Briten bauen eigenen Kampfjet

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H2O
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Re: Briten bauen eigenen Kampfjet

Beitrag von H2O »

@ Orbiter1:

Ja, diese Nachricht hat mich auch etwas verstört. Gar nicht so einfach, die Sache mit der freiwillig aufgegebenen Souveränität! Das ist wohl in allen Gemeinschaften so, daß Leute unterschiedlicher Auffassung zu ein und derselben Sache sind.

Wenn jedes an der Entwicklung des Flugzeugs beteiligte Land eine eigene Endfertigung hat, dann könnte man die eigene Entscheidung darauf gründen. "Wir liefern nicht!" und natürlich und selbstverständlich darf man dann nicht die Partner durch verweigerte Zulieferungen daran hindern, ihre Politik durch zu setzen. Wenn man aber das grundsätzlich oder aus Kostengründen nicht will, dann wird man irgendwann ziemlich einsam, was solche Gemeinschaftsleistungen betrifft.

Eine kluge Lösung wäre sicher, daß ein gemeinsames Gremium mit Mehrheit entscheidet, ob Waffen geliefert werden sollen. Dann kann man den Bundessicherheitsrat bei Gemeinschaftsprojekten mit Sitz und Stimme in diesem Gemeinschaftsgremium unterbringen.

Wenn wir ohnehin auf eine europäische Gemeinschaftslösung hinarbeiten, dann kann es auch nur Gemeinschaftsbeschlüsse geben. Dann darf sich aber auch keine französische oder italienische oder sonstige Stelle allein hinstellen und verkünden: "Mit uns nicht, wir setzen unseren Willen auf jeden Fall durch!" Dann geht höchstens noch: "Wir werden diese Angelegenheit gemeinsam prüfen und der Entscheidung der Mehrheit folgen."

So richtig ärgern kann mich der Vorgang nicht. Wir Europäer müssen uns eben einigen. Der Weg nach Europa ist nicht nur lustig!
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DarkLightbringer
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Re: Briten bauen eigenen Kampfjet

Beitrag von DarkLightbringer »

Wer selbst baut, muss auch exportieren können. Sonst rentiert es sich einfach nicht.
Alternativ könnte man auf Eigenentwicklungen verzichten und von anderen kaufen. Rentiert sich allerdings auch nicht.
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H2O
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Re: Briten bauen eigenen Kampfjet

Beitrag von H2O »

DarkLightbringer hat geschrieben:(28 Oct 2018, 09:15)

Wer selbst baut, muss auch exportieren können. Sonst rentiert es sich einfach nicht.
Alternativ könnte man auf Eigenentwicklungen verzichten und von anderen kaufen. Rentiert sich allerdings auch nicht.
Zu einfach gestrickt! Hier baut eine Gemeinschaft gemeinsam ein Kampfflugzeug, aber einzelne Partner tun so, als ob sie allein vorgeben könnten, welche Drittstaaten damit ausgerüstet werden dürfen. Anstatt also ziemlich dumm in die Gegend zu reden, müssen die Partner sich abstimmen mit der Möglichkeit von Mehrheitsbeschlüssen und Kompromissen. Nur so funktioniert Gemeinschaft auf Augenhöhe.
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Re: Briten bauen eigenen Kampfjet

Beitrag von DarkLightbringer »

H2O hat geschrieben:(28 Oct 2018, 09:22)

Zu einfach gestrickt! Hier baut eine Gemeinschaft gemeinsam ein Kampfflugzeug, aber einzelne Partner tun so, als ob sie allein vorgeben könnten, welche Drittstaaten damit ausgerüstet werden dürfen. Anstatt also ziemlich dumm in die Gegend zu reden, müssen die Partner sich abstimmen mit der Möglichkeit von Mehrheitsbeschlüssen und Kompromissen. Nur so funktioniert Gemeinschaft auf Augenhöhe.
Hat denn Berlin die Mehrheit in der Gemeinschaft mit Paris ?
Ein Kritiker sieht das ja eher umgekehrt:
„Berlin kann nicht ständig in Sonntagsreden mehr europäische Kooperation anmahnen, und sich dann, wenn es konkret wird, verweigern«, sagte Enders dem Magazin.
http://www.faz.net/aktuell/politik/ausl ... 57972.html

Die Franzosen scheinen jedenfalls deutlich verärgert zu sein.
Jüngst äußerte Präsident Macron, die Forderung nach einem Waffenembargo gegen Saudi-Arabien sei "pure Demagogie".
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Re: Briten bauen eigenen Kampfjet

