Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

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DevilsNeverCry
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von DevilsNeverCry »

Kohlhaas hat geschrieben:(19 Sep 2021, 13:52)

Ich halte es für unwahrscheinlich, dass Frankreich seine Politik bezüglich Ostasien ändert. Es gibt gute Gründe dafür, in der Region auch militärisch stärker präsent zu sein. Aus meiner Sicht ist der nunmehr geplatzte U-Boot-Deal nur ein weiterer Beleg dafür, dass die USA ihre Außenpolitik immer stärker auf den Pazifik-Raum ausrichten und Europa immer weniger Aufmerksamkeit widmen. Einen wichtigen europäischen Partner derart zu brüskieren, ist schon ein sehr starkes Stück.

Dass Australien jetzt so handelt, kann ich durchaus nachvollziehen. So wie China sich in den letzten Jahren aufgeführt hat, braucht Australien einen starken Verbündeten. Für diese Rolle kommen nur die USA in Betracht. Da liegt das Motiv für den Bruch des Vertrags mit Frankreich. Alle "Sachgründe", die jetzt vorgetragen werden, sind vorgeschoben. Frankreich soll beim Bau der Boote den Zeitplan nicht eingehalten haben? Die US-Boote sollen jetzt in Kooperation mit Australien überhaupt erst entwickelt werden. Bis die fertig sind, dauert das dann noch viel länger. Der Antrieb - Atomreaktor statt Diesel - soll den Ausschlag gegeben haben? Australien hat in Frankreich Dieselboote bestellt. Auf Wunsch hätten die Franzosen locker auch nuklear betriebene Boote bauen können. Nein, nein, hier spielen geopolitische Gründe die ausschlaggebende Rolle.

Das müssen wir Europäer zur Kenntnis nehmen. Darauf können wir nur reagieren, indem wir uns außen- und sicherheitspolitisch auf eigene Beine stellen und uns nicht mehr auf die USA verlassen. Gelingen kann das nur, wenn die EU auch über die notwendigen Machtmittel verfügt, um eine eigenständige Politik glaubwürdig vertreten zu können. Da ist jetzt insbesondere Deutschland in der Pflicht, denn Deutschland hat Fortschritte in diesem Bereich stets blockiert. Ich bin gespannt, wie sich die neue Bundesregierung hier aufstellt.
Ich kann Australien auch verstehen. Die USA verfügen auch über die notwendigen Kapazitäten um im Pazifik langfristig militärisch präsent zu sein "und" um China einzudämmen. Bei Frankreich ist das weniger sicher. Zumal jene die Frankreichs Interessen in Europa, Kleinasien und Nordafrika sehen, nun eine Steilvorlage bekommen haben. Darüber hätte man sich aber seitens Australiens früher Gedanken machen müssen. Chinas Auftreten in Grenzstreitigkeiten war schon 2016 aggressiv gewesen. Seit Trump ist nun die Komponente Handel dazu gekommen.
Dieser Akt seitens Australiens und den USA wird man auch in anderen europäischen Staaten registriert haben. Deutschland neigt ebenfalls dazu mehr auf der Seite Frankreichs zu sein.
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H2O
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von H2O »

Deutschland neigt ebenfalls dazu mehr auf der Seite Frankreichs zu sein.
Ja, sicher bin ich als Europäer "auf der Seite Frankreichs". Frankreich ist von Australien aus geltenden Verträgen heraus gedrängt worden. Der Vorgang muß sicher auch vom Vertrag her aufgedröselt werden, damit der Schaden für DCN erträglich bleibt. Der Ansehensverlust ist für DCN sicher höher.

Frankreich wäre das alles sicher nicht zugefügt worden, wenn wir Europäer uns endlich zu einer gemeinsamen Rüstungspolitik und einer Zusammenarbeit ohne Dominanz Frankreichs oder Deutschlands oder Italiens entschlossen hätten.

Das ist die Erkenntnis, die ich als eingefleischter Europäer aus diesem kleinen Skandal ziehe. Die vereinigten Rüstungs- und Verteidigungshaushalte Europas werden so weit nicht von denen der USA entfernt sein. In der Wirkung sind sie aber lächerlich, wie die Stellung Europas auf der anderen Seite der Welt vor Augen führt. Ich meine, daß die gemeinsame Verteidigung und Rüstungsvorhaben Europas endlich aus nationalen Händen unumkehrbar in die Hände der Gemeinschaft übergeben werden sollten. Daran müssen sich nicht notwendig alle EU-Partner beteiligen... die haben dort dann eben auch nichts mit zu bestimmen oder zu bezahlen. Bekommen dann auch keinen Einblick in laufende Vorhaben der Kerneuropäer.

Im Grunde hat Präsident Macron dieses Vorgehen schon längst vorgeschlagen. Ich kann mir verstellen, daß die Furcht vor französischer Dominanz andere Partner abgeschreckt hat. Denn Präsident Macron sah wohl immer noch Frankreich als maßgeblichen Partner, und nicht etwa den Übergang der Verantwortung auf die Gemeinschaft. Hilft nichts; nationale Streitkräfte und Rüstungsanstrengungen sind in Europa Schnee von gestern. Deren Fortsetzung führt schnurstracks in die Bedeutungslosigkeit. Meine Lehre aus dem französischen Reinfall in Australien. Das wäre der deutschen Industrie als Anbieter nicht anders ergangen... Aber vielleicht brauchen unsere nationalen Politiker noch einige Nasenstüber mehr, bevor ihnen die zunehmende Bedeutungslosigkeit dämmert?
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garfield336
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von garfield336 »

ich habe Bammel vor der Wahl.

