Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

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lili
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Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von lili »

Es ist noch etwas hin, aber nächstes Jahr im April gibt es die Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022.

Ich lese gerade ein kritischen Artikel, indem es darum geht das die Aufbruchsstimmung mit Macron gedämpft ist. Marine Le Pen tritt wieder an, aber auch im linken Spektrum gibt es regressive Strömungen.

Leicht wird es für Macron nicht und er ist ja nach meiner Auffassung nicht für eine Sozialpolitik bekannt und steht auch für eine offene Globalisierung. Ich meine auch das er ein französisches Hartz 4 einführen wollte.

Kann Macron noch etwas reißen? Ich denke eher nicht, man hat ihn ja nur gewählt um Le Pen zu verhindern. Theoretisch kann auch eine linke Regierung gut abschneiden. Vielleicht ist es aber auch so, das es Wähler gibt die Macron aufgrund seiner Regierungszeit nicht mögen, und sich dann doch für Front National entscheidet.

https://www.zeit.de/kultur/2021-06/fran ... acron-wahl
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Haegar
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von Haegar »

Stimmungstest in Frankreich dieses Wochenende mit der Regionalwahl:

https://www.zeit.de/politik/ausland/202 ... t-national

https://www.handelsblatt.com/politik/in ... SAqtyB-ap1

Konservatives Lager vorn. Rechtsbraunes Le Pen Lager verliert fast 9%. Sozialisten wohl noch regional am Leben. Grüne stabil. Macron-Partei nur auf dem 5. Platz.
Nur ca. ein Drittel der Wahlberechtigten haben ihr Wahlrecht genutzt.
lili
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von lili »

Haegar hat geschrieben:(21 Jun 2021, 09:51)

Stimmungstest in Frankreich dieses Wochenende mit der Regionalwahl:

https://www.zeit.de/politik/ausland/202 ... t-national

https://www.handelsblatt.com/politik/in ... SAqtyB-ap1

Konservatives Lager vorn. Rechtsbraunes Le Pen Lager verliert fast 9%. Sozialisten wohl noch regional am Leben. Grüne stabil. Macron-Partei nur auf dem 5. Platz.
Nur ca. ein Drittel der Wahlberechtigten haben ihr Wahlrecht genutzt.
Die Frage ist nur wie dann die Präsidentschaftswahl ablaufen wird? Ich habe gehört, das diese Wahl oft anders ausgeht.
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Haegar
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von Haegar »

lili hat geschrieben:(21 Jun 2021, 10:42)

Die Frage ist nur wie dann die Präsidentschaftswahl ablaufen wird? Ich habe gehört, das diese Wahl oft anders ausgeht.
Aus dem Zeitartikel:

"Das Ergebnis der Regionalwahlen ist zwar ein wichtiger Stimmungstest. Seine Bedeutung als Signal für die Präsidentschaftswahlen im April und Mai nächsten Jahres ist aber begrenzt. Die französische Zentralregierung und die Regionen haben unterschiedliche Kompetenzen, weshalb sich der Rückhalt Macrons in der Bevölkerung nicht akkurat aus den Regionalwahlen ablesen lässt. Zurzeit etwa gilt es als wahrscheinlich, dass Le Pens Partei trotz der Einbußen in den Regionen bei den Präsidentenwahlen stark abschneiden wird."

Es fließt ja noch einiges an Wasser durch die Seine...oder auch... schau mer mal. So lange keine EU-Feinde an die Macht kommen, mache ich mir keine Sorgen hier in Bayern.
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von lili »

Haegar hat geschrieben:(21 Jun 2021, 10:53)

Aus dem Zeitartikel:

"Das Ergebnis der Regionalwahlen ist zwar ein wichtiger Stimmungstest. Seine Bedeutung als Signal für die Präsidentschaftswahlen im April und Mai nächsten Jahres ist aber begrenzt. Die französische Zentralregierung und die Regionen haben unterschiedliche Kompetenzen, weshalb sich der Rückhalt Macrons in der Bevölkerung nicht akkurat aus den Regionalwahlen ablesen lässt. Zurzeit etwa gilt es als wahrscheinlich, dass Le Pens Partei trotz der Einbußen in den Regionen bei den Präsidentenwahlen stark abschneiden wird."

Es fließt ja noch einiges an Wasser durch die Seine...oder auch... schau mer mal. So lange keine EU-Feinde an die Macht kommen, mache ich mir keine Sorgen hier in Bayern.

Danke für den Text. Genau das habe ich letztens gelesen.
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von Kohlhaas »

Oh, wow! Barnier hat angekündigt, als Kandidat bei der Wahl in 2022 anzutreten. Das könnte ja spannend werden! Barnier hat sich ja als Chefunterhändler beim Brexit-Hickhack großes Ansehen erworben.

Ich würde ihn ja lieber im Amt des Kommissionspräsidenten der EU sehen.
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von H2O »

Ich würde ihn ja lieber im Amt des Kommissionspräsidenten der EU sehen.
Man kann nicht alles haben. Frau Lagarde als EZB-Präsidentin, Herr Barnier als Kommissionspräsident... das ist wohl doch eine Umdrehung zu viel.

Als französischen Staatspräsidenten könnte ich mir Herrn Barnier gut vorstellen. Wie Präsident Emanuel Macron ist auch Michel Barnier ein glühender Europäer. Verdammt noch einmal, könnte Michel Barnier sich nicht als Bundeskanzler bewerben? :thumbup:
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von Kohlhaas »

H2O hat geschrieben:(29 Aug 2021, 18:58)

Man kann nicht alles haben. Frau Lagarde als EZB-Präsidentin, Herr Barnier als Kommissionspräsident... das ist wohl doch eine Umdrehung zu viel.

Als französischen Staatspräsidenten könnte ich mir Herrn Barnier gut vorstellen. Wie Präsident Emanuel Macron ist auch Michel Barnier ein glühender Europäer.
Ja, sicher, sehe ich auch so. Beide sind um Längen besser als LePen.
Verdammt noch einmal, könnte Michel Barnier sich nicht als Bundeskanzler bewerben? :thumbup:
Das wäre kompliziert. Da müsste Deutschland erstmal jedem Franzosen die deutsche Staatsbürgerschaft erteilen. Sinnigerweise dann auch die französische Staatsbürgerschaft für jeden Deutschen. Englisch bleibt erste Fremdsprache, aber in Deutschland ist Französisch die zweite Muttersprache - und umgedreht. Da nehmen wir idealerweise dann noch Polen dazu. Damit wären viele Probleme schon gelöst. Ich würde jedenfalls dafür stimmen und hoffen, dass der nächste Bundeskanzler Barnier heißt und nicht etwa Kaczynski. :rolleyes:

Mannomann, hätte sich Barnier wohl jemals träumen lassen, dass er solche Karrierechancen haben würde? Kommissionspräsident, Präsident Frankreichs, Bundeskanzler... Diese Wahl hatte noch niemand.
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von H2O »

Das wäre kompliziert.
Tja, Unionsbürger sind Deutsche und Franzosen allemal. Gründen wir das Karolingerreich erneut, und schon flutscht die Sache mit Herrn Barnier als Kanzler. Gern auch mit Polen... das vereinfacht doch vieles.
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von lili »

Frankreich: Barnier verärgert Brüssel

https://www.msn.com/de-de/nachrichten/p ... np1taskbar

Der ehemalige Brexit-Unterhändler will Präsident in Frankreich werden und fordert eine Schwächung der europäischen Gerichte. Er bewirbt sich als Kandidat seiner konservativen Partei.

