Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

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Everythingchanges

Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Everythingchanges »

Cobra9 hat geschrieben:(07 Sep 2021, 21:44)

Viel Freunde hat sich Deutschland damit nicht gemacht


https://www.spiegel.de/wirtschaft/nord- ... d3c1070a73

Macht macht "Freunde", denn sie schafft sich die Mittel für "Freundschafts"dienste.

Genau deshalb ist Nordstream2 für Dtl so interessant, dass man dafür kurzfristigen Stress in der EU und auch mit der USA in Kauf nimmt.

Btw. die EUrop. Gaspreise steigen weiter (https://www.theice.com/products/2799666 ... Id=5285052) und die Ukraine ist total "verwundert", warum niemand ihre zusätzlich angebotenen Durchleitungskapazitäten bucht...zudem fließen jetzt plötzlich zw 15- 30 Mio Kubik weniger via Jamalpipeline. Oder vielleicht ist das ja der Grund für den Preisanstieg.
https://www.gazprom.com/investors/discl ... -supplies/

Eine sehr teure Lektion.
Hoffen wir mal, dass man in der EU schneller lernt als bislang...
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Kohlhaas »

Everythingchanges hat geschrieben:(08 Sep 2021, 13:15)

Macht macht "Freunde", denn sie schafft sich die Mittel für "Freundschafts"dienste.

Genau deshalb ist Nordstream2 für Dtl so interessant, dass man dafür kurzfristigen Stress in der EU und auch mit der USA in Kauf nimmt.

Btw. die EUrop. Gaspreise steigen weiter (https://www.theice.com/products/2799666 ... Id=5285052) und die Ukraine ist total "verwundert", warum niemand ihre zusätzlich angebotenen Durchleitungskapazitäten bucht...zudem fließen jetzt plötzlich zw 15- 30 Mio Kubik weniger via Jamalpipeline. Oder vielleicht ist das ja der Grund für den Preisanstieg.
https://www.gazprom.com/investors/discl ... -supplies/

Eine sehr teure Lektion.
Hoffen wir mal, dass man in der EU schneller lernt als bislang...
Die EU hat da keinen Nachholbedarf. Die Lernschwäche befindet sich in Berlin.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Everythingchanges »

Kohlhaas hat geschrieben:(08 Sep 2021, 13:32)

Die EU hat da keinen Nachholbedarf. Die Lernschwäche befindet sich in Berlin.
Du dokumentierst wunderbar, warum es Russland so leicht fällt, Vorteile einzufahren.
Sollen sich Berlin und Brüssel ruhig weiterzoffen. Wenn zwei (oder noch mehr) sich streiten...

Ungarn streitet nicht mit. Die haben gerade eine Liefervereinbarung mit Gazprom abgeschlossen, zu Bedingungen, die ihrer Darstellung nach besser sind als vorher.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Nightrain »

Cobra9 hat geschrieben:(07 Sep 2021, 21:32)
Russland finanziert sich durch Export von Rohstoffen. Ende des Lieds. Weswegen man langfristig auch nur grünen Wasserstoff importieren sollte. Möglich ohne Russland.
Woher soll die Wasserstoffwirtschaft kommen, wenn Gazprom über Nord Stream 2 massenweise günstigen Wassserstoff direkt nach Deutschland transportieren kann, der alle anderen Technologien zur Herstellung hierzulande preislich platt macht? :p
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Vongole »

Cobra9 hat geschrieben:(07 Sep 2021, 21:32)

(..)

Russland finanziert sich durch Export von Rohstoffen. Ende des Lieds. Weswegen man langfristig auch nur grünen Wasserstoff importieren sollte. Möglich ohne Russland.
Spanien bietet sich bereits an:
Madrid will beim grünen Umbau der europäischen Energieversorgung eine zentrale Rolle spielen. Ausländische Investoren haben die Chance längst erkannt.
https://www.handelsblatt.com/unternehme ... n_11804704
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DarkLightbringer »

Everythingchanges hat geschrieben:(08 Sep 2021, 13:37)

Du dokumentierst wunderbar, warum es Russland so leicht fällt, Vorteile einzufahren.
Sollen sich Berlin und Brüssel ruhig weiterzoffen. Wenn zwei (oder noch mehr) sich streiten...

Ungarn streitet nicht mit. Die haben gerade eine Liefervereinbarung mit Gazprom abgeschlossen, zu Bedingungen, die ihrer Darstellung nach besser sind als vorher.
Natürlich ist die Spaltungspolitik im Interesse des Putin-Regimes.
Mit einer Ampel-Koalition dürfte eine Ungarisierung Deutschlands aber schwerlich zu machen sein.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Everythingchanges »

DarkLightbringer hat geschrieben:(08 Sep 2021, 15:43)

Natürlich ist die Spaltungspolitik im Interesse des Putin-Regimes.
Mit einer Ampel-Koalition dürfte eine Ungarisierung Deutschlands aber schwerlich zu machen sein.
Ich würde rein aus Interesse in Sachen Geopolitik gerne eine Kanzlerin Baerbock sehen.
Ich bezweifle zb, dass irgendwer in Dtl NordStream2 noch stoppen würde.
Nicht mal die Grünen.
Wird wohl aber ein theoretisches Gedankenspiel bleiben :D
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DarkLightbringer »

Everythingchanges hat geschrieben:(08 Sep 2021, 16:19)

Ich würde rein aus Interesse in Sachen Geopolitik gerne eine Kanzlerin Baerbock sehen.
Ich bezweifle zb, dass irgendwer in Dtl NordStream2 noch stoppen würde.
Nicht mal die Grünen.
Wird wohl aber ein theoretisches Gedankenspiel bleiben :D
Gemäß Umfragen sind die Grünen ja immerhin zweitstärkste Partei (ohne CDU) und nach entsprechenden Äußerungen können sie NS 2 gar nicht gutheißen.
Die FDP ist auch nicht gerade begeistert.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Everythingchanges »

DarkLightbringer hat geschrieben:(08 Sep 2021, 16:48)

Gemäß Umfragen sind die Grünen ja immerhin zweitstärkste Partei und nach entsprechenden Äußerungen können sie NS 2 gar nicht gutheißen.
Die FDP ist auch nicht gerade begeistert.
Sagen sie zumindest, aber das viele Reden ist das Privileg der Opposition.
Genau deshalb wäre es eine interessante Konstellation, um zu prüfen, wie viel Einfluß der politische Kopf der Regierung hat bzw ob er sich so heftig gegen die Interessen derer stellen würde, die die Pipeline wollen und umgesetzt haben

Wie geschrieben, denke ich, dass selbst eine grün geführte Regierung die Nummer nicht mehr stoppt.
Einfach weil die Vorteile zu gewichtig sind.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DarkLightbringer »

Everythingchanges hat geschrieben:(08 Sep 2021, 16:55)

Sagen sie zumindest, aber das viele Reden ist das Privileg der Opposition.
Genau deshalb wäre es eine interessante Konstellation, um zu prüfen, wie viel Einfluß der politische Kopf der Regierung hat bzw ob er sich so heftig gegen die Interessen derer stellen würde, die die Pipeline wollen und umgesetzt haben

Wie geschrieben, denke ich, dass selbst eine grün geführte Regierung die Nummer nicht mehr stoppt.
Einfach weil die Vorteile zu gewichtig sind.
Da müssten die Grünen aber ihren Fokus sehr stark ändern, nur wegen der Vorteile, die ein Schröder sieht. ;)

Wahrscheinlicher ist schon, dass etwas mehr Frische in die Außenpolitik kommt.
Ärger mit Putin ist so oder so vorprogrammiert.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Cobra9 »

Nightrain hat geschrieben:(08 Sep 2021, 14:50)

Woher soll die Wasserstoffwirtschaft kommen, wenn Gazprom über Nord Stream 2 massenweise günstigen Wassserstoff direkt nach Deutschland transportieren kann, der alle anderen Technologien zur Herstellung hierzulande preislich platt macht? :p

Ich weiß nicht was es da zu lachen gibt und guten Morgen.


Aber falls Dir es nicht entgangen ist gibt's von Afrika, Nahost ect. nach Europa oder anderen Ländern sehr wohl auch längst Infrastruktur zum Transport. Plus aktuelle Projekte.

Wir haben in der EU genügend Fläche allein die geeignet ist und mit anderen Ländern die genauso gut angeschlossen sind an die EU Verträge schon. Es wird verschiedene Möglichkeiten geben um grünen Wasserstoff zu erzeugen. Dafür braucht man Russland nicht wirklich.

Wind, Pv & andere Alternative Energien gibt's auch genügend zur Verfügung stehend. Grüner, regenerativ erzeugter Wasserstoff – das ist die Vision, in die Milliarden investiert werden sollen. Produktion in Deutschland, zum Beispiel mit großen Windparks an der Küste oder via Pv bspw Spanien, Portugal, Griechenland ect.

Oder Importe via vorhandener bzw im Bau befindlicher Infrastruktur , etwa aus sonnenreichen Regionen wie der Sahara. Marokko bspw.

Ich bitte um Verzeihung wenn ich nicht 400 Seiten zum Besten gebe. Aber in Afrika lohnt es sich. Ganz als Europa haben die sogenannten MENA-Länder Nordafrikas und des Nahen Ostens genug Ressourcen für die Herstellung von grünem Wasserstoff insgesamt. In der MENA-Region gibt es reichlich Sonnen- und Windstrom und große Flächen an verfügbarem und billigem Land. Deswegen sind die Kosten für erneuerbare Energien dort viel geringer. Dazu kommt man kann Entsalzung für das Meerwasser nutzen mit Energie der Kraftwerke.

Transport kein Problem. Es bestehen schon verschiedene Pipelines zwischen Nordafrika, sowohl Algerien, Marokko, Tunesien, nach Europa. Und es gibt verschiedene andere Möglichkeiten. Wasserstoff Kapazitäten locker ausreichend.


Außerdem wollen wir doch selbst viel Wasserstoff erzeugen ohne Transport.


Beim Preis. Frank Merten vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie:

„Bis zum Jahr 2030 können diese Kosten um etwa ein Drittel gesenkt werden. Und aufgrund der weiteren Senkung der Stromkosten können wir dann nochmal auf etwa auf die Hälfte runterkommen im Vergleich zu heute.“

Auf lange Sicht, so das Resümee der Wuppertal-Studie, sei der Wüstenstrom gar nicht so viel billiger als der Küstenstrom.

Gibt natürlich verschiedene Zahlen. Ab 2028 /29 soll es möglich sein da mit neuer Technik viel zu bewegen.


Zusammen mit der Erzeugung + Transport käme ein Kilogramm-Preis von 1,20 Euro bis 2,50 Euro heraus, so die Studie. Das ist nicht wesentlich teurer bzw vergleichbar wie die heute übliche konventionelle Wasserstofferzeugung per Erdgas ect , dafür aber CO2-frei und klimaneutral.

Du solltest nicht vergessen der Gaspreis steigt jährlich auch. Eigentlich ist das alles den frei verfügbaren Informationen zu entnehmen der EU ect
Andrij Melnyk nennt Rolf Mützenich den „widerlichsten deutschen Politiker“..wo Er Recht hat...

Genieße den Augenblick, denn der Augenblick ist dein Leben
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Kohlhaas »

Everythingchanges hat geschrieben:(08 Sep 2021, 13:37)

Du dokumentierst wunderbar, warum es Russland so leicht fällt, Vorteile einzufahren.
Sollen sich Berlin und Brüssel ruhig weiterzoffen. Wenn zwei (oder noch mehr) sich streiten...

Ungarn streitet nicht mit. Die haben gerade eine Liefervereinbarung mit Gazprom abgeschlossen, zu Bedingungen, die ihrer Darstellung nach besser sind als vorher.
Ist doch schön für Ungarn. Über welche Leitungen wird das Gas noch gleich geliefert? Wer hat die EU noch gleich verpflichtet, sich an ungarische Verträge zu halten?

Der Streit zwischen Berlin und Brüssel betrifft nicht nur Deutschland. Im Kern geht es um die Frage, ob europäisches Recht eingehalten wird. Dieses europäische Recht gilt nicht nur für Deutschland, sondern für alle Mitgliedsstaaten. Dazu gehört - Stand heute - auch Ungarn. Warten wir doch einfach mal ab, wie viele Vorteile Russland einfahren kann.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Everythingchanges »

Kohlhaas hat geschrieben:(08 Sep 2021, 17:25)

Ist doch schön für Ungarn. Über welche Leitungen wird das Gas noch gleich geliefert? Wer hat die EU noch gleich verpflichtet, sich an ungarische Verträge zu halten?
2.
Der Streit zwischen Berlin und Brüssel betrifft nicht nur Deutschland. Im Kern geht es um die Frage, ob europäisches Recht eingehalten wird. Dieses europäische Recht gilt nicht nur für Deutschland, sondern für alle Mitgliedsstaaten. Dazu gehört - Stand heute - auch Ungarn. Warten wir doch einfach mal ab, wie viele Vorteile Russland einfahren kann.
Na über die neue via Türkei, nachdem man SouthStream gekippt hatte.
Und es kommt preiswerter als über die Ukraine.

2.
Für Russland gibt es keinen "schlechten" Ausgang, weil es den Gaspreis beeinflussen kann.
Es geht im Kern um die Frage, ob die EU bereit ist anzuerkennen, dass Kooperation bedeutet, dass man von Maximalforderungen ala Ausweitung von EU-Recht auf zb Russland absehen sollte.

