarten, dass einige Europäer erwidern würden: Wir haben eine andere Geschichte als ihr.

Der Frieden als gemeinsame Geschichte? Frieden ist nicht der höchste Wert. Das nationalsozialistische Deutschland konnte beispielsweise nur durch Krieg besiegt werden. Viele Völker sind heute noch stolz darauf, diesen Krieg gegen euch geführt und gewonnen zu haben. Während ihr Deutschen Krieg für sinnlos erachtet, wird der Krieg in anderen Ländern als heroisch und identitätsstiftend empfunden.
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Re: Orban will das EU-Parlament entmachten

Beitrag von Alexyessin »

Michael Alexander hat geschrieben:(22 Jun 2021, 13:13)

Die historischen Erfahrungen sind in den einzelnen europäischen Ländern sehr unterschiedlich. Wenige Jahrzehnte Mitgliedschaft in einer Organisation können darüber nicht hinwegtäuschen.
Die historische Erfahrung der letzten 75 Jahre ist Frieden. Drei Generationen schon keinen Krieg mehr. Selbst diejenigen, die wirklich noch den II. Weltkrieg erlebt haben sind jetzt über 80. Und das wissen die Menschen in Europa, das sie das auch der EU zu verdanken haben. Da hilft dein hilfloser Versuch nicht wirklich weiter, die Selektion zu befürworten.
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Re: Orban will das EU-Parlament entmachten

Beitrag von Tom Bombadil »

Alexyessin hat geschrieben:(20 Jun 2021, 22:03)

Tut mir leid, ich sehe das keinen "Antidemokratischen Vorgang" in der Rede von Frau Merkel.
Ich sehe in Merkels Forderung, dass das Ergebnis einer demokratischen Wahl rückgängig gemacht werden müsse, sehr wohl einen antidemokratischen Vorgang, der Bundeskanzler hat nicht über den Ausgang von Abstimmungen in einem Landtag zu entscheiden.
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Re: Orban will das EU-Parlament entmachten

Beitrag von Alexyessin »

Tom Bombadil hat geschrieben:(22 Jun 2021, 13:21)

Ich sehe in Merkels Forderung, dass das Ergebnis einer demokratischen Wahl rückgängig gemacht werden müsse, sehr wohl einen antidemokratischen Vorgang, der Bundeskanzler hat nicht über den Ausgang von Abstimmungen in einem Landtag zu entscheiden.
Wollen wir nicht warten, bis das BVerfG diese Entscheidung fällt, da wir beide hier so unterschiedliche Ansichten haben, das es nur unseriöses Hin und Her geposte geben würde?
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Re: Orban will das EU-Parlament entmachten

Beitrag von Sören74 »

Tom Bombadil hat geschrieben:(22 Jun 2021, 13:21)

Ich sehe in Merkels Forderung, dass das Ergebnis einer demokratischen Wahl rückgängig gemacht werden müsse, sehr wohl einen antidemokratischen Vorgang, der Bundeskanzler hat nicht über den Ausgang von Abstimmungen in einem Landtag zu entscheiden.
Das ist schon ausführlich im Thüringen-Thread diskutiert worden und hat jetzt wenig mit dem Thema Orban und EU-Parlament zu tun.
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Re: Orban will das EU-Parlament entmachten

Beitrag von schokoschendrezki »

Alexyessin hat geschrieben:(22 Jun 2021, 13:17)

Die historische Erfahrung der letzten 75 Jahre ist Frieden. Drei Generationen schon keinen Krieg mehr. Selbst diejenigen, die wirklich noch den II. Weltkrieg erlebt haben sind jetzt über 80. Und das wissen die Menschen in Europa, das sie das auch der EU zu verdanken haben. Da hilft dein hilfloser Versuch nicht wirklich weiter, die Selektion zu befürworten.
Alex. Ich verstehe es einfach nicht. Ich weiß nicht wie oft ich in den letzten 20 Jahren Leute darauf hinweisen musste, dass in Europa keineswegs 75 Jahre Frieden herrschte. Dass es einen ganzen Komplex von Kriegen in Ex-Jugoslawien gab. Mit allem drum und dran. Mit Massakern, Kriegsverbrechen. Das war keineswegs ein "Konflikt" wie etwa der Nordirland-Konflikt. Sondern ein Krieg. Ohne jede Einschränkung. Ein Krieg. Warum muss man das immer und immer wieder erklären? Ich war zwar nicht dabei. Aber kenne Leute, die davon betroffen waren. Ich habe nächtlich einen Eisenbahnzug nach dem anderen Richtung Ex-Jugoslawien mit Waffengerätschaften vorbeifahren sehen. Die Bundesrepublik war ja in gewisser Weise sogar daran beteiligt.

Liegt es daran, dass man Regionen wie Kroatien oder Bosnien oder den Kosovo gar nicht für "Europa" hält?
Zuletzt geändert von schokoschendrezki am Do 24. Jun 2021, 09:40, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Orban will das EU-Parlament entmachten

Beitrag von Alexyessin »

schokoschendrezki hat geschrieben:(24 Jun 2021, 09:38)

Alex. Ich verstehe es einfach nicht. Ich weiß nicht wie oft ich in den letzten 20 Jahren Leute darauf hinweisen musste, dass in Europa keineswegs 75 Jahre Frieden herrschte.
EWG / EG / EU. Das ist gemeint.
Keine Angst, die Kriege in Jugoslawien hab ich nicht vergessen.
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Re: Orban will das EU-Parlament entmachten

Beitrag von schokoschendrezki »

H2O hat geschrieben:(22 Jun 2021, 08:49)

