Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

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Mehmet
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Mehmet »

Kohlhaas hat geschrieben:(11 Jun 2021, 12:46)
Aber träum ruhig weiter vom Osmanischen Weltreich.
Hab ich nie gesagt, behauptet oder ähnliches.
Kohlhaas hat geschrieben:(11 Jun 2021, 12:46)
Glaubst Du wirklich, dass irgendjemand "Deine" Türkei für ein Vorbild halten sollte?
Hab ich nie gesagt, behauptet oder ähnliches.

Ein ernst gemeinter Rat: Finger weg von dem Zeug! Und wir lassen dann das Ganze auch mal gut sein, oder? :thumbup:
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Kohlhaas »

Mehmet hat geschrieben:(11 Jun 2021, 13:22)

Hab ich nie gesagt, behauptet oder ähnliches.

Hab ich nie gesagt, behauptet oder ähnliches.

Ein ernst gemeinter Rat: Finger weg von dem Zeug! Und wir lassen dann das Ganze auch mal gut sein, oder? :thumbup:
Hast Du wirklich nie gesagt oder behauptet oder ähnliches? Hast nur sinnfrei rumgestichelt, wie toll "die Türken" und wie blöd "die Deutschen" sind? Und spekuliert, wann Deutschland der Türkei gehört?

Ja, lassen wir es gut sein. Ein ernstzunehmender Gesprächspartner warst Du ohnehin nie.
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DarkLightbringer
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DarkLightbringer »

Wer Krieg führt in Europa, der ist einfach der falsche Partner für die europäische Energiesicherheit.
Selbst wenn so ein altes Fossil-Ding eine "Übergangslösung" bis 2050 wäre - was aber an sich schon grundlegend unzutreffend ist.
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H2O
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von H2O »

DarkLightbringer hat geschrieben:(11 Jun 2021, 23:47)

Wer Krieg führt in Europa, der ist einfach der falsche Partner für die europäische Energiesicherheit.
Selbst wenn so ein altes Fossil-Ding eine "Übergangslösung" bis 2050 wäre - was aber an sich schon grundlegend unzutreffend ist.

Tja, die Bundesregierung hört ganz einfach nicht auf Ihre Ratschläge. Demnächst haben Sie die Wahl... :)
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DevilsNeverCry
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DevilsNeverCry »

Kohlhaas hat geschrieben:(06 Jun 2021, 13:15)

Dochdoch, das hast Du von Putin. Ich meinte die Aussage, dass eine Röhre fertiggestellt sei und dass sie sehr schnell "in Betrieb" gehen könne. Putin ist der einzige, der das öffentlich behauptet hat. Alle anderen Quellen, aus denen Du diese "Nachricht" haben könntest, haben lediglich Putin zitiert. Der sprach von zehn Tagen.
Ok, nochmal nachgeschaut. In der Tat verweisen die Medien direkt oder indirekt auf Putin. In der Tat wird der Test deutlich länger dauern als erwartet. Zumindest der Bau ist - Stand aktuell - am Meeresabschnit fertig. Lediglich die Schweißarbeiten in Deutschland dauern noch an. Den Zieltermin für August/September habe ich allerdings geseschätzt da ich davon ausging das dieser noch in diesem Sommer fertig abgewickelt wird. Zumindest gibt es aber einen Indikator bis wann man fertig sein möchte. Gasprom hat für die Jamal Pipeline nur noch 1 Mrd m3 geleased anstelle von den üblichen 8 Mrd bcm. Ist wohl nicht schwer sich vorzustellen wohin die restlichen 7 Mrd bcm fließen werden. Man geht also davon aus ab Oktober über NS2 liefern zu können.
Tatsache ist: Die Röhre ist noch nicht fertig. Die Rohre sind verlegt und müssen über lange Strecken jetzt noch angehoben und fest verbunden werden. Ob beide Enden bereits mit dem jeweiligen Festland verbunden sind, wissen wir beide nicht. Ob die Abnahmestelle in Deutschland dann schon bereit ist, Gas ins Netz weiterzuleiten, wissen wir beide ebenfalls nicht. Die jetzt noch ausstehenden Arbeiten an der angeblich "fertiggestellten" Röhre sind kompliziert und aufwändig. Erst wenn diese Arbeiten abgeschlossen sind, kann ein Testbetrieb beginnen. Und ich bin sicher, dass das nicht schon Mitte Juni passieren wird! Das wird noch Wochen, wenn nicht Monate dauern. Erst danach stellt sich die Frage der Zertifizierung. Wer nimmt die vor? Und wer nimmt sie dann anschließend ab? Europa wird sich dabei doch sicher (hoffentlich?) nicht auf die Aussagen "interessierter" russischer "Experten" verlassen...
Siehe oben. Schweißarbeiten am Meeresabschnitt sind sowohl in GER und RUS fertig. Die Vorbereitung der Testphase läuft an und man kann hier auf 1-3 Monate schätzen.
Ich habe bzgl. das Gasnetz in GER nachgehackt.Das Gas selbst wird über Eugal geliefert. Die Anbindung zu Land für NS2 ist ebenfalls da. Nur muss müssen hier beide Stränge in Lubmin verbunden werden.
Es gibt Vermutungen das Gascade sich der Zertifizierung von NS2 vornimmt. Die Gascade GmbH ist übrigens Anteileigner an Eugal.

Bei der Zertifizierung geht es darum das das das Unternehmen den Standards laut EU Gesetzgebung entspricht um so eine Zertifizierung vorzunehmen. Wenn Russland - oder eine andere 3 Partei - das nachweisen kann, warum dann nicht? Mir ist aber eine solche russische Firma nicht bekannt. Zeitnahe werden wir schon erfahren wer da nun die Zertifizierung vornimmt.
Ich gehe aber ohnehin davon aus das das am Ende eine politische Entscheidung wird. Wenn die in Berlin am Ende die Leitung wollen dann gibt es entsprechende Zertifizierung.

Und wenn das alles erfolgreich und zu unserer Zufriedenheit geschehen ist, stellt sich eine politische Frage: Ist der Kreml bereit, seine Versprechen und Verträge bezüglich Durchleitung durch die Ukraine einzuhalten?


Bis 2024? Ja, klar. Müssen sie. Der Vertrag sieht ein take or pay Prinzip vor. 2020 sollten 65 Mrd bcm geliefert werden und alle darauf folgende Jahre bis 2024 je 40 Mrd bcm. Letztes hatte Russland weniger als 60 Mrd bcm über UA exportiert und trotzdem eine Geldsumme überwiesen die den 65 Mrd bcm entspricht.