Die Mehrheit der Kandidaten will Schengen absxhaffen. Es wird ein rechtsruck geben. Selbst wenn Macron gewinnen sollte ist es zweifelhaft dass er eine Mehrheit im Parlament bekommt.

ich befürchte Chaos.
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Tom Bombadil
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von Tom Bombadil »

Wenn das Schengenabkommen abgeschafft wird ist die EU tot.
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peterkneter
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von peterkneter »

lili hat geschrieben:(18 Jun 2021, 12:38)

(...)

Kann Macron noch etwas reißen? Ich denke eher nicht, man hat ihn ja nur gewählt um Le Pen zu verhindern. Theoretisch kann auch eine linke Regierung gut abschneiden. Vielleicht ist es aber auch so, das es Wähler gibt die Macron aufgrund seiner Regierungszeit nicht mögen, und sich dann doch für Front National entscheidet.

https://www.zeit.de/kultur/2021-06/fran ... acron-wahl
Im Moment sieht es zwar nicht leicht aus für Macron aber auch nicht unmöglich. Ich gehe davon aus, dass er wiedergewählt wird.
LePen ist diesmal schwächer aber auch sie wird sich wohl wieder ins Stechen retten und dann ist die Wahl wieder klar - vielleicht
schneidet Macron schlechter ab als letztes mal aber er wird es wohl wieder werden.

https://www.politico.eu/europe-poll-of-polls/france/

Interesssant könnte noch dieser Zemmour sein. Hat er chancen Lepen rechts zu überholen?
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Tom Bombadil
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von Tom Bombadil »

Ich habe gerade mal ein bisschen gesucht, die beiden Kandidaten von rechtsaußen lehnen Schengen ab, die Konservativen haben noch keinen Präsidentschaftskandidat benannt, der aussichtsreichste Kandidat soll Michel Barnier sein, der ist pro Europa. Wie die Kandidaten der Grünen und Sozialisten zu Schengen stehen konnte ich ad hoc nicht finden.
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garfield336
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von garfield336 »

Tom Bombadil hat geschrieben:(09 Nov 2021, 10:18)

Ich habe gerade mal ein bisschen gesucht, die beiden Kandidaten von rechtsaußen lehnen Schengen ab, die Konservativen haben noch keinen Präsidentschaftskandidat benannt, der aussichtsreichste Kandidat soll Michel Barnier sein, der ist pro Europa. Wie die Kandidaten der Grünen und Sozialisten zu Schengen stehen konnte ich ad hoc nicht finden.
Bei den Konservativen wollen alle Neuverhandlungen von Schengen, auch Barnier. Wer ein liberales Grenzregime will, kann eigentlich nur Macron wählen.
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von garfield336 »

Krank ist dass Zemour gerade der 2t plazierter ist in den Umfragen. Der überholt den FN rechts, was schon gar nicht so einfach ist.
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garfield336
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von garfield336 »

Gut möglich dass in der 2ten Wahlrunde die Rechtsextremen unter sich sind.

Die Konservativen scheinen chancenlos. Die Linke ist komplett inexistent. Die kommen zesummen kaum über 10% hinaus.
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Tom Bombadil
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von Tom Bombadil »

garfield336 hat geschrieben:(10 Nov 2021, 16:02)

Bei den Konservativen wollen alle Neuverhandlungen von Schengen, auch Barnier.
Hast du da einen deutschsprachigen link? Mein Französisch ist stark eingerostet :|
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von Audi »

Tom Bombadil hat geschrieben:(09 Nov 2021, 08:50)

Wenn das Schengenabkommen abgeschafft wird ist die EU tot.
Abwarten, vor der Wahl wird viel geredet
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garfield336
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von garfield336 »

Tom Bombadil hat geschrieben:(10 Nov 2021, 16:18)

Hast du da einen deutschsprachigen link? Mein Französisch ist stark eingerostet :|
Ich mus suchen für einen deutschen Link

Es gibt unterschiede zwischen den Kandidatzn
Barnier will Schengen nicht abschaffen sondern die Kriminalität in den Griff bekommen. Deshalb grundsätzliches neuverhandeln.

Xavier Bertrand ist eher dafür weider die Grenzen stàrker zu bewachen. Die Konservative Partei ist in dieser Frage gespalten. Aber aller vertreten deutlich rechte Positionen.
Niemand von ihnen will zb "offene Grenzen" zu Drittstaaten. Pushbacks wie in Polen finden eigentlich alle gut.

Es gibt aber einen grossen rechtsruck. Konservative, und extrem rechte können mehr als 50% erwarten zusammen.