In der EU gibt es noch eine gemeinsame Sprache: Die der Fördermittel für die nationale / regionale Entwicklung, die in jedem Empfängerland gern als Leistung der jeweils regierenden Partei "verkauft" werden kann. In Polen, zumindest in dem westlichen Polen, wo ich lebe, sind jedoch die blauen Flaggen mit dem Sternenkranz gar nicht zu übersehen. Wenn das in Ungarn so ähnlich läuft, werden die Ungarn aber auch wissen, wer diesen Aufbau ermöglicht hat.
Natürlich läuft das genauso. An allen geförderten Infrastrukturprojekten hängen nicht nur Schilder mit dem Stenenkranz sondern auch eine genaue Auflistung der gezahlten Mittel von seiten der EU wie auch von Seiten des ungarischen Staats und der Regionalverwaltung. Nur haben diese Zahlungen in der Gesamtwirtschaft gegenüber den Investitionen großer Unternehmen wie Bosch, Siemens, Audi. Mercedes usw. usf. nur eine eher geringfügige Bedeutung. Die reale Entwicklung sieht auch so aus, dass es sich inzwischen gar nicht mehr um Investitionen im klassischen Sinne handelt. Audi Hungaria als herausragendes Beispiel ist einfach Audi Hungaria und erwirtschaftet, forscht, entwickelt und produziert selbst. Ich bin kein Wirtschaftsfachmensch ... aber ich glaube so funktioniert das doch in großen weltweit aufgestellten Unternehmen gar nicht mehr: Dass es irgendwo eine national verankerte Zentrale und dann irgendwo anders ausgelagerte "Zweigstellen" gibt.

Bei einem Unternehmen wie Rolls Royce Triebwerke weiß ich es verhältnismäßig genau. Rolls Royce Ltd Deutschland hat Standorte in Dahlewitz/Brandenburg und in Oberursel (Bayern vermutlich). Mehr oder weniger unabhängig. Vor allem nach dem Brexit. Ähnlich verhält es sich mit Audi Hungaria oder den Benz- oder BMW- oder sonstigen Werken in Ungarn.

Auf dieser Ebene laufen Prozesse in ganz anderen Dimensionen wie bei den EU-Strukturfonds. Wie schon oft diskutiert: Nur so lässt sich dieses arrogante selbstzufriedene Dauergrinsen bei Orbán erklären. Auch wenn er bei einem Sieg gestern noch etwas mehr gegrinst hätte.
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Re: Orban will das EU-Parlament entmachten

Beitrag von schokoschendrezki »

Michael Alexander hat geschrieben:(22 Jun 2021, 13:13)

Die historischen Erfahrungen sind in den einzelnen europäischen Ländern sehr unterschiedlich. Wenige Jahrzehnte Mitgliedschaft in einer Organisation können darüber nicht hinwegtäuschen.
Um da mal eine Art Querschuss anzubringen: Das jetzt in Ungarn erlassene Gesetz über das Verbot der Darstellung anderer Lebensformen als der der traditionellen Familie gegenüber Kindern und Jugendlichen ... über das in den Nachrichten helle Aufregung herrscht. Von Merkel bis von der Leyen. Die Erweiterung des "Bundesministeriums des Innern" zu einem "Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat" ist - natürlich! - nicht genau dasselbe. Aber es zielt in genau dieselbe Richtung wie die Regierungsgesetzesinitiative in Ungarn. Das Innenministerium soll sich nicht mehr nur um eine effektive Polizeiarbeit usw. kümmern sondern, wie es auch offiziell heißt, um "gesellschaftlichen Zusammenhalt".
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Re: Orban will das EU-Parlament entmachten

Beitrag von H2O »

@ schokoschendretzki: 1. Industrielles

Im Zeitalter der Globalisierung und der weltweiten Lieferketten spielen nur noch die verfügbaren Fachkräfte und die erzielbaren Betriebsgewinne eine bestimmende Rolle... wenn die Qualität der Erzeugnisse überzeugt. So sehe ich Zweigbetriebe in der gesamten EU, wenn das Unternehmen nicht schon gleich von Anfang an eine multi-nationale Angelegenheit war... (AIRBUS). So lange Herr Orbán also seine Hochschulen und Schulen auf internationalem Stand hält, das Land die gesuchten Fachkräfte bietet, wird niemand auf den Gedanken kommen, dort Audi ab zu wracken. Sollte es Herrn Orbán aber gelingen, sein Land aus der EU heraus zu führen, dann können viele Vorteile dahin sein, die Ungarn derzeit genießt... nicht nur die Mittel der Regional- und Agrarförderung der EU, sondern auch der zollfreie Grenzverkehr. Der Politiker muß sich also vorsehen, daß er nicht verspielt, was sein Land mit Hilfe von Partnern mühevoll aufgebaut hat.

Wir werden derartige Verluste im Gefolge des BREXITs beobachten können; und dabei ist Großbritannien international viel besser vernetzt als Ungarn.

@ schokoschendretzki: 2. Gesellschaftliches

Das Geschlechtliche, ob nun körperlich oder durch Neigung oder beides gehört aus meiner Sicht in das Intimleben eines Menschen. Das darf nicht, wie in der Vergangenheit geschehen, an die Öffentlichkeit gezerrt werden, um dann als Regelbruch abgestraft zu werden. Unser europäisches Familienbild mit Paarbildung und leiblichen Kindern sollte schon als gesellschaftliches Leitbild verstanden werden... auch in der sexuellen Aufklärung der Jugend. Dahin gehört auch die Vermittlung anderer Formen des geschlechtlichen Zusammenlebens und der Paarbildung. Allerdings empfinde ich es auch als Regelbruch und Mißbrauch der gewonnenen persönlichen Freiheit, mit der eigenen Befindlichkeit bewußt auf öffentliches Aufsehen hin zu arbeiten. Geschlechtsakte und Vorspiele dazu gehören nicht in die Öffentlichkeit. Das Liebespaar, das sich innig und öffentlich küßt, sollte schon der Grenzfall sein.

So lange sich die Gesellschaftspolitik in diesem Rahmen von Freiheit und Grenzziehung bewegt, ist für mich die Welt in Ordnung. Da ich Herrn Orbán nicht so gut beobachte, weiß ich nicht, was er wirklich auf diesem Gebiet verkündet. Ich habe verstanden, daß er sexuelle Orientierung und sexuellen Mißbrauch von Kindern in einen Topf wirft. Das halte ich für niederträchtig. Aber wir können auch nicht ausschließen, daß Menschen mit einer von der angestrebten Norm abweichenden sexuellen Orientierung sich an Kindern vergreifen. Solche Verfehlungen sind so zu bewerten wie Übergriffe jener Menschen, die der vorherrschenden Norm entsprechen.

