Die europäische Agrarpolitik vor dem Hintergrund der Flüchtlings- und Migrationskrise

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Tom Bombadil
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Re: Die europäische Agrarpolitik vor dem Hintergrund der Flüchtlings- und Migrationskrise

Beitrag von Tom Bombadil »

sünnerklaas hat geschrieben:(16 Jul 2018, 17:05)

Aber auf gar keinen Fall die Leute selbst bestimmen lassen - könnte ja sein, dass die dann etwas schlimmeres machen.
Also hätte man zB. in Ägypten einfach mal die Muslimbruderschaft ranlassen sollen?
sünnerklaas hat geschrieben:(16 Jul 2018, 17:24)

Draufhin wurde ein pro-westliches Regime eingesetzt.
WER hat as-Sisi eingesetzt?
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sünnerklaas
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Re: Die europäische Agrarpolitik vor dem Hintergrund der Flüchtlings- und Migrationskrise

Beitrag von sünnerklaas »

Orbiter1 hat geschrieben:(16 Jul 2018, 17:54)

In Ägypten wurde kein pro-westliches Regime eingesetzt. Dort hat der Militärrat 60 Jahre regiert und nach dem Sturz von Mubarak die Wahl gegen die Muslimbruderschaft mit seinem Kandidaten Mursi verloren. Selbstverständlich haben sich die Militärs die Macht nicht abnehmen lassen und über einen Verfassungscoup das Parlament aufgelöst und das Gesetzgebungsverfahren an sich gezogen. Glaubst du denn die Muslimbrüder in Ägypten oder die Islamisten in Algerien hätten dort der Demokratie zum Durchbruch verholfen?
Mursi steht - genauso, wie Mubarak - für zuverlässige pro-westliche Politik.
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Brainiac
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Re: Die europäische Agrarpolitik vor dem Hintergrund der Flüchtlings- und Migrationskrise

Beitrag von Brainiac »

Marmelada hat geschrieben:(16 Jul 2018, 00:27)

Das hängt vom Preis ab.

https://www.welt.de/politik/deutschland ... eutet.html
...außerdem natürlich davon, dass die höheren Gewinne nicht in goldene Wasserhähne des Plantagenbesitzers investiert werden.

https://www.schwaebische.de/ueberregion ... 01959.html
Das ist eine sehr gute Idee zur Bekämpfung von Fluchtursachen. Hoffentlich wird es auch langfristig so durchgezogen.

Hier nochmal einige Kernsätze; "Wer sich bei Korruption sichtbar verschlechtert, verliert uns als Partner. Stattdessen werde ich unsere Maßnahmen zunehmend auf solche Länder konzentrieren, die Korruption messbar abbauen, Vertragstreue garantieren, rechtsstaatliche Prinzipien beachten, die Menschenrechte einhalten und eigene Steuererhebungs- und Verwaltungsstrukturen aufbauen."

Da stimme ich auch zu...
Und am Ausbau des fairen Handels führt wohl kein Weg vorbei.
... und da würde ich gerne genauer wissen, was du darunter verstehst. Die gegenwärtigen Zollregelungen bevorzugen die afrikanischen Länder ggü. den EU-Staaten, wenn man die gegenseitigen Importzölle vergleicht. Das ist vermutlich auch notwendig. Ich gehe nicht davon aus, dass du das abbauen möchtest, oder?
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Re: Die europäische Agrarpolitik vor dem Hintergrund der Flüchtlings- und Migrationskrise

Beitrag von Brainiac »

Tom Bombadil hat geschrieben:(16 Jul 2018, 10:34)
Was ich geschrieben habe bedeutet ja nicht, dass gar kein Handel mehr getrieben werden soll. Die Elfenbeinküste muss jedenfalls viele Lebensmittel importieren: https://atlas.media.mit.edu/de/profile/country/civ/ Solange sie sich das leisten kann, ist alles okay, fehlt das Geld, gibt es eine humanitäre Katastrophe.
Aber mit dem Export verdient sie Geld. Und zwar mehr, als innerafrikanisch herauszuholen wäre.

