Parlamentswahl in Polen

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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von H2O »

Ab 5:45 Uhr wird Duda zurücklächeln.
Geschickter wäre wohl, wenn der Präsident die Gründe für seine Begnadigung darlegte und sich dann über die rachsüchtige Meute äußerte, die daran Anstoß genommen hat. Aber es ist wohl so, daß Polen gern mit Feindbildern leben.

Genau das ist Teil der Wahlkampfauftritte des Bewerbers Trzaskowski: "Schluß mit der kramfhaften Suche nach immer neuen Feinden Polens"!"
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aleph
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von aleph »

H2O hat geschrieben:(04 Jul 2020, 07:42)

Geschickter wäre wohl, wenn der Präsident die Gründe für seine Begnadigung darlegte und sich dann über die rachsüchtige Meute äußerte, die daran Anstoß genommen hat. Aber es ist wohl so, daß Polen gern mit Feindbildern leben.

Genau das ist Teil der Wahlkampfauftritte des Bewerbers Trzaskowski: "Schluß mit der kramfhaften Suche nach immer neuen Feinden Polens"!"
Gegen die russophobie polens kann man auch von außen wenig machen, höchstens alles unterlassen, was diese angst befördert.
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von H2O »

aleph hat geschrieben:(04 Jul 2020, 07:55)

Gegen die russophobie polens kann man auch von außen wenig machen, höchstens alles unterlassen, was diese angst befördert.
Nun, in der augenblicklichen Verfassung Rußlands mit Außlandseinsätzen für zwielichtigste politische Herrschaftssysteme, mit verdeckter Kriegsführung in der Ukraine und Einverleibung fremden Staatsgebiets, mit dem Ausspähen von Regierungsrechnern, gehört keine besondere Kunst dazu, sich an Rußland begründet zu reiben und sich abwehrbereit auf zu stellen.

Anstatt sich also an Deutschland allgemein zu reiben und verrückte Verdächtigungen und Forderungen zu erheben, könnte Polen ohne Gesichtsverlust den Schulterschluß mit Deutschland und Frankreich suchen... zumal fast 1 Mio bekennender Polen in Deutschland lebt und arbeitet... und eine Vielzahl assimilierter Polen seit Anno Toback zu guten deutschen Mitbürgern geworden ist.

Anstatt dessen sucht Polen den engstmöglichen Schulterschluß mit den USA in einer Zeit, wo es sowohl Deutschland als auch Frankreich schwer fällt, herzliche politische Gemeinschaft mit den USA zu pflegen. Der Vorsatz der USA und Rußlands ist doch ziemlich eindeutig, die EU zu schwächen und sich einen möglichen Wettbewerber im Konzert der Großmächte vom Halse zu halten.
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von Orbiter1 »

H2O hat geschrieben:(04 Jul 2020, 07:42)

Geschickter wäre wohl, wenn der Präsident die Gründe für seine Begnadigung darlegte und sich dann über die rachsüchtige Meute äußerte, die daran Anstoß genommen hat. Aber es ist wohl so, daß Polen gern mit Feindbildern leben.

Genau das ist Teil der Wahlkampfauftritte des Bewerbers Trzaskowski: "Schluß mit der kramfhaften Suche nach immer neuen Feinden Polens"!"
Klein beigeben will das polnische Magazin FAKT in deutsch/schweizerischen Besitz bei dem Thema offenbar nicht wenn ich der Google-Übersetzung glauben darf. Eher das Gegenteil Duda sollte auf ihren Vorschlag eingehen und die Gründe der Begnadigung erläutern.
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von aleph »

H2O hat geschrieben:(04 Jul 2020, 08:29)

Nun, in der augenblicklichen Verfassung Rußlands mit Außlandseinsätzen für zwielichtigste politische Herrschaftssysteme, mit verdeckter Kriegsführung in der Ukraine und Einverleibung fremden Staatsgebiets, mit dem Ausspähen von Regierungsrechnern, gehört keine besondere Kunst dazu, sich an Rußland begründet zu reiben und sich abwehrbereit auf zu stellen.

Anstatt sich also an Deutschland allgemein zu reiben und verrückte Verdächtigungen und Forderungen zu erheben, könnte Polen ohne Gesichtsverlust den Schulterschluß mit Deutschland und Frankreich suchen... zumal fast 1 Mio bekennender Polen in Deutschland lebt und arbeitet... und eine Vielzahl assimilierter Polen seit Anno Toback zu guten deutschen Mitbürgern geworden ist.

Anstatt dessen sucht Polen den engstmöglichen Schulterschluß mit den USA in einer Zeit, wo es sowohl Deutschland als auch Frankreich schwer fällt, herzliche politische Gemeinschaft mit den USA zu pflegen. Der Vorsatz der USA und Rußlands ist doch ziemlich eindeutig, die EU zu schwächen und sich einen möglichen Wettbewerber im Konzert der Großmächte vom Halse zu halten.
Da müsste man ja wahnsinnig werden bei der vielzahl von ländern, die potentiell ihre macht erweitern möchten. Von nahost bis china gibt es da kandidaten.
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von H2O »

aleph hat geschrieben:(04 Jul 2020, 08:44)

Da müsste man ja wahnsinnig werden bei der vielzahl von ländern, die potentiell ihre macht erweitern möchten. Von nahost bis china gibt es da kandidaten.
Stimmt; die Welt ist durch den Totalausfall der USA als Ordnungsmacht zu einem gefährlicheren Ort geworden. Europa muß sich dringend selbst ertüchtigen und sich selbständig diesen Gefahren stellen. Das ist aber schon seit Bush Junior klar; nur mag das niemand glauben.
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von aleph »

H2O hat geschrieben:(04 Jul 2020, 09:05)

Stimmt; die Welt ist durch den Totalausfall der USA als Ordnungsmacht zu einem gefährlicheren Ort geworden. Europa muß sich dringend selbst ertüchtigen und sich selbständig diesen Gefahren stellen. Das ist aber schon seit Bush Junior klar; nur mag das niemand glauben.
Das kostet aber richtig viel geld. Wer das alles wohl bezahlen soll? Polen? Italien? Ein potentieller Zahler, UK, fällt ja weg.

Bei der derzeitigen grandiosen europäischen Effizienz müsste man wohl drei bis fünfmal so viel Geld ausgeben, wie die Amerikaner.

Hat man es geschafft, beginnt der Streit, wer Chef spielen und an den roten Knopf ran darf. Wahrscheinlich wird jeder für ein halbes Jahr ran dürfen. Wenn der Ungar oder Der Pole dran sind, wird der anders reagieren auf Russland, als wenn der Portugiese die Führung der europäischen Armee innehat, der sieht es wahrscheinlich lockerer, wenn Russland was Unschönes macht.

Das beste wäre, polen tritt aus der eu aus und den usa bei :D
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von H2O »

aleph hat geschrieben:(04 Jul 2020, 09:51)

Das kostet aber richtig viel geld. Wer das alles wohl bezahlen soll? Polen? Italien? Ein potentieller Zahler, UK, fällt ja weg.

Bei der derzeitigen grandiosen europäischen Effizienz müsste man wohl drei bis fünfmal so viel Geld ausgeben, wie die Amerikaner.