Das ist ein ganz schwieriges Thema. Mich stört das öffentliche Herumgepoltere der EU-Politiker in dieser Angelegenheit genau so, wie die angebliche Hetze Orbáns gegen sexuelle Orientierung außerhalb der gesellschaftlichen Normen. Soll Herr Orban den Betroffenen doch einmal erklären, was sie denn tun können, um besser der Norm zu entsprechen! Obwohl die sexuelle Orientierung diesen Mann gar nichts angeht, wenn sie sich im Intimbereich abspielt!
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Re: Orban will das EU-Parlament entmachten

Beitrag von Haegar »

"Das Liebespaar, das sich innig und öffentlich küßt, sollte schon der Grenzfall sein."

Alter Spießer ! ;) :D

Ist mir als junger Mensch passiert, dass uns eine "alte Schachtel" als wir uns auf einem Brunnengeländer in Timisoara geküsst haben unverständlich angepflaumt hat. Ich habe es damals nicht verstanden und auch heute kann ich keine negativen Assoziationen herstellen, wenn ich ein küssendes Paar in der Öffentlichkeit sehe. Im Gegenteil, die Erinnerungen an meine jungen Jahre zaubert mir bei einem liebenden Paar ein Lächeln auf die Lippen.
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Re: Orban will das EU-Parlament entmachten

Beitrag von schokoschendrezki »

Lange Antwort, lange Bedenkzeit ... :)
H2O hat geschrieben:(24 Jun 2021, 12:09)

@ schokoschendretzki: 1. Industrielles

Im Zeitalter der Globalisierung und der weltweiten Lieferketten spielen nur noch die verfügbaren Fachkräfte und die erzielbaren Betriebsgewinne eine bestimmende Rolle... wenn die Qualität der Erzeugnisse überzeugt. So sehe ich Zweigbetriebe in der gesamten EU, wenn das Unternehmen nicht schon gleich von Anfang an eine multi-nationale Angelegenheit war... (AIRBUS). So lange Herr Orbán also seine Hochschulen und Schulen auf internationalem Stand hält, das Land die gesuchten Fachkräfte bietet, wird niemand auf den Gedanken kommen, dort Audi ab zu wracken. Sollte es Herrn Orbán aber gelingen, sein Land aus der EU heraus zu führen, dann können viele Vorteile dahin sein, die Ungarn derzeit genießt... nicht nur die Mittel der Regional- und Agrarförderung der EU, sondern auch der zollfreie Grenzverkehr. Der Politiker muß sich also vorsehen, daß er nicht verspielt, was sein Land mit Hilfe von Partnern mühevoll aufgebaut hat.

Wir werden derartige Verluste im Gefolge des BREXITs beobachten können; und dabei ist Großbritannien international viel besser vernetzt als Ungarn.
Die beiden Länder sind kaum zu vergleichen von Größe und Bedeutung. Ich will aber noch mal daran erinnern, dass Orbán mit seinem Privatvermögen (gut, das er definitiv mit der Abführung von EU-Geldern erweitert hat), vor der Brexit-Abstimmung in britischen Zeitungen Anzeigen geschaltet hat, in denen er für den EU-Verbleib UKs geworben hat. Polens PiS-Partei dagegen war das zweitgrößte Mitglied in der EU-Parlamentsfraktion, in der die britischen Tories die erstgrößten waren. Die EKR-Fraktion, die Europäischen Konservativen und Reformer, das war eigentlich nur die British Conservative Party (25 Mitglieder) und die polnische PiS (15 Mitglieder) ... und noch etwas Tschechien (9) ... alles andere lief unter ferner liefen. Glauben Sie nicht, dass ich bis heute die politischen Zusammenhänge zwischen UK-England, Visegrád-Staaten, Brexit, UK-Schottland irgendwie verstehe. Obwohl ich alle betroffenen Länder eigenltich gut kenne.

Die Universitäten in Ungarn sind - gerade was die naturwissenschaftlich-technischen und medizinischen Richtungen betrifft, auf einem hervorragenden Stand. Das liegt zum einen an ihren eigenen Traditionen. Das kann auch ein Orbán auch selbst in 20 Jahren Regierungszeit nicht kaputtmachen. Will er auch nicht. Er will nur Sachen wie Gender-Forschung da raus nehmen. Zum anderen liegt es daran, dass Hochschulen in der Regel in größeren Städten liegen. Dazu gleich noch mal. Das Problem der Fachkräfte im Verhältnis zur eigentlich gut laufenden Wirtschaft in Ungarn besteht schlicht und einfach und erstens darin, dass Ungarn nur etwa 10 Millionen Einwohner hat. Und dass von denen, da sie in der Regel gut ausgebildet sind, auch noch ein Teil in Länder mit höheren Durchschnittseinkommen abwandert. Das ist im Verhältnis zu den inzwischen aufgebauten Produktions- und Entwicklungskapazitäten einfach zu wenig. Damit kann man nicht variabel auf Flauten und Höhen reagieren. Die Vermutung besteht, dass neuere größere Betriebe wie das von BMW (Debrecen) in Richtung Ukraine angesiedelt wurden.

@ schokoschendretzki: 2. Gesellschaftliches

Das Geschlechtliche, ob nun körperlich oder durch Neigung oder beides gehört aus meiner Sicht in das Intimleben eines Menschen. Das darf nicht, wie in der Vergangenheit geschehen, an die Öffentlichkeit gezerrt werden, um dann als Regelbruch abgestraft zu werden. Unser europäisches Familienbild mit Paarbildung und leiblichen Kindern sollte schon als gesellschaftliches Leitbild verstanden werden... auch in der sexuellen Aufklärung der Jugend. Dahin gehört auch die Vermittlung anderer Formen des geschlechtlichen Zusammenlebens und der Paarbildung. Allerdings empfinde ich es auch als Regelbruch und Mißbrauch der gewonnenen persönlichen Freiheit, mit der eigenen Befindlichkeit bewußt auf öffentliches Aufsehen hin zu arbeiten. Geschlechtsakte und Vorspiele dazu gehören nicht in die Öffentlichkeit. Das Liebespaar, das sich innig und öffentlich küßt, sollte schon der Grenzfall sein.

