Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

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DarkLightbringer
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DarkLightbringer »

Kanzlerkandidatin Baerbock fordert klar eine Rückkehr zur Verfechtung eigener Interessen:
Deutschland braucht dringend eine klare außenpolitische Haltung gegenüber dem russischen Regime.
(...)
Hinzu kommt: Nord Stream 2 widerspricht den europäischen Klimazielen und läuft den energiepolitischen und geostrategischen Interessen der EU zuwider.
https://www.zdf.de/nachrichten/wirtscha ... d-100.html

Joe Biden ist hier gar nicht das Problem, sondern eher Putin, der ganz andere Interessen verfolgt.
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DevilsNeverCry
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DevilsNeverCry »

Mit NS2 könnte es jetzt richtig schnell gehen. Für die Gaslieferungen kann mittlerweile der Strang der am 4 Juni vollständig verlegt wurde genutzt werden. Bei NS1 lief das ähnlich ab. Man hat einen Strang schon für Gaslieferungen genutzt bevor der 2te Strang fertiggestellt wurde.

Wie wird es jetzt weiter gehen

- das fertiggestellte Rohr muss den Testlauf bestehen. Das können wir für mitte Juni erwarten.
- Zertifizierung des Rohrs. Das wird der Knackpunkt. Welches Unternehmen macht das - ich gehe immer noch davon aus das hier ein russisches Unternehmen einspringt. Wenn das ein Unternehmen in RUS übernimmt, dann müssen anschließend die Unterlagen bei den Behörden in Deutschland und Dänemark eingereicht werden. Die müssen dann dazu Ja sagen. Schließlich verläuft der Strang durch ihre ausschließliche Wirtschaftszone.

Das sind alles Sachen die noch im Sommer ablaufen können. Theoretisch gesehen könnte der erste Strang von NS2 im August/September genutzt werden.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Kohlhaas »

DarkLightbringer hat geschrieben:(06 Jun 2021, 07:46)Im Unterschied zum Warschauer Pakt war die Atlantische Allianz noch nie ein Vasallenkonstrukt. Jedes Land, und sei es noch so klein, hat genau eine Stimme und befindet selbst darüber, welcher Art von Dialog es führen oder welchen Beitrag es zum Gemeinschaftserfolg leisten möchte.
Das würde ich nicht uneingeschränkt unterschrieben. Es stimmt nur, wenn man es ganz formal betrachtet. Die Allianz kann aber nur funktionieren, wenn die Mitglieder ihren Beitrag leisten. Dabei sind die "Kleinen", von denen Du geschrieben hast, gar nicht mal entscheidend. Hohe Verantwortung tragen allerdings die größeren, ökonomisch stärkeren Mitgliedsstaaten - allen voran Deutschland. Und Deutschland erfüllt seine Pflichten nicht.

Aber zurück zu Nordstream 2: Ich habe zwar noch meine Zweifel, aber es mag sein, dass Russland die Pipeline vor der nächsten Bundestagswahl fertig bauen kann. Ob die Leitung dann auch mit Gas befüllt werden darf, hängt von deutschen Genehmigungen ab. Ich vermute, dass die Pipeline erst deutlich nach der Bundestagswahl "einsatzbereit" sein wird. Sollten dann die Grünen mitregieren, werden die Karten ganz neu gemischt. Dann ist es vielleicht ein Vorteil, dass Nordstream 2 fertiggestellt und einsatzbereit ist. Das ist dann nämlich ein vortreffliches Druckmittel. Wenn ich lese, was der Kreml so über mögliche "Gegenmaßnahmen" gegen westliche Sanktionen von sich gibt, dann sollte dieses Druckmittel unbedingt auch eingesetzt werden.
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Teeernte
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Teeernte »

Kohlhaas hat geschrieben:(06 Jun 2021, 12:00)

Das würde ich nicht uneingeschränkt unterschrieben. Es stimmt nur, wenn man es ganz formal betrachtet. Die Allianz kann aber nur funktionieren, wenn die Mitglieder ihren Beitrag leisten. Dabei sind die "Kleinen", von denen Du geschrieben hast, gar nicht mal entscheidend. Hohe Verantwortung tragen allerdings die größeren, ökonomisch stärkeren Mitgliedsstaaten - allen voran Deutschland. Und Deutschland erfüllt seine Pflichten nicht.

Aber zurück zu Nordstream 2: Ich habe zwar noch meine Zweifel, aber es mag sein, dass Russland die Pipeline vor der nächsten Bundestagswahl fertig bauen kann. Ob die Leitung dann auch mit Gas befüllt werden darf, hängt von deutschen Genehmigungen ab. Ich vermute, dass die Pipeline erst deutlich nach der Bundestagswahl "einsatzbereit" sein wird. Sollten dann die Grünen mitregieren, werden die Karten ganz neu gemischt. Dann ist es vielleicht ein Vorteil, dass Nordstream 2 fertiggestellt und einsatzbereit ist. Das ist dann nämlich ein vortreffliches Druckmittel. Wenn ich lese, was der Kreml so über mögliche "Gegenmaßnahmen" gegen westliche Sanktionen von sich gibt, dann sollte dieses Druckmittel unbedingt auch eingesetzt werden.
Die "alten" Staatssekretäre sind abgesichert und werden es sicher schnell und lautlos durchwinken.
Obs zu kalt, zu warm, zu trocken oder zu nass ist:.... Es immer der >>menschgemachte<< Klimawandel. :D
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Kohlhaas »

DevilsNeverCry hat geschrieben:(06 Jun 2021, 11:51)

Mit NS2 könnte es jetzt richtig schnell gehen. Für die Gaslieferungen kann mittlerweile der Strang der am 4 Juni vollständig verlegt wurde genutzt werden. Bei NS1 lief das ähnlich ab. Man hat einen Strang schon für Gaslieferungen genutzt bevor der 2te Strang fertiggestellt wurde.

Wie wird es jetzt weiter gehen

- das fertiggestellte Rohr muss den Testlauf bestehen. Das können wir für mitte Juni erwarten.
- Zertifizierung des Rohrs. Das wird der Knackpunkt. Welches Unternehmen macht das - ich gehe immer noch davon aus das hier ein russisches Unternehmen einspringt. Wenn das ein Unternehmen in RUS übernimmt, dann müssen anschließend die Unterlagen bei den Behörden in Deutschland und Dänemark eingereicht werden. Die müssen dann dazu Ja sagen. Schließlich verläuft der Strang durch ihre ausschließliche Wirtschaftszone.