Ab 2024 sieht es nun mal schlecht aus für UA. Das habe ich hier schon geschrieben. Die Welt hat sich die letzten 20 Jahre weiter gedreht. Seit 2019 sind jetzt Balkan Stream und die Tranasadriatische Pipeline fertig. Balkan Stream wird noch dieses Jahr auf Ungarn und Bosnien ausgedehnt. Über UA wird kaum noch was Richtung Südeuropa und Balkan exportiert. So, jetzt kommen noch NS2, Baltic Pipeline - Ich gehe davon aus das Polen sich hier juristisch durchsetzt auch wenn das dauern wird - und vor ein paar Wochen hat man in Russland den Start zum Bau des Baltic LNG gegeben um Westeuropa mit Flüssiggas zu beliefern.

Man hat in UA die ganze Zeit vor Augen was Russland und EU-Länder bauen und fängt erst jetzt an rum zu schreien? Das kommt nicht nur spät, es zeigt leider das in Kiew von Jutschenko bis Poroschenko die falschen Leute gesessen haben. Man hätte noch in den 2000'er Russland und die EU an den ukrainischen Pipelines beteiligen sollen.
Viel wichtiger wäre es das UA Investoren an Land hätte ziehen müssen für Investitionen in erneuerbarer Energien - z. B. für den Export von Wasserstoff. Aber da bewegt sich nichts. Und jetzt schreien die rum das nach 2024 ca 5 Mrd $ (pro Jahr!) weg fallen sollen. Die Summe könnte natürlich extra so hoch geschätzt worden seien. Wie dem auch sei, wer soll das bezahlen? Ich denke mal Putin hat angedeutet wer das zahlen könnte. Blinken war da vor kurzem noch viel deutlicher.
Ich denke man wird versuchen Russland zu überzeugen zumindest noch eine gewisse Menge über UA zu liefern. Ich denke die würden sich darauf einlassen. Falls nicht, dann bleiben nur noch Kredite bei IWF und co. übrig.

Nordstream 2 ist ganz gewiss nicht "in trockenen Tücher" und ganz gewiss nicht "fast fertiggestellt". Was Putin da gerade versucht, ist blanke Propaganda. Er versucht gerade, uns vorzugaukeln, dass NS2 ohnehin nicht mehr gestoppt werden kann. Warum Putin diese Lüge wohl gerade verbreitet??? Ich halte es für möglich, dass er seine Felle wegschwimmen sieht. Dass er Schiss hat, zehn Milliarden in den Ostseesand gesetzt zu haben und keine Einnahmen damit erzielen zu können. Einnahmen, auf die der Kreml dringend angewiesen ist.
Gewiss pustet sich Putin hier etwas auf. Und das er nicht 5 Mrd $ in den Sand setzen möchte ist klar. Ein Druckhebel für Deutschland am Ende wenn es um die Zertifizierung geht. Allerdings hat GER durchaus selbst Interesse. Man will im Grunde jene zum Gas hub werden in Europa und die Rolle der Ukraine übernehmen. Daher auch die entsprechende Lobbyarbeit in in den Reihen der CDU, SPD und FDP.

Es ist bedeutungslos, ob die eine Röhre bald "fertiggestellt" ist. Entscheidend ist, dass eine neue Bundesregierung längst im Amt sein wird, bevor Gas durch NS2 nach Deutschland strömen könnte. Es wird immer unsicherer, ob NS2 in Betrieb gehen wird. Meiner Einschätzung nach wird russisches Erdgas irgendwann durch NS2 nach Deutschland gepumpt werden. Ich glaube aber nicht, dass dies in dem Ausmaß geschehen wird, wie der Kreml sich das erhofft hat. NS2 wird russische Gasexporte nach Europa nicht steigern. So gesehen war NS2 von Beginn an eine Investitionsruine.
Kann so eintreffen. Die Zeit wird es zeigen.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DarkLightbringer »

H2O hat geschrieben:(12 Jun 2021, 07:30)

Tja, die Bundesregierung hört ganz einfach nicht auf Ihre Ratschläge. Demnächst haben Sie die Wahl... :)
Dafür folgt mir Joe Biden, der den gefestigten Schulterschluß gegen die Autokratien sucht. ;)
Man stehe an einem Wendepunkt der Geschichte, wie er sagt. Manche glaubten ja, das Zeitalter der Demokratie gehe zu Ende. Nicht so Biden.
Auf dem G7-Gipfel - Merkel ist zum letzten mal dabei - soll eine Allianz der Erneuerung geschmiedet werden.

Die Wahlen in Deutschland werden zukunftsorientiert sein und der Schwächung durch Russland und China eine wegweisende Absage erteilen.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Kohlhaas »

DevilsNeverCry hat geschrieben:(12 Jun 2021, 11:25)Bis 2024? Ja, klar. Müssen sie. Der Vertrag sieht ein take or pay Prinzip vor. 2020 sollten 65 Mrd bcm geliefert werden und alle darauf folgende Jahre bis 2024 je 40 Mrd bcm. Letztes hatte Russland weniger als 60 Mrd bcm über UA exportiert und trotzdem eine Geldsumme überwiesen die den 65 Mrd bcm entspricht.

Ab 2024 sieht es nun mal schlecht aus für UA.
Nein, es geht um die Zeit nach 2024.

https://www.zeit.de/politik/ausland/202 ... fuerworter
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von H2O »

Auf dem G7-Gipfel - Merkel ist zum letzten mal dabei - soll eine Allianz der Erneuerung geschmiedet werden.
Wie lange hält diese Allianz denn? Der Name G7 ist irreführend; als Gäste sind (neben der EU Kommission) gleichgesinnte demokratische Staaten wie Südkorea, Südafrika, Australien und Indien zu dem Gipfel eingeladen. Eigentlich sollte keine Bundesregierung auf Abruf in 90 Tagen noch weitreichende internationale Verträge abschließen, die mit sehr hohen Kosten verbunden sind. Dem DLF zufolge stehen dort viele Milliarden auf dem Spiel, die die Wirtschaft und die Steuerzahler für ein demokratisches globales Gegenmodell zu China / Rußland abdrücken sollen.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DarkLightbringer »

H2O hat geschrieben:(12 Jun 2021, 18:26)

Wie lange hält diese Allianz denn?
Es gibt keinen Zwang in der freien Welt. Jeder muss selbst entscheiden, wie lange er nach etwas streben will.
Der Name G7 ist irreführend; als Gäste sind (neben der EU Kommission) gleichgesinnte demokratische Staaten wie Südkorea, Südafrika, Australien und Indien zu dem Gipfel eingeladen. Eigentlich sollte keine Bundesregierung auf Abruf in 90 Tagen noch weitreichende internationale Verträge abschließen, die mit sehr hohen Kosten verbunden sind. Dem DLF zufolge stehen dort viele Milliarden auf dem Spiel, die die Wirtschaft und die Steuerzahler für ein demokratisches globales Gegenmodell zu China / Rußland abdrücken sollen.
Selbiges gilt ja für Nordstream 2. Ein Moratorium wäre daher verantwortbar, damit die Folge-Regierung die Angelegenheit mit frischem Elan angehen kann.