Vielleicht kannst du folgender Differenzierung zustimmen. Bei chronisch knappen Grundnahrungsmitteln sind Exporte kritisch zu sehen, ja. Aber nehmen wir zB Kakao, das ist keines, und Mangel daran führt eher selten zu Hungerkatastrophen. Die Elfenbeinküste exportiert eine Menge Kakao in die EU, und dagegen ist nichts zu sagen, im Gegenteil.
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Re: Die europäische Agrarpolitik vor dem Hintergrund der Flüchtlings- und Migrationskrise

Beitrag von Brainiac »

[MOD] @alle, bitte wieder zur Agrarpolitik zurückkommen. Für allgemeine Afrika-Diskussionen gibt es genügend andere Stränge.
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H2O
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Re: Die europäische Agrarpolitik vor dem Hintergrund der Flüchtlings- und Migrationskrise

Beitrag von H2O »

Wenn Europa ohne Exportbeihilfen und Zuschüsse für Landwirtschaft nachhaltig wirtschaftend Nahrungsmittel ausführen kann, dann ist das sicher in Ordnung. Ich bezweifele aber, daß Europa seine "Verdelungswirtschaft" (industrielle Tiermast, überdüngte Böden, zerstörte natürliche Bodenfruchtbarkeit) nachhaltig betreiben kann.

Ohne von Ackerbau und Viehzucht einen blassen Schimmer zu haben, meine ich, daß Zuschüsse für eine nachhaltige Landwirtschaft gerechtfertigt sind, wenn dadurch unsere europäische Versorgung mit Nahrungsmitteln abgesichert werden kann. Und dann muß damit Schluß sein. Mein Empfinden sagt mir, daß Europa mit den Gewinnen aus dem Export von Industriewaren seine ohnehin mit Zuschüssen versorgte Landwirtschaft in alle Welt hinein schleust.

Daß wir in Europa unsere Lebensgrundlagen (Luft, Trinkwasser, Bodenfruchtbarkeit) für diese Art von Welthandel vernichten, halte ich für eine unverzeihliche Dummheit!

Warum müssen Menschen aus Afrika und Asien nach Europa kommen, um hier als Hilfskräfte die landwirtschaftlichen Produkte zu erzeugen, mit denen wir im Welthandel ihre Arbeitsplätze zu Hause vernichten? Oder habe ich in der Wirkungskette etwas übersehen, und die Sache ist gar nicht so verwerflich?
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Re: Die europäische Agrarpolitik vor dem Hintergrund der Flüchtlings- und Migrationskrise

Beitrag von Tom Bombadil »

Brainiac hat geschrieben:(16 Jul 2018, 20:18)

Aber nehmen wir zB Kakao, das ist keines, und Mangel daran führt eher selten zu Hungerkatastrophen. Die Elfenbeinküste exportiert eine Menge Kakao in die EU, und dagegen ist nichts zu sagen, im Gegenteil.
Wird der Kakao denn fair bezahlt? Und könnte man auf Kakaoplantagen nicht andere Nahrungsmittel anbauen?

Aber wie gesagt, ich habe ja prinzipiell nichts gegen Handel, aber er muss auf Augenhöhe stattfinden, Spekulation mit Nahrungsmitteln bzw. dem Preis müsste auch unterbunden werden.
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Re: Die europäische Agrarpolitik vor dem Hintergrund der Flüchtlings- und Migrationskrise

Beitrag von Brainiac »

Tom Bombadil hat geschrieben:(16 Jul 2018, 22:25)

Wird der Kakao denn fair bezahlt? Und könnte man auf Kakaoplantagen nicht andere Nahrungsmittel anbauen?

