Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DarkLightbringer »

Kohlhaas hat geschrieben:(09 Jun 2021, 15:43)

US-Außenminister Blinken hat verkündet, dass Deutschland in Sachen Nord Stream 2 nun mit den USA zusammenarbeitet.

"Demnach könnte Berlin etwa garantieren, dass die Ukraine künftig keine Transitgebühren für Gas einbüßt."

https://www.welt.de/politik/ausland/art ... eam-2.html
Es ist begrüßenswert, wenn sich Berlin dialogbereit zeigt.

Darüber hinaus versprach Blinken "Reaktionen", wenn Moskau versucht, das Gas als Waffe einzusetzen.

https://www.euractiv.de/section/eu-auss ... -abfedern/
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Summers
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Baltic pipe gestoppt

Beitrag von Summers »

Konkurrenzprojekt gestoppt:

https://www.ndr.de/nachrichten/mecklenb ... pe102.html

Läuft in letzter Zeit nicht gut für Polen.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von H2O »

Als Unionsbürger in Polen finde ich nichts gut, was zum Nachteil Polens getan wird. Für Europa wäre ein Netz von leistungsfähigen Lieferbeziehungen immer von Vorteil. Als gute Nachbarn sollten wir Polen dabei unterstützen, sich unabhängig von Rußland zu halten, wenn sich das Land durch Rußland bedrängt fühlt..

Und so geht Zusammenarbeit... in derselben Quelle zu lesen:
Röhren für Baltic Pipe, das polnische Konkurrenz-Projekt zu Nord Stream 2, sollen von Mukran aus angeliefert werden.
Geht doch!
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Summers »

Nö, geht eben nicht, denn ist gerichtlich gestoppt worden. Im günstigsten Falle verzögert sich der Bau nur.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von H2O »

Summers hat geschrieben:(10 Jun 2021, 08:52)

Nö, geht eben nicht, denn ist gerichtlich gestoppt worden. Im günstigsten Falle verzögert sich der Bau nur.
Die Elbbrücke bei Dresden wurde dennoch gebaut: Weltkulturerbe Adieu. Die Klageschrift der Kleinen Hufnase hat nicht geholfen. Die Kleine Hufeisennase nistet inzwischen vielleicht im Gemäuer der Brücke. Polen und Dänemark werden einen Vergleich anstreben mit Rücksicht auf die bedrängte Tier- und Pflanzenwelt in Dänemark, und dann wird doch gebaut. War bei NS2 doch auch so; dort allerdings im deutschen Streckenabschnitt.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DarkLightbringer »

Auch die dänischen Umweltschützer befürchten eben wegen fossiler Großprojekte eine Verzögerung der Energiewende.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DarkLightbringer »

Putin will sich an das Abkommen nicht halten, wenn sich die Ukraine weiterhin zu stark verteidigt.
Kritiker von Nord Stream 2 sehen sich dadurch in ihrer Erwartung bestätigt, dass Russland die neue Pipeline als geopolitische Waffe einsetzen will.
Tja, welch Wunder.

AM Maas will wiederum "vermitteln" - der inzwischen berühmte Dialog-Ansatz.

Die Ukraine ihrerseits setzt auf deutsche Garantien:
"Wir haben sehr ernsthafte und begründete Zweifel am Willen Russlands, sich an irgendwelche Abkommen zu halten", sagte er. Vertrauen werde man daher nur auf deutsche Garantien.
https://www.sueddeutsche.de/politik/ost ... -1.5317159

Und laut US-Außenminister Blinken haben die Deutschen am Tisch Platz genommen. Auch dort wird ein Dialog geführt.

Viel Dialog, wenig Frieden?
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Kohlhaas »

H2O hat geschrieben:(09 Jun 2021, 21:57)

Sehr nett überlegt! Geopolitik der USA auf deutsche Kosten.
Erstens ist das nicht so, und zweitens: Was könnten wir dagegen einwenden? Deutschland macht doch seit Jahren auch ganz ungeniert Politik auf Kosten der Ukraine und Polens. Jedenfalls soweit es Nord Stream 2 betrifft.
Vielleicht sollte man aushandeln, daß die USA sich an den "Ausfallkosten" in gleicher Höhe beteiligen wie der Rest der EU. Dann könnte man sogar von echter Partnerschaft reden, und nicht nur von einem Befehl von "oben" nach "unten".
Nicht nur meinem Eindruck nach wenden die USA seit Menschengedenken sehr viel Geld auf als Deutschland, um das bestehende Bündnissystem aufrecht zu erhalten. Es ist ja wohl unstrittig, dass die Militärausgaben der USA höher sind als die aller anderen Nato-Mitglieder zusammen. Die Europäer haben da ganz gewiss keinen Grund, sich selbst auf die Schulter zu klopfen.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Kohlhaas »

Mehmet hat geschrieben:(09 Jun 2021, 22:54)

Was hat die USA damit zu tun?

Deutschland macht sich wieder einmal mehr lächerlich. Putin hat immer recht gehabt: Die USA gibt den Ton an.
Warum lebst Du hier, wenn Deutschland so lächerlich ist? Die USA haben damit zu tun, weil sie der wichtigste Bündnispartner Deutschlands sind. Und würden die USA "den Ton angeben", müssten wir über NS2 gar nicht diskutieren. Das zieht Deutschland gerade durch, gegen den erklärten Willen der "tonangebenden" USA.
Das ist ein deutsch-russisches Projekt, dass muss man sich einmal geben. Wie blöd sind die Deutschen bloß? Die werden von oben herab wie Hunde behandelt. :D
Ja, Erdogans Politik beweist, dass ihm partnerschaftliches Verhalten zwischen Verbündeten völlig fremd ist. Betrachte uns Deutsche ruhig als Hunde, die sich von oben herab kraulen lassen. Um in der Analogie zu bleiben: Dann seid Ihr Türken allerdings ganz dumme Hunde, die trotz knurrendem Magen in die Hand beißen, die sie so lange gefüttert hat.

Nord Stream 2 ist kein "deutsch-russisches" Projekt. Es wirkt sich auf andere EU-Länder aus, es wirkt sich auf Nato-Partner aus und es wirkt sich auf Nachbarländer wie die Ukraine aus. Es hat etwas mit Anstand zu tun, bei seinem eigenen Handeln auch die Interessen von Partnern zu berücksichtigen. Dass es "Euch Türken" nur um Eure eigenen Interessen zu gehen scheint, ist gewiss kein Vorbild. "Ihr Türken" seht ja, wohin Euch das gebracht hat. Ihr habt fast keine Freunde mehr und nagt am Hungertuch. Große Leistung! Egoismus zahlt sich halt aus.

Am Rande: Formulierungen wie "die Türken" finde ich übrigens unsäglich. Ich bin sicher, dass es "die Türken", über die Du so gern schreibst, gar nicht gibt. Die existieren nur in Deinen und Erdos Machtphantasien.
Und es wird noch besser:

Deutschland hat mit Sicherheit auch mehr von seinen Verbündeten und Partnern erwartet. Stattdessen hat man sie mit einem lächeln, hinterrücks ausspioniert und sich damit auch Vorteile verschafft.
Da sind wir wieder beim Punkt: Vorausschauendes Handeln ist nationalistischen Chauvinisten offenbar nicht gegeben. Bezüglich NS2 hat Deutschland mit Russland Vereinbarungen getroffen, mit denen die Ukraine geschützt werden sollte. Jetzt stellt Putin diese Verträge offensichtlich infrage.

Es wäre völlig angemessen, wenn Deutschland jetzt endlich mal sagen würde, wo die roten Linien sind und was passiert, wenn sie überschritten werden. Was passiert, wenn Russland geschlossene Verträge missachtet? Das muss offen ausgesprochen und mit Garantien sichergestellt werden. Dem Kreml muss glasklar sein, was passiert, wenn er mit Deutschland geschlossene Verträge missachtet.