Mal schauen wie er sich schlägt.
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von lili »

Anne Hidalgo will Frankreichs erste Präsidentin werden

https://www.welt.de/politik/ausland/art ... erden.html

Ich finde sie interessant, mal gucken wie weit sie kommt.
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von H2O »

garfield336 hat geschrieben:(14 Sep 2021, 14:25)

[Herr Barnier] bewirbt sich als Kandidat für die Rechten Republikaner. Ich weiss nicht ob die überhaupt ne Chance haben. Die Partei wurde bei den letzten Wahlen zerlegt.
Sarkozy sei Dank. :s

Es wird wohl nur zwischen Lepen und Macron gehen.

Die Altgedienten Parteien PS (Sozialisten) und Repuklikaner erscheinen Chancenlos. die bekammen zusammengerechnet nicht mal auf 1/4 der Stimmen.
Dann bleibt uns Präsident Macron mit einiger Sicherheit erhalten Von Polen aus habe ich jedenfalls keine ernsthafte Schwäche des französischen Präsidenten beobachten können. Herrn Barnier könnte ich mir auch gut als EU-Kommissionspräsidenten vorstellen. Natürlich muß man darauf achten, daß die hohen Funktionen innerhalb der EU sich nicht zu einer rein französischen Angelegenheit entwickeln. Das war sicher der Grund, daß Frau von der Leyen auf Vorschlag des französischen Präsidenten in dieses hohe Amt gelangt ist. Ist ja auch keine Fehlbesetzung.
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von garfield336 »

H2O hat geschrieben:(14 Sep 2021, 14:39)

Dann bleibt uns Präsident Macron mit einiger Sicherheit erhalten Von Polen aus habe ich jedenfalls keine ernsthafte Schwäche des französischen Präsidenten beobachten können. Herrn Barnier könnte ich mir auch gut als EU-Kommissionspräsidenten vorstellen. Natürlich muß man darauf achten, daß die hohen Funktionen innerhalb der EU sich nicht zu einer rein französischen Angelegenheit entwickeln. Das war sicher der Grund, daß Frau von der Leyen auf Vorschlag des französischen Präsidenten in dieses hohe Amt gelangt ist. Ist ja auch keine Fehlbesetzung.
Das schlimme ist, dass das Recht-Links Schema sich verschoben hat.

Eigentlich ist Lepen ja rechtsextrem, sie wildert aber im Linken Milieu.

Es geht jetzt nur noch um arm gegen reich. und die Armen wàhlen Lepen, die reichen wohl den ExBànker Macron.
Diese Verschiebung konnte man natürlich auch schon bei Trump beobachten.
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von H2O »

garfield336 hat geschrieben:(15 Sep 2021, 09:01)

Das schlimme ist, dass das Recht-Links Schema sich verschoben hat.

Eigentlich ist Lepen ja rechtsextrem, sie wildert aber im Linken Milieu.

Es geht jetzt nur noch um arm gegen reich. und die Armen wàhlen Lepen, die reichen wohl den ExBànker Macron.
Diese Verschiebung konnte man natürlich auch schon bei Trump beobachten.
Sind vermutlich nationale Sozialisten... Das wird vermutlich sehr ähnlich zur letzten Wahl ausgehen: Niemand erhält die absolute Mehrheit im 1. Durchgang, und im 2. Durchgang werden sich alle Nicht-National Sozialisten auf Präsident Macron einigen. Das hoffe ich zumindest... Eine Frau LePen wäre wohl das Ende der vertrauensvollen Partnerschaft mit Frankreich. Wir (zumindest ich) sehen doch, wie die 4 Jahre Präsidentschaft eines Donald Trump das europäische Vertrauen in die USA erschüttert haben.
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von garfield336 »

H2O hat geschrieben:(15 Sep 2021, 10:44)

Sind vermutlich nationale Sozialisten... Das wird vermutlich sehr ähnlich zur letzten Wahl ausgehen: Niemand erhält die absolute Mehrheit im 1. Durchgang, und im 2. Durchgang werden sich alle Nicht-National Sozialisten auf Präsident Macron einigen. Das hoffe ich zumindest... Eine Frau LePen wäre wohl das Ende der vertrauensvollen Partnerschaft mit Frankreich. Wir (zumindest ich) sehen doch, wie die 4 Jahre Präsidentschaft eines Donald Trump das europäische Vertrauen in die USA erschüttert haben.
Es gab immer eine Allianz aller Demokraten gegen Front National.

Wo alle Linke aufgerufen haben dem Gegenkandidat die Stimme zu geben. Aber genau eine solche Allianz sehe ich zur Zeit nicht mehr. Die Wahl könnte knapp werden. Leider.
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von garfield336 »

H2O hat geschrieben:(15 Sep 2021, 10:44)

Sind vermutlich nationale Sozialisten... Das wird vermutlich sehr ähnlich zur letzten Wahl ausgehen: Niemand erhält die absolute Mehrheit im 1. Durchgang, und im 2. Durchgang werden sich alle Nicht-National Sozialisten auf Präsident Macron einigen. Das hoffe ich zumindest... Eine Frau LePen wäre wohl das Ende der vertrauensvollen Partnerschaft mit Frankreich. Wir (zumindest ich) sehen doch, wie die 4 Jahre Präsidentschaft eines Donald Trump das europäische Vertrauen in die USA erschüttert haben.
Der Linke Melenchon hat genauso eine an der Waffel.
Der ist extremlinks und natürlich gegen die Nato und Gegen die EU und Euro, Ich habe Angst dass die sich mit Lepen verbrüdern. Ausgeschlossen ist das nicht. In vielen Punkten stimmen sie absolut überein.

Der hat schon letztes mal dazu aufgerufen auf keinen Fall Macron zu wählen.

