Parlamentswahl in Polen

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Schlettow
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Parlamentswahl in Polen

Beitrag von Schlettow »

Die nationalkonservative PiS hat ihre absolute Mehrheit verteidigt. Die Partei von Jaroslaw Kacynski hat hat bei steigender Wahlbeteiligung sogar fünf Prozent im Vergleich zu 2015 hinzugewonnen und ihre Mehrheit noch ausbauen können. Ministerpräsident Morawiecki kann seine erfolgreiche Regierung fortsetzen.

https://www.tagesschau.de/ausland/polen ... l-105.html
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peterkneter
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von peterkneter »

Offensichtlich ist eine Mehrheit zufrieden mit der Arbeit der Regierung. Soll es auch geben....
Schlettow
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von Schlettow »

Das ist auch ein Mandat des Volkes für die harte Haltung der Regierung gegenüber der EU.
Ger9374

Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von Ger9374 »

Ja, die PIS wird bestätigt und sogar belohnt.
Der harte Kurs gegen Deutschland kann somit seine Fortsetzung finden!
Erstaunlich aber Wählerwille!
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H2O
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von H2O »

Mit der EU kann es weiteren Ärger geben, wenn Polen als Nationalstaat seine Verfassung so ändert, daß eine Bewerbung um einen EU-Beitritt damit nicht möglich ist. Das finde ich so weit auch in Ordnung; so etwas ist ein falsches Spiel... da hätte man sich unter Freunden beraten sollen. Das Angebot von Herrn Timmermanns gab es ja.

Ansonsten verstehe ich schon, daß Polen so wie Deutschland oder Österreich oder Spanien seine echten oder vermeintlichen Interessen mit auf den EU-Verhandlungstisch legt und sie nicht ohne weiteres herunter wischen läßt. Vorausgesetzt allerdings betonte Vertragstreue... etwa. was die Einführung des EUROs als Gemeinschaftswährung betrifft. Da kann man nicht nachträglich neue Bedingungen, womöglich nie erfüllbare, erfinden, um dem aus zu weichen.

Die harte Linie gegenüber Deutschland hat nur innenpolitische Bedeutung. Herr Mularczyk hat die Höhe von Reparationen abgeschätzt... angeblich 800 Mrd €... aber er hat einen Maulkorb umgehängt bekommen, weil auch der polnischen Regierung klar ist, daß sie sehr formell zurück gewiesen werden wird, wenn sie das über ihren Botschafter der Bundesregierung vortragen läßt. Das ist ähnlich wie beim BREXIT auf einigen Lebenslügen aufgebaut. Wer will das Lockmittel 22.000 € je Kopf der Bevölkerung ohne Not aus der Hand geben. Polen lieben dieses Spiel... man denke nur an den "Goldzug" von Waldenburg / Walbrzych... der plötzliche Reichtum.

Natürlich wäre es angenehmer, wenn Deutsche und Polen freundlich und hilfsbereit zusammen arbeiteten, auch auf Staatsebene. Aber die Geschäfte laufen wie geschmiert, und im täglichen Umgang der Menschen sind wir ohnehin ein Herz und eine Seele. Das ist meine Wahrnehmung... ich lebe gern hier in Pommern!

Diesen Widerspruch finden Sie auch im Verhältnis zur EU. Nirgendwo in Europa ist die Zustimmung zur EU größer als in Polen; aber man geht auch keinem Streit mit der Gemeinschaft aus dem Wege, selbst wenn das leicht möglich ist. Polnische Interessen sollen gewahrt bleiben oder beachtet werden, so wie italienische oder griechische Interessen auch. Die Rolle des wohlmeinenden guten Onkels können wir Deutschen uns abschminken... die Polen wollen Augenhöhe. Ich kann damit gut leben.

Noch eine bemerkenswerte Entwicklung: Mitten in der Legislaturperiode hat die Regierungspartei PiS (Recht und Gerechtigkeit) ihre Scharfmacher ausgewechselt und durch ziemlich sympathische Minister ersetzt. Ich sehe darin ein Zeichen, daß man nicht unbedingt auf Zank und Streit lossteuern will... nicht in der EU und auch nicht gegenüber Deutschland.

Die polnische Regierung hat Kindergeld eingeführt und Renten erhöht, so daß die Familien besser leben können. Das Land ist dadurch nicht in die Pleite gerutscht, sondern es entwickelt sich gut. Dazu muß man wissen, daß man in Polen querbeet bei 1/4 der uns Deutschen verfügbaren Einkommen / Renten verfügt. Sehr viele Menschen sind deshalb vergleichsweise nicht auf Rosen gebettet. Waren vom Weltmarkt sind in Polen nicht günstiger als im Rest der EU ... und 23% MWSt sind auch kein Pappenstiel.

Wir sollten mit Polen so umgehen wie mit anderen Europäern auch, unsere Interessen wahren und deren Interessen beachten, Unverschämtheiten höflich zurück weisen und nicht selbst unverschämt auftreten. Dann wird das auch etwas, auch mit einer PiS-Regierung. Und noch eins: Humor haben die Leute auch, man muß nur die Sprache verstehen!
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sünnerklaas
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von sünnerklaas »

H2O hat geschrieben:(14 Oct 2019, 10:10)

Die harte Linie gegenüber Deutschland hat nur innenpolitische Bedeutung. Herr Mularczyk hat die Höhe von Reparationen abgeschätzt... angeblich 800 Mrd €... aber er hat einen Maulkorb umgehängt bekommen, weil auch der polnischen Regierung klar ist, daß sie sehr formell zurück gewiesen werden wird, wenn sie das über ihren Botschafter der Bundesregierung vortragen läßt. Das ist ähnlich wie beim BREXIT auf einigen Lebenslügen aufgebaut. Wer will das Lockmittel 22.000 € je Kopf der Bevölkerung ohne Not aus der Hand geben. Polen lieben dieses Spiel... man denke nur an den "Goldzug" von Waldenburg / Walbrzych... der plötzliche Reichtum.
Man kann Geld eben nur ein Mal ausgeben - fatal, wenn das Geld quasi "verschenkt" und nicht erwirtschaftet wurde.
Mich erinnert das irgendwie alles an den Reichsparteitag im September 1938: da hat Hitler großspurig verkündet, das Reich sei nun völlig unabhängig, könne sich komplett selber ernähren. Zur selben Zeit musste erklärt werden, dass man von den landwirtschaftlichen Flächen drei Ernten im Jahr bräuchte, die Ernte reiche nicht aus, um das Volk zu ernähren, überhaupt würden die Schweine nicht anständig gemästet und es gab zeitgleich auch noch Aufrufe, Waldbeeren zu sammeln, da die Obstversorgung nicht ausreiche etc..

