Großbritannien - post Brexit

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Eiskalt
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Eiskalt »

Adam Smith hat geschrieben:(29 Oct 2021, 15:04)

In England gibt es zig Bild-Zeitungen die alle wesentlich schlimmer sind als die Bild-Zeitung.
Das meinte ich.
SUN, Daily Mail......

Besonders Blätter aus dem Haus Rupert Murdoch!
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schokoschendrezki
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von schokoschendrezki »

Michael Alexander hat geschrieben:(29 Oct 2021, 14:43)

Immer wieder interessant zu sehen, wie sich in diesem Strang das antibritische Ressentiment Bahn bricht.

Natürlich ist das nicht ganz so überraschend - zwei verlorene Weltkriege haben offenbar Spuren hinterlassen, und viele Leute in Deutschland denken offenbar nicht selbst, sondern geben das wieder, was ihnen die deutsche Presse vorgibt. Und das ist eben Spott und Verachtung den Briten gegenüber. Wenn schon vielen anderen möglichen Ressentiments nicht mehr Ausdruck verliehen werden darf, aus Gründen der moralischen Korrektheit, so scheinen Regierung, Medien und Obermoralwächter es in Ordnung zu finden, gegen die Briten zu hetzen.

Wenigstens müssen die Briten sich nicht für dumm verkaufen lassen und es aus Gründen der Obermoral und des EU-Rechtes akzeptieren, wenn ihnen ein Diktator abertausende Migranten ins Land schleust. Deutschland muss dies jedoch hinnehmen und dazu noch Danke! sagen. Auch müssen die Briten nicht für die finanziellen Eskapaden anderer Länder geradestehen, etwa im Rahmen des Corona-Schuldenpaketes, das gerade in Italien sinnlos verfrühstückt wird.

Kurzfristig mag der Brexit Nachteile bringen; langfristig aber haben es die Briten geschafft, das sinkende Schiff rechtzeitig zu verlassen. Deutschland dagegen ist voll verwickelt in alle Krisen und Probleme der EU, und wird aus der Nummer nicht wieder herauskommen.

Irgendwie ist dies ja auch eine historische Kontinuität, im Sinne der splendid isolation versus dem universalen deutschen Reichsanspruch (translatio imperii). Schon im Mittelalter wurde in Deutschland ja Italienpolitik getrieben, während der eigentliche deutsche Staat verrottete. Man hat sich in alles und jeden eingemischt, und musste vielfach bitter bezahlen.
Naja ... also wirklich: Splendid Isolation bedeutet keineswegs Nichteinmischung in "Weltangelegenheiten". Die Briten haben es mit aller nur denkbaren Gewalt erzwungen, dass sich Ostasien von ihren Produkten beliefern zu lassen habe. (Mit der Folge, dass sich heute, umgekehrt, die Welt von Ostasien beliefern lässt.) Die gewaltsame Öffnung des chinesischen Markts durch die Briten in den Opiumkriegen im 19. Jahrhundert hat einen enormen und sicher nicht intendierten Rückstoß erzeugt. Und heute heißt das Konzept nicht etwas "Splendid Isolation" sondern "Global Britain".
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Adam Smith »

Michael Alexander hat geschrieben:(29 Oct 2021, 14:43)

Auch müssen die Briten nicht für die finanziellen Eskapaden anderer Länder geradestehen, etwa im Rahmen des Corona-Schuldenpaketes, das gerade in Italien sinnlos verfrühstückt wird.
Das ist richtig. Nur hat Thatcher England deindustralisiert. England ist abhängig von seiner Finanzindustrie und von den Polen. Die Polen sind weg und die Finanzindustrie braucht die EU.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von schokoschendrezki »

Ich bin mir auch nicht sicher, obs wirklich flächendeckend antibritische Ressentiments gibt. In einem Maße wie es etwa antigriechische oder antipolnische Ressentiments gibt. Von den antiislamischen mal ganz abgesehen. Man will die polnischen LKW-Fahrer zeitlich begrenzt wieder zurückholen. Wenn die abwinken ... das sind keine antibritischen Ressentiments ... das ist einfach nur verständlich.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Misterfritz »

Michael Alexander hat geschrieben:(29 Oct 2021, 14:43)

Immer wieder interessant zu sehen, wie sich in diesem Strang das antibritische Ressentiment Bahn bricht.
Hier gibt es keine antibritischen Ressentiments - das, was kritisiert wird, ist der Umgang der Londoner Regierung mit von ihnen ausgehandelten und unterschriebenen Verträgen.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von sünnerklaas »

Michael Alexander hat geschrieben:(29 Oct 2021, 14:43)

Kurzfristig mag der Brexit Nachteile bringen; langfristig aber haben es die Briten geschafft, das sinkende Schiff rechtzeitig zu verlassen. Deutschland dagegen ist voll verwickelt in alle Krisen und Probleme der EU, und wird aus der Nummer nicht wieder herauskommen.
Die EWG/EG ist seinerzeit gegründet worden, um Deutschland einzuhegen und zu verhindern, dass Deutschland auf Grund seiner Wirtschaftsstärke Europa dominiert. Das war nach 1945 und auch noch mal ganz besonders im Zusammenhang mit den 2+4-Verträgen eine ganz wichtige Forderung der britischen Regierung unter Margret Thatcher. Auch die Einführung des Euros als Gemeinschaftswärung sowie die Abgabe von Souveränitätsrechten an die EU waren seinerzeit ganz wichtige Grundsatzforderungen in der britischen Politik. Das wird gerne vergessen und unterschlagen.
Als die Briten dann gemerkt haben, dass das ganze auch für sie Gültigkeit haben würde, sind sie gerannt, als wäre der Leibhaftige hinter ihnen her.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Haegar »

Michael Alexander hat geschrieben:(29 Oct 2021, 14:43)

Immer wieder interessant zu sehen, wie sich in diesem Strang das antibritische Ressentiment Bahn bricht.

