Großbritannien - post Brexit

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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Misterfritz »

Kohlhaas hat geschrieben:(20 Mar 2021, 14:31)

Tja, ironischerweise könnte das irisch-britische Karfreitagsabkommen an einem Karfreitag wieder in die Binsen gehen. Das Nordirland-Protokoll wird zwischen EU und GB mehr und mehr zum Zankapfel, CSU-Mann Weber fordert Klärung "bis Ostern" und die Unionisten in Nordirland drohen ziemlich unverhohlen mit neuer Gewalt.
Man könnte ja Nordirland teilen, alles westlich von Portrush bis Newry geht an die irische Republik, der Rest darf bei UK bleiben.
Wird natürlich ein paar Umzüge nach sich ziehen, könnte die EU aber sicherlich finanzieren ...

Ist nicht wirklich ernst gemeint.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Fliege »

Kohlhaas hat geschrieben:(20 Mar 2021, 14:31)

Tja, ironischerweise könnte das irisch-britische Karfreitagsabkommen an einem Karfreitag wieder in die Binsen gehen. Das Nordirland-Protokoll wird zwischen EU und GB mehr und mehr zum Zankapfel, CSU-Mann Weber fordert Klärung "bis Ostern" und die Unionisten in Nordirland drohen ziemlich unverhohlen mit neuer Gewalt.
Um welche Art von Gewalt geht es bei solchen Drohungen?
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Misterfritz »

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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Kohlhaas »

Misterfritz hat geschrieben:(20 Mar 2021, 14:41)

Man könnte ja Nordirland teilen, alles westlich von Portrush bis Newry geht an die irische Republik, der Rest darf bei UK bleiben.
Wird natürlich ein paar Umzüge nach sich ziehen, könnte die EU aber sicherlich finanzieren ...
Wäre ich ein Wirtschaftsliberaler, würde ich jetzt antworten: Gute Idee! Ökonomisch sinnvoll!
Wäre ich ein politisch interessierter Wirtschaftsliberaler, würde ich jetzt den Gegenvorschlag machen, die ethnischen Säuberungen nicht auf das Gebiet Nordirlands zu beschränken, sondern die Unionisten dahin rückumzusiedeln, woher sie kamen: England und Schottland. :D
Ist nicht wirklich ernst gemeint.
Das war mir schon klar, als ich Deinen Beitrag bis zum ersten Komma gelesen hatte. Sowas kann schließlich kein Mensch ernst meinen, dessen Hirnkapazität ausreicht, um das Lesen und Schreiben erlernen zu können. Insofern bist Du mir nie "verdächtig" erschienen ;)

Aber jetzt mal weg vom Gescherze: Der Brexit und vor allem die von London lange völlig ignorierten möglichen Folgen für den Nordirland-Konflikt kochen gerade wieder so richtig hoch. Das ist auch keine Kleinigkeit. Die ganzen paramilitärischen Gruppen in der Region sind zwar "demobilisiert" worden, aber die existieren noch! Die haben auch noch genug Waffen, Geld und sonstige Ressourcen. In der Region kann es jederzeit ohne große Verzögerung wieder krachen. Das wünscht sich niemand, und insbesondere Großbritannien sollte sich das nicht wünschen. Diese Vorboten des Wiederaufflammens der "Troubles" sind von London verursacht. Erst Verträge unterzeichnen, und sie dann nachträglich infrage stellen... Sowas geht gar nicht.

Und wenn dann hier im Forum auch noch von einzelnen Diskutanten hämisch die Meinung geäußert wird, dass sich die "Herrschaften" in London gerade ins Fäustchen lachen würden , weil sie soeben die EU über den Tisch gezogen hätten, dann verstehe ich die Welt nicht mehr. Das kann man nur so interpretieren, dass Leute wie BoJo es als "Sieg" gegen die EU betrachten müssten, den Bürgerkrieg in Nordirland wieder "heiß" zu machen....

Du weißt zweifellos, dass ich damit nicht Dich gemeint habe... Hoffe ich jedenfalls. Wenn nicht, beteuere ich nochmal: Du warst nicht gemeint.

LG
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Misterfritz »

Kohlhaas hat geschrieben:(20 Mar 2021, 19:18)

Wäre ich ein Wirtschaftsliberaler, würde ich jetzt antworten: Gute Idee! Ökonomisch sinnvoll!
Wäre ich ein politisch interessierter Wirtschaftsliberaler, würde ich jetzt den Gegenvorschlag machen, die ethnischen Säuberungen nicht auf das Gebiet Nordirlands zu beschränken, sondern die Unionisten dahin rückumzusiedeln, woher sie kamen: England und Schottland. :D
Gute Idee - schätze aber, die Engländer wären not amused :D

Kohlhaas hat geschrieben:(20 Mar 2021, 19:18)

Aber jetzt mal weg vom Gescherze: Der Brexit und vor allem die von London lange völlig ignorierten möglichen Folgen für den Nordirland-Konflikt kochen gerade wieder so richtig hoch. Das ist auch keine Kleinigkeit. Die ganzen paramilitärischen Gruppen in der Region sind zwar "demobilisiert" worden, aber die existieren noch! Die haben auch noch genug Waffen, Geld und sonstige Ressourcen. In der Region kann es jederzeit ohne große Verzögerung wieder krachen. Das wünscht sich niemand, und insbesondere Großbritannien sollte sich das nicht wünschen. Diese Vorboten des Wiederaufflammens der "Troubles" sind von London verursacht. Erst Verträge unterzeichnen, und sie dann nachträglich infrage stellen... Sowas geht gar nicht.