Hat man es geschafft, beginnt der Streit, wer Chef spielen und an den roten Knopf ran darf. Wahrscheinlich wird jeder für ein halbes Jahr ran dürfen. Wenn der Ungar oder Der Pole dran sind, wird der anders reagieren auf Russland, als wenn der Portugiese die Führung der europäischen Armee innehat, der sieht es wahrscheinlich lockerer, wenn Russland was Unschönes macht.
Na ja, mit seinen bestehenden Nationalstaaten kann in Europa kaum eine kostengünstige gemeinsame Verteidigung aufgebaut werden. Das ist im Vergleich nun einmal der Vorteil bevölkerungsreicher Staaten. In der EU dauert diese Entwicklung eben etwas länger... Nebenbei hat Deutschland immer noch das Potential, sich als ganz ordentliche militärische Mittelmacht zu positionieren. Mir wäre aber eine gemeinsame Streitmacht lieber, damit wir uns in Europa nicht darin überbieten, wer denn nun der Stärkste ist. Das wäre Rückfall in das 19. und 20. Jahrhundert mitsamt den eingetretenen Folgen.
Das beste wäre, polen tritt aus der eu aus und den usa bei :D
Man sollte dazu aber zuvor vorsichtshalber sowohl die USA als auch Polen fragen. Wenn beide das gut finden, warum nicht? Hat denen doch niemand vor zu schreiben! Und schon bin ich US-Bürger... :D
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von Orbiter1 »

H2O hat geschrieben:(04 Jul 2020, 10:07)

Na ja, mit seinen bestehenden Nationalstaaten kann in Europa kaum eine kostengünstige gemeinsame Verteidigung aufgebaut werden.
Europa hat letztes Jahr ca 400 Mrd $ für Verteidigung ausgegeben. Das dürfte erheblich über den Verteidigungsausgaben Russlands liegen. Was in Europa gestärkt werden müsste ist die atomare Komponente. Die Kosten sind dabei das kleinste Problem. Wer den roten Knopf drücken darf schon ein größeres.
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von Orbiter1 »

Es haben sich ja weltweit gerade mal 330.000 im Ausland lebende Polen für die Präsidentschaftswahlen registrieren lassen. In Deutschland waren es 50.000, obwohl hierzulande fast 900.000 Polen leben (die überwältigende Mehrheit im wahlberechtigten Alter). Besonders groß scheint das Interesse am Geschehen in der Heimat ja nicht mehr zu sein, oder will man gar nicht mehr in die Heimat zurück? Dann kann es einem ja letztlich egal sein wer dort regiert.
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von H2O »

Orbiter1 hat geschrieben:(04 Jul 2020, 11:01)

Es haben sich ja weltweit gerade mal 330.000 im Ausland lebende Polen für die Präsidentschaftswahlen registrieren lassen. In Deutschland waren es 50.000, obwohl hierzulande fast 900.000 Polen leben (die überwältigende Mehrheit im wahlberechtigten Alter). Besonders groß scheint das Interesse am Geschehen in der Heimat ja nicht mehr zu sein, oder will man gar nicht mehr in die Heimat zurück? Dann kann es einem ja letztlich egal sein wer dort regiert.
Ja, was soll man dazu sagen; in 9 Jahren hat ein in Deutschland ständig lebender Pole das Anrecht auf einen deutschen Paß. Natürlich muß er auch eine kleine Staatsbürgerprüfung machen. Das ist die eine Aussicht. Und tatsächlich erwirbt er nach 5 Jahren ein Daueranrecht auf festen Wohnsitz in Deutschland. Ich weiß das so ungefähr, weil für mich dieses Anrecht aus der EU Bürgerschaft in Polen auch gälte. Aber in meinem Alter muß ich die 9 Jahre nicht betrachten... vielleicht noch die 5.

Und Polen fühlen sich mit wenigen Ausnahmen ganz wohl in Deutschland, sind als Ärzte, Krankenschwestern, Pfleger, Handwerker, Ingenieure geschätzt. Daran erkennt man auch, wie nahe wir schon an die Europäische Föderation herangerückt sind.
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von Orbiter1 »

Über die zunehmende Anzahl von LGBT-freien Zonen in Polen ist inzwischen die erste Städtepartnerschaft zerbrochen. Die niederländische Stadt Nieuwegein will mit der südostpolnischen Stadt Pulawy nichts mehr zu tun haben nachdem sich diese zur LGBT-freien Zone erklärt hat. https://www.rtlnieuws.nl/nieuws/nederla ... egein-lhbt Wann werden deutsche Städte entsprechend aktiv? Ist ja sicher nicht der einzige Fall. Duda macht ja bekanntlich damit Wahlkampf auf die LGBT-Szene einzudreschen. Polen sollte sich grundsätzlich zwischen Freundschaft mit den Menschen im Westen und LGBT-freien Zonen zuhause entscheiden (wobei Nicht-Heterosexuelle deswegen ja nicht von polnischen Boden verschwinden). Ich würde da massiv Druck aufbauen und eine Entscheidung einfordern.
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von Orbiter1 »

In den Umfragen bleibt es ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Präsidentschaftswahl-Umfrage (Estymator im Auftrag von Do Rzeczy, 2./3. Juli):

50,9% Andrzej Duda,
49,1% Rafał Trzaskowski
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von aleph »

H2O hat geschrieben:(04 Jul 2020, 10:07)

Nebenbei hat Deutschland immer noch das Potential, sich als ganz ordentliche militärische Mittelmacht zu positionieren. Mir wäre aber eine gemeinsame Streitmacht lieber, damit wir uns in Europa nicht darin überbieten, wer denn nun der Stärkste ist. Das wäre Rückfall in das 19. und 20. Jahrhundert mitsamt den eingetretenen Folgen.
Richtig und man würde da bei den Nachbarn Ängste schüren. Es kostet jedenfalls viel Geld und endlos mit Krediten umherwerfen geht langfristig auch nicht. Man müsste die Renten kürzen, Lebensarbeitszeit verlängern, Mindestlohn abschaffen und die Wehrpflicht wieder einführen :D

Über Atombomben habe ich noch gar nicht geschrieben. Was, wenn die meisten Europäer Atomaufrüstung wollen, wir aber nicht mal Atomkraftwerke haben? Zahlen wir dann den Franzosen ihr Atomprogramm?
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von H2O »

aleph hat geschrieben:(05 Jul 2020, 09:46)

Richtig und man würde da bei den Nachbarn Ängste schüren. Es kostet jedenfalls viel Geld und endlos mit Krediten umherwerfen geht langfristig auch nicht. Man müsste die Renten kürzen, Lebensarbeitszeit verlängern, Mindestlohn abschaffen und die Wehrpflicht wieder einführen :D
Die Aussage ist nicht ganz klar: Bezieht sie sich auch die "ganz ordentliche Mittelmacht" Deutschland oder auf die gemeinsame Streitmacht der EU? Eine Mittelmacht kostet in der Tat einigen Wohlstand. Das wird von den USA im Rahmen de NATO auch immer wieder angemahnt und uns vorgehalten: Daß wir unser gesichertes Wohlleben zu Lasten der USA führen, die uns Scherereien mit Rußland vom Halse halten. Die Meckerei ist ja auch berechtigt, und die Bundesregierung bewegt sich auch schon... die berühmten 2% des Bruttosozialprodukts.