...
Ich werde nächstes Jahr in England im Urlaub meine antibritischen "Ressentiments" im Pub ausleben !
Mist ich brauche einen Reisepass...
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Adam Smith »

sünnerklaas hat geschrieben:(29 Oct 2021, 15:28)

Die EWG/EG ist seinerzeit gegründet worden, um Deutschland einzuhegen und zu verhindern, dass Deutschland auf Grund seiner Wirtschaftsstärke Europa dominiert.
Das wird als Grund genannt. Der eigentliche Grund dürfte gewesen sein, gemeinsam stark zu sein gegenüber der Sowjetunion und seinen Satellitenstaaten. Es gab nun einen gemeinsamen Feind.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Adam Smith »

schokoschendrezki hat geschrieben:(29 Oct 2021, 15:14)

Ich bin mir auch nicht sicher, obs wirklich flächendeckend antibritische Ressentiments gibt. In einem Maße wie es etwa antigriechische oder antipolnische Ressentiments gibt.
Alle drei Länder waren und sind in Bezug auf Großbritannien und Polen immer noch davon überzeugt, dass ihr Weg halt in eine glorreiche Zukunft führt. In dem Strang geht es für mich darum aufzuzeigen weshalb dieses nicht stimmt. Hier in diesem Strang natürlich ausschließlich für Großbritannien. Die Polen kommen natürlich zwangsläufig dabei vor, aber nicht hinsichtlich der irrigen Annahmen. Natürlich habe ich nichts gegen Griechen, Polen oder Engländer.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Misterfritz »

Adam Smith hat geschrieben:(29 Oct 2021, 15:49)

Das wird als Grund genannt. Der eigentliche Grund dürfte gewesen sein, gemeinsam stark zu sein gegenüber der Sowjetunion und seinen Satellitenstaaten. Es gab nun einen gemeinsamen Feind.
Nein,
da die Grundidee der Montanunion schon vor dem 2. WK von Jean Monnet erdacht wurde.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Adam Smith »

Misterfritz hat geschrieben:(29 Oct 2021, 16:52)

Nein,
da die Grundidee der Montanunion schon vor dem 2. WK von Jean Monnet erdacht wurde.
Aber ein Hirngespinst bis dahin war.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Misterfritz »

Jetzt wird es noch skurriler:
Fischereistreit
Briten stellen Frankreich Ultimatum
Der Streit zwischen London und Paris über Fischereilizenzen eskaliert: Die britische Außenministerin Truss gab Frankreich 48 Stunden, um nachzugeben – sonst fordere London Ausgleichszahlungen aus dem Brexit-Vertrag.
Halten wir mal fest:
Die Briten halten sich nicht an die geschlossenen Verträge und jetzt drohen sie den Franzosen und wollen andernfalls Geld?
Wo wollen sie denn dieses Geld einklagen, vor dem EUGH? Den erkennen sie doch, seit Brexit done ist, nicht mehr an.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Misterfritz »

Nordirland
Maskierte Loyalisten setzen Bus in Brand
Sie bedrohten den Fahrer mit einer Waffe und legten Feuer: Im nordirischen Städtchen Newtownards haben zwei Männer einen Bus überfallen. Als Grund für den Angriff sollen sie das Nordirland-Protokoll genannt haben.
[....]
Wie verschiedene Medien berichteten, wollten radikale Loyalisten mit der Tat darauf hinweisen, dass am Montag eine Frist der protestantischen-unionistischen Partei DUP verstrich. Die DUP droht damit, aus der Einheitsregierung mit der katholisch-republikanischen Partei Sinn Féin auszusteigen, falls es keine gravierenden Änderungen des Nordirland-Protokolls gibt.
https://www.spiegel.de/ausland/nordirla ... bb80992a4f
Man kann nur hoffen, dass die Sinn Féin vernünftiger ist und ihre Anhänger nicht aufstachelt.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Kohlhaas »

Misterfritz hat geschrieben:(01 Nov 2021, 14:23)

Man kann nur hoffen, dass die Sinn Féin vernünftiger ist und ihre Anhänger nicht aufstachelt.
Ich fürchte, das muss sie gar nicht. Wenn die DUP aus der Einheitsregierung aussteigt, kann das der zündende Funke für neue Krawalle sein.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von schokoschendrezki »

Adam Smith hat geschrieben:(29 Oct 2021, 15:55)

Alle drei Länder waren und sind in Bezug auf Großbritannien und Polen immer noch davon überzeugt, dass ihr Weg halt in eine glorreiche Zukunft führt.
Nicht alle drei "Länder". Sondern eine auf der Kippe Fifty Fifty stehende jeweils ziemlich knappe Mehrheit.