Und wenn dann hier im Forum auch noch von einzelnen Diskutanten hämisch die Meinung geäußert wird, dass sich die "Herrschaften" in London gerade ins Fäustchen lachen würden , weil sie soeben die EU über den Tisch gezogen hätten, dann verstehe ich die Welt nicht mehr. Das kann man nur so interpretieren, dass Leute wie BoJo es als "Sieg" gegen die EU betrachten müssten, den Bürgerkrieg in Nordirland wieder "heiß" zu machen....

Du weißt zweifellos, dass ich damit nicht Dich gemeint habe... Hoffe ich jedenfalls. Wenn nicht, beteuere ich nochmal: Du warst nicht gemeint.

LG
Das weitere Problem ist, dass sich Katholiken und Protestanten trotz des Friedens immer noch nicht grün sind - auf der politischen Ebene sowieso nicht. Aber auch auf privater Ebene gibt es kaum Austausch - nicht umsonst steht in Belfast die Mauer immer noch.
Und in dieser Gemengelage fehlt nicht viel, damit es knallt.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Fliege »

Wenn die alten Terrorgruppen auf beiden Seiten noch existieren und über Waffen verfügen sowie Katholiken nur wenig mit Protestanten und umgekehrt zu tun haben wollen, dann ist der Friede nur ein fauler Friede. Vielleicht sollte Britannien darüber nachdenken, in Nordirland ein zusammenhängendes Brexit-Refugium für britenfreundliche Bevölkerungsteile einzurichten, während man die restlichen nordirischen Landesteile ausgliedert und vergisst.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Misterfritz »

Fliege hat geschrieben:(20 Mar 2021, 20:28)

Wenn die alten Terrorgruppen auf beiden Seiten noch existieren und über Waffen verfügen sowie Katholiken nur wenig mit Protestanten und umgekehrt zu tun haben wollen, dann ist der Friede nur ein fauler Friede. Vielleicht sollte Britannien darüber nachdenken, in Nordirland ein zusammenhängendes Brexit-Refugium für britenfreundliche Bevölkerungsteile einzurichten, während man die restlichen nordirischen Landesteile ausgliedert und vergisst.
Man kann nicht erwarten, dass ein Konflikt, der seit Jahrhunderten schwelt, mal eben in 30 Jahren überwunden wird.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Fliege »

Misterfritz hat geschrieben:(20 Mar 2021, 20:47)

Man kann nicht erwarten, dass ein Konflikt, der seit Jahrhunderten schwelt, mal eben in 30 Jahren überwunden wird.
Ja, da hast du wohl recht. Wie ich finde, sollten sich die Briten darauf einstellen, dass große Teile von Nordirland die Seiten wechseln. Bis dahin mag den Briten daran gelegen sein, der britentreuen Bevölkerung ein Rückzugsgebiet im weiteren Umfeld von Belfast einzurichten, welches noch viele Jahrzehnte über den Brexit hinaus bestehen kann. Womöglich akzeptiert dies Boris Johnson bereits.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Misterfritz »

Fliege hat geschrieben:(21 Mar 2021, 11:30)

Ja, da hast du wohl recht. Wie ich finde, sollten sich die Briten darauf einstellen, dass große Teile von Nordirland die Seiten wechseln. Bis dahin mag den Briten daran gelegen sein, der britentreuen Bevölkerung ein Rückzugsgebiet im weiteren Umfeld von Belfast einzurichten, welches noch viele Jahrzehnte über den Brexit hinaus bestehen kann. Womöglich akzeptiert dies Boris Johnson bereits.
Diese Idee der "salomonischen Trennung" hatte ich auch schon.
https://www.politik-forum.eu/viewtopic. ... 3#p4951123
Ich befürchte nur, die Engländer werden da nicht mitmachen.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Fliege »

Misterfritz hat geschrieben:(21 Mar 2021, 11:56)

Diese Idee der "salomonischen Trennung" hatte ich auch schon.
https://www.politik-forum.eu/viewtopic. ... 3#p4951123
Ich befürchte nur, die Engländer werden da nicht mitmachen.
Misterfritz hat geschrieben:(20 Mar 2021, 14:41)

Man könnte ja Nordirland teilen, alles westlich von Portrush bis Newry geht an die irische Republik, der Rest darf bei UK bleiben.
Wird natürlich ein paar Umzüge nach sich ziehen, könnte die EU aber sicherlich finanzieren ...
Ja, meine Äußerung kann als Bekräftigung deiner Anregung verstanden werden, wobei ich finde, dass die Briten, wenn sie ohnehin davon ausgehen, die Hälfte von Nordirland abzugeben, sich nicht mehr EU-freundlich zu verstellen brauchen.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Misterfritz »

Fliege hat geschrieben:(21 Mar 2021, 13:06)

Ja, meine Äußerung kann als Bekräftigung deiner Anregung verstanden werden, wobei ich finde, dass die Briten, wenn sie ohnehin davon ausgehen, die Hälfte von Nordirland abzugeben, sich nicht mehr EU-freundlich zu verstellen brauchen.
Ich habe so ein EU-freundliches Verhalten bei den Briten bisher nicht entdecken können.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Orbiter1 »

Misterfritz hat geschrieben:(21 Mar 2021, 13:25)