Ein Ex-Bänker wie Macron hàtte früher als Rechts gegolten. Jetzt mus man ihn zu den Linken zählen .
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Tom Bombadil
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von Tom Bombadil »

Frankreich hat ja auch nur Grenzen zu Schengenstaaten, wie Deutschland. Naja, warten wir es mal ab, Merkel hat jedenfalls mit ihrer Flüchtlingspolitik der EU großen Schaden zugefügt.
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von Liberty »

Eric Zemmour hat seinen Hut in den Ring geworfen.

Nun kann es spannend werden. :thumbup:
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peterkneter
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von peterkneter »

Liberty hat geschrieben:(30 Nov 2021, 17:45)

Eric Zemmour hat seinen Hut in den Ring geworfen.

Nun kann es spannend werden. :thumbup:
Naja nicht wirklich. Zemmour und LePen nehmen sich gegenseitig die Stimmen weg. Marcron ist Nutznießer...
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von Liberty »

peterkneter hat geschrieben:(30 Nov 2021, 19:15)
Naja nicht wirklich. Zemmour und LePen nehmen sich gegenseitig die Stimmen weg. Marcron ist Nutznießer...
Einer von beiden kommt sowieso gegen Macron in die Stichwahl. Aber Zemmour zieht auch nochmal zusätzlich andere Wähler an als LePen, weil er eben gar kein Politiker ist und zu keiner Partei gehört.
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Vongole
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von Vongole »

Abwarten. Ein Volk, das heute unter großen Ehren Josephine Baker einen Platz im Panthéon gab, wird wohl mehrheitlich keinen der beiden als Präsident wollen.
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Tom Bombadil
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von Tom Bombadil »

Vongole hat geschrieben:(01 Dec 2021, 00:54)

Ein Volk, das heute unter großen Ehren Josephine Baker einen Platz im Panthéon gab, wird wohl mehrheitlich keinen der beiden als Präsident wollen.
Gab es denn dazu eine Volksabstimmung?
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von Teeernte »

Eric Zemmour
Er will Le Pen rechts überholen
Stand: 30.11.2021 16:35 Uhr
Sohn algerischer Juden, wegen Volksverhetzung verurteilter Publizist, jetzt Präsidentschafts-Kandidat: Eric Zemmour macht in Frankreich nicht nur unter Rechten von sich reden.


Zu den Klängen der 7. Symphonie von Beethoven haben Eric Zemmours Wahlkampfstrategen einen dramatischen Countdown inszeniert. Flackerlicht in changierenden Farbtönen sollte die über Wochen aufgebaute Spannung noch ein letztes Mal steigern, bevor er endlich im Bild erscheint. In einer altmodisch anmutenden Bibliothek sitzt Eric Zemmour am Tisch vor einem Mikrofon und liest vom Blatt seine bedrohliche Bestandsaufnahme eines ehemals großen Landes im Niedergang: "Liebe Landsleute, seit Jahren umklammert, erdrückt, verfolgt euch ein seltsames und stechendes Gefühl, ein Gefühl der Enteignung."

Die Szenerie erinnert an das Bild von General De Gaulle vor dem Mikrofon, wie er 1940 von London aus die Franzosen zum Widerstand gegen die Deutschen aufruft.

Szenen von Gewalt, Sucht, Verrohung untermalen Zemmours Ausführungen: "Die Rechte und die Linke haben ihnen verschleiert, wie tief wir schon abgestiegen sind, haben Ihnen verheimlicht, dass wir bereits als Volk ersetzt werden"


https://www.tagesschau.de/ausland/europ ... r-111.html

Der überholt unsere AfD//und seine Mitbewerberin auf der rechten Seite...
Obs zu kalt, zu warm, zu trocken oder zu nass ist:.... Es immer der >>menschgemachte<< Klimawandel. :D
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von Alexyessin »

Liberty hat geschrieben:(01 Dec 2021, 00:47)

Einer von beiden kommt sowieso gegen Macron in die Stichwahl. Aber Zemmour zieht auch nochmal zusätzlich andere Wähler an als LePen, weil er eben gar kein Politiker ist und zu keiner Partei gehört.
Wieso sollte einer davon in die Stichwahl kommen? Ist das eine Analyse von dir, die du mit seriösen Quellen untermauern kannst, oder reines Wunschdenken?
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von H2O »

Alexyessin hat geschrieben:(01 Dec 2021, 15:46)

Wieso sollte einer davon in die Stichwahl kommen? Ist das eine Analyse von dir, die du mit seriösen Quellen untermauern kannst, oder reines Wunschdenken?
Natürlich war der Zusammenbruch der bisherigen im Wettbewerb stehenden bürgerlichen und linken Parteien bei den letzten französischen Präsidentschaftswahlen eine Überraschung. Es kam zum Endkampf Macron-LePen. Ich fand diese Konfrontation bedrückend. Welche Vorhersagen gibt es aus seriöser Kenntnis, daß es dieses Mal anders kommen wird?
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von Alexyessin »

H2O hat geschrieben:(01 Dec 2021, 15:54)