So lange sich die Gesellschaftspolitik in diesem Rahmen von Freiheit und Grenzziehung bewegt, ist für mich die Welt in Ordnung. Da ich Herrn Orbán nicht so gut beobachte, weiß ich nicht, was er wirklich auf diesem Gebiet verkündet. Ich habe verstanden, daß er sexuelle Orientierung und sexuellen Mißbrauch von Kindern in einen Topf wirft. Das halte ich für niederträchtig. Aber wir können auch nicht ausschließen, daß Menschen mit einer von der angestrebten Norm abweichenden sexuellen Orientierung sich an Kindern vergreifen. Solche Verfehlungen sind so zu bewerten wie Übergriffe jener Menschen, die der vorherrschenden Norm entsprechen.

Das ist ein ganz schwieriges Thema. Mich stört das öffentliche Herumgepoltere der EU-Politiker in dieser Angelegenheit genau so, wie die angebliche Hetze Orbáns gegen sexuelle Orientierung außerhalb der gesellschaftlichen Normen. Soll Herr Orban den Betroffenen doch einmal erklären, was sie denn tun können, um besser der Norm zu entsprechen! Obwohl die sexuelle Orientierung diesen Mann gar nichts angeht, wenn sie sich im Intimbereich abspielt![/quote]

Was die eigentlichen Präferenzen von Herrn Orbán in dieser Hinsicht sind, weiß ich nicht. Ist auch nicht so wichtig. Sicher ist allerdings, dass er Fußball mag. Seine Politik und die Politik der Fidesz zielt dahin, die Machtbasis auf dem Land und in den kleineren Städten auszubauen. Diese Machtbasis besteht nicht so sehr aus den Abgehängten sondern eher aus den Leuten, denen es gut geht. Und natürlich den Leuten, die sich mit Hilfe der Partei irgendwo einen Beamten- oder Bürgermeisterposten geholt haben. Und die gemeinsame Ideologie und Kultur dieser Leute kann man vereinfacht so beschreiben: Ungarn ist ein kleines Land mit einem besondern Volk im Karpatenbecken. Umgeben von mehr oder weniger großen Ländern, in denen slawische, romanische Sprachen oder deutsch gesprochen wird. Diese Ungarntum-Ideologie hat sich in den letzten 10 Jahren noch mal so richtig herausgebildet. Egal was er diesen Leuten erzählt: Wenn sie glauben, dass die Ablehnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften Teil dieses "Ungarntums" ist, dann nehmen sie ihm das ab und feiern ihn dafür. Und am Ende feiern sie ihn selbst dafür, dass er sich gegen die Mehrheit der anderen EU-Staaten erfolgreich zur Wehr setzt.

Das ist aber nur die eine Seite. Die andere Seite ist, dass die Mehrheit der Menschen in Städten wie Budapest in krassestem Gegensatz zu dieser Ungarntum-Ideologie steht. Budapest ist eine Stadt mit liberalen Bürgerbewegungen, einem liberalen Bürgermeister, die erfolgreich die Austragung der Olympiade verhindert hat. Mit einem zwar reduziertem aber noch immer sehr lebendigen und reichen Anteil von Menschen jüdischer Herkunft. Eine durch und durch kosmopolitische Stadt. Ich will diesen abstrusen Zustand verhindern, dass jemand, der in Paris, Madrid oder Berlin jemandem anderen erzählt, dass er nächstes Jahr zum Sziget Festival fährt, Zum (offizielle Nebenbezeichnung "Island of Freedom") die dumme Antwort bekommt: Ach was, du bist wohl auch so einer ... Die Dummheit besteht in dieser traditionellen Bindung von Sympathien an Länder und Nationen.
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Re: Orban will das EU-Parlament entmachten

Beitrag von H2O »

Haegar hat geschrieben:(25 Jun 2021, 10:37)

"Das Liebespaar, das sich innig und öffentlich küßt, sollte schon der Grenzfall sein."

Alter Spießer ! ;) :D

Ist mir als junger Mensch passiert, dass uns eine "alte Schachtel" als wir uns auf einem Brunnengeländer in Timisoara geküsst haben unverständlich angepflaumt hat. Ich habe es damals nicht verstanden und auch heute kann ich keine negativen Assoziationen herstellen, wenn ich ein küssendes Paar in der Öffentlichkeit sehe. Im Gegenteil, die Erinnerungen an meine jungen Jahre zaubert mir bei einem liebenden Paar ein Lächeln auf die Lippen.
Ach ja, dieser alte Spießer kann auch versonnen dreinschauen, wenn junge Liebende sich küssen. Nach fast 60 Jahren glücklicher Ehe darf ich das auch in aller Unschuld tun. Aber von mehr Innigkeit möchte ich dann nicht Zeuge werden. So war das gemeint! :eek:
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Re: Orban will das EU-Parlament entmachten

Beitrag von H2O »

@ schokoschendretzki:

Der Herr Orbán segelt wirklich gefährlich auf die Klippen zu. Herr Rutte/Niederlande hat ihm unverhohlen nahegelegt, die EU zu verlassen, wenn die geschlossenen Verträge nicht sein Ding mehr sind. Sieht der EuGH das auch so ähnlich, dann wird die Luft dünn; dann gibt es Strafen und Verlust von Stimmrechten. Dann geht entweder Herr Orbán in den Ruhestand, und sein Nachfolger ersetzt Verordnungen gegen die Menschenrechte durch solche, die hingenommen werden können, oder Ungarn bleibt ziemlich dauerhaft ohne Stimmrecht. Rausschmiß geht ja nicht.