Das soll uns Deutsche zu hündischen Vasallen der USA machen? Fändest Du es angemessener, einen Verbündeten zu verprellen, um sich dann von einem erklärten Feind in den ... ich korrigiere: alles gefallen zu lassen? Jooo, Erdogan handelt genau so. Man sieht ja, wohin das für die Türkei geführt hat.

Du hast nicht im Ansatz verstanden, worum es hier geht.
Ein weiteres Beispiel. Guck dir das an. Wie kann man sich nicht darüber lustig machen?
Ich weiß zwar nicht, welches Beispiel Du gerade meinst, aber es ist bestimmt eine schöne Sache, wenn man selbst dann noch lachen kann, wenn man ganz allein ist, keine Freunde mehr hat und sich vor Hunger kaum noch auf den Beinen halten kann. Dazu passt es allerdings nicht, dass Du Dich hier in Deutschland im warmen Nest räkelst und das Elend rechtfertigst, in dem Deine Landsleute in der Türkei leben. Schau mal auf die Inflationsrate und den Kurs der Lira. Hast Du eigentlich eine Ahnung, wie es Deinen Landsleuten daheim ergeht? Oder ist es Dir einfach nur egal?
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Mehmet »

Kohlhaas hat geschrieben:(10 Jun 2021, 13:53)

Deutschland macht doch seit Jahren auch ganz ungeniert Politik auf Kosten der Ukraine und Polens. Jedenfalls soweit es Nord Stream 2 betrifft.
Was hat die Ukraine und Polen mit Nord Stream 2 zu tun, was ein Wirtschaftsprojekt zwischen Deutschland und Russland ist?!

Das sich andere daran stören ist zweitrangig, da sie damit primär gar nichts zu tun haben und es keinen wirklich angeht. Deutschland wird nicht nur unabhängiger, sondern wird letzten Endes selbst als Transitland in Frage kommen.
Polen und die Ukraine verlieren somit ein Druckmittel um etwaige Forderungen an Deutschland oder Russland durchzudrücken. Es geht einzig allein um die Transitgebühren, weil die zwei Staaten es nicht schaffen ihre Wirtschaft auf Vordermann zu bringen. Warum also sollte Deutschland oder Russland diese zwei Staaten weiter durchfüttern oder sich irgendwo in deren Geschäfte reinreden lassen? Deutschland oder Russland sind nicht deren Mama, an deren Zipfel sie sich stückweit ernähren. Gerade Polen (PiS), die dank der EU sowieso nur die Hände aufhalten und ansonsten eh nicht viel mit Deutschland zu tun haben wollen. Das kann ich allerdings ein Stück weit nachvollziehen.

Mehr gibt es bei dem Thema auch nicht zu sagen. Es geht um Geld, Macht und Unabhängigkeit. Das ist halt einigen ein Dorn im Auge.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Mehmet »

Kohlhaas hat geschrieben:(10 Jun 2021, 14:26)

...
Da scheint aber einer Aufgebracht zu sein.
Gefährlich, da offensichtlich Verständnisschwierigkeiten herrschen.

Ich betrachte euch Deutsche als Hunde? Das soll ich geschrieben haben?

Ja, gut, was soll ich dazu sagen... das ist nicht mein Niveau. Kaufe dir eine Zimmerpflanze und unterhalte dich doch mit der. Der kannst du auch die Schuld geben, wenn dir der Teller aus der Hand fällt. :D
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Kohlhaas »

Mehmet hat geschrieben:(10 Jun 2021, 15:05)

Was hat die Ukraine und Polen mit Nord Stream 2 zu tun, was ein Wirtschaftsprojekt zwischen Deutschland und Russland ist?!
Wenn Du das noch immer nicht kapiert hast, erübrigt sich eigentlich jede weitere Diskussion.
Das sich andere daran stören ist zweitrangig, da sie damit primär gar nichts zu tun haben und es keinen wirklich angeht. Deutschland wird nicht nur unabhängiger, sondern wird letzten Endes selbst als Transitland in Frage kommen.
Polen und die Ukraine verlieren somit ein Druckmittel um etwaige Forderungen an Deutschland oder Russland durchzudrücken. Es geht einzig allein um die Transitgebühren, weil die zwei Staaten es nicht schaffen ihre Wirtschaft auf Vordermann zu bringen. Warum also sollte Deutschland oder Russland diese zwei Staaten weiter durchfüttern oder sich irgendwo in deren Geschäfte reinreden lassen? Deutschland oder Russland sind nicht deren Mama, an deren Zipfel sie sich stückweit ernähren.
Dass es aus Deiner Sicht zweitrangig ist, wie sich Entscheidungen einer Nation auf Verbündete auswirken, ist hinreichend deutlich geworden. Wie schon geschrieben: Du liegst da ganz auf einer Linie mit Erdogan. Und mit dem Kurs wird die Türkei so richtig auf die Schnauze fallen. Im freien Fall ist sie schon jetzt.
Gerade Polen (PiS), die dank der EU sowieso nur die Hände aufhalten und ansonsten eh nicht viel mit Deutschland zu tun haben wollen. Das kann ich allerdings ein Stück weit nachvollziehen.
Wieder lieferst Du eine Beleg, dass Du keine Ahnung hast, was Du schreibst. Polen ist für Deutschland als Handelspartner längst viel wichtiger als Russland. Sogar wichtiger als Großbritannien.
Mehr gibt es bei dem Thema auch nicht zu sagen. Es geht um Geld, Macht und Unabhängigkeit. Das ist halt einigen ein Dorn im Auge.
Deutschland hat noch genügend Geld, Macht und Freunde. Gilt das für die Türkei auch? Irgendwas müssen wir also wohl richtig machen ;)
Zuletzt geändert von Kohlhaas am Do 10. Jun 2021, 15:46, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Kohlhaas »

Mehmet hat geschrieben:(10 Jun 2021, 15:24)

Da scheint aber einer Aufgebracht zu sein.
Gefährlich, da offensichtlich Verständnisschwierigkeiten herrschen.

Ich betrachte euch Deutsche als Hunde? Das soll ich geschrieben haben?
Hier hast Du das geschrieben:
Mehmet hat geschrieben:(09 Jun 2021, 22:54)Das ist ein deutsch-russisches Projekt, dass muss man sich einmal geben. Wie blöd sind die Deutschen bloß? Die werden von oben herab wie Hunde behandelt. :D
Da bezeichnest Du die Deutschen als "blöd" und vergleichst sie mit Hunden. Oder etwa nicht?

Ich bin darüber auch gar nicht aufgebracht. Ich finde es langsam nur noch lächerlich. Dass hier Verständnisschwierigkeiten eine Rolle spielen, hatte ich ja schon geschrieben. Du sprichst zwar offensichtlich gut Deutsch, kannst die Inhalte aber nicht begreifen.
Ja, gut, was soll ich dazu sagen... das ist nicht mein Niveau. Kaufe dir eine Zimmerpflanze und unterhalte dich doch mit der. Der kannst du auch die Schuld geben, wenn dir der Teller aus der Hand fällt. :D
Dieser Aussage lag jetzt vermutlich ein gewohnt blumiges orientalisches Gleichnis zugrunde, das ich nicht kenne. Und "Niveau" solltest Du Dir erstmal zulegen.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von H2O »

Kohlhaas hat geschrieben:(10 Jun 2021, 13:53)

Erstens ist das nicht so, und zweitens: Was könnten wir dagegen einwenden? Deutschland macht doch seit Jahren auch ganz ungeniert Politik auf Kosten der Ukraine und Polens. Jedenfalls soweit es Nord Stream 2 betrifft.
Diese Variante halte ich für ausgemachten Unsinn. Wird man in diesem unserem Lande ja noch einmal sagen dürfen. ;)

Nicht nur meinem Eindruck nach wenden die USA seit Menschengedenken sehr viel Geld auf als Deutschland, um das bestehende Bündnissystem aufrecht zu erhalten. Es ist ja wohl unstrittig, dass die Militärausgaben der USA höher sind als die aller anderen Nato-Mitglieder zusammen.
Klar, Deutschland ist ein Land, das zu lange die vermeintliche Friedensdividende nach dem Kalten Krieg genossen hat. Leider sind nicht alle Staatsführer so freundlich und menschlich wie seinerzeit Präsident Gorbatschow. Da gibt es nun hoffentlich eine Aufholjagd für Deutschland und Europa, wohlgemerkt... die Phase des Erwachsenwerdens.