Was eine "ganz ordentliche Streitmacht der EU" kosten wird, das ist schwer ein zu schätzen. Sie dürfte aber preisgünstiger zu haben sein als 27 Streitkräfte, die sich womöglich auch noch mißtrauisch belauern. Und es geht ja darum, die USA in weiten Teilen aus Europa zu verabschieden, denn ganz offenbar sind die USA die Rolle des wohlwollenden Hegemons leid. Dann steht die EU eigenverantwortlich vor etlichen Bedrohungen ringsum. Die gemeinsame Streitmacht könnte das Mißtrauen nach innen und die offenbare Schwäche der einzelnen Streitkräfte nach außen beenden.
Über Atombomben habe ich noch gar nicht geschrieben. Was, wenn die meisten Europäer Atomaufrüstung wollen, wir aber nicht mal Atomkraftwerke haben? Zahlen wir dann den Franzosen ihr Atomprogramm?
Atomwaffen würde ich nun nicht gerade in Verbindung bringen mit Atomkraftwerken. In der EU hat nur Frankreich Zugriff auf diese Kriegswaffe. Allerdings sehe ich nicht, wie die EU auf dieses Teufelszeug verzichten soll, wenn wesentliche Großmächte ringsum darüber verfügen. Ja in einer Anfangszeit von 20 Jahren sehe ich schon, daß wir Europäer uns an der französischen Atomstreitmacht finanziell und entwicklungstechnisch beteiligen. Natürlich müssen dazu in der EU vernünftige Verträge geschlossen werden. Und warum soll in einer gemeinsamen Streitmacht nicht die Verfügungsmacht über Atomwaffen beim französischen Präsidenten liegen? Damit müssen wir heute doch auch zufrieden sein! Aus meiner Sicht wird die EU nicht umhin kommen, eine einsatzbereite Atomstreitmacht vorweisen zu können, um sich dreisten Erpressungen entziehen zu können. Daß auf ganz lange Sicht (50 Jahre?) die Kommandostrukturen europäischer sein sollten, das versteht sich von allein. Und daß wir Europäer jetzt und heute Frankreich unterstützen müssen, eine modernisierte Atomstreitmacht aufbieten zu können, das halte ich für auf Dauer überlebenswichtig.
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von aleph »

H2O hat geschrieben:(06 Jul 2020, 07:16)

Die Aussage ist nicht ganz klar: Bezieht sie sich auch die "ganz ordentliche Mittelmacht" Deutschland oder auf die gemeinsame Streitmacht der EU? Eine Mittelmacht kostet in der Tat einigen Wohlstand.
Mittelmacht Deutschland natürlich. Wir sind Sozialleistungen gewohnt. Als Hartz iV eingeführt wurde, war das für viele Deutsche der Weltuntergang. Für europäische Nachbarn wie Spanien ist Hartz iV purer Luxus.
H2O hat geschrieben:(06 Jul 2020, 07:16)
Atomwaffen würde ich nun nicht gerade in Verbindung bringen mit Atomkraftwerken. In der EU hat nur Frankreich Zugriff auf diese Kriegswaffe. Allerdings sehe ich nicht, wie die EU auf dieses Teufelszeug verzichten soll, wenn wesentliche Großmächte ringsum darüber verfügen. Ja in einer Anfangszeit von 20 Jahren sehe ich schon, daß wir Europäer uns an der französischen Atomstreitmacht finanziell und entwicklungstechnisch beteiligen.
Für die Herstellung von Atomwaffen werden Anlagen für die Anreicherung von Uran benötigt. Auch die Rückstände sind hochradioaktiv. Es ist nicht vermittelbar, warum man sich an so was beteiligt, aber gleichzeitig die friedliche Nutzung für Atomstrom ablehnt.

Ähm, meines Wissens, wenn wir in Europa von Atomwaffen reden, reden wir von Vergeltungswaffen, nicht von Abwehrraketen. Die Strecke Moskau-Warschau ist zu kurz für Abwehrraketen. Man kann da nur mit Vergeltung drohen.
H2O hat geschrieben:(06 Jul 2020, 07:16)

Und warum soll in einer gemeinsamen Streitmacht nicht die Verfügungsmacht über Atomwaffen beim französischen Präsidenten liegen? Damit müssen wir heute doch auch zufrieden sein!
Weil es französische Waffen sind. Über so was gibt man ungerne Souveränität ab.

Ich befürchte, die USA sind weiterhin unentbehrlich. Alternative wäre, dass man Russland oder wer immer uns auch bedrohen könnte, wirtschaftlich einbindet, so dass sie keine Interesse an einer militärischen Konfrontation haben. Diesen Weg würde ich Polen empfehlen, das ist besser, als die Aufstockung mit US Militär
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von Orbiter1 »

Es wird definitiv kein TV-Duell geben. Beide Kandidaten haben den Gegner dazu eingeladen, aber jeweils zu einem TV-Duell bei ihrem "Lieblingssender". Dazu war keiner bereit. Jetzt gibt jeder Kandidat ein Interview bei seinem "Lieblingssender". Da werden dann wohl die passenden Fragen gestellt. Ich vermute die Polen sind langsam genervt und wollen dass der Wahlkampf endlich zu Ende ist. Bis Sonntag wird es aber bestimmt noch ein paar emotionale Höhepunkte geben.
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von H2O »

aleph hat geschrieben:(06 Jul 2020, 08:09)

Mittelmacht Deutschland natürlich. Wir sind Sozialleistungen gewohnt. Als Hartz iV eingeführt wurde, war das für viele Deutsche der Weltuntergang. Für europäische Nachbarn wie Spanien ist Hartz iV purer Luxus.
Ein Staat muß sehr darauf achten, daß er seinen Tüchtigen den Erfolg nicht wegsteuert, um weniger Tüchtige damit zu erfreuen. Wenn körperlich gesunde Arbeitsverweigerer ihre Grundversorgung nach Recht und Gesetz einklagen können, dann ist da eine Grenze überschritten... meine Sichtweise.


Für die Herstellung von Atomwaffen werden Anlagen für die Anreicherung von Uran benötigt. Auch die Rückstände sind hochradioaktiv. Es ist nicht vermittelbar, warum man sich an so was beteiligt, aber gleichzeitig die friedliche Nutzung für Atomstrom ablehnt.