In Polen hat sich das Szenarium gewandelt. Der Regierungspartei laufen kleinere Partner weg, und hinzu kommen neue Partner, die sich mit der EU arrangieren wollen. Die Regierungspartei büßt für ihre Brüskierung der EU Zustimmung ein. Durchaus vorstellbar, daß die Regierungskoalition sich mit der EU arrangiert in den Themen Gewaltenteilung, Frauenrechte und auch in der "Menschheitsfrage" LGBTQ. Die Zustimmung zur EU ist hier doch recht groß. Auf jeden Fall hat dem Premierminister Morawiecki in Brüssel niemand den Austritt aus der EU nahe gelegt.
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Re: Orban will das EU-Parlament entmachten

Beitrag von Tom Bombadil »

Alexyessin hat geschrieben:(20 Jun 2021, 21:59)

Sollen sie machen.
Hat schon auch so seine Vorteile, wenn man Kanzlerin ist: https://www.bild.de/politik/inland/poli ... .bild.html

Leider war keine bessere Quelle zu finden.
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Re: Orban will das EU-Parlament entmachten

Beitrag von Alexyessin »

Tom Bombadil hat geschrieben:(10 Jul 2021, 12:50)

Hat schon auch so seine Vorteile, wenn man Kanzlerin ist: https://www.bild.de/politik/inland/poli ... .bild.html

Leider war keine bessere Quelle zu finden.
Find ich jetzt nicht wirklich gut.
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Re: Orban will das EU-Parlament entmachten

Beitrag von lili »

Klare Absage an Ungarn: Europas Zukunft fußt auf seinen Grundwerten

https://www.welt.de/debatte/kommentare/ ... erten.html

Die Frage ist: Ob sie es auch tun werden?
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Re: Orban will das EU-Parlament entmachten

Beitrag von lili »

,,Das Geld gehört uns" - Ungarns Kampfansage an Brüssel

https://www.welt.de/politik/ausland/art ... Druck.html

Also weiterhin Streit mit der EU. :dead:
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Re: Orban will das EU-Parlament entmachten

Beitrag von Fliege »

lili hat geschrieben:(26 Jul 2021, 18:25)

,,Das Geld gehört uns" - Ungarns Kampfansage an Brüssel

https://www.welt.de/politik/ausland/art ... Druck.html

Also weiterhin Streit mit der EU. :dead:
Nicht "Streit mit der EU", sondern: Streit in der EU.
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Re: Orban will das EU-Parlament entmachten

Beitrag von schokoschendrezki »

lili hat geschrieben:(25 Jul 2021, 22:23)

Klare Absage an Ungarn: Europas Zukunft fußt auf seinen Grundwerten

https://www.welt.de/debatte/kommentare/ ... erten.html

Die Frage ist: Ob sie es auch tun werden?
Der Witz ist ja: Viktor Orbán publiziert seine zweifelhaften antieuropäischen Inserate unter anderem auch in der BILD. Irre ich mich oder gehört die von dir zitierte Zeitung nicht eventuell zur selben Verlagsgruppe?

Es ist leider auch so: Sowohl Barley als auch Karas schreiben über irgendwas. Über "europäische Werte". Vielleicht sollte man die mal hinterfragen? Jedem Kind, dem ich irgendwas über deutsche Sprache, Zahlensysteme oder Tonarten beibringen soll ... würde ich als erstes erstmal sagen wollen, dass es alles, was klar zu seien scheint, erstmal grundsätzlich hinterfragen sollte. Was sind denn bitte "europäische Werte"? Die EU in ihrem Urpsrung als Montan-Union und als EWG fußte u.a. auf der Vorstellung vor allem Frankreichs, dass die EU unter seiner Führung eine dominierende Rolle in Afrika einzunehmen hat. Die "Europäischen Werte" auch der EU und ihrer Vorgängerorganisationen sind zu einem großen Teil von kolonialistischen, imperialen Vorstellungen geprägt. Ich distanziere mich ausdrücklich sowohl von Orbáns rückständigem Nationalismus wie auch von den "europäischen Werten". Die "europäischen Werte" sind nicht meine Werte!
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Re: Orban will das EU-Parlament entmachten

Beitrag von lili »

Fliege hat geschrieben:(26 Jul 2021, 18:35)

Nicht "Streit mit der EU", sondern: Streit in der EU.
Du hast recht.
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Re: Orban will das EU-Parlament entmachten

Beitrag von lili »

schokoschendrezki hat geschrieben:(26 Jul 2021, 18:48)

Der Witz ist ja: Viktor Orbán publiziert seine zweifelhaften antieuropäischen Inserate unter anderem auch in der BILD. Irre ich mich oder gehört die von dir zitierte Zeitung nicht eventuell zur selben Verlagsgruppe?

Es ist leider auch so: Sowohl Barley als auch Karas schreiben über irgendwas. Über "europäische Werte". Vielleicht sollte man die mal hinterfragen? Jedem Kind, dem ich irgendwas über deutsche Sprache, Zahlensysteme oder Tonarten beibringen soll ... würde ich als erstes erstmal sagen wollen, dass es alles, was klar zu seien scheint, erstmal grundsätzlich hinterfragen sollte. Was sind denn bitte "europäische Werte"? Die EU in ihrem Urpsrung als Montan-Union und als EWG fußte u.a. auf der Vorstellung vor allem Frankreichs, dass die EU unter seiner Führung eine dominierende Rolle in Afrika einzunehmen hat. Die "Europäischen Werte" auch der EU und ihrer Vorgängerorganisationen sind zu einem großen Teil von kolonialistischen, imperialen Vorstellungen geprägt. Ich distanziere mich ausdrücklich sowohl von Orbáns rückständigem Nationalismus wie auch von den "europäischen Werten". Die "europäischen Werte" sind nicht meine Werte!
Meinst du jetzt die Welt? Das ist eine sehr konservative Zeitung.


Geht mir genauso. Ich halte von beidem nicht viel.
Wer einen Beruf ergreift, ist verloren.

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Re: Orban will das EU-Parlament entmachten

Beitrag von Mahmoud »

Orban wünscht sich kein "deutsches Europa", siehe

https://www.faz.net/aktuell/politik/aus ... 34485.html

Ich drücke ihm die Daumen. Ich wünsche mir auch kein deutsches Europa, also ein Europa, in dem arabischer und islamischer Einfluss immer stärker wird.

Ich hoffe doch sehr, daß es Länder in Europa gibt, die standhaft bleiben und in die man als Rentner auswandern kann ohne sich unsicher zu fühlen und wo man Nachts noch auf die Straße gehen kann.