Es ist letztlich die alte schon immer strittige Frage, wie man mit dem Riesen neben sich umgehen möchte. Der Stil ala 2014 funktioniert dummerweise heute erst recht nicht mehr. Dtl sieht das ein, andere (noch) nicht
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Everythingchanges »

DarkLightbringer hat geschrieben:(08 Sep 2021, 17:07)

Da müssten die Grünen aber ihren Fokus sehr stark ändern, nur wegen der Vorteile, die ein Schröder sieht. ;)

Wahrscheinlicher ist schon, dass etwas mehr Frische in die Außenpolitik kommt.
Ärger mit Putin ist so oder so vorprogrammiert.
Ärger mit Putin ist ja nix Frisches :D

Aber man sollte nicht vergessen, das NordStream1 in der Zeit von RotGrün vereinbart wurde.
Ich denke, dass die auch heute in der Realpolitik ähnliche Schwenks hinlegen würden wie zu Fischers Zeiten...
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Nightrain »

Cobra9 hat geschrieben:(08 Sep 2021, 17:17)
Du solltest nicht vergessen der Gaspreis steigt jährlich auch. Eigentlich ist das alles den frei verfügbaren Informationen zu entnehmen der EU ect
Meine Bedenken gehen dahin, dass wir nun mit Nord Stream 2 bereits eine fertige Pipeline haben, die es Russland ermöglicht große Mengen Wasserstoff nach Europa zu transportieren. Und das wird keine unbeliebter "grauer" Wasserstoff sein, sondern blauer und türkiser Wasserstoff.
Wenn es also bereits günstigten und (nahezu) CO2-neutralen Wasserstoff in Europa unbegrenzt verfügbar gibt, wer finanziert dann im unsicheren Nordafrika große Anlagen für grünen Wasserstoff?

Ich hab da keine Illusionen. Nord Stream 2 ist keine Gaspipeline, sondern gehört zur strategischen Planung Russlands in Europa eine Vormachtsstellung zu etablieren für die Bereitstellung von Wasserstoff.
"Man verhandelt nicht mit Terroristen. Man hört PEGIDA und AfD nicht zu. Man muss keine Rücksicht auf Impfskeptiker und Verschwörungstheoretiker nehmen." (Philipp Jessen)
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Kevin Schildbürger »

Cobra9 hat geschrieben: Viel Freunde hat sich Deutschland damit nicht gemacht
Deutsch*land braucht keine Freunde.
Von allen interessanten Gedanken schätze ich doch am meisten die interessanten
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H2O
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von H2O »

Kevin Schildbürger hat geschrieben:(08 Sep 2021, 20:07)

Deutsch*land braucht keine Freunde.
Wir brauchen zuverlässige Wirtschaftspartner; die hat sich die deutsche Wirtschaft aber durch Handel und Wandel zum gegenseitigen Vorteil erworben; sowohl innerhalb des EU-Binnenmarkts als auch weltweit. Vielleicht hat man die Zerfaserung der "Lieferketten" etwas zu weit getrieben... was sich in Zeiten der Pandemie dann doch bremsend bemerkbar macht. In Deutschland gab es doch einmal eine leistungsfähige Halbleiterindustrie; da hat man sich wohl doch zu sehr auf weltweite Partnerschaften verlassen. Daraus wird man hoffentlich lernen.

Meine Behauptung: Niemand kauft von deutschen Herstellern etwas, wenn er dadurch keinen Mehrwert gegenüber nationalen Erzeugnissen oder solchen aus Drittstaaten erhält. "Freundschaft" durch ein gutes Angebot im weitesten Sinne; etwa durch Produktbetreuung mit Kundendienstleistungen, die den Kundennutzen des Produkts erhöhen. Wer damit schludert, der macht ein Geschäft auch nur einmal und hat danach um seinen angestammten Markt zu kämpfen.

Handel und Wandel mit Rußland ist für Deutschland "seit Jahrhunderten" zur Gewohnheit geworden. Wenn sich dieser "Trampelpfad" durch North Stream 2 zur breiten Straße erweitert... wer wollte daran Anstoß nehmen, außer Wettbewerbern, die voller Neid auf diese langjährigen Verbindungen zum beiderseitigen Vorteil blicken?
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DevilsNeverCry »

Nightrain hat geschrieben:(08 Sep 2021, 20:05)

Meine Bedenken gehen dahin, dass wir nun mit Nord Stream 2 bereits eine fertige Pipeline haben, die es Russland ermöglicht große Mengen Wasserstoff nach Europa zu transportieren. Und das wird keine unbeliebter "grauer" Wasserstoff sein, sondern blauer und türkiser Wasserstoff.
Wenn es also bereits günstigten und (nahezu) CO2-neutralen Wasserstoff in Europa unbegrenzt verfügbar gibt, wer finanziert dann im unsicheren Nordafrika große Anlagen für grünen Wasserstoff?

Ich hab da keine Illusionen. Nord Stream 2 ist keine Gaspipeline, sondern gehört zur strategischen Planung Russlands in Europa eine Vormachtsstellung zu etablieren für die Bereitstellung von Wasserstoff.
Nord Stream 2 kann aktuell keinen blauen Wasserstoff transportieren. Für so etwas wurde NS2 nicht gebaut. Es kann allerdings einen Mix aus Gas und Wasserstoff liefern.

Russland wird zukünftig auf gelben und blauen Wasserstoff setzen, da es über reichlich Gasvorkommen (blauer Wasserstoff) und Strom aus Atomanlagen (gelber Wasserstoff) verfügt.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von derBabelszwerg »

Everythingchanges hat geschrieben:(08 Sep 2021, 18:01)

2.
Für Russland gibt es keinen "schlechten" Ausgang, weil es den Gaspreis beeinflussen kann.
Es geht im Kern um die Frage, ob die EU bereit ist anzuerkennen, dass Kooperation bedeutet, dass man von Maximalforderungen ala Ausweitung von EU-Recht auf zb Russland absehen sollte.

Es ist letztlich die alte schon immer strittige Frage, wie man mit dem Riesen neben sich umgehen möchte. Der Stil ala 2014 funktioniert dummerweise heute erst recht nicht mehr. Dtl sieht das ein, andere (noch) nicht
Mein persönlicher Eindruck ist eher, dass Putin zukünftig in Brüssel den Dienstboteneingang nehmen kann, wenn überhaupt. Man redet noch nicht Mal miteinander. Die EU wird erst noch über den Preis nachdenken, den man dem Kreml dann präsentieren wird (gemeint ist der Preis damit überhaupt geredet wird). Liegt dann an Moskau das zu schlucken oder es sein zu lassen. Inwieweit kann man da erwarten, dass die Mindestforderung (!) "EU-Recht ist einzuhalten" aufgeweicht wird? Hat man das bei den USA gemacht (Stichwort TTIP)? Großbritannien? Schweiz oder Norwegen? Völlig realitätsfremd anzunehmen, für Russland gibt es Sonderregelungen. Die aktuellen Behördenanweisungen (Bundesnetzagentur) und Rechtsprechung (OLG Düsseldorf) sind relativ eindeutig. Da gibt es auch keinen Spielraum wie es aussieht?

Soso, Deutschland sieht das ein? Da habe ich ebenfalls eine komplett andere Wahrnehmung. Die letzten Äusserungen z.B. zu Cyber-Attacken und Wahlbeeinflussung sind für deutsche Außenpolitik ungewöhnlich deutlich. Da dreht sich gerade was. Und wir reden hier von Merkel, die in der DDR sozialisiert wurde und noch die Sowjetunion als -vermeintliche- Weltmacht erlebt hat. Baerbock bspw. kennt Russland nur noch als den regionalen failed state der es bis heute ist. Ist mir unklar wie man Russland als "Riese" bezeichnen kann. Was sind dann die USA oder China? Ja sogar das U.K? Haben weltpolitisch alle mehr zu melden als Russland, die EU sowieso.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von H2O »

DevilsNeverCry hat geschrieben:(08 Sep 2021, 22:22)

Nord Stream 2 kann aktuell keinen blauen Wasserstoff transportieren. Für so etwas wurde NS2 nicht gebaut. Es kann allerdings einen Mix aus Gas und Wasserstoff liefern.

Russland wird zukünftig auf gelben und blauen Wasserstoff setzen, da es über reichlich Gasvorkommen (blauer Wasserstoff) und Strom aus Atomanlagen (gelber Wasserstoff) verfügt.
Hier verstehe ich Ihr Engagement zugunsten dieser Art Wasserstoffversorgung nicht. Wir brauchen grünen Wasserstoff, also CO2-neutral erzeugten. Mogelpackungen sind doch völlig sinnlose Versuche. Wollten wir uns auf H2 aus CH4 & Cie verlegen, dann könnten wir unseren Planeten auch weiterhin selbst vernichten, ohne russische Hilfe. Das kann's doch nicht sein! Darüber wird in der Tat die Politik zu wachen haben.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DevilsNeverCry »

Ich denke man sollte sich darauf einstellen das NS2 am Ende zu 100% genutzt wird. Vieles wird nun davon abhängen wie die juristische und technische Zertifizierung abläuft.

- Zur juristischen Zertifizierung: Aktuell sind von russischer Seite die Dokumente zur Zertifizierung nicht eingegangen. Der Prozess nach Eingang der Dokumente bei der Bundesnetzagentur dauert 4 Monate. Die EU hat dann das Recht innerhalb von 2 Monaten Einspruch einzulegen.
Wenn z. B. Die Nord Stream 2 AG die Dokumente einreicht, dann sehe ich hier schlechte Karten für Russland. Jeder der sich auch nur halbwegs mit NS2 beschäftigt hat, weiß dass das dritte Energiepaket der EU es nicht zulässt das Produzent und Lieferant gleichzeitig Eigentümer der Pipeline sein dürfen - das sogenannte ownership unbundling. Aktuell prüft Gasprom weitere juristische Schritte, aber meiner Meinung nach wird der aktuelle Status-quo nicht haltbar sein. Gasprom würde also nur 50% der Pipeline nutzen können. Wenn es überhaupt soweit kommt.
Eine weitere Variante, die in den deutschen Medien diskutiert wird, sieht vor das Gasprom 50% des Gases liefert und die restlichen 50% kommen von Rosneft oder Novatek. Auch der Verkauf von 50% des Gases an europäische Unternehmen - wie z. B. RWE - ist eine Variante die diskutiert wird. Diese können dann das Gas weiter an den Endverbraucher verkaufen. Beide Varianten haben aber einen Hacken: Gasprom ist weiterhin Produzent, Eigentümer der Pipeline und liefert weiterhin 50% des Gases. Hier wird es schwierig und ich bin mir sicher das NS2 Gegner so eine Konstellation - wenn es den zu dieser kommen sollte - anfechten werden. Eine komplette Entkopplung von Produzent, Lieferant und Pipelinebetreiber/Eigentümer sieht anders aus. Man sollte nicht vergessen das die EU hier Einspruch einlegen kann. Deutschland hat hier nicht das letzte Wort.

Es gibt aber im dritten Energiepaket der EU ein Schlupfloch. Das sogenannte ISO (independent system operator) und ITO (independent transmission operator) Verfahren. Im Falle von ITO wären Verwalter/Betreiber der Pipeline weiterhin Eigentümer, während bei ISO das nicht der Fall ist. Was könnte Russland hier z. B. machen? Russland könnte - wenn man nach dem ITO Verfahren geht - Gasprom weiterhin als Produzent und Lieferant agieren lassen und die Anteile der Pipeline auf ein anderes russisches Unternehmen umschreiben, z. B. Rosneft. Das würde bedeuten das wir eine juristische Person hätten die Lieferant und Produzent ist (Gasprom) und eine juristische Person die Betreiber und Eigentümer der entsprechenden Pipeline ist (z. B. Rosneft). Für NS2 Gegner ist diese Variante im Grunde genau so schlimm wie der Status-quo. Den Putin hätte hier immer noch die volle Kontrolle. Es ist eher Gasprom Chef Miller der dumm aus der Röhre guckt da er im innerrusischen Machtkampf gegen Setschin (Rosneft) zurückstecken müsste. Dieses ITO Verfahren ist deswegen interessant da hier eine Entkopplung vorliegt und die EU kein Veto (!) mehr einlegen kann. Ein ownership unbundling hat schließlich stattgefunden. Die NS2 Gegner könnten hier natürlich Einspruch einlegen und argumentieren das der russische Staat de facto die Kontrolle behält - und darum geht es ja letztlich. Aber im dritten Energiepaket steht nirgends das Lieferant, Produzent und Eigentümer der Pipeline nicht von einem Staat kontrolliert werden können. Hier wird es für die NS2 Gegner schon schwierig. Man könnte argumentieren das Russland der Besitzer dieser 2 juristischen Personen (Gasprom und Rosneft) ist. Trotzdem handelt es sich hier um zwei unterschiedliche juristische Personen. Gasprom wehrt sich nicht umsonst gegen eine Teilhabe Rosnefts am Export von russischen Gas durch NS1 und NS2. Das hat überwiegend wirtschaftliche Gründe. Politisch ist natürlich alles klar, beide sind in Staatshand und können bei Streitigkeiten mit anderen Ländern - z. B. der Ukraine - von Putin entsprechend genutzt werden.
Russland könnte noch auf die ISO Variante zurückgreifen. Hier sind dann die Chancen der NS2 Gegner am geringen, wenn nicht gar gleich bei Nulll, eine volle Betriebnahme von NS2 zu stoppen. Wie im obigen Beispiel wäre Gasprom weiterhin Lieferant und Produzent. Diesesmal wäre der Verwalter/Betreiber der Pipeline nicht gleich der Eigentümer. Beispielsweise könnte Novatek als russisches Privatunternehmen Eigentümer werden und Rosneft betreibt die Pipeline. Aber auch hier würde Putin weiterhin großen Einfluss haben, den Gasprom ist mit 10% bei Novatek beteiligt und die Firma wird mehrheitlich von einem Oligarchen betrieben welcher - oh we was eine Überraschung- Putin nahe steht. Wäre er das nicht dann hätten wir hier den nächsten Chodorkwski oder Beresowksi.