Natürlich war der Zusammenbruch der bisherigen im Wettbewerb stehenden bürgerlichen und linken Parteien bei den letzten französischen Präsidentschaftswahlen eine Überraschung. Es kam zum Endkampf Macron-LePen. Ich fand diese Konfrontation bedrückend. Welche Vorhersagen gibt es aus seriöser Kenntnis, daß es dieses Mal anders kommen wird?
Kommt drauf an, wie stark die Gaulisten abschneiden können und diese Bürgermeistern aus Paris ist auch nicht grad die schlechteste Wahl bei den Sozialisten gewesen.
Momentan schaut es nach Kopf an Kopf Macron / LePen aus, aber mit dem nächsten Rechtsüberholer kann das sich auch wieder ändern.
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von Vongole »

Tom Bombadil hat geschrieben:(01 Dec 2021, 09:00)

Gab es denn dazu eine Volksabstimmung?
Nein, nur eine erfolgreiche Petition. Trotzdem, so wurde mir berichtet, fand die gestrige Zeremonie großen Anklang in ganz Frankreich.
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von Tom Bombadil »

Vongole hat geschrieben:(01 Dec 2021, 16:06)

Trotzdem, so wurde mir berichtet, fand die gestrige Zeremonie großen Anklang in ganz Frankreich.
Man kann ja auch nicht wirklich etwas dagegen einwenden.
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von Vongole »

Tom Bombadil hat geschrieben:(01 Dec 2021, 16:15)

Man kann ja auch nicht wirklich etwas dagegen einwenden.
Das rechtsxtreme Lager jedenfalls dürft die Ehrung einer schwarzen Résistance-Kämpferin, die sich zeitlebens gegen Rassismus und Antisemitismus einsetzte, nicht gerne gesehen haben.
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von H2O »

Alexyessin hat geschrieben:(01 Dec 2021, 16:00)

Kommt drauf an, wie stark die Gaulisten abschneiden können und diese Bürgermeistern aus Paris ist auch nicht grad die schlechteste Wahl bei den Sozialisten gewesen.
Momentan schaut es nach Kopf an Kopf Macron / LePen aus, aber mit dem nächsten Rechtsüberholer kann das sich auch wieder ändern.
Ja, Frau Anne Hidalgo ist sicher eine starke Frau als Bürgermeisterin von Paris. In den rechten Kräften drückt sich leider eine verquere Provinzialität aus, die seit vielen Jahren in Frankreich ihr Gift versprüht. Nun gibt es sogar politischen Raum für einen zweiten Bewerber mit diesem Hintergrund. Wenn beide zur Wahl antreten, dann hat Frau Hidalgo Aussichten, als lachende Dritte in den Endkampf gegen Präsident Macron zu gelangen.
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von Liberty »

Ich könnte mir vorstellen, dass Zemmour in den Umfragen LePen überholt.

Sollte es in den Umfragen knapp werden, dass überhaupt einer der beiden sicher in die Stichwahl kommt, dürfte der Druck steigen, dass einer von beiden seine Kampagne zu Gunsten des anderen beenden.
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von H2O »

Hilft alles nichts... wie in Deutschland muß man doch sehr aufmerksam und über einige Zeit Wahlumfragen studieren. Ende November 2021 stellte das Umfrageinstitut Harris in infogram sein Ergebnis vor:

https://infogram.com/sondage-dernier-so ... xez4x?live
  • Mélenchon La France insoumise 10%
    Hidalgo Sozialisten 8%
    Jadot französische Grüne 8%
    Macron La France en Marche 24%
    Pécresse Les Républicains 11%
    LePen Rassemblement national 20%
    Zemour Parteilos, Rechtspopulist 13%
Man erkennt... was ja auch überall die Spatzen von den Dächern pfeifen... daß es eine liberal-demokratische Gruppierung gibt, der Präsident Macron zugerechnet werden muß, eine unbeugsame Linke mit Herrn Mélenchon und eine hartnäckig populistische Rechte mit Frau Le Pen und Herrn Zemour.

Derzeit sieht es ganz danach aus, daß Frau LePen und Präsident Macron in die Stichwahl gelangen. Vermutlich werden die Anhänger Lemours dann Frau LePen unterstützen (in Summe 33%), alle übrigen Kandidaten aber den amtierenden Präsidenten Macron als das "geringere Übel" (in Summe 58%).

Derzeit also keine Schreckensmeldungen für das europäische Projekt einer stetig sich vertiefenden Zusammenarbeit der EU-Partner.

Ich werde versuchen, die obige Tabelle von Zeit zu Zeit zu aktualisieren.
Zuletzt geändert von H2O am So 5. Dez 2021, 11:45, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von Tom Bombadil »

Danke für den Fund. Das sieht übel aus :s
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von H2O »

Nein, das kann man so nicht voraussagen. Die Erfahrungen der vergangenen französischen Präsidentschaftswahlen lessen stark vermuten, daß die bürgerlichen Parteien bis hin zu stramm links dann doch den Sieg des stärksten gemäßigten Bewerbers ermöglichen. Aus meiner Sicht wäre ein Sieg LePens oder gar Lemours das Ende viele europäischer Errungenschaften... eine Rückkehr ins 19. Jahrhundert, das von rücksichtslos rivalisierenden Nationalstaaten geprägt wurde.