Kaum für ein Land und eine Situation ist dieser (wahrscheinlich schon etwas ausgeleierte) Spruch passender: Großbritannien hat mit dem Brexit eine glorreiche Zukunft hinter sich.

Was für mich immer wieder so erstaunlich und unbegreiflich ist: Dass ausgerechnet in diesem Adam-SMith-Land, in dieser Weltzentrale des Utilitarismus ein solcher Irrationalismus herrscht. Bei dem Konzept "Global Britain" könnte man ja noch diskutieren. Auch bei den Fischereirechten gehts (für die Betroffenen) um einiges. Aber Boris Johnson rechnet nicht öffentlich Wirtschaftszahlen in seinen Reden durch sondern lässt sich viel lieber mit einem großen Fisch fotografieren. Und die eigentlich nüchternen Briten sind fasziniert. Der setzt sich für uns ein! Dass aber der viel bedeutendere Triebwerkhersteller Rolls Royce Teile seiner Produktion nach EU verlagert (u.a. weil Airbus einer seiner Hauptabnehmer ist) ... naja ... mit einem Triebwerk in der Hand kann man sich ja auch nicht medienwirksam ablichten lassen.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Andreas62 »

Bei der britischen Abstimmung war es Kippe und bei den 1,...% mehr der SPD bei der BT-Wahl so eine Art Erdrutschsieg ;)
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Adam Smith »

schokoschendrezki hat geschrieben:(03 Nov 2021, 20:31)

Was für mich immer wieder so erstaunlich und unbegreiflich ist: Dass ausgerechnet in diesem Adam-SMith-Land, in dieser Weltzentrale des Utilitarismus ein solcher Irrationalismus herrscht.
Aus dem Grund doch "Take back control" und "Build back better". Wir haben mehr drauf als als andere.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Kohlhaas »

schokoschendrezki hat geschrieben:(03 Nov 2021, 20:31)Kaum für ein Land und eine Situation ist dieser (wahrscheinlich schon etwas ausgeleierte) Spruch passender: Großbritannien hat mit dem Brexit eine glorreiche Zukunft hinter sich.
Wunderschön! Ich werde mir erlauben, diesen Spruch bei Gelegenheit zu plagiieren. Der ist fast so gut wie die Ausage "Gestern standen wir vor dem Abgrund, heute sind wir einen Schritt weiter". ;)
Was für mich immer wieder so erstaunlich und unbegreiflich ist: Dass ausgerechnet in diesem Adam-SMith-Land, in dieser Weltzentrale des Utilitarismus ein solcher Irrationalismus herrscht. Bei dem Konzept "Global Britain" könnte man ja noch diskutieren.
Das liegt daran, dass die Brexit-Entscheidung der Briten letztlich völlig irrational war. Diese Entscheidung hatte nichts mit rationalen Erwägungen zu tun. Sie war einfach nur dadurch motiviert, dass eine kleine Mehrheit der Briten nicht in einer EU verbleiben wollte, die von Deutschland "dominiert" war. Die Brexetiers sind Leute, die überhaupt noch an die bescheuerte Idee von "global Britain" zwanghaft glauben wollten. Diese Leute kriegen einfach nicht in die Birne, dass Großbritannien schon lange keine "Weltmacht" mehr ist. Das ist alles nicht rational. Und jetzt kommt die Quittung. Ich wage mal die Prognose, dass GB in spätestens zehn Jahren die Mitgliedschaft in der EU beantragen wird. Schon vorher wird sich Nordirland mit der Republik Irland vereinigen.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Eiskalt »

Weil in Großbritannien Metzger fehlen, werden geschlachtete Tiere in die EU exportiert, um sie dort verarbeiten zu lassen. Danach kommt das Fleisch wieder zurück ins Vereinigte Königreich.
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/brexit-1.5458365

Take back control
:)
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Alexyessin »

Kohlhaas hat geschrieben:(01 Nov 2021, 15:10)

Ich fürchte, das muss sie gar nicht. Wenn die DUP aus der Einheitsregierung aussteigt, kann das der zündende Funke für neue Krawalle sein.
Irgendwie fühlen sich die 2020 langsam so an, wie Anfang 90er.
Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin kein Nazi, aber...
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Misterfritz »

Vorort von Belfast
Angreifer stürmen Linienbus in Nordirland – und setzen ihn in Brand

Der nächste Bus, ich hoffe, es bleibt bei Bussen und es kommt nicht zu Verletzten oder gar Toten.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von H2O »

So lange diese Straftäter (vermutlich doch "Protestanten") auf die Selbstzerstörung des Gemeinwesens hinarbeiten, wird dieser Wahnsinn noch zu ertragen sein. Allerdings fürchte ich, daß die "katholische Antwort" nicht allzu lange auf sich warten lassen wird. Christentum vom Feinsten!
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Vongole »

Mit Religion haben diese Vorgänge kaum noch etwas zu tun, da soll Druck auf die Regierung aufgebaut werden, Art.16 des Brexit-Abkommens aufzukündigen.