Dasselbe wird den Polen auch noch blühen. Die Erdogan-Türkei ist schon ein Stück weiter: die sind so pleite, dass sie Krieg führen, um von den innenpolitischen Krisen abzulenken.
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von yogi61 »

Wir sind das letzte Land, welches den Polen irgendwelche Ratschläge geben sollten.
Two unique places, one heart
https://www.youtube.com/watch?v=Ca9jtQhnjek
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H2O
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von H2O »

yogi61 hat geschrieben:(14 Oct 2019, 11:33)

Wir sind das letzte Land, welches den Polen irgendwelche Ratschläge geben sollten.
Oder nur, wenn wir als Land darum gebeten werden. Von Mensch zu Mensch ist das einfacher, wohl war.
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Teeernte
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von Teeernte »

H2O hat geschrieben:(14 Oct 2019, 13:00)

Oder nur, wenn wir als Land darum gebeten werden.

..in 1000 Jahren nicht !
Obs zu kalt, zu warm, zu trocken oder zu nass ist:.... Es immer der >>menschgemachte<< Klimawandel. :D
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von H2O »

Teeernte hat geschrieben:(14 Oct 2019, 13:16)

..in 1000 Jahren nicht !
Ja, ich würde mir auch überlegen, wen ich fragen sollte.
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von Teeernte »

H2O hat geschrieben:(14 Oct 2019, 13:35)

Ja, ich würde mir auch überlegen, wen ich fragen sollte.
Nur der Dorfdepp holt sich überall Rat....für Dinge die er nicht braucht.

Polen hat das nicht nötig.

Die haben 1000 Jahre keine Ratschläge gebraucht....

- und haben den dekadenten Rat einer Betrugswirtschaft nicht nötig.
Obs zu kalt, zu warm, zu trocken oder zu nass ist:.... Es immer der >>menschgemachte<< Klimawandel. :D
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von H2O »

Teeernte hat geschrieben:(14 Oct 2019, 14:07)

Nur der Dorfdepp holt sich überall Rat....für Dinge die er nicht braucht.

Polen hat das nicht nötig.

Die haben 1000 Jahre keine Ratschläge gebraucht....

- und haben den dekadenten Rat einer Betrugswirtschaft nicht nötig.
Das ist nämlich der große Unterschied zwischen Realität und Wirklichkeit!
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Juan
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von Juan »

H2O hat geschrieben:(14 Oct 2019, 16:26)

Das ist nämlich der große Unterschied zwischen Realität und Wirklichkeit!
:) Was ist der Unterschied zwischen Wirklichkeit und Wirklichkeit?
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von H2O »

Juan hat geschrieben:(14 Oct 2019, 18:38)

:) Was ist der Unterschied zwischen Wirklichkeit und Wirklichkeit?
Diese Frage stelle ich mir seit Stunden auch! :)
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von Misterfritz »

H2O hat geschrieben:(14 Oct 2019, 19:30)

Diese Frage stelle ich mir seit Stunden auch! :)
Du wirst lachen,
das war das Thema meiner mündlichen Abiturprüfung in Philosophie (war Habermas, glaube ich) - also der Unterschied zwischen Realität und Wirklichkeit.
Das Salz in der Suppe des Lebens ist nicht Selbstdisziplin, sondern kontrollierte Unvernunft ;)
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von H2O »

Misterfritz hat geschrieben:(14 Oct 2019, 19:45)

Du wirst lachen,
das war das Thema meiner mündlichen Abiturprüfung in Philosophie (war Habermas, glaube ich) - also der Unterschied zwischen Realität und Wirklichkeit.
Heureka! :)
http://www.denkforum.at/threads/untersc ... taet.8051/
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von Tom Bombadil »

Die Spammerei ändert leider auch nichts am Wahlerfolg der PiS.
The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants. It is its natural manure.
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von H2O »

Tom Bombadil hat geschrieben:(15 Oct 2019, 10:00)

Die Spammerei ändert leider auch nichts am Wahlerfolg der PiS.
Den Wahlerfolg hat sich die PiS aber auch politisch erarbeitet, Sozialpolitik und konservative Vorstellungen glaubwürdig zusammen gebracht. Den meisten Polen geht es heute wirtschaftlich besser als zu Beginn der PiS-Regierung, und das erkennt der "kleine Mann" dann auch an.
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imp
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von imp »

H2O hat geschrieben:(20 Oct 2019, 23:53)

Den Wahlerfolg hat sich die PiS aber auch politisch erarbeitet, Sozialpolitik und konservative Vorstellungen glaubwürdig zusammen gebracht. Den meisten Polen geht es heute wirtschaftlich besser als zu Beginn der PiS-Regierung, und das erkennt der "kleine Mann" dann auch an.
Man muss Polen auch nicht dämonisieren. Genau wie in Italien hat alles seine Zeit.
"Don't say words you gonna regret" - Eric Woolfson
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von H2O »

imp hat geschrieben:(22 Oct 2019, 19:35)

Man muss Polen auch nicht dämonisieren. Genau wie in Italien hat alles seine Zeit.
Hilft aber nichts: Man muß schon recht genau hinsehen, was sich hier in Polen abspielt. Manche Verlautbarungen sind schon beunruhigend. Etwa Re-Polonisierung der Medien, oder der Supermärkte oder großer Unternehmen, etwa VW oder OPEL. In der EU mit offenen Märkten ein Unding. Hauptsache die Wirtschaft brummt, und das tut sie doch, und die Steuereinnahmen sprießen... auch zur Zufriedenheit. Wir Europäer müssen nun beobachten, wie die PiS-Regierung mit ihrem neu erteilten Gestaltungsauftrag umgeht.