Bundeskanzlerin Merkel hat sich aber am Rande des Gipfels bereits mit Joe Biden zu einem persönlichen Gespräch getroffen, es gibt sogar ein Foto dazu.
Zu längeren Beratungen will sie höchstpersönlich am 15. Juli nach Washington reisen.
Ob da Bewegung in die Sache kommt, weiß man freilich nicht.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von H2O »

Selbiges gilt ja für Nordstream 2. Ein Moratorium wäre daher verantwortbar, damit die Folge-Regierung die Angelegenheit mit frischem Elan angehen kann.
Diese Logik erkenne ich wirklich nicht. Nachdem eine Regierung mindestens 16 Jahre an einem Projekt festgehalten hat, soll sie kurz vor einem Regierungswechsel das Projekt beenden? Nein, die neue Regierung soll entscheiden, wie die Sache weiter gehen soll. So, wie Präsident Biden das für die USA angeht... erfreulicherweise setzt er den außenpolitischen Kurs der Administration Trump nicht fort.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DarkLightbringer »

H2O hat geschrieben:(12 Jun 2021, 21:52)

Diese Logik erkenne ich wirklich nicht. Nachdem eine Regierung mindestens 16 Jahre an einem Projekt festgehalten hat, soll sie kurz vor einem Regierungswechsel das Projekt beenden? Nein, die neue Regierung soll entscheiden, wie die Sache weiter gehen soll. So, wie Präsident Biden das für die USA angeht... erfreulicherweise setzt er den außenpolitischen Kurs der Administration Trump nicht fort.
In 16 Jahren hat sich einiges sicherheits- und naturschutzpolitisch getan.
Ein Moratorium wäre übrigens keine Beendigung, sondern eher eine Art Prüfung. Die neue Regierung wird mit dem umzugehen haben, was dann so vorgefunden wird. Darüber klagt ja teils auch Biden, just in Bezug auf die umstrittene Röhre.
Kurz, ein Trumpismus in deutscher Version wäre so oder so nur eine Erblast.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von H2O »

Ich sehe eine neue Bundesregierung in der Pflicht, geschlossene Verträge und Vereinbarungen der vorangehenden legitimen Bundesregierungen erfüllen zu müssen. Und deshalb halte ich es für ein Stück aus dem Tollhaus, wenn die derzeitige Regierung kurz vor knapp internationale Verträge schließt, die eine künftige Regierung dann gewissenhaft abarbeiten muß. Es wäre ein Akt der Fairness, solche Verträge der künftigen Regierung / dem künftigen Parlament zur Ratifizierung vor zu legen. Dann wäre bei so weitreichenden Vereinbarungen sogar ein Stück Volkswille durch Wahlen im Spiel.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Kohlhaas »

Es gibt in Deutschland kein "Beutesystem", in dem nach einem Regierungswechsel die gesamte politische Landschaft umgekrempelt wird. In der Regel sind da Kontinuitäten gesichert. Soll heißen: Wichtige und zukunftsweisende Entscheidungen werden jetzt nur noch gefällt, wenn die berechtigte Aussicht besteht, dass sie nach der Wahl weiterhin Bestand haben. Das beruht aber auf ungeschriebenen Gesetzen und ist streng genommen nicht korrekt. Die jetzige Bundesregierung hat von den Bürgern das Mandat bekommen, bis zum Ende der Legislaturperiode zu regieren. Das muss sie dann eigentlich auch tun. Es sollte nicht so sein, dass eine Regierung irgendwann die Arbeit einstellt, weil eine Wahl bevorsteht.

Bezogen auf Nord Stream 2: Angela Merkel schließt jetzt Vereinbarungen mit Biden, obwohl sie definitiv in ein paar Wochen nicht mehr im Amt sein wird. Selbstverständlich "bindet" das in gewisser Weise die Nachfolgeregierung. Die gleiche "Bindung" wäre aber auch eingetreten, wenn solche Vereinbarungen mit den USA zu Beginn der Legislaturperiode geschlossen worden wären.

Jedenfalls finde ich es gut, was Merkel und Biden jetzt besprochen haben. Die USA bedrohen nicht mehr in Trumpeltier-Manier Deutschland und Deutschland bekennt sich endlich zur Verpflichtung, auch die Interessen der Ukraine und der östlichen EU-Mitgliedsländer zu berücksichtigen. Genau so muss das zwischen Partnern laufen. Die endgültige Entscheidung über Nord Stream 2 fällt sowieso erst nach der Bundestagswahl. Vor Ende des Jahres wird die Pipeline nicht fertig.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DevilsNeverCry »

Kohlhaas hat geschrieben:(12 Jun 2021, 15:12)

Nein, es geht um die Zeit nach 2024.

https://www.zeit.de/politik/ausland/202 ... fuerworter
Ach so, na alles nach 2024 sind nur mündliche Absprachen. Da wird UA mit Russland neu verhandeln müssen - wahrscheinlich mit deutscher Vermittlung. NS2 hin oder her, die Position Kiews ist seit Ende 2019 schlechter geworden und es wird absehbar bei der Transitfrage nicht besser. Das werden ruppige Verhandlungen für Kiew, aber daran ist man überwiegend selbst schuld das man sich in so einer Situation befindet. Den aktuellen ukrainischen Präsidenten zähle ich bei der Schuldfrage nicht rein, dass gilt eher für seine Vorgänger.
Zuletzt geändert von DevilsNeverCry am So 13. Jun 2021, 20:42, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DevilsNeverCry »

Kohlhaas hat geschrieben:(13 Jun 2021, 12:13)

(...)

Jedenfalls finde ich es gut, was Merkel und Biden jetzt besprochen haben. Die USA bedrohen nicht mehr in Trumpeltier-Manier Deutschland und Deutschland bekennt sich endlich zur Verpflichtung, auch die Interessen der Ukraine und der östlichen EU-Mitgliedsländer zu berücksichtigen. Genau so muss das zwischen Partnern laufen. Die endgültige Entscheidung über Nord Stream 2 fällt sowieso erst nach der Bundestagswahl. Vor Ende des Jahres wird die Pipeline nicht fertig.
Deutschland geht es an erster Stelle um die eigenen nationalen Interessen. Und die nationalen Interessen besagen das eine Abkehr der Ukraine gen Osten verhindert werden muss, da dass Russlands Einfluss in Europa nur stärkt. Russland hat seinen Einfluss in Belarus nun zementiert, als nächstes ist UA dran.