- Zur technischen Zertifizierung: Hier hat das Bergamt Stralsund das letzte Wort ubd meinem Kenntnisstand hat die EU hier auch keine Einspruchmöglichkeiten. Allerdings hat die USA Sanktionen auf den Weg gebracht, bei der Zertifizierer wie die DNV-GL vom US Markt abgeschnitten werden können, wenn diese NS2 zertifizieren sollten. Allerdings scheint Russland Ingenieure von DNV-GL geholt zu haben die diese Zertifizierung eigenständig vornehmen. Wenn Stralsund dazu sein Ok gibt, dann ist die technische Zertifizierung durch.
Zuletzt geändert von DevilsNeverCry am Do 9. Sep 2021, 00:19, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DevilsNeverCry »

H2O hat geschrieben:(08 Sep 2021, 22:33)

Hier verstehe ich Ihr Engagement zugunsten dieser Art Wasserstoffversorgung nicht. Wir brauchen grünen Wasserstoff, also CO2-neutral erzeugten. Mogelpackungen sind doch völlig sinnlose Versuche. Wollten wir uns auf H2 aus CH4 & Cie verlegen, dann könnten wir unseren Planeten auch weiterhin selbst vernichten, ohne russische Hilfe. Das kann's doch nicht sein! Darüber wird in der Tat die Politik zu wachen haben.
Mein Engagement? :D
Ich denke das Russland das als Übergangslösung nutzen wird bis man selbst grünen Wasserstoff liefern kann.
Die Erzeugung von blauen Wasserstoff sehe ich gar nicht mal als so verkehrt an, da das entsprechende CO2 gespeichert und industriell sogar genutzt werden kann. Es muss auch nicht in die Atmosphäre gelangen.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Cobra9 »

Wasserstoff in der EU soll Grün sein.

Ihr könnt jetzt diskutieren und behaupten das ist unrealistisch. Aber das ist der Fahrplan.

Es ist derzeit weder erkennbar noch langfristig das Russland überhaupt grünen Wasserstoff liefern kann.

Oder es will. Und dumm wäre man den Russen noch die Technik und Bauteile zu liefern. Wird wohl nicht passieren.


Stimmen dazu.




Prof. Volker Quaschning, Hochschule für Technik und Wirtschaft

Und trotzdem: In Norddeutschland werden neue Häfen für flüssiges Erdgas geplant, auch mit dem Versprechen, künftig könne man damit auch grünen Wasserstoff importieren. Oder Nord Stream 2. Geplant mit dem Argument, Deutschland und Europa hätten steigenden Gasbedarf. Inzwischen heißt es, die Pipeline könne künftig auch Wasserstoff aus Russland importieren – nur wäre der nicht klimaneutral und grün




Prof. Claudia Kemfert, Dt. Institut für Wirtschaftsforschung (DIW): „Man muss schon fragen, wo kommt dann der Wasserstoff her, wenn man ihn auch importiert? Wenn Russland beispielsweise gemeint ist, dann kann auch dort der Wasserstoff nicht mit erneuerbaren Energien hergestellt werden. Da müssten erneuerbare Energien auch in Russland zunehmen.

Davon ist ja gar keine Rede, so dass man sich hier eher Wasserstoff aus Atomenergie oder fossilem Erdgas oder sogar Kohle importieren würde. Das erhöht die Emission.“


https://www1.wdr.de/daserste/monitor/se ... f-104.html


In ihrer aktuellen Wasserstoff-Roadmap setzt die russische Regierung jedoch insbesondere auf sogenannten gelben Wasserstoff aus Atomstrom und türkisen Wasserstoff. Das ist nicht grün.

http://static.government.ru/media/files ... uhW8mY.pdf

Also wenn selbst der Staat nicht mit der massiven Förderung und dem Ausbau für grünen Wasserstoff rechnet jetzt - was spricht für einen schnellen Ausbau.
Null.


Sollten Länder wie Deutschland weiterhin auf die Lieferung von"grünem" Wasserstoff bestehen, hat Russland ein Problem: Denn erneuerbare Energien gibt es dort praktisch nicht. Zwar bemüht sich das Land um den Aufbau heimischer Hersteller von Windrädern und Solarzellen. Doch selbst die Pläne des Energieministeriums sehen lediglich vor, dass bis 2024 ein Prozent des Energieverbrauchs des Landes durch Wind und Sonne gedeckt werden soll. Bis 2035 soll der Anteil dann auf bescheidene vier Prozent wachsen. "Russland fehlt eine schlüssige Strategie für erneuerbare Energien, sowohl auf staatlicher Ebene, als auch auf Ebene der Energiekonzerne", kritisiert Energie-Experte Dmitrij Marinitschew von der Ratingagentur Fitsch. Wenn Russland keine größeren Anstrengungen unternehme, könnte Europa dank grüner Energie und Wasserstoff russischem Gas Konkurrenz machen.


https://www.mdr.de/nachrichten/welt/ost ... m-100.html


Russland kann man aktuell nicht als großen Lieferanten einplanen. Ob das jemand passt oder nicht.

Ich bin auch dagegen und werde mich auch weiterhin mit den verfügbaren Möglichkeiten engagieren andere Lieferanten zu finden.

Es gibt eh verdammt viele Probleme damit Russland überhaupt mal an die notwendigen Grundlagen kommt.

Sanktionen dürfen gerne noch länger bleiben :)


Und bis Russland den Anfang findet werden andere produzieren. Zu günstigen Preisen.




Bis 2023 sinkt der Preis für grünen Wasserstoff unter zwei Dollar pro Kilogramm – die Schallmauer hin zur Wettbewerbsfähigkeit mit fossil produziertem Wasserstoff. Für die drastische Preissenkung gibt es mehrere Gründe.

Bisher gilt grüner Wasserstoff noch als teure Möglichkeit, überschüssigen Strom aus volatil produzierenden Ökostromanlagen langfristig zwischenzuspeichern. Doch das könnte sich bald ändern. Denn die Analysten von IHS Markit gehen davon aus, dass die Produktionskosten für grünen Wasserstoff bis 2030 unter zwei US-Dollar pro Kilogramm sinken werden. „Dieser Preis ist der heilige Gral für die Elektrolyse“, sagt Soufien Taamallah, Leiter der Abteilung Energietechnologien und Wasserstoff bei IHS Markit. Denn dann ist der Wasserstoff aus Ökostromanlagen wettbewerbsfähig ist mit Wasserstoff, der in Anlagen hergestellt wird, die mit Erdgas betrieben werden – den sogenannten blauen Wasserstoff.


Projektpipeline gut gefüllt

Dafür gibt es gute Anzeichen. Derzeit sind weltweit Elektrolysekapazitäten mit einer Leistung von 82 Megawatt aufgebaut. Doch laut IHS Markit sind weltweit üppige neue Elektrolysekapazitäten für grünen Wasserstoff angekündigt, schon konkret geplant oder sogar schon im Bau befindlich. „Die Investitionen in die Elektrolyse boomt derzeit überall in der Welt. Die Pipeline bis 2030 ist mit Projekten mit einer Gesamtleistung von mehr als 23 Gigawatt gefüllt – mehr als das 280-fache der derzeitigen Kapazität“, fasst Catherine Robinson, Leiterin der Abteilung Wasserstoff und erneuerbare Gase bei IHS Markit, die Ergebnisse des aktuellen Power-to-X-Trackers der Londoner Marktbeobachter zusammen.


https://www.erneuerbareenergien.de/ener ... erbsfaehig



Das ist auch nur ein Bruchteil der Investitionen die gemacht werden schon jetzt und in Zukunft. Bis Russland soweit ist werden andere sehr wohl am Markt sein, liefern können.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Cobra9 »

DevilsNeverCry hat geschrieben:(08 Sep 2021, 22:22)

Nord Stream 2 kann aktuell keinen blauen Wasserstoff transportieren. Für so etwas wurde NS2 nicht gebaut. Es kann allerdings einen Mix aus Gas und Wasserstoff liefern.

Russland wird zukünftig auf gelben und blauen Wasserstoff setzen, da es über reichlich Gasvorkommen (blauer Wasserstoff) und Strom aus Atomanlagen (gelber Wasserstoff) verfügt.

Russland kann auch rosa Wasserstoff produzieren. Eu und Deutschland wollen Grünen Wasserstoff.

Von Mir aus können die Russen auch NS2 betreiben mit Erdgas. Es gelten die EU Vorschriften oder es wird die Durchsetzung notfalls mit Zwang erfüllt.

Aber grüner Wasserstoff aus Russland is weit weg
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Cobra9 »

Kevin Schildbürger hat geschrieben:(08 Sep 2021, 20:07)

Deutsch*land braucht keine Freunde.
Ach wirklich nicht. Dann braucht man auch keine Export Märkte oder Partner wie in der EU?

Ich glaube Freunde ist wahrscheinlich auch nicht mehr so präsent. Aber wenn Russland wieder eine normale politische Welt betreibt und die Auflagen erfüllt wie Wasserstoff muss grün sein - von mir aus.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Cobra9 »

Nightrain hat geschrieben:(08 Sep 2021, 20:05)

Meine Bedenken gehen dahin, dass wir nun mit Nord Stream 2 bereits eine fertige Pipeline haben, die es Russland ermöglicht große Mengen Wasserstoff nach Europa zu transportieren. Und das wird keine unbeliebter "grauer" Wasserstoff sein, sondern blauer und türkiser Wasserstoff.
Wenn es also bereits günstigten und (nahezu) CO2-neutralen Wasserstoff in Europa unbegrenzt verfügbar gibt, wer finanziert dann im unsicheren Nordafrika große Anlagen für grünen Wasserstoff?

Ich hab da keine Illusionen. Nord Stream 2 ist keine Gaspipeline, sondern gehört zur strategischen Planung Russlands in Europa eine Vormachtsstellung zu etablieren für die Bereitstellung von Wasserstoff.

A mit der Pipeline kann man so einfach grünen Wasserstoff gar nicht transportieren.
Russland produziert den nicht wirklich.


B warum sollte ich über was anderes reden als grünen Wasserstoff. Nur dieser ist seitens EU und Deutschland gewünscht.


C Wer Projekte finanziert sind Regierungen, Banken, Unternehmen ect.

Ich hab das auch schon erklärt wo man Infos findet und ich erstell keine Übersicht welche Projekte global laufen, geplant sind.

Das ist alles offen zu finden. Ansatz ist genannt. Es fließen Milliarden Euro in die Sache.
Nur nicht nach Russland derzeit :thumbup:
Der Nutzen von NS2 bei Erdgas okay teilweise wenn auch nicht notwendig. Ansonsten ist noch alles mit Fragezeichen versehen was Russland will langfristig.

Sollte Russland glauben der EU irgendwie Vorschriften machen zu können - da wird Russland wohl eine Überraschung erleben. Wie vor Gericht einige Male bereits erfolgt.

Russland muss langfristig seine Strategie anpassen. Oder nicht. Deren Problem.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DarkLightbringer »

Everythingchanges hat geschrieben:(08 Sep 2021, 18:48)

Ärger mit Putin ist ja nix Frisches :D

Aber man sollte nicht vergessen, das NordStream1 in der Zeit von RotGrün vereinbart wurde.
Ich denke, dass die auch heute in der Realpolitik ähnliche Schwenks hinlegen würden wie zu Fischers Zeiten...
Der Rapallo-Komplex geht letztlich auf 1922 zurück.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Nightrain »

Cobra9 hat geschrieben:(09 Sep 2021, 02:19)
B warum sollte ich über was anderes reden als grünen Wasserstoff. Nur dieser ist seitens EU und Deutschland gewünscht.
Es ist ziemlich wurscht, was die EU und Deutschland will. Bezahlen wird den Wasserstoff am Ende die Industrie und die Verbraucher und denen ist ausschließlich der Preis wichtig. Wenn der Wasserstoff zwar nicht grün ist aber so wenig CO2 dabei freigesetzt wird, dass man nicht mal merklich CO2-Steuer drauf setzen kann, kann Russland sehr attraktive Preise dafür anbieten.

Cobra9 hat geschrieben:(09 Sep 2021, 02:19)
Das ist alles offen zu finden. Ansatz ist genannt. Es fließen Milliarden Euro in die Sache.
Nur nicht nach Russland derzeit :thumbup:
Und auch offen zu finden ist, dass Russland auf Wasserstoffexport umstellen will. Darum laufen auch haufenweise Projekt, um (nahezu) CO2-neutralen nichtgrünen Wasserstoff bereit zu stellen, z.B. indem man den anfallenden Kohlenstoff einfach deponiert.
Im nationalen Energieplan steht auch drin, dass Russland 2050 der weltweit größte Wasserstoffexporteur sein will.
Cobra9 hat geschrieben:(09 Sep 2021, 02:19)
Ansonsten ist noch alles mit Fragezeichen versehen was Russland will langfristig.
Russland will langfristig den Wasserstoffmarkt in Europa beherrschen. Ich gehe daher davon aus, dass Russland alles daran setzen wird eine eigenständig produzierende Industrie in Europa und alternative Zulieferer (Afrika) frühzeitig zu ruinieren.

Fazit: Nord Stream 2 ist von Gazprom bereits darauf ausgelegt eine Mischung aus 70% Wasserstoff und 30% Erdgas zu transportieren. Natürlich ist die Pipeline schon dafür gedacht in Zukunft Europa möglichst exklusiv mit Wasserstoff zu versorgen. Weil grauer Wasserstoff nicht verkäuflich sein wird, baut Russland seine Herstellung komplett um auf blauen (CO2 Lagerung im Boden), gelben (Elektrolyse mit Atomkraft) und türkisen (fester Kohlenstoff als Müll auf die Deponie) Wasserstoff, die alle nahezu CO2-neutral sind und die Chance haben günstiger zu sein als grüner Wasserstoff.