Italien ist wieder eine völlig andere Baustelle. Mit dem Land und seinen Gepflogenheiten habe ich mich fast 10 Jahre lang vor Ort auseinander gesetzt. Ich habe mich dort sehr wohl gefühlt. Aber: Einen Pudding an die Wand nageln geht einfacher! ;)
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Orbiter1
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von Orbiter1 »

Polens Präsident Duda war laut einem Bericht der Tagesschau nicht bei der großen Holocaust-Gedenkveranstaltung in Israel weil er im Gegensatz zu Putin dort keine Rede halten durfte. Das sagt dann wohl alles über die PiS-Regierung und ihren Präsidenten.
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von H2O »

Orbiter1 hat geschrieben:(23 Jan 2020, 20:22)

Polens Präsident Duda war laut einem Bericht der Tagesschau nicht bei der großen Holocaust-Gedenkveranstaltung in Israel weil er im Gegensatz zu Putin dort keine Rede halten durfte. Das sagt dann wohl alles über die PiS-Regierung und ihren Präsidenten.
Vorweg: Ich bin kein Freund der national-konservativen Partei PiS. Dennoch zeugt Ihre Bewertung Polens und seines Präsidenten von reinstem Unverständnis für das Selbstverständnis des Landes.

Den Ausgangspunkt hat der russische Präsident Putin gesetzt, der Polens Mitschuld am Ausbruch des 2. Weltkriegs behauptet hat, und dabei insbesondere den damaligen polnischen Botschafter in Berlin als ein "antisemitisches Schwein" bezeichnet hat. Und das im Vorfeld seines Besuchs in Jerusalem anläßlich der Befreiung der von Deutschen auf polnischem Boden errichteten Konzentrationslager von Auschwitz und Birkenau durch die Rote Armee. Diese Behauptungen mögen zutreffen oder nicht; aber ich kann verstehen, daß, wenn Putin eine weltweit beachtete Bühne in Yad Vashem zugestanden wird für solche Behauptungen, die polnische Seite sich die Möglichkeit erhofft, ihre Sicht der Dinge ebenfalls darstellen zu können.

Das war also eine sehr bittere Pille für Polen; nicht nur für seine Regierung, die ich auch gern entmachtet sähe. Anstatt nun noch Salz in solche Wunden zu reiben, sollten wir unseren Nachbarn in der Sache freundlich begegnen. Die werden bis zum Ende unserer Tage unsere Nachbarn sein. Natürlich geht es uns mit den Polen genau so: Wir werden unmittelbare Nachbarn sein, ob wir das nun gut finden oder nicht. Daraus sollten beide Seiten das Beste machen, was gerade möglich ist.
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von Orbiter1 »

H2O hat geschrieben:(23 Jan 2020, 20:50)

Vorweg: Ich bin kein Freund der national-konservativen Partei PiS. Dennoch zeugt Ihre Bewertung Polens und seines Präsidenten von reinstem Unverständnis für das Selbstverständnis des Landes.

Den Ausgangspunkt hat der russische Präsident Putin gesetzt, der Polens Mitschuld am Ausbruch des 2. Weltkriegs behauptet hat, und dabei insbesondere den damaligen polnischen Botschafter in Berlin als ein "antisemitisches Schwein" bezeichnet hat. Und das im Vorfeld seines Besuchs in Jerusalem anläßlich der Befreiung der von Deutschen auf polnischem Boden errichteten Konzentrationslager von Auschwitz und Birkenau durch die Rote Armee. Diese Behauptungen mögen zutreffen oder nicht; aber ich kann verstehen, daß, wenn Putin eine weltweit beachtete Bühne in Yad Vashem zugestanden wird für solche Behauptungen, die polnische Seite sich die Möglichkeit erhofft, ihre Sicht der Dinge ebenfalls darstellen zu können.
Das Holocaust-Gedenken als Bühne für einen Schlagabtausch zwischen Russland und Polen? Und dafür hätten sie auch noch Verständnis. Na Gottseidank ist der Welt dieses beschämende Ereignis erspart geblieben.
Das war also eine sehr bittere Pille für Polen; nicht nur für seine Regierung, die ich auch gern entmachtet sähe. Anstatt nun noch Salz in solche Wunden zu reiben, sollten wir unseren Nachbarn in der Sache freundlich begegnen. Die werden bis zum Ende unserer Tage unsere Nachbarn sein. Natürlich geht es uns mit den Polen genau so: Wir werden unmittelbare Nachbarn sein, ob wir das nun gut finden oder nicht. Daraus sollten beide Seiten das Beste machen, was gerade möglich ist.
Nö, die Einseitigkeit der Bundesregierung guten Willen gegenüber der polnischen Regierung zu zeigen sollte endlich beendet werden. Deutschland ist nicht auf die PiS-Regierung angewiesen.
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von H2O »

Orbiter1 hat geschrieben:(23 Jan 2020, 21:57)

Das Holocaust-Gedenken als Bühne für einen Schlagabtausch zwischen Russland und Polen? Und dafür hätten sie auch noch Verständnis. Na Gottseidank ist der Welt dieses beschämende Ereignis erspart geblieben.
Nö, die Einseitigkeit der Bundesregierung guten Willen gegenüber der polnischen Regierung zu zeigen sollte endlich beendet werden. Deutschland ist nicht auf die PiS-Regierung angewiesen.
Ich bevorzuge eine erträglich Nachbarschaft mit Polen... und lebe sie auch in Pommern.
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von Orbiter1 »

H2O hat geschrieben:(23 Jan 2020, 22:13)

Ich bevorzuge eine erträglich Nachbarschaft mit Polen... und lebe sie auch in Pommern.
Die PiS-Regierung bevorzugt aber keine erträgliche Nachbarschaft mit Deutschland. Den Wunsch sollte man ihr erfüllen.
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von H2O »

Orbiter1 hat geschrieben:(23 Jan 2020, 22:18)

Die PiS-Regierung bevorzugt aber keine erträgliche Nachbarschaft mit Deutschland. Den Wunsch sollte man ihr erfüllen.
Das mag ja stimmen; aber das Land hat 45 Mio Menschen, und mit vielen dieser Menschen stehe ich hier in Verbindung. Ich bin doch nicht von allen guten Geistern verlassen und zoffe mit denen herum, weil im fernen Warschau einige Leute sich das 17. Jahrhundert herbei träumen.
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von Europa2050 »

H2O hat geschrieben:(23 Jan 2020, 22:30)

Das mag ja stimmen; aber das Land hat 45 Mio Menschen, und mit vielen dieser Menschen stehe ich hier in Verbindung. Ich bin doch nicht von allen guten Geistern verlassen und zoffe mit denen herum, weil im fernen Warschau einige Leute sich das 17. Jahrhundert herbei träumen.
Wobei man sagen muss, dass die Union im 17. Jhd durchaus als europäisches Musterland durchgehen kann, allein die Religionstoleranz - Katholiken, Calvinisten, Orthodoxe , Muslime! und vor allem Juden, die in der Union so unbehelligt leben konnten wie in zweitausend Jahren Europa kaum wo.
Die politische Verfassung - 10% des Volkes als Kleinadel mit politischer Mitsprache war für damalige Zeiten „demokratisch“ zu nennen.
Auch Wissenschaft - gut, Kopernikus war ein Jahrhundert früher ...
Kurzum, dem preußischen und moskowitischen Nachbarn deutlich zu bevorzugen.