Das sind alles Sachen die noch im Sommer ablaufen können. Theoretisch gesehen könnte der erste Strang von NS2 im August/September genutzt werden.
Ich zitiere ja äußerst ungern die "BILD", aber hier muss es mal sein:

https://www.bild.de/politik/ausland/pol ... .bild.html

Mittlerweile sollte doch klar sein, dass man höchstens die Hälfte dessen glauben sollte, was Putin so öffentlich verkündet. Nebenbei: Er sprach nur vom russischen Teil der Röhre. Sind denn die Anlagen in Deutschland überhaupt schon bereit, Gas aus NS2 abzunehmen? Mir ist darüber nichts bekannt.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DevilsNeverCry »

Kohlhaas hat geschrieben:(06 Jun 2021, 12:11)

Ich zitiere ja äußerst ungern die "BILD", aber hier muss es mal sein:

https://www.bild.de/politik/ausland/pol ... .bild.html

Mittlerweile sollte doch klar sein, dass man höchstens die Hälfte dessen glauben sollte, was Putin so öffentlich verkündet. Nebenbei: Er sprach nur vom russischen Teil der Röhre. Sind denn die Anlagen in Deutschland überhaupt schon bereit, Gas aus NS2 abzunehmen? Mir ist darüber nichts bekannt.
Das habe ich zwar nicht von Putin, aber auch egal. :p

Über die Anlagen in Deutschland ist mir auch nichts bekannt. Dazu werden wir in nächster Zeit mehr erfahren, evtl. gibt es schon dazu Infos? Im Bild Artikel ist aber leider ein Fehler - es geht um den Testbetrieb für mitte Juni wenn beide Enden von NS2 mit dem Festland verbunden wurden - daran wird ja schon gearbeitet. Die eigentliche Nutzung kommt nach der Zertifizierung, dass stimmt. Das habe ich aber auch geschrieben. Oder was meinst du?
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DarkLightbringer »

Ein Appell fordert ein sofortiges Moratorium.

Zu den 80 Unterzeichnern gehören etwa Sabine Leu­theus­ser-Schnar­ren­ber­ger, Ruprecht Polenz oder Hein­rich August Winkler.
Appell an die Bun­des­re­gie­rung und die demo­kra­ti­schen Par­teien in Deutschland

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,
sehr geehrte Damen und Herren,

wir wenden uns an Sie mit dem ein­dring­li­chen Appell, ein sofor­ti­ges Mora­to­rium für die Erd­gas­pipe­line Nord Stream 2 zu ver­hän­gen. Die Gründe für diesen Schritt sind viel­fäl­tig. Nord Stream 2

treibt einen Keil in den euro­päi­schen Zusam­men­halt und die trans­at­lan­ti­schen Beziehungen;
steht im Kon­flikt mit den neuen euro­päi­schen und deut­schen Klimazielen;
gefähr­det die ohnehin prekäre Sicher­heit der Ukraine und
kon­ter­ka­riert eine gemein­same euro­päi­sche Energie-Außenpolitik.
https://libmod.de/pm-appell-fuer-ein-mo ... -stream-2/

Putins Prestige-Projekt sollte nicht deshalb im Eiltempo durchgeboxt werden, nur weil man kein Vertrauen in die kommenden Wahlen hat.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Kohlhaas »

DevilsNeverCry hat geschrieben:(06 Jun 2021, 12:33)

Das habe ich zwar nicht von Putin, aber auch egal. :p

Über die Anlagen in Deutschland ist mir auch nichts bekannt. Dazu werden wir in nächster Zeit mehr erfahren, evtl. gibt es schon dazu Infos? Im Bild Artikel ist aber leider ein Fehler - es geht um den Testbetrieb für mitte Juni wenn beide Enden von NS2 mit dem Festland verbunden wurden - daran wird ja schon gearbeitet. Die eigentliche Nutzung kommt nach der Zertifizierung, dass stimmt. Das habe ich aber auch geschrieben. Oder was meinst du?
Dochdoch, das hast Du von Putin. Ich meinte die Aussage, dass eine Röhre fertiggestellt sei und dass sie sehr schnell "in Betrieb" gehen könne. Putin ist der einzige, der das öffentlich behauptet hat. Alle anderen Quellen, aus denen Du diese "Nachricht" haben könntest, haben lediglich Putin zitiert. Der sprach von zehn Tagen.

Tatsache ist: Die Röhre ist noch nicht fertig. Die Rohre sind verlegt und müssen über lange Strecken jetzt noch angehoben und fest verbunden werden. Ob beide Enden bereits mit dem jeweiligen Festland verbunden sind, wissen wir beide nicht. Ob die Abnahmestelle in Deutschland dann schon bereit ist, Gas ins Netz weiterzuleiten, wissen wir beide ebenfalls nicht. Die jetzt noch ausstehenden Arbeiten an der angeblich "fertiggestellten" Röhre sind kompliziert und aufwändig. Erst wenn diese Arbeiten abgeschlossen sind, kann ein Testbetrieb beginnen. Und ich bin sicher, dass das nicht schon Mitte Juni passieren wird! Das wird noch Wochen, wenn nicht Monate dauern. Erst danach stellt sich die Frage der Zertifizierung. Wer nimmt die vor? Und wer nimmt sie dann anschließend ab? Europa wird sich dabei doch sicher (hoffentlich?) nicht auf die Aussagen "interessierter" russischer "Experten" verlassen...

Und wenn das alles erfolgreich und zu unserer Zufriedenheit geschehen ist, stellt sich eine politische Frage: Ist der Kreml bereit, seine Versprechen und Verträge bezüglich Durchleitung durch die Ukraine einzuhalten?

Nordstream 2 ist ganz gewiss nicht "in trockenen Tücher" und ganz gewiss nicht "fast fertiggestellt". Was Putin da gerade versucht, ist blanke Propaganda. Er versucht gerade, uns vorzugaukeln, dass NS2 ohnehin nicht mehr gestoppt werden kann. Warum Putin diese Lüge wohl gerade verbreitet??? Ich halte es für möglich, dass er seine Felle wegschwimmen sieht. Dass er Schiss hat, zehn Milliarden in den Ostseesand gesetzt zu haben und keine Einnahmen damit erzielen zu können. Einnahmen, auf die der Kreml dringend angewiesen ist.