Deutschland wird NS2 letztlich zustimmen um die Transitgebühren zu kassieren und seinen Einfluss in Europa zu stärken. Eine Restmenge von russischem Gas wird auch weiterhin über UA laufen, sonst wird Deutschland niemals Gas über NS2 laufen lassen. Alleine schon deswegen wird Putin dem zustimmen.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DarkLightbringer »

„Wenn man uns Gespräche über Kompensationen anbietet, werden wir uns das ansehen“, sagte Außenminister Dmitri Kuleba der „Welt“. „Wir werden aber nicht unbedingt dem zustimmen, was dann vorgeschlagen wird.“
https://www.rnd.de/wirtschaft/ringen-um ... FUSEI.html

Im Grunde müsste ja Moskau Reparationszahlungen leisten, etwa in Form von Gas, so lange es noch jemand haben will.
Aber natürlich kann man die Ukraine nicht im Regen stehen lassen, die - anders als andere - nicht nur von der europäischen Idee redet, sondern sie konkret verteidigt.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DarkLightbringer »

Auf ihrem Online-Parteitag haben die Grünen über ihre Außenpolitik abgestimmt: Klare Worte gegenüber Russland und China, keine Nord Stream 2-Pipeline. Prominenter Gast ist die belarussische Oppositionsführerin Tichanowskaja.
https://www.br.de/nachrichten/deutschla ... ab,SaD1BnB

Da wird Laschet nicht mithalten können. Allein schon aus diesem Grunde ist eine Ampel-Koalition empfehlenswert.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DarkLightbringer »

H2O hat geschrieben:(13 Jun 2021, 08:51)

Ich sehe eine neue Bundesregierung in der Pflicht, geschlossene Verträge und Vereinbarungen der vorangehenden legitimen Bundesregierungen erfüllen zu müssen. Und deshalb halte ich es für ein Stück aus dem Tollhaus, wenn die derzeitige Regierung kurz vor knapp internationale Verträge schließt, die eine künftige Regierung dann gewissenhaft abarbeiten muß. Es wäre ein Akt der Fairness, solche Verträge der künftigen Regierung / dem künftigen Parlament zur Ratifizierung vor zu legen. Dann wäre bei so weitreichenden Vereinbarungen sogar ein Stück Volkswille durch Wahlen im Spiel.
Um so naheliegender wäre es, Nordstream 2 nicht so knapp vor der Wahl auf Teufel komm raus durchzupeitschen.
Dabei geht es schließlich nicht nur um Milliarden, sondern auch um Krieg und Frieden in Europa.

Die Beschlüsse von Cornwall bleiben indes im Vagen, es sind eher Absichtserklärungen als Verpflichtungen.
Dennoch sieht auch Bundeskanzlerin Merkel, dass eigene Interessen berührt sind.
Merkel – „Können nicht einfach sagen, das wird China schon machen“
https://www.welt.de/politik/ausland/vid ... achen.html

Peking hat unterdessen den kritischen Ansatz der Konferenz als Einmischung in innere Angelegenheiten zurückgewiesen.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von H2O »

Tja, 16 Jahre Kanzlerschaft sind entschieden zu knapp, um ein solches Projekt wie NS2 ordentlich ab zu wickeln. Immer diese unvernünftige Eile! Übrigens ist nicht China unser Partner im Projekt NS2 sondern Rußland. Aber das sind Einzelheiten.

Was wirklich klar zu sein scheint, das ist eine Unterbrechung der Gaslieferungen über NS2, wenn Rußland kein Gas (oder sehr viel weniger als bisher) durch den ukrainischen Abzweig liefern sollte. Aber das hängt von den Bestellmengen der westlichen Partner ab... und natürlich von den Kosten für dieses Gas, die westliche Partner zu schultern haben.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DarkLightbringer »

Die Frage ist doch, ob es nach 16 Jahren die Eile weniger Wochen braucht oder nicht.

Es dürfte ja nicht ganz unerheblich sein, wenn etwa Frau Baerbock Vizekanzlerin würde. Dann nämlich hätten Putins Seilschaften ein Problem, womöglich auch mehrere.
Und die deutsche Außenpolitik könnte der Pubertät entwachsen.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Troh.Klaus »

DarkLightbringer hat geschrieben:(15 Jun 2021, 00:39)
Es dürfte ja nicht ganz unerheblich sein, wenn etwa Frau Baerbock Vizekanzlerin würde. Dann nämlich hätten Putins Seilschaften ein Problem, womöglich auch mehrere.
Und die deutsche Außenpolitik könnte der Pubertät entwachsen.
Wäre es da nicht besser, Frau Baerbock würde Kanzlerin? Als Vize bestimmt sie nun mal nicht die Richtlinien der Politik, auch nicht der Außenpolitik.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DarkLightbringer »

Troh.Klaus hat geschrieben:(15 Jun 2021, 10:08)

Wäre es da nicht besser, Frau Baerbock würde Kanzlerin? Als Vize bestimmt sie nun mal nicht die Richtlinien der Politik, auch nicht der Außenpolitik.
Eine Koalition wird sich absprechen und ich denke, ein frischer Wind wird sich durchsetzen.

Selbst die noch amtierende Bundeskanzlerin sprach jetzt von einem "doppelten Ansatz aus Stärke und Dialog".
Diese neue Redewendung kann als Vorausdeutung verstanden werden, wieder enger mit den Partnern im nahen und fernen Westen zusammen zu arbeiten.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Troh.Klaus »

DarkLightbringer hat geschrieben:(15 Jun 2021, 10:48)
Selbst die noch amtierende Bundeskanzlerin sprach jetzt von einem "doppelten Ansatz aus Stärke und Dialog".
Diese neue Redewendung kann als Vorausdeutung verstanden werden, wieder enger mit den Partnern im nahen und fernen Westen zusammen zu arbeiten.
Vielleicht gehört die noch amtierende Bundeskanzlerin aber auch zu "Putins Seilschaft" und hat sich mit wohlfeilen, aber folgelosen Worten Ruhe für den Rest ihrer Amtszeit verschafft.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DarkLightbringer »

Troh.Klaus hat geschrieben:(15 Jun 2021, 10:53)

Vielleicht gehört die noch amtierende Bundeskanzlerin aber auch zu "Putins Seilschaft" und hat sich mit wohlfeilen, aber folgelosen Worten Ruhe für den Rest ihrer Amtszeit verschafft.
Man hat einen nervösen Finger überlebt, man wird auch eine ruhige Hand überleben.

Oder, wie es Joe Biden ausdrückt: "Russland und China wollen uns spalten, aber unsere Allianz ist robust."
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DarkLightbringer »

Bei einem prägnanten Auftritt der Bundeskanzlerin im NATO-Hauptquartier in Brüssel sprach sie das Konzept 2030 an, das 2022 beschlossen werden soll.

Das betrifft ihre Amtszeit natürlich nicht mehr, gleichwohl zählte sie die thematischen Herausforderungen sehr klar auf.

Die genannten Stichworte: Russland, China, Afghanistan, Hybride Angriffe, Russische Desinformation, Ukraine, Belarus.

Sie erklärt ausdrücklich ihre Unterstützung für ein neues, strategisches Konzept, welches die Herausforderungen klarer umschreiben wird.

[youtube][/youtube]

Die Nordstream 2-Problematik wird hier zwar nicht erwähnt, gleichwohl könnte diese dem Oberthema hybrider Bedrohungen zugeordnet werden.