Aber darauf referenziert die PiS in ihrer Vergangenheitsbezogenheit sicher nicht...
Почему, Россия? (Warum, Russland?)
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von H2O »

Europa2050 hat geschrieben:(24 Jan 2020, 07:05)

Wobei man sagen muss, dass die Union im 17. Jhd durchaus als europäisches Musterland durchgehen kann, allein die Religionstoleranz - Katholiken, Calvinisten, Orthodoxe , Muslime! und vor allem Juden, die in der Union so unbehelligt leben konnten wie in zweitausend Jahren Europa kaum wo.
Die politische Verfassung - 10% des Volkes als Kleinadel mit politischer Mitsprache war für damalige Zeiten „demokratisch“ zu nennen.
Auch Wissenschaft - gut, Kopernikus war ein Jahrhundert früher ...
Kurzum, dem preußischen und moskowitischen Nachbarn deutlich zu bevorzugen.

Aber darauf referenziert die PiS in ihrer Vergangenheitsbezogenheit sicher nicht...
Richtig; Bewußtsein und Einfordern von Größe ja, Annäherungen an Tugenden lieber nicht. Eine merkwürdige Schar! (Wobei wir im westlichen Mitteleuropa zwischen 1618 und 1648 die Selbstzerstörung des alten Kaiserreichs HRR erleiden mußten, mit 30% Rückgang der Besiedlungsdichte)

Für Europäer sehr spannend in deutscher Sprache zu lesen: "Polen, was ist das?"
https://www.polityka.pl/tygodnikpolityk ... t-das.read
So viel Fairness in allen Richtungen habe ich noch nie in einer Geschichtsbetrachtung und -bewertung gefunden!
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von schokoschendrezki »

Orbiter1 hat geschrieben:(23 Jan 2020, 22:18)
Die PiS-Regierung bevorzugt aber keine erträgliche Nachbarschaft mit Deutschland. Den Wunsch sollte man ihr erfüllen.
Die Abschottung zu einem großen und direkt benachbarten Land? In welchem Jahrhundert leben Sie eigentlich?

Deutschland wird mit noch ganz anderen außenpolitischen Herausforderungen - auch innerhalb der EU - umgehen müssen. Stichwort UK, Spanien, Italien, Griechenland ... um nur einige zu nennen. Ganz aktuell ist die Parallele Italien/Polen (wieder einmal) in einem Punkt offensichtlich: In beiden Ländern zieht im Hintergrund ein älterer eigentlicher Parteichef ohne offizielles Regierungsamt alle Fäden. Auch wenn Beppe Grillo und Jarosław Kaczyński politisch ziemlich unterschiedlich ticken.

Es besteht ein bemerkenswerter Unterschied zwischen der auf Konsolidierung der "Nation" ausgerichteten offiziellen Politik der PiS und der ganz zutreffend als "Offenheitsgrad" zu verstehendern Außenhandelsquote. ALso dem prozentualen Anteil der Exporte und Importe eines Landes am Gesamt-BIP. In dieser Hinsicht sind Länder wie Polen oder die Slowakei Weltspitze und liegen noch vor dem "Exportweltmeister" Deutschland. (https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der ... ndelsquote). Man wird noch so einiges befremdliche zu hören bekommen. Nichtsdestotrotz denken diese Länder aus eigenem Interesse nicht im Traume daran, sich irgendwie in die Isolation zu begeben.
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von schokoschendrezki »

H2O hat geschrieben:(24 Jan 2020, 08:50)

Richtig; Bewußtsein und Einfordern von Größe ja, Annäherungen an Tugenden lieber nicht. Eine merkwürdige Schar! (Wobei wir im westlichen Mitteleuropa zwischen 1618 und 1648 die Selbstzerstörung des alten Kaiserreichs HRR erleiden mußten, mit 30% Rückgang der Besiedlungsdichte)

Für Europäer sehr spannend in deutscher Sprache zu lesen: "Polen, was ist das?"
https://www.polityka.pl/tygodnikpolityk ... t-das.read
So viel Fairness in allen Richtungen habe ich noch nie in einer Geschichtsbetrachtung und -bewertung gefunden!
Der Artikel ist gut. Und von Mai 2010. Einen Monat nach dem spektakulären Absturz der polnischen Regierungsmaschine bei Smolensk. Ich nehme an, auch aus diesem Anlass heraus das Interesse damals.

Er lässt auch einiges aus. Unter anderem die absolut überragende Rolle Polens im europäischen Jazz. Die eigentlich nur noch mit der Frankreichs vergleichbar ist. Jazz ist das Kulturphänomen, das wie kaum ein anderes für Offenheit steht.
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von schokoschendrezki »

Wie extrem die Missverständnisse und Unkentnisse sind, zeigt folgender Fall: Tesla plant südöstlich von Berlin bekanntlich eine ihrer Gigafactories. Es geht um viele hundert gut bezahlte Jobs. Jüngst erst sorgte eine Stellenanzeige von Tesla für Unmut in Brandenburg: Erwartet werde von neuen Mitarbeitern "Polnischkenntnisse". Der von geradezu kretinhafter Dummköpfigkeit geprägte Reflex darauf: "Will Tesla jetzt 'Billigarbeiter' aus Polen einstellen"? Diese Leute haben nicht einmal den Anflug einer Ahnung, mit welchen Riesenschritten die Welt sich inzwischen weiterbewegt hat. Dass Länder wie Tschechien, Estland und auch bestimmte Zentren in Polen heute die Welt-Spitzenleute in Richtung IT stellen und in Prag, Talinn, Warschau oder Krakau am laufenden Band kleine feine IT-Startups entstehen.
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von H2O »

schokoschendrezki hat geschrieben:(24 Jan 2020, 09:43)

Der Artikel ist gut. Und von Mai 2010. Einen Monat nach dem spektakulären Absturz der polnischen Regierungsmaschine bei Smolensk. Ich nehme an, auch aus diesem Anlass heraus das Interesse damals.