Es ist bedeutungslos, ob die eine Röhre bald "fertiggestellt" ist. Entscheidend ist, dass eine neue Bundesregierung längst im Amt sein wird, bevor Gas durch NS2 nach Deutschland strömen könnte. Es wird immer unsicherer, ob NS2 in Betrieb gehen wird. Meiner Einschätzung nach wird russisches Erdgas irgendwann durch NS2 nach Deutschland gepumpt werden. Ich glaube aber nicht, dass dies in dem Ausmaß geschehen wird, wie der Kreml sich das erhofft hat. NS2 wird russische Gasexporte nach Europa nicht steigern. So gesehen war NS2 von Beginn an eine Investitionsruine.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Troh.Klaus »

DarkLightbringer hat geschrieben:(06 Jun 2021, 13:12)
Ein Appell fordert ein sofortiges Moratorium.
Zu den 80 Unterzeichnern gehören etwa Sabine Leu­theus­ser-Schnar­ren­ber­ger, Ruprecht Polenz oder Hein­rich August Winkler.

https://libmod.de/pm-appell-fuer-ein-mo ... -stream-2/

Putins Prestige-Projekt sollte nicht deshalb im Eiltempo durchgeboxt werden, nur weil man kein Vertrauen in die kommenden Wahlen hat.
Wenn man vier Monate vor der Bundestagswahl noch schnell ein Moratorium fordert, scheint das Vertrauen in die kommenden Wahlen in der Tat gering zu sein.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von H2O »

DarkLightbringer hat geschrieben:(06 Jun 2021, 11:21)

Es ist Berlin, welches sich von der Schröder-Putin-Sonderbeziehung lösen muss, um zur Unabhängigkeit der Verteidigungsgemeinschaft aufzuschließen.
Und genau das wird ja auch von der kommenden Bundesregierung erwartet.
Unser Land braucht keine feindseligen Beziehungen zu Rußland oder China. Eine solche Zurückhaltung würde ich von jeder Bundesregierung erwarten.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Kohlhaas »

H2O hat geschrieben:(06 Jun 2021, 15:26)

Unser Land braucht keine feindseligen Beziehungen zu Rußland oder China. Eine solche Zurückhaltung würde ich von jeder Bundesregierung erwarten.
Feindselige Beziehungen zu Russland haben wir doch längst. Bei feindseligen Beziehungen sind immer zwei Seiten beteiligt. Ob wir das brauchen, interessiert den Kreml nicht. China ist eine andere Geschichte.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DarkLightbringer »

H2O hat geschrieben:(06 Jun 2021, 15:26)

Unser Land braucht keine feindseligen Beziehungen zu Rußland oder China. Eine solche Zurückhaltung würde ich von jeder Bundesregierung erwarten.
Nun sind Beziehungen ja oftmals nicht von einseitigen Wünschen geprägt. Oder wer hat beispielsweise den Tiergartenmord gebraucht?
"Das heutige transatlantische Verhältnis der Grünen beruht nicht mehr auf den Mustern aus dem Kalten Krieg." Es gebe heute eine andere ideologische Begründung und diese sei "die eines liberal-demokratisch geprägten Anti-Autoritarismus."
https://www.t-online.de/nachrichten/deu ... uenen.html
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von H2O »

Kohlhaas hat geschrieben:(06 Jun 2021, 15:58)

Feindselige Beziehungen zu Russland haben wir doch längst. Bei feindseligen Beziehungen sind immer zwei Seiten beteiligt. Ob wir das brauchen, interessiert den Kreml nicht. China ist eine andere Geschichte.
Das kommt ganz auf die Art des Umgangs miteinander an. Dann ist jede Geschichte eine andere.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DarkLightbringer »

Wie Michael Stürmer so schön getitelt hat: "Russland will Kriege führen, die es gar nicht bezahlen kann".

Sollte also Berlin ab September auf die Idee kommen, die Rechnung nicht übernehmen zu wollen, darf Europa einer Phase der Entspannung entgegensehen.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Kohlhaas »

H2O hat geschrieben:(06 Jun 2021, 18:52)

Das kommt ganz auf die Art des Umgangs miteinander an. Dann ist jede Geschichte eine andere.
Unser Umgang mit Russland hat nur leider nichts am Verhalten des Kreml geändert. Tatsächlich ist es doch so, dass Deutschland noch den besten "Draht" zu Russland hat und seit Jahrzehnten den Dialog pflegt und eine Poltik unter dem Motto "Handel durch Wandel" gepflegt hat. NS2 ist ein Ergebnis dieser "russlandfreundlichen" Politik. Und trotzdem ist Deutschland zu einem Hauptziel feindseliger Aktionen des Kreml geworden. Deutschland wird diese Politik also überdenken müssen. Sollten die Grünen an der nächsten Regierung beteiligt sein, geschieht dies vermutlich.

Wie schon geschrieben, gehe ich davon aus, dass NS2 fertiggebaut wird und dass durch die Röhre auch Gas nach Deutschland fließen wird. Begeistert bin ich darüber aber nicht. Deutschland sollte die Pipeline nutzen, um den Herrschern im Kreml Grenzen aufzuzeigen.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von H2O »

Kohlhaas hat geschrieben:(07 Jun 2021, 13:24)

Unser Umgang mit Russland hat nur leider nichts am Verhalten des Kreml geändert. Tatsächlich ist es doch so, dass Deutschland noch den besten "Draht" zu Russland hat und seit Jahrzehnten den Dialog pflegt und eine Poltik unter dem Motto "Handel durch Wandel" gepflegt hat. NS2 ist ein Ergebnis dieser "russlandfreundlichen" Politik. Und trotzdem ist Deutschland zu einem Hauptziel feindseliger Aktionen des Kreml geworden. Deutschland wird diese Politik also überdenken müssen. Sollten die Grünen an der nächsten Regierung beteiligt sein, geschieht dies vermutlich.

Wie schon geschrieben, gehe ich davon aus, dass NS2 fertiggebaut wird und dass durch die Röhre auch Gas nach Deutschland fließen wird. Begeistert bin ich darüber aber nicht. Deutschland sollte die Pipeline nutzen, um den Herrschern im Kreml Grenzen aufzuzeigen.
Alles ganz richtig dargestellt. Meine Vorstellung zur künftigen Verfahrensweise ist aber anders angelegt

1.
  • Unser Land, am liebsten aber die vereinigte EU, setzt Abwehrmaßnahmen gegen Ausspähung ins Werk, und zwar in alle Richtungen wirkend, um den Schlapphüten dieser Welt etwas wirksames entgegen zu setzen.
2.
  • Unser Land, am liebsten aber die vereinigte EU, ertüchtigt ihre wehrtechnische Industrie und ihre zugehörige Wehrverwaltung, so daß jeder unternehmungslustigen kriegerischen Partei die Lust vergeht, sich mit der EU oder auch der NATO an zu legen. Das gilt für offene kriegerische Aktionen in gleicher Weise wie für die sogenannte asymmetrische Kriegsführung. Die Fahrt im Schlafwagen in die Zukunft muß beendet werden.
Meine Gedanken sind ja nicht umwerfend neu hier ausgebreitet. Europa und Deutschland müssen endlich erwachsen werden. Die Kindchen-Rolle muß beendet werden! NS2 ist nur unter solchen Bedingungen ein Zukunftsprojekt.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DarkLightbringer »