Was die USA betreiben, das ist, sich eine riesige Übermacht zu gönnen, die sie in die Lage versetzt, mit bisher jedem Gegner nach dem Kalten Krieg fertig zu werden. Allerdings ist die Dividende in asymmetrischen Einsätzen kümmerlich: Somalia, Irak, Syrien, Afghanistan. Und Verbündete im Kampf gegen den IS überläßt diese Supermacht auch noch einem offensichtlichen Spinner.
Die Europäer haben da ganz gewiss keinen Grund, sich selbst auf die Schulter zu klopfen.

Stimmt; was hier veranstaltet wird, das ist ein wirkliches Trauerspiel vor dem Hintergrund neuer und alter Bedrohungen. Da haben etliche Leute den Schuß nicht gehört... oder lieber nicht hören wollen. Meine Rede seit Jahren. Denken wir nur an FRONTEX, wozu die Truppe gedacht war, und was daraus entstanden ist! Oder denken wir an das Eindringen fremder Mächte in Nachrichtennetze und Datenspeicher der Bundesregierung und deutscher Unternehmen.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Kohlhaas »

H2O hat geschrieben:(10 Jun 2021, 17:45)

Diese Variante halte ich für ausgemachten Unsinn. Wird man in diesem unserem Lande ja noch einmal sagen dürfen. ;)
Sicher darf man das einmal sagen. Allerdings sollte man es dann auch gut begründen können :D

Putin hat doch erst vor wenigen Tagen ganz unverhohlen gesagt, dass er kein Erdgas mehr durch die Ukraine leiten will, wenn die Ukraine sich dem Kreml gegenüber nicht schön devot verhält. Unter diesen Bedingungen lässt sich einfach nicht abstreiten, dass die Existenz von NS2 für die Ukraine mit Einnahmeverlusten in Milliardenhöhe verbunden sein kann. Die aggressive russische Politik gegenüber der Ukraine (da herrscht Krieg!) lässt auch keinen Zweifel daran, dass Putin noch rücksichtsloser vorgehen könnte, wenn er nicht mehr darauf angewiesen ist, dass die Ukraine (und Polen) sein kostbares Erdgas zu den zahlungskräftigen Kunden in Westeuropa weiterleitet. Was Du als ausgemachten Unsinn bezeichnest, wird in Polen und der Ukraine als sehr reale Bedrohung wahrgenommen. Auch die Balten sind nicht begeistert über NS2, denn die leben in einer Region, die Russland relativ leicht vom Rest Europas abschneiden könnte. Es gibt noch weitere Kritiker der neuen Pipeline, die alle berechtigte Interessen haben. Um diese Interessen hat Deutschland sich bislang in keinster Weise gekümmert. Aus blankem nationalem Eigeninteresse heraus hat Berlin an Nord Stream 2 festgehalten und treibt ein Gemeinschaftsprojekt mit einem "Feind" voran, obwohl dies Freunden definitiv schadet.

Ich werte es als wichtigen diplomatischen Erfolg der Biden-Administration, dass Berlin jetzt offenbar zu einem Einlenken bewegt werden konnte. Unter Trump wäre das nicht möglich gewesen. Deutschland hat vor Baubeginn von Russland Garantien insbesondere bezüglich der Ukraine bekommen. Jetzt stellt Russland dies infrage. Damit ist es jetzt an der Zeit, dass Deutschland Garantien gibt, dass wir auf Einhaltung der russischen Zusagen bestehen werden. Biden, oder genauer: Blinken, hat hier mit kooperativer Diplomatie offenbar viel mehr erreicht, als dieser widerliche Narzist mit dem Namen Trump. Blinken ist ein ausgewiesener Kenner der Materie! Und er verhält sich Deutschland gegenüber anständig. Nun muss Deutschland entsprechend antworten. Das können wir uns auch locker leisten, denn wir brauchen NS2 überhaupt nicht...
Was die USA betreiben, das ist, sich eine riesige Übermacht zu gönnen, die sie in die Lage versetzt, mit bisher jedem Gegner nach dem Kalten Krieg fertig zu werden. Allerdings ist die Dividende in asymmetrischen Einsätzen kümmerlich: Somalia, Irak, Syrien, Afghanistan. Und Verbündete im Kampf gegen den IS überläßt diese Supermacht auch noch einem offensichtlichen Spinner.
Oh, dazu ließe sich bezogen auf jeden genannten Fall ein eigener Diskussionsstrang aufmachen. Zudem ließe sich die Liste noch erheblich erweitern. An erster Stelle fällt mir da Ex-Jugoslawien ein. Direkt vor unserer Haustür. Aber wir konnten mit dem Problem erst umgehen, als die USA geholfen haben...

Die USA leisten nicht nur sich selbst diese Übermacht. Sie leisten sich das auch für uns. Machen wir uns nichts vor: Ohne die USA wäre Europa nicht in der Lage, sich Putin energisch zu widersetzen. Vom Grundgedanken her bedeutet die Nato "Einer für Alle, Alle für Einen". Die gelebte Realität sieht aber so aus, dass in der Nato der Wahlspruch "Die USA für Alle" gilt. Was geben wir denn zurück? Ja, Deutschland hat das zweitgrößte Kontingent in Afghanistan gestellt. Und dieses Kontingent wäre nicht fähig gewesen, dort ohne amerikanische Hilfe zu bestehen. Afghanistan ist zudem noch ein Sonderfall. Fragen wir uns doch mal, warum denn ausgerechnet die Amerikaner sich in Konflikte in Irak, Syrien, Somalia, Libyen, Balkan... einmischen müssen! Das betrifft die doch alles gar nicht direkt. Die könnten sich auf ihren Kontinent zurückziehen und uns zurufen: "Macht mal! Viel Glück!" Machen sie aber nicht. Es ist unredlich, den USA vorzuhalten, dass sie aus bloßen Machtinteressen ein so großes Militär unterhalten.