Die Franzosen brauchen eigentlich wieder eine starke PS (Partie Socialiste) als Gegengewicht. Aber die sind fast "ausradiert".
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von H2O »

Ich kann mir hier und heute nicht vorstellen, daß der französische Wähler im Ernst die EU "über die Kante kippt". In meinem langjährigen Bekanntenkreis sowohl in Frankreich als auch in Italien gab es nur Zustimmung zur EU. Denn die Zerstörung der EU wäre ja die Folge einer Mehrheitsentscheidung für dieses "Bündnis" der Extremen. Ich vermute auch, daß dieser Punkt im Wahlkampf eine Rolle spielt. Sie sind dichter dran; seit ich in Polen lebe, lese ich nur noch sehr selten französische oder italienische Zeitungen.
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von H2O »

Frankreich hat einen 2016 ausgehandelten Vertrag zum Bau 12 australischer konventioneller U-Boote nach französischen Plänen und mit französischen Materialpaketen verloren, weil Australien mit GB und den USA ein Bündnis zur Eindämmung der aufsteigenden Weltmacht China im Südpazifik abschließen will oder abgeschlossen hat. Dazu will Australien nun 8 nuklear angetriebene U-Boote von den USA kaufen (die Materialpakete...) und mit Unterstützung durch GB bauen. Für Frankreich entsteht ein Verlust von 56 Mrd EUR.

Dazu muß man wissen, daß Frankreich damals den Vertrag mit einem sehr umfangreichen Zusammenarbeitsvertrag gewonnen hat, gegen deutsche und schwedische Mitbewerber. Den Europäern sind mit Sicherheit sehr hohe Werbungskosten entstanden. Natürlich kann nur einer der Bewerber gewinnen; das ist nun einmal der Sinn des Wettbewerbs. Man sollte wenigstens erwarten, daß Australien für den Vertragsbruch einsteht und die Werbungskosten und Projektierungskosten Frankreichs begleicht.

Dazu braucht Frankreich die Solidarität der EU-Partner, auch gegenüber dem Hegemon USA und den aus der EU ausgetretenen Briten. Denn Frankreich allein kann sich nie und nimmer gegen diesen angelsächsischen Block der Interessen durchsetzen. Dazu ist nun eine gut abgestimmte europäische Diplomatie gefordert.

Vielleicht sollte endlich auch die gemeinsame europäische Verteidigung mit Nachdruck in der EU überlegt
und organisiert werden. Die gemeinsamen Rüstungsprojekte haben aus meiner Sicht immer so etwas wie ein gegenseitiges Belauern, um zur richtigen Zeit den fettesten Brocken zu schnappen und dabei den nationalen Markt als Monopolist zu bedienen. Die EU zeigt sich auf dem Gebiet als zerstrittener Haufen.

Das ist natürlich ein sehr schwieriges Beginnen, weil für wehrtechnische Projekte stets riesige Summen aus nationalen Haushalten bereitgestellt werden müssen, und Politiker immer im Blick halten müssen, daß sie von ihren Wählern wieder gewählt werden. Zu dumm, wenn das Geld der deutschen Steuerzahler in Frankreich oder Italien für gute Beschäftigung mit spannenden Aufgaben sorgt... und umgekehrt gilt das natürlich auch.

Meine Lösungsidee: Man schaffe eine EU-Rüstungsagentur und die Verpflichtung aller Partnerländer, ihre Fähigkeitslücken und ihren Materialbedarf dort an zu melden. Und diese Agentur vergibt Studien, Entwicklungen und den Bau von Prototypen innerhalb der EU. Nach diesen Plänen kann jeder Partner dann Gerät bauen lassen oder in der EU einkaufen. Die EU-Partner verzichten auf eigene Strukturen dieser Art, stellen Fachpersonal und Mittel für diese Agentur zur Verfügung

Diese Lösungsidee ist nichts umwerfend Neues. Auch die NATO kannte solche Gemeinschaftsaufgaben. Aber zum Schluß waren die USA eine solche Übermacht, die ihre eigenen Wege gehen konnte und ging. Das Nationale spielte die große Rolle. Und genau das wollen wir ja in der EU überwinden und die Gemeinschaft fördern.

Der Umgang Australiens mit unserem Partner Frankreich (mit Briten und den USA sind auch zwei Nato-Partner daran maßgeblich beteiligt!) sollte uns klüger werden lassen, um in Zukunft als Gemeinschaft bestehen zu können.

Dieses Mal hat es Frankreich kalt erwischt. Irgendwann erwischt es auch deutsche wehrtechnische Unternehmen. Es liegt so etwas wie "America first!" in der Luft. Ok, die Untershciede zu europäischen Partnern sind auch viel zu groß, als daß es anders sein könnte. Aber zu 27 Partner sind schon ein ganz ordentliches Gegengewicht, um europäische Interessen wahren zu können.
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von H2O »

Nun geht der Hickhack der Diplomaten mit dem Megaphon so richtig los. Allerdings habe ich viel Verständnis für die Verärgerung der französischen Staatsführung über den vollzogenen Vertrauensbruch der Australier. Die haben nun den Franzosen vorgehalten, daß die Umsetzung der Pläne weit hinter dem Zeitplan lag, und man das auch mehrfach dem Partner mitgeteilt habe.

Aus meiner Berufserfahrung heraus ein ziemlich mieses Vorgehen. Bei derartigen Großprojekten mit "selbstbewußten" Partnern fließen während der Entwicklung immer wieder Sonderwünsche des Kunden ein... mit der Drohung, das Projekt zu beenden, wenn dem nicht entsprochen werde. Sonderwünsche führen äußerst selten zu Zeiteinsparungen und Kostensenkungen. Wenn also die australische Seite nun mit dem Zeigefinger auf den verprellten französischen Partner zeigt, dann zeigen drei Finger dieser Hand auf den "Diplomaten" zurück.

Hier ist europäische Solidarität und stillschweigende Distanzierung von diesem offensichtlich "bandenmäßig" abgestimmten Vertragsbruch notwendig.

Der Reinfall der französischen Anbieter sollte aber auch als Mahnung an uns Europäer verstanden werden, unsere Konzepte zur Verschmelzung unserer wehrtechnischen Industrien endlich in arbeitsfähige gemeinsame Strukturen zu überführen. Wenn das Ziel erreicht wird, dann sind die französischen Milliardenverluste am Ende doch gut angelegtes Lehrgeld! Jeder der EU-Partner kann allein auf sich gestellt niemals gegen den Club der Angelsachsen bestehen. Hilft alles nichts: L'union fait la force! (Zusammen sind wir stark!)
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von DevilsNeverCry »

So ist das in jedem Projekt. Wenn der Kunde unzufrieden ist, dann springt dieser nun mal ab und sucht sich einen neuen Anbieter. Habe ich in meinem Beruf auch schon häufig mit erlebt. Damit müssen die Franzosen rechnen.