Apropos "Kindchen-Rolle:
NORD STREAM 2:
Putins Ohrfeige für die Bundesregierung
https://www.faz.net/aktuell/politik/aus ... 75591.html

NS2 ist eine asymmetrische Bedrohung, der sich manche aus Angst vor Putin nicht gewachsen fühlen.
Nachgiebigkeit wird aber nicht zur Entspannung führen. Der zitierte Artikel macht es vorab schon deutlich.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von H2O »

DarkLightbringer hat geschrieben:(07 Jun 2021, 23:29)

Apropos "Kindchen-Rolle:
https://www.faz.net/aktuell/politik/aus ... 75591.html

NS2 ist eine asymmetrische Bedrohung, der sich manche aus Angst vor Putin nicht gewachsen fühlen.
Nachgiebigkeit wird aber nicht zur Entspannung führen. Der zitierte Artikel macht es vorab schon deutlich.
Aus Angst vor dem Tode Selbstmord begehen? Nein, kommt gar nicht in Frage. Auf dieser Welt gibt es neben Putin noch einige weitere Bedrohungen, mit denen wir uns zu befassen haben. Das Geschrei um die Gasleitung ist ja lachhaft!
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DarkLightbringer »

H2O hat geschrieben:(07 Jun 2021, 23:35)

Aus Angst vor dem Tode Selbstmord begehen? Nein, kommt gar nicht in Frage. Auf dieser Welt gibt es neben Putin noch einige weitere Bedrohungen, mit denen wir uns zu befassen haben. Das Geschrei um die Gasleitung ist ja lachhaft!
Aus Angst vor dem Erwachsenwerden ein fossiles Abo kaufen? Da nimmt man sich ja selbst auf den Arm.
Und sich Totstellen wird nicht mehr funktionieren. Nicht nur wichtige Treffen stehen an, auch der Wahlkampf drängt.

Putins Injektion bringt nicht nur überflüssiges Gas, es pumpt vor allem Devisen ab - den Nährstoff für Spannungen in Europa.
Faktisch ist die Kanüle eine Waffe.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von H2O »

DarkLightbringer hat geschrieben:(08 Jun 2021, 00:04)

Aus Angst vor dem Erwachsenwerden ein fossiles Abo kaufen? Da nimmt man sich ja selbst auf den Arm.
Und sich Totstellen wird nicht mehr funktionieren. Nicht nur wichtige Treffen stehen an, auch der Wahlkampf drängt.

Putins Injektion bringt nicht nur überflüssiges Gas, es pumpt vor allem Devisen ab - den Nährstoff für Spannungen in Europa.
Faktisch ist die Kanüle eine Waffe.
Sie verlieren sich in ständigen Wiederholungen. Unser Staat will das Gas über NS2; andere Nachbarn (Tschechien, Österreich) wollen das auch. Die sind doch nicht alle nur noch blöde! Das Gas kommt auf zig Wegen in die EU, aber ganz schlimm ist NS2. Was soll dieser Unfug?
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DarkLightbringer »

H2O hat geschrieben:(08 Jun 2021, 00:22)

Sie verlieren sich in ständigen Wiederholungen. Unser Staat will das Gas über NS2; andere Nachbarn (Tschechien, Österreich) wollen das auch. Die sind doch nicht alle nur noch blöde! Das Gas kommt auf zig Wegen in die EU, aber ganz schlimm ist NS2. Was soll dieser Unfug?
Unser Staat will Stabilität, wie auch die meisten EU-Staaten. Dazu gehörte im Kontext von NS2 auch die Zusage, dass östliche Nachbarn in Europa nicht destabilisiert werden.

Diktator Putin interessiert das aber nicht, wie jüngst verdeutlicht worden ist (siehe auch Ohrfeigen-Artikel der FAZ weiter oben).
Man verlangt nämlich ein Wohlverhalten des Kriegsgegners Ukraine. Ganz konkret soll die Ukraine Einnahmen nicht für die Selbstverteidigung ausgeben.

Es muss jetzt darum gehen, einen Beitrag zur Friedenssicherung zu leisten, fest an der Seite unserer europäischen Nachbarn und Verbündeten.
Wir können das jetzt tun oder ab September, wenn absehbar dem geopolitischen Aspekt wieder eine größere Bedeutung eingeräumt wird.
Der deutsche Politiker machte deutlich, dass die Situation in der Ukraine für die EU von entscheidender Bedeutung sei.
„Der Kampf der Ukraine ist der Kampf Europas“, resümierte Habeck.
https://www.ukrinform.de/rubric-polytic ... erung.html
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von H2O »

Diese Heldenpose halte ich eher für eine Posse. Die Reihenfolge muß sich ganz einfach ändern: Zuerst sich respektabel ertüchtigen, und dann in eigener Sache das Maul aufreißen. Das verstehe ich unter "erwachsen werden". Alles andere halte ich für kindisch.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DarkLightbringer »

H2O hat geschrieben:(08 Jun 2021, 10:42)

Diese Heldenpose halte ich eher für eine Posse. Die Reihenfolge muß sich ganz einfach ändern: Zuerst sich respektabel ertüchtigen, und dann in eigener Sache das Maul aufreißen. Das verstehe ich unter "erwachsen werden". Alles andere halte ich für kindisch.
Sagt er im Prinzip ja, der Habeck.
Wenn man unseren Assoziationspartner Ukraine zur Selbstverteidigung ertüchtigt, steigen die Kosten imperialer Aggression.
Und zwar Kosten politischer und pekunärer Art, für die die "Tankstelle" ohne gute Kundschaft ohnehin nicht aufkommen kann.

Wenn etwas mehr oder weniger albern ist, dann doch wohl der Leitgedanke, den Krieg gegen uns selbst auch noch finanzieren zu wollen.

Überdies würde ein Moratorium des höchst umstrittenen Röhrenbaus weder Brüssel noch Berlin daran hindern, über didaktische Zukunftsprojekte weiter zu diskutieren.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Kohlhaas »

DarkLightbringer hat geschrieben:(07 Jun 2021, 23:29)

Apropos "Kindchen-Rolle:
https://www.faz.net/aktuell/politik/aus ... 75591.html

NS2 ist eine asymmetrische Bedrohung, der sich manche aus Angst vor Putin nicht gewachsen fühlen.
Nachgiebigkeit wird aber nicht zur Entspannung führen. Der zitierte Artikel macht es vorab schon deutlich.
Du überschätzt die Bedeutung von NS2. Russland wird nicht pleite gehen, wenn das Projekt gestoppt wird. Und es wird nicht mehr Gas nach Europa fließen, wenn die Pipeline fertig gebaut wird. Putin will einfach die Ukraine umgehen und Durchleitungsgebühren sparen. Ob mit oder ohne NS2: Putin wird noch lange Zeit genug Geld für die Finanzierung seiner hybriden Kriege zur Verfügung haben.