Das hat jetzt auch nicht allein was mit militärischer Macht zu tun. Wenn ich die Wahl hätte, ob ich in Russland oder im Iran oder in den USA leben will, dann müsste ich über die Antwort nicht eine Sekunde nachdenken!
Stimmt; was hier veranstaltet wird, das ist ein wirkliches Trauerspiel vor dem Hintergrund neuer und alter Bedrohungen. Da haben etliche Leute den Schuß nicht gehört... oder lieber nicht hören wollen. Meine Rede seit Jahren. Denken wir nur an FRONTEX, wozu die Truppe gedacht war, und was daraus entstanden ist! Oder denken wir an das Eindringen fremder Mächte in Nachrichtennetze und Datenspeicher der Bundesregierung und deutscher Unternehmen.
Gegen Frontex habe ich jetzt nicht groß was einzuwenden. Mit dem Rest hast Du aber recht. Dann können wir auch gleich noch an die aktuell laufende russische (und türkische) Hetzkampagne gegen die Grünen im Vorfeld der nächsten Bundestagswahl denken. Ein weiterer Beleg dafür, dass wir selbst uns ohne Hilfe kaum wehren können gegen die kriegslüsternen Diktatoren, die uns bedrohen. Da wirkt es auf mich ziemlich billig, wenn einzelne Diskussionsteilnehmer für alles, was schief gelaufen ist, die USA verantwortlich machen. Damit meinte ich jetzt nicht Dich.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von H2O »

Deutschland hat vor Baubeginn von Russland Garantien insbesondere bezüglich der Ukraine bekommen. Jetzt stellt Russland dies infrage.
Das sollten wir nun einmal ganz unaufgeregt abwarten. Ich halte gar nichts von irgendwelchen Drohungen. Mit der Ausnahme, daß man seine Erwartung ausdrücken kann, daß der Partner seinen Vertrag und seine Randbedingungen treu erfüllt... welche in Erinnerung zu bringen wären. Eine klassische Aufgabe für den Außenminister Maas.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DarkLightbringer »

"Nord Stream 2 ist Deutschlands – und Europas – Achillesferse", schreibt Judy Dempsey von Carnegie Europe, die auch Chefredakteurin von "Strategic Europe" ist.

Deutschland werde geschwächt, Europa gespalten, die Ukraine erpresst, so Dempsey.
Wenn die EU sich global engagieren wolle, müsse sie aufhören, als Spielwiese Moskaus zu dienen.

https://carnegieeurope.eu/strategiceurope/84704

Anders als andere, die glauben, Deutschland werde schon etwas unternehmen, wenn Putin etwas ungutes tue, gehe ich von einer deutlich steigenden Kriegsgefahr in Europa aus, so bald die Röhre in den Betrieb geht.
Ein geschwächtes Deutschland, und ein schwaches Europa, wie es Dempsey sieht, werden nur wenig zur Friedenssicherung beitragen können.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von H2O »

Der neunmalklugen Aufsätze sind genug geschrieben; Deutschland/Tschechien/Österreich brauchen das Gas aus NS2 für einen planvollen Übergang zur CO2-neutralen Wirtschaftsweise. Schon vor Monaten wurde festgestellt, daß die Gasröhre zwei Enden hat, die jederzeit geschlossen werden können. Deshalb verdient auch das "konkurrierende Projekt" der skandinavischen Röhren ("Baltic Pipe") nach Niechorze-Pogorzelica unsere volle Unterstützung, schon um Vertragsbrüchen vorbeugen zu können. Dieses Projekt wird mit EU-Mitteln gefördert; gut so!

Nach Inbetriebnahme der Röhren sollten Polen und Deutschland überlegen, wie aus den Gasanlandungen in Ost-Vorpommern (Lubmin) und West-Pommern (Swinemünde, Niechorze) ein wetterfester Verbund für das östliche Mitteleuropa entwickelt werden kann.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Mehmet »

Kohlhaas hat geschrieben:(10 Jun 2021, 15:36)
Wenn Du das noch immer nicht kapiert hast, erübrigt sich eigentlich jede weitere Diskussion.
Bin ich ganz bei dir. Du bist halt ein hoffnungsloser Fall.
Kohlhaas hat geschrieben:(10 Jun 2021, 15:36)
Dass es aus Deiner Sicht zweitrangig ist, wie sich Entscheidungen einer Nation auf Verbündete auswirken, ist hinreichend deutlich geworden. Wie schon geschrieben: Du liegst da ganz auf einer Linie mit Erdogan. Und mit dem Kurs wird die Türkei so richtig auf die Schnauze fallen. Im freien Fall ist sie schon jetzt.
Oh bitte, was hat denn nun wieder die Türkei/Erdogan damit zu tun? Wir waren und sind hier bei Nord Stream 2.
Kohlhaas hat geschrieben:(10 Jun 2021, 15:36)
Wieder lieferst Du eine Beleg, dass Du keine Ahnung hast, was Du schreibst. Polen ist für Deutschland als Handelspartner längst viel wichtiger als Russland. Sogar wichtiger als Großbritannien.
Du vergleichst Polen (EU-Mitglied & Nachbar) mit Russland, was seit 2015(?) von Deutschland beziehungsweise der EU sanktioniert wird?

Was ist bloß los mit dir?!
Kohlhaas hat geschrieben:(10 Jun 2021, 15:36)
Deutschland hat noch genügend Geld, Macht und Freunde. Gilt das für die Türkei auch? Irgendwas müssen wir also wohl richtig machen ;)
Staaten haben keine Freunde, nur Interessen. Beispiel die USA, Großbritannien oder Dänemark.

Deutschland kauft sich seine "Freunde". Wobei wir dann auch wieder bei den Polen angekommen wären. :D
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Kohlhaas »

Mehmet hat geschrieben:(11 Jun 2021, 11:27)
Staaten haben keine Freunde, nur Interessen. Beispiel die USA, Großbritannien oder Dänemark.

Deutschland kauft sich seine "Freunde". Wobei wir dann auch wieder bei den Polen angekommen wären. :D
Hallo, Herr HoffnungsloserFall!

Dass "Ihr Türken" keine Freunde habt und offensichtlich auch keine Freunde haben wollt, ist doch offensichtlich. Ist doch auch in Ordnung, wenn Erdogan das so will. Dass er die Türkei damit in den Abgrund reißt, ist doch aus deutscher Sicht auch kaum zu beanstanden. Ist doch alles Euer Ding. Macht nur weiter so. Eure Entscheidung.

Dass Deutschland sich seine Freunde kaufen würde, ist allerdings völliger Schwachsinn. So kann man das nur sehen, wenn man es für okay hält, dass die Türkei seit Jahren bedenkenlos ihre Freunde verkauft. Deshalb habt "ihr Türken" ja mittlerweile gar keine Freunde mehr. 'Sind alle verkauft worden. Es fragt sich nur: Wofür eigentlich?

Vermutlich muss man türkischer Chauvinist sein, um diesen Irrsinn irgendwie "verständlich" zu finden. Aber träum ruhig weiter vom Osmanischen Weltreich.

Wir machen das mit Nord Stream 2 eben ganz anders. Unser Weg zahlt sich offensichtlich aus, denn wir sind selbst in der Pandemie noch ein wirtschaftlich florierendes Land. Die Türkei hingegen steht kurz davor, vollendes abzukacken. GLaubst Du wirklich, dass irgendjemand "Deine" Türkei für ein Vorbild halten sollte?
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Mehmet »

Kohlhaas hat geschrieben:(11 Jun 2021, 12:46)
Aber träum ruhig weiter vom Osmanischen Weltreich.
Hab ich nie gesagt, behauptet oder ähnliches.
Kohlhaas hat geschrieben:(11 Jun 2021, 12:46)
Glaubst Du wirklich, dass irgendjemand "Deine" Türkei für ein Vorbild halten sollte?
Hab ich nie gesagt, behauptet oder ähnliches.

Ein ernst gemeinter Rat: Finger weg von dem Zeug! Und wir lassen dann das Ganze auch mal gut sein, oder? :thumbup:
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Kohlhaas »

Mehmet hat geschrieben:(11 Jun 2021, 13:22)

Hab ich nie gesagt, behauptet oder ähnliches.

Hab ich nie gesagt, behauptet oder ähnliches.

Ein ernst gemeinter Rat: Finger weg von dem Zeug! Und wir lassen dann das Ganze auch mal gut sein, oder? :thumbup:
Hast Du wirklich nie gesagt oder behauptet oder ähnliches? Hast nur sinnfrei rumgestichelt, wie toll "die Türken" und wie blöd "die Deutschen" sind? Und spekuliert, wann Deutschland der Türkei gehört?