Wer also zum spezifischen Thema ein besonders naives Bild von der Welt zeichnen möchte, eines, in dem es nur um Spiel und Spaß in Berlin gehe und um fröhliche Geschäfte mit wem auch immer, für den kann die Kanzlerin nur sehr bedingt als Galionsfigur herhalten, wenn überhaupt.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DarkLightbringer »

Die Befürchtung Polens ist laut Außenminister, dass die Pipeline eine „unmittelbare Gefahr für den Frieden in Europa sein wird“. Sie werde zu einer Eskalation der aggressiven Außenpolitik Russlands führen.

Wahrscheinlich hat er recht. Man sollte daher Mittel bereithalten, um die etwaigen Risiken und Nebenwirkungen kompensieren zu können.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DarkLightbringer »

Das Bundesinnenministerium stellt hybride Aktivitäten gegen deutsche Interessen fest.
Man befürchtet, der Wahlprozess solle gestört werden. Insbesondere wird gegen die Nordstream 2-Gegnerin Baerbock agitiert.
Der Kanzlerkandidatin der Grünen wird unterstellt, sie würde größenwahnsinnige Pläne wie einst Hitler hegen.
https://www.tagesspiegel.de/politik/rus ... 91998.html

Wollen "wir" trotzdem 55 Milliarden Kubikmeter überflüssiges Gas pro Jahr kaufen, dessen Preis irgendwie festgelegt wird?

Laut einer Studie des DIW kann der Endverbraucher zumindest mit Zusatzkosten von rund einer halben Milliarde Euro rechnen.
Eine norwegische Studie von 2017 geht - wie die deutsche Entsprechung - ebenfalls von einer Unrentabilität aus.
2018 rechnete die Sberbank vor, dass sich durch NS 2 eine jährliche Ersparnis von 700 Millionen Dollar ergebe, dem Kosten von 17 Milliarden Dollar plus 2,5 Milliarden Dollar Kredite gegenüberstünden. Bei einer angenommenen Auslastung von 60 % ergebe sich demnach ein negatives Ergebnis von mehreren Milliarden Dollar.
Alles auf Wiki nachzulesen.
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Re: Baltic pipe gestoppt

Beitrag von H2O »

Summers hat geschrieben:(10 Jun 2021, 01:50)

Konkurrenzprojekt gestoppt:

https://www.ndr.de/nachrichten/mecklenb ... pe102.html

Läuft in letzter Zeit nicht gut für Polen.
Tja, das meint heute, 2021-06-21, die Gazeta Wyborcza zu diesem Thema:
Gaz
W Danii wznowią budowę Baltic Pipe. Gaz z Norwegii popłynie do Polski w terminie
  • In Dänemark wurde der Bau der Gasleitung BALTIC PIPE wieder aufgenommen.Das Gas aus Norwegen wird im (gesetzten) Terminrahmen nach Polen fließen.
In dem Geschäft muß man offenbar über eiserne Nerven verfügen!
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Re: Baltic pipe gestoppt

Beitrag von TheManFromDownUnder »

H2O hat geschrieben:(21 Jun 2021, 11:16)

Tja, das meint heute, 2021-06-21, die Gazeta Wyborcza zu diesem Thema:

  • In Dänemark wurde der Bau der Gasleitung BALTIC PIPE wieder aufgenommen.Das Gas aus Norwegen wird im (gesetzten) Terminrahmen nach Polen fließen.
In dem Geschäft muß man offenbar über eiserne Nerven verfügen!
Das ist eine gute Nachricht! Europaeisches Gas fuer ein europaeisches Land!
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Re: Baltic pipe gestoppt

Beitrag von H2O »

TheManFromDownUnder hat geschrieben:(21 Jun 2021, 11:28)

Das ist eine gute Nachricht! Europaeisches Gas fuer ein europaeisches Land!
Ja klar! Meine Träume gingen in Erfüllung, wenn ganz einfach unsere polnischen Nachbarn mit uns Deutschen vorbehaltlos zusammen arbeiten würden, um aus unseren Wirtschaftsbeziehungen beiderseits der Oder das bestmögliche wirtschaftliche Ergebnis für beide Völker zu erzielen. Auf jeden Fall bin ich kein Russenfresser, nur weil uns das Verhalten des russischen Präsidenten mißfällt. Und Polenfresser bin ich schon gar nicht, etwa, weil mir die Politik der derzeitigen polnischen Regierung mißfällt. Die Menschen, die ich aus beiden Völkern inzwischen kennen lernen konnte, finde ich völlig in Ordnung. Ich lebe seit längerer Zeit gern unter unseren polnischen Nachbarn, habe hier ehrliche Freunde und gute Nachbarn. Geht doch!
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Kohlhaas »

Ein Aspekt, der mir bisher nicht klar war: Russland könnte Nord Stream 2 auch militärisch nutzen.

https://www.nzz.ch/meinung/nord-stream- ... ld.1634007
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von H2O »

Ein Aspekt, der heute sehr ausführlich in der Gazeta Wyborcza behandelt wird: Ungarn und Polen wollen Energiesicherheit mit AKW erzielen. Tja, diese AKW sind aber in der Enklave Kaliningrad geplant. Der Investor ist ein privates Unternehmen Solorz-Żak. Der polnische Staat soll dazu eine Hochstromtrasse in die Enklave Kaliningrad führen. Na ja, die Slowakei und Ungarn werden wohl auch daran hängen.

Dunkelflauten und dergleichen Störeinwirkungen werden diese AKW nicht beeindrucken. Die politische Wetterlage vermutlich schon. Scheinheiligkeit ist aller Laster Anfang, wenn wir das hier aufgeführte Affentheater zu Nord Stream 2 daneben halten.

Eine Überlegung: Die EU-Netzsicherheit sollte in Deutschland nicht mit diesen Partnern geplant werden. Eine Scheinsicherheit bringt niemanden weiter.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Tom Bombadil »

Na, wenn die sich Putin an den Hals werfen, können sie gegen die Pipeline ja wohl keine Einwände mehr haben.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von H2O »

Tom Bombadil hat geschrieben:(10 Jul 2021, 11:29)

Na, wenn die sich Putin an den Hals werfen, können sie gegen die Pipeline ja wohl keine Einwände mehr haben.
Oh doch, oh doch. schließlich geht es um eine wirtschaftliche Zusammenarbeit von zwei Erzfeinden; jedenfalls sehen das etliche national-klerikale polnische Politiker so. Unerhört, ganz ohne sie um Erlaubnis zu fragen.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Kohlhaas »

H2O hat geschrieben:(10 Jul 2021, 15:12)

Oh doch, oh doch. schließlich geht es um eine wirtschaftliche Zusammenarbeit von zwei Erzfeinden; jedenfalls sehen das etliche national-klerikale polnische Politiker so. Unerhört, ganz ohne sie um Erlaubnis zu fragen.
Oh, oh! Es sind nur die national-klerikalen Polen, die gegen NS2 sind? Das ist jetzt eine ganz neue Information, über die ich mal nachdenken muss. Wie ist es diesen national-klerikalen Polen nur gelungen, ihre national-klerikale Grundhaltung in die Ukraine und ins Baltikum zu exportieren, ohne dass es dortselbst als polnische Einflussnahme erkannt worden ist?