Die bisher noch notwendige Durchleitung durch die Ukraine hat den Kreml zudem nicht davon abgehalten, einen Bürgerkrieg in dem Land zu entfachen. NS2 wird nicht viel an der Gesamtlage ändern. Eher ist es so, dass die Ukraine unabhängiger von russischen Gaslieferungen wird. Wenn NS2 fertig ist, kann Putin der Ukraine nicht mehr den Gashahn abdrehen. Dann kann die Ukraine nämlich von Westen aus mit Gas aus NS2 versorgt werden. Hinzu kommt: Russland hat sich vertraglich verpflichtet, auch künftig Gas durch die Ukraine zu leiten. Diese Vereinbarung stellt Putin jetzt infrage, das ist richtig. Darauf können wir aber reagieren, indem wir die Abnahmemengen über NS2 drastisch runterfahren. Schon jetzt nimmt Deutschland ja mehr Gas von Russland ab als aus kartellrechtlicher Sicht zulässig wäre.

Meiner Ansicht nach gefährdet Nord Stream 2 weder die Sicherheit Europas, noch die der Ukraine (soweit da von Sicherheit überhaupt noch die Rede sein kann). Die Pipeline ist derzeit nur ein wunderbares Instrument, um Sanktionen zu verhängen, die den Mächtigen im Kreml sehr weh tun würden.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Cobra9 »

Ob die Bundesregierung richtig gehandelt hat?

https://m.faz.net/aktuell/politik/ausla ... 75591.html
Andrij Melnyk nennt Rolf Mützenich den „widerlichsten deutschen Politiker“..wo Er Recht hat...

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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Troh.Klaus »

Cobra9 hat geschrieben:(08 Jun 2021, 14:15)
Ob die Bundesregierung richtig gehandelt hat?
https://m.faz.net/aktuell/politik/ausla ... 75591.html
Guckst Du hier:
DarkLightbringer hat geschrieben:(07 Jun 2021, 23:29)
Apropos "Kindchen-Rolle:
https://www.faz.net/aktuell/politik/aus ... 75591.html

NS2 ist eine asymmetrische Bedrohung, der sich manche aus Angst vor Putin nicht gewachsen fühlen.
Nachgiebigkeit wird aber nicht zur Entspannung führen. Der zitierte Artikel macht es vorab schon deutlich.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von H2O »

Überdies würde ein Moratorium des höchst umstrittenen Röhrenbaus weder Brüssel noch Berlin daran hindern, über didaktische Zukunftsprojekte weiter zu diskutieren.
Das ist schon klar; aber wir wollen das Gas und bessere Beziehungen, ohne willfährig zu sein. Dazu dient die passende Reihenfolge von Ertüchtigung und Handlungen, kurz: Das Erwachsen werden.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DarkLightbringer »

Russische Regierung will Pipeline bald fertig haben
https://www.deutschlandfunk.de/nord-str ... id=1267052

Man hat es eilig. Die große Unsicherheit ist einfach die kommende Wahl. Denn ein Kurswechsel in Berlin würde Europa einiger und damit stärker werden lassen.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Troh.Klaus »

DarkLightbringer hat geschrieben:(08 Jun 2021, 22:55)
Man hat es eilig.
In der Tat. Also, man möchte ungern die Rekordmarken des BER übertreffen ...
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DarkLightbringer »

Troh.Klaus hat geschrieben:(08 Jun 2021, 23:21)

In der Tat. Also, man möchte ungern die Rekordmarken des BER übertreffen ...
Wenn die russische Regierung etwas will, kann sie sehr effizient sein.
Bedauerlicherweise sind die Absichten nicht immer hehrer Natur.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DarkLightbringer »

H2O hat geschrieben:(08 Jun 2021, 16:42)

Das ist schon klar; aber wir wollen das Gas und bessere Beziehungen, ohne willfährig zu sein. Dazu dient die passende Reihenfolge von Ertüchtigung und Handlungen, kurz: Das Erwachsen werden.
Ein Moratorium könnte auf diesen passenden Zeitpunkt warten. Und dann kommt erstmal die Jugendweihe, Konfirmation oder Kommunion.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DarkLightbringer »

Kohlhaas hat geschrieben:(08 Jun 2021, 12:50)

Du überschätzt die Bedeutung von NS2. Russland wird nicht pleite gehen, wenn das Projekt gestoppt wird. Und es wird nicht mehr Gas nach Europa fließen, wenn die Pipeline fertig gebaut wird. Putin will einfach die Ukraine umgehen und Durchleitungsgebühren sparen. Ob mit oder ohne NS2: Putin wird noch lange Zeit genug Geld für die Finanzierung seiner hybriden Kriege zur Verfügung haben.

Die bisher noch notwendige Durchleitung durch die Ukraine hat den Kreml zudem nicht davon abgehalten, einen Bürgerkrieg in dem Land zu entfachen. NS2 wird nicht viel an der Gesamtlage ändern. Eher ist es so, dass die Ukraine unabhängiger von russischen Gaslieferungen wird. Wenn NS2 fertig ist, kann Putin der Ukraine nicht mehr den Gashahn abdrehen. Dann kann die Ukraine nämlich von Westen aus mit Gas aus NS2 versorgt werden. Hinzu kommt: Russland hat sich vertraglich verpflichtet, auch künftig Gas durch die Ukraine zu leiten. Diese Vereinbarung stellt Putin jetzt infrage, das ist richtig. Darauf können wir aber reagieren, indem wir die Abnahmemengen über NS2 drastisch runterfahren. Schon jetzt nimmt Deutschland ja mehr Gas von Russland ab als aus kartellrechtlicher Sicht zulässig wäre.

Meiner Ansicht nach gefährdet Nord Stream 2 weder die Sicherheit Europas, noch die der Ukraine (soweit da von Sicherheit überhaupt noch die Rede sein kann). Die Pipeline ist derzeit nur ein wunderbares Instrument, um Sanktionen zu verhängen, die den Mächtigen im Kreml sehr weh tun würden.
Mit den jüngsten Äußerungen dürfte doch klar sein, was Putin will - er will sich NICHT an Vereinbarungen halten, sondern den Druck auf die Ukraine und letztlich auf die EU erhöhen.