Aktuell geplante Projekte:
Wintershall Dea & Gazprom: Entwicklung von Großanlagen zur Erzeugung von blauem Wasserstoff mittels Methanpyrolyse und Transport über bestehende Pipelines nach Europa
Uniper & Novatek: Entwicklung von Technologien zur Erzeugung, zum Transport und zur Lieferung von blauem und grünem Wasserstoff
Enel & Rosnano: Bau von Großwindparks in Sibirien zur Erzeugung von grünem Wasserstoff über Elektrolyse
Rosatom: Projekt zur Umstellung von Atomkraftwerken zur Erzeugung von Wasserstoff
BP Rosneft/Lukoil: Technologien zur Erzeugung von Wasserstoff aus Methangas
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Everythingchanges »

derBabelszwerg hat geschrieben:(08 Sep 2021, 22:30)

Mein persönlicher Eindruck ist eher, dass Putin zukünftig in Brüssel den Dienstboteneingang nehmen kann, wenn überhaupt. Man redet noch nicht Mal miteinander. Die EU wird erst noch über den Preis nachdenken, den man dem Kreml dann präsentieren wird (gemeint ist der Preis damit überhaupt geredet wird). Liegt dann an Moskau das zu schlucken oder es sein zu lassen. Inwieweit kann man da erwarten, dass die Mindestforderung (!) "EU-Recht ist einzuhalten" aufgeweicht wird? Hat man das bei den USA gemacht (Stichwort TTIP)? Großbritannien? Schweiz oder Norwegen? Völlig realitätsfremd anzunehmen, für Russland gibt es Sonderregelungen. Die aktuellen Behördenanweisungen (Bundesnetzagentur) und Rechtsprechung (OLG Düsseldorf) sind relativ eindeutig. Da gibt es auch keinen Spielraum wie es aussieht?

2.
Soso, Deutschland sieht das ein? Da habe ich ebenfalls eine komplett andere Wahrnehmung. Die letzten Äusserungen z.B. zu Cyber-Attacken und Wahlbeeinflussung sind für deutsche Außenpolitik ungewöhnlich deutlich. Da dreht sich gerade was. Und wir reden hier von Merkel, die in der DDR sozialisiert wurde und noch die Sowjetunion als -vermeintliche- Weltmacht erlebt hat. Baerbock bspw. kennt Russland nur noch als den regionalen failed state der es bis heute ist. Ist mir unklar wie man Russland als "Riese" bezeichnen kann. Was sind dann die USA oder China? Ja sogar das U.K? Haben weltpolitisch alle mehr zu melden als Russland, die EU sowieso.
Man redet nicht miteinander, weil Russland das so will. Das hat sich über jahre angedeutet und hat erst vor einigen Monaten ein paar Höhepunkte gefunden.
Borrell hat es versucht und wurde regelrecht eingestampft von Lawrow (und das sind EUropäische Einschätzungen). Nach einer "Liebes"resolution des EU-Parlaments hat Russland den Parlamentspräsi sanktioniert.
Auf der anderen Seite verhandeln die Russen mittlerweile bilateral.

EU-Recht ist genauso biegbar, wie jedes andere Recht auch und wenn die EU mit Russland kooperativer umgehen möchte, wird sie beweisen müssen, dass sie dieses Biegen nicht nur gegen Russland einzusetzen weiß. Ich weiß, dass die absolute Masse glaubt, die EU wäre da meilenweit überlegen, aber das ist sie nicht.
Es hat seine Gründe, warum Borrell ggü Lawrow so kleinlaut war und warum zb kaum noch jemand zb. russische Krimgewässeraktionen ggü Großbritanien verurteilt.
Am Ende liegt der Ball bei der EU.
Ich bin gespannt, wie sie sich in der Sache entwickelt...

Russland muss nur zuschauen, ob die sich gerne weiter zerfleischen will oder ob man als EU irgendwie zu einer verhandlungsfähigen Organisation zurückkehrt. In Mskau haben sie ihre Optionen für beide Entwicklungswege garantiert schon in der Schublade...

2.
Es gibt eine alte und imA sehr bewährte europäische Weisheit.
"An ihren Taten sollt ihr sie erkennen."

Allein NordStream2 zeigt, wie viel -besser wie wenig- Gewicht man auf Worte legen sollte.
Es gehört leider mittlerweile zum schlechten Ton, dass man sich gegenseitig heftigst belegt und dabei vermeintlich umso toller aussieht, je krassere Worte man nutzt. Das begleitet uns genau so schon sehr lange und ist kein "da bewegt/dreht sich was". Hier ist eben gerade Wahlkampf und wenns andersum für Innenpolitik nutzt...in Russland auch.

In der Zeit ab 2015 wurden in Dtl sehr große Gasspeicher an Russen verkauft. In der zumindest öffentlich ach so heftigen Krise.
Dtl und Russland haben in den letzten Jahren diverse Kooperationsgebiete verankert (zb in Sachen Wasserstoff). Zur Hochphase der Nawalnyaktion hat der Altmaier ein Logistikstandort in Russland (aus dem Homeoffice) eröffnet. Und nicht zu vergessen, dass Angie 2014 die Ukrainekrise quasi im Alleingang verloren gegeben hat, als sie militärische Mittel ausschloss.
Das sind die Ansatzpunkte, die heute dazu dienen können, mehr Vorteil für Dtl zu generieren.

Wenn dir unklar ist, wie man Russland als Riesen ansehen kann, vergleiche einfach deren (außen)politisch erreichte Ergebnisse mit denen der anderen von dir genannten Player.
Dazu nur ein kleiner Punkt:
Warum glaubst du, lässt ein Biden nur kurze Zeit nach seiner öffentlichen Einschätzung, dass Putin ein Killer ist diesen ach so unwichtigen und unappetitlichen Typen dann anrufen und ihn zum Treffen einladen? So etwas tut ein Riese wie die USA nicht, wenn der andere nicht auch ziemlich groß ist.
Wenn die anderen klein sind, ordnet man einen Rückzug der US-Truppen an und schert sich nicht darum, was die anderen daraus machen, mit denen man da eigentlich zusammen war.
Zuletzt geändert von Everythingchanges am Do 9. Sep 2021, 15:01, insgesamt 6-mal geändert.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Everythingchanges »

DevilsNeverCry hat geschrieben:(08 Sep 2021, 23:41)

Ich denke man sollte sich darauf einstellen das NS2 am Ende zu 100% genutzt wird. Vieles wird nun davon abhängen wie die juristische und technische Zertifizierung abläuft.

- Zur juristischen Zertifizierung: Aktuell sind von russischer Seite die Dokumente zur Zertifizierung nicht eingegangen. Der Prozess nach Eingang der Dokumente bei der Bundesnetzagentur dauert 4 Monate. Die EU hat dann das Recht innerhalb von 2 Monaten Einspruch einzulegen.
Wenn z. B. Die Nord Stream 2 AG die Dokumente einreicht, dann sehe ich hier schlechte Karten für Russland. Jeder der sich auch nur halbwegs mit NS2 beschäftigt hat, weiß dass das dritte Energiepaket der EU es nicht zulässt das Produzent und Lieferant gleichzeitig Eigentümer der Pipeline sein dürfen - das sogenannte ownership unbundling. Aktuell prüft Gasprom weitere juristische Schritte, aber meiner Meinung nach wird der aktuelle Status-quo nicht haltbar sein. Gasprom würde also nur 50% der Pipeline nutzen können. Wenn es überhaupt soweit kommt.
Eine weitere Variante, die in den deutschen Medien diskutiert wird, sieht vor das Gasprom 50% des Gases liefert und die restlichen 50% kommen von Rosneft oder Novatek. Auch der Verkauf von 50% des Gases an europäische Unternehmen - wie z. B. RWE - ist eine Variante die diskutiert wird. Diese können dann das Gas weiter an den Endverbraucher verkaufen. Beide Varianten haben aber einen Hacken: Gasprom ist weiterhin Produzent, Eigentümer der Pipeline und liefert weiterhin 50% des Gases. Hier wird es schwierig und ich bin mir sicher das NS2 Gegner so eine Konstellation - wenn es den zu dieser kommen sollte - anfechten werden. Eine komplette Entkopplung von Produzent, Lieferant und Pipelinebetreiber/Eigentümer sieht anders aus. Man sollte nicht vergessen das die EU hier Einspruch einlegen kann. Deutschland hat hier nicht das letzte Wort.

Es gibt aber im dritten Energiepaket der EU ein Schlupfloch. Das sogenannte ISO (independent system operator) und ITO (independent transmission operator) Verfahren. Im Falle von ITO wären Verwalter/Betreiber der Pipeline weiterhin Eigentümer, während bei ISO das nicht der Fall ist. Was könnte Russland hier z. B. machen? Russland könnte - wenn man nach dem ITO Verfahren geht - Gasprom weiterhin als Produzent und Lieferant agieren lassen und die Anteile der Pipeline auf ein anderes russisches Unternehmen umschreiben, z. B. Rosneft. Das würde bedeuten das wir eine juristische Person hätten die Lieferant und Produzent ist (Gasprom) und eine juristische Person die Betreiber und Eigentümer der entsprechenden Pipeline ist (z. B. Rosneft). Für NS2 Gegner ist diese Variante im Grunde genau so schlimm wie der Status-quo. Den Putin hätte hier immer noch die volle Kontrolle. Es ist eher Gasprom Chef Miller der dumm aus der Röhre guckt da er im innerrusischen Machtkampf gegen Setschin (Rosneft) zurückstecken müsste. Dieses ITO Verfahren ist deswegen interessant da hier eine Entkopplung vorliegt und die EU kein Veto (!) mehr einlegen kann. Ein ownership unbundling hat schließlich stattgefunden. Die NS2 Gegner könnten hier natürlich Einspruch einlegen und argumentieren das der russische Staat de facto die Kontrolle behält - und darum geht es ja letztlich. Aber im dritten Energiepaket steht nirgends das Lieferant, Produzent und Eigentümer der Pipeline nicht von einem Staat kontrolliert werden können. Hier wird es für die NS2 Gegner schon schwierig. Man könnte argumentieren das Russland der Besitzer dieser 2 juristischen Personen (Gasprom und Rosneft) ist. Trotzdem handelt es sich hier um zwei unterschiedliche juristische Personen. Gasprom wehrt sich nicht umsonst gegen eine Teilhabe Rosnefts am Export von russischen Gas durch NS1 und NS2. Das hat überwiegend wirtschaftliche Gründe. Politisch ist natürlich alles klar, beide sind in Staatshand und können bei Streitigkeiten mit anderen Ländern - z. B. der Ukraine - von Putin entsprechend genutzt werden.
Russland könnte noch auf die ISO Variante zurückgreifen. Hier sind dann die Chancen der NS2 Gegner am geringen, wenn nicht gar gleich bei Nulll, eine volle Betriebnahme von NS2 zu stoppen. Wie im obigen Beispiel wäre Gasprom weiterhin Lieferant und Produzent. Diesesmal wäre der Verwalter/Betreiber der Pipeline nicht gleich der Eigentümer. Beispielsweise könnte Novatek als russisches Privatunternehmen Eigentümer werden und Rosneft betreibt die Pipeline. Aber auch hier würde Putin weiterhin großen Einfluss haben, den Gasprom ist mit 10% bei Novatek beteiligt und die Firma wird mehrheitlich von einem Oligarchen betrieben welcher - oh we was eine Überraschung- Putin nahe steht. Wäre er das nicht dann hätten wir hier den nächsten Chodorkwski oder Beresowksi.

- Zur technischen Zertifizierung: Hier hat das Bergamt Stralsund das letzte Wort ubd meinem Kenntnisstand hat die EU hier auch keine Einspruchmöglichkeiten. Allerdings hat die USA Sanktionen auf den Weg gebracht, bei der Zertifizierer wie die DNV-GL vom US Markt abgeschnitten werden können, wenn diese NS2 zertifizieren sollten. Allerdings scheint Russland Ingenieure von DNV-GL geholt zu haben die diese Zertifizierung eigenständig vornehmen. Wenn Stralsund dazu sein Ok gibt, dann ist die technische Zertifizierung durch.
:thumbup:
tolle Zusammenfassung.

Eine Anmerkung dazu:
Es liegt in der Natur der Sache, dass solche Pipelines erst Jahre nach Beginn der Nutzung überhaupt in der Lage sind die 100% zu erreichen.

Power of Sibira ist so weit ich das im Kopf habe gerade mal irgendwo unter/über einem Viertel der für später mal vereinbarten Leistung und die Pipeline läuft jetzt fast zwei Jahre.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Kohlhaas »

Everythingchanges hat geschrieben:(08 Sep 2021, 18:01)

Na über die neue via Türkei, nachdem man SouthStream gekippt hatte.
Und es kommt preiswerter als über die Ukraine.

2.
Für Russland gibt es keinen "schlechten" Ausgang, weil es den Gaspreis beeinflussen kann.
Es geht im Kern um die Frage, ob die EU bereit ist anzuerkennen, dass Kooperation bedeutet, dass man von Maximalforderungen ala Ausweitung von EU-Recht auf zb Russland absehen sollte.

Es ist letztlich die alte schon immer strittige Frage, wie man mit dem Riesen neben sich umgehen möchte. Der Stil ala 2014 funktioniert dummerweise heute erst recht nicht mehr. Dtl sieht das ein, andere (noch) nicht
Oh, der "Riese" neben uns. Der "Riese" ist genau betrachtet ein Zwerg, dessen Wirtschaftsleistung gerade mal über die von Spanien hinausgeht.

Es geht hier auch nicht darum, EU-Recht auf Russland auszuweiten. Es geht darum, dass schlichtweg alle, die in der EU Geschäfte machen wollen, EU-Recht zu respektieren haben. Was Russland mit China aushandelt interessiert hier nicht. Was in der EU passiert, bestimmen nur wir, nicht Russland. Unser Haus, unserere Regeln. Wer sich daran nicht halten will, darf gerne draußen bleiben.