Lieber H2O, ich bin ja in weiten Teilen Deiner Meinung, aber es ist einfach nicht hilfreich, so zu tun, als könne NS2 keine Auswirkungen auf die Sicherheit Europas haben. Und mir "Europa" meine ich jetzt nicht die EU! Wie weit Polen und Ungarn innerhalb der EU mit ihrer Haltung kommen werden, wird man ja in den nächsten Wochen sehen. Ich behaupte, dass es da ein gr0ßes Heulen und Zähneklappern geben wird.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von H2O »

Kohlhaas hat geschrieben:(10 Jul 2021, 17:27)

Oh, oh! Es sind nur die national-klerikalen Polen, die gegen NS2 sind? Das ist jetzt eine ganz neue Information, über die ich mal nachdenken muss. Wie ist es diesen national-klerikalen Polen nur gelungen, ihre national-klerikale Grundhaltung in die Ukraine und ins Baltikum zu exportieren, ohne dass es dortselbst als polnische Einflussnahme erkannt worden ist?

Lieber H2O, ich bin ja in weiten Teilen Deiner Meinung, aber es ist einfach nicht hilfreich, so zu tun, als könne NS2 keine Auswirkungen auf die Sicherheit Europas haben. Und mir "Europa" meine ich jetzt nicht die EU! Wie weit Polen und Ungarn innerhalb der EU mit ihrer Haltung kommen werden, wird man ja in den nächsten Wochen sehen. Ich behaupte, dass es da ein gr0ßes Heulen und Zähneklappern geben wird.
Nun ja, kommt eben darauf an, wer heult und zähneklappert. Mich empört Scheinheiligkeit, wo immer sie auftritt. Ich unterstütze den inneren Ausgleich in Europa zur Herstellung vergleichbarer Lebenschancen in unseren noch so unterschiedlichen Ländern. Kennen wir ja auch aus unserer bundesstaatlichen Ordnung. Nur erwarte ich dann schon ein Miteinander zum gegenseitigen Vorteil. Nur nehmen und nie geben, das kann nicht das europäische Konzept sein. Die Balten, zumindest die Litauer, haben den Beweis unserer Solidarität gegen äußere Bedrückung ja handgreiflich im Lande. Sicher könnte unser Land da mehr tun, aber immer mit weiteren Partnern aus der EU, bitte.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DarkLightbringer »

H2O hat geschrieben:(10 Jul 2021, 23:36)

Nun ja, kommt eben darauf an, wer heult und zähneklappert. Mich empört Scheinheiligkeit, wo immer sie auftritt. Ich unterstütze den inneren Ausgleich in Europa zur Herstellung vergleichbarer Lebenschancen in unseren noch so unterschiedlichen Ländern. Kennen wir ja auch aus unserer bundesstaatlichen Ordnung. Nur erwarte ich dann schon ein Miteinander zum gegenseitigen Vorteil. Nur nehmen und nie geben, das kann nicht das europäische Konzept sein. Die Balten, zumindest die Litauer, haben den Beweis unserer Solidarität gegen äußere Bedrückung ja handgreiflich im Lande. Sicher könnte unser Land da mehr tun, aber immer mit weiteren Partnern aus der EU, bitte.
Um so erstaunlicher ist es ja, dass man sich just in der NS-2-Frage entsolidarisiert und der europäischen Idee den Rücken kehrt.
Ureigentlich müssten Sicherheitsfragen an erster Stelle stehen, gefolgt von makroökonomischen Interessen und schließlich die harmonische Auffassung in zivilgesellschaftlichen Belangen.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von H2O »

DarkLightbringer hat geschrieben:(11 Jul 2021, 06:13)

Um so erstaunlicher ist es ja, dass man sich just in der NS-2-Frage entsolidarisiert und der europäischen Idee den Rücken kehrt.
Ureigentlich müssten Sicherheitsfragen an erster Stelle stehen, gefolgt von makroökonomischen Interessen und schließlich die harmonische Auffassung in zivilgesellschaftlichen Belangen.
Mich deucht, daß Sie mit "gegenseitigem Vorteil" andere Vorstellungen verbinden als ich. Unser Interesse sind bestmögliche Wirtschaftsbeziehungen mit allen Partnern, die dazu gewillt sind. Wir sollten uns nicht von anderen Partnern in deren Spielchen verwickeln lassen. Das sind in dem Augenblick Wettbewerber, die ihren Vorteil suchen. Wir müssen unsere Interessen nicht verleugnen; diese Zeiten sind vorbei. Ihre Reden zum Fenster hinaus sind von vorgestern.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Cobra9 »

H2O hat geschrieben:(11 Jul 2021, 08:21)

Mich deucht, daß Sie mit "gegenseitigem Vorteil" andere Vorstellungen verbinden als ich. Unser Interesse sind bestmögliche Wirtschaftsbeziehungen mit allen Partnern, die dazu gewillt sind. Wir sollten uns nicht von anderen Partnern in deren Spielchen verwickeln lassen. Das sind in dem Augenblick Wettbewerber, die ihren Vorteil suchen. Wir müssen unsere Interessen nicht verleugnen; diese Zeiten sind vorbei. Ihre Reden zum Fenster hinaus sind von vorgestern.
Kann man über deine Beiträge auch sagen angesichts dessen das NS2 für verdammt viel Ärger mit Osteuropa sorgt und der Ukraine
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von H2O »

Cobra9 hat geschrieben:(11 Jul 2021, 10:16)

Kann man über deine Beiträge auch sagen angesichts dessen das NS2 für verdammt viel Ärger mit Osteuropa sorgt und der Ukraine
Damit kann ich leben, und fast meine ich, daß auch unser Land mit Selbstverleugnern ganz gut leben kann.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Cobra9 »

H2O hat geschrieben:(11 Jul 2021, 10:22)

Damit kann ich leben, und fast meine ich, daß auch unser Land mit Selbstverleugnern ganz gut leben kann.
Dein Land?

Ich dachte Du lebst in Polen. Ist ungefähr so wie ich sage USA sind mein Land.

Ich verleugne auch Nichts. Was soll der Schwachsinn. Was bitte verleugne Ich. Erzähl mal.


Ich sage lediglich NS2 verursacht mehr Ärger als solche "Experten" wie Du realisieren möchten oder können.

Für die EU enorm von Vorteil und wenn Russland die Ukraine verarscht zahlt Deutschland die Zeche. Ganz toller Deal für Uns.