Beitrag von H2O »

DarkLightbringer hat geschrieben:(28 Oct 2018, 09:42)

Hat denn Berlin die Mehrheit in der Gemeinschaft mit Paris ?
Ein Kritiker sieht das ja eher umgekehrt:
http://www.faz.net/aktuell/politik/ausl ... 57972.html

Die Franzosen scheinen jedenfalls deutlich verärgert zu sein.
Jüngst äußerte Präsident Macron, die Forderung nach einem Waffenembargo gegen Saudi-Arabien sei "pure Demagogie".
Nein, da müssen wir aber schon genauer unterscheiden. Im Fall Saudi-Arabien strebt Berlin ein EU-weites Embargo an. Dagegen wehrt sich Frankreich, weil für das Land
der Export von Wehrmaterial eine weitaus höhere wirtschaftliche Bedeutung hat als für uns. In Deutschland ringen viele wehrtechnische Betrieb ums Überleben, weil der Bund als stetiger Auftraggeber praktisch entfällt... und auch Exporte nicht unbedingt voran treibt. Das ist in Frankreich traditionell anders. Da reist schon einmal der Präsident höchstpersönlich an, um auf höchster Ebene einen Vertrag zu begleiten.

Wir Deutschen sind auf solche Geschäfte weniger angewiesen... allenfalls noch, um überhaupt eine nationale Wehrtechnik zugreifbar zu haben. Gäbe es die nicht, auch kein Beinbruch, rein wirtschaftlich gesehen. Da war der Gedanke gar nicht so schlecht, , eine gemeinschaftliche Lösung dieses Zugriffsproblems an zu streben. Leider geht damit aber auch die eigene Wirtschaftspolitik in diesem Bereich verloren. Wenn es einen deutsch-französischen Kampfpanzer geben wird, dann kann Berlin nicht sagen, daß Paris den nicht dorthin verkaufen darf, wo Berlin Magendrücken hat.

Berlin wird also künftig technisch-wirtschaftlich Zugriff auf eine gut geölte gemeinsame wehrtechnische Industrie haben, aber politisch muß man sich schon einigen: Am besten hinter verschlossenen Türen und geräuschlos. Das ist wohl etwas ungewohnt... auf beiden Seiten. Der Bundessicherheitsrat / der Bundestag ist dort eben nur Teil des Zustimmungs-/Ablehnungsverfahrens.
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Re: Briten bauen eigenen Kampfjet

Beitrag von DarkLightbringer »

H2O hat geschrieben:(28 Oct 2018, 10:00)

Nein, da müssen wir aber schon genauer unterscheiden. Im Fall Saudi-Arabien strebt Berlin ein EU-weites Embargo an. Dagegen wehrt sich Frankreich, weil für das Land
der Export von Wehrmaterial eine weitaus höhere wirtschaftliche Bedeutung hat als für uns. In Deutschland ringen viele wehrtechnische Betrieb ums Überleben, weil der Bund als stetiger Auftraggeber praktisch entfällt... und auch Exporte nicht unbedingt voran treibt. Das ist in Frankreich traditionell anders. Da reist schon einmal der Präsident höchstpersönlich an, um auf höchster Ebene einen Vertrag zu begleiten.

Wir Deutschen sind auf solche Geschäfte weniger angewiesen... allenfalls noch, um überhaupt eine nationale Wehrtechnik zugreifbar zu haben. Gäbe es die nicht, auch kein Beinbruch, rein wirtschaftlich gesehen. Da war der Gedanke gar nicht so schlecht, , eine gemeinschaftliche Lösung dieses Zugriffsproblems an zu streben. Leider geht damit aber auch die eigene Wirtschaftspolitik in diesem Bereich verloren. Wenn es einen deutsch-französischen Kampfpanzer geben wird, dann kann Berlin nicht sagen, daß Paris den nicht dorthin verkaufen darf, wo Berlin Magendrücken hat.