Er lässt auch einiges aus. Unter anderem die absolut überragende Rolle Polens im europäischen Jazz. Die eigentlich nur noch mit der Frankreichs vergleichbar ist. Jazz ist das Kulturphänomen, das wie kaum ein anderes für Offenheit steht.
Tja, da klafft bei mir eine riesige Bildungslücke. Hier auf dem Lande ist davon nichts zu hören oder sehen. Dafür freundliches Miteinander.
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von H2O »

schokoschendrezki hat geschrieben:(24 Jan 2020, 09:59)

Wie extrem die Missverständnisse und Unkentnisse sind, zeigt folgender Fall: Tesla plant südöstlich von Berlin bekanntlich eine ihrer Gigafactories. Es geht um viele hundert gut bezahlte Jobs. Jüngst erst sorgte eine Stellenanzeige von Tesla für Unmut in Brandenburg: Erwartet werde von neuen Mitarbeitern "Polnischkenntnisse". Der von geradezu kretinhafter Dummköpfigkeit geprägte Reflex darauf: "Will Tesla jetzt 'Billigarbeiter' aus Polen einstellen"? Diese Leute haben nicht einmal den Anflug einer Ahnung, mit welchen Riesenschritten die Welt sich inzwischen weiterbewegt hat. Dass Länder wie Tschechien, Estland und auch bestimmte Zentren in Polen heute die Welt-Spitzenleute in Richtung IT stellen und in Prag, Talinn, Warschau oder Krakau am laufenden Band kleine feine IT-Startups entstehen.
Nun aber 'mal langsam mit den jungen Pferden! Ich finde es auch befremdlich, wenn in einer Fertigungsstelle auf deutschem Boden Polnischkenntnisse erwartet werden von einem US-amerikanischen Unternehmen... zumal die von Ihnen genannte Kaste ganz wunderbar in der Weltsprache Englisch kommunizieren kann. Diese Sprachkenntnisse hätte ich gefordert und ohne zu stutzen verstanden. Nun, bei Größenordnung 100.000 polnischstämmigen Berlinern sollte Herr Musk doch genügend viele Muttersprachler finden. Etwas merkwürdig das Ganze! Warum dann ausgerechnet Berlin und nicht Posen oder Łodz? EU bleibt doch EU, oder etwa und möglicherweise doch nicht?

Wobei ich als "Pole" in der Hinsicht bestimmt keine Berührungsängste habe.
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von Europa2050 »

H2O hat geschrieben:(24 Jan 2020, 08:50)

Richtig; Bewußtsein und Einfordern von Größe ja, Annäherungen an Tugenden lieber nicht. Eine merkwürdige Schar! (Wobei wir im westlichen Mitteleuropa zwischen 1618 und 1648 die Selbstzerstörung des alten Kaiserreichs HRR erleiden mußten, mit 30% Rückgang der Besiedlungsdichte)

Für Europäer sehr spannend in deutscher Sprache zu lesen: "Polen, was ist das?"
https://www.polityka.pl/tygodnikpolityk ... t-das.read
So viel Fairness in allen Richtungen habe ich noch nie in einer Geschichtsbetrachtung und -bewertung gefunden!
Ja, da hat jemand mit Hirn geschrieben. Und richtig - bis zur ersten polnischen Teilung habe ich in meiner bayerischen Gymnasialzeit (späte 70er Jahre) zum Thema Polen/Litauen nur die Landshuter Fürstenhochzeit und den Wiener Kahlenberg gelernt. Keine Befreiung Ostmitteleuropas durch Algirdas, kein Krewo, kein Lublin.

Deswegen haben heute ja auch so wenige Deutsche wirklich einen Plan von Polen/Ukraine/Litauen/Belarus. Ist halt irgendwie alles Russland - unsere diversen russischen Neubürger unterstützen solche Vorurteile ja auch noch.

Dafür Frankreich und Italien rauf und runter. Und - ich mag sie einfach nicht - Preussen.

Erst viel später stieß ich dank eines Buchtips (von einem Freund aus Belarus) auf dieses Werk, das für Interessierte an der Geschichte Ostmitteleuropas fast ein Muss ist. Ist aber englisch...

https://www.thalia.de/shop/home/artikel ... gJkefD_BwE
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von H2O »

Und - ich mag sie einfach nicht - Preussen.
Ich mag sie schon... vor allem als Preußen, wo jeder auf seine Weise selig werden konnte, wo die schönen Künste und die Musik in Palästen ein und aus gingen, wo bemerkenswerte Baudenkmäler entstanden, wo Forschung und Wissenschaften blühten bis zur Weltspitze. Andere dampfen Preußen auf ein paar widerliche Kommißköppe ein... jeder eben auf seine Weise.

Vor allem aber lernen wir aus der Vernachlässigung Osteuropas in unserem Geschichtsbild, daß Deutschland wohl nie ernsthaft und auf Augenhöhe dem Osten zugewandt war, sondern sich unbeirrt zum Westen bekannte... auf allen Gebieten der Kunst, der Musik, der Wissenschaften. Der Osten bestenfalls als Missionsgebiet mit Buschzulage in St. Petersburg. Zwischen Königsberg und St. Petersburg war wohl nichts von abendländischem Interesse.
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conscience
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von conscience »

Die Polen erbeten gegen den Geschichtsfälscher und Autokraten Putin Hilfe — das tun sie zu Recht. Allerdings fällt es schwer, diese Unterstützung zu leisten, da sich doch Polens radikal-konservative - oder sollte man schon sagen rechtsextreme - Regierung selbst ins Abseits befördert hat. Wahrschau sollte uns Deutschen näher sein als Moskau, denn mit der östlichen Autokratie unter der Fuchtel Putins haben wir keine gemeinsame Grenze. Mit Polen haben wir aber eine gemeinsame Grenze und es ist wünschenswert, dass das so bleibt, und sich in Wahrschau auf Dauer kein autokratisches Regime - weder mit groß-russischen autokratischen noch mit national-polnischen und despotischen - Allüren etablieren kann.
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von naddy »

conscience hat geschrieben:(24 Jan 2020, 12:40)