Orban, ich drück dir die Daumen.....
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Re: Orban will das EU-Parlament entmachten

Beitrag von Schnitter »

Mahmoud hat geschrieben:(15 Nov 2021, 11:18)
Ich hoffe doch sehr, daß es Länder in Europa gibt, die standhaft bleiben und in die man als Rentner auswandern kann ohne sich unsicher zu fühlen und wo man Nachts noch auf die Straße gehen kann.

Orban, ich drück dir die Daumen.....
Dann ist Ungarn ein sehr clever gewähltes Rentner Domizil.

Dort werden doppelt so viele Menschen ermordet wie in Deutschland :D
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Re: Orban will das EU-Parlament entmachten

Beitrag von Haegar »

Mahmoud hat geschrieben:(15 Nov 2021, 11:18)

Orban wünscht sich kein "deutsches Europa", siehe

https://www.faz.net/aktuell/politik/aus ... 34485.html

Ich drücke ihm die Daumen. Ich wünsche mir auch kein deutsches Europa, also ein Europa, in dem arabischer und islamischer Einfluss immer stärker wird.

Ich hoffe doch sehr, daß es Länder in Europa gibt, die standhaft bleiben und in die man als Rentner auswandern kann ohne sich unsicher zu fühlen und wo man Nachts noch auf die Straße gehen kann.

Orban, ich drück dir die Daumen.....
Ich wünsche mir kein orbanisches Europa.
Also ein kein Europa in dem sich autokratische Populisten mit menschen- und demokratiefeindliche Positionen und dabei sich mit meinen Steuern die eigenen und die Taschen ihres Clans vollstopfen.

Wenn Du als Rentner in einen orbanschen Knast verschwindest solltest, weil Du mal zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort warst, wirst auch Du erkennen, wem Du da die Daumen gedrückt hast. Und das alles nur wegen Deinem "Wunsch".

:cool:
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Re: Orban will das EU-Parlament entmachten

Beitrag von sünnerklaas »

schokoschendrezki hat geschrieben:(26 Jul 2021, 18:48)

Der Witz ist ja: Viktor Orbán publiziert seine zweifelhaften antieuropäischen Inserate unter anderem auch in der BILD. Irre ich mich oder gehört die von dir zitierte Zeitung nicht eventuell zur selben Verlagsgruppe?

Die EU in ihrem Urpsrung als Montan-Union und als EWG fußte u.a. auf der Vorstellung vor allem Frankreichs, dass die EU unter seiner Führung eine dominierende Rolle in Afrika einzunehmen hat. Die "Europäischen Werte" auch der EU und ihrer Vorgängerorganisationen sind zu einem großen Teil von kolonialistischen, imperialen Vorstellungen geprägt. Ich distanziere mich ausdrücklich sowohl von Orbáns rückständigem Nationalismus wie auch von den "europäischen Werten". Die "europäischen Werte" sind nicht meine Werte!
Die Montanunion und die EWG wurden letztendlich gegründet, um Deutschland einzuhegen. Ebenso die Umwandlung der EG in die EU inkl. Euro-Einführung.Die Abgabe von Souveränitätsrechten an die EU und die Einführung des Euros waren eine grundlegende Forderung für den 2+4-Vertrag und die deutsche Einheit. Treppenwitz der Geschichte: es waren die Briten unter Margret Thatcher, die seinerzeit das lauteste Wort führten. Die Briten waren danach die ersten, die davon nichts mehr wissen wollten: wo sei man da nur reingeraten, das habe man doch alles nicht so gewollt. Man hätte sich geirrt, hätte vieles damals nicht bedacht.
Ähnliches hört man heute auch aus vielen ehemaligen RGW-Staaten: man hätte sich getäuscht, wollte doch nur am Wohlstand teilhaben, aber nicht das, was man jetzt hätte.

Der französische Publizist und Philosoph Alain Finkielkraut sieht inzwischen die deutsche Nachkriegspolitik inkl. NS-Aufarbeitung nicht nur als gescheitert an, sondern als Grundübel:

"Deutschland hat Bundestagswahlen abgehalten und nicht einmal über Einwanderung gesprochen. Deutschland war der Abschaum Europas, jetzt macht man auf «Wir schaffen das». In Köln darf der Muezzin sogar zum Gebet rufen. Da frage ich mich: Haben die Deutschen den Verstand verloren? Vielleicht hat sie die Reue so hart getroffen, dass sie zu Idioten geworden sind."


Quelle

Er sieht letztendlich ein Scheitern der Nachrkriegs- und Deutschlandpolitik nicht nur der Deutschen, sondern auch der Westalliierten. Und da ist er wohl inzwischen nicht der einzige. In den RGW-Staaten sehen sich viele Regierungen und deren Anhänger nun als späte Opfer dieser Politik, wie sie zwischen 1945 und 1990 in Westeuropa betrieben wurde.
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Re: Orban will das EU-Parlament entmachten

Beitrag von sünnerklaas »

lili hat geschrieben:(25 Jul 2021, 22:23)

Klare Absage an Ungarn: Europas Zukunft fußt auf seinen Grundwerten

https://www.welt.de/debatte/kommentare/ ... erten.html

Die Frage ist: Ob sie es auch tun werden?
Putin weiß, wie er in den ehemaligen RGW-Staaten die sowieso schon sehr ängstliche Rest-Bevölkerung ganz massiv unter Druck setzen kann: ganz einfach Migranten aus der III. Welt an die Grenze jagen. Das Angebot: wenn man sich wieder RU zuwendet, höre das auch auf. Versprochen. Das wird in den ehemaligen RGW-Staaten schon für die notwendige Panik auf dem Lande sorgen. Dort, wo man sich seit je her sehr schwer mit den "Großkopferten" und den Kosmopolitiken in den (Groß-)-Städten tut. Mit dem Sodom und Gomorrha. Dem Sündenpfuhl. Nicht umsonst ist diese Erzählung eine, die schon die Bibel kennt.
Mahmoud

Re: Orban will das EU-Parlament entmachten

Beitrag von Mahmoud »

sünnerklaas hat geschrieben:
Der französische Publizist und Philosoph Alain Finkielkraut sieht inzwischen die deutsche Nachkriegspolitik inkl. NS-Aufarbeitung nicht nur als gescheitert an, sondern als Grundübel:

"Deutschland hat Bundestagswahlen abgehalten und nicht einmal über Einwanderung gesprochen. Deutschland war der Abschaum Europas, jetzt macht man auf «Wir schaffen das». In Köln darf der Muezzin sogar zum Gebet rufen. Da frage ich mich: Haben die Deutschen den Verstand verloren? Vielleicht hat sie die Reue so hart getroffen, dass sie zu Idioten geworden sind."