Ich hoffe, daß unser nachfolgender Bundeskanzler Scholz vieles von dem Schwung aufnimmt, mit dem Präsident Macron 2017 sich nach seiner Wahl ins europäische Getümmel gestürzt hat... daß die beiden mit Herrn Draghi gemeinsam ein Bollwerk errichten gegen mutwillige Zerstörer des europäischen Projekts.
Zuletzt geändert von H2O am So 5. Dez 2021, 11:59, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von Tom Bombadil »

Wollen wir es hoffen.
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von DarkLightbringer »

Bestimmendes Thema ist die Zuwanderung, darauf hat auch Macron reagiert.
>>We’ll always have Paris<<
[Humphrey Bogart als Rick Blaine in >Casablanca<, 1942]
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von H2O »

Rechtspopulisten aller Länder vereinigt Euch! Aber in Warschau war nur Platz für Frau LePen, nicht für Vertreter des deutschen Populismus. Hilfe, wir sind umzingelt... Putin, hilf'! Viel Feind viel Ehr'!
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von schokoschendrezki »

Umfragen allein geben nicht alles wieder. In Italien ist die "Fratelli d'Italia", eine offen rechtspopulistische bis rechtsextrem-faschistische Partei nach Umfragen stärkste Einzelpartei. (Dass die Brüder Italiens von einer Schwester angeführt wird, würde ich ja noch witzig finden, wenn es sich nicht um eine derart dem italienischen Faschismus anschlussfähige Richtung handeln würde. Ich hoffe nicht nur sondern bin mir doch einigermaßen sicher, dass gemäßigt-liberale politische Strömungen am Ende die Oberhand behalten. Aber was soll es: Auch wenn Macron knapp gegen die Zemmours und LePens gewinnt ... Er steht dann dennoch nicht vor einem strahlenden SIeg sondern vor einer Gesellschaft mit einem gewaltigen Anteil rechtspopulistisch bis rechtsextrem denkender Menschen. Es braucht für die realistische Beurteilung der gesellschaftlichen und politischen Veränderungen in Europa ein grundsätzlich anderes Denkmodell als das mit einem liberal-gemäßigten Westeuropa hier und einem rechtspopulistisch verseuchten Osteuropa dort. In Osteuropa liegen die Verhältnisse einfach nur leicht in die andere Richtung auf der Kippe. Eine so polarisierte Sicht lenkt da nur von einer Analyse der tatsächlichen, ursächlichen, tieferen Ursachen ab.

Solange die grundsätzliche Sicht von solchen West-Ost-Ressentiments (hey, es geht um Frankreich) geprägt ist .... wird es nix werden mit einem liberalen, demokratischen Europa. Stichwort "Osteuropa, GUS, Kaukasus"!
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von H2O »

Umfrageergebnisse gemäß
https://infogram.com/sondage-dernier-so ... xez4x?live
vom 10...11 Januar 2022:

.........................................................Anfang Dez 2021....Mitte Jan 2022

Mélenchon La France insoumise........ 10%---------------------10%
Hidalgo Sozialisten............................... 8%-----------------------8%
Jadot französische Grüne.................... 8%............................4,5%
Christiane Taubira..................................................................4%
Macron La France en Marche............ 24%..........................22,5%
Pécresse Les Républicains................ 11%..........................16%
LePen Rassemblement national ........20%..........................16,5%
Zemour Parteilos, Rechtspopulist...... 13%..........................12,5%

Es sieht inzwischen also nicht so besonders gut für den Präsidenten Macron aus: Die Kandidaten der französischen Rechten könnten vereinigt bei 45% der Stimmen landen, und selbst wenn sich beim 2. Wahlgang sämtliche links der LREM angesiedelte Bewerber auf Macron verständigten, erreichte er doch nicht mehr als 49%.

Das läuft sehr eindeutig auf eine Zitterpartie für das demokratische Frankreich und das europäische Projekt hinaus.
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von garfield336 »

H2O hat geschrieben: Mi 12. Jan 2022, 21:06 Umfrageergebnisse gemäß
https://infogram.com/sondage-dernier-so ... xez4x?live
vom 10...11 Januar 2022:

.........................................................Anfang Dez 2021....Mitte Jan 2022

Mélenchon La France insoumise........ 10%---------------------10%
Hidalgo Sozialisten............................... 8%-----------------------8%
Jadot französische Grüne.................... 8%............................4,5%
Christiane Taubira..................................................................4%
Macron La France en Marche............ 24%..........................22,5%
Pécresse Les Républicains................ 11%..........................16%
LePen Rassemblement national ........20%..........................16,5%
Zemour Parteilos, Rechtspopulist...... 13%..........................12,5%

Es sieht inzwischen also nicht so besonders gut für den Präsidenten Macron aus: Die Kandidaten der französischen Rechten könnten vereinigt bei 45% der Stimmen landen, und selbst wenn sich beim 2. Wahlgang sämtliche links der LREM angesiedelte Bewerber auf Macron verständigten, erreichte er doch nicht mehr als 49%.