Die Polen erbeten gegen den Geschichtsfälscher und Autokraten Putin Hilfe — das tun sie zu Recht.
"Der Russe" war für die Deutschen ja schon immer das Problem. Neu ist, daß er es diesmal für die Linken ist.
"Das gefährliche an der Dummheit ist, daß sie die dumm macht, die ihr begegnen." (Sokrates).
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von conscience »

naddy hat geschrieben:(24 Jan 2020, 12:53)

"Der Russe" war für die Deutschen ja schon immer das Problem. Neu ist, daß er es diesmal für die Linken ist.
Für jeden wahren Demokraten, egal ob der jetzt links oder rechts zu verordnen ist, ist Russland aufgrund seiner Politik und seinen aggressiven Aktionen ein Problem - das Land ist ein Unruhestifter in der internationalen Politik und die Politik mit dem die Europäer dem östlichen Riesen begegnen sollten, ist m.E. mit den Begriffen containment and rollback zu treffend beschrieben. Polen spielt für Deutschland und Europa eine wichtige Rolle, so ist es doch zusammen mit dem Baltikum unser eigenes Vorfeld, der Cordon sanitaire für die Europäische Union, dahinter verbirgt sich das "Reich der Unfreiheit". Darum kommt es darauf an, in Deutschland einerseits selbst eine Politikwende zu vollziehen und damit andererseits Polen und unsere östlichen Partnerstaaten besser zu unterstützen — praktisch durch militärische und wirtschaftliche Unterstützung, mehr noch politisch durch Integration in die Europäische Union und NATO.
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von Europa2050 »

naddy hat geschrieben:(24 Jan 2020, 12:53)

"Der Russe" war für die Deutschen ja schon immer das Problem. Neu ist, daß er es diesmal für die Linken ist.
Irrtum.

Weil es „die Deutschen“ nicht gibt.

Im preußischen Bereich hat man über Jahrhunderte gerne mit Russland kooperiert und Ostmitteleuropa aufgeteilt, sowie gegen revolutionäre Ideen aus Frankreich opponiert. Spätestens seit 1789 war für Preussen Russland (Und Österreich) der Freund gegen Frankreich, Polen und die westdeutschen Kleinstaaten.

Dort - Polen, aber auch Rheinland, Bayern, Schwaben und die Schweiz war es genau andersrum. Frankreich als Verbündeter gegen die gefräßigen Preußen und Österreicher, unterstützt durch Russland. Napoleon wird dort auch komplett anders bewertet als in Preußen oder Russland.

Wirklich „hassbegründend“ zusammengestoßen sind Deutschland und Russland nur im WK2, selbst wenn Deutsche da grenzenlose Schuld auf sich geladen haben.

Selbst der WK1 war im Osten eher ein klassischer Krieg von Armeen und kein Gemetzel wie in Frankreich.
Und ein solcher Zusammenstoß ist - so schlimm er auch war - im historischen Gefüge eher wenig.

In sofern würde ich das deutsch-russische Verhältnis - insbesondere was Norddeutsche betrifft, im historischen Kontext eher als eines der Besseren betrachten. Und das erweckt dazwischen eben eher Argwohn.
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von schokoschendrezki »

Europa2050 hat geschrieben:(24 Jan 2020, 10:15)

Ja, da hat jemand mit Hirn geschrieben. Und richtig - bis zur ersten polnischen Teilung habe ich in meiner bayerischen Gymnasialzeit (späte 70er Jahre) zum Thema Polen/Litauen nur die Landshuter Fürstenhochzeit und den Wiener Kahlenberg gelernt. Keine Befreiung Ostmitteleuropas durch Algirdas, kein Krewo, kein Lublin.

Deswegen haben heute ja auch so wenige Deutsche wirklich einen Plan von Polen/Ukraine/Litauen/Belarus. Ist halt irgendwie alles Russland - unsere diversen russischen Neubürger unterstützen solche Vorurteile ja auch noch.

Dafür Frankreich und Italien rauf und runter. Und - ich mag sie einfach nicht - Preussen.

Erst viel später stieß ich dank eines Buchtips (von einem Freund aus Belarus) auf dieses Werk, das für Interessierte an der Geschichte Ostmitteleuropas fast ein Muss ist. Ist aber englisch...

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Faszinierend, ja. Ebenso wie "Nachdenken über das 20. Jahrhundert" mit Snyder als Mitautor. Eine voräufige Gesamtbilanz. Wo stehen wir heute? In einer neuen Biedermeier-Epoche? War das Ende des Ost-West-Konflikts 89/90 in irgendeiner Hinsicht das, was in der ersten Hälfte des 19, Jahrhunderts der Wiener Kongress war? Und nun will man wieder eine polnische, ungarische einheitliche Nationalkultur, Ruhe, Erbaulichkeit? Zurück zum britischen Empire (ab Ende nächster Woche)?


Zu Preußen: Es waren die Dichterinnen der Romantik - allen voran Bettina von Armin - die sich mit ganzer Leidenschaft für ein unabhängiges Polen einsetzten. Es gab in der Mitte des 19. jahrhunderts in den literarischen Salons Preußens eine regelrechte "Polenbegeisterung". (Zusammen mit einem Italienfantum). General Bem und Giuseppe Garibaldi (und weniger bekannt vielleicht Lajos Kossuth in Ungarn) ... das waren die Che's des 19. jahrhunderts. Die Helden des "Völkerfrühlings".

Bezüglich Russland liegen die Dinge anders. Das muss man einfach mal geradeaus und ohne Rücksicht auf Polen, Ukrainer und sonstige Völker im Osten so sagen: Russland hat bereits im 19. Jahrhundert kosmopolitische Genies hervorgebracht. Turgenjew, Dostojewski und dann später Musiker, Literaten, Maler der Moderne: Strawinsky, Kandinski, Blok, Meyerhold, Malewitsch, Zwetajewa, Eisenstein, Pasternak, Tarkowski ... die Reihe lässt sich schier endlos fortsetzen. Wie kann eine Erdenregion nur derartig viele Genies hevorbringen? Mir ist das ein Rätsel. Teilweise sind es natürlich Russen jüdischer Herkunft. Es handelt sich jedenfalls nicht um "verdiente Nationalkünstler" sondern um Künstler an sich. Bei den Bemühungen der ehemaligen Sowjetrepubliken und jetzigen neuen Staaten bekomme ich regelmäßig schlechte Laune. Immer handelt es sich um Vertreter einer "Nationalkultur" ... mein Gott ... wenn etwa von der Kultur der neuen unabhängigen Ukraine die Rede ist, sehe ich Menschen mit Wischiwanka gekleidet und einem Teller Borschtsch auf dem Tisch. Das ist Provinz! Wie um alles in der Welt kann man an dieses grandiose kosmopolitische Potenzial Russlands wieder anknüpfen? Ohne freilich Russland als Imperialmacht anzuerkennen oder eine solche Rolle zu akzeptieren.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von naddy »

Europa2050 hat geschrieben:(24 Jan 2020, 15:32)

Irrtum.