Ich habe so ein EU-freundliches Verhalten bei den Briten bisher nicht entdecken können.
Die Briten sind heilfroh sich gerade noch rechtzeitig aus der EU verabschiedet zu haben und dem EU-Impfdesaster entgangen zu sein. Und auch der fällige 3-stellige Mrd-Betrag für die Coronahilfen der EU-Nettoempfänger darf gerne in UK verbleiben. Aktuell profitiert man deutlich vom Brexit statt unter ihm zu leiden. Kann sich natürlich irgendwann noch ändern.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Kohlhaas »

Fliege hat geschrieben:(20 Mar 2021, 20:28)

Wenn die alten Terrorgruppen auf beiden Seiten noch existieren und über Waffen verfügen sowie Katholiken nur wenig mit Protestanten und umgekehrt zu tun haben wollen, dann ist der Friede nur ein fauler Friede. Vielleicht sollte Britannien darüber nachdenken, in Nordirland ein zusammenhängendes Brexit-Refugium für britenfreundliche Bevölkerungsteile einzurichten, während man die restlichen nordirischen Landesteile ausgliedert und vergisst.
Der "Krieg" tobt seit rund 800 Jahren. Dass der nicht von heute auf morgen enden wird, ist eigentlich klar. Noch immer stehen die "Friedensmauern" zwischen katholischen und protestantischen Wohnvierteln, noch immer werden dort nachts die Tore geschlossen, noch immer gibt es auf beiden Seiten gewaltbereite Milizen...

Aber die EU hat 1998 etwas erreicht, was den Briten in 800 Jahren nicht gelungen ist: Die Gewalt hat aufgehört. Seit fast 23 Jahren herrscht Friede. Das gerät jetzt in Gefahr, weil Boris Johnson ohne Not einen rechtsgültig geschlossenen Vertrag infrage stellt. Mir ist nicht klar, warum er das macht. An bloßen organisatorischen Problemen bei der Einrichtung von Zollformalitäten kann es ja wohl nicht liegen. Obwohl ich selbst das nicht ausschließen würde. Die Irlandfrage war für Johnson immer eine Nebensächlichkeit. Vielleicht weiß er gar nicht, worum es dort geht.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Kohlhaas »

Misterfritz hat geschrieben:(21 Mar 2021, 11:56)

Diese Idee der "salomonischen Trennung" hatte ich auch schon.
https://www.politik-forum.eu/viewtopic. ... 3#p4951123
Ich befürchte nur, die Engländer werden da nicht mitmachen.
Vor allem die Iren werden da nicht mitmachen. Was seinerzeit zum Ausbruch der Troubles geführt hat, war eben genau die Grenze, die zwischen den "britischen" und den "irischen" Iren errichtet worden ist.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Michael Alexander »

Kohlhaas hat geschrieben:(21 Mar 2021, 15:26)
Aber die EU hat 1998 etwas erreicht, was den Briten in 800 Jahren nicht gelungen ist: Die Gewalt hat aufgehört. Seit fast 23 Jahren herrscht Friede.
Ist das eine der Legenden, die ihr in der EU strickt, um euch selbst auf die Schulter zu klopfen?

Das Karfreitagsabkommen wurde zwischen den politischen Parteien Nordirlands sowie zwischen dem Vereinigten Königreich und der Republik Irland geschlossen. Den Gesprächen und Verhandlungen sass George Mitchell vor, Sondergesandter der Vereinigten Staaten (nein, nicht der EU!).

Was genau hat das nun mit der EU zu tun, ausser dass die EU durch ihre protektionistische Ideologie - und nicht etwa Grossbritannien - gegenwärtig eine Grenze zwischen Nordirland und Irland errichten will?
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von H2O »

Kohlhaas hat geschrieben:(21 Mar 2021, 15:29)

Vor allem die Iren werden da nicht mitmachen. Was seinerzeit zum Ausbruch der Troubles geführt hat, war eben genau die Grenze, die zwischen den "britischen" und den "irischen" Iren errichtet worden ist.
Man erkennt doch auf den ersten Blick, welches Chaos mit dieser Trennung angerichtet wird. Die Trennung bedingt also den Fortzug vieler Menschen aus ihrer gewohnten Umgebung; im Kleinen so etwas wie die "Westverschiebung" Polens mit einem "Bevölkerungsaustausch". Damit ist man nicht sehr weit entfernt von inzwischen geächteten Kriegsverbrechen. Einmal ganz abgesehen von der Lebensfähigkeit des verbliebenen britischen Anteils.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Kohlhaas »

H2O hat geschrieben:(21 Mar 2021, 16:58)

Man erkennt doch auf den ersten Blick, welches Chaos mit dieser Trennung angerichtet wird. Die Trennung bedingt also den Fortzug vieler Menschen aus ihrer gewohnten Umgebung; im Kleinen so etwas wie die "Westverschiebung" Polens mit einem "Bevölkerungsaustausch". Damit ist man nicht sehr weit entfernt von inzwischen geächteten Kriegsverbrechen. Einmal ganz abgesehen von der Lebensfähigkeit des verbliebenen britischen Anteils.
Ganz genau! Der Versuch eine Grenzziehung ist schonmal schiefgegangen. Eine neuerliche "andere" Grenzziehung wird kaum zu anderen Ergebnissen führen können, weil "britische" und "irische" Iren nicht ohne groß angelegte Vertreibungen in getrennte Siedlungsgebiete überführt werden können. Die wohnen in allen Städten und Dörfern direkt nebeneinander, oft natürlich in getrennten Vierteln. Diese Gruppen jetzt irgendwie "trennen" zu wollen, wäre nur unter krasser Missachtung des Völkerrechts möglich. Da ist es doch viel sinnvoller, wenn man sich einfach weiter an das Karfreitagsabkommen und das darauf aufbauende Nordirland-Protokoll im "Scheidungsvertrag" hält.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Kohlhaas »