Dabei kommt es wohl auf die Mengenverhältnisse an. Ich habe keine rechte Vorstellung davon, wie viele Tonnen radioaktiver Abfälle dabei zusammen kommen. Vermutlich aber doch sehr geringe Mengen im Vergleich zur Herstellung und Aufarbeitung von Brennstäben für Atomkraftwerke. So viel Kompromiß muß wohl sein.
Ähm, meines Wissens, wenn wir in Europa von Atomwaffen reden, reden wir von Vergeltungswaffen, nicht von Abwehrraketen. Die Strecke Moskau-Warschau ist zu kurz für Abwehrraketen. Man kann da nur mit Vergeltung drohen.
Genau so ist es; sie könnten auch die Strecke Königsberg-Berlin nennen, denn dort fährt Rußland diese Waffen auf. Für Europa kann es nur darum gehen, eine glaubhafte und genügend viel Vernichtung bringende Zweitschlagsfähigkeit zu entwickeln. Meinerseits ein uraltes Thema! Denken wir daran, daß Iran nach Kernwaffen strebt, Pakistan solche Waffen besitzt und Indien ebenfalls. Wie lange die Türkei sich diesem Verein noch nicht angeschlossen hat, das ist schon verwunderlich. Auf jeden Fall ist die Bedrohung vorhanden, und mit Ausnahme Frankreichs steht Europa auf diesem Gebiet wehrlos gegen solche Angriffe in dieser Weltgegend herum.
Weil es französische Waffen sind. Über so was gibt man ungerne Souveränität ab.
Das stimmt schon; nur sollten wir in der EU damit aufhören, uns in dieser Hinsicht zu belauern. Ich vertraue dem französischen Präsidenten, daß er bei einer Verschränkung seiner Verfügungsmacht mit der europäischen Verteidigung auf den Roten Knopf drückt, wenn in Europa Atomwaffen eingeschlagen haben. Hätte ich dieses Vertrauen nicht, dann wäre ich auch kein Europäer.
Ich befürchte, die USA sind weiterhin unentbehrlich.
Derzeit sieht es so aus, als ob die USA sich aus ihrer gewohnten Rolle als gutmütige Partner zurück ziehen. Das nehme ich mit einiger Enttäuschung zur Kenntnis und ziehe meine eigenen Schlüsse daraus.
Alternative wäre, dass man Russland oder wer immer uns auch bedrohen könnte, wirtschaftlich einbindet, so dass sie keine Interesse an einer militärischen Konfrontation haben. Diesen Weg würde ich Polen empfehlen, das ist besser, als die Aufstockung mit US Militär
Ganz offensichtlich ist es so, daß unsere möglichen Gegner eine andere Werteordnung aufgebaut haben. Der eine will einfach nur herrschen, der Nächste seinen islamischen Glauben weltweit durchsetzen, der Übernächste uns seine Art zu leben aufdrücken. Deshalb wäre meine Empfehlung, grundsätzlich mit allen Staaten möglichst freundliche Wirtschaftsbeziehungen zu unterhalten, dabei aber auf jeden Fall nicht den Eindruck eines wehrlosen Fettsacks zu vermitteln... so daß eben eine militärische Auseinandersetzung mit der EU nur eine arge Dummheit sein kann. Nur lieb sein, das reicht leider nicht, weder im täglichen Miteinander in unserer Gesellschaft noch international auf Staatsebene.
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von Orbiter1 »

Der Wahlkampf ist offenbar ziemlich vergiftet. Der PiS-Politiker und Europaabgeordnete Bogdan Pek sieht in Duda den Vertreter eines souveränen und unabhängigen Polens während die Wahl von Trzaskowski aus Polen ein deutsches Protektorat macht. Trzaskowski, die deutsche Marionette. Fehlt eigentlich nur noch die Forderung nach deutschen Reparationszahlungen. Um die blieb es im Wahlkampf nach meiner Wahrnehmung bisher recht still aber die Woche ist ja noch nicht zu Ende.
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von schokoschendrezki »

Orbiter1 hat geschrieben:(04 Jul 2020, 11:01)

Es haben sich ja weltweit gerade mal 330.000 im Ausland lebende Polen für die Präsidentschaftswahlen registrieren lassen. In Deutschland waren es 50.000, obwohl hierzulande fast 900.000 Polen leben (die überwältigende Mehrheit im wahlberechtigten Alter). Besonders groß scheint das Interesse am Geschehen in der Heimat ja nicht mehr zu sein, oder will man gar nicht mehr in die Heimat zurück? Dann kann es einem ja letztlich egal sein wer dort regiert.
Die glaubwürdigste Quelle, was die politische Entwicklung in Polen anbetrifft, ist die liberale Tageszeitung Gazeta Wyborcza. Glaubwürdiger jedenfalls als "Fakt" oder irgendwelche Twitterer. Und mit der englischsprachigen Ausgabe entfällt auch die Notwendigkeit der maschinellen Übersetzung.
519 thousand Poles want to vote abroad in the second round of presidential election. Will they be able to?

The number of people who registered abroad to vote in the presidential election increased by 140 thousand compared to the first round. - Consulates have already started sending election packages - assures the Ministry of Foreign Affairs.
Stand 3. Juli.
https://wyborcza.pl/7,173236,26095533,5 ... nd-of.html
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von Orbiter1 »

schokoschendrezki hat geschrieben:(06 Jul 2020, 10:26)

Die glaubwürdigste Quelle, was die politische Entwicklung in Polen anbetrifft, ist die liberale Tageszeitung Gazeta Wyborcza. Glaubwürdiger jedenfalls als "Fakt" oder irgendwelche Twitterer. Und mit der englischsprachigen Ausgabe entfällt auch die Notwendigkeit der maschinellen Übersetzung.
Da empfehle ich ihnen mal das aktuelle Interview der ZEIT mit Adam Michnik, seit 31 Jahren Chefredakteur der Gazeta Wyborcza. Mehr Parteilichkeit geht schon fast nicht mehr. Exemplarisch:

"... Die Mentalität von Jarosław Kaczyński ist so, dass er alle Menschen auf der Welt mag außer Männern und Frauen. Er hasst Menschen und demütigt sie! Die einzige Ausnahme war sein Zwillingsbruder ... Die Entmachtung der PiS ist die wichtigste Aufgabe für das demokratische Polen. ..." Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/202 ... ettansicht

Meine Angabe von 330.000 registrierten Wählern im Ausland stammt vom polnischen Außenministerium und bezog sich auf den ersten Wahlgang.

Twitter finde ich interessant weil man sich auch Trends anzeigen lassen kann welche Themen aktuell diskutiert werden. Ganz vorne heute "Pani Ambsador" = Frau Botschafterin. Gemeint ist die US-Botschafterin in Polen (Georgette Mosbacher) die eine Europaabgeordnete der PiS zurechtweist weil diese den Fernsehsender TVN (gehört zum US-Unternehmen Discovery) mit einem inzwischen aufgelösten militärischen Geheimdienst verglich. So etwas würde ein deutscher Botschafter niemals wagen. Auch nicht der Außenminister oder die Kanzlerin. Denen kann man so oft ins Gesicht spucken wie man will, da kommt keine Reaktion zurück.
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von schokoschendrezki »

Orbiter1 hat geschrieben:(06 Jul 2020, 11:07)

Da empfehle ich ihnen mal das aktuelle Interview der ZEIT mit Adam Michnik, seit 31 Jahren Chefredakteur der Gazeta Wyborcza. Mehr Parteilichkeit geht schon fast nicht mehr. Exemplarisch:
"... Die Mentalität von Jarosław Kaczyński ist so, dass er alle Menschen auf der Welt mag außer Männern und Frauen. Er hasst Menschen und demütigt sie! Die einzige Ausnahme war sein Zwillingsbruder ... Die Entmachtung der PiS ist die wichtigste Aufgabe für das demokratische Polen. ..." Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/202 ... lettansich
Ich bin verwirrt. Das ganze ZEIT-Interview zeigt einen außerordentlich klugen, politisch hochgebildeten Menschen. Was heißt "Parteilichkeit". Bin ich jetzt irgendwie begriffsstutzig geworden? "Die Entmachtung der PiS ist die wichtigste Aufgabe für das demokratische Polen." - das ist doch lediglich die Parteilichkeit einer liberalen, kritischen Stimme gegenüber einer nationalkonservativen Überpartei.