Weil es „die Deutschen“ nicht gibt.
Entschuldigung, hab' den Ironiemarker vergessen. ;)
"Das gefährliche an der Dummheit ist, daß sie die dumm macht, die ihr begegnen." (Sokrates).
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von H2O »

In sofern würde ich das deutsch-russische Verhältnis - insbesondere was Norddeutsche betrifft, im historischen Kontext eher als eines der Besseren betrachten. Und das erweckt dazwischen eben eher Argwohn.
Diese zarten Anmerkungen lösen auch in mir ziemlichen Argwohn aus, wenn ich den Stillstand der Entwicklung der EU sehe. Die EU hat versäumt, die Nationalstaaten weiter auf zu lösen in Richtung einer unauflösbaren europäischen Gemeinschaft. Der Stillstand und anhaltende Streitigkeiten könnten Deutschland dazu verleiten, bei günstiger Gelegenheit enger an Russland heran zu rücken als unseren EU-Nachbarn lieb sein könnte. Der Brexit sollte in der Hinsicht als Alarmzeichen verstanden werden.
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von H2O »

Tja, es ist an der Zeit, die Entwicklung der EU mit dem nachbarlichen Verhältnis Deutschlands zu Polen wieder zu betrachten.

Wir lernen derzeit, daß Polen und Deutschland wirtschaftlich und menschlich so tief verbunden sind, daß beide Seiten sich auf Ausnahmeregeln im Grenzverkehr verständigen müssen. Ohne polnischen Nachschub und ohne polnische Lastwagenfahrer ist die deutsche Logistik nur ein Schatten ihre selbst. Ohne polnische Windradwerker wird das mit der Energiewende wohl auch nix! (siehe DIE ZEIT, #18).
Und auf der polnischen Seite gehen den Pendlern Einkünfte verloren, von denen das Wohl und Wehe ganzer Familien abhängt. Schadenfreude beiderseits der Oder muß so als krankhaft empfunden werden.

Der polnische PM Morawiecki breitet seine Gedanken zur Finanzierung der Folgelasten der Pandemie in der FAZ aus, um doch wohl deutsche Leser zu erreichen und ihnen seine polnischen Vorstellungen zu verdeutlichen. So berichtet das heute die Rzeczpospolita. Vor 14 Tagen hat dies der italienische PM Conte in der DIE ZEIT getan. Beide PM erhoffen offenbar von deutscher Seite die Einsicht, daß sie sich ganz erheblich im Rahmen der EU und der Eurogruppe an den Lasten beteiligen muß, um gemeinsam wieder auf einem guten Wege aus der Wirtschafts- und Finanzkrise heraus zu kommen. Ähnliche Anliegen werden auch von französischer Seite vorgetragen, allerdings mehr als Reden zum offenen Fenster hinaus. Auch die sind zu hören und zu bedenken.

Wir Deutschen, die gibt es offenbar wirklich, sind Teil von Hoffnungen unserer europäischen Nachbarn! Wir sollten nach Kräften versuchen, diese Hoffnungen zu erfüllen. Aber wir sollten unsererseits auch Hoffnungen vortragen, die die EU zu einer Wertegemeinschaft und zu einer Wirtschafts- und Finanzgemeinschaft weiter entwickeln. Wir sind bereit, unsere Nachbarn an unseren wirtschafts- und finanzpolitischen Entscheidungen auf der Ebene der EU zu beteiligen... erwarten unsere Mitsprache aber auch in deren Angelegenheiten in gleicher Weise. Will sagen, beide Seiten verzichten auf Teile ihrer Selbstbestimmung zugunsten ihrer Mitbestimmung in Angelegenheiten von gemeinsamem Interesse. Wenn im Grundsatz darüber Einigkeit besteht, dann sollten inhaltliche Gespräche im Wirtschafts- und Finanzwesen ohne Vorbehalte möglich sein. Verträge der einen Art beruhen auf Verträgen der anderen Art; so zu besiegeln und zu verkünden.

Aus meiner Sicht wäre das ein großer Schritt in die gemeinsame Zukunft im europäischen Projekt, der Opfer aller Beteiligten rechtfertigt! Damit muß dann ja noch lange nicht Schluß sein, aber ein Anfang wäre gemacht... warum nicht mit Polen, Niederlanden, Finnland, Deutschland, Frankreich, Österreich, Italien, Griechenland und Spanien? Weitere Teilnehmer sind herzlich willkommen!
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von zollagent »

In der Tat, die EU-Verträge schließen nicht aus, daß einzelne oder Gruppen von Mitgliedern miteinander die Union enger knüpfen und damit auch die Zusammenarbeit.
Wer an Absurditäten glaubt, wird Abscheulichkeiten begehen. (Voltaire)
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von H2O »

Meldung im DLF 2020-05-07 früh: Die polnischen Präsidentschaftswahlen wurden überraschend verschoben. In der Corona-Krise hatte sich Amtsinhaber Duda als oberster Kümmerer reichlich im Vordergrund aufhalten können; seine Mitbewerber und auch Teile der polnischen Öffentlichkeit drängten auf Verschiebung der angesetzten Briefwahl und auf Wahlenthaltung. Da kippte die Mehrheit der Regierungskoalition im Sejm.

Ein neuer Wahltermin ist nicht bekannt; vermutlich wird der "nach Corona" liegen. Duda "for ever"?
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von Orbiter1 »

H2O hat geschrieben:(26 Apr 2020, 14:44)

Tja, es ist an der Zeit, die Entwicklung der EU mit dem nachbarlichen Verhältnis Deutschlands zu Polen wieder zu betrachten.