Russland kann die Gaspreise auch nur recht begrenzt beeinflussen. Das ist nur so lange möglich, wie Europa russisches Gas kauft. Europa ist aber auf Russland im Grunde nicht angewiesen. Es gibt andere mögliche Erdgaslieferanten. Russland hingegen braucht Europa ganz dringend, denn hier sitzen die zahlungskräftigsten Kunden. Das EU-Recht hat letztlich genau diesen Hintergrund. Es soll klarstellen, dass wir in der Lage sind, Putin mitzuteilen, dass wir sein Gas nicht brauchen. Oder jedenfalls, dass wir sein Gas nicht so dringend brauchen wie er unser Geld benötigt.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Everythingchanges »

Kohlhaas hat geschrieben:(09 Sep 2021, 14:19)

Oh, der "Riese" neben uns. Der "Riese" ist genau betrachtet ein Zwerg, dessen Wirtschaftsleistung gerade mal über die von Spanien hinausgeht.

Es geht hier auch nicht darum, EU-Recht auf Russland auszuweiten. Es geht darum, dass schlichtweg alle, die in der EU Geschäfte machen wollen, EU-Recht zu respektieren haben. Was Russland mit China aushandelt interessiert hier nicht. Was in der EU passiert, bestimmen nur wir, nicht Russland. Unser Haus, unserere Regeln. Wer sich daran nicht halten will, darf gerne draußen bleiben.

Russland kann die Gaspreise auch nur recht begrenzt beeinflussen. Das ist nur so lange möglich, wie Europa russisches Gas kauft. Europa ist aber auf Russland im Grunde nicht angewiesen. Es gibt andere mögliche Erdgaslieferanten. Russland hingegen braucht Europa ganz dringend, denn hier sitzen die zahlungskräftigsten Kunden. Das EU-Recht hat letztlich genau diesen Hintergrund. Es soll klarstellen, dass wir in der Lage sind, Putin mitzuteilen, dass wir sein Gas nicht brauchen. Oder jedenfalls, dass wir sein Gas nicht so dringend brauchen wie er unser Geld benötigt.
Es ist nur solange möglich, solange die EU Gas braucht und Russland Preissetzungsmacht hat und dass wird noch ein paar Jährchen so sein.

Du kennst sicher die OPEC.
Die ist zur OPEC+ geworden mit Russland als nicht ganz unwichtigem Staat.

Kennst du auch das GECF? Auch dort hört man zu, wenn Russland Vorschläge macht.
Zuletzt hat Russlandentschieden, die Gasinfrastruktur in Pakistan zu verbessern, damit die mehr Flüssiggas aufnehmen. Katar ist begeistert...rate mal welche Form Gasimport in den letzten Monaten in der EU volumentechnisch nicht so gut läuft...

Diese lustigen Schwanzvergleiche ala wir brauchen die nicht, die uns aber, führen geradewegs in die Irre.
Es nutzt der EU rein gar nichts, denn ihre Konkurrenz sind Unternehmen mit Standorten anderswo, die preiswerter herstellen können, wenn die EU keine preiswerte Energieversorgung gewährleisten kann.
Das ist ohne Russland derzeit und noch ein Weilchen unmöglich. Die können just deshalb an der Gaspreisschraube drehen, weil es hier ewig viel billiger war als anderswo und weil sie ene Macht auf dem Weltgasmarkt sind.
Dafür spielen Bipkleinrechngsvergleiche absolut keine Rolle.
Russland kann uns preiswert mit Energie versorgen. Spanien nicht.
Im Gegenteil. Die kaufen auch ua mehr russisches Flüssiggas als früher
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Kohlhaas »

Everythingchanges hat geschrieben:(09 Sep 2021, 14:49)
Diese lustigen Schwanzvergleiche ala wir brauchen die nicht, die uns aber, führen geradewegs in die Irre.
Das hat überhaupt nichts mit Schwanzvergleich zu tun. Es geht nur um die einfache Erkenntnis, dass bei einem Handelsgeschäft beide Beteiligten ein Interesse haben. Der Käufer will die Ware, der Verkäufer will das Geld. Es ist also etwas abseitig, so zu tun als hätte Russland als Erdgasanbieter zwingend "Macht" über uns. Russland will nämlich ganz dringend unser Geld, denn andere Einnahmenquellen als Gas und Öl hat Russland fast nicht. Wer ist jetzt abhängiger von wem?

Um nochmal auf die einschlägigen EU-Richtlinien zurückzukommen: Deren Sinn besteht genau darin, einem Anbieter von Energieträgern nicht die Macht zu geben, uns als Verbraucher zu erpressen. Diese Richtlinien hat Deutschland in der Vergangenheit unterlaufen. Das war ein Fehler. Dem setzt der EuGH jetzt Grenzen.
Slava Ukraini
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Everythingchanges »

Kohlhaas hat geschrieben:(09 Sep 2021, 15:18)

Das hat überhaupt nichts mit Schwanzvergleich zu tun. Es geht nur um die einfache Erkenntnis, dass bei einem Handelsgeschäft beide Beteiligten ein Interesse haben. Der Käufer will die Ware, der Verkäufer will das Geld. Es ist also etwas abseitig, so zu tun als hätte Russland als Erdgasanbieter zwingend "Macht" über uns. Russland will nämlich ganz dringend unser Geld, denn andere Einnahmenquellen als Gas und Öl hat Russland fast nicht. Wer ist jetzt abhängiger von wem?

Um nochmal auf die einschlägigen EU-Richtlinien zurückzukommen: Deren Sinn besteht genau darin, einem Anbieter von Energieträgern nicht die Macht zu geben, uns als Verbraucher zu erpressen. Diese Richtlinien hat Deutschland in der Vergangenheit unterlaufen. Das war ein Fehler. Dem setzt der EuGH jetzt Grenzen.
Wenn das so wäre, wird es wohl eine Lösung geben.

Ich würde mich sehr wundern, wenn die EU lieber friert als ihre zig Richtlinien nicht doch auch mal nicht eher antirussisch auszulegen. Russland ist ewig bereit gewesen uns sehr preiswert zu versorgen.

Das ändert sich just jetzt, weil Russland zeigt, dass diese Richtlinie, die es angeblich verhindern soll, es für die Verbraucher sehr teuer macht...

Das Schöne ist, dass diese Nummer in der Realität stattfindet und nicht in Brüssler Tagträumen.
Der Preis für Europ. Gas hat heute umgerechnet 700 Dollar/1000Kubikmeter erreicht. Im Q2 lag der von Gazprom angegebene Durchschnittspreis fur EUrop. Gas irgendwo bei 200-250Dollar und das war schon ein fettes Quartal.
Wegen meiner kann das so weiter gehen.
Ich freu mich jetzt schon auf die Dividende nächstes Jahr...je länger die EU wegen irgendwelcher Prinzipien gegenhält, desto besser. Es ist da wie im Kleinen.
Sturheit muss man sich leisten können. Der EUropäische Verbraucher hat es ja...https://www.tagesschau.de/wirtschaft/ko ... 1-101.html
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Kohlhaas »

Everythingchanges hat geschrieben:(09 Sep 2021, 15:39)

Wenn das so wäre, wird es wohl eine Lösung geben.

Ich würde mich sehr wundern, wenn die EU lieber friert als ihre zig Richtlinien nicht doch auch mal nicht eher antirussisch auszulegen. Russland ist ewig bereit gewesen uns sehr preiswert zu versorgen.
Ja, klar, Russland hat uns preiswert versorgt und führt bedenkenlos parallel einen hybriden Krieg insbesondere gegen Deutschland. Es hatte schon gute Gründe, dass Deutschland so gern russisches Gas und russisches Öl gekauft hat. Jetzt ist es aber Zeit für die Erkenntnis, dass auch andere Länder Öl und Gas verkaufen. Es ist auch keineswegs "antirussisch", wenn die EU fordert, dass auch Russlang sich an europäische Regeln halten muss, wenn Russland in Europa Öl und Gas verkaufen will. Was spricht denn dafür, dass europäische Anbieter diese Regeln befolgen müssen, Russland aber nicht?
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Everythingchanges »

Kohlhaas hat geschrieben:(09 Sep 2021, 16:20)

Ja, klar, Russland hat uns preiswert versorgt und führt bedenkenlos parallel einen hybriden Krieg insbesondere gegen Deutschland. Es hatte schon gute Gründe, dass Deutschland so gern russisches Gas und russisches Öl gekauft hat. Jetzt ist es aber Zeit für die Erkenntnis, dass auch andere Länder Öl und Gas verkaufen. Es ist auch keineswegs "antirussisch", wenn die EU fordert, dass auch Russlang sich an europäische Regeln halten muss, wenn Russland in Europa Öl und Gas verkaufen will. Was spricht denn dafür, dass europäische Anbieter diese Regeln befolgen müssen, Russland aber nicht?
Lies dir den Link zur LexNordStream durch, den ich kürzlich verlinkt gabe.
Die eigenen Juristen des Rates haben eine Ausweitung auf aus dem Ausland kommende Pipelines wegen Bedenken abgelehnt. Es kam trotzdem zur LexNordStream.

Wie schon geschrieben. Mir soll es recht sein, wenn die EU entscheidet, dass Russland sich dran zu halten hat, weil dann das Preisniveau wegen dieser "Freundlichkeit" höher sein wird als mit kooperativerem Verhalten. Das ist eine russische "Richtlinie".
Sowas muss man sich leisten wollen und können.

Btw. du kannst ja mal versuchen imo woanders Gas oder Öl in entsprechenden Mengen herzubekommen... ;)
Der Ölmarkt ist OPEC+ (preis)beeinflusst und der Gasmarkt ist wegen massiv steigender Nachfrage in Asien leergefegt.Gerade die EU hat keine weiteren sondern sogar sinkende Fördermöglichkeiten und fast alle anderen großen Anbieter haben durchaus gesteigertes Interesse an einem ihnen freundlich gesinnten Russland.
Zudem macht ja just die EU Druck auf die großen Kapitale, weniger/nicht mehr in Kohlenstoffenergie zu investieren...
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von DarkLightbringer »

Der Winter 23/24 wird für Europa kalt und teuer, meint der von Sonja Margolina zitierte ukrainische Journalist Witali Portnikow.
Für die Ukraine und auch Deutschland käme die Stunde der Wahrheit im Winter 2023/24, wenn der Transitvertrag mit der Ukraine auslaufen würde. Dann «sehen wir uns mit Havarien von Gasleitungen in der Ukraine, leeren Gasspeichern und Aufrufen in Europa, EU-Gesetze zugunsten von Gazprom zu ändern, konfrontiert. Der Winter 2023/24 kann für Europa kalt und teuer werden.»
https://www.nzz.ch/meinung/der-wolf-im- ... ld.1643953

Und, dieser Herbst sei Vorbote eines solchen Frostes.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Kohlhaas »

Everythingchanges hat geschrieben:(09 Sep 2021, 16:39)

Lies dir den Link zur LexNordStream durch, den ich kürzlich verlinkt gabe.
Die eigenen Juristen des Rates haben eine Ausweitung auf aus dem Ausland kommende Pipelines wegen Bedenken abgelehnt. Es kam trotzdem zur LexNordStream.

Wie schon geschrieben. Mir soll es recht sein, wenn die EU entscheidet, dass Russland sich dran zu halten hat, weil dann das Preisniveau wegen dieser "Freundlichkeit" höher sein wird als mit kooperativerem Verhalten. Das ist eine russische "Richtlinie".
Sowas muss man sich leisten wollen und können.
Was die Juristen des Rates sich so denken, ist wurscht. Entscheidend ist nur, was der EuGH sich so denkt. Und der hat nunmal ein Urteil gesprochen. Schon bei NS1 hat Deutschland Ausnahmeregelungen gebraucht, um die tatsächlichen Abhahmemengen zu rechtfertigen. Das geht nunmal nicht endlos so weiter.

Und wenn es um "Freundlichkeit" geht: Genau da liegt der Hase im Pfeffer. Russland glaubt, seine Gaslieferungen von "Freundlichkeit" abhängig machen zu dürfen. Das ist aber nicht der Fall. Genau das sollen die EU-Richtlinien verhindern. Aktuell steigt der Gaspreis. Das ist nicht schön, aber wir können uns das locker leisten. Wenn das Problem sich verschärfen sollte, bauen wir eben zwei LNG-Terminals und kaufen unser Gas woanders. Ganz egal was Putin sich in seinen feuchten Träumen so vorstellt: Russland ist definitiv nicht die einzige Quelle für Erdgas.

Es gibt auch keine "Lex Nordstream". Die entscheidenden Regeln gibt es schon lange, und die gelten für alle Marktteilnehmer in Europa. Das hat gute Gründe. Es ist also nur richtig, dass auch Russland sich an diese Regeln nun halten muss, wenn es auf dem europäischen Energiemarkt mitmischen will. Keine Ausnahmen mehr. Russland verdient keinen Wettbewerbsvorteil. Gazprom soll sich gefälligst an die gleichen Vorgaben halten, die auch für alle europäischen Wettbewerber gelten.

Und so ganz nebenbei: Die Zeit, da die Energieerzeuger ihre Kunden erpressen konnten, ist vorbei. Die Preise für fossile Energieträger fallen unablässig. Venezuela, eine der ölreichsten Nationen der Welt, ist deshalb an den Rand des Staatsbankrotts geraten. Russland steht kein bisschen besser da. Jede "Delle" im Energiepreis schlägt so richtig heftig auf die Staatseinnahmen durch. Uns kann das egal sein. Wir sind ja nicht von der "holländischen Krankheit" befallen.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Everythingchanges »

Kohlhaas hat geschrieben:(09 Sep 2021, 18:09)

Was die Juristen des Rates sich so denken, ist wurscht. Entscheidend ist nur, was der EuGH sich so denkt. Und der hat nunmal ein Urteil gesprochen. Schon bei NS1 hat Deutschland Ausnahmeregelungen gebraucht, um die tatsächlichen Abhahmemengen zu rechtfertigen. Das geht nunmal nicht endlos so weiter.