Aus demselben Interview:
Gerade erst haben wir von unserem Präsidenten Andrzej Duda erfahren, dass es nach dem Bolschewismus einen Neobolschewismus gibt, die "LGBT-Ideologie". Wer so etwas sagt, braucht einen Psychiater!
So etwas sagt doch kein Parteigenosse sondern ein intellektueller Kritiker der polnischen Regierung von europäischem Format ... :?: Verwechseln Sie jetzt irgendwie Michnik mit Kaczynski selbst?

Mal ganz davon abgesehen, dass Michnik sich fortgesetzt antisemitischen Angriffen wegen seiner Herkunft ausgesetzt sieht.
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von schokoschendrezki »

Orbiter1 hat geschrieben:(04 Jul 2020, 14:29)

Über die zunehmende Anzahl von LGBT-freien Zonen in Polen ist inzwischen die erste Städtepartnerschaft zerbrochen. Die niederländische Stadt Nieuwegein will mit der südostpolnischen Stadt Pulawy nichts mehr zu tun haben nachdem sich diese zur LGBT-freien Zone erklärt hat. https://www.rtlnieuws.nl/nieuws/nederla ... egein-lhbt Wann werden deutsche Städte entsprechend aktiv? Ist ja sicher nicht der einzige Fall. Duda macht ja bekanntlich damit Wahlkampf auf die LGBT-Szene einzudreschen. Polen sollte sich grundsätzlich zwischen Freundschaft mit den Menschen im Westen und LGBT-freien Zonen zuhause entscheiden (wobei Nicht-Heterosexuelle deswegen ja nicht von polnischen Boden verschwinden). Ich würde da massiv Druck aufbauen und eine Entscheidung einfordern.
Ich sage dazu mal folgendes: Meine Großmutter mütterlicherseits lebte bereits als der deutsche eiserne Kanzler Bismarck noch lebte. Auch wenn sie bei seinem Tod erst ungefähr ein Jahr alt war. Noch gibt es eine bewusste intergenerationelle Verbindung zum deutsch-französischen Krieg, der von Bismarck mit herbeigeführt wurde, zur Emser Depesche, zur "Wacht am Rhein" und allgemein zur Tradition des deutschen Franzosenhasses bis Ende des 2. Weltkriegs. Glauben Sie ernsthaft, dass es in unserer schnellebigen Zeit so lange brauchen wird, bis wir zu unserem östlichen großen Nachbarn ein ähnliches Verhältnis aufgebaut haben werden, wie zu unserem westlichen? Oder gar, dass wir eines solchen Verhältnisses gar nicht bedürfen? Die Forderung nach Entscheidungsdruck gegenüber Polen und der polemische und das Gesamtbild verzerrende Blick auf die Einstellung vieler Polen in katholischen ländlichen Gegenden erinnert in macnherlei Hinsicht an die hochgezüchteten volkstümlichen Versatzstücke des deutschen Franzosenhasses im 19. Jahrhundert.

Frankfurt an der Oder, an der deutsch-polnischen Grenze ist die Stadt der europäischen Viadrina- Universität und Zentrum u.a. der akademischen Osteuropa-Forschungen. Und der Tag der Wiedereröffnung der Grenzen war auf beiden Seiten und in der Bevölkerung ein Freudenfest. Ich glaube, Sie haben von der politischen Wirklichkeit überhaupt keine Ahnung.
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von Orbiter1 »

schokoschendrezki hat geschrieben:(06 Jul 2020, 15:28)

Ich bin verwirrt. Das ganze ZEIT-Interview zeigt einen außerordentlich klugen, politisch hochgebildeten Menschen. Was heißt "Parteilichkeit". Bin ich jetzt irgendwie begriffsstutzig geworden? "Die Entmachtung der PiS ist die wichtigste Aufgabe für das demokratische Polen." - das ist doch lediglich die Parteilichkeit einer liberalen, kritischen Stimme gegenüber einer nationalkonservativen Überpartei.
Ich bin nun wirklich kein Freund der PiS-Partei aber den (nach meinem Eindruck) Erzfeind von Kaczinsky und PiS als die glaubwürdigste Quelle für die politische Entwicklung in Polen zu bezeichnen ist ja wohl ziemlich daneben. Oder nehmen sie die Gazeta Wyborcza und ihren Chefredakteur als objektiven Beobachter wahr? Angenommen Michnik könnte mit einer Lüge die PiS entmachten, wäre er bereit zu lügen?
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von Orbiter1 »

schokoschendrezki hat geschrieben:(06 Jul 2020, 15:53)

Die Forderung nach Entscheidungsdruck gegenüber Polen und der polemische und das Gesamtbild verzerrende Blick auf die Einstellung vieler Polen in katholischen ländlichen Gegenden erinnert in macnherlei Hinsicht an die hochgezüchteten volkstümlichen Versatzstücke des deutschen Franzosenhasses im 19. Jahrhundert.
Sie können sich ja von den homophoben und xenophoben Hinterwäldlern Polens und der Partei der sie ihre Stimme geben alles gefallen lassen was sie wollen, ich bin nicht bereit darüber hinwegzusehen dass diese Leute die Werte der EU mit Füßen treten. Die EU muss hier endlich mal aktiv werden bevor das weiter aus dem Ruder läuft und nach Ungarn auch Polen zur Autokratie verkommt. Denen muss man das Messer auf die Brust setzen.
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von schokoschendrezki »

Orbiter1 hat geschrieben:(06 Jul 2020, 16:03)

Ich bin nun wirklich kein Freund der PiS-Partei aber den (nach meinem Eindruck) Erzfeind von Kaczinsky und PiS als die glaubwürdigste Quelle für die politische Entwicklung in Polen zu bezeichnen ist ja wohl ziemlich daneben. Oder nehmen sie die Gazeta Wyborcza und ihren Chefredakteur als objektiven Beobachter wahr?
Ehrlich gesagt: Weitestgend. Ja. Wer wenn nicht die? Das ganze zitierte ZEIT-Interview ist ein einziger Beleg dafür. Kritisch und distanziert gegenüber dem Staatssozialismus als damalige Oppositionelle sowieso. Aber auch kritisch und distanziert gegenüber den Nationalkonservativen. Ganz in der Tradition europäischer liberaler Journalisten. Was heißt "Erzfeind"? Der leicht sarkastische Humor zeigt mir, dass Michnik eben gerade kein "Erzfeind" und Ideologe sondern ein Intellektueller ist.
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von schokoschendrezki »

Orbiter1 hat geschrieben:(06 Jul 2020, 16:30)

Sie können sich ja von den homophoben und xenophoben Hinterwäldlern Polens und der Partei der sie ihre Stimme geben alles gefallen lassen was sie wollen, ich bin nicht bereit darüber hinwegzusehen dass diese Leute die Werte der EU mit Füßen treten. Die EU muss hier endlich mal aktiv werden bevor das weiter aus dem Ruder läuft und nach Ungarn auch Polen zur Autokratie verkommt. Denen muss man das Messer auf die Brust setzen.
Na dann ... das "Messer" in Form von US-amerikanischen Truppen wird nun allerdings gerade und zumindest in Ankündigungen nach Polen verlegt. In den USA betrachtet man Länder wie Polen als das "Neue Europa". Die Begriffe "Old Europe", "New Europe" und die Bevorzugung des Letzteren gehen auf den ehemaligen US-Verteidigungsminister Rumsfeld und das Jahr 2003 zurück. Das ist natürlich ebenso krank wie die Einschränkung der Sicht auf das heutige Land Polen auf seine ländlich-katholische Bevölkerungshälfte. Eine gute Zukunft liegt in einem liberalen, auf Personen- und Güterfreizügigkeit setzenden Mitteleuropa, für das eine Region von den Pyrenäen bis zu den Karpaten und erstmal nur aus drei großen Ländern bestehend eine ideale Voraussetzung wäre. Ohne Menschen mit Messer im Kopf.
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von Orbiter1 »

Ist wohl dem Wahlkampf geschuldet dass in der üblichen Rollenverteilung was geändert wurde.