Michael Alexander hat geschrieben:(21 Mar 2021, 16:49)

Ist das eine der Legenden, die ihr in der EU strickt, um euch selbst auf die Schulter zu klopfen?
"...ihr in der EU..."? Wo lebst Du denn?
Das Karfreitagsabkommen wurde zwischen den politischen Parteien Nordirlands sowie zwischen dem Vereinigten Königreich und der Republik Irland geschlossen. Den Gesprächen und Verhandlungen sass George Mitchell vor, Sondergesandter der Vereinigten Staaten (nein, nicht der EU!).
Ahhhh, entscheidend ist, wer in den Friedensgesprächen den Vorsitz geführt hat. Warum sich die Konfliktparteien überhaupt an einen Tisch gesetzt haben, ist natürlich völlig und total irrelevant. Kleiner Denkanstoß: Das Karfreitagsabkommen ist 1998 geschlossen worden. Das Peace-Progamm der EU wurde 1995 aufgelegt und die EU hat den Friedensprozess in Nordirland von Beginn an finanziell unterstützt. Zudem wäre das alles gar nicht passiert, wenn die Republik Irland nicht Mitglied der EU gewesen wäre. Ohne die EU hätte es den Friedensprozess gar nicht gegeben.
Was genau hat das nun mit der EU zu tun, ausser dass die EU durch ihre protektionistische Ideologie - und nicht etwa Grossbritannien - gegenwärtig eine Grenze zwischen Nordirland und Irland errichten will?
Das ist so ziemlich der größte Blödsinn, der in diesem Strang bislang zu lesen war. Es war eine von drei Hauptforderungen der EU, dass es eben KEINE Grenze zwischen der Republik Irland und dem britischen Nordirland (alternativ: dem britisch besetzten Teil Irlands... :cool: ) geben darf. Das war bis zum Schluss das letzte große Problem bei den Verhandlungen. Aus Sicht der EU UNVERHANDELBAR! Es darf KEINE harte Grenze quer durch Irland geben! Mit dieser Forderung hat Barnier (der Mann verdient einen Orden!) sich durchgesetzt. Johnson hat das auch unterzeichnet. Und jetzt kommt er plötzlich angeschissen und will den Vertrag brechen. Und daraus ziehst Du jetzt den Schluss, dass die EU eine harte Grenze erreichten will??? Wie widersinnig ist das denn?

Sinn ergeben würde diese Sichtweise nur dann, wenn man auf dem folgenden Standpunkt steht: "Die EU muss sich allen noch so bescheuerten Forderungen von Johnson beugen. Tut sie es nicht, ist sie für alle Folgen verantwortlich".

Tatsache ist aber: Großbritannien ist an das Karfreitagsabkommen gebunden. Großbritannien ist auch an den "Scheidungsvertrag" und das Nordirland-Protokoll gebunden. Das sind völkerrechtlich verbindliche Verträge. Großbritannien soll sich gefälligst einfach an diese Verträge halten. Es ist NICHT die EU, die gerade diese beiden Verträge infrage stellt! Es ist auch NICHT die EU, die mit den erwartbaren gewalttätigen Folgen eines Vertragsbruchs fertig werden müsste! Wenn die Briten unbedingt wieder Troubles in Nordirland haben wollen, dann sollen sie Johnson mal so weiter machen lassen. Er ist da gerade auf einem "guten" Weg!
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Misterfritz »

Kohlhaas hat geschrieben:(21 Mar 2021, 18:19)
Das ist so ziemlich der größte Blödsinn, der in diesem Strang bislang zu lesen war. Es war eine von drei Hauptforderungen der EU, dass es eben KEINE Grenze zwischen der Republik Irland und dem britischen Nordirland (alternativ: dem britisch besetzten Teil Irlands... :cool: ) geben darf. Das war bis zum Schluss das letzte große Problem bei den Verhandlungen. Aus Sicht der EU UNVERHANDELBAR! Es darf KEINE harte Grenze quer durch Irland geben! Mit dieser Forderung hat Barnier (der Mann verdient einen Orden!) sich durchgesetzt. Johnson hat das auch unterzeichnet. Und jetzt kommt er plötzlich angeschissen und will den Vertrag brechen. Und daraus ziehst Du jetzt den Schluss, dass die EU eine harte Grenze erreichten will??? Wie widersinnig ist das denn?

Sinn ergeben würde diese Sichtweise nur dann, wenn man auf dem folgenden Standpunkt steht: "Die EU muss sich allen noch so bescheuerten Forderungen von Johnson beugen. Tut sie es nicht, ist sie für alle Folgen verantwortlich".

Tatsache ist aber: Großbritannien ist an das Karfreitagsabkommen gebunden. Großbritannien ist auch an den "Scheidungsvertrag" und das Nordirland-Protokoll gebunden. Das sind völkerrechtlich verbindliche Verträge. Großbritannien soll sich gefälligst einfach an diese Verträge halten. Es ist NICHT die EU, die gerade diese beiden Verträge infrage stellt! Es ist auch NICHT die EU, die mit den erwartbaren gewalttätigen Folgen eines Vertragsbruchs fertig werden müsste! Wenn die Briten unbedingt wieder Troubles in Nordirland haben wollen, dann sollen sie Johnson mal so weiter machen lassen. Er ist da gerade auf einem "guten" Weg!
So ist es!
Und die Toten, die es dann geben würde, gehen auf die Kappe von London - nicht der EU.