Und wenn es um "Freundlichkeit" geht: Genau da liegt der Hase im Pfeffer. Russland glaubt, seine Gaslieferungen von "Freundlichkeit" abhängig machen zu dürfen. Das ist aber nicht der Fall. Genau das sollen die EU-Richtlinien verhindern. Aktuell steigt der Gaspreis. Das ist nicht schön, aber wir können uns das locker leisten. Wenn das Problem sich verschärfen sollte, bauen wir eben zwei LNG-Terminals und kaufen unser Gas woanders. Ganz egal was Putin sich in seinen feuchten Träumen so vorstellt: Russland ist definitiv nicht die einzige Quelle für Erdgas.
2.
Es gibt auch keine "Lex Nordstream". Die entscheidenden Regeln gibt es schon lange, und die gelten für alle Marktteilnehmer in Europa. Das hat gute Gründe. Es ist also nur richtig, dass auch Russland sich an diese Regeln nun halten muss, wenn es auf dem europäischen Energiemarkt mitmischen will. Keine Ausnahmen mehr. Russland verdient keinen Wettbewerbsvorteil. Gazprom soll sich gefälligst an die gleichen Vorgaben halten, die auch für alle europäischen Wettbewerber gelten.
3.
Und so ganz nebenbei: Die Zeit, da die Energieerzeuger ihre Kunden erpressen konnten, ist vorbei. Die Preise für fossile Energieträger fallen unablässig. Venezuela, eine der ölreichsten Nationen der Welt, ist deshalb an den Rand des Staatsbankrotts geraten. Russland steht kein bisschen besser da. Jede "Delle" im Energiepreis schlägt so richtig heftig auf die Staatseinnahmen durch. Uns kann das egal sein. Wir sind ja nicht von der "holländischen Krankheit" befallen.
Das Schöne ist, dass es keine Rolle spielt, ob bzw wie du oder ich es so sehen.
Russland schätzt mMn seine Lage deutlich realistischer ein als die EU.
Aber damit kann ich auch falsch liegen.
Wir werden es in der Realität zu sehen bekommen.

2.
Was ist für dich denn "lange"?
Die Regelung ist 2018 holter die polter auf Pipelines ausgeweitet worden, damit NordStream2 darunter fällt. Der Unterschied zu dem reinen EU-Gebiet ist nunmal, dass die EU außerhalb der EU eigentlich keine Rechtsbefugnis hat, sie es sich aber damit defacto zugestanden hat.
Das kann man nur machen, wenn man die Macht dazu hat.
Lassen wir ns überraschen, welcher Preis dafür zu zahlen sein wird.

3.
Das ist falsch.
Kohle ist eine der besten Anlageklassen der letzten Zeit.(https://www.finanzen.net/rohstoffe/kohlepreis)
Den europ. Gaspreis habe ich dir schon genannt und auch Öl ist alles andere als im Preis fallend.
Schau dir an, wie zb der Strom in Dtl in Q1 2021 erzeugt wurde, dann weißt du, warum diese Preise alles andere als fallend sind.

Und wann hast du dir das letzte mal die russischen Staatsfinanzen angeschaut?
10 Mrd Hauhaltsüberschuss im 1. Halbjahr 2021, Rekorddevisenreserven und einen Wohlstandsfonds, der volumenmäßig mehr als 10% des russischen BIPs umfasst.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Cobra9 »

Nightrain hat geschrieben:(09 Sep 2021, 11:00)

Es ist ziemlich wurscht, was die EU und Deutschland will. Bezahlen wird den Wasserstoff am Ende die Industrie und die Verbraucher und denen ist ausschließlich der Preis wichtig. Wenn der Wasserstoff zwar nicht grün ist aber so wenig CO2 dabei freigesetzt wird, dass man nicht mal merklich CO2-Steuer drauf setzen kann, kann Russland sehr attraktive Preise dafür anbieten.

Jetzt wirds aber absurd und dumm. Tut mir leid. Nicht der Verbraucher bzw Unternehmen entscheiden was importiert wird sondern die Regierung und EU.

Grüner Wasserstoff is die Ansage. Ende der Aussage

Und auch offen zu finden ist, dass Russland auf Wasserstoffexport umstellen will. Darum laufen auch haufenweise Projekt, um (nahezu) CO2-neutralen nichtgrünen Wasserstoff bereit zu stellen, z.B. indem man den anfallenden Kohlenstoff einfach deponiert.
Im nationalen Energieplan steht auch drin, dass Russland 2050 der weltweit größte Wasserstoffexporteur sein will.

Wayne juckt es. Grüner Wasserstoff weiterhin


Russland will langfristig den Wasserstoffmarkt in Europa beherrschen. Ich gehe daher davon aus, dass Russland alles daran setzen wird eine eigenständig produzierende Industrie in Europa und alternative Zulieferer (Afrika) frühzeitig zu ruinieren.

Fazit: Nord Stream 2 ist von Gazprom bereits darauf ausgelegt eine Mischung aus 70% Wasserstoff und 30% Erdgas zu transportieren. Natürlich ist die Pipeline schon dafür gedacht in Zukunft Europa möglichst exklusiv mit Wasserstoff zu versorgen. Weil grauer Wasserstoff nicht verkäuflich sein wird, baut Russland seine Herstellung komplett um auf blauen (CO2 Lagerung im Boden), gelben (Elektrolyse mit Atomkraft) und türkisen (fester Kohlenstoff als Müll auf die Deponie) Wasserstoff, die alle nahezu CO2-neutral sind und die Chance haben günstiger zu sein als grüner Wasserstoff.

Aktuell geplante Projekte:
Wintershall Dea & Gazprom: Entwicklung von Großanlagen zur Erzeugung von blauem Wasserstoff mittels Methanpyrolyse und Transport über bestehende Pipelines nach Europa
Uniper & Novatek: Entwicklung von Technologien zur Erzeugung, zum Transport und zur Lieferung von blauem und grünem Wasserstoff
Enel & Rosnano: Bau von Großwindparks in Sibirien zur Erzeugung von grünem Wasserstoff über Elektrolyse
Rosatom: Projekt zur Umstellung von Atomkraftwerken zur Erzeugung von Wasserstoff
BP Rosneft/Lukoil: Technologien zur Erzeugung von Wasserstoff aus Methangas

Russland kann wollen was es will. Fakt ist Grüner Wasserstoff ist gewünscht und den kann Russland nicht verhindern.

Punkt. Und Russland was verhindern. Will es Krieg führen :p


Russland kann viel wollen. Ich glaube es wird nicht die große Rolle spielen und warum ist belegt.
Andrij Melnyk nennt Rolf Mützenich den „widerlichsten deutschen Politiker“..wo Er Recht hat...

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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von derBabelszwerg »

Everythingchanges hat geschrieben:(09 Sep 2021, 12:27)

Man redet nicht miteinander, weil Russland das so will. Das hat sich über jahre angedeutet und hat erst vor einigen Monaten ein paar Höhepunkte gefunden.
Borrell hat es versucht und wurde regelrecht eingestampft von Lawrow (und das sind EUropäische Einschätzungen). Nach einer "Liebes"resolution des EU-Parlaments hat Russland den Parlamentspräsi sanktioniert.
Auf der anderen Seite verhandeln die Russen mittlerweile bilateral.
Wenn man die Aussagen z.B. des Kremlsprechers nach dem Borell-Besuch nimmt, scheint es eher so zu sein, dass es schon Interesse seitens Russlands gibt. Umgedreht war es der EU-Gipfel Ende Juni der das kategorisch abgelehnt hat. Der Vorschlag von Frankreich und Deutschland wurde abgelehnt. Und nicht nur von den baltischen Staaten oder Polen (z.B. auch den Niederlanden). Ich meine sogar gelesen zu haben, das Rutte meinte er würde sich ganz sicher nicht mit Putin an einen Tisch setzen. Was in Anbetracht des MH17 Vorfalls allzu verständlich ist, der russische Umgang mit der Angelegenheit ist nur als Verhöhnung der Opfer zu verstehen und ganz einfach erbärmlich. Sogar die Mullahs im Iran hatten bei dem versehentlichen Abschuss der ukrainischen Passagiermaschine mehr Arsch in der Hose. Am Borell-Besuch sieht man das der Kreml ein einziges Witzfigurenkabinett ist. Einen Diplomaten, von dem bekannt ist, das er ne Lame Duck ist, zu düpieren, ja großes Kino. Eine wahre Heldentat, zumindest wenn man auf dem Level eines Lawrow ist. Gemeint ist hier mit Lame Duck die Position des Außenbeauftragten der EU nicht Borell als Person.
EU-Recht ist genauso biegbar, wie jedes andere Recht auch und wenn die EU mit Russland kooperativer umgehen möchte, wird sie beweisen müssen, dass sie dieses Biegen nicht nur gegen Russland einzusetzen weiß. Ich weiß, dass die absolute Masse glaubt, die EU wäre da meilenweit überlegen, aber das ist sie nicht.
Es hat seine Gründe, warum Borrell ggü Lawrow so kleinlaut war und warum zb kaum noch jemand zb. russische Krimgewässeraktionen ggü Großbritanien verurteilt.
Am Ende liegt der Ball bei der EU.
Ich bin gespannt, wie sie sich in der Sache entwickelt...
Für gewöhnlich ist Recht nicht biegbar, keine Ahnung wo das herkommt, aber das wäre Willkür. Dem vernehmen nach ist das oft in Russland der Fall. In europäischen Ländern eher nicht. Wieso sollten russische Verhältnisse auf die EU übertragen werden? Gibt keinen sinnvollen Grund dafür. Zumal Russland seit Jahren durch feindliche Übergriffe auffällig ist.
Russland muss nur zuschauen, ob die sich gerne weiter zerfleischen will oder ob man als EU irgendwie zu einer verhandlungsfähigen Organisation zurückkehrt. In Mskau haben sie ihre Optionen für beide Entwicklungswege garantiert schon in der Schublade...
Das scheint schon geradezu absurd. Beispiel die diplomatischen Vorfälle zwischen Tschechien und Russland. Die Kürzung des Personals der russischen Botschaft hat das russische Drehkreuz für Geheimdienstoperationen in Europa geradezu handlungsunfähig gemacht. Den Personalschwund der tschechischen Botschaft in Moskau federt die deutsche Botschaft ab. Die einzelnen Mitgliedsstaaten der EU "zerfleischen" sich nicht, sie kooperieren auf hohem Niveau. Außenpolitischer Verlierer ist hier Russland. Es sieht eher danach aus, als hätte man wenig Plan im Kreml. Aber gut, kannst natürlich weiter probieren die kompetenzbefreite Kreml-Clique als die Überbrains darzustellen, ist aber wenig glaubhaft aus meiner Sicht.
2.
Es gibt eine alte und imA sehr bewährte europäische Weisheit.
"An ihren Taten sollt ihr sie erkennen."

Allein NordStream2 zeigt, wie viel -besser wie wenig- Gewicht man auf Worte legen sollte.
Es gehört leider mittlerweile zum schlechten Ton, dass man sich gegenseitig heftigst belegt und dabei vermeintlich umso toller aussieht, je krassere Worte man nutzt. Das begleitet uns genau so schon sehr lange und ist kein "da bewegt/dreht sich was". Hier ist eben gerade Wahlkampf und wenns andersum für Innenpolitik nutzt...in Russland auch.
Von europäischer Seite aus betrachtet ist das falsch. Es begleitet uns nicht schon sehr lange, natürlich spuckt man in Russland große Töne und verhält sich seit vielen Jahren feindselig, aber von Seiten der EU und erst Recht der Bundesregierung, ist das absolut neu. Das an die Öffentlichkeit kommt, wie Merkel genervt Putin imitiert und lächerlich macht "Moj truba" und der "kleine, verunsicherte Mann", ist außergewöhnlich und neu. So etwas habe ich vorher noch über kaum einen anderen Staatschef gelesen, mag sein, das so etwas natürlich auch über andere intern geäußert wird, aber es drang bisher nicht an die Öffentlichkeit. Zeigt aber nur wie viel Respekt man vor Putin hat.
In der Zeit ab 2015 wurden in Dtl sehr große Gasspeicher an Russen verkauft. In der zumindest öffentlich ach so heftigen Krise.
Dtl und Russland haben in den letzten Jahren diverse Kooperationsgebiete verankert (zb in Sachen Wasserstoff). Zur Hochphase der Nawalnyaktion hat der Altmaier ein Logistikstandort in Russland (aus dem Homeoffice) eröffnet. Und nicht zu vergessen, dass Angie 2014 die Ukrainekrise quasi im Alleingang verloren gegeben hat, als sie militärische Mittel ausschloss.
Das sind die Ansatzpunkte, die heute dazu dienen können, mehr Vorteil für Dtl zu generieren.
Was für einen Sinn macht die Betrachtung einzelner Projekte? Die gab es immer und wird es immer geben. Insgesamt sind die außenwirtschaftlichen Beziehungen rückläufig seit längerer Zeit. Russland hat schon an Bedeutung verloren und wird vermutlich weiter verlieren. Zumal richtige Sanktionen noch gar nicht beschlossen wurden. Man muss abwarten was evtl nach Urteilen zu MH17 oder auch dem Tiergartenmord passiert.
Wenn dir unklar ist, wie man Russland als Riesen ansehen kann, vergleiche einfach deren (außen)politisch erreichte Ergebnisse mit denen der anderen von dir genannten Player.
Dazu nur ein kleiner Punkt:
Warum glaubst du, lässt ein Biden nur kurze Zeit nach seiner öffentlichen Einschätzung, dass Putin ein Killer ist diesen ach so unwichtigen und unappetitlichen Typen dann anrufen und ihn zum Treffen einladen? So etwas tut ein Riese wie die USA nicht, wenn der andere nicht auch ziemlich groß ist.
Wenn die anderen klein sind, ordnet man einen Rückzug der US-Truppen an und schert sich nicht darum, was die anderen daraus machen, mit denen man da eigentlich zusammen war.
Welche Erfolge? Da ist nicht viel zu sehen, aus den G8 ist man seit geraumer Zeit raus, in der WHO wahrscheinlich nur wegen der Unterstützung der Bundesregierung (zumindest hat das erheblich beschleunigt). Man führt teure Kriege in der Ukraine und Syrien mit wenig Nutzen. Biden ruft und Putin kommt und holt sich ne Ansage ab, was passieren wird, falls die Cyber-Attacken nicht eingestellt werden. Sieht eher aus wie Zuckerbrot und Peitsche... Oder kommt jetzt auch, Russland will eigentlich gar nicht mit den USA reden?
lm Vergleich zu China, USA oder EU ist Russland warum genau ein Riese? Weil Lawrow dumme Sprüche ablässt? Es volkswirtschaftliche Direktinvestitionen von beiden Seiten gibt?
Weil Nordstream 2 schon Mal die Bedingung hat, das der Gastransit durch die Ukraine bestehen bleibt? Bedingungen für Gespräche zwischen EU und Russland erst noch definiert werden müssen und nur wenn diese Bedingungen erfüllt werden, gibt es überhaupt Gespräche? Außenpolitischer Erfolg? Für mich sieht so Misserfolg auf ganzer Linie aus.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Nightrain »

Cobra9 hat geschrieben:(09 Sep 2021, 19:28)
Jetzt wirds aber absurd und dumm. Tut mir leid. Nicht der Verbraucher bzw Unternehmen entscheiden was importiert wird sondern die Regierung und EU.
Grüner Wasserstoff is die Ansage. Ende der Aussage
Ok, dann kannst du dafür auch Belege liefern? Ich sehe im Entwurf der EU-Kommission für die CO2-Grenzsteuer einen Start erst ab 2026 und volle Umstellung auf eine CO2-Abgabe auf Importe dann auf 2035. Allerdings wird sich die CO-Abgabe allein daran orientieren, wie hoch die Kosten für die entsprechenden CO2-Rechte für das entsprechende Produkt sind.