Eine Eskalation des Krieges wird dann auch machbar sein, eben weil es die Gaslieferungen nicht mehr tangiert.

Natürlich könnte man nun sagen, die Ukraine wird unabhängiger, in gewisser Weise, wenn die Verluste oder Kriegsschäden allein durch die EU inklusive Deutschland ausgeglichen werden. Kann man drehen und wenden wie man will, mit NS2 arbeiten wir immer gegen uns selbst.
Pipeline-Projekt birgt viel Drohpotenzial
https://www.sueddeutsche.de/kolumne/nor ... -1.5316066

Oder, um es mal zugespitzt zu formulieren: Die Unabhängigkeit Russlands von der Ukraine und umgekehrt, die Unabhängigkeit der Ukraine von Russland, kann Deutschland und die EU finanzieren, wenn man denn bereit ist, den Preis für den Schaden zu zahlen, an dem man zuvor selbst mitwirkt.
Zuletzt geändert von DarkLightbringer am Mi 9. Jun 2021, 11:51, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Kohlhaas »

DarkLightbringer hat geschrieben:(09 Jun 2021, 11:05)

Mit den jüngsten Äußerungen dürfte doch klar sein, was Putin will - er will sich NICHT an Vereinbarungen halten, sondern den Druck auf die Ukraine und letztlich auf die EU erhöhen.
Das hat er zumindest angedeutet. Aber wenn Putin sich nicht an die Vereinbarungen hält, dann muss Deutschland das auch nicht mehr tun. Klartext: Sollte Putin kein Erdgas mehr durch die Ukraine schicken, drehen wir auf unserer Seite von NS2 einfach den Hahn zu. Dann bleibt Russland eben auf seinem Gas sitzen.
Natürlich könnte man nun sagen, die Ukraine wird unabhängiger, in gewisser Weise, wenn die Verluste oder Kriegsschäden allein durch die EU inklusive Deutschland ausgeglichen werden.
Es ging nicht darum, die Ukraine kostenlos mit Erdgas zu versorgen. Ich wollte lediglich darauf hinaus, dass der Kreml die Ukraine nicht mehr damit erpressen kann, möglicherweise die Gaslieferungen einzustellen. Sollte Russland kein Gas mehr schicken, machen wir das eben.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DarkLightbringer »

Kohlhaas hat geschrieben:(09 Jun 2021, 11:48)

Das hat er zumindest angedeutet. Aber wenn Putin sich nicht an die Vereinbarungen hält, dann muss Deutschland das auch nicht mehr tun. Klartext: Sollte Putin kein Erdgas mehr durch die Ukraine schicken, drehen wir auf unserer Seite von NS2 einfach den Hahn zu. Dann bleibt Russland eben auf seinem Gas sitzen.
An der NS2-Schraube hat man bisher nie gedreht, völlig egal, was geschah - MH17-Abschuß, Hacker-Angriff auf den Bundestag, Tiergartenmord, etc. - und wird es daher wohl bis zum September auch nicht mehr tun.
Erst die nächste Regierung wird möglicherweise einen etwas strengeren Blick aufsetzen.
Es ging nicht darum, die Ukraine kostenlos mit Erdgas zu versorgen. Ich wollte lediglich darauf hinaus, dass der Kreml die Ukraine nicht mehr damit erpressen kann, möglicherweise die Gaslieferungen einzustellen. Sollte Russland kein Gas mehr schicken, machen wir das eben.
Es entfallen aber die Durchleitungsgebühren und der Grund, auf übermäßige Eskalation zu verzichten.
Die hybride Strategie wird es natürlich vermeiden, die NATO zum Eingreifen zu zwingen. Die Ukraine ist aber nicht in der NATO, eine Beistandspflicht besteht also nicht.
Was also sollte Putin daran hindern, mehr Truppen und Banden zu entsenden, um die Destabilisierung entscheidend voranzubringen? Sanktionen? Vertragsabweichungen bezüglich der Abnahmemengen von Gas? Oder, wie bisher, freundliche Dialog-Angebote?
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von apartofme »

DarkLightbringer hat geschrieben:(09 Jun 2021, 12:05)
An der NS2-Schraube hat man bisher nie gedreht, völlig egal, was geschah - MH17-Abschuß, Hacker-Angriff auf den Bundestag, Tiergartenmord, etc. - und wird es daher wohl bis zum September auch nicht mehr tun.
Erst die nächste Regierung wird möglicherweise einen etwas strengeren Blick aufsetzen.
Das ist auch gut so. Wenn die Russen im September die AfD pushen, unterstützen sie damit indirekt die Grünen. Davor werden sie sich hüten.

Mit ihrer Positionierung für NS2 hat Merkel die Einflussnahme der Russen auf die Bundestagswahl ausgeschaltet und damit auf den letzten paar Metern ihrer Kanzlerschaft mal wieder mehr geostrategisches Geschick bewiesen, als alle ihre Kritiker zusammen.

:cool:
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Kohlhaas »

DarkLightbringer hat geschrieben:(09 Jun 2021, 12:05)Es entfallen aber die Durchleitungsgebühren und der Grund, auf übermäßige Eskalation zu verzichten.
Die hybride Strategie wird es natürlich vermeiden, die NATO zum Eingreifen zu zwingen. Die Ukraine ist aber nicht in der NATO, eine Beistandspflicht besteht also nicht.
Was also sollte Putin daran hindern, mehr Truppen und Banden zu entsenden, um die Destabilisierung entscheidend voranzubringen? Sanktionen? Vertragsabweichungen bezüglich der Abnahmemengen von Gas? Oder, wie bisher, freundliche Dialog-Angebote?
Nein. Die Durchleitungsgebühren entfallen nicht zwangsläufig. In den Verträgen ist festgelegt, dass auch nach Fertigstellung von NS2 weiterhin Gas durch die Ukraine geleitet wird. Wenn der Kreml sich nicht an diese Verträge hält, kann Deutschland entschädigungsfrei die Abnahme von Gas aus NS2 einstellen. Dann muss Russland wieder durch die Ukraine leiten. Ob Deutschland von dieser Möglichkeit Gebrauch macht, hängt natürlich von der Bundesregierung ab. Und möglicherweise auch vom Druck insbesondere aus den USA, der folgen wird, wenn Deutschland nicht reagiert.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Kohlhaas »

US-Außenminister Blinken hat verkündet, dass Deutschland in Sachen Nord Stream 2 nun mit den USA zusammenarbeitet.