Aber bei den Brexit-Fans kommen solche Infos sowieso nicht an, da ist IMMER die EU Schuld.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von H2O »

Wen es die Briten unter ihrer politischen Führung zu arg treiben sollten, dann könnte die EU GB als Drittstaat einordnen. Das will sicher kein vernünftiger Mensch, aber genug ist genug!
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Eiskalt »

H2O hat geschrieben:(22 Mar 2021, 07:34)

Wen es die Briten unter ihrer politischen Führung zu arg treiben sollten, dann könnte die EU GB als Drittstaat einordnen. Das will sicher kein vernünftiger Mensch, aber genug ist genug!
??? GB IST ein Drittstaat.....
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Eiskalt »

Kontrollen, Zertifikate, Kosten: Großbritanniens Handel mit der EU steht nach dem Brexit für viele Produkte fast still. Allein der Export von Lachs brach um 98 Prozent ein. Ob das ein Ausreißer bleibt, ist offen. Jetzt müssen die Briten eine wegweisende Entscheidung treffen.
https://www.welt.de/wirtschaft/article2 ... itzen.html

98 % sind ja eine Hausnummer
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von olli »

H2O hat geschrieben:(22 Mar 2021, 07:34)

Wen es die Briten unter ihrer politischen Führung zu arg treiben sollten, dann könnte die EU GB als Drittstaat einordnen. Das will sicher kein vernünftiger Mensch, aber genug ist genug!

???
GB ist ein Drittstaat seit dem EU-Austritt. Gönnen wir ihnen jetzt teure Zollgebühren beim Im-/Export und sehen zu das wir mit denen nichts mehr zu tun haben.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von H2O »

Eiskalt hat geschrieben:(25 Mar 2021, 20:37)

??? GB IST ein Drittstaat.....
Nun ja, dieser Drittstaat hat wohl doch einige Handelsvereinbarungen mit der EU getroffen. Die Kurzformel "Es gelten die Regeln der WTO" wäre dann das Ende der Fahnenstange... also der geltende Vertrag gilt dann leider auch nicht mehr. Hoffen wir, daß niemand durchdreht und alles über den Kanal hinweg noch schlechter funktioniert.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Eiskalt »

Drei Monate nach dem endgültigen Brexit leiden vor allem kleine Unternehmen unter den Zollformalitäten. Rund ein Viertel von ihnen hat einer Umfrage zufolge seine Ausfuhren in die Europäische Union gestoppt.
https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/ ... 68521.html

Immer diese Kinderkrankheiten..... :x
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Eiskalt »

Brexit-Bureaucracy

https://www.zeit.de/politik/ausland/202 ... ten-import

Aber immerhin lohnt es sich für die reichen Engländer :)
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Eiskalt »

Es ist ein ruhiger Morgen im Fischerhafen von Eyemouth. Der Sturm über Schottland ist abgezogen, aber der Seegang ist für die Krustentierfischer noch zu stark um rauszufahren. Ivan sitzt am Kai und flickt seine Netze. Ivan wollte den Brexit. Jetzt muss er für ihn bezahlen. "Es ist härter geworden, die Waren zu exportieren. Das ist ein Problem für die Spediteure. Für uns macht das nicht viel Unterschied, aber die Preise sind viel niedriger, weil es diese Erschwernisse beim Export gibt."
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/we ... e-101.html

Freiheiten haben nun einmal ihren Preis!!!! :x
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Eiskalt »

Ein großartiger Moment für das Land, erklärt Premierminister Boris Johnson in seiner Neujahrsansprache. "Wir halten unsere Freiheit in unseren Händen", sagt der Regierungschef, "und es liegt an uns, das meiste daraus zu machen."

Die Lkw-Fahrer, die Fischer und viele andere halten seitdem aber vor allem viel Papier in den Händen. Die befürchteten Staus am Eurotunnel in Folkestone und am Fährhafen in Dover sind zwar ausgeblieben – zum Teil, weil die Unternehmen Lagerbestände angelegt hatten, zum Teil, weil die Pandemie den Warenaustausch lahmlegt.

Aber der Papierkram schafft uns jetzt schon, sagt Nick Allen vom Verband der fleischverarbeitenden Industrie nach ein paar Wochen Grenzerfahrung: "Ein offizieller Veterinär muss jedes einzelne Produkt im Frachtraum durchgehen, ob das jeweilige Zertifikat vorliegt. Das muss er alles per Hand eintragen. Dann muss er das stempeln, für verschiedene Zertifikate in verschiedenen Farben. Und wenn ich das von England nach Frankreich und nach Deutschland transportiere, muss das in allen drei Sprachen vorliegen und gestempelt werden. Ich habe letztens ein Beispiel in die Hand bekommen, da waren mehr als fünfzig verschiedene Stempel drauf."
https://www.br.de/nachrichten/deutschla ... it,SSnDL7v

Vielleicht sollte ich einen Stempelhandel aufmachen :)
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Kohlhaas »

Tja, wer hätte gedacht, dass es für die Briten auch "einige Vorteile" hatte, der EU anzugehören...