Berlin wird also künftig technisch-wirtschaftlich Zugriff auf eine gut geölte gemeinsame wehrtechnische Industrie haben, aber politisch muß man sich schon einigen: Am besten hinter verschlossenen Türen und geräuschlos. Das ist wohl etwas ungewohnt... auf beiden Seiten. Der Bundessicherheitsrat / der Bundestag ist dort eben nur Teil des Zustimmungs-/Ablehnungsverfahrens.
Natürlich hängen da Aufträge, Umsätze und letztlich Jobs dran, wie an allen Waren, die hergestellt und vertrieben werden. Wenn man einem Apfelbauer sagt, er soll künftig nicht mehr in den Nachbarort verkaufen, dann muss er mit Verlusten rechnen. Das ist ja klar.
In Frankreich sind zudem die Waffenschmieden in mehrheitlich staatlicher Hand.
Darüber hinaus geht es um Einfluß und strategische Interessen.
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Re: Briten bauen eigenen Kampfjet

Beitrag von zollagent »

Senexx hat geschrieben:(19 Jul 2018, 07:45)

Die Briten machen das richtig. Rüstung ist Zukunftsindustrie. Sie investieren lieber in die Zukunft. Wir hingegen "investieren" lieber in Unterhaltszahlungen für illegale Immigranten. Dabei könnten wir auch Kampfflugzeuge bauen. Wir bauen ja auch U-Boote, die wir dann an Israel verschenken.
Man kann dem Tic der Rechtsradikalen kaum noch ausweichen. Keine Branche, die nicht "Verluste" erleiden müsse, wegen der Flüchtlinge. Hoffentlich kommt nicht auch die Branche der Hersteller der weißen Wagen dran. DAS ergäbe Probleme bei der Versorgung derjenigen, denen die helfen sollen. :D
Wer an Absurditäten glaubt, wird Abscheulichkeiten begehen. (Voltaire)
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Re: Briten bauen eigenen Kampfjet

Beitrag von PeterK »

Senexx hat geschrieben:(19 Jul 2018, 07:45)
Rüstung ist Zukunftsindustrie.
Das scheint den senibus nur so.
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Re: Briten bauen eigenen Kampfjet

Beitrag von H2O »

DarkLightbringer hat geschrieben:(28 Oct 2018, 15:26)

Natürlich hängen da Aufträge, Umsätze und letztlich Jobs dran, wie an allen Waren, die hergestellt und vertrieben werden. Wenn man einem Apfelbauer sagt, er soll künftig nicht mehr in den Nachbarort verkaufen, dann muss er mit Verlusten rechnen. Das ist ja klar.
In Frankreich sind zudem die Waffenschmieden in mehrheitlich staatlicher Hand.
Darüber hinaus geht es um Einfluß und strategische Interessen.
Schon richtig, und auch ein wenig zwiespältig in Deutschland. Wir betreiben wehrtechnische Unternehmen als marktabhängige Unternehmen. Der Bund versucht natürlich, sie irgendwie am Leben zu erhalten mit kleinen Studien, wenn er keinen dringenden Bedarf hat. Und er sagt gern, daß dem Unternehmen die Welt offen stehe. Und dann kommt die Gewissensfrage, gegen die niemand etwas einwenden kann.

Wer im Abstand von 30 Jahren einige Flugzeuge bauen läßt oder einige U-Boote, natürlich jetzt und sofort zu liefern, der muß sich nicht wundern, daß gar nicht das dazu notwendige Personal verfügbar ist... manche notwendige Fähigkeit verloren geht und neu erworben werden muß. Das geht nicht ohne Terminverzug und zusätzliche Kosten, die es aber auch nicht geben soll.

In Frankreich und Italien haben wir vielfach die Konstruktion, daß wehrtechnische Unternehmen wie bei uns als marktorientierte Unternehmen geführt werden, aber die Eigentümer sind staatlich kontrollierte Banken, also doch wieder der Staat. Deshalb ist es auch so schwer, die wehrtechnischen Industrien in Deutschland und Frankreich zu verschmelzen. Da sitzt immer auch der Staat als Eigentümer am Tisch, während in Deutschland der Staat interessiert zusieht... sicher auch "seine" Unternehmen schützt, aber die unternehmerische Verantwortung liegt nicht in seiner Hand.

Praktisch müßte man eine AIRBUS-Konstruktion für Gemeinschaftsunternehmen schaffen, den Staat in eine Beobachterrolle zurück drängen. Wie weit das bei dem Gemeinschaftsprojekt Kampfpanzer gelungen ist, das habe ich nicht beobachtet.

Auf jeden Fall kann die Bundesregierung oder der französische Präsident nicht einsame Beschlüsse fassen. Einem Beschluß muß eine Einigung der Partner voraus gehen. Daran müssen beide sich noch gewöhnen!
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