Ja, lassen wir es gut sein. Ein ernstzunehmender Gesprächspartner warst Du ohnehin nie.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DarkLightbringer »

Wer Krieg führt in Europa, der ist einfach der falsche Partner für die europäische Energiesicherheit.
Selbst wenn so ein altes Fossil-Ding eine "Übergangslösung" bis 2050 wäre - was aber an sich schon grundlegend unzutreffend ist.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von H2O »

DarkLightbringer hat geschrieben:(11 Jun 2021, 23:47)

Wer Krieg führt in Europa, der ist einfach der falsche Partner für die europäische Energiesicherheit.
Selbst wenn so ein altes Fossil-Ding eine "Übergangslösung" bis 2050 wäre - was aber an sich schon grundlegend unzutreffend ist.

Tja, die Bundesregierung hört ganz einfach nicht auf Ihre Ratschläge. Demnächst haben Sie die Wahl... :)
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DevilsNeverCry
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DevilsNeverCry »

Kohlhaas hat geschrieben:(06 Jun 2021, 13:15)

Dochdoch, das hast Du von Putin. Ich meinte die Aussage, dass eine Röhre fertiggestellt sei und dass sie sehr schnell "in Betrieb" gehen könne. Putin ist der einzige, der das öffentlich behauptet hat. Alle anderen Quellen, aus denen Du diese "Nachricht" haben könntest, haben lediglich Putin zitiert. Der sprach von zehn Tagen.
Ok, nochmal nachgeschaut. In der Tat verweisen die Medien direkt oder indirekt auf Putin. In der Tat wird der Test deutlich länger dauern als erwartet. Zumindest der Bau ist - Stand aktuell - am Meeresabschnit fertig. Lediglich die Schweißarbeiten in Deutschland dauern noch an. Den Zieltermin für August/September habe ich allerdings geseschätzt da ich davon ausging das dieser noch in diesem Sommer fertig abgewickelt wird. Zumindest gibt es aber einen Indikator bis wann man fertig sein möchte. Gasprom hat für die Jamal Pipeline nur noch 1 Mrd m3 geleased anstelle von den üblichen 8 Mrd bcm. Ist wohl nicht schwer sich vorzustellen wohin die restlichen 7 Mrd bcm fließen werden. Man geht also davon aus ab Oktober über NS2 liefern zu können.
Tatsache ist: Die Röhre ist noch nicht fertig. Die Rohre sind verlegt und müssen über lange Strecken jetzt noch angehoben und fest verbunden werden. Ob beide Enden bereits mit dem jeweiligen Festland verbunden sind, wissen wir beide nicht. Ob die Abnahmestelle in Deutschland dann schon bereit ist, Gas ins Netz weiterzuleiten, wissen wir beide ebenfalls nicht. Die jetzt noch ausstehenden Arbeiten an der angeblich "fertiggestellten" Röhre sind kompliziert und aufwändig. Erst wenn diese Arbeiten abgeschlossen sind, kann ein Testbetrieb beginnen. Und ich bin sicher, dass das nicht schon Mitte Juni passieren wird! Das wird noch Wochen, wenn nicht Monate dauern. Erst danach stellt sich die Frage der Zertifizierung. Wer nimmt die vor? Und wer nimmt sie dann anschließend ab? Europa wird sich dabei doch sicher (hoffentlich?) nicht auf die Aussagen "interessierter" russischer "Experten" verlassen...
Siehe oben. Schweißarbeiten am Meeresabschnitt sind sowohl in GER und RUS fertig. Die Vorbereitung der Testphase läuft an und man kann hier auf 1-3 Monate schätzen.
Ich habe bzgl. das Gasnetz in GER nachgehackt.Das Gas selbst wird über Eugal geliefert. Die Anbindung zu Land für NS2 ist ebenfalls da. Nur muss müssen hier beide Stränge in Lubmin verbunden werden.
Es gibt Vermutungen das Gascade sich der Zertifizierung von NS2 vornimmt. Die Gascade GmbH ist übrigens Anteileigner an Eugal.

Bei der Zertifizierung geht es darum das das das Unternehmen den Standards laut EU Gesetzgebung entspricht um so eine Zertifizierung vorzunehmen. Wenn Russland - oder eine andere 3 Partei - das nachweisen kann, warum dann nicht? Mir ist aber eine solche russische Firma nicht bekannt. Zeitnahe werden wir schon erfahren wer da nun die Zertifizierung vornimmt.
Ich gehe aber ohnehin davon aus das das am Ende eine politische Entscheidung wird. Wenn die in Berlin am Ende die Leitung wollen dann gibt es entsprechende Zertifizierung.

Und wenn das alles erfolgreich und zu unserer Zufriedenheit geschehen ist, stellt sich eine politische Frage: Ist der Kreml bereit, seine Versprechen und Verträge bezüglich Durchleitung durch die Ukraine einzuhalten?


Bis 2024? Ja, klar. Müssen sie. Der Vertrag sieht ein take or pay Prinzip vor. 2020 sollten 65 Mrd bcm geliefert werden und alle darauf folgende Jahre bis 2024 je 40 Mrd bcm. Letztes hatte Russland weniger als 60 Mrd bcm über UA exportiert und trotzdem eine Geldsumme überwiesen die den 65 Mrd bcm entspricht.

Ab 2024 sieht es nun mal schlecht aus für UA. Das habe ich hier schon geschrieben. Die Welt hat sich die letzten 20 Jahre weiter gedreht. Seit 2019 sind jetzt Balkan Stream und die Tranasadriatische Pipeline fertig. Balkan Stream wird noch dieses Jahr auf Ungarn und Bosnien ausgedehnt. Über UA wird kaum noch was Richtung Südeuropa und Balkan exportiert. So, jetzt kommen noch NS2, Baltic Pipeline - Ich gehe davon aus das Polen sich hier juristisch durchsetzt auch wenn das dauern wird - und vor ein paar Wochen hat man in Russland den Start zum Bau des Baltic LNG gegeben um Westeuropa mit Flüssiggas zu beliefern.

Man hat in UA die ganze Zeit vor Augen was Russland und EU-Länder bauen und fängt erst jetzt an rum zu schreien? Das kommt nicht nur spät, es zeigt leider das in Kiew von Jutschenko bis Poroschenko die falschen Leute gesessen haben. Man hätte noch in den 2000'er Russland und die EU an den ukrainischen Pipelines beteiligen sollen.
Viel wichtiger wäre es das UA Investoren an Land hätte ziehen müssen für Investitionen in erneuerbarer Energien - z. B. für den Export von Wasserstoff. Aber da bewegt sich nichts. Und jetzt schreien die rum das nach 2024 ca 5 Mrd $ (pro Jahr!) weg fallen sollen. Die Summe könnte natürlich extra so hoch geschätzt worden seien. Wie dem auch sei, wer soll das bezahlen? Ich denke mal Putin hat angedeutet wer das zahlen könnte. Blinken war da vor kurzem noch viel deutlicher.
Ich denke man wird versuchen Russland zu überzeugen zumindest noch eine gewisse Menge über UA zu liefern. Ich denke die würden sich darauf einlassen. Falls nicht, dann bleiben nur noch Kredite bei IWF und co. übrig.