Es ist bedauerlich, dass gerade die "Kleinen" dort jetzt unter den Brexit-Folgen leiden. Auf der anderen Seite: Die Brexetiers haben sich immer darüber beschwert, wie sehr sie doch von der Brüsseler Bürokratie gegängelt würden. Jetzt lernen die Menschen, dass offenbar gerade diese Brüsseler Bürokratie ihnen jede Menge bürokratischer Eigenleistungen erspart hat.

Das Grundproblem liegt darin, dass die Briten, die für den Brexit gestimmt haben, gedacht haben, dass nach dem Austritt alles genauso weiter geht: Man behält alle Rechte, hat aber keine Pflichten mehr. Den Wählern war nicht klar, dass das so nicht funktionieren kann. Die Politiker hätten es aber wissen müssen. Die müssen die Unterschiede zwischen dem Handel mit der EU und mit Drittstaaten gekannt haben.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Eiskalt »

Kohlhaas hat geschrieben:(30 Mar 2021, 13:24)

Tja, wer hätte gedacht, dass es für die Briten auch "einige Vorteile" hatte, der EU anzugehören...

Es ist bedauerlich, dass gerade die "Kleinen" dort jetzt unter den Brexit-Folgen leiden. Auf der anderen Seite: Die Brexetiers haben sich immer darüber beschwert, wie sehr sie doch von der Brüsseler Bürokratie gegängelt würden. Jetzt lernen die Menschen, dass offenbar gerade diese Brüsseler Bürokratie ihnen jede Menge bürokratischer Eigenleistungen erspart hat.

Das Grundproblem liegt darin, dass die Briten, die für den Brexit gestimmt haben, gedacht haben, dass nach dem Austritt alles genauso weiter geht: Man behält alle Rechte, hat aber keine Pflichten mehr. Den Wählern war nicht klar, dass das so nicht funktionieren kann. Die Politiker hätten es aber wissen müssen. Die müssen die Unterschiede zwischen dem Handel mit der EU und mit Drittstaaten gekannt haben.
Da bin ich nicht einmal sicher ob das alle in der Regierung gewusst haben. Siehe Dominic Raab
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Misterfritz »

Eiskalt hat geschrieben:(31 Mar 2021, 07:00)

Da bin ich nicht einmal sicher ob das alle in der Regierung gewusst haben. Siehe Dominic Raab
Ich denke, die haben Fachleute in den Ministerien, die denen schon gesagt haben, was das für Folgen haben wird.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Haegar »

Misterfritz hat geschrieben:(31 Mar 2021, 13:34)

Ich denke, die haben Fachleute in den Ministerien, die denen schon gesagt haben, was das für Folgen haben wird.
Ach Fachleute...darauf kommt es an:

https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/ ... 04750.html

https://www.zdf.de/politik/frontal-21/d ... s-106.html https://www.youtube.com/watch?v=SvpvMNpvdb0

https://www.finanzen100.de/finanznachri ... 33_331161/
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Misterfritz »

Spender sind ungleich Fachleute!
Es wird genügend Leute gegeben haben, die geahnt/gewusst haben, was auf die Briten zu kommt - vor Allem die kleineren Unternehmen, die in die EU exportieren wollen. Wahrscheinlich dürfte auch einigen klar gewesen sein, was auf die britischen Fischer zukommen würde.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Kohlhaas »

Eiskalt hat geschrieben:(31 Mar 2021, 07:00)

Da bin ich nicht einmal sicher ob das alle in der Regierung gewusst haben. Siehe Dominic Raab
Was soll denn die Personalie Raab an erhellendem Erkenntnisgewinn bringen? Der Brexit musste zwangsläufig dazu führen, dass GB im Verhältnis zur EU zum "Drittland" wird. Das muss der britischen Regierung klar gewesen sein. Und nur die britische Regierung hatte alle notwendigen Informationen, die notwendig waren, um die Folgen dieses Schritts zu erkennen. Wenn das nicht allen Regierungsmitgliedern klar gewesen ist, dann haben die definitiv einen Scheißjob gemacht. Die haben dann definitiv nicht die Arbeit geleistet, für die sie fürstlich bezahlt worden sind. Das Chaos, über das jetzt alle rumheulen, war seit Jahren abzusehen. Seit Jahren war klar, dass es genau so kommen musste. Und jetzt, da das erwartbare Ergebnis eingetreten ist, heulen die Leute rum.

Der einzige Vorteil an dieser elenden Situation: Der Brexit hat unmissverständlich klar gemacht, dass jeder Staat, der sich von der EU trennt, anschließend bis zur Oberkante der Unterlippe im Dreck sitzt. Möglichen "Nachahmern" wünsche ich viel Vergnügen. Auf Anhieb fällt mir da allerdings keiner ein. Die PIS-Pisser in Polen würden vielleicht gern dem britischen "Vorbild" folgen. Denen ist allerdings klar, dass sie mit einem sofortigen Volksaufstand rechnen müssten, wenn sie eine mögliche Trennung von der EU auch nur andeuten würden. In Ungarn sieht es ähnlich aus. Wer kommt sonst noch als "Austrittskandidat" in Betracht? Als erstes würde mir da Deutschland einfallen. Immerhin der wichtigste "Zahlmeister" der EU. Zum Glück gibt es keinerlei Tendenzen in diese Richtung.