"Präsident Andrzej Duda attackiert im Wahlkampf einen deutschen Journalisten - ein spektakulärer, aber eher seltener Ausfall. Für Hasskampagnen ist in dem rechtsnational regierten Land in der Regel das staatliche Fernsehen zuständig." Quelle: https://www.spiegel.de/politik/ausland/ ... 5561c9457b

Und noch ein Zitat aus dem Artikel des Spiegels zum Thema Objektivität der Gazeta Wyborcza. "Praktisch jeder Sender, jede Zeitung lässt klare Präferenzen für den einen oder den anderen erkennen. Auch Trzaskowski hat "seine" Medien."
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von Orbiter1 »

Heute wurde der Geschäftsträger der deutschen Botschaft (= Stellvertreter des Botschafters) ins polnische Außenministerium vorgeladen. Es ging um die Einmischung deutscher Medien in den polnischen Präsidentschaftswahlkampf. Die Einschränkung der Medienfreiheit wird mit Sicherheit eines der nächsten Projekte der PiS-Regierung auf den Weg in die Autokratie werden. Ist aber nur machbar falls Duda gewinnt.
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von schokoschendrezki »

Zur Erklärung, worum es eigentlich geht (Ist aus einer twitter-Kurzmeldung gar nicht ersichtlich): Der Präsidentschaftskandidat für die Wahlen am 12. Juli Duda von der rechtskonservativen PiS galt bislang als eher gemäßigt. Im Wahlkampf jetzt ging er zu einem schärferen Ton über. Bei einer Veranstaltung in Niederschlesien (die Region in Polen, die unmittelbar an den Südosten Sachsens grenzt) bezichtigte er den deutschen Springer-Konzern in seinem polnischen Boulevard-Ableger im BILD-Format "Fakt" (auflagenstärkste Tageszeitung in Polen) der Wahlkampfeinmischung. Hintergrund ist eine Meldung, nach der Duda im März einen verurteilten Sexualstraftäter begnadigt hat.
Duda bezog sich auf einen Text in der Boulevardzeitung „Fakt“. Die griff Duda tatsächlich an – weil er im März einen verurteilten Sexualstraftäter begnadigt hatte. Der Mann hatte sich an seiner damals minderjährigen Tochter vergangen und die entsprechende Gefängnisstrafe verbüßt. Auf Antrag der Tochter, die inzwischen volljährig ist, hatte Duda das Kontaktverbot zwischen Täter und Opfer aufgehoben. „Herr Präsident, wie konnten Sie nur?“, hieß es dazu auf der Titelseite von „Fakt“, nebst Details, wie der Vater seine Tochter missbraucht hatte.
Trzymał córkę, bił po twarzy i wkładał rękę w krocze. Panie prezydencie, jak Pan mógł ułaskawić kogoś takiego
[Er hielt seine Tochter, schlug ihr ins Gesicht und legte seine Hand in ihren Schritt. Herr Präsident, wie können Sie so jemandem verzeihen?
Kennen wir die Art solcher Aufmachungen nicht?

Nächster Hintergrund: Die Gazeta Wyborcza nimmt als Zeitung mit unabhängiger, liberaler Ausrichtung (sozusagen in der Klasse der New York Times) in Polen, Osteuropa, Europa und weltweit als zweitauflagenstärkste polnische Zeitungen (Auflage sage und schreibe zumindest lt. Wikipedia ca. 500 000) eine Sonderstellung ein. Das Verhältnis zwischen Fakt und Gazeta ist ungefähr das wie zwischen "The Sun" und "The Guardian" in UK. Nur dass der Guardian im Königreich "nur" mal eben ca. 130 000 Auflage hat. Das wirft noch einmal ein völlig anderes Bild auf das angeblich so rückständige, agrarische, katholische, ländliche Polen. Die urbane polnische Bevölkerung bietet ein völlig anderes Bild.

Jeder liberal denkende, politisch interessierte und EU-freundliche Mensch in Deutschland sollte auf diese große urbane polnische Bevölkerung blicken und sich von den populistisch antipolnischen Stimmungen nicht kirre machen lassen.
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von Orbiter1 »

schokoschendrezki hat geschrieben:(09 Jul 2020, 09:56)

Kennen wir die Art solcher Aufmachungen nicht?
Kennen wir, und leben damit im Rahmen der Medienfreiheit. Kennen wir dass wegen unbequemer Artikel ausländischer Medien über den Bundespräsidenten die Botschafter bzw deren Stellvertreter der betroffenen ausländischen Staaten ins Außenministerium vorgeladen werden um Einfluss auf diese Medien zu nehmen?

Und die Vorladung erfolgte 3 Tage nachdem die Bundesregierung bereits auf die Sachlage hingewiesen hat.

"Die Bundesregierung nimmt selbstverständlich keinen Einfluss auf die Präsidentschaftswahl bei unseren polnischen Nachbarn", sagte Seibert in Berlin. Sie nehme auch keinen Einfluss auf die Arbeit von Korrespondenten, die im Rahmen der Pressefreiheit arbeiteten." Quelle: https://www.sueddeutsche.de/medien/wahl ... -1.4959022

Wenn Duda gewinnt wird Polens Weg in die Autokratie nicht mehr zu stoppen sein. Mit der Einschränkung der Medienfreiheit wird es los gehen.
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von schokoschendrezki »

Orbiter1 hat geschrieben:(09 Jul 2020, 10:07)

Kennen wir, und leben damit im Rahmen der Medienfreiheit. Kennen wir dass wegen unbequemer Artikel ausländischer Medien über den Bundespräsidenten die Botschafter bzw deren Stellvertreter der betroffenen ausländischen Staaten ins Außenministerium vorgeladen werden um Einfluss auf diese Medien zu nehmen?

Und die Vorladung erfolgte 3 Tage nachdem die Bundesregierung bereits auf die Sachlage hingewiesen hat.

"Die Bundesregierung nimmt selbstverständlich keinen Einfluss auf die Präsidentschaftswahl bei unseren polnischen Nachbarn", sagte Seibert in Berlin. Sie nehme auch keinen Einfluss auf die Arbeit von Korrespondenten, die im Rahmen der Pressefreiheit arbeiteten." Quelle: https://www.sueddeutsche.de/medien/wahl ... -1.4959022

Wenn Duda gewinnt wird Polens Weg in die Autokratie nicht mehr zu stoppen sein. Mit der Einschränkung der Medienfreiheit wird es los gehen.

In Deutschland hat kürzlich ein Innenminister Klage gegen eine Journalistin eingereicht. Ein Innenminister! So als würde ein Lehrer einen Schüler verklagen, der in einem Aufsatz ungehörig über seine Schule schreibt. Gerade die Tatsache, dass der Innenminister diese Klage nach heftigem Protest zurückgezogen hat, zeigt, wie brisant die Geschichte in Hinsicht auf Pressefreiheit eigentlich ist.