Allerdings handelt es sich hier um zwischenstaatliche Beziehungen und was Australien da macht, wirkt auf mich eher wie ein Versuch den schwarzen Peter von sich weg zuweisen - wer weiß evtl. sagen sie auch die Wahrheit und Frankreich hatte wirklich nicht so geliefert wie Australien es wollte. Wie dem auch seine, aus gutem Grund handelt Australien jetzt so. Schließlich sucht Australien nach Partnern bei ihrer Eindämmungspolitik gegenüber China. Wenn ich Frankreich wäre dann würde ich dazu übergehen keine Kriegsschiffe mehr symbolträchgig ins südchinesische Meer zu schicken. Australien hat ja dafür die USA. Und nun scheint Frankreich den USA vorzuwerfen einen Konfrontationen Kurs im pazifischen Ozean zu verfolgen.
Hier wird es keinen großen Bruch geben. Aber bei sicherheitspolihischen Fragen wird sich Frankreich wohl zukünftig in Südostasien mehr raushalten. Das ist für Europa auch besser so. Die USA können gerne die heißen Kastanien für Australien aus dem Feuer holen, wenn es Ärger mit China gibt.
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von DarkLightbringer »

Das U-Boot-Debakel hat vor allem damit zu tun, dass die Europäer wenig Entschlossenheit zeigen. Dabei ist Frankreich noch am ehesten ambitioniert.
In der indopazifischen Strategie geht es darum, den chinesischen Einfluß einzudämmen.
Washington und London gelten dabei als verlässliche Partner, die erwiesenermaßen robust und belastbar beistehen, wenn die Sicherheit eines Alliierten bedroht ist.

Für Macron ist die Uneinigkeit der EU eben ein Nachteil. Das ist in dem Fall Künstlerpech.
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von DevilsNeverCry »

Und die Entschlossenheit wird wohl zukünftig weiter abnehmen. :thumbup:

Aus dieser Sicht begrüße ich es das Australien den Deal gebrochen hat. Ich hoffe für Canberra das sie sich da vertraglichen abgesichert haben, ansonsten wird es teuer.

Aus der Perspektive einer zukünftigen militärischen Konfrontation mit China ist dieser Schritt sehr zu begrüßen. Australien hat nun ihren AUKUS und kann sich auf ihre US Partner und Kleinbritannien verlassen.
Natürlich werden Rüstungslobby und ein paar Ideologie verblendet meinen man muss an jedem Ecke der Welt gegen Terror und Diktaturen antreten. Ja, dass wird es weiter geben. Aber dieser Schachzug wird ein pro-Argument für jene sein die eine militärische Auseinandersetzung in diesem Teil der Erde meiden wollen. Frankreich soll (und wird wohl) sich mehr auf Europa (Donbass), Kleinasien und Nordafrika konzentrieren. Hier liegen die sicherheitspolihischen Interessen von Paris. Nicht umsonst wird man eine Neuausrichtung der NATO von französischer Seite ansprechen. Das man den USA einen konfrontativen Kurs im Pazifik vorwirft, lässt ahnen was Frankreich in Zukunft will.

Inselstreit mit China? Ruft dafür die Feuerwehr aus Washington. :thumbup:
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von H2O »

Man kann Ihren Beitrag auch in etwa so werten wie "Schuster, bleib' bei Deinem Leisten!" Volle Zustimmung; lassen wir andere Mächte in so weit abgelegenen Teilen der Welt das ganz große Rad drehen.

Der fromme Wunsch nach europäischer Solidarität sollte aber weiter verfolgt werden. Dann brauchen wir auch keine Schutzmächte.
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von DarkLightbringer »

DevilsNeverCry hat geschrieben:(19 Sep 2021, 10:12)

Und die Entschlossenheit wird wohl zukünftig weiter abnehmen. :thumbup:

Aus dieser Sicht begrüße ich es das Australien den Deal gebrochen hat. Ich hoffe für Canberra das sie sich da vertraglichen abgesichert haben, ansonsten wird es teuer.

Aus der Perspektive einer zukünftigen militärischen Konfrontation mit China ist dieser Schritt sehr zu begrüßen. Australien hat nun ihren AUKUS und kann sich auf ihre US Partner und Kleinbritannien verlassen.
Natürlich werden Rüstungslobby und ein paar Ideologie verblendet meinen man muss an jedem Ecke der Welt gegen Terror und Diktaturen antreten. Ja, dass wird es weiter geben. Aber dieser Schachzug wird ein pro-Argument für jene sein die eine militärische Auseinandersetzung in diesem Teil der Erde meiden wollen. Frankreich soll (und wird wohl) sich mehr auf Europa (Donbass), Kleinasien und Nordafrika konzentrieren. Hier liegen die sicherheitspolihischen Interessen von Paris. Nicht umsonst wird man eine Neuausrichtung der NATO von französischer Seite ansprechen. Das man den USA einen konfrontativen Kurs im Pazifik vorwirft, lässt ahnen was Frankreich in Zukunft will.

Inselstreit mit China? Ruft dafür die Feuerwehr aus Washington. :thumbup:
China kommt so oder so näher an das europäische Umfeld, Beispiel Afrika, und tritt mit Xi auch deutlich forscher auf. Peking hat einen Plan und dieser geht weit darüber hinaus, den Dalai Lama als Unperson hinzustellen, den möglichst niemand empfangen sollte.

Macron selbst hat schon vor seiner Wahl davor gewarnt, isolierte europäische Länder würden ohne weiteres von China an die Wand gepresst werden können.

Eigentlich braucht man mehr Entschlossenheit, nicht noch weniger.

Und just Frankreich sieht durchaus Interessen im Indopazifik, mithin ein Grund der Enttäuschung darüber, vermeintlich nicht mehr als wesentlicher Akteur wahrgenommen zu werden.

Indes bemühen sich Washington und Canberra derzeit um Entspannung.
Australien werde weiterhin eng mit Frankreich zusammenarbeiten, hieß es.
Und der US-Außenamtssprecher erklärte, Frankreich sei ein sehr wichtiger und "unser ältester Partner".

Denke, wer die Feuerwehr ob ihrer Verlässlichkeit kritisiert, sollte einen Löschvorschlag erwägen. ;)
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von DarkLightbringer »

H2O hat geschrieben:(19 Sep 2021, 10:41)

Man kann Ihren Beitrag auch in etwa so werten wie "Schuster, bleib' bei Deinem Leisten!" Volle Zustimmung; lassen wir andere Mächte in so weit abgelegenen Teilen der Welt das ganz große Rad drehen.

Der fromme Wunsch nach europäischer Solidarität sollte aber weiter verfolgt werden. Dann brauchen wir auch keine Schutzmächte.
Das ist in der Tat ein sehr frommer Wunsch.

Könnte mir gut vorstellen, dass das traditionell laizistische Frankreich ein paar handfestere Gedanken erwägen wird.
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von H2O »

DarkLightbringer hat geschrieben:(19 Sep 2021, 11:16)

Das ist in der Tat ein sehr frommer Wunsch.

Könnte mir gut vorstellen, dass das traditionell laizistische Frankreich ein paar handfestere Gedanken erwägen wird.
Kann Frankreich so machen; darf dann aber keine Solidarität im Unrecht erwarten. Ich bevorzuge das Gespräch und die Beratung unter Freunden. Dabei kommt mehr heraus.
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von DarkLightbringer »

H2O hat geschrieben:(19 Sep 2021, 11:22)

Kann Frankreich so machen; darf dann aber keine Solidarität im Unrecht erwarten. Ich bevorzuge das Gespräch und die Beratung unter Freunden. Dabei kommt mehr heraus.
Niemand erwartet Solidarität. Selbst Google und Apple sind - laut SPIEGEL - jüngst vor dem Kreml eingeknickt. Weil die Duma-Wahl nett sein soll.