Ne, ne, was immer man über den Brexit und seine Hintergründe denkt: Das war keine rationale Entscheidung. Und der Regierung muss von vornherein klar gewesen sein, wohin das führt.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Adam Smith »

Was trotz Brexit gleich bleiben wird.
das erstaunlichste ist, dass Johnson auch weiterhin niemandem erklären kann, wofür diese Opfer eigentlich nötig waren.

Stattdessen wird die EU auf altbewährte Weise weiter als Gegner und Sündenbock stilisiert, als sei der Brexit nie passiert.
https://www.tagesschau.de/ausland/europ ... z-101.html

Großbritannien wird weiterhin die EU verantwortlich machen. Im Moment und in Zukunft.
Das ist Kapitalismus:

Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von H2O »

Adam Smith hat geschrieben:(31 Mar 2021, 17:26)

...
Großbritannien wird weiterhin die EU verantwortlich machen. Im Moment und in Zukunft.
Dann könnten wir Europäer uns doch höflich lächelnd und kommentarlos mit ernsthaften Fragen beschäftigen.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Vongole »

Und wieder gibt ein britischer Unternehmer auf und zieht in die EU:
The founder of a Scottish dog food business has told how Brexit forced him to move to France after his exports to the EU were halted because of the new trade barriers in place since 1 January.
After 10 weeks of daily calls and emails to government representatives, who he said were “absolutely terrible”, Antoon Murphy said he was left with no other option than to relocate or face losing the business.
“The trade deal they agreed at Christmas is very close to as good as no deal,” he said.
https://www.theguardian.com/politics/20 ... 1617282776
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von H2O »

Vongole hat geschrieben:(01 Apr 2021, 18:13)

Und wieder gibt ein britischer Unternehmer auf und zieht in die EU:
Herzlich willkommen in der Gemeinschaft! Wir Europäer sollten froh sein für jeden tatkräftigen und geschäftstüchtigen Unternehmer, der unsere Gemeinschaft bereichert... woher immer er auch kommen mag. Nur unsere Gesetze sollte er schon respektieren und Steuern auf seinen geschäftlichen Erfolg entrichten.

Mein Vorschlag: In GB und weltweit um Unternehmen werben, die sich in der EU niederlassen möchten. Vielleicht sogar staatliche Hilfen anbieten für die Verlegung von Geschäftssitzen in die EU. Die EU kann doch mit Recht sogar damit werben, daß Englisch als allgemeines Verständigungsmittel EU-weit gern gesehen ist.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Vongole »

Ich sehe das zwar positiv für die EU, es stimmt mich aber auch traurig, dass sich Briten gezwungen sehen, ihr Land zu verlassen.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Adam Smith »

H2O hat geschrieben:(01 Apr 2021, 18:41)

daß Englisch als allgemeines Verständigungsmittel EU-weit gern gesehen ist.
Amtssprachen hat die EU sehr viele. Die Verkehrssprache war und ist Englisch. Das gleiche gilt für Indien und die gesamte Erde.
Das ist Kapitalismus:

Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von sünnerklaas »

Vongole hat geschrieben:(01 Apr 2021, 18:54)

Ich sehe das zwar positiv für die EU, es stimmt mich aber auch traurig, dass sich Briten gezwungen sehen, ihr Land zu verlassen.
Die britische Regierung würde es lieber sehen, wenn die Handelsbeziehungen britischer Unternehmen zur EU aufgegeben werden und man sich in Richtung USA, Australien, Neuseeland und Kanada orientiert. BoJo macht da jetzt Nägel mit Köpfen: die bürokratischen Hürden werden so hoch angesetzt, dass früher oder später britische Unternehmen entweder in die EU abwandern - oder aber eben ihre Kundschaft umstellen und Wirtschaftskontakte mit der EU meiden. Und das passt auch: aus ERASMUS sind die Briten bereits ausgestiegen, mit ziemlicher Sicherheit werden auch so Sachen, wie Schüleraustausch auf Null herunter gefahren. Und dann wird die mit hohen bürokratischen Hürden versehene Visumpflicht kommen. Das bedeutet: Urlaub in der EU ist dann für Briten nicht mehr drin, es sei denn sie wollen vorher stunden- oder tagelang bei einer Botschaft anstehen, um ein Visum zu beantragen, dessen Bearbeitung dann Wochen oder Monate dauert.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von H2O »

Adam Smith hat geschrieben:(01 Apr 2021, 19:05)

Amtssprachen hat die EU sehr viele. Die Verkehrssprache war und ist Englisch. Das gleiche gilt für Indien und die gesamte Erde.
Das könnte die EU als weiteren Pluspunkt angeben... von der EU aus kann man weltweit damit den gewohnten Markt mit bewährtem Personal bedienen. :thumbup: Tatkräftige Mitarbeiter dieser Unternehmen sind ebenfalls in der EU herzlich willkommen.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von PeterK »

sünnerklaas hat geschrieben:(01 Apr 2021, 19:22)
Und dann wird die mit hohen bürokratischen Hürden versehene Visumpflicht kommen. Das bedeutet: Urlaub in der EU ist dann für Briten nicht mehr drin, es sei denn sie wollen vorher stunden- oder tagelang bei einer Botschaft anstehen, um ein Visum zu beantragen, dessen Bearbeitung dann Wochen oder Monate dauert.
Das halte ich für sehr unwahrscheinlich.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von H2O »

sünnerklaas hat geschrieben:(01 Apr 2021, 19:22)
...Und dann wird die mit hohen bürokratischen Hürden versehene Visumpflicht kommen. Das bedeutet: Urlaub in der EU ist dann für Briten nicht mehr drin, es sei denn sie wollen vorher stunden- oder tagelang bei einer Botschaft anstehen, um ein Visum zu beantragen, dessen Bearbeitung dann Wochen oder Monate dauert.
Das allerdings wäre doch eine sehr dumme Retourkutsche der EU; denn die würde ja die Visumspflicht zur Kundenabwehr einsetzen. Aber man kann das ja mit der Paßkontrolle fliegend an den Grenzen erledigen. So funktionierte das vor vielen Jahren in Singapur völlig entspannt!