Das läuft sehr eindeutig auf eine Zitterpartie für das demokratische Frankreich und das europäische Projekt hinaus.
Ich sehe Macron nur in Gefahr wenn Pécresse es in die zweite Runde schafft. Deren Wähler werden keine Lepen wählen.

in der Vergangenheit hat eher Mélenchon zur Wahl Lepens aufgerufen. Für den ist Lepen das geringer übel als den Exbänker Macron. Und Zemours Wähler sind so radikal, dass sie alles ablehnen wer nicht _Zemour heisst

Krass ist, dass die PS nicht mal mehr bei Umfragen genannt wird. Die Linke ist wirklich "tot" in Frankreich.
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garfield336
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von garfield336 »

H2O hat geschrieben: So 5. Dez 2021, 11:29 Derzeit sieht es ganz danach aus, daß Frau LePen und Präsident Macron in die Stichwahl gelangen.

Das ist komplett offen, Man kann derzeit gar nicht sagen wer zweiter wird. Es ist ein Dreikampf.

Pécresse Zemour und Lepen sind in Umfragen quasi Gleichauf bei 15-16%
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H2O
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von H2O »

JA, damit könnten Sie recht haben. Für mich hat das französische Wahlsystem viele Vorzüge gegenüber unserem deutschen: Erst einmal entfällt die Wahl von Abgeordneten, die niemand kennt. In Deutschland rechnet man eine Liste der Parteien mit Kandidaten so ab, daß im Bundestag ziemlich genau die Gewichte der Parteien durch Abgeordnete aufgewogen werden. Da kommt man dann schon einmal auf fast die doppelte Zahl der Wahlkreise.... :?: mit vielen "Hinterbänklern". Und weil man sich als Wähler in Frankreich durch die notwendige Mehrheit im 2. Wahlgang mit einem Kompromiß befassen muß, sehe ich den französischen Präsidenten in besonderer Weise vom Wähler bestätigt. Ähnlich verläuft ja auch die Wahl der Abgeordneten.

Wobei mir ein so mächtiger legitimierter Präsident nicht so gut gefällt... aber bitteschön, das ist in vielen Ländern der Welt so. Da finde ich wieder unser Parlament vernünftig, das seine Regierung wählt und zur Not auch abwählt, mit dem Kanzler / der Kanzlerin in der Führungsrolle, die anderswo ein vom Volk gewählter Präsident ausfüllt.

Nun ja: Allen Leuten Recht getan, ist eine Kunst, die keiner kann.

Ich drücke Präsident Macron die Daumen; und ich würde mich freuen, wenn die Bundesregierung sich einmal ernsthaft mit seinen Vorschlägen zur Weiterentwicklung der EU befassen würde... durchaus auch mit umsetzbaren Gegenvorschlägen... und nicht nur alles im Ungewissen und Ungefähren verfließen läßt.
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von garfield336 »

H2O hat geschrieben: Mo 21. Feb 2022, 09:25 JA, damit könnten Sie recht haben. Für mich hat das französische Wahlsystem viele Vorzüge gegenüber unserem deutschen: Erst einmal entfällt die Wahl von Abgeordneten, die niemand kennt. In Deutschland rechnet man eine Liste der Parteien mit Kandidaten so ab, daß im Bundestag ziemlich genau die Gewichte der Parteien durch Abgeordnete aufgewogen werden. Da kommt man dann schon einmal auf fast die doppelte Zahl der Wahlkreise.... :?: mit vielen "Hinterbänklern". Und weil man sich als Wähler in Frankreich durch die notwendige Mehrheit im 2. Wahlgang mit einem Kompromiß befassen muß, sehe ich den französischen Präsidenten in besonderer Weise vom Wähler bestätigt. Ähnlich verläuft ja auch die Wahl der Abgeordneten.

Wobei mir ein so mächtiger legitimierter Präsident nicht so gut gefällt... aber bitteschön, das ist in vielen Ländern der Welt so. Da finde ich wieder unser Parlament vernünftig, das seine Regierung wählt und zur Not auch abwählt, mit dem Kanzler / der Kanzlerin in der Führungsrolle, die anderswo ein vom Volk gewählter Präsident ausfüllt.

Nun ja: Allen Leuten Recht getan, ist eine Kunst, die keiner kann.

Ich drücke Präsident Macron die Daumen; und ich würde mich freuen, wenn die Bundesregierung sich einmal ernsthaft mit seinen Vorschlägen zur Weiterentwicklung der EU befassen würde... durchaus auch mit umsetzbaren Gegenvorschlägen... und nicht nur alles im Ungewissen und Ungefähren verfließen läßt.
Das Wahlsystems Frankreichs finde ich gut. Was ich weniger gut finde ist die starke Stellung des Präsidenten in diesem System.
Das ist da quasi eine One-Man-Show, genau deswegen wäre es sehr gefährlich, wenn jemand falsches gewinnen würde.