Wir lernen derzeit, daß Polen und Deutschland wirtschaftlich und menschlich so tief verbunden sind, daß beide Seiten sich auf Ausnahmeregeln im Grenzverkehr verständigen müssen.
Wir müssen gar nichts.
Ohne polnischen Nachschub und ohne polnische Lastwagenfahrer ist die deutsche Logistik nur ein Schatten ihre selbst.
Man wird auch in anderen Staaten Lastwagenfahrer finden.
Der polnische PM Morawiecki breitet seine Gedanken zur Finanzierung der Folgelasten der Pandemie in der FAZ aus, um doch wohl deutsche Leser zu erreichen und ihnen seine polnischen Vorstellungen zu verdeutlichen.
Den Deutschland- und Merkel-Hassern der PiS-Regierung wird hierzulande hoffentlich niemand zuhören.
So berichtet das heute die Rzeczpospolita. Vor 14 Tagen hat dies der italienische PM Conte in der DIE ZEIT getan. Beide PM erhoffen offenbar von deutscher Seite die Einsicht, daß sie sich ganz erheblich im Rahmen der EU und der Eurogruppe an den Lasten beteiligen muß, um gemeinsam wieder auf einem guten Wege aus der Wirtschafts- und Finanzkrise heraus zu kommen. Ähnliche Anliegen werden auch von französischer Seite vorgetragen, allerdings mehr als Reden zum offenen Fenster hinaus. Auch die sind zu hören und zu bedenken.
Ja, wenn man einen Idioten sucht der die Rechnungen zahlt denkt man europaweit zuerst an Deutschland.
Wir Deutschen, die gibt es offenbar wirklich, sind Teil von Hoffnungen unserer europäischen Nachbarn! Wir sollten nach Kräften versuchen, diese Hoffnungen zu erfüllen.
Das werden wir hoffentlich nicht tun.
Aber wir sollten unsererseits auch Hoffnungen vortragen, die die EU zu einer Wertegemeinschaft und zu einer Wirtschafts- und Finanzgemeinschaft weiter entwickeln. Wir sind bereit, unsere Nachbarn an unseren wirtschafts- und finanzpolitischen Entscheidungen auf der Ebene der EU zu beteiligen... erwarten unsere Mitsprache aber auch in deren Angelegenheiten in gleicher Weise. Will sagen, beide Seiten verzichten auf Teile ihrer Selbstbestimmung zugunsten ihrer Mitbestimmung in Angelegenheiten von gemeinsamem Interesse. Wenn im Grundsatz darüber Einigkeit besteht, dann sollten inhaltliche Gespräche im Wirtschafts- und Finanzwesen ohne Vorbehalte möglich sein. Verträge der einen Art beruhen auf Verträgen der anderen Art; so zu besiegeln und zu verkünden.
Wir sollten keine Hoffnungen vortragen sondern knallharte Forderungen stellen. Und wenn die nicht erfüllt werden muss es einen Rückbau der EU geben.
Aus meiner Sicht wäre das ein großer Schritt in die gemeinsame Zukunft im europäischen Projekt, der Opfer aller Beteiligten rechtfertigt! Damit muß dann ja noch lange nicht Schluß sein, aber ein Anfang wäre gemacht... warum nicht mit Polen, Niederlanden, Finnland, Deutschland, Frankreich, Österreich, Italien, Griechenland und Spanien? Weitere Teilnehmer sind herzlich willkommen!
Nein danke, inzwischen weiß man wer uns wohlgesonnen ist und wer nicht.
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von H2O »

@ Orbiter1

An Ihnen ist ein Diplomat verloren gegangen. ;) Aber die hatten wir in genügend großer Anzahl fast zu jeder Zeit seit der Reichsgründung 1871.

Nein, ich will nicht unfair sein; auch unsere Nachbarn waren und sind damit gesegnet. Darum verhakelt sich die EU in Partikularinteressen.
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von Orbiter1 »

H2O hat geschrieben:(09 May 2020, 18:43)

@ Orbiter1

An Ihnen ist ein Diplomat verloren gegangen. ;) Aber die hatten wir in genügend großer Anzahl fast zu jeder Zeit seit der Reichsgründung 1871.

Nein, ich will nicht unfair sein; auch unsere Nachbarn waren und sind damit gesegnet. Darum verhakelt sich die EU in Partikularinteressen.
Die EU befindet sich doch bereits im Niedergang, die Corona-Pandemie wird ihn hoffentlich beschleunigen. Vielleicht kommt ja was besseres nach. Große Hoffnung habe ich da aber nicht mehr. Dann sind wir halt wieder solo unterwegs. Davon geht die Welt nicht unter.
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von H2O »

Orbiter1 hat geschrieben:(09 May 2020, 18:57)

Die EU befindet sich doch bereits im Niedergang, die Corona-Pandemie wird ihn hoffentlich beschleunigen. Vielleicht kommt ja was besseres nach. Große Hoffnung habe ich da aber nicht mehr. Dann sind wir halt wieder solo unterwegs. Davon geht die Welt nicht unter.
Nein, die Welt geht nicht unter, aber in Europa werden wieder Schönheitswettbewerbe das Klima vergiften; es wird wieder Bündnisse geben, wie man die Schönsten in Schach hält, wirtschaftlich und politisch, man wird sich bei außereuropäischen Weltmächten andienen (das versuchen die ihrerseits ja schon jetzt mit EU-Partnern).

Was also fast 1000 Jahre währte, das wird nun konsequent wiederholt, nun global. Unser Land sreckt die Fühler nach Rußland aus, und Rußland findet das gut, weil so ein europäischer Riese in überschaubare Teile zerlegt wird. Polen wird sich in Richtung USA rückversichern, wird die US-Atomwaffen bei sich aufbewahren.

Das sind traumhafte Aussichten für die USA, Rußland, China und was sich in den kommenden 50 Jahren noch so entwickeln mag.

Sie werden verstehen, daß ich nach den Erfahrungen eines Weltkriegs keinen Bock auf eine zerfallende EU habe, die zum altbekannten innereuropäischen Konfliktgeflecht führt. Wer diese Erfahrungen und diesen Blick auf die europäische Geschichte nicht so hautnah erlebt hat, de kann sich daran freuen. Der Kummer kommt unvermeidlich später. Dann bin ich hoffentlich schon zu Staub zerfallen.
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von Orbiter1 »

An irgendeinen der Großen wird man sich wohl anlehnen müssen. Russland wäre aufgrund seines Rohstoffreichtums sicher nicht uninteressant. Auf die könnte man wohl auch noch den meisten Einfluss ausüben. Beim Bruttoinlandsprodukt sind wir mehr als doppelt so stark. Wünschen würde man sich einen demokratischen Rechtsstaat. Aber da ist die Auswahl beschränkt.
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