Anders liegt die Sache mit der Niederlassungsfreiheit und mit Grunderwerb in der EU. Da müßte man eine Regelung schaffen, die Briten die Zugangsmöglichkeiten läßt, die der EU willkommen sind. Das kann man ja im EU-Parlament öffentlichkeitswirksam abstimmen... die weltoffene EU und das sich ausschließende Vereinigte Königreich. :cool:
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von sünnerklaas »

H2O hat geschrieben:(01 Apr 2021, 19:47)

Das allerdings wäre doch eine sehr dumme Retourkutsche der EU; denn die würde ja die Visumspflicht zur Kundenabwehr einsetzen. Aber man kann das ja mit der Paßkontrolle fliegend an den Grenzen erledigen. So funktionierte das vor vielen Jahren in Singapur völlig entspannt!

Anders liegt die Sache mit der Niederlassungsfreiheit und mit Grunderwerb in der EU. Da müßte man eine Regelung schaffen, die Briten die Zugangsmöglichkeiten läßt, die der EU willkommen sind. Das kann man ja im EU-Parlament öffentlichkeitswirksam abstimmen... die weltoffene EU und das sich ausschließende Vereinigte Königreich. :cool:
Nein, das läuft anders: die Briten führen eine generelle Visumpflicht mit hohen Hürden für alle Reisen aus der EU nach GB ein. Das gilt dann auch im Gegenzug. Durch so eine Maßnahme würde die britische Regierung Kontakte jeglicher Art auf ein absolutes Minimum reduzieren.
Allerdings könnte die EU dann eine ähnliche Lösung finden, wie sie Kuba gefunden hat: die Touristenkarte. Wer als britischer Tourist in die EU will, muss dann ggf. einen Umweg nehmen: z.B. via Marokko oder den Oblast Kaliningrad. Putin und den marokkanischen König würde es freuen. Das brächte richtig Schotter. Dazu kann man richtig viel zollfrei im Transitbereich der Flughäfen dort verkaufen.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von H2O »

Gut; ich wollte eher darauf hinaus, daß es nicht immer klug ist, Wurst durch Widerwurst zu vergelten. Wir sollten uns als EU bei verständigen Briten eben durch Freundlichkeit und Vernunft auszeichnen, ganz im Gegensatz zum bulligen Auftritt der augenblicklichen politischen Klasse im UK. Die konnte das mit der Freundlichkeit auch schon einmal ganz rührend, und damals war De Gaulle der hartleibige Nein-Sager. Ach, wären wir doch nur diesem erfahrenen Staatsmann gefolgt... das britische Werben würde uns noch heute unterhalten. ;)
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Misterfritz »

Ich denke, BoJo geht es sowieso nicht um Touristen-Visa, sondern um Arbeitsvisa, wohlmöglich mir dem Ziel, dauerhaft in GB zu bleiben.
Die EU wird sicherlich für GB eine Touristen-Visa-Regelung finden, genauso wie für Geschäftsreisen. Die EU hat ja kaum ein Interesse daran, Briten aus der EU rauszuhalten.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von H2O »

Misterfritz hat geschrieben:(01 Apr 2021, 21:44)

Ich denke, BoJo geht es sowieso nicht um Touristen-Visa, sondern um Arbeitsvisa, wohlmöglich mir dem Ziel, dauerhaft in GB zu bleiben.
Die EU wird sicherlich für GB eine Touristen-Visa-Regelung finden, genauso wie für Geschäftsreisen. Die EU hat ja kaum ein Interesse daran, Briten aus der EU rauszuhalten.
Genau so ist's vernünftig. Falls BoJo die Dinge anders sehen sollte, etwa in Richtung Schikane, dann sollte man den Versuch von vornherein verachten und durch sein Gegenteil beantworten. Ich meine, daß uns Europäern ein Zuzug von Fachkräften aus GB helfen könnte, so manche Fähigkeitslücke zu schließen. Um solche Zuwanderer würde ich in GB werben!

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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Troh.Klaus »

Adam Smith hat geschrieben:(01 Apr 2021, 19:05)
Amtssprachen hat die EU sehr viele. Die Verkehrssprache war und ist Englisch. Das gleiche gilt für Indien und die gesamte Erde.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von H2O »

Troh.Klaus hat geschrieben:(01 Apr 2021, 22:26)

Englisch ist in Indien auch Amtssprache.
In Süd-Afrika ebenso. Da haben die Briten sich durch ihr Empire schon einen großen Vorteil verschafft. Uns Europäer soll das aber auch nicht schrecken... wie soll denn in Europa die gegenseitigte Verständigung anders funktionieren? Deutsch oder auch Französisch sind spätestens nach der Osterweiterung der EU weniger attraktiv, weil eben nur in der EU einsetzbar. Im weltweit internationalen Geschäft hätte man damit keine guten Möglichkeiten.
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