Nordstream 2 ist ganz gewiss nicht "in trockenen Tücher" und ganz gewiss nicht "fast fertiggestellt". Was Putin da gerade versucht, ist blanke Propaganda. Er versucht gerade, uns vorzugaukeln, dass NS2 ohnehin nicht mehr gestoppt werden kann. Warum Putin diese Lüge wohl gerade verbreitet??? Ich halte es für möglich, dass er seine Felle wegschwimmen sieht. Dass er Schiss hat, zehn Milliarden in den Ostseesand gesetzt zu haben und keine Einnahmen damit erzielen zu können. Einnahmen, auf die der Kreml dringend angewiesen ist.
Gewiss pustet sich Putin hier etwas auf. Und das er nicht 5 Mrd $ in den Sand setzen möchte ist klar. Ein Druckhebel für Deutschland am Ende wenn es um die Zertifizierung geht. Allerdings hat GER durchaus selbst Interesse. Man will im Grunde jene zum Gas hub werden in Europa und die Rolle der Ukraine übernehmen. Daher auch die entsprechende Lobbyarbeit in in den Reihen der CDU, SPD und FDP.

Es ist bedeutungslos, ob die eine Röhre bald "fertiggestellt" ist. Entscheidend ist, dass eine neue Bundesregierung längst im Amt sein wird, bevor Gas durch NS2 nach Deutschland strömen könnte. Es wird immer unsicherer, ob NS2 in Betrieb gehen wird. Meiner Einschätzung nach wird russisches Erdgas irgendwann durch NS2 nach Deutschland gepumpt werden. Ich glaube aber nicht, dass dies in dem Ausmaß geschehen wird, wie der Kreml sich das erhofft hat. NS2 wird russische Gasexporte nach Europa nicht steigern. So gesehen war NS2 von Beginn an eine Investitionsruine.
Kann so eintreffen. Die Zeit wird es zeigen.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DarkLightbringer »

H2O hat geschrieben:(12 Jun 2021, 07:30)

Tja, die Bundesregierung hört ganz einfach nicht auf Ihre Ratschläge. Demnächst haben Sie die Wahl... :)
Dafür folgt mir Joe Biden, der den gefestigten Schulterschluß gegen die Autokratien sucht. ;)
Man stehe an einem Wendepunkt der Geschichte, wie er sagt. Manche glaubten ja, das Zeitalter der Demokratie gehe zu Ende. Nicht so Biden.
Auf dem G7-Gipfel - Merkel ist zum letzten mal dabei - soll eine Allianz der Erneuerung geschmiedet werden.

Die Wahlen in Deutschland werden zukunftsorientiert sein und der Schwächung durch Russland und China eine wegweisende Absage erteilen.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Kohlhaas »

DevilsNeverCry hat geschrieben:(12 Jun 2021, 11:25)Bis 2024? Ja, klar. Müssen sie. Der Vertrag sieht ein take or pay Prinzip vor. 2020 sollten 65 Mrd bcm geliefert werden und alle darauf folgende Jahre bis 2024 je 40 Mrd bcm. Letztes hatte Russland weniger als 60 Mrd bcm über UA exportiert und trotzdem eine Geldsumme überwiesen die den 65 Mrd bcm entspricht.

Ab 2024 sieht es nun mal schlecht aus für UA.
Nein, es geht um die Zeit nach 2024.

https://www.zeit.de/politik/ausland/202 ... fuerworter
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von H2O »

Auf dem G7-Gipfel - Merkel ist zum letzten mal dabei - soll eine Allianz der Erneuerung geschmiedet werden.
Wie lange hält diese Allianz denn? Der Name G7 ist irreführend; als Gäste sind (neben der EU Kommission) gleichgesinnte demokratische Staaten wie Südkorea, Südafrika, Australien und Indien zu dem Gipfel eingeladen. Eigentlich sollte keine Bundesregierung auf Abruf in 90 Tagen noch weitreichende internationale Verträge abschließen, die mit sehr hohen Kosten verbunden sind. Dem DLF zufolge stehen dort viele Milliarden auf dem Spiel, die die Wirtschaft und die Steuerzahler für ein demokratisches globales Gegenmodell zu China / Rußland abdrücken sollen.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DarkLightbringer »

H2O hat geschrieben:(12 Jun 2021, 18:26)

Wie lange hält diese Allianz denn?
Es gibt keinen Zwang in der freien Welt. Jeder muss selbst entscheiden, wie lange er nach etwas streben will.
Der Name G7 ist irreführend; als Gäste sind (neben der EU Kommission) gleichgesinnte demokratische Staaten wie Südkorea, Südafrika, Australien und Indien zu dem Gipfel eingeladen. Eigentlich sollte keine Bundesregierung auf Abruf in 90 Tagen noch weitreichende internationale Verträge abschließen, die mit sehr hohen Kosten verbunden sind. Dem DLF zufolge stehen dort viele Milliarden auf dem Spiel, die die Wirtschaft und die Steuerzahler für ein demokratisches globales Gegenmodell zu China / Rußland abdrücken sollen.
Selbiges gilt ja für Nordstream 2. Ein Moratorium wäre daher verantwortbar, damit die Folge-Regierung die Angelegenheit mit frischem Elan angehen kann.

Bundeskanzlerin Merkel hat sich aber am Rande des Gipfels bereits mit Joe Biden zu einem persönlichen Gespräch getroffen, es gibt sogar ein Foto dazu.
Zu längeren Beratungen will sie höchstpersönlich am 15. Juli nach Washington reisen.
Ob da Bewegung in die Sache kommt, weiß man freilich nicht.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von H2O »

Selbiges gilt ja für Nordstream 2. Ein Moratorium wäre daher verantwortbar, damit die Folge-Regierung die Angelegenheit mit frischem Elan angehen kann.
Diese Logik erkenne ich wirklich nicht. Nachdem eine Regierung mindestens 16 Jahre an einem Projekt festgehalten hat, soll sie kurz vor einem Regierungswechsel das Projekt beenden? Nein, die neue Regierung soll entscheiden, wie die Sache weiter gehen soll. So, wie Präsident Biden das für die USA angeht... erfreulicherweise setzt er den außenpolitischen Kurs der Administration Trump nicht fort.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DarkLightbringer »

H2O hat geschrieben:(12 Jun 2021, 21:52)

Diese Logik erkenne ich wirklich nicht. Nachdem eine Regierung mindestens 16 Jahre an einem Projekt festgehalten hat, soll sie kurz vor einem Regierungswechsel das Projekt beenden? Nein, die neue Regierung soll entscheiden, wie die Sache weiter gehen soll. So, wie Präsident Biden das für die USA angeht... erfreulicherweise setzt er den außenpolitischen Kurs der Administration Trump nicht fort.
In 16 Jahren hat sich einiges sicherheits- und naturschutzpolitisch getan.
Ein Moratorium wäre übrigens keine Beendigung, sondern eher eine Art Prüfung. Die neue Regierung wird mit dem umzugehen haben, was dann so vorgefunden wird. Darüber klagt ja teils auch Biden, just in Bezug auf die umstrittene Röhre.
Kurz, ein Trumpismus in deutscher Version wäre so oder so nur eine Erblast.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von H2O »

Ich sehe eine neue Bundesregierung in der Pflicht, geschlossene Verträge und Vereinbarungen der vorangehenden legitimen Bundesregierungen erfüllen zu müssen. Und deshalb halte ich es für ein Stück aus dem Tollhaus, wenn die derzeitige Regierung kurz vor knapp internationale Verträge schließt, die eine künftige Regierung dann gewissenhaft abarbeiten muß. Es wäre ein Akt der Fairness, solche Verträge der künftigen Regierung / dem künftigen Parlament zur Ratifizierung vor zu legen. Dann wäre bei so weitreichenden Vereinbarungen sogar ein Stück Volkswille durch Wahlen im Spiel.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Kohlhaas »

Es gibt in Deutschland kein "Beutesystem", in dem nach einem Regierungswechsel die gesamte politische Landschaft umgekrempelt wird. In der Regel sind da Kontinuitäten gesichert. Soll heißen: Wichtige und zukunftsweisende Entscheidungen werden jetzt nur noch gefällt, wenn die berechtigte Aussicht besteht, dass sie nach der Wahl weiterhin Bestand haben. Das beruht aber auf ungeschriebenen Gesetzen und ist streng genommen nicht korrekt. Die jetzige Bundesregierung hat von den Bürgern das Mandat bekommen, bis zum Ende der Legislaturperiode zu regieren. Das muss sie dann eigentlich auch tun. Es sollte nicht so sein, dass eine Regierung irgendwann die Arbeit einstellt, weil eine Wahl bevorsteht.