Johnson hat das ja eh vor, die Unruhen liefern ihm den weiteren Vorwand. Ich vermute - ohne Beweis - die PUP als Drahtzieher.
Letzten Monat haben sich 3 nordirische Parteien zusammen geschlossen, um die DUP (und damit indirekt auch Johnson) bei diesen Plänen zu unterstützen:
https://www.theguardian.com/politics/20 ... t-protocol

Ende November sollen neue Verhandlungen mit der EU stattfinden, ich fürchte, es wird noch sehr "nett" werden.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von H2O »

Zumindest mit Christentum hat diese Geschichte in Nord-Irland nichts zu tun. Ansonsten soll dort wohl wieder das Irrenhaus in Betrieb genommen werden. :mad2: Das wurde aber sehr lange nicht gebraucht...
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Haegar »

Misterfritz hat geschrieben:(08 Nov 2021, 13:21)

Vorort von Belfast
Angreifer stürmen Linienbus in Nordirland – und setzen ihn in Brand

Der nächste Bus, ich hoffe, es bleibt bei Bussen und es kommt nicht zu Verletzten oder gar Toten.
Die EU ist gerade auch ein Friedensprojekt. Das erkennt man an dem Nordirland-Konflikt der mit dem nationalistischen Brexit wieder heiß werden kann.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Europa2050 »

Haegar hat geschrieben:(09 Nov 2021, 08:49)

Die EU ist gerade auch ein Friedensprojekt. Das erkennt man an dem Nordirland-Konflikt der mit dem nationalistischen Brexit wieder heiß werden kann.
Das gilt auch für Südtirol, Elsass, Eupen/Malmedy, aber auch Deutsch-Böhmer oder Schlesier…

Oder ganz einfach alle Menschen, die aufgrund der nationalistischen Exzesse des 20. Jhd. in einem Staat gelandet sind, in dem eine andere Volksgruppe die Mehrheit stellt…
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Eiskalt »

Der zuständige britische Minister David Frost hat im Streit um die Brexit-Regeln für Nordirland wiederholt damit gedroht, die Abmachungen des sogenannten Nordirland-Protokolls teilweise außer Kraft zu setzen. Gleichzeitig rief er die EU zur Besonnenheit auf.
https://m.faz.net/aktuell/politik/ausla ... 9.amp.html

Sich nicht an Verträge halten und den anderen zur Besonnenheit aufrufen.

Dieses Britannien kann kein Partner mehr sein.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von H2O »

Europa2050 hat geschrieben:(10 Nov 2021, 10:50)

Das gilt auch für Südtirol, Elsass, Eupen/Malmedy, aber auch Deutsch-Böhmer oder Schlesier…

Oder ganz einfach alle Menschen, die aufgrund der nationalistischen Exzesse des 20. Jhd. in einem Staat gelandet sind, in dem eine andere Volksgruppe die Mehrheit stellt…
Kann man gar nicht oft genug hervorheben: Diese Gelassenheit bis hin zur Zugewandtheit im Umgang mit unseren Nachbarn. Was ja auch für die Briten in der EU so war, die in klimatisch günstigeren Regionen der EU ihre alten Tage verbringen wollten, die an EU-weiten Projekten mitarbeiteten.

Dem trauere ich nach wie vor hinsichtlich der Briten nach... tun wir unser Möglichstes, die immer noch sehr ansehnlichen Reste der EU zu bewahren.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Europa2050 »

H2O hat geschrieben:(10 Nov 2021, 21:09)

Kann man gar nicht oft genug hervorheben: Diese Gelassenheit bis hin zur Zugewandtheit im Umgang mit unseren Nachbarn. Was ja auch für die Briten in der EU so war, die in klimatisch günstigeren Regionen der EU ihre alten Tage verbringen wollten, die an EU-weiten Projekten mitarbeiteten.

Dem trauere ich nach wie vor hinsichtlich der Briten nach... tun wir unser Möglichstes, die immer noch sehr ansehnlichen Reste der EU zu bewahren.
Ich kenne nun keine Briten und Iren persönlich, deswegen kann ich die Situation dort nur aus der Ferne bewerten.

In Südtirol war es aber so, dass ab dem Moment, da dem Südtiroler klar wurde, dass er als EU-Bürger österreichischer oder italienischer Staatsangehörigkeit die gleichen Möglichkeiten und Rechte hat, und sein deutschsein in der EU genau so viel wert ist wie des Nachbars italienischsein, sich der Konflikt schlagartig beruhigte.

Aber solche nebensächlichen vier Älpler sind natürlich dem nationalbewusstem deutschen EU-Gegner egal.

Und so ähnlich stelle ich mit den durchschnittlichen Bexiteer auch vor.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von H2O »

Europa2050 hat geschrieben:(10 Nov 2021, 22:09)(...)
Und so ähnlich stelle ich mit den durchschnittlichen Brexiteer auch vor.
Dafür waren 52,5% Zustimmung für den Brexit doch etwas hoch. Jedenfalls ist der Anteil vernagelter EU-Gegner in D deutlich geringer. Viel mehr als lautstarke 10% sehe ich da nicht.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Kohlhaas »

Europa2050 hat geschrieben:(10 Nov 2021, 10:50)

Das gilt auch für Südtirol, Elsass, Eupen/Malmedy, aber auch Deutsch-Böhmer oder Schlesier…