China ist zum Dialog bereit, 7 Tabuthemen sind allerdings festgelegt, darunter Menschenrechte, Demokratie und frühere Fehler der Kommunistischen Partei.
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von DarkLightbringer »

Die EU hat übrigens selbst Interessen im Indopazifik, nämlich den freien und offenen Zugang "für alle" zu erhalten, wie Borrell das sagt.
Eine deutsche Fregatte ist entsandt worden, die aber nicht in Shanghai anlegen darf - Peking will das nicht.

Auch diese Umstände wird Frankreich bzw. Ms. President Macron zu bedenken haben.

Und dann gibt es da noch Mali, aus dem Frankreich Truppen zurückziehen will. Mittelfristig soll die EU übernehmen. Nun ja.
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von Kohlhaas »

DevilsNeverCry hat geschrieben:(19 Sep 2021, 09:33)

So ist das in jedem Projekt. Wenn der Kunde unzufrieden ist, dann springt dieser nun mal ab und sucht sich einen neuen Anbieter. Habe ich in meinem Beruf auch schon häufig mit erlebt. Damit müssen die Franzosen rechnen.

Allerdings handelt es sich hier um zwischenstaatliche Beziehungen und was Australien da macht, wirkt auf mich eher wie ein Versuch den schwarzen Peter von sich weg zuweisen - wer weiß evtl. sagen sie auch die Wahrheit und Frankreich hatte wirklich nicht so geliefert wie Australien es wollte. Wie dem auch seine, aus gutem Grund handelt Australien jetzt so. Schließlich sucht Australien nach Partnern bei ihrer Eindämmungspolitik gegenüber China. Wenn ich Frankreich wäre dann würde ich dazu übergehen keine Kriegsschiffe mehr symbolträchgig ins südchinesische Meer zu schicken. Australien hat ja dafür die USA. Und nun scheint Frankreich den USA vorzuwerfen einen Konfrontationen Kurs im pazifischen Ozean zu verfolgen.
Hier wird es keinen großen Bruch geben. Aber bei sicherheitspolihischen Fragen wird sich Frankreich wohl zukünftig in Südostasien mehr raushalten. Das ist für Europa auch besser so. Die USA können gerne die heißen Kastanien für Australien aus dem Feuer holen, wenn es Ärger mit China gibt.
Ich halte es für unwahrscheinlich, dass Frankreich seine Politik bezüglich Ostasien ändert. Es gibt gute Gründe dafür, in der Region auch militärisch stärker präsent zu sein. Aus meiner Sicht ist der nunmehr geplatzte U-Boot-Deal nur ein weiterer Beleg dafür, dass die USA ihre Außenpolitik immer stärker auf den Pazifik-Raum ausrichten und Europa immer weniger Aufmerksamkeit widmen. Einen wichtigen europäischen Partner derart zu brüskieren, ist schon ein sehr starkes Stück.

Dass Australien jetzt so handelt, kann ich durchaus nachvollziehen. So wie China sich in den letzten Jahren aufgeführt hat, braucht Australien einen starken Verbündeten. Für diese Rolle kommen nur die USA in Betracht. Da liegt das Motiv für den Bruch des Vertrags mit Frankreich. Alle "Sachgründe", die jetzt vorgetragen werden, sind vorgeschoben. Frankreich soll beim Bau der Boote den Zeitplan nicht eingehalten haben? Die US-Boote sollen jetzt in Kooperation mit Australien überhaupt erst entwickelt werden. Bis die fertig sind, dauert das dann noch viel länger. Der Antrieb - Atomreaktor statt Diesel - soll den Ausschlag gegeben haben? Australien hat in Frankreich Dieselboote bestellt. Auf Wunsch hätten die Franzosen locker auch nuklear betriebene Boote bauen können. Nein, nein, hier spielen geopolitische Gründe die ausschlaggebende Rolle.

Das müssen wir Europäer zur Kenntnis nehmen. Darauf können wir nur reagieren, indem wir uns außen- und sicherheitspolitisch auf eigene Beine stellen und uns nicht mehr auf die USA verlassen. Gelingen kann das nur, wenn die EU auch über die notwendigen Machtmittel verfügt, um eine eigenständige Politik glaubwürdig vertreten zu können. Da ist jetzt insbesondere Deutschland in der Pflicht, denn Deutschland hat Fortschritte in diesem Bereich stets blockiert. Ich bin gespannt, wie sich die neue Bundesregierung hier aufstellt.
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von Kohlhaas »

H2O hat geschrieben:(18 Sep 2021, 09:56)Meine Lösungsidee: Man schaffe eine EU-Rüstungsagentur und die Verpflichtung aller Partnerländer, ihre Fähigkeitslücken und ihren Materialbedarf dort an zu melden. Und diese Agentur vergibt Studien, Entwicklungen und den Bau von Prototypen innerhalb der EU. Nach diesen Plänen kann jeder Partner dann Gerät bauen lassen oder in der EU einkaufen. Die EU-Partner verzichten auf eigene Strukturen dieser Art, stellen Fachpersonal und Mittel für diese Agentur zur Verfügung
Da wäre ich strikt dagegen. So ein Modell birgt die Gefahr, dass Aufträge nach "Proporz" über die gesamte EU verteilt werden. Maßstab für die Vergabe solcher Rüstungsaufträge muss aber die technologische Kompetenz der Hersteller sein und bleiben.

Im Prinzip gehen Deutschland und Frankreich schon den richtigen Weg, indem sie gemeinsame Rüstungsprojekte auflegen. Spanien schließt sich da immer wieder gern an. Bei solchen Kooperationsprojekten wird regelmäßig auch darauf geachtet, dass keiner der beteiligten Partnerstaaten übervorteilt wird. Das funktioniert insgesamt gut.

Das Problem liegt an einer anderen Stelle. Es liegt darin, dass die Mitgliedsländer der EU jeweils für sich definieren, welche Fähigkeiten ein neues Waffensystem haben soll. Am Ende muss ein neues System dann im Extremfall in 27 verschiedenen Versionen gefertigt werden. Lösbar ist diese missliche Situation nur, wenn die EU-Mitglieder sich grundsätzlich darauf verständigen, DASS sie eine gemeinsame Verteidigung aufbauen wollen. Zudem müssen sie sich darüber verständigen, welche Fähigkeiten für so eine gemeinsame Verteidigung notwendig sind. Das sind Grundsatzentscheidungen. Daran müssen nichtmal alle 27 beteiligt sein. Es genügen die Größten. Wenn diese Grundsatzentscheidungen gefallen sind, ist es im Prinzip kein Problem mehr, gemeinsame Rüstungsaufträge zu vergeben und die Beteiligung fair auf die Nationen zu verteilen.

Es darf dann aber eben keine Extrawürste mehr geben. Beispiel: Deutschland müssten dann das gleiche Modell des Tiger-Hubschraubers einsetzen und nicht irgendwelche "national-spezifischen Modifikationen" verlangen.