Hat ein Politiker schon erklärt.
Alexander Graf Lambsdorff der mehr Europa will wie die meisten. Aber realistisch ist.

https://www.br.de/br-fernsehen/sendunge ... ff100.html

https://www.businessinsider.de/politik/ ... g-steht-a/


Germany First zur falschen Zeit und Stelle war dumm. Aber Frau Merkel und Co sind da aus Eisen. Ob Fehler oder nicht wird durchgezogen. Wenn es ein Fehler ist kann man immer noch Ablenkung betreiben.


Und ob der Wirtschaftliche Wert den Preis insgesamt rechtfertigt musst Du erst einmal belegen. Bitte entkräfte doch mal die Umweltschutz Bedenken oder Sicherheits Kritik.

Mit Reden wirst Du keinen überzeugen. NS2 hat viele Nachteile. Wenn es so einfach ist bitte außer mit dem Argument man sei Selbstverleugner mal Argumentation.

Übrigens was verleugne Ich. Gar nichts. Ich brauche weder Erdgas noch Strom vom Netz für meine Objekte.
Ich heize vollständig mit Alternativen Energien. Strom dito.

Argument Umweltschutz fährst du bei mir schon mal schlecht. Verleugne ich Bedenken für die Sicherheit und Wirtschaft?

Erleuchtung bitte
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von H2O »

Sie haben eben gern Recht; dann soll es so sein.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Kohlhaas »

H2O hat geschrieben:(10 Jul 2021, 23:36)

Nun ja, kommt eben darauf an, wer heult und zähneklappert. Mich empört Scheinheiligkeit, wo immer sie auftritt. Ich unterstütze den inneren Ausgleich in Europa zur Herstellung vergleichbarer Lebenschancen in unseren noch so unterschiedlichen Ländern. Kennen wir ja auch aus unserer bundesstaatlichen Ordnung. Nur erwarte ich dann schon ein Miteinander zum gegenseitigen Vorteil. Nur nehmen und nie geben, das kann nicht das europäische Konzept sein. Die Balten, zumindest die Litauer, haben den Beweis unserer Solidarität gegen äußere Bedrückung ja handgreiflich im Lande. Sicher könnte unser Land da mehr tun, aber immer mit weiteren Partnern aus der EU, bitte.
Dem kann man natürlich nur zustimmen. Das ist ja eine von zwei großen Errungenschaften der EU: Herstellung gleicher Lebensbedingungen bzw. in einigen Fällen erstmal wenigstens Maßnahmen, dies zu erreichen. Es führt zwar etwas vom Thema weg, aber aus genau diesem Grund bin ich durchaus für gewisse Elemente einer "Transfer-Union". Es ist nur gut und richtig, dass Deutschland der größte Nettozahler der EU ist. Prosperieren kann die EU insgesamt nur, wenn in allen Mitgliedsländern ein gewisser Wohlstand herrscht.

Ich würde das allerdings nicht auf ein "Miteinander zum gegenseitigen Vorteil" beschränken. Es sind auch noch gewisse Spielregeln zu beachten. Zum Beispiel gewisse Mitgliedsländer im Osten wie Polen und Ungarn die Grundwerte der EU respektieren und einhalten. Es geht nicht, dass z.B. Orban die EU als Melkkuh betrachtet, die seine Taschen mit Geld füllt, um nebenbei ganz ungeniert mit China oder der Türkei zu klüngeln. Genauso geht es aber auch nicht, dass Deutschland einseitige außenpolitische Entscheidungen wie NS2 fällt, ohne dabei Rücksicht auf die Belange von EU-Mitgliedern oder Partnern (Ukraine) zu nehmen. Hier sehe ich große Defizite bei der Regierung Merkel. Frau Merkel hat in ihrer Amtszeit sicher viel für Deutschland getan und sich international großes Ansehen erworben. Ihre Haltung zu Europa finde ich aber unterirdisch! Es wird höchste Zeit, dass wir eine neue Bundesregierung bekommen.

Die EU braucht dringend Reformen. Und das ist mit der Regierung Merkel leider nicht möglich gewesen. Insbesondere dieses unselige Prinzip der Einstimmigkeit in wichtigen Themenbereichen wie der Außenpolitik muss abgeschafft werden. NS2 tangiert ganz Europa. Da kann es nicht sein, dass die EU keine Entscheidungsbefugnis in diesem Bereich hat. Noch schlimmer ist es, dass die Bundesregierung nach wie vor stur leugnet, dass es überhaupt ein politisches Projekt ist. Deutschland will nicht politisch auf dieses Pipeline-Projekt einwirken und die EU darf es nicht tun. Das ist eine ganz schlechte Situation.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Kohlhaas »

H2O hat geschrieben:(11 Jul 2021, 11:30)

Sie haben eben gern Recht; dann soll es so sein.
Ist ja nicht so, dass nur "Rechthaber" die Pipeline kritisch beäugen ;-)

Der hier zum Beispiel kann nicht so einfach als notorischer Rechthaber abqualifiziert werden:

https://www.spiegel.de/politik/deutschl ... 70799997ad

Wie nun sattsam ausgeführt wurde, gibt es viele gute Argumente dafür, Nord Stream 2 aus politischen Gründen kritischer zu betrachten. Aber die Bundesregierung weigert sich ja immer noch, "politische" Gründe überhaupt wahrzunehmen. Ist ja nur ein "privatwirtschaftliches" Projekt...
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Kohlhaas »

Ein weiteres Argument, die Pipeline kritisch zu sehen: Russland (bzw. der Staatskonzern Gazprom) versucht anscheinend, durch Senkung der Gas-Liefermengen Druck auf die Abnehmer in Europa auszuüben:


https://www.dw.com/de/gazprom-zeigt-eur ... a-58216903
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DevilsNeverCry
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DevilsNeverCry »

Gasproms Marktmacht in Europa -> PS: Kohlhaas war schneller

Nichts illegales was Gasprom betreibt, in der Tat sie erfüllen ihre Verträge. Sie nutzen ihre Marktmacht natürlich aus und beeinflussen so den Gaspreis in den einzelnen EU Staaten. Das beste Mittel dagegen ist natürlich die Lieferquellen weiter zu diversifizieren.
Immerhin hat es diese Nachricht nun auch in die deutschen Medien geschafft. Gasprom möchte ab 4 Quartal sein ganzes Gas über NS2 laufen lassen. Der erste Strang ist ja nun seit Juni fertig verlegt und fertig gebaut worden. Damit können über diesen Strang 25 Mrd m3 Gas exportiert werden. Aktuell läuft ja die Testphase für den ersten Strang. Der letzte Schritt dürfte die Zertifizierung sein. Hier soll die Nord Stream AG laut russischen Medien einen Antrag zur Zertifizierung vorgenommen haben :p :p :p :s Alles super dupa unabhängig :D
Während - wie auch hier im Forum - die deutsche Medienlandschaft auf NS2 blickt, schafft Putin an der südlichen Flanke Fakten. Balkan Stream - der verlängerte Arm von Turkish Stream - wurde nun bis Ungarn gebaut. Jetzt fehlen nur noch die vertraglichen Details zwischen Budapest und Moskau und 6 Mrd m3 Gas fließen ab Oktober über die Türkei Richtung Ungarn. Bulgarien, Serbien und Rumänien hat die Ukraine schon verloren. Ungarn reiht sich hier ab Oktober dazu. Bosnien und Österreich haben ebenfalls Interesse über die Türkei versorgt zu werden. Das könnte 2023 Realität werden. Warum werden diese Staaten nicht kritisiert das Gas unter Umgehung der Ukraine Richtung EU exportiert wird? Immer nur bashing gegen Deutschland?