Oder ganz einfach alle Menschen, die aufgrund der nationalistischen Exzesse des 20. Jhd. in einem Staat gelandet sind, in dem eine andere Volksgruppe die Mehrheit stellt…
Der Nordirland-Konflikt kocht nur deshalb wieder hoch, weil GB (und damit auch Nordirland) nun eben nicht mehr zur EU gehört. Für die Menschen in den anderen von Dir genannten Regionen spielt es dank der Existenz der EU höchstens noch "emotional" eine Rolle, zu welcher Nation sie formal gehören. Faktisch hat es keine Bedeutung mehr, da es keine erkennbaren Grenzen innerhalb der EU mehr gibt. Auf der irischen Insel hat erst dies den Frieden möglich gemacht. Wie der Brexit nun belegt, ist dieser Friede aber immer noch sehr brüchig.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Europa2050 »

Kohlhaas hat geschrieben:(11 Nov 2021, 13:29)

Der Nordirland-Konflikt kocht nur deshalb wieder hoch, weil GB (und damit auch Nordirland) nun eben nicht mehr zur EU gehört. Für die Menschen in den anderen von Dir genannten Regionen spielt es dank der Existenz der EU höchstens noch "emotional" eine Rolle, zu welcher Nation sie formal gehören. Faktisch hat es keine Bedeutung mehr, da es keine erkennbaren Grenzen innerhalb der EU mehr gibt. Auf der irischen Insel hat erst dies den Frieden möglich gemacht. Wie der Brexit nun belegt, ist dieser Friede aber immer noch sehr brüchig.
Davon gehe ich auch aus.

Würde beispielsweise Italien die EU verlassen, und eine nationalistische Regierung in Rom versuchen, die Verbindungen von Südtirol nach Österreich und Bayern zu kappen würden an der Etsch sicher auch wieder Strommasten fallen.

Aber unsere hiesigen nationalbefreiten Hirnies würden einen Italexit sicher feiern, obwohl er zu Lasten der deutschen Volksgruppe gehen würde…

Womit wir wieder bei den „Älplern“ wären…
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Kohlhaas »

Europa2050 hat geschrieben:(11 Nov 2021, 18:43)

Davon gehe ich auch aus.

Würde beispielsweise Italien die EU verlassen, und eine nationalistische Regierung in Rom versuchen, die Verbindungen von Südtirol nach Österreich und Bayern zu kappen würden an der Etsch sicher auch wieder Strommasten fallen.

Aber unsere hiesigen nationalbefreiten Hirnies würden einen Italexit sicher feiern, obwohl er zu Lasten der deutschen Volksgruppe gehen würde…

Womit wir wieder bei den „Älplern“ wären…
Naja, um der Wahrheit die Ehre zu geben: Es gibt ja auch heute noch Leute, die "Tirol ewig unser" schmettern und sich die Zeile irgendwo eintätowieren lassen. Unter den freiheitlichen Bedingungen in der EU finden diese verbohrten Typen nur kaum noch Anhänger. Es gibt jedenfalls keinen Nährboden mehr für eine "Widerstandsbewegung". Das ist ja der größte Erfolg der EU. Wenn es je einen würdigen Friedensnobelpreisträger gab, dann ist das sicher die EU.

In den vergangenen Jahren hatten wir mit Populismus und aufkeimenden "nationalistischen" Bewegungen zu kämpfen. Ich habe aber die Hoffnung, dass sich das Rad der Zeit jetzt wieder zurückdreht. Die Populisten sind auf dem Rückzug. Heute ist die Regierung Babis zurückgetreten, in Ungarn kündigt sich eine ähnliche Entwicklung an, Polen könnte dann folgen.

In Irland sieht das etwas anders aus. Da herrschte 800 Jahre lang Krieg, und die alte Feindschaft und die jüngsten Troubles sind in der Erinnerung der Menschen noch sehr präsent. Deshalb ist der Brexit eine ganz schwere Belastung für den Frieden in Nordirland. Jetzt stehen die Zeichen auf Sturm, weil der Populist Johnson möglicherweise morgen das Nordirlandprotokoll außer Kraft setzt und die EU darauf mit sehr harten Maßnahmen reagieren will. Das könnte den gesamten Brexit-Vertrag nachträglich zum Scheitern bringen, bis hin zu einem Handelskrieg. Wie das dann in Nordirland weitergeht, mag ich mir gar nicht vorstellen.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von sünnerklaas »

H2O hat geschrieben:(08 Nov 2021, 14:48)

So lange diese Straftäter (vermutlich doch "Protestanten") auf die Selbstzerstörung des Gemeinwesens hinarbeiten, wird dieser Wahnsinn noch zu ertragen sein. Allerdings fürchte ich, daß die "katholische Antwort" nicht allzu lange auf sich warten lassen wird. Christentum vom Feinsten!
Auch da spielen die vorgeblich besonders frommen Wurköpfe und Eiferer eine große Rolle. Leute, die in ihrem Wahn davon ausgehen, von Feinden umzingelt zu sein und für die es somit nur noch um "alles oder nichts" geht, Himmel oder Hölle nach dem Tod.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von H2O »

sünnerklaas hat geschrieben:(13 Nov 2021, 10:31)

Auch da spielen die vorgeblich besonders frommen Wurköpfe und Eiferer eine große Rolle. Leute, die in ihrem Wahn davon ausgehen, von Feinden umzingelt zu sein und für die es somit nur noch um "alles oder nichts" geht, Himmel oder Hölle nach dem Tod.
Hier erkenne ich die innere Kraft der EU, die derart unlösbare Konflikte so weit entschärfen konnte, daß die Menschen vor Ort friedlich miteinander umgehen konnten. Was die Briten in ihrem Wahn mit BREXIT angestellt haben, das werden erst spätere Generationen ohne erhöhten Blutdruck feststellen können.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Kohlhaas »

H2O hat geschrieben:(13 Nov 2021, 10:39)

Hier erkenne ich die innere Kraft der EU, die derart unlösbare Konflikte so weit entschärfen konnte, daß die Menschen vor Ort friedlich miteinander umgehen konnten.
Volle Zustimmung! Sogar "Erbfeindschaften" konnte die EU beenden. Das ist ihr größter Erfolg, und nicht etwa der platte Binnenmarkt.