Bezogen auf Nord Stream 2: Angela Merkel schließt jetzt Vereinbarungen mit Biden, obwohl sie definitiv in ein paar Wochen nicht mehr im Amt sein wird. Selbstverständlich "bindet" das in gewisser Weise die Nachfolgeregierung. Die gleiche "Bindung" wäre aber auch eingetreten, wenn solche Vereinbarungen mit den USA zu Beginn der Legislaturperiode geschlossen worden wären.

Jedenfalls finde ich es gut, was Merkel und Biden jetzt besprochen haben. Die USA bedrohen nicht mehr in Trumpeltier-Manier Deutschland und Deutschland bekennt sich endlich zur Verpflichtung, auch die Interessen der Ukraine und der östlichen EU-Mitgliedsländer zu berücksichtigen. Genau so muss das zwischen Partnern laufen. Die endgültige Entscheidung über Nord Stream 2 fällt sowieso erst nach der Bundestagswahl. Vor Ende des Jahres wird die Pipeline nicht fertig.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DevilsNeverCry »

Kohlhaas hat geschrieben:(12 Jun 2021, 15:12)

Nein, es geht um die Zeit nach 2024.

https://www.zeit.de/politik/ausland/202 ... fuerworter
Ach so, na alles nach 2024 sind nur mündliche Absprachen. Da wird UA mit Russland neu verhandeln müssen - wahrscheinlich mit deutscher Vermittlung. NS2 hin oder her, die Position Kiews ist seit Ende 2019 schlechter geworden und es wird absehbar bei der Transitfrage nicht besser. Das werden ruppige Verhandlungen für Kiew, aber daran ist man überwiegend selbst schuld das man sich in so einer Situation befindet. Den aktuellen ukrainischen Präsidenten zähle ich bei der Schuldfrage nicht rein, dass gilt eher für seine Vorgänger.
Zuletzt geändert von DevilsNeverCry am So 13. Jun 2021, 20:42, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DevilsNeverCry »

Kohlhaas hat geschrieben:(13 Jun 2021, 12:13)

(...)

Jedenfalls finde ich es gut, was Merkel und Biden jetzt besprochen haben. Die USA bedrohen nicht mehr in Trumpeltier-Manier Deutschland und Deutschland bekennt sich endlich zur Verpflichtung, auch die Interessen der Ukraine und der östlichen EU-Mitgliedsländer zu berücksichtigen. Genau so muss das zwischen Partnern laufen. Die endgültige Entscheidung über Nord Stream 2 fällt sowieso erst nach der Bundestagswahl. Vor Ende des Jahres wird die Pipeline nicht fertig.
Deutschland geht es an erster Stelle um die eigenen nationalen Interessen. Und die nationalen Interessen besagen das eine Abkehr der Ukraine gen Osten verhindert werden muss, da dass Russlands Einfluss in Europa nur stärkt. Russland hat seinen Einfluss in Belarus nun zementiert, als nächstes ist UA dran.

Deutschland wird NS2 letztlich zustimmen um die Transitgebühren zu kassieren und seinen Einfluss in Europa zu stärken. Eine Restmenge von russischem Gas wird auch weiterhin über UA laufen, sonst wird Deutschland niemals Gas über NS2 laufen lassen. Alleine schon deswegen wird Putin dem zustimmen.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DarkLightbringer »

„Wenn man uns Gespräche über Kompensationen anbietet, werden wir uns das ansehen“, sagte Außenminister Dmitri Kuleba der „Welt“. „Wir werden aber nicht unbedingt dem zustimmen, was dann vorgeschlagen wird.“
https://www.rnd.de/wirtschaft/ringen-um ... FUSEI.html

Im Grunde müsste ja Moskau Reparationszahlungen leisten, etwa in Form von Gas, so lange es noch jemand haben will.
Aber natürlich kann man die Ukraine nicht im Regen stehen lassen, die - anders als andere - nicht nur von der europäischen Idee redet, sondern sie konkret verteidigt.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DarkLightbringer »

Auf ihrem Online-Parteitag haben die Grünen über ihre Außenpolitik abgestimmt: Klare Worte gegenüber Russland und China, keine Nord Stream 2-Pipeline. Prominenter Gast ist die belarussische Oppositionsführerin Tichanowskaja.
https://www.br.de/nachrichten/deutschla ... ab,SaD1BnB

Da wird Laschet nicht mithalten können. Allein schon aus diesem Grunde ist eine Ampel-Koalition empfehlenswert.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DarkLightbringer »

H2O hat geschrieben:(13 Jun 2021, 08:51)

Ich sehe eine neue Bundesregierung in der Pflicht, geschlossene Verträge und Vereinbarungen der vorangehenden legitimen Bundesregierungen erfüllen zu müssen. Und deshalb halte ich es für ein Stück aus dem Tollhaus, wenn die derzeitige Regierung kurz vor knapp internationale Verträge schließt, die eine künftige Regierung dann gewissenhaft abarbeiten muß. Es wäre ein Akt der Fairness, solche Verträge der künftigen Regierung / dem künftigen Parlament zur Ratifizierung vor zu legen. Dann wäre bei so weitreichenden Vereinbarungen sogar ein Stück Volkswille durch Wahlen im Spiel.
Um so naheliegender wäre es, Nordstream 2 nicht so knapp vor der Wahl auf Teufel komm raus durchzupeitschen.
Dabei geht es schließlich nicht nur um Milliarden, sondern auch um Krieg und Frieden in Europa.

Die Beschlüsse von Cornwall bleiben indes im Vagen, es sind eher Absichtserklärungen als Verpflichtungen.
Dennoch sieht auch Bundeskanzlerin Merkel, dass eigene Interessen berührt sind.
Merkel – „Können nicht einfach sagen, das wird China schon machen“
https://www.welt.de/politik/ausland/vid ... achen.html

Peking hat unterdessen den kritischen Ansatz der Konferenz als Einmischung in innere Angelegenheiten zurückgewiesen.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von H2O »

Tja, 16 Jahre Kanzlerschaft sind entschieden zu knapp, um ein solches Projekt wie NS2 ordentlich ab zu wickeln. Immer diese unvernünftige Eile! Übrigens ist nicht China unser Partner im Projekt NS2 sondern Rußland. Aber das sind Einzelheiten.

Was wirklich klar zu sein scheint, das ist eine Unterbrechung der Gaslieferungen über NS2, wenn Rußland kein Gas (oder sehr viel weniger als bisher) durch den ukrainischen Abzweig liefern sollte. Aber das hängt von den Bestellmengen der westlichen Partner ab... und natürlich von den Kosten für dieses Gas, die westliche Partner zu schultern haben.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DarkLightbringer »

Die Frage ist doch, ob es nach 16 Jahren die Eile weniger Wochen braucht oder nicht.