Es gibt überhaupt keine Bestrebungen den Import von nichtgrünem Wasserstoff einzuschränken. Es wird eine CO2-Steuer geben beim Import, die aber für die moderne Gewinnung aus Erdgas praktisch fast 0 sein wird. Denn Strom aus Atomkraft zahlt kaum CO2-Steuer. Und bei Lagerung des Kohlenstoffs auf der Mülldeponie ebenfalls praktisch nichts.

Übrigens scheibt die Bundesregierung auf der offiziellen Infoseite zum Wasserstoff für blauen und türkisten Wasserstoff: "bilanziell als CO2-neutral anzusehen"

Also machen wir uns nix vor. Die deutsche Industrie braucht für die Transformation haufenweise möglichst billigen Wasserstoff. Die EU kann selbst nicht genügend grünen Wasserstoff herstellen, weil es schon fast nicht klappt überhaupt genügend regenerativen Strom herzustellen für den Ersatz von Kohle- und Atomkraft UND den massiven Anstieg des Stromverbrauchs (Verdopplung) bis 2050.
"Man verhandelt nicht mit Terroristen. Man hört PEGIDA und AfD nicht zu. Man muss keine Rücksicht auf Impfskeptiker und Verschwörungstheoretiker nehmen." (Philipp Jessen)
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Kohlhaas »

Everythingchanges hat geschrieben:(09 Sep 2021, 18:48)

Das Schöne ist, dass es keine Rolle spielt, ob bzw wie du oder ich es so sehen.
Ganz genau. Relevant ist nur, was der EuGH dazu sagt. Und der hat sich ja nun deutlich geäußert. ;)

Was ist für dich denn "lange"?
Die Regelung ist 2018 holter die polter auf Pipelines ausgeweitet worden, damit NordStream2 darunter fällt.
Das Unbundling ist im Jahr 2005 im Energiewirtschaftsgesetz festgeschrieben worden. Maßstab dafür war die Zahl der Kunden, die versorgt wurden. Wenn 2018 etwas "holter di polter" geändert worden sein sollte, dann bezog sich das nur auf die Klarstellung, dass auch ein russischer Versorger, der in der EU mehr als 100.000 Menschen beliefert, die Regeln einzuhalten hat.
Der Unterschied zu dem reinen EU-Gebiet ist nunmal, dass die EU außerhalb der EU eigentlich keine Rechtsbefugnis hat, sie es sich aber damit defacto zugestanden hat.
Das kann man nur machen, wenn man die Macht dazu hat.
Die EU regelt gar nichts, was außerhalb ihrer Rechtsbefugnis liegt. Sie legt lediglich fest, welche Regeln für Versorger gelten, die ausschließlich Kunden innerhalb der EU beliefern. Wer dabei "die Macht" hat, wird Putin schon noch merken. Es ist gewiss nicht Russland.
Das ist falsch.
Kohle ist eine der besten Anlageklassen der letzten Zeit.(https://www.finanzen.net/rohstoffe/kohlepreis)
Den europ. Gaspreis habe ich dir schon genannt und auch Öl ist alles andere als im Preis fallend.
Schau dir an, wie zb der Strom in Dtl in Q1 2021 erzeugt wurde, dann weißt du, warum diese Preise alles andere als fallend sind.
Anscheinend hast Du die Zeichen der Zeit nicht mitbekommen. Steinkohle wird in Deutschland gar nicht mehr gefördert, Braunkohle bald auch nicht mehr, alle westlichen Industrienationen wollen mittelfristig auch aus der Nutzung aller anderen fossilen Energieträger aussteigen, die Preise sind zeitweise dramatisch gefallen. Wenn es vorübergehend eine Erholung gab, besagt das nichts. Venezuela z.B. ist immer noch pleite.

https://amerika21.de/2020/03/238181/ein ... -venezuela

Nationen, die heute noch vorrangig auf den Energieexport setzen, kriegen in nicht allzu ferner Zukunft richtige Probleme.
Und wann hast du dir das letzte mal die russischen Staatsfinanzen angeschaut?
10 Mrd Hauhaltsüberschuss im 1. Halbjahr 2021, Rekorddevisenreserven und einen Wohlstandsfonds, der volumenmäßig mehr als 10% des russischen BIPs umfasst.
Ich lach mich schlapp. Warum merken eigentlich die Bürger nichts von diesem explodierenden Wohlstand?

Auch Gott, was der Putin so alles an Propagandameldungen schreibt.... :rolleyes:

https://de.statista.com/statistik/daten ... odukt-bip/
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Cobra9 »

Nightrain hat geschrieben:(10 Sep 2021, 10:19)

Ok, dann kannst du dafür auch Belege liefern? Ich sehe im Entwurf der EU-Kommission für die CO2-Grenzsteuer einen Start erst ab 2026 und volle Umstellung auf eine CO2-Abgabe auf Importe dann auf 2035. Allerdings wird sich die CO-Abgabe allein daran orientieren, wie hoch die Kosten für die entsprechenden CO2-Rechte für das entsprechende Produkt sind.

Es gibt überhaupt keine Bestrebungen den Import von nichtgrünem Wasserstoff einzuschränken. Es wird eine CO2-Steuer geben beim Import, die aber für die moderne Gewinnung aus Erdgas praktisch fast 0 sein wird. Denn Strom aus Atomkraft zahlt kaum CO2-Steuer. Und bei Lagerung des Kohlenstoffs auf der Mülldeponie ebenfalls praktisch nichts.

Übrigens scheibt die Bundesregierung auf der offiziellen Infoseite zum Wasserstoff für blauen und türkisten Wasserstoff: "bilanziell als CO2-neutral anzusehen"

Also machen wir uns nix vor. Die deutsche Industrie braucht für die Transformation haufenweise möglichst billigen Wasserstoff. Die EU kann selbst nicht genügend grünen Wasserstoff herstellen, weil es schon fast nicht klappt überhaupt genügend regenerativen Strom herzustellen für den Ersatz von Kohle- und Atomkraft UND den massiven Anstieg des Stromverbrauchs (Verdopplung) bis 2050.

Na was für eine Information.
Wir brauchen viel Wasserstoff um Gas ect zu ersetzen. Ist ja eine bahnbrechende Info von Dir.

Hat man ganz bestimmt nicht in den Strategien, Beschlüssen ect. aufgenommen und auf was wie Sicherheit der Versorgung nicht geachtet.


Komisch wohl doch. Schwerpunkt der EU-Rechtsvorschriften zur Versorgungssicherheit liegt auf Erdgas- und den Strommärkten sowie Alt Energien.

Beleg für was jetzt bitte genau.

Das die EU grünen Wasserstoff will oder Deutschland :?:
Oder Steuer und Abgabe Plan in der EU und national?

Das ist im Strang entsprechend schon mindestens jeweils eingestellt worden inklusive Quellen. Gibt verschiedene Möglichkeiten. ETS bsiw.

Wir sind eben nicht bei wünsche dir was. Grüner Wasserstoff ist gewünscht und nicht rot aus Russland
Andrij Melnyk nennt Rolf Mützenich den „widerlichsten deutschen Politiker“..wo Er Recht hat...

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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Everythingchanges »

derBabelszwerg hat geschrieben:(09 Sep 2021, 23:34)

1.Wenn man die Aussagen z.B. des Kremlsprechers nach dem Borell-Besuch nimmt, scheint es eher so zu sein, dass es schon Interesse seitens Russlands gibt. Umgedreht war es der EU-Gipfel Ende Juni der das kategorisch abgelehnt hat. Der Vorschlag von Frankreich und Deutschland wurde abgelehnt. Und nicht nur von den baltischen Staaten oder Polen (z.B. auch den Niederlanden). Ich meine sogar gelesen zu haben, das Rutte meinte er würde sich ganz sicher nicht mit Putin an einen Tisch setzen. Was in Anbetracht des MH17 Vorfalls allzu verständlich ist, der russische Umgang mit der Angelegenheit ist nur als Verhöhnung der Opfer zu verstehen und ganz einfach erbärmlich. Sogar die Mullahs im Iran hatten bei dem versehentlichen Abschuss der ukrainischen Passagiermaschine mehr Arsch in der Hose. Am Borell-Besuch sieht man das der Kreml ein einziges Witzfigurenkabinett ist. Einen Diplomaten, von dem bekannt ist, das er ne Lame Duck ist, zu düpieren, ja großes Kino. Eine wahre Heldentat, zumindest wenn man auf dem Level eines Lawrow ist. Gemeint ist hier mit Lame Duck die Position des Außenbeauftragten der EU nicht Borell als Person.


2.
Für gewöhnlich ist Recht nicht biegbar, keine Ahnung wo das herkommt, aber das wäre Willkür. Dem vernehmen nach ist das oft in Russland der Fall. In europäischen Ländern eher nicht. Wieso sollten russische Verhältnisse auf die EU übertragen werden? Gibt keinen sinnvollen Grund dafür. Zumal Russland seit Jahren durch feindliche Übergriffe auffällig ist.


3.
Das scheint schon geradezu absurd. Beispiel die diplomatischen Vorfälle zwischen Tschechien und Russland. Die Kürzung des Personals der russischen Botschaft hat das russische Drehkreuz für Geheimdienstoperationen in Europa geradezu handlungsunfähig gemacht. Den Personalschwund der tschechischen Botschaft in Moskau federt die deutsche Botschaft ab. Die einzelnen Mitgliedsstaaten der EU "zerfleischen" sich nicht, sie kooperieren auf hohem Niveau. Außenpolitischer Verlierer ist hier Russland. Es sieht eher danach aus, als hätte man wenig Plan im Kreml. Aber gut, kannst natürlich weiter probieren die kompetenzbefreite Kreml-Clique als die Überbrains darzustellen, ist aber wenig glaubhaft aus meiner Sicht.


4.
Von europäischer Seite aus betrachtet ist das falsch. Es begleitet uns nicht schon sehr lange, natürlich spuckt man in Russland große Töne und verhält sich seit vielen Jahren feindselig, aber von Seiten der EU und erst Recht der Bundesregierung, ist das absolut neu. Das an die Öffentlichkeit kommt, wie Merkel genervt Putin imitiert und lächerlich macht "Moj truba" und der "kleine, verunsicherte Mann", ist außergewöhnlich und neu. So etwas habe ich vorher noch über kaum einen anderen Staatschef gelesen, mag sein, das so etwas natürlich auch über andere intern geäußert wird, aber es drang bisher nicht an die Öffentlichkeit. Zeigt aber nur wie viel Respekt man vor Putin hat.


5.
Was für einen Sinn macht die Betrachtung einzelner Projekte? Die gab es immer und wird es immer geben. Insgesamt sind die außenwirtschaftlichen Beziehungen rückläufig seit längerer Zeit. Russland hat schon an Bedeutung verloren und wird vermutlich weiter verlieren. Zumal richtige Sanktionen noch gar nicht beschlossen wurden. Man muss abwarten was evtl nach Urteilen zu MH17 oder auch dem Tiergartenmord passiert.


6.
Welche Erfolge? Da ist nicht viel zu sehen, aus den G8 ist man seit geraumer Zeit raus, in der WHO wahrscheinlich nur wegen der Unterstützung der Bundesregierung (zumindest hat das erheblich beschleunigt). Man führt teure Kriege in der Ukraine und Syrien mit wenig Nutzen. Biden ruft und Putin kommt und holt sich ne Ansage ab, was passieren wird, falls die Cyber-Attacken nicht eingestellt werden. Sieht eher aus wie Zuckerbrot und Peitsche... Oder kommt jetzt auch, Russland will eigentlich gar nicht mit den USA reden?
lm Vergleich zu China, USA oder EU ist Russland warum genau ein Riese? Weil Lawrow dumme Sprüche ablässt? Es volkswirtschaftliche Direktinvestitionen von beiden Seiten gibt?
Weil Nordstream 2 schon Mal die Bedingung hat, das der Gastransit durch die Ukraine bestehen bleibt? Bedingungen für Gespräche zwischen EU und Russland erst noch definiert werden müssen und nur wenn diese Bedingungen erfüllt werden, gibt es überhaupt Gespräche? Außenpolitischer Erfolg? Für mich sieht so Misserfolg auf ganzer Linie aus.
1.
Welche Aussagen meinst du?
Russland lässt sich immer ein rethorisches Hintertürchen offen, aber die abwertende Rethorik zum Zustand der EU wird da immer offener beigemischt.