Übrigens denke ich, dass auch die jetzt hochkochenden Debatten über Brexit und Nordirland daran nichts ändern werden. Ich vermute vielmehr, dass es eher zu einer Vereinigung der irischen Insel kommen wird als zu einem neuen Bürgerkrieg in Nordirland. Vermutlich würde die EU damit ein neues Terrorismusproblem (von unionistischer Seite) "untergejubelt" bekommen, aber die EU ist definitiv eher in der Lage, dieses Problem zu lösen als GB.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von H2O »

Kohlhaas hat geschrieben:(13 Nov 2021, 17:53)

Volle Zustimmung! Sogar "Erbfeindschaften" konnte die EU beenden. Das ist ihr größter Erfolg, und nicht etwa der platte Binnenmarkt.

Übrigens denke ich, dass auch die jetzt hochkochenden Debatten über Brexit und Nordirland daran nichts ändern werden. Ich vermute vielmehr, dass es eher zu einer Vereinigung der irischen Insel kommen wird als zu einem neuen Bürgerkrieg in Nordirland. Vermutlich würde die EU damit ein neues Terrorismusproblem (von unionistischer Seite) "untergejubelt" bekommen, aber die EU ist definitiv eher in der Lage, dieses Problem zu lösen als GB.
Meine Hoffnungen und Wünsche gehen weiter: Ich hoffe, daß die Briten ernüchtert einsehen, daß ihre Zukunft ein für alle Male in Europa liegt. Daß sie sich als konstruktives und leistungsfähiges Volk mit Franzosen und Deutschen daran machen, das europäische Projekt voran zu bringen. Das mag augenblicklich etwas neben der Spur liegen. Die Hoffnung stirbt zuletzt!
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Kohlhaas »

H2O hat geschrieben:(13 Nov 2021, 18:17)

Meine Hoffnungen und Wünsche gehen weiter: Ich hoffe, daß die Briten ernüchtert einsehen, daß ihre Zukunft ein für alle Male in Europa liegt. Daß sie sich als konstruktives und leistungsfähiges Volk mit Franzosen und Deutschen daran machen, das europäische Projekt voran zu bringen. Das mag augenblicklich etwas neben der Spur liegen. Die Hoffnung stirbt zuletzt!
Das würde ich auch begrüßen. Die Ideallösung hätte darin bestanden, diesen ganzen dummen Brexit überhaupt nicht zu machen. Aber das Thema ist rum. Nun ist es so, wie es ist.

Ich bin ziemlich sicher, dass GB über kurz oder lang wieder Mitglied der EU sein wird. Bevor es dazu kommt, wird Nordirland aber wieder zum Teil der Republik Irland werden. Das ist der einfachste, eleganteste und für alle Beteiligten vorteilhafteste Weg, die aktuellen Problem um Nordirland zu lösen. Ich rechne damit, dass es in fünf Jahren kein Nordirland mehr gibt. Boris sei Dank. Das wird dann auch ein historischer Erfolg der EU sein, einen 800 Jahre währenden Konflikt gelöst zu haben.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Vongole »

Kohlhaas hat geschrieben:(13 Nov 2021, 18:32)

(..)

Ich bin ziemlich sicher, dass GB über kurz oder lang wieder Mitglied der EU sein wird. Bevor es dazu kommt, wird Nordirland aber wieder zum Teil der Republik Irland werden. Das ist der einfachste, eleganteste und für alle Beteiligten vorteilhafteste Weg, die aktuellen Problem um Nordirland zu lösen. Ich rechne damit, dass es in fünf Jahren kein Nordirland mehr gibt. Boris sei Dank. Das wird dann auch ein historischer Erfolg der EU sein, einen 800 Jahre währenden Konflikt gelöst zu haben.
Du unterschätzt den Einfluss von DUP &Co., deren Mutterland ist und bleibt GB.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von H2O »

Als Unionsbürger mit deutscher Volksangehörigkeit in Polen habe keinen erhöhten Blutdruck bei irgendwelchen Zuordnungen zu Regionalverwaltungen. Insofern ist mir Wurst, ob Nord-Irland in Belfast oder gleich in Dublin verwaltet wird. Hauptsache die Verwaltung ist gesetzestreu und übt Gerechtigkeit gegen jedermann. Alles andere ist vom Übel. Der freundliche Zufall wollte es, daß ich mich in Polen niedergelassen habe.

Und so sollten doch die Gefühle der Iren und Nord-Iren auch sein. Ob nun in der EU, was aus meiner Sicht das allerbeste für alle Europäer wäre, oder aber in "Global Britain", womit ich auch gut leben könnte... wenn Einsicht und Wohlwollen die Grundlage für ein solches Gebilde wären. Wir leiden doch mehr oder weniger an Sturköpfen... ob nun in Polens Regierung oder in der Britischen Regierung. Die ticken doch noch im Mittelalter!
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Kohlhaas »

Vongole hat geschrieben:(13 Nov 2021, 18:45)

Du unterschätzt den Einfluss von DUP &Co., deren Mutterland ist und bleibt GB.