Es dürfte ja nicht ganz unerheblich sein, wenn etwa Frau Baerbock Vizekanzlerin würde. Dann nämlich hätten Putins Seilschaften ein Problem, womöglich auch mehrere.
Und die deutsche Außenpolitik könnte der Pubertät entwachsen.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Troh.Klaus »

DarkLightbringer hat geschrieben:(15 Jun 2021, 00:39)
Es dürfte ja nicht ganz unerheblich sein, wenn etwa Frau Baerbock Vizekanzlerin würde. Dann nämlich hätten Putins Seilschaften ein Problem, womöglich auch mehrere.
Und die deutsche Außenpolitik könnte der Pubertät entwachsen.
Wäre es da nicht besser, Frau Baerbock würde Kanzlerin? Als Vize bestimmt sie nun mal nicht die Richtlinien der Politik, auch nicht der Außenpolitik.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DarkLightbringer »

Troh.Klaus hat geschrieben:(15 Jun 2021, 10:08)

Wäre es da nicht besser, Frau Baerbock würde Kanzlerin? Als Vize bestimmt sie nun mal nicht die Richtlinien der Politik, auch nicht der Außenpolitik.
Eine Koalition wird sich absprechen und ich denke, ein frischer Wind wird sich durchsetzen.

Selbst die noch amtierende Bundeskanzlerin sprach jetzt von einem "doppelten Ansatz aus Stärke und Dialog".
Diese neue Redewendung kann als Vorausdeutung verstanden werden, wieder enger mit den Partnern im nahen und fernen Westen zusammen zu arbeiten.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Troh.Klaus »

DarkLightbringer hat geschrieben:(15 Jun 2021, 10:48)
Selbst die noch amtierende Bundeskanzlerin sprach jetzt von einem "doppelten Ansatz aus Stärke und Dialog".
Diese neue Redewendung kann als Vorausdeutung verstanden werden, wieder enger mit den Partnern im nahen und fernen Westen zusammen zu arbeiten.
Vielleicht gehört die noch amtierende Bundeskanzlerin aber auch zu "Putins Seilschaft" und hat sich mit wohlfeilen, aber folgelosen Worten Ruhe für den Rest ihrer Amtszeit verschafft.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DarkLightbringer »

Troh.Klaus hat geschrieben:(15 Jun 2021, 10:53)

Vielleicht gehört die noch amtierende Bundeskanzlerin aber auch zu "Putins Seilschaft" und hat sich mit wohlfeilen, aber folgelosen Worten Ruhe für den Rest ihrer Amtszeit verschafft.
Man hat einen nervösen Finger überlebt, man wird auch eine ruhige Hand überleben.

Oder, wie es Joe Biden ausdrückt: "Russland und China wollen uns spalten, aber unsere Allianz ist robust."
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DarkLightbringer »

Bei einem prägnanten Auftritt der Bundeskanzlerin im NATO-Hauptquartier in Brüssel sprach sie das Konzept 2030 an, das 2022 beschlossen werden soll.

Das betrifft ihre Amtszeit natürlich nicht mehr, gleichwohl zählte sie die thematischen Herausforderungen sehr klar auf.

Die genannten Stichworte: Russland, China, Afghanistan, Hybride Angriffe, Russische Desinformation, Ukraine, Belarus.

Sie erklärt ausdrücklich ihre Unterstützung für ein neues, strategisches Konzept, welches die Herausforderungen klarer umschreiben wird.

[youtube][/youtube]

Die Nordstream 2-Problematik wird hier zwar nicht erwähnt, gleichwohl könnte diese dem Oberthema hybrider Bedrohungen zugeordnet werden.

Wer also zum spezifischen Thema ein besonders naives Bild von der Welt zeichnen möchte, eines, in dem es nur um Spiel und Spaß in Berlin gehe und um fröhliche Geschäfte mit wem auch immer, für den kann die Kanzlerin nur sehr bedingt als Galionsfigur herhalten, wenn überhaupt.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DarkLightbringer »

Die Befürchtung Polens ist laut Außenminister, dass die Pipeline eine „unmittelbare Gefahr für den Frieden in Europa sein wird“. Sie werde zu einer Eskalation der aggressiven Außenpolitik Russlands führen.

Wahrscheinlich hat er recht. Man sollte daher Mittel bereithalten, um die etwaigen Risiken und Nebenwirkungen kompensieren zu können.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DarkLightbringer »

Das Bundesinnenministerium stellt hybride Aktivitäten gegen deutsche Interessen fest.
Man befürchtet, der Wahlprozess solle gestört werden. Insbesondere wird gegen die Nordstream 2-Gegnerin Baerbock agitiert.
Der Kanzlerkandidatin der Grünen wird unterstellt, sie würde größenwahnsinnige Pläne wie einst Hitler hegen.
https://www.tagesspiegel.de/politik/rus ... 91998.html

Wollen "wir" trotzdem 55 Milliarden Kubikmeter überflüssiges Gas pro Jahr kaufen, dessen Preis irgendwie festgelegt wird?

Laut einer Studie des DIW kann der Endverbraucher zumindest mit Zusatzkosten von rund einer halben Milliarde Euro rechnen.
Eine norwegische Studie von 2017 geht - wie die deutsche Entsprechung - ebenfalls von einer Unrentabilität aus.
2018 rechnete die Sberbank vor, dass sich durch NS 2 eine jährliche Ersparnis von 700 Millionen Dollar ergebe, dem Kosten von 17 Milliarden Dollar plus 2,5 Milliarden Dollar Kredite gegenüberstünden. Bei einer angenommenen Auslastung von 60 % ergebe sich demnach ein negatives Ergebnis von mehreren Milliarden Dollar.
Alles auf Wiki nachzulesen.
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Re: Baltic pipe gestoppt

Beitrag von H2O »

Summers hat geschrieben:(10 Jun 2021, 01:50)

Konkurrenzprojekt gestoppt:

https://www.ndr.de/nachrichten/mecklenb ... pe102.html

Läuft in letzter Zeit nicht gut für Polen.
Tja, das meint heute, 2021-06-21, die Gazeta Wyborcza zu diesem Thema:
Gaz
W Danii wznowią budowę Baltic Pipe. Gaz z Norwegii popłynie do Polski w terminie
  • In Dänemark wurde der Bau der Gasleitung BALTIC PIPE wieder aufgenommen.Das Gas aus Norwegen wird im (gesetzten) Terminrahmen nach Polen fließen.
In dem Geschäft muß man offenbar über eiserne Nerven verfügen!
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Re: Baltic pipe gestoppt

Beitrag von TheManFromDownUnder »

H2O hat geschrieben:(21 Jun 2021, 11:16)

Tja, das meint heute, 2021-06-21, die Gazeta Wyborcza zu diesem Thema:

  • In Dänemark wurde der Bau der Gasleitung BALTIC PIPE wieder aufgenommen.Das Gas aus Norwegen wird im (gesetzten) Terminrahmen nach Polen fließen.
In dem Geschäft muß man offenbar über eiserne Nerven verfügen!
Das ist eine gute Nachricht! Europaeisches Gas fuer ein europaeisches Land!
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Re: Baltic pipe gestoppt

Beitrag von H2O »

TheManFromDownUnder hat geschrieben:(21 Jun 2021, 11:28)

Das ist eine gute Nachricht! Europaeisches Gas fuer ein europaeisches Land!
Ja klar! Meine Träume gingen in Erfüllung, wenn ganz einfach unsere polnischen Nachbarn mit uns Deutschen vorbehaltlos zusammen arbeiten würden, um aus unseren Wirtschaftsbeziehungen beiderseits der Oder das bestmögliche wirtschaftliche Ergebnis für beide Völker zu erzielen. Auf jeden Fall bin ich kein Russenfresser, nur weil uns das Verhalten des russischen Präsidenten mißfällt. Und Polenfresser bin ich schon gar nicht, etwa, weil mir die Politik der derzeitigen polnischen Regierung mißfällt. Die Menschen, die ich aus beiden Völkern inzwischen kennen lernen konnte, finde ich völlig in Ordnung. Ich lebe seit längerer Zeit gern unter unseren polnischen Nachbarn, habe hier ehrliche Freunde und gute Nachbarn. Geht doch!
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