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:thumbup: :thumbup:
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HOtte
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Re: Orban will das EU-Parlament entmachten

Beitrag von HOtte »

[quote="H2O"](19 Jun 2021, 23:08)

Zuerst einmal Zustimmung; dann aber doch Bedenken.

Moin!

Viktor Orban warnt vor „deutschem Europa“ Das ist viel schlimmer!. Ein deutsches Europa hat einem ungarischen Europa gegenüber viele Vorteile. Demokratie, Rechtstaatlichkeit, soziale Absicherung um nur einige zu nennen.
Was hat Herr Orban und seine rechten Kameraden zu bieten?
Hass, Ausgrenzung, Unterdrückung, noch mehr Neoliberalität, Umweltzerstörung...? Dieser korrupte Verbrecher will vor allem eines: Das europäische Geld in einem ungarischen "Europa"
Da kannst di dreihen as du wist,
dien Mors blifft jümmers achtern!
Mahmoud

Re: Orban will das EU-Parlament entmachten

Beitrag von Mahmoud »

HOtte hat geschrieben:(16 Nov 2021, 11:53)
Ungarn hat, wie übrigens alle osteuropäischen Länder, einen Riesenvorteil gegenüber Westeuropa: Es gab dort nie einen schweren istamistischen Anschlag. Niemand ist dort mit einem LKW über einen Weihnachtsmarkt gerast, niemand hat eine Zeitungsredaktion niedergemetzelt, niemand ein Gebäude in die Luft gesprengt.

Woran das wohl liegen mag? Hm, lass mal brainstorming machen.........

Könnte es daran liegen, daß in Osteuropa weniger Flüchtlinge aufgenommen wurden und deshalb auch weniger zwielichtige Gestalten?

Nur so als Gedanke... :cool:

Ist natürlich politically incorrect, muss deshalb falsch sein. ( Achtung: Ironie)
Zuletzt geändert von Mahmoud am Di 16. Nov 2021, 12:19, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Orban will das EU-Parlament entmachten

Beitrag von Schnitter »

Mahmoud hat geschrieben:(16 Nov 2021, 12:16)

Ungarn hat, wie übrigens alle osteuropäischen Länder, einen Riesenvorteil gegenüber Westeuropa: Es gab dort nie einen schweren istamistischen Anschlag. Niemand ist dort mit einem LKW über einen Weihnachtsmarkt gerast, niemand hat eine Zeitungsredaktion niedergemetzelt, niemand ein Gebäude in die Luft gesprengt.
Und den Nachteil dass dort ganz ohne Flüchtlinge statistisch doppelt so viele Menschen umgebracht werden wie in Deutschland.

Das wird den Opfern ja dann ein Trost sein, dass sie nicht von einem Flüchtling umgebracht wurden ;)
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Re: Orban will das EU-Parlament entmachten

Beitrag von Diplomatensohn5000 »

Ne, die Ungarn metzeln lieber Sinti, Roma und Andersdenkende nieder. In Ungarn ist der Terror wenigstens noch mehrheitsfähig.
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Re: Orban will das EU-Parlament entmachten

Beitrag von Schnitter »

Diplomatensohn5000 hat geschrieben:(16 Nov 2021, 12:20)

Ne, die Ungarn metzeln lieber Sinti, Roma und Andersdenkende nieder. In Ungarn ist der Terror wenigstens noch mehrheitsfähig.
Der Antisemitismus, dank Orban, im Übrigem auch.
Mahmoud

Re: Orban will das EU-Parlament entmachten

Beitrag von Mahmoud »

Schnitter hat geschrieben:(16 Nov 2021, 12:18)

Und den Nachteil dass dort ganz ohne Flüchtlinge statistisch doppelt so viele Menschen umgebracht werden wie in Deutschland.
Sagt das die deutsche Kriminalitätsstatistik?

Denn dann muss es ja stimmen! :D :D
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Re: Orban will das EU-Parlament entmachten

Beitrag von schokoschendrezki »

Mahmoud hat geschrieben:(16 Nov 2021, 12:16)

Ungarn hat, wie übrigens alle osteuropäischen Länder, einen Riesenvorteil gegenüber Westeuropa: Es gab dort nie einen schweren istamistischen Anschlag. Niemand ist dort mit einem LKW über einen Weihnachtsmarkt gerast, niemand hat eine Zeitungsredaktion niedergemetzelt, niemand ein Gebäude in die Luft gesprengt.

Woran das wohl liegen mag? Hm, lass mal brainstorming machen......... Könnte es an der Zahl der aufgenommenen Flüchtlinge liegen? Nur so als Gedanke... :cool:
Als wenn das wirklich ein "Riesenvorteil" wäre ... Als wenn das Problem Nummer eins in Deutschland islamistische Anschläge wären. Der schwerste Terroranschlag in D in jüngerer Zeit war der Terrorakt in Hanau 2020. Und die Gründe dafür bestanden neben rechtsextremistischen Wahnvorstellungen auch darin, dass ein psychisch schwer kranker Mensch in Deutschland ganz legal Waffen besitzen kann.

So schlimm islamistische Anschläge auch sein mögen (und in Frankreich ist das Problem sicher noch erheblicher als in Deutschland) ... sie prägen unsere Lebenswirklichkeit nicht wesentlich. Unsere Lebenswirklichkeit hier in Bezug auf Gewalt ist davon geprägt, dass sexuelle Übergriffe und Gewalt gegen Frauen und Kinder zum ganz überwiegenden Teil in dieser Sphäre sogenannter "Bürgerlichkeit" und betont traditionell-"werte"orienter Millieus stattfindet: also traditionelle Familien, Vereine, Sportvereine, Kirchen usw.