Die unterschiedlichen Standpunkte der jeweiligen Länder sind genau das, was man ausnutzen kann. Tschechien und Ungarn sind das Musterbeispiele.
Die einen haben einen internen Streit und tendieren weg und die anderen tun das Gegenteil, weil Moskau bilateral und nicht via EU-Segen vorgeht.

2.
Sollte es nicht sein, aber bei Bedarf ist es auch hier so.
Dazu reicht ein Hinweis auf die Auslegungsverrenkungen in Sachen Staatsfinanzierung via EZB. Sowas könnte man selbst erständlich auch an anderer Stelle tun.
Nicht um irgendwas für Russland zu tun, sonder so wie bei der EZB, um das EU-System nennen wir es mal weiter zu entwickeln.

3.
Einfach abwarten und Tee trinken.
Um die Widersprüche in der EU auszunutzen, braucht man kein Überbrain zu sein.
In Tschechien kostet das ggf ein AKW, aber das hätte es ja mit sanfterem kurs wohl auch nicht gegeben. Zumindest wenn man mal auf russische Großprojekte wie SouthStream schaut.

4.
Mindestens seit 2014.
Auch da hat Merkel schon erzählt, dass Putin in einer anderen Welt unterwegs wäre und keinen Bezug zur Realität hätte.

Und wenn du dir die letzte PK anschaust, als Angie in Moskau war, dann weißt du, wie die beidenmiteinander sind. "Lieber Vladimir" und "du" und "ich war ja Kranz für Soldaten ablegen"...

5.
Es ist ziemlich viel, wenn ein Staat seine größten Gasspeicher an Russen verkauft und sich auf NordStream2 festlegt, während doch Megakrise mit Russland ist.
Linde hat zwei Milliardenkooperationen mit Gazprom für deren neue Gasveredlungswerke (Amur und just gestern für die Anlage bei St. Petersburg) vereinbart.
Am Ende erzählt das und andere Kooperationen eine Geschichte, die wenig zum Image passt, dass man ja wegen der Werte eigentlich nicht...
Schau einfach mal, was aus der Flugzeugumleitung und Oppositionsverhaftung in Weißrussland fur ein Sanktions-usw-Theater folgte.
Etwa eine Woche später gab es einen ählichen Vorfall in Russland (Abbruch der Startphase).
Ähnlich wie beim Krimgewässervorfall gab es vor allem dröhnendes Schweigen aus der EU.
Im Ergebnis hat man Lukaschenko in Putins Arme getrieben.
Das war ein Geschenk der EU an Putin, das aber ganz anders aussieht.

6.
Das ist das Schöne an der Geopolitik. Man findet immer Ansätze es in alle Richtungen zu deuten.
Für dich wird das Folgende wohl eher eine Reihe von Misserfolgen sein...ich finde da eher ordentlich Potential, das aber natürlich auch ungehoben bleiben kann.
Russlands Syrienpolitik führte jüngst zu einer Kooperationserklärung zw SaudiArabien und Russland.
Die Ukrainekrise hat ihnen die Krim gebracht (die Kosten dafür fnanzieren wir zb gerade via höheren Gaspreisen) und dafür gesorgt, dass die vorher im Raum stehende EU-und Natoerweiterung um die Ukraine weit in die Zukunft gerückt ist.
Russland hat sich zu einem der Topentscheider bei der OPEC+ gemacht (das könnte eine Folge aus Syrien/Ukraine sein, wenn man da mal die Timelines betrachtet).
Russland ist neben China der zweie Kopf der SCO.
Die EAWU verhandelt (und schließt ab) diverse Freihandelsabkommen und hat sich als Teil der Seidenstrasse etabliert. Der NordSüdkorridor via Iran gen Indien erlebt zumindest auf Vereinbarungsebene einen neuen Frühling.
Russland setzt seben Fuß wieder verstärkt nach Afrika (während die Einsätze der EU-Staaten irgendwie nicht so wie erhofft laufen nd diverse Putsches/Sterbefälle eher den EUrop. Interessen schaden). In Libyen ist Russland neben der Türkei zb die Macht. Einfach weil die EU zu schwach war, muss sie nun direkt an der Südgrenze Russland sehr stark berücksichtigen.

Wenn du mich fragst, hat bis auf China kein anderes Land derartigen Machtzuwachs in den letzten 7-8 Jahren erfahren. Das kann naturlich auch nach hnten losgehen, aber bislang tut es das imA nicht.
Sie sind sicher ökonomisch nicht ansatzweise in einer Liga mit China oder der USA.
Aber sie spielen ihre Möglichkeiten sehr geschickt.
Zb ist es die Energiesupermacht schlechthin. Und just auf dem Feld muss sich die EU gerade bewähren.
Zuletzt geändert von Everythingchanges am Fr 10. Sep 2021, 21:41, insgesamt 1-mal geändert.
Everythingchanges

Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Everythingchanges »

Kohlhaas hat geschrieben:(10 Sep 2021, 14:58)
1.
Ganz genau. Relevant ist nur, was der EuGH dazu sagt. Und der hat sich ja nun deutlich geäußert. ;)


2.
Das Unbundling ist im Jahr 2005 im Energiewirtschaftsgesetz festgeschrieben worden. Maßstab dafür war die Zahl der Kunden, die versorgt wurden. Wenn 2018 etwas "holter di polter" geändert worden sein sollte, dann bezog sich das nur auf die Klarstellung, dass auch ein russischer Versorger, der in der EU mehr als 100.000 Menschen beliefert, die Regeln einzuhalten hat.


Die EU regelt gar nichts, was außerhalb ihrer Rechtsbefugnis liegt. Sie legt lediglich fest, welche Regeln für Versorger gelten, die ausschließlich Kunden innerhalb der EU beliefern. Wer dabei "die Macht" hat, wird Putin schon noch merken. Es ist gewiss nicht Russland.

3
Anscheinend hast Du die Zeichen der Zeit nicht mitbekommen. Steinkohle wird in Deutschland gar nicht mehr gefördert, Braunkohle bald auch nicht mehr, alle westlichen Industrienationen wollen mittelfristig auch aus der Nutzung aller anderen fossilen Energieträger aussteigen, die Preise sind zeitweise dramatisch gefallen. Wenn es vorübergehend eine Erholung gab, besagt das nichts. Venezuela z.B. ist immer noch pleite.

https://amerika21.de/2020/03/238181/ein ... -venezuela

Nationen, die heute noch vorrangig auf den Energieexport setzen, kriegen in nicht allzu ferner Zukunft richtige Probleme.

4.
Ich lach mich schlapp. Warum merken eigentlich die Bürger nichts von diesem explodierenden Wohlstand?

Auch Gott, was der Putin so alles an Propagandameldungen schreibt.... :rolleyes:

https://de.statista.com/statistik/daten ... odukt-bip/
1.
Relevant ist nur, was am Ende daraus wird.

2.
https://www.consilium.europa.eu/de/pres ... countries/
2019 ist die Ausweitung auf Pipelines aus Drittländern final beschlossen worden.
Und 2019 ist wohl eindeutig nicht 2005.
Und selbstverständlich ist diese Auslegung eindeutig über die Grenzen der EU hinaus wirksam.

3.
Genau deshalb steigt doch der Preis.
Gebraucht wird Kohle weiterhin, wie man an der deutschen Stromerstellung im Q1 sehen kann.
Wenn die EU diese Art Geschäft nicht mehr will, machen es andere. Zb Russland baut die Förderung aus und hat sicher bei dem Preisverlauf ganz gut verdient.
Wenn sie das in der Übergangszeit weiter schaffen, war es sicher eine sehr lohnende Entscheidung.

4.
Lach soviel du willst.
Das ist ja gesund und Russland wird ja von vielen gerne unterschätzt. Damit können die ganz gut leben.
Wundere dich dann nur nicht, wenn du die russische Pleitewelle ala Venezuela vermutest und diese auf sich warten lässt ;)
Michael Alexander
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Michael Alexander »

Deutschland stampft kindisch mit den Füssen und will weder Kohle, noch Kernkraft, noch Erdgas. Zumindest tut man so. Inoffiziell wissen wohl so manche, die sich mit der Materie auskennen, dass es so nicht geht. Deswegen ist NS2 ja auch heute fertiggestellt worden. Und in Kürze wird Gas durch die Röhre strömen, das die Deutschen bezahlen werden.

Wie soll es auch anders sein? Wie wollt ihr den eure Häuser heizen? Wie wollt ihr Strom generieren für eure Haushalte, eure Industrie, eure geplanten E-Autos? Räumt mal mit eurer Kinderbuchpolitik auf und seht der Realität ins Auge.

Was der EuGH dazu sagt, sollte euch schnurz sein, denn diese abgehobene Versammlung französisch parlierender Bürokraten handelt sicher nicht im Interesse Deutschlands und hat keine demokratische Legitimation. Auf EU-Ebene wird schon lange nach Belieben Recht gebogen und gebrochen. Den EuGH hat das aber bislang nicht gestört, da Recht immer dann gebrochen werden darf, wenn es die Integration der EU vorantreibt. Was soll man also von solch einem "Gerichtshof" halten?

Vielleicht müsst ihr aber auch erst einmal im Kalten und Dunklen sitzen, um all dies einzusehen. Ich wünsche viel Spass mit euren Lastenrädern und eurem Bullerbü. Die Zukunft wird dann eben woanders stattfinden.
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Vongole
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Vongole »

Michael Alexander hat geschrieben:(10 Sep 2021, 17:54)

Deutschland stampft kindisch mit den Füssen ....
Außer den Putin-Apologeten bist du der einzige, der hier aufstapft, weil sich weder Deutschland noch die EU nach deinen Vorstellungen drehen.
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Kevin Schildbürger »

Pardon, ich hatte mal vorgeschlagen, daß man wenn man schon kein Gas dann sollte man aber auf jeden Fall fertig bauen, weil so unkomplett macht die Röhre gar keinen Sinn.
In diesem Zusammenhang schlug ich vor, daß man die Röhre ja als Skaterröhre nutzen kann. Da muss ich jetzt leider eine Gegendarstellung. ich hab recherchiert. Die Röhre ist
nur 1,20 meter groß, da können nur Knirpse fahren, musst auch noch das Board zurechnen. Das war also Unsinn von mir, zieh ich zurück. Die Einzelröhren also Gasstränge sind nur
etwas über einen Milimeter, keine Ahnung wieso so klein. Aber egal jetzt fließt halt Gas durch, hat sich eh erledigt.
Von allen interessanten Gedanken schätze ich doch am meisten die interessanten
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Cobra9
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Re: Blickwinkel zu Nord Stream 2 EU und Alternativen

Beitrag von Cobra9 »

]
Michael Alexander hat geschrieben:(10 Sep 2021, 17:54)

Deutschland stampft kindisch mit den Füssen und will weder Kohle, noch Kernkraft, noch Erdgas. Zumindest tut man so. Inoffiziell wissen wohl so manche, die sich mit der Materie auskennen, dass es so nicht geht. Deswegen ist NS2 ja auch heute fertiggestellt worden. Und in Kürze wird Gas durch die Röhre strömen, das die Deutschen bezahlen werden.

Gas ist noch eine gewisse Zeit notwendig ja. Streitet auch niemand ab. Aber es ist eine Zeit der Veränderung und des Übergang.

Die Uhr der fossilen Brennstoffe läuft aus. Ja Gas wird noch 15 Jahre für Exporteure wie Russland ein guter Deal sein. Aber immer weniger lohnend, immer teurer und abnehmen.

Nord Stream 2 ist nicht notwendig. Das ist mehrfach belegt worden.
Wie soll es auch anders sein? Wie wollt ihr den eure Häuser heizen? Wie wollt ihr Strom generieren für eure Haushalte, eure Industrie, eure geplanten E-Autos? Räumt mal mit eurer Kinderbuchpolitik auf und seht der Realität ins Auge.

Jetzt kommt die Angst Nummer als Taschenspieler Trick. Fossile Brennstoffe werden langfristig ersetzt werden und das ist problemlos möglich schon heute.

Auch zu vertretbaren Kosten und im Einklang mit Umweltschutz. Dito lohnt sich die Investition auch ohne Vergütung notfalls.

Ich brauche weder Öl, Gas oder mittlerweile Strom vom Netz. Das kann fast jeder erreichen bzw erreicht werden. Wir werden auch nicht nur EMobil sein.

Immer die Füße still halten :)

Es gibt genug Alternativen die auch bezahlbar & lukrativ sind je nach Objekt ect.

Man muss eben klug agieren. Im Dunkeln und Kalten muss niemand sitzen oder langfristig Angst davor haben.





Was der EuGH dazu sagt, sollte euch schnurz sein, denn diese abgehobene Versammlung französisch parlierender Bürokraten handelt sicher nicht im Interesse Deutschlands und hat keine demokratische Legitimation. Auf EU-Ebene wird schon lange nach Belieben Recht gebogen und gebrochen. Den EuGH hat das aber bislang nicht gestört, da Recht immer dann gebrochen werden darf, wenn es die Integration der EU vorantreibt. Was soll man also von solch einem "Gerichtshof" halten?

Vielleicht müsst ihr aber auch erst einmal im Kalten und Dunklen sitzen, um all dies einzusehen. Ich wünsche viel Spass mit euren Lastenrädern und eurem Bullerbü. Die Zukunft wird dann eben woanders stattfinden.

Wenn Du im Dunkeln sitzen willst bitte. Steht Dir frei :)

Die Zukunft bedeutet Veränderung und Anpassung. Das ist normal. Die EU und Deutschland funktionieren trotz aller Probleme und Macken relativ gut. Gerade weil es was wie denn Gerichtshof gibt. Wenn Du glaubst das die EU oder Deutschland nach deiner Meinung tanzen sollten bist du falsch.
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