Kohlhaas hat geschrieben:(27 Feb 2021, 16:22)
Ja, mir ist schon klar, dass hier der Grund für unsere "Meinungsverschiedenheit" liegt. Deshalb schließe ich hier mal die Frage an, wie viel Zeit denn vergehen muss, bis die Außengrenzen eines Staates aus völkerrechtlicher Sicht eben NICHT mehr unveränderbar sind? Wir Deutschen haben inzwischen nach nur 80 Jahren akzeptiert, dass die "neuen" Grenzen in Mitteleuropa unveränderbar sein müssen. Die Iren hatten das auch nach 800 Jahren noch nicht akzeptiert - weshalb es heute eine Republik Irland gibt.
Das irisch-englische Verhältnis hat geschichtliche und religiöse Gründe; eine ganz eigene Angelegenheit. Niemand läßt sich auf Dauer als Bürger 3. Klasse behandeln. Wenn die Herrschaft schwächelt, dann kippt das Ding.
Konnten die Nationalitäten ja auch nicht. Bis es die Sowjetunion nicht mehr gab. Beim Osmanischen Reich war das genauso. Auch da herrschte auf dem Balkan Friede, bis es das Osmanische Reich nicht mehr gab.
Eine weitere Parallele zum Balkan. Auch da wurden systematisch Menschen um- und angesiedelt. Das ging gut, solange es die "ordnende Herrschaft" der Osmanen noch gab. Als es die nicht mehr gab, waren die Gesellschaften ethnisch so vermischt, dass sie nicht mehr "entflochten" werden konnten. Selbst nach Dutzenden von Kriegen nicht.
Was will der eroberte Teil eines Reich tun, solange der Eroberer unendlich viel stärker ist? Dann ist eben der Unterlegene Sklave, ganz wie es der Herrschaft gefällt. Oder man verbrüdert sich auf Augenhöhe... da denke ich an Österreich-Ungarn. Hätten die Preussen mit "ihren" Polen besser auch machen sollen.
Anmerkung am Rande: Im Grunde finde ich diese "Verflechtung" sehr erstrebenswert. In der EU passiert unter dem Stichwort "Personenfreizügigkeit" ja im Grunde nichts anderes. In der EU ist aber auch nie jemand in die Vereinigung "hineingezwungen" worden. Und alles, was hier passiert, ist demokratisch legitimiert.
Ja, wer will denn gegen freiwillig gewählte Verflechtungen etwas einwenden? Das wäre ja fast vergleichbar mit dem Verbot einer Eheschließung über Landesgrenzen hinweg. Ich finde die EU genial!
Nein. Widerspruch! In Russland gibt es heute nationalistisch motivierte Tendenzen, das Baltikum wieder "einzugemeinden". Die haben aber nichts mit "Heimholung russischer Erde" zu tun. Das Baltikum war nie "russische Erde". Die Forderung nach einer "Heimholung" basiert nur darauf, dass dort mal Russland und später die Sowjetunion geherrscht hat und dass dort wegen der ganzen Umsiedelungen heute viele russischstämmige Menschen leben.
Da wird sich nichts dergleichen abspielen, so lange es die NATO gibt und die EU die baltischen Staaten als Teil der EU sieht. Die Ukraine hat in der Hinsicht zu lange gezaudert oder die NATO wollte nicht. Nebenbei: Die Bundeswehr unterhält eine symbolische Streitmacht in Litauen als Führungsgruppe der NATO Enhanced Forward Presence. Natürlich gemeinsam mit anderen NATO-Partnern.
https://en.wikipedia.org/wiki/NATO_Enha ... d_Presence
Genau zu diesem Zweck aufgebaut. Dann gäbe es nämlich bei russischen Übergriffigkeiten im Baltikum oder von Ostpreußen aus richtig Krieg... und den will Rußland ganz bestimmt vermeiden. Nix mit freundlichen grünen Männchen und russischen Soldaten auf Urlaub.