Ungarn hat ganz andere Probleme. Nur ein Beispiel: Das Land ist trauriger Spitzenreiter in Europa bei der Zahl der alkoholbedingten Todesfälle ... und liegt beim Alkoholkonsum pro Kopf aber eigentlich nur im unteren Mittelfeld. Wenn Du wirklich über Probleme in den verschiedenen Lebenswirklichkeiten nachdenken willst, dann musst du dir Gedanken über solche eher komplizierten sozialen Zusammenhänge machen. Warum hat ein ausgesprochenes Wohlstandsland wie Südkorea eine dermaßen hohe Suizidrate? Die Zahl der davon Betroffenen liegt weit weit höher als die Zahl der von irgendeinem Anschlag betroffenen in einem westlichen Land. Der Grund liegt im Wesentlichen und im Kern in ebenjenem rapiden wirtschaftlichen Aufstieg des Landes.

Es verhält sich mit den ausbleibenden islamistischen Anschlägen in Ungarn ein bissel so wie mit dem Streit um Fischfanggründe in UK: Der Fischfang macht weniger als ein Prozent des Bruttosozialprodukts in UK aus. Aber es wird um nix so sehr im Zusammenhang mit dem Brexit und den Nordirlandverträgen gestritten wie darum. Über wirkliche Probleme nachdenken heißt in der Regel, sich mit eher unspektakulären Faktenzusammenhängen zu beschäftigen.
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Re: Orban will das EU-Parlament entmachten

Beitrag von schokoschendrezki »

Schnitter hat geschrieben:(16 Nov 2021, 12:26)

Der Antisemitismus, dank Orban, im Übrigem auch.
Stell dir auch das mal nicht so simpel und gerade gestrickt vor. Wie in vielen anderen Fällen in der Geschichte und in anderen Regionen auch, äußert sich der Antisemitismus in Ungarn vor allem in einer Intellektuellen-, Künstler- und Journalisten-Feindlichkeit. Sie richtet sich gegen Institutionen wie die Open Society. Aber nicht ursächlich weil George Soros jüdischer Herkunft ist. In einem NZZ-Artikel heißt es treffend zu Beginn:
Netanyahu mag Orbán aus vielen Gründen. Der wichtigste heißt sicher Soros. Der israelische Regierungschef mag keine Liberalen.
https://www.nzz.ch/international/ein-he ... ld.1404667
Und deshalb wurden die beiden auch zu Freunden. Das Verhältnis der ungarischen Regierung zur israelischen Regierung war in den letzten Jahren vielleicht sogar enger und freundschaftlicher als das zwischen Deutschland und Israel. Der Antisemitismus in Ungarn erweist sich im Kern als identitärer Antiliberalismus, als Intellektuellenfeindlichkeit und als Hetze gegen die eher urbanen Sozialmillieus der anderen Hälfte der Bevölkerung.
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Re: Orban will das EU-Parlament entmachten

Beitrag von Schnitter »

Mahmoud hat geschrieben:(16 Nov 2021, 12:43)

Sagt das die deutsche Kriminalitätsstatistik?
Nein, das sagt die deutsche UND die ungarische Kriminalitätsstatistik.

Ist schon wieder Weltverschwörung ? OK damit wären wir dann wieder bei Orban.
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Re: Orban will das EU-Parlament entmachten

Beitrag von schokoschendrezki »

Schnitter hat geschrieben:(16 Nov 2021, 13:14)

Nein, das sagt die deutsche UND die ungarische Kriminalitätsstatistik.

Ist schon wieder Weltverschwörung ? OK damit wären wir dann wieder bei Orban.
Die Zahlen dazu sind leider sehr unterschiedlich und widersprüchlich. Sie reichen bei den Tötungsraten mit 2,5 (pro Jahr und 100 000 Menschen) von einer der höchsten in Europa bis mit 0,8 zu einer der niedrigsten in Europa. Unabhängig von diesen Unterschieden sind sie aber in diesem Bereich 0,8 bis 2 bis 3 unterhalb einer Relevanzschwelle, aus der sich irgendwas über die politischen, sozialen Zustände ableiten lässt. Man muss sich darüber im Klaren sein, dass sie in anderen Teilen der Welt zum Teil weit über dem Zehnfachen liegen. Man ist in Ungarn in keinster Weise irgendwie mehr von Gewalt bedroht als irgendwo anders in Europa. Im ländlichen Raum ist man auch von anderen Arten von Kriminalität weit weniger bedroht als zum Beispiel in Berlin. Kaum irgendjemand schließt dort zum Beispiel sein Fahrrad an. Außer in den größeren Städten. Ich würde dort, im ländlichen Raum - und ich bin sehr häufig dort - ohne weiteres eine Tasche mit Geldbörse und Reisepass stehen lassen und nach einer Stunde wieder mitnehmen, ohne mir irgendwelche Gedanken zu machen. Das hat (vermutlich) etwas mit der wieder erstarkten (häufig katholischen) Religion zu tun. Aber nicht nur. Die Rockfestivals in Ungarn sind im Vergleich zu denen in Deutschland so friedlich wie ein christliches Jugendtreffen. Auch wenn da eine Menge getrunken und geraucht wird und zum Teil Rechtsrockgruppen wie "Kárpátia" ihre nationalistischen Pseudo-Operetten zum Besten geben. Gleich neben alternativen Jazzbands wie "EmilRuleZ!" (eine meiner Lieblinge), die sich ganz unverhohlen über den neuen ungarischen Nationalismus lustig machen. Am nächsten Morgen gehst du durchs Dorf und Kinder, die du gar nicht kennst, grüßen dich artig mit "csókolom" (eigentlich abgeleitet von "Küss die Hand"). Es ist halt ein ziemlich kleines Land und die Widersprüche liegen sehr dicht beieinander.
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Re: Orban will das EU-Parlament entmachten

Beitrag von Vongole »

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