Tja, ich habe es schon mal geschrieben. UA hätte mal lieber ein Gaskonsortium in den Nullen Jahren bilden sollen. Dann hätte man weiterhin als Gas Hub Europas agieren können. Die Position hat man längst verloren und muss nun um jeden Kubikmeter kämpfen.

Ich glaube nicht das das Schreckensszenario der Ukraine wahr wird - welches besagt das Putin UA trocken legt - da Deutschland darauf drängen wird das Gas auch nach 2024 über UA exportiert werden soll. Gasprom wird sich darauf einlassen müssen, da es eine Inbetriebnahme von NS2 sonst vergessen kann. Das letzte Wort bei NS2 hat nun mal Berlin - siehe oben die Entscheidung darüber wer dieses Rohr zertifizierten darf. Man muss bedenken das wenn UA kein Gas mehr nach Europa liefert das

a) 1 bis 1.5 Mrd€ an Transitgebühren verlieren
b) Kiew in Zukunft Gas welches es nach Polen, Ungarn etc. ursprünglich liefern sollte, an der westlichen Grenze der Ukraine
so nicht mehr kaufen kann. Ein remimport ist nicht mehr möglich. UA müsste sein Gas in Zukunft über NS1, NS2, TurkStream, Baltic Pipeline etc. importieren. Das wird natürlich um einiges dann teurer. Hier gibt es unterschiedliche Schätzungen. Z. B. Das UA hier 3 Mrd€ drauf zahlen muss

Das alles sind Kosten die jährlich anfallen.

Die Kosten haben Privat Haushalte und Unternehmen in UA zu tragen. Die Folgen: Die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen sinkt und Menschen die kaum noch ihre Miete bezahlen können werden einfach auf die Straße gehen müssen da das eigene Einkommen nicht mehr ausreicht um sich über Wasser zu halten.
UA könnte natürlich wieder Kredite beim IWF aufnehmen, aber die werden an harte Auflagen geknüpft (z. B. Erhöhung des Gaspreises) welche Kiew nicht erfüllen will. Das ist allen externen Beteiligten bewusst, daher wird Berlin Moskau darauf drängen müssen das auch nach 2024 Gas über die ukrainische Pipeline exportiert werden muss.
Kiew sollte sich aber Gedanken machen langfristig das Pipelinenetz zu armortisieren- zumindest ein Teil davon. Die Zeiten in denen UA 100 Mrd m3 Gas nach Europa exportieren konnte gehören der Vergangenheit an. Man kann froh sein wenn nach 2024 noch etwas übrig bleibt.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von H2O »

Warum ist es verboten, die Ukraine mit Gas zu beliefern; etwa aus der Nirdsee, so wie Polen sich das derzeit aufbaut? Natürlich muß russischer Willkür ein Riegel vorgeschoben nwerden. Etwa, indem man Flüssiggas-Terminals aufbaut. Auch das könnte in Richtung Ukraine fließen.

Außerdem ist doch mit Rußland vereinbart worden, daß die Ukraine weiter versorgt wird. Das wird die Bundesregierung beobachten müssen und dementsprechend reagieren müssen. Vorsorge ist sicher sinnvoll. "Durchleitungsgebühren" kassieren die Russen mit NS2 natürlich nun allein. So funktioniert Wirtschaft.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DarkLightbringer »

H2O hat geschrieben:(11 Jul 2021, 08:21)

Mich deucht, daß Sie mit "gegenseitigem Vorteil" andere Vorstellungen verbinden als ich. Unser Interesse sind bestmögliche Wirtschaftsbeziehungen mit allen Partnern, die dazu gewillt sind. Wir sollten uns nicht von anderen Partnern in deren Spielchen verwickeln lassen. Das sind in dem Augenblick Wettbewerber, die ihren Vorteil suchen. Wir müssen unsere Interessen nicht verleugnen; diese Zeiten sind vorbei. Ihre Reden zum Fenster hinaus sind von vorgestern.
Unsere Interessen sind nicht die des Gegners.
Gerade deshalb erscheint es ja auch sinnwidrig, sich in Spielchen verwickeln zu lassen, die sich gegen unsere Freunde und Partner richten, letztlich auch gegen uns selbst.

Schröder und Putin sind von vorgestern. Heute erwartet man weniger Widersprüchlichkeit, also kein gleichzeitiges Eintreten für Spaltung und Einheit.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DarkLightbringer »

„Nord Stream 2 sollte gestoppt werden“, fordert die Grünen-Europapolitikerin Franziska Brantner. „Nicht Biden zuliebe, sondern weil es geo- und klimapolitisch gerade jetzt das falsche Signal ist, Putins Clique Milliarden zu überweisen. Damit würde Deutschland einen Keil durch Europa treiben.“
https://www.handelsblatt.com/politik/de ... vEeNck-ap3

Da liegt die Abgeordnete natürlich richtig.

Das Gebot der Stunde ist es, gegenüber Partnern und Freunden eine neue Entspannungs- und Bündnispolitik zu betreiben und gleichzeitig Gegenakteure wie das Putin-Regime oder China etwas kritischer zu sehen.

Just der Fall China zeigt, dass die traditionelle Devise "Wandel durch Handel" auch ganz umgekehrt verstanden werden kann. Peking verlangt zunehmend einen Wandel derer, die mit China handeln wollen und stellt die Bedingungen dafür. Ähnlich wird es Putin sehen, wenn denn die Spaltung und Destabilisierung Europas gelingen sollte.
Die Zeit des Wegduckens ist daher vorbei, jetzt muss es gelten, Farbe zu bekennen.

Brantner hat offenbar die Zeichen der Zeit erkannt. Kein großes Wunder, denn die Abgeordnete ist im Vorstand der Deutsch-Französischen Parlamentarischen Versammlung und sitzt im Unterausschuss des Bundestages für „Zivile Krisenprävention, Konfliktbearbeitung und vernetztes Handeln“.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Tom Bombadil »

H2O hat geschrieben:(11 Jul 2021, 20:03)

"Durchleitungsgebühren" kassieren die Russen mit NS2 natürlich nun allein. So funktioniert Wirtschaft.
So funktioniert Imperialismus, denn mit weniger Einnahmen kann die Ukraine auch weniger Geld in die Landesverteidigung stecken.
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