In Deutschland ist das anders. Da ist im Grunde eigentlich egal wer gewinnt. Das System ist so ausgerichtet dass niemand so einfach von oben herab eine Revolution anzetteln kann. (aus historischen Gründen)
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von H2O »

@ garfield336:

Da stimmen wir überein: Ein nahezu allmächtiger Präsident könnte eben auch einmal Trump heißen oder Putin. Deshalb ist seine Direktwahl ein gefährliches Spiel, das ihm auch die zum Mißbrauch einladende Legitimation verschafft. Unseren Kanzler kann der Bundestag jederzeit mit der notwendigen Mehrheit aus dem Amt entfernen. Das halte ich auch für die bessere Spielart.
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von H2O »

Tja, der Überfall Rußlands auf die Ukraine lenkt die Aufmerksamkeit auf dieses Geschehen; aber für uns Europäer ist dennoch von Bedeutung, wie sich die Zustimmungswerte zu den französischen Präsidentschaftswahlen entwickeln. Das ist unser Partner, mit dem wir fest untergehakt in unsere europäische Zukunft gehen werden! Und so sieht es heute gegen Ende Februar 2022 aus:

.........................................................Anfang Dez 2021....Mitte Jan 2022....Ende Feb 2022

Roussel Arbeiterpartei........................................................................................4%
Mélenchon La France insoumise........ 10%---------------------10%.....................12%
Hidalgo Sozialisten............................... 8%-----------------------8%.......................2%
Jadot französische Grüne.................... 8%............................4,5%....................5%
Christiane Taubira..................................................................4%.......................2,5%
Macron La France en Marche............ 24%..........................22,5%..................24%
Pécresse Les Républicains................ 11%..........................16%....................13,5%
LePen Rassemblement national ........20%..........................16,5%..................17%
Zemour Parteilos, Rechtspopulist...... 13%..........................12,5%.................15,5%

Für uns Mitteleuropäer ist die französische Aufstellung doch sehr rechtslastig: 32,5% der Bewerber streiten sich um die national gesonnenen Mitbürger; 37,5% wollen konservative und liberale Bürger für sich gewinnen, und die vereinigte Linke bringt es auf 21%... findet also deutlich weniger Zustimmung. Der amtierende Präsident ragt schon deutlich heraus, kann sich aber nicht so weit absetzen, daß die Rechte von vornherein aufgeben sollte. Eine sozialistischen oder grünen Präsidenten kann man bei der Vorbelastung kaum erwarten. Wenn Präsident Macron sich bis zur Wahl keine ganz dummen Entscheidungen vorhalten lassen muß, dann hat er die besten Aussichten auf eine zweite Amtszeit von 5 Jahren.

Für uns Deutsche wäre Präsident Macrons Verbleib im Amt ein erfreuliches Ergebnis... besonders auch mit Blick auf das genmeinsame europäische Projekt.
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von garfield336 »

Ich verfolge ein bisschen den Discours in Frankreich.

Es gibt jetzt noch keine aktuelle Umfrage nach dem Beginn des Krieges, aber zeigt sich jetzt schon ganz klar dass er das Wahlergebnis massiv beinflussen wird, und zwar in Richtung Macron.
Alle andern 3 aussichtreiche Kandidaten hatten sich vorher als "Putinversteher" geoutet. Das kommt offenbar bei den Franzosen jetzt gar nicht gut an, und alle drei geraten in Massive Erklärungsnöte.

Le Pen zum Beispiel antwortet gar nicht mehr auf Fragen zum Thema und versucht das Russland Problem jetzt komplett zu ignorieren. Vor einer Woche klang sie noch ganz anders.
Selbst das Flüchtlingsthema. Hauptthema derRechten kriegt jetzt offenbar wieder eine komplett neue Bedeutung. In Frankreich ist man sehr offen den Menschen aus der Ukraine zu helfen, wie überall in Europa.
Putin hat die französische Opposition mit dem Einmarsch buchstäblich zum Schweigen gebracht.

Ich bin gespannt auf die nächsten Umfrageergebnisse.
Neue Umfrageergebnisse müssten aber heute im Laufe des Tages hereinkommen.
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von H2O »

@ garfield:
Das war auch mein erster Gedanke, als sich der Überfall Rußlands auf die Ukraine ab zu zeichnen begann. Nun, einige Drohreden Putins später, sollte sich eher schon Präsident Macron im ersten Wahlgang durchsetzen. Ganz weit rechte und linke Politiker haben schon einmal ein Rad ab; aber doch nicht die Masse der Wähler. So viel Verbohrtheit traue ich unseren Franzosen nicht zu... zumal der russische "Feldzug" auf weitaus mehr Widerstand stößt, als sich "Putinversteher haben träumen lassen.
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von garfield336 »

H2O hat geschrieben: Mo 28. Feb 2022, 09:35 @ garfield:
Das war auch mein erster Gedanke, als sich der Überfall Rußlands auf die Ukraine ab zu zeichnen begann. Nun, einige Drohreden Putins später, sollte sich eher schon Präsident Macron im ersten Wahlgang durchsetzen. Ganz weit rechte und linke Politiker haben schon einmal ein Rad ab; aber doch nicht die Masse der Wähler. So viel Verbohrtheit traue ich unseren Franzosen nicht zu... zumal der russische "Feldzug" auf weitaus mehr Widerstand stößt als sich "Putinversteher haben träumen lassen.
Das Problem ist der Rechten:
Sie waren und sind zum Teil immer noch Putinversteher und komplett gegen Masseneinwanderung. Mit dieser Haltung wird man keine Wahl gewinnen. Das kann ich jetzt schon sagen.
Und eine 180%ige Kehrtwende dieser Leute wäre auch unglaubwürdig.
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von H2O »