Es darf dann auch keine politischen Extrawürste mehr geben. Insbesondere Deutschland kann sich dann nicht mehr auf eine "halb-pazifistische" Haltung zurückziehen. Die Probleme im Beschaffungswesen sind lösbar. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass es den politischen Willen gibt, sie zu lösen.
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von H2O »

DarkLightbringer hat geschrieben:(19 Sep 2021, 12:24)

[...]
...Mittelfristig soll die EU übernehmen. Nun ja.
Das ist der richtige Weg, wenn er von der Gemeinschaft insgesamt mit beschritten wird. Da darf aber weder Frankreich noch dürfen die baltischen Partner oder die auf dem Balkan andere Wege gehen. Wenn das nicht zu erreichen ist, dann: Nun ja!
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von DarkLightbringer »

H2O hat geschrieben:(19 Sep 2021, 14:42)

Das ist der richtige Weg, wenn er von der Gemeinschaft insgesamt mit beschritten wird. Da darf aber weder Frankreich noch dürfen die baltischen Partner oder die auf dem Balkan andere Wege gehen. Wenn das nicht zu erreichen ist, dann: Nun ja!
Man kann zuversichtlich sein, dass die Genannten unmittelbar in den Dialog treten.
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von Christdemokrat »

H2O hat geschrieben:(29 Aug 2021, 18:58)
Wie Präsident Emanuel Macron ist auch Michel Barnier ein glühender Europäer.
Was unterscheidet ihn dann von Macron?
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von DarkLightbringer »

H2O hat geschrieben:(19 Sep 2021, 14:42)

Das ist der richtige Weg, wenn er von der Gemeinschaft insgesamt mit beschritten wird. Da darf aber weder Frankreich noch dürfen die baltischen Partner oder die auf dem Balkan andere Wege gehen. Wenn das nicht zu erreichen ist, dann: Nun ja!
Jene Milizen, die die Sahelzone zu überrennen gedenken, werden das sicher zur Kenntnis nehmen, erwarten jedoch eine zügige Räumung.
Sie sind ja nicht zuletzt durch den Erfolg ihrer Glaubensbrüder in Afghanistan hoch motiviert.
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von H2O »

Christdemokrat hat geschrieben:(19 Sep 2021, 14:45)

Was unterscheidet ihn dann von Macron?
Soweit ich weiß, ist Herrn Barniers politische Heimat in einer konservativen Partei. Demzufolge dürfte seine Grundlinie eher auf Bewahrung des Erreichten gerichtet sein, mit sehr vorsichtigen Veränderungen... also mit Trippelschritten, wie unsere scheidende Kanzlerin einmal sagte.

Präsident Macron sehe ich mit seiner Bewegung / Partei "La République en Marche" eher als einen Menschen, der etwas Mittelprächtiges zum Besseren verändern will und dazu auch durchaus einmal die Axt an die Wurzel eines Übels legt... mit entsprechenden Schmerzensschreien der Betroffenen.

Diese Grundlinien hindern aber beide Männer in keiner Weise, mit aller Kraft für unser europäisches Projekt zu kämpfen... und natürlich auch für das Wohl Frankreichs... ohne "La France d'abord!", was uns bei den Rechts-Links-Radikalen blühen würde, was die EU zerstören würde.

Meine Hoffnung richtet sich auf eine zweite Amtszeit von Präsident Macron, weil auch ich sehe, daß unsere im Erfolg verknöcherten Gesellschaften Veränderungen brauchen. Aber Herr Barnier wäre auch kein Betriebsunfall in diesem höchsten französischen Staatsamt.
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von Christdemokrat »

H2O hat geschrieben:(19 Sep 2021, 14:58)
Soweit ich weiß, ist Herrn Barniers politische Heimat in einer konservativen Partei. Demzufolge dürfte seine Grundlinie eher auf Bewahrung des Erreichten gerichtet sein, mit sehr vorsichtigen Veränderungen... also mit Trippelschritten, wie unsere scheidende Kanzlerin einmal sagte.

Präsident Macron sehe ich mit seiner Bewegung / Partei "La République en Marche" eher als einen Menschen, der etwas Mittelprächtiges zum Besseren verändern will und dazu auch durchaus einmal die Axt an die Wurzel eines Übels legt... mit entsprechenden Schmerzensschreien der Betroffenen.

Diese Grundlinien hindern aber beide Männer in keiner Weise, mit aller Kraft für unser europäisches Projekt zu kämpfen... und natürlich auch für das Wohl Frankreichs... ohne "La France d'abord!", was uns bei den Rechts-Links-Radikalen blühen würde, was die EU zerstören würde.

Meine Hoffnung richtet sich auf eine zweite Amtszeit von Präsident Macron, weil auch ich sehe, daß unsere im Erfolg verknöcherten Gesellschaften Veränderungen brauchen. Aber Herr Barnier wäre auch kein Betriebsunfall in diesem höchsten französischen Staatsamt.
Der Front National hat seine Position zur EU vor zwei Jahren geändert und ist mehr in die rechte Mitte gerückt. Er möchte nun keinen EU-Austritt mehr, sonden einen Rückbau der EU zu einem Europa der Nationen. Damit spricht er nun auch z.B. die Wähler an, die vor vier Jahren Francois Fillon gewählt haben.

Für die UMP wird es schwierig, sich da mit einem Kandidaten in Position zu bringen.
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von H2O »

Ehrlich gestanden fehlt mir in der französischen Innenpolitik der politische Durchblick. Meine Koordinaten habe ich nach Osten verschoben... Ich sehe die Bewerber ganz überwiegend durch die europäische Brille.

Einen Wechsel von "Raus aus der EU!" zu "naja, ein bißchen EU darf sein!" und "Raus aus dem Euro" zu wohin? erscheint mir so glaubwürdig wie daß die AfD doch nur eine konservative Partei sei. Das werden politisch wache Franzosen im Fall der LePen-Partei vermutlich genauso einordnen.

Bei Präsident Macron und Herrn Barnier wissen wir Europäer doch recht gut, daß sie sich solche Spiele mit der EU verkneifen werden.
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von DarkLightbringer »

Größte Herausforderin Macrons wird wohl Le Pen sein.
Sie kritisiert die NATO und tritt für Isolationismus ein. Die russischen Kredite von 9 Millionen sollen aufgebraucht sein.
Hauptthemen sind jedoch Einwanderung und Kriminalität.

Die Linke ist aufgespalten wie Confetti.
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von H2O »

DarkLightbringer hat geschrieben:(19 Sep 2021, 17:41)

Größte Herausforderin Macrons wird wohl Le Pen sein.
[...]
Die Linke ist aufgespalten wie Confetti.
Die große Sorge eines Teilnehmers hier... ich meine das war @Christdemokrat... war doch, daß Frau LePen gesellschaftspolitische Ansätze der französischen Linken in das Programm ihrer Partei übernommen habe, um auf den extrem linken Flügel Wählerstimmen auf sich zu ziehen. Bei einer fürchterlich zersplitterten Linken hat wohl keine der verbliebenen Linken Parteien eine wirkliche Gestaltungsmacht. Da könnte ich mir vorstellen, daß so mancher tiefrote Franzose Frau LePen unterstützt, damit zu seinen Lebzeiten die angestrebten Änderungen angefaßt werden. Freunde eines freiheitlichen Rechtsstaats werden diese Leute nie.