"Demnach könnte Berlin etwa garantieren, dass die Ukraine künftig keine Transitgebühren für Gas einbüßt."

https://www.welt.de/politik/ausland/art ... eam-2.html
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von H2O »

Demnach könnte Berlin etwa garantieren, dass die Ukraine künftig keine Transitgebühren für Gas einbüßt.
Sehr nett überlegt! Geopolitik der USA auf deutsche Kosten. Vielleicht sollte man aushandeln, daß die USA sich an den "Ausfallkosten" in gleicher Höhe beteiligen wie der Rest der EU. Dann könnte man sogar von echter Partnerschaft reden, und nicht nur von einem Befehl von "oben" nach "unten".
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Mehmet »

Deutschland kooperiert laut Blinken mit USA in Ostsee-Pipeline-Streit
Was hat die USA damit zu tun?

Deutschland macht sich wieder einmal mehr lächerlich. Putin hat immer recht gehabt: Die USA gibt den Ton an.

Schön ist auch dieser Wortlaut:
"Die Deutschen sind jetzt an den Tisch gekommen, wir arbeiten aktiv mit ihnen zusammen", sagte Blinken bei einer Anhörung am Dienstag im Außenausschuss des Senats in Washington.
Das ist ein deutsch-russisches Projekt, dass muss man sich einmal geben. Wie blöd sind die Deutschen bloß? Die werden von oben herab wie Hunde behandelt. :D

Und es wird noch besser:
„Wir schauen uns das alles sehr genau an“

Stattdessen würden nun Gespräche geführt, um etwa zu garantieren, dass die Ukraine weiter „für viele Jahre“ Transitgebühren erhält, sagte Blinken weiter. Eine weitere Möglichkeit sei es, gemeinsam mit Deutschland Maßnahmen festzulegen, die automatisch ausgelöst würden, sollte Russland den Druck auf die Ukraine erhöhen. „Wir erwarten von unseren Verbündeten und Partnern, dass sie sich im Vorfeld verpflichten, Maßnahmen zu ergreifen.
Deutschland hat mit Sicherheit auch mehr von seinen Verbündeten und Partnern erwartet. Stattdessen hat man sie mit einem lächeln, hinterrücks ausspioniert und sich damit auch Vorteile verschafft.
streicher hat geschrieben: Warum stichelst du eigentlich immer wieder gegen Deutschland?
Ein weiteres Beispiel. Guck dir das an. Wie kann man sich nicht darüber lustig machen?
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von H2O »

Ich finde es immer noch ganz gut, daß man sich über unsere deutschen Abhängigkeiten in der NATO und in der EU lustig machen kann. Man stelle sich vor, das wäre zum Weinen!
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DarkLightbringer »

Kohlhaas hat geschrieben:(09 Jun 2021, 15:43)

US-Außenminister Blinken hat verkündet, dass Deutschland in Sachen Nord Stream 2 nun mit den USA zusammenarbeitet.

"Demnach könnte Berlin etwa garantieren, dass die Ukraine künftig keine Transitgebühren für Gas einbüßt."

https://www.welt.de/politik/ausland/art ... eam-2.html
Es ist begrüßenswert, wenn sich Berlin dialogbereit zeigt.

Darüber hinaus versprach Blinken "Reaktionen", wenn Moskau versucht, das Gas als Waffe einzusetzen.

https://www.euractiv.de/section/eu-auss ... -abfedern/
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Baltic pipe gestoppt

Beitrag von Summers »

Konkurrenzprojekt gestoppt:

https://www.ndr.de/nachrichten/mecklenb ... pe102.html

Läuft in letzter Zeit nicht gut für Polen.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von H2O »

Als Unionsbürger in Polen finde ich nichts gut, was zum Nachteil Polens getan wird. Für Europa wäre ein Netz von leistungsfähigen Lieferbeziehungen immer von Vorteil. Als gute Nachbarn sollten wir Polen dabei unterstützen, sich unabhängig von Rußland zu halten, wenn sich das Land durch Rußland bedrängt fühlt..

Und so geht Zusammenarbeit... in derselben Quelle zu lesen:
Röhren für Baltic Pipe, das polnische Konkurrenz-Projekt zu Nord Stream 2, sollen von Mukran aus angeliefert werden.
Geht doch!
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Summers »

Nö, geht eben nicht, denn ist gerichtlich gestoppt worden. Im günstigsten Falle verzögert sich der Bau nur.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von H2O »

Summers hat geschrieben:(10 Jun 2021, 08:52)

Nö, geht eben nicht, denn ist gerichtlich gestoppt worden. Im günstigsten Falle verzögert sich der Bau nur.
Die Elbbrücke bei Dresden wurde dennoch gebaut: Weltkulturerbe Adieu. Die Klageschrift der Kleinen Hufnase hat nicht geholfen. Die Kleine Hufeisennase nistet inzwischen vielleicht im Gemäuer der Brücke. Polen und Dänemark werden einen Vergleich anstreben mit Rücksicht auf die bedrängte Tier- und Pflanzenwelt in Dänemark, und dann wird doch gebaut. War bei NS2 doch auch so; dort allerdings im deutschen Streckenabschnitt.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DarkLightbringer »

Auch die dänischen Umweltschützer befürchten eben wegen fossiler Großprojekte eine Verzögerung der Energiewende.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DarkLightbringer »

Putin will sich an das Abkommen nicht halten, wenn sich die Ukraine weiterhin zu stark verteidigt.
Kritiker von Nord Stream 2 sehen sich dadurch in ihrer Erwartung bestätigt, dass Russland die neue Pipeline als geopolitische Waffe einsetzen will.
Tja, welch Wunder.

AM Maas will wiederum "vermitteln" - der inzwischen berühmte Dialog-Ansatz.

Die Ukraine ihrerseits setzt auf deutsche Garantien:
"Wir haben sehr ernsthafte und begründete Zweifel am Willen Russlands, sich an irgendwelche Abkommen zu halten", sagte er. Vertrauen werde man daher nur auf deutsche Garantien.
https://www.sueddeutsche.de/politik/ost ... -1.5317159

Und laut US-Außenminister Blinken haben die Deutschen am Tisch Platz genommen. Auch dort wird ein Dialog geführt.