garfield336 hat geschrieben: Mo 28. Feb 2022, 09:38 Das Problem ist der Rechten:
Sie waren und sind zum Teil immer noch Putinversteher und komplett gegen Masseneinwanderung. Mit dieser Haltung wird man keine Wahl gewinnen. Das kann ich jetzt schon sagen.
Und eine 180%ige Kehrtwende dieser Leute wäre auch unglaubwürdig.
Erkennen diese Traumtänzer denn nicht, daß Putin auf das IV. Reich zusteuert? Das Imperium wächst doch weiter in Schritten von 5 oder 10 Jahren. Man könnte sich die Sache so vorstellen, daß wir unser Land plötzlich eingekeilt in Putinversteher wiederfinden, mit einer 5. Kolonne dieser Art im Lande (20%?) :eek: .

Aber da dämmert wohl doch einiges!
https://www.rnd.de/politik/frankreich-w ... C3LOI.html
Le Pen, die derzeit bei 18 Prozent liegt, nannte Putin jetzt „einen Feind Frankreichs und Europas“. Bis vor Kurzem warf sie aber noch den USA vor, einen künstlichen Konflikt als Vorwand für eine Nato-Aufnahme der Ukraine zu schaffen. Vor der Präsidentschaftswahl 2017 hatte Putin Le Pen in Moskau empfangen, wo sie erklärte, sie teile dessen Sicht auf die Ukraine. Da ihr französische Banken keinen Kredit gaben, finanzierte sie damals wie heute ihre Wahlkampagnen mit der Hilfe russischer Banken.
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von garfield336 »

Lepen scheint aber sogar zugenommen haben in den Umfragen

Macron jetzt bei 27% Lepe 18% Pecresse 13% Zemour 12%.

Der einzige der deutlich an Stimmen verloren hat ist Zemour. Kann sein dass einige Wähler zu Lepen abgewandert sind.
Lepen ist jetzt wohl klare Favoritten um Platz2
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von garfield336 »

Macron ist jetzt stabil über 30% im ersten durchgang. Im zeiten durchgang bei 60%

Nach den Umfragen sieht es nach einem ungefährdeten Sieg jetzt aus.
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von Tom Bombadil »

Wollen wir es hoffen.
The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants. It is its natural manure.
Thomas Jefferson
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bakunicus
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von bakunicus »

auf die schnelle konnte ich kein topic finden, das sich damit beschäftigt, falls doch möge die geneigte moderation diesen thread dort eingliedern.

nun ...
wie wir alles wissen sind im april wahlen in frankreich, und es geht dabei um viel, in dieser schweren krisenzeit, seit dem 24.2.2022 ...

es geht um nicht weniger als um eine 5 jährige präsidentschaft, die entscheidend wichtig ist für die europäische integrität und souveränität, um die achse paris-berlin, als tragende säule der EU.

für eine nähere standortbestimmung:

https://www.zeit.de/politik/ausland/202 ... ron-le-pen

"In Frankreich zeichnet sich knapp drei Wochen vor der Präsidentschaftswahl eine Stichwahl zwischen dem liberalen Amtsinhaber Emmanuel Macron und der Rechtspopulistin Marine Le Pen ab. Macron rutschte in einer Umfrage des Instituts Elabe um 3,5 Punkte auf 27,5 Prozent ab. Damit liegt er immer noch deutlich an der Spitze vor Le Pen, die um zwei Punkte auf 20 Prozent zulegte. "

zuerst sah es so aus, dass die nähe von marine le pen zu putin sie in die defensive gebracht hat, für sie und ihre partei erhebliche stimmverluste bedeuten würden.
das ist aber leider nicht mehr so gewiss, wie man das aus der deutschen perspektive heraus meinen könnte.

gestern abend war im arte-journal erschreckender weise zu hören, dass sich im zusammenhang mit steigenden preisen für benzin und diesel massive proteste formieren, getragen von streiks der speditionen und LKW-fahrer, welche unzureichende unterstützung der regierung macron beklagen, und sehr bald zu versorgungsengpässen in den regalen der supermärkte eskalieren können.

leider kann ich dazu keinen link mehr finden.

was muss man davon halten?
kommt macron in die defensive, kann marine le pen und ihre partei am ende sogar von ihrer nähe zu putin profitieren?

auch vor dem hintergrund der schweren islamistischen terrorakte, die zu einem veritablen rechtsruck der französischen gesellschaft insgesamt geführt haben?

quo vadis im elyssee-palast?


gruß @ all ... bakunicus
Zuletzt geändert von bakunicus am Di 22. Mär 2022, 21:02, insgesamt 1-mal geändert.
Meruem
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von Meruem »

garfield336 hat geschrieben: So 13. Mär 2022, 16:20 Macron ist jetzt stabil über 30% im ersten durchgang. Im zeiten durchgang bei 60%

Nach den Umfragen sieht es nach einem ungefährdeten Sieg jetzt aus.

Wann genau wird in Frankreich gewählt im April?
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