Nein, ich unterschätze da nichts. Tatsache ist, dass der "katholische" Anteil der Bevölkerung in Nordirland auf die Mehrheit zustrebt. Tatsache ist weiter, dass auch eine Menge Protestanten ("Unionisten") gern in der EU verbleiben wollen. Was die Hardliner wollen, ist da gar nicht so relevant. Diese Hardliner wird ohnehin auf lange Sicht niemand überzeugen können. Ich denke nur, dass es in Nordirland schon jetzt eine Mehrheit für den Verbleib in der EU gibt. In Irland ist das gekoppelt an die Frage, ob es einen Anschluss Nordirlands an die Republik geben soll. Laut Karfreitagsabkommen ist das möglich.

Ob das schon heute in einer Volksabstimmung umsetzbar wäre, weiß niemand. Ich persönlich würde so eine Abstimmung gegenwärtig nicht erzwingen wollen. Lieber noch ein paar Jahre warten. Aus meiner Sicht läuft alles darauf hinaus, dass sich die Stimmgewichte weiter verschieben. Wenn es jetzt zwischen der EU und GB zu einem großen Krach kommen sollte, kann das sogar sehr schnell gehen.

Dass die Hardliner von DUP und Co dann Stress machen werden, ist auch klar. Das meinte ich mit dem Halbsatz, dass die EU sich auf diese Weise ein unverschuldetes Terrorismus-Problem auf den Hals holen könnte. Aber wenn jemand in der Lage ist, diesen Konflikt zu lösen, dann ist es die EU. GB hat das in 800 Jahren nicht geschafft.

Ich bin überzeugt, dass es Nordirland als Teil Großbritanniens in fünf Jahren nicht mehr geben wird.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Michael Alexander »

Kohlhaas hat geschrieben:(13 Nov 2021, 18:32)
Ich bin ziemlich sicher, dass GB über kurz oder lang wieder Mitglied der EU sein wird.
Nein, das Ding ist durch. Du darfst die Schwarzmalerei, die hier im Strang und in den deutschen Medien aus einem EU-treuen Wunschdenken betrieben wird, nicht für die Realität halten.

Grossbritannien erlebt gerade ein massives Wirtschaftswachstum. Ausserdem gab es für den Brexit vor allem politische Gründe, die ja immer noch fortbestehen oder sich sogar verstärken, je autoritärer, übergriffiger, ideologischer und abgehobener das Regime in Brüssel wird.
Kohlhaas hat geschrieben:(13 Nov 2021, 18:32)
Bevor es dazu kommt, wird Nordirland aber wieder zum Teil der Republik Irland werden. Das ist der einfachste, eleganteste und für alle Beteiligten vorteilhafteste Weg, die aktuellen Problem um Nordirland zu lösen. Ich rechne damit, dass es in fünf Jahren kein Nordirland mehr gibt. Boris sei Dank. Das wird dann auch ein historischer Erfolg der EU sein, einen 800 Jahre währenden Konflikt gelöst zu haben.
In England ist das Bedürfnis, an Nordirland festzuhalten, gar nicht so gross. Ich habe zum Beispiel den Eindruck, dass Johnson das Schicksal Nordirlands primär aus wahltaktischen Gründen interessiert.

Du hast recht damit, dass sich die Waagschale in Nordirland langsam zugunsten der Republik Irlands verändert, zum Beispiels aus demographischen Gründen, aber zunehmend auch wirtschaftlichen Gründen.

Was du aber übersiehst, ist, dass Nordirland ein Zuschussgeschäft ist, und zwar ein massives. Von daher bin ich mir nicht sicher, ob die Republik Irland tatsächlich ein Interesse daran hätte, Nordirland einzugliedern. Das würde zu einem massiven Wohlstandsverlust führen.

Die Republik Irland hat ein BIP von ca. 95k USD pro Kopf. Nordirland kommt auf deutlich weniger als die Hälfte dieses Wertes. Grossbritannien kann es sich mit 67 Mio. Einwohner leisten, die 2 Mio. Nordiren mit durchzufüttern. Für 5 Millionen Iren wäre das aber eine Herausforderung.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von sünnerklaas »

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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von JJazzGold »

sünnerklaas hat geschrieben:(14 Nov 2021, 09:23)

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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Andreas62 »

H2O hat geschrieben:(13 Nov 2021, 18:17)

Meine Hoffnungen und Wünsche gehen weiter: Ich hoffe, daß die Briten ernüchtert einsehen, daß ihre Zukunft ein für alle Male in Europa liegt. Daß sie sich als konstruktives und leistungsfähiges Volk mit Franzosen und Deutschen daran machen, das europäische Projekt voran zu bringen. Das mag augenblicklich etwas neben der Spur liegen. Die Hoffnung stirbt zuletzt!
Naja, wenn demnächt Frau Le Pen die französische Regierungschefin sein könnte, dürfte der französische EU-Motor arg ins Stottern geraten, dann bleiben wirklich nur noch wir Niebelungentreuen übrig.
Weltrettung, EU-Rettung, vielleicht doch ein wenig viel auf einem Haufen.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von H2O »