Allerdings glaube ich doch fest an die Kraft des Bürgertums in Frankreich. Die werden sich in der 2. Runde hinter Herrn Barnier stellen, wenn Präsident Macron schwächeln sollte... aber warum sollte er?
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von DevilsNeverCry »

DarkLightbringer hat geschrieben:(19 Sep 2021, 11:12)

China kommt so oder so näher an das europäische Umfeld, Beispiel Afrika, und tritt mit Xi auch deutlich forscher auf. Peking hat einen Plan und dieser geht weit darüber hinaus, den Dalai Lama als Unperson hinzustellen, den möglichst niemand empfangen sollte.
Völlig richtig. Und sollte China mehr Präsenz in Afrika zeigen - vor allem in Nordafrika - dann müssen Staaten wie Frankreich und Deutschland eben gezwungen sein mehr Präsenz zu zeigen.
Macron selbst hat schon vor seiner Wahl davor gewarnt, isolierte europäische Länder würden ohne weiteres von China an die Wand gepresst werden können.

Eigentlich braucht man mehr Entschlossenheit, nicht noch weniger.
China ist für uns in wirtschaftlichen Fragen ein Risiko, weniger in militärischen - dieses Problem haben eher die Anrainerstaaten Chinas sowie die USA.

Die Entschlossenheit der europäischen Staaten wird in Osteuropa, Kleinasien, Nordafrika, dem Atlantik und der Arktis auf den Prüfstand gestellt. Nicht vor der Nase Chinas. Die Grenzverletzungen Chinas sollte man verurteilen, mehr aber auch nicht. Es gibt überhaupt keinen signifikanten Grund die heißen Kastanien für andere aus dem Feuer zu holen. Das sollten wir den USA überlassen.

Frankreich und Deutschland müssen sich um jene Regionen kümmern die ich weiter oben genannt habe. Hier liegen kritische Stellen die es zu lösen gilt. Wir haben nicht mal die Probleme in diesen Regionen gelöst und da gibt es mehr als genug.
Und just Frankreich sieht durchaus Interessen im Indopazifik, mithin ein Grund der Enttäuschung darüber, vermeintlich nicht mehr als wesentlicher Akteur wahrgenommen zu werden.
Richtig,die französische Rüstungslobby faucht natürlich. Das tut weh. :p
Frankreich hat lediglich ein paar Überreste aus der Kolonialzeit. Diese werden von China auch nicht in Frage gestellt.

Indes bemühen sich Washington und Canberra derzeit um Entspannung.
Australien werde weiterhin eng mit Frankreich zusammenarbeiten, hieß es.
Und der US-Außenamtssprecher erklärte, Frankreich sei ein sehr wichtiger und "unser ältester Partner".
Slogans, mehr nicht.

Dieses Zitat drückt es ziemlich gut aus, die Autorin kommt wohl aus Frankreich - zumindest dem Namen nach
(...)

"What is more, the announcement was surprising in its brutality and its apparent lack of consultation. One wonders about the meaning of the message heedlessly sent to France. Is it a warning to a country that constantly emphasizes the need for Europe to think about its own interests and defense? Are Washington and its new “favorite” allies aware of the message sent to China, which may be worried about this coalition but will be quick to point out and exploit tensions and differences between Washington and its partners? Without doubt, it will become more difficult for those who defend an alliance of democracies against China to collaborate with a U.S. administration whose methods are abrupt, including with regard to its own camp. These maneuvers could also nourish the debate about the assurance of all U.S. engagements.
Washington was perhaps seeking to erase the damaging impression left by its chaotic withdrawal from Afghanistan by quickly displaying the Indo-Pacific shift in its policy. However, this posture risks discouraging the efforts of those in Paris and Brussels who are defending  the importance of the Indo-Pacific as a legitimate and vital theater for France and the European Union foreign strategy. By cutting France out of the submarine deal with Australia, AUKUS could end up bolstering the position of those who consider the region too far away and China to big a partner to risk."
https://thediplomat.com/2021/09/aukus-a ... or-france/

Oder um es kürzer zu formulieren: Dieser Akt seitens der USA und Australiens die Verhandlungen hinter den Rücken der europäischen Alliierten zu führen, war ein Dolchstoß in den Rücken jener die sich an einer Militarisierung SEA beteiligen wollten. Es war aber eine Steilvorlage für jene die genau diesem Schritt entgehen wollen. :thumbup:

Denke, wer die Feuerwehr ob ihrer Verlässlichkeit kritisiert, sollte einen Löschvorschlag erwägen. ;)
Der Löschvorschlag sieht folgendermaßen aus:

"Wer den Auftrag erhält, sollte auch die ganzen Risiken zu tragen haben."
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von DevilsNeverCry »

Kohlhaas hat geschrieben:(19 Sep 2021, 13:52)

Ich halte es für unwahrscheinlich, dass Frankreich seine Politik bezüglich Ostasien ändert. Es gibt gute Gründe dafür, in der Region auch militärisch stärker präsent zu sein. Aus meiner Sicht ist der nunmehr geplatzte U-Boot-Deal nur ein weiterer Beleg dafür, dass die USA ihre Außenpolitik immer stärker auf den Pazifik-Raum ausrichten und Europa immer weniger Aufmerksamkeit widmen. Einen wichtigen europäischen Partner derart zu brüskieren, ist schon ein sehr starkes Stück.

Dass Australien jetzt so handelt, kann ich durchaus nachvollziehen. So wie China sich in den letzten Jahren aufgeführt hat, braucht Australien einen starken Verbündeten. Für diese Rolle kommen nur die USA in Betracht. Da liegt das Motiv für den Bruch des Vertrags mit Frankreich. Alle "Sachgründe", die jetzt vorgetragen werden, sind vorgeschoben. Frankreich soll beim Bau der Boote den Zeitplan nicht eingehalten haben? Die US-Boote sollen jetzt in Kooperation mit Australien überhaupt erst entwickelt werden. Bis die fertig sind, dauert das dann noch viel länger. Der Antrieb - Atomreaktor statt Diesel - soll den Ausschlag gegeben haben? Australien hat in Frankreich Dieselboote bestellt. Auf Wunsch hätten die Franzosen locker auch nuklear betriebene Boote bauen können. Nein, nein, hier spielen geopolitische Gründe die ausschlaggebende Rolle.