Viel Dialog, wenig Frieden?
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Kohlhaas »

H2O hat geschrieben:(09 Jun 2021, 21:57)

Sehr nett überlegt! Geopolitik der USA auf deutsche Kosten.
Erstens ist das nicht so, und zweitens: Was könnten wir dagegen einwenden? Deutschland macht doch seit Jahren auch ganz ungeniert Politik auf Kosten der Ukraine und Polens. Jedenfalls soweit es Nord Stream 2 betrifft.
Vielleicht sollte man aushandeln, daß die USA sich an den "Ausfallkosten" in gleicher Höhe beteiligen wie der Rest der EU. Dann könnte man sogar von echter Partnerschaft reden, und nicht nur von einem Befehl von "oben" nach "unten".
Nicht nur meinem Eindruck nach wenden die USA seit Menschengedenken sehr viel Geld auf als Deutschland, um das bestehende Bündnissystem aufrecht zu erhalten. Es ist ja wohl unstrittig, dass die Militärausgaben der USA höher sind als die aller anderen Nato-Mitglieder zusammen. Die Europäer haben da ganz gewiss keinen Grund, sich selbst auf die Schulter zu klopfen.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Kohlhaas »

Mehmet hat geschrieben:(09 Jun 2021, 22:54)

Was hat die USA damit zu tun?

Deutschland macht sich wieder einmal mehr lächerlich. Putin hat immer recht gehabt: Die USA gibt den Ton an.
Warum lebst Du hier, wenn Deutschland so lächerlich ist? Die USA haben damit zu tun, weil sie der wichtigste Bündnispartner Deutschlands sind. Und würden die USA "den Ton angeben", müssten wir über NS2 gar nicht diskutieren. Das zieht Deutschland gerade durch, gegen den erklärten Willen der "tonangebenden" USA.
Das ist ein deutsch-russisches Projekt, dass muss man sich einmal geben. Wie blöd sind die Deutschen bloß? Die werden von oben herab wie Hunde behandelt. :D
Ja, Erdogans Politik beweist, dass ihm partnerschaftliches Verhalten zwischen Verbündeten völlig fremd ist. Betrachte uns Deutsche ruhig als Hunde, die sich von oben herab kraulen lassen. Um in der Analogie zu bleiben: Dann seid Ihr Türken allerdings ganz dumme Hunde, die trotz knurrendem Magen in die Hand beißen, die sie so lange gefüttert hat.

Nord Stream 2 ist kein "deutsch-russisches" Projekt. Es wirkt sich auf andere EU-Länder aus, es wirkt sich auf Nato-Partner aus und es wirkt sich auf Nachbarländer wie die Ukraine aus. Es hat etwas mit Anstand zu tun, bei seinem eigenen Handeln auch die Interessen von Partnern zu berücksichtigen. Dass es "Euch Türken" nur um Eure eigenen Interessen zu gehen scheint, ist gewiss kein Vorbild. "Ihr Türken" seht ja, wohin Euch das gebracht hat. Ihr habt fast keine Freunde mehr und nagt am Hungertuch. Große Leistung! Egoismus zahlt sich halt aus.

Am Rande: Formulierungen wie "die Türken" finde ich übrigens unsäglich. Ich bin sicher, dass es "die Türken", über die Du so gern schreibst, gar nicht gibt. Die existieren nur in Deinen und Erdos Machtphantasien.
Und es wird noch besser:

Deutschland hat mit Sicherheit auch mehr von seinen Verbündeten und Partnern erwartet. Stattdessen hat man sie mit einem lächeln, hinterrücks ausspioniert und sich damit auch Vorteile verschafft.
Da sind wir wieder beim Punkt: Vorausschauendes Handeln ist nationalistischen Chauvinisten offenbar nicht gegeben. Bezüglich NS2 hat Deutschland mit Russland Vereinbarungen getroffen, mit denen die Ukraine geschützt werden sollte. Jetzt stellt Putin diese Verträge offensichtlich infrage.

Es wäre völlig angemessen, wenn Deutschland jetzt endlich mal sagen würde, wo die roten Linien sind und was passiert, wenn sie überschritten werden. Was passiert, wenn Russland geschlossene Verträge missachtet? Das muss offen ausgesprochen und mit Garantien sichergestellt werden. Dem Kreml muss glasklar sein, was passiert, wenn er mit Deutschland geschlossene Verträge missachtet.

Das soll uns Deutsche zu hündischen Vasallen der USA machen? Fändest Du es angemessener, einen Verbündeten zu verprellen, um sich dann von einem erklärten Feind in den ... ich korrigiere: alles gefallen zu lassen? Jooo, Erdogan handelt genau so. Man sieht ja, wohin das für die Türkei geführt hat.

Du hast nicht im Ansatz verstanden, worum es hier geht.
Ein weiteres Beispiel. Guck dir das an. Wie kann man sich nicht darüber lustig machen?
Ich weiß zwar nicht, welches Beispiel Du gerade meinst, aber es ist bestimmt eine schöne Sache, wenn man selbst dann noch lachen kann, wenn man ganz allein ist, keine Freunde mehr hat und sich vor Hunger kaum noch auf den Beinen halten kann. Dazu passt es allerdings nicht, dass Du Dich hier in Deutschland im warmen Nest räkelst und das Elend rechtfertigst, in dem Deine Landsleute in der Türkei leben. Schau mal auf die Inflationsrate und den Kurs der Lira. Hast Du eigentlich eine Ahnung, wie es Deinen Landsleuten daheim ergeht? Oder ist es Dir einfach nur egal?
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Mehmet »

Kohlhaas hat geschrieben:(10 Jun 2021, 13:53)

Deutschland macht doch seit Jahren auch ganz ungeniert Politik auf Kosten der Ukraine und Polens. Jedenfalls soweit es Nord Stream 2 betrifft.
Was hat die Ukraine und Polen mit Nord Stream 2 zu tun, was ein Wirtschaftsprojekt zwischen Deutschland und Russland ist?!

Das sich andere daran stören ist zweitrangig, da sie damit primär gar nichts zu tun haben und es keinen wirklich angeht. Deutschland wird nicht nur unabhängiger, sondern wird letzten Endes selbst als Transitland in Frage kommen.
Polen und die Ukraine verlieren somit ein Druckmittel um etwaige Forderungen an Deutschland oder Russland durchzudrücken. Es geht einzig allein um die Transitgebühren, weil die zwei Staaten es nicht schaffen ihre Wirtschaft auf Vordermann zu bringen. Warum also sollte Deutschland oder Russland diese zwei Staaten weiter durchfüttern oder sich irgendwo in deren Geschäfte reinreden lassen? Deutschland oder Russland sind nicht deren Mama, an deren Zipfel sie sich stückweit ernähren. Gerade Polen (PiS), die dank der EU sowieso nur die Hände aufhalten und ansonsten eh nicht viel mit Deutschland zu tun haben wollen. Das kann ich allerdings ein Stück weit nachvollziehen.

Mehr gibt es bei dem Thema auch nicht zu sagen. Es geht um Geld, Macht und Unabhängigkeit. Das ist halt einigen ein Dorn im Auge.
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