Andreas62 hat geschrieben:(14 Nov 2021, 11:36)

Naja, wenn demnächt Frau Le Pen die französische Regierungschefin sein könnte, dürfte der französische EU-Motor arg ins Stottern geraten, dann bleiben wirklich nur noch wir Niebelungentreuen übrig.
Weltrettung, EU-Rettung, vielleicht doch ein wenig viel auf einem Haufen.
Nerven bewahren: In Italien hat jahrelang Herr Berlusconi den rechten Flügel kultiviert... und nun haben die Italiener beschlossen, Herrn Mario Draghi an ihre Spitze zu setzen. Daß Frau LePen oder ein anderer Verrückter in Frankreich die Präsidentschaftswahl gewinnt, das ist ziemlich unwahrscheinlich. Die Leute und die Medien stochern dort gern im Ameisenhaufen. Das alles wird schon.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Michael Alexander »

Nach dem Konsumgüterkonzern Unilever ("Axe", "Domestos", "Knorr", "Magnum", "Omo", "Signal" und andere Marken) zieht es nun auch den Mineröl- und Erdgaskonzern Shell von den Niederlanden in das Vereinigte Königreich.

Woran könnte das wohl liegen? Vielleicht an den niedrigeren Steuern in Grossbritannien, vielleicht an der zunehmenden Regulierungswut in der EU? Auf jeden Fall scheint es ganz anders zu kommen, als hier und anderswo von den "Experten" erwartet.

Die EU kann sich warm anziehen mit einer Insel vor der Haustür, die attraktive Alternativen für Unternehmen bietet. Vielleicht sollte es die EU ihren Unternehmen und Bürgern einfach verbieten, das Land zu verlassen. Würde zum zunehmend ideologisch-autoritären Ton aus Brüssel bestens passen.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Papaloooo »

Durchaus möglich,
dass UK da ein Steuerparadies aufbaut,
mit welchem es Investoren und Konzerne anlockt.
Wobei es dann auch sein kann,
dass die EU eine Kosten-Nutzen-Rechnung erstellt,
mit welchen Steuererleichterungen es selbst die Konzerne noch halten kann,
und dadurch die Mindereinnahmen an Steuern kompensiert.

Konkurrenz belebt das Geschäft (auch im Steuerrecht).
Und die Besteuerung ist zum Teil ja schon recht hoch,
ich spreche aus Erfahrung.
Wir sind doch hier nicht im Trollhouse!
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Kohlhaas »

Michael Alexander hat geschrieben:(15 Nov 2021, 18:50)

Nach dem Konsumgüterkonzern Unilever ("Axe", "Domestos", "Knorr", "Magnum", "Omo", "Signal" und andere Marken) zieht es nun auch den Mineröl- und Erdgaskonzern Shell von den Niederlanden in das Vereinigte Königreich.

Woran könnte das wohl liegen? Vielleicht an den niedrigeren Steuern in Grossbritannien, vielleicht an der zunehmenden Regulierungswut in der EU? Auf jeden Fall scheint es ganz anders zu kommen, als hier und anderswo von den "Experten" erwartet.

Die EU kann sich warm anziehen mit einer Insel vor der Haustür, die attraktive Alternativen für Unternehmen bietet. Vielleicht sollte es die EU ihren Unternehmen und Bürgern einfach verbieten, das Land zu verlassen. Würde zum zunehmend ideologisch-autoritären Ton aus Brüssel bestens passen.
Was für ein Blödsinn! Die EU verbietet niemandem, das Land zu verlassen. GB verbietet die Einreise, oder erschwert sie zumindest.

Soso, Unilever und Shell verlegen also ihren Hauptsitz auf die Insel. Denn könnte demnächst das Magnum-Eis in unseren Kühlregalen knapp werden. Schrecklich! Wie soll ich das überleben?? Aber Moment... Ich esse doch gar nicht so gern Magnum-Eis. Na, egal, die EU ist offensichtlich am Ende... Einziger Ausweg: Die EU sollte unverzüglich Boris Johnson zum König von Europa wählen.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Kohlhaas »

Papaloooo hat geschrieben:(15 Nov 2021, 19:03)

Durchaus möglich,
dass UK da ein Steuerparadies aufbaut,
mit welchem es Investoren und Konzerne anlockt.
Wobei es dann auch sein kann,
dass die EU eine Kosten-Nutzen-Rechnung erstellt,
mit welchen Steuererleichterungen es selbst die Konzerne noch halten kann,
und dadurch die Mindereinnahmen an Steuern kompensiert.

Konkurrenz belebt das Geschäft (auch im Steuerrecht).
Und die Besteuerung ist zum Teil ja schon recht hoch,
ich spreche aus Erfahrung.
Die EU könnte auch ganz einfach entscheiden, dass sie einer Steuer-Dumping-"Weltmacht" auf einer kleinen nebeligen Insel keinen beliebigen Zugang mehr zum Binnenmarkt mehr ermöglicht. "Britische" Waren, die nicht nicht europäischen Steuer-, Sozial- und Umweltstandards genügen, werden dann einfach mit hohen Zöllen belegt. CO2-Standards kommen demnächst noch hinzu.

Johnson wird nach dem Brexit nicht die EU vor sich hertreiben. Es hat noch nie ein Schwanz mit dem Hund gewedelt.
Slava Ukraini
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