Die betroffenen Artikel, sowohl der "Fakt"-Artikel in Polen wie der entsrpechende Artikel in der Taz sind nicht nach meinem Geschmack. Darf ich das sagen? Wollen wir das ganze Problem Pressefreiheit, Journalistenschelte, die Rede von der "Lügenpresse" usw. mal vom Thema Präsidentschaftswahl in Polen abtrennen.

Die Gazeta Wyborcza schreibt zum Fall "Państwo PiS toczyła wyborczą bitwę z tabloidem i dziennikarzami. Fakty rozwścieczają ludzi władzy" ("Die PiS führte einen Wahlkampf mit Boulevardzeitungen und Journalisten. Die Tatsachen verärgern die Machthaber"). Nimmt man die hohe Qualität dieser nach Auflagen zweitstärksten polnischen Tageszeitung und ihrer Verbreitung als Maßstab, so ist die Pressefreiheit in Polen weniger bedroht als irgendwo sonst in Europa.
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von Orbiter1 »

schokoschendrezki hat geschrieben:(09 Jul 2020, 11:34)

Nimmt man die hohe Qualität dieser nach Auflagen zweitstärksten polnischen Tageszeitung und ihrer Verbreitung als Maßstab, so ist die Pressefreiheit in Polen weniger bedroht als irgendwo sonst in Europa.
Irgendwie hat ihnen die Bewunderung für eine Gazeta Wyborcza komplett die Sinne vernebelt. Vielleicht werfen sie mal einen Blick auf Reporter ohne Grenzen und deren Rangliste zum Thema Pressefreiheit. Da war Polen 2014 vor der PiS-Regierung weltweit auf Platz 19, dieses Jahr auf Platz 62. Der Kommentar von Reporter ohne Grenzen. "Die Ende 2015 ins Amt gekommene national-konservative Regierung in Polen hat den öffentlichen Rundfunk unter ihre Kontrolle gebracht. Mehr als 200 seiner Journalist*innen wurden entlassen, zur Kündigung gezwungen oder degradiert, um die Berichterstattung auf eine unhinterfragt nationalistische Linie zu bringen. Auch private regierungskritische Medien stehen stark unter Druck – unter anderem durch den Entzug von Werbeanzeigen, aber auch durch zunehmende Justizschikanen bis hin zu Strafermittlungen. Um den Anteil ausländischer Investoren auf dem Medienmarkt zu beschränken, kündigte die Regierung ein Gesetz zur „Repolonisierung“ an." Quelle: https://www.reporter-ohne-grenzen.de/polen/

Dann träumen sie mal schön weiter von der Gazeta Wyborcza und der Pressefreiheit in Polen.
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von Orbiter1 »

Duda liegt bei Nachwahlbefragungen mit weniger als 1% vorn. Wird dann wohl noch eine Weile dauern bis das endgültige Ergebnis vorliegt.
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von Teeernte »

Orbiter1 hat geschrieben:(12 Jul 2020, 21:09)

Duda liegt bei Nachwahlbefragungen mit weniger als 1% vorn. Wird dann wohl noch eine Weile dauern bis das endgültige Ergebnis vorliegt.
Warum will man - aus D den Polen vorschreiben was sie wählen wollen ?
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von Frank_Stein »

Orbiter1 hat geschrieben:(12 Jul 2020, 21:09)

Duda liegt bei Nachwahlbefragungen mit weniger als 1% vorn. Wird dann wohl noch eine Weile dauern bis das endgültige Ergebnis vorliegt.

Gibt es denn eine Quelle mit den aktuellen Zahlen?
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von Orbiter1 »

Teeernte hat geschrieben:(12 Jul 2020, 21:24)

Warum will man - aus D den Polen vorschreiben was sie wählen wollen ?
Offenbar sind sie auf die Propaganda der PiS-Regierung reingefallen.
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von Teeernte »

Orbiter1 hat geschrieben:(12 Jul 2020, 21:55)

Offenbar sind sie auf die Propaganda der PiS-Regierung reingefallen.
WEIL ?

(Sorry Mods aber hier fällt mich kein weiterer Text ein .)
Obs zu kalt, zu warm, zu trocken oder zu nass ist:.... Es immer der >>menschgemachte<< Klimawandel. :D
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von Vongole »

Frank_Stein hat geschrieben:(12 Jul 2020, 21:51)

Gibt es denn eine Quelle mit den aktuellen Zahlen?
Ja, gibt es.
https://www.welt.de/politik/ausland/art ... -vorn.html
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von Frank_Stein »


da steht auch nur 50,4 vs. 49,6 ... ich hatte auf aktuelle Zahlen gehofft
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von Orbiter1 »

Frank_Stein hat geschrieben:(12 Jul 2020, 21:51)

Gibt es denn eine Quelle mit den aktuellen Zahlen?
Die Zahlen sind egal, Duda hält bereits seine Siegesansprache und bedankt sich bei den Wählern.
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von Orbiter1 »

Inzwischen ist klar dass Duda die Wahl gewonnen hat, auch wenn das Endergebnis noch nicht vorliegt. Die PiS hat nun bis zu den nächsten Parlamentswahlen drei Jahre Zeit Polen in Richtung Autokratie zu entwickeln. Im nächsten Schritt "Repolonisierung" und Gleichschaltung der Medien sowie die Vollendung der Justizreform um PiS-treue Richter einzusetzen. Orban hat ja bereits vorgemacht wie es geht.
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von schokoschendrezki »

Orbiter1 hat geschrieben:(09 Jul 2020, 12:14)

Irgendwie hat ihnen die Bewunderung für eine Gazeta Wyborcza komplett die Sinne vernebelt. Vielleicht werfen sie mal einen Blick auf Reporter ohne Grenzen und deren Rangliste zum Thema Pressefreiheit. Da war Polen 2014 vor der PiS-Regierung weltweit auf Platz 19, dieses Jahr auf Platz 62. Der Kommentar von Reporter ohne Grenzen. "Die Ende 2015 ins Amt gekommene national-konservative Regierung in Polen hat den öffentlichen Rundfunk unter ihre Kontrolle gebracht.
Weder die Bewunderung für die Gazeta noch Meldungen wie diese haben mir die Sinne vernebelt. Im Gegenteil: Vom Prinzip her ähnlich wie im Falle des Problems HongKong müsste unsere ganze Empathie und Sympathie den liberalen, demokratischen, eu-freundlichen und freiheitlichen Kräften gelten. Noch dazu wenn dies für das zweite große unserer Nachbarländer gilt. Und noch dazu, wenn - wie es sich in der Präsidentenwahl aktuell zeigt - ziemlich genau die Hälfte der Polen auf dieser Seite steht.

Umso enttäuschender, wenn antidemokratische und antieuropäische Kräfte hierzulande die Freude über einen wenn auch knappen Sieg Dudas kaum verbergen können. Nur weil damit eine Vertiefung der Gräben zu Polen aus deren Sicht absehbar scheint.