Das müssen wir Europäer zur Kenntnis nehmen. Darauf können wir nur reagieren, indem wir uns außen- und sicherheitspolitisch auf eigene Beine stellen und uns nicht mehr auf die USA verlassen. Gelingen kann das nur, wenn die EU auch über die notwendigen Machtmittel verfügt, um eine eigenständige Politik glaubwürdig vertreten zu können. Da ist jetzt insbesondere Deutschland in der Pflicht, denn Deutschland hat Fortschritte in diesem Bereich stets blockiert. Ich bin gespannt, wie sich die neue Bundesregierung hier aufstellt.
Ich kann Australien auch verstehen. Die USA verfügen auch über die notwendigen Kapazitäten um im Pazifik langfristig militärisch präsent zu sein "und" um China einzudämmen. Bei Frankreich ist das weniger sicher. Zumal jene die Frankreichs Interessen in Europa, Kleinasien und Nordafrika sehen, nun eine Steilvorlage bekommen haben. Darüber hätte man sich aber seitens Australiens früher Gedanken machen müssen. Chinas Auftreten in Grenzstreitigkeiten war schon 2016 aggressiv gewesen. Seit Trump ist nun die Komponente Handel dazu gekommen.
Dieser Akt seitens Australiens und den USA wird man auch in anderen europäischen Staaten registriert haben. Deutschland neigt ebenfalls dazu mehr auf der Seite Frankreichs zu sein.
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von H2O »

Deutschland neigt ebenfalls dazu mehr auf der Seite Frankreichs zu sein.
Ja, sicher bin ich als Europäer "auf der Seite Frankreichs". Frankreich ist von Australien aus geltenden Verträgen heraus gedrängt worden. Der Vorgang muß sicher auch vom Vertrag her aufgedröselt werden, damit der Schaden für DCN erträglich bleibt. Der Ansehensverlust ist für DCN sicher höher.

Frankreich wäre das alles sicher nicht zugefügt worden, wenn wir Europäer uns endlich zu einer gemeinsamen Rüstungspolitik und einer Zusammenarbeit ohne Dominanz Frankreichs oder Deutschlands oder Italiens entschlossen hätten.

Das ist die Erkenntnis, die ich als eingefleischter Europäer aus diesem kleinen Skandal ziehe. Die vereinigten Rüstungs- und Verteidigungshaushalte Europas werden so weit nicht von denen der USA entfernt sein. In der Wirkung sind sie aber lächerlich, wie die Stellung Europas auf der anderen Seite der Welt vor Augen führt. Ich meine, daß die gemeinsame Verteidigung und Rüstungsvorhaben Europas endlich aus nationalen Händen unumkehrbar in die Hände der Gemeinschaft übergeben werden sollten. Daran müssen sich nicht notwendig alle EU-Partner beteiligen... die haben dort dann eben auch nichts mit zu bestimmen oder zu bezahlen. Bekommen dann auch keinen Einblick in laufende Vorhaben der Kerneuropäer.

Im Grunde hat Präsident Macron dieses Vorgehen schon längst vorgeschlagen. Ich kann mir verstellen, daß die Furcht vor französischer Dominanz andere Partner abgeschreckt hat. Denn Präsident Macron sah wohl immer noch Frankreich als maßgeblichen Partner, und nicht etwa den Übergang der Verantwortung auf die Gemeinschaft. Hilft nichts; nationale Streitkräfte und Rüstungsanstrengungen sind in Europa Schnee von gestern. Deren Fortsetzung führt schnurstracks in die Bedeutungslosigkeit. Meine Lehre aus dem französischen Reinfall in Australien. Das wäre der deutschen Industrie als Anbieter nicht anders ergangen... Aber vielleicht brauchen unsere nationalen Politiker noch einige Nasenstüber mehr, bevor ihnen die zunehmende Bedeutungslosigkeit dämmert?
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von garfield336 »

ich habe Bammel vor der Wahl.

Die Mehrheit der Kandidaten will Schengen absxhaffen. Es wird ein rechtsruck geben. Selbst wenn Macron gewinnen sollte ist es zweifelhaft dass er eine Mehrheit im Parlament bekommt.

ich befürchte Chaos.
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von Tom Bombadil »

Wenn das Schengenabkommen abgeschafft wird ist die EU tot.
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von peterkneter »

lili hat geschrieben:(18 Jun 2021, 12:38)

(...)

Kann Macron noch etwas reißen? Ich denke eher nicht, man hat ihn ja nur gewählt um Le Pen zu verhindern. Theoretisch kann auch eine linke Regierung gut abschneiden. Vielleicht ist es aber auch so, das es Wähler gibt die Macron aufgrund seiner Regierungszeit nicht mögen, und sich dann doch für Front National entscheidet.

https://www.zeit.de/kultur/2021-06/fran ... acron-wahl
Im Moment sieht es zwar nicht leicht aus für Macron aber auch nicht unmöglich. Ich gehe davon aus, dass er wiedergewählt wird.
LePen ist diesmal schwächer aber auch sie wird sich wohl wieder ins Stechen retten und dann ist die Wahl wieder klar - vielleicht
schneidet Macron schlechter ab als letztes mal aber er wird es wohl wieder werden.

https://www.politico.eu/europe-poll-of-polls/france/

Interesssant könnte noch dieser Zemmour sein. Hat er chancen Lepen rechts zu überholen?
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von Tom Bombadil »

Ich habe gerade mal ein bisschen gesucht, die beiden Kandidaten von rechtsaußen lehnen Schengen ab, die Konservativen haben noch keinen Präsidentschaftskandidat benannt, der aussichtsreichste Kandidat soll Michel Barnier sein, der ist pro Europa. Wie die Kandidaten der Grünen und Sozialisten zu Schengen stehen konnte ich ad hoc nicht finden.
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von garfield336 »

Tom Bombadil hat geschrieben:(09 Nov 2021, 10:18)

Ich habe gerade mal ein bisschen gesucht, die beiden Kandidaten von rechtsaußen lehnen Schengen ab, die Konservativen haben noch keinen Präsidentschaftskandidat benannt, der aussichtsreichste Kandidat soll Michel Barnier sein, der ist pro Europa. Wie die Kandidaten der Grünen und Sozialisten zu Schengen stehen konnte ich ad hoc nicht finden.
Bei den Konservativen wollen alle Neuverhandlungen von Schengen, auch Barnier. Wer ein liberales Grenzregime will, kann eigentlich nur Macron wählen.
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von garfield336 »

Krank ist dass Zemour gerade der 2t plazierter ist in den Umfragen. Der überholt den FN rechts, was schon gar nicht so einfach ist.
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von garfield336 »

Gut möglich dass in der 2ten Wahlrunde die Rechtsextremen unter sich sind.

Die Konservativen scheinen chancenlos. Die Linke ist komplett inexistent. Die kommen zesummen kaum über 10% hinaus.
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Re: Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022

Beitrag von Tom Bombadil »

garfield336 hat geschrieben:(10 Nov 2021, 16:02)

Bei den Konservativen wollen alle Neuverhandlungen von Schengen, auch Barnier.
Hast du da einen deutschsprachigen link? Mein Französisch ist stark eingerostet :|
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