Aber Sie können sich absolut sicher sein: Die Gesamtverschiebung der EU Richtung Osten bzw. eigentlich Gesamteuropa ist auch damit weder aufzuhalten noch auch nur zu verlangsamen.
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von Orbiter1 »

schokoschendrezki hat geschrieben:(13 Jul 2020, 11:02)

Weder die Bewunderung für die Gazeta noch Meldungen wie diese haben mir die Sinne vernebelt. Im Gegenteil: Vom Prinzip her ähnlich wie im Falle des Problems HongKong müsste unsere ganze Empathie und Sympathie den liberalen, demokratischen, eu-freundlichen und freiheitlichen Kräften gelten.
Was wollen sie denn mit Empathie und Sympathie, das ändert gar nichts daran dass mehrere Osteuropastaaten auf den Weg in Richtung Autokratie sind. Denen müsste die EU 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr auf den Zehen stehen und jeden Tag eine Schippe nachlegen bis entweder die EU-Verträge eingehalten werden oder sich diese Länder verpisst haben. Passiert aber nicht, exakt das Gegenteil davon passiert. Orban wird demnächst angebettelt er möge doch bitte, bitte kein Veto gegen das 750 Mrd-Wiederaufbaupaket einlegen. Selbstverständlich darf er dann auch weiter wie bisher nach Belieben gegen die EU-Grundwerte verstoßen.
Aber Sie können sich absolut sicher sein: Die Gesamtverschiebung der EU Richtung Osten bzw. eigentlich Gesamteuropa ist auch damit weder aufzuhalten noch auch nur zu verlangsamen.
Ja, diese Kasperle-EU die weder willens noch fähig ist die Einhaltung der Verträge zu gewährleisten übt selbstverständlich eine riesige Anziehungskraft auf alle bettelarmen, korrupten, nationalistischen, homophoben und xenophoben Staaten in Europa und die Nachbarregionen aus. Zumal die auch noch mit Geld zugeschüttet werden.
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von Teeernte »

Orbiter1 hat geschrieben:(13 Jul 2020, 12:18)

Was wollen sie denn mit Empathie und Sympathie, das ändert gar nichts daran dass mehrere Osteuropastaaten auf den Weg in Richtung Autokratie sind. Denen müsste die EU 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr auf den Zehen stehen und jeden Tag eine Schippe nachlegen bis entweder die EU-Verträge eingehalten werden oder sich diese Länder verpisst haben. Passiert aber nicht, exakt das Gegenteil davon passiert. Orban wird demnächst angebettelt er möge doch bitte, bitte kein Veto gegen das 750 Mrd-Wiederaufbaupaket einlegen. Selbstverständlich darf er dann auch weiter wie bisher nach Belieben gegen die EU-Verträge verstoßen.
Ja, diese Kasperle-EU die weder willens noch fähig ist die Einhaltung der Verträge zu gewährleisten übt selbstverständlich eine riesige Anziehungskraft auf alle bettelarmen, korrupten, nationalistischen, homophoben und xenophoben Staaten in Europa und die Nachbarregionen aus. Zumal die auch noch mit Geld zugeschüttet werden.
Mal ehrlich - war diese Spaltung die letzten 30 oder 40 Jahre schon mal anders ?

Warschau - KUNST, Kultur ....

Auf dem Land ....und Richtung West - ganz anderes Klima. Die zweite Trennung Jung und Alt.

Polen ist eine Demokratie - die Polen gestalten SICH ihre Zukunft selbst.

Ob da irgendwer in D das "gut" oder schlecht findet.... :D :D :D - ..
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von Orbiter1 »

Teeernte hat geschrieben:(13 Jul 2020, 12:26)

Polen ist eine Demokratie -
Aber nicht mehr lange.
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von Teeernte »

Orbiter1 hat geschrieben:(13 Jul 2020, 12:42)

Aber nicht mehr lange.
Nur - weil Du unter Demokratie etwas anderes Meinst - als die MEISTEN in POLEN.

Nun gehen die falschen Ratgeber und deren Propagandisten (Besserwisser) über Bord.

D ist ja nicht weit.
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von Orbiter1 »

Teeernte hat geschrieben:(13 Jul 2020, 12:48)

Nur - weil Du unter Demokratie etwas anderes Meinst - als die MEISTEN in POLEN.
Solange Polen Mitglied der EU ist spielt es keine Rolle was die meisten in Polen unter Demokratie verstehen. Da zählen die EU-Verträge und sonst gar nichts. Wenn Polen aus der EU draußen ist und unter autokratischer PiS-Herrschaft steht können sie unter Demokratie verstehen was sie wollen. Auch die Putin-Speichellecker betrachten Russland als Demokratie.
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von schokoschendrezki »

Orbiter1 hat geschrieben:(13 Jul 2020, 12:18)

Was wollen sie denn mit Empathie und Sympathie, das ändert gar nichts daran dass mehrere Osteuropastaaten auf den Weg in Richtung Autokratie sind. Denen müsste die EU 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr auf den Zehen stehen und jeden Tag eine Schippe nachlegen bis entweder die EU-Verträge eingehalten werden oder sich diese Länder verpisst haben. Passiert aber nicht, exakt das Gegenteil davon passiert. Orban wird demnächst angebettelt er möge doch bitte, bitte kein Veto gegen das 750 Mrd-Wiederaufbaupaket einlegen. Selbstverständlich darf er dann auch weiter wie bisher nach Belieben gegen die EU-Grundwerte verstoßen.
Ja, diese Kasperle-EU die weder willens noch fähig ist die Einhaltung der Verträge zu gewährleisten übt selbstverständlich eine riesige Anziehungskraft auf alle bettelarmen, korrupten, nationalistischen, homophoben und xenophoben Staaten in Europa und die Nachbarregionen aus. Zumal die auch noch mit Geld zugeschüttet werden.
Die Handelnden in der EU sind in Wahrheit nicht "Staaten" oder "Länder" sondern Regierungen (z.B. im EU-Rat, der eigentlichen Machtzentrale), staatliche Repräsentanten (wie z.B. der neue polnische Präsident), die Abgeordneten des EU-Parlaments und vor allem natürlich die Bürger. Wenn der formale ABlauf eines EU-Vertragsverletzungsverfahrens so beschrieben wird:
Die Kommission übermittelt dem betreffenden Land ein Aufforderungsschreiben, in dem sie um weitere Informationen ersucht.
dann ist das eigentlich hochgradig infantil. Man kann ein Aufforderungsschreiben nicht an ein "Land" übermitteln. Das ist so, als wenn ein kleines Kind einen Briefumschlag "An Mama" zur Post bringt. Natürlich wird es an die jeweilige Regierung übermittelt. Das ist jedem klar. In der populistischen Argumentation wird dann aber - wie von Ihnen - nicht mehr von dieser "Regierung" gesprochen sondern von dem "Land". Polen, das Land mit den vielleicht größten Pro-EU-Demos der jüngeren Zeit in der Hauptstadt sei "auf dem Weg in Richtung Autokratie". Das kommt an bei Populisten und das bestärkt die nur noch, die dort tatsächlich pro Autokratie handeln. Das ganze Konstrukt wie auch die darauf aufbauende Argumentation ist einfach grundverkehrt. Stellen Sie sich vor, die USA wären EU-Mitglied. Jedem auch nur einigermaßen politisch gebildeten Menschen ist klar, dass nicht das Land USA das Problem ist sondern sein aktueller Präsident und seine Anhängerschaft.
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Re: Parlamentswahl in Polen

Beitrag von schokoschendrezki »

Orbiter1 hat geschrieben:(13 Jul 2020, 12:42)

Aber nicht mehr lange.
Da reibt sich jemand (editiert) wie Sie klammheimlich die Hände vor Freude ... Wieder eine Nichtdemokratie mehr. Klasse!
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