Aber wie gesagt, ich habe ja prinzipiell nichts gegen Handel, aber er muss auf Augenhöhe stattfinden, Spekulation mit Nahrungsmitteln bzw. dem Preis müsste auch unterbunden werden.
Während in Südamerika (besonders in Brasilien) Kakao fast ausschließlich auf großen Plantagen angebaut wird und so oft unter den Auswirkungen von Monokulturen leidet, baut man in Afrika den Kakao in kleinbäuerlichen Betrieben an. Dabei pflanzen die Bauern den Kakao zwischen ihre sonstigen Gewächse wie z. B. Bananen und schaffen so eine natürliche Umgebung für den Kakaobaum, die Grundvoraussetzung für einen hohen Ertrag ist.
https://www.theobroma-cacao.de/wissen/w ... -plantage/

Ob die Abschaffung dieses Anbaus viel Anbaufläche für andere Nahrungsmittel freisetzt, scheint also fraglich. Der Kakaobaum benötigt ein tropisches Klima. Hier hat Westafrika also einen Wettbewerbsvorteil, warum zum Teufel soll es den nicht auf dem Weltmarkt zu nutzen versuchen?

Es gibt wie immer auch viel zu kritisieren (Kinderarbeit, Regenwaldabholzung, wenig Erlöse bleiben bei den Bauern hängen). Das sind aber Themen für sich und jedenfalls kein Argument, die EU - um deren Verhalten geht es ja hier - solle grundsätzlich von solchen Importen absehen.
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Re: Die europäische Agrarpolitik vor dem Hintergrund der Flüchtlings- und Migrationskrise

Beitrag von Orbiter1 »

sünnerklaas hat geschrieben:(16 Jul 2018, 19:56)

Mursi steht - genauso, wie Mubarak - für zuverlässige pro-westliche Politik.
Mursi war ca 1 Jahr Präsident bis er vom Militär weggeputscht wurde. Bereits wenige Monate nach seiner Amtseinführung gab es Massenproteste wegen der zunehmenden Islamisierung.

„Bei Ausschreitungen am Rande einer weiteren Massendemonstration gegen den ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi sind mindestens 18 Menschen verletzt worden. Aus Protest gegen die von Mursi vorangetriebene Islamisierung des Landes waren die Gegner des Präsidenten vor dessen Palast in Kairo gezogen.“ Quelle: https://www.rtl.de/cms/proteste-gegen-a ... 49236.html

Was die europäische Agrarpolitik betrifft werden aktuell die Pflöcke für die Jahre 2020 bis 2027 eingerammt. Stichwort GAP (Gemeinsame Agrarpolitik). Und da bleibt so wie es aussieht alles wie gehabt. Die Landwirtschaftslobby wehrt sich gegen Subventionskürzungen und ökologische Auflagen. Die Exporte sollen gesteigert werden (aktuell ca 130 Mrd € po Jahr), die Industrialisierung wird mit Hightech vorangetrieben, Quadratmetergenaue Düngung und Pestizide, autonom fahrende Maschinen, die WTO soll zu hohen Standards beim Tierschutz gedrängt werden damit man sich gegen Importe wehren kann und die Subventionen soll es weiter per Gießkanne geben. Afrika oder die Flüchtlingsthematik kommen nirgends vor. Da kommt ein weiteres verlorenes Jahrzehnt auf uns zu.
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Re: Die europäische Agrarpolitik vor dem Hintergrund der Flüchtlings- und Migrationskrise

Beitrag von Tom Bombadil »

Brainiac hat geschrieben:(17 Jul 2018, 07:28)

Das sind aber Themen für sich und jedenfalls kein Argument, die EU - um deren Verhalten geht es ja hier - solle grundsätzlich von solchen Importen absehen.
Es ging mir primär um Nahrungsmittel, die wir aus aller Herren Länder importieren, um sie möglichst ganzjährig zur Verfügung zu haben.

Nimm doch mal einen anderen Staat. In Äthiopien findet seit 2016 beinahe unbemerkt von unserer Öffentlichkeit eine Hungersnot statt, auch andere ostafrikanische Staaten sind betroffen, auch das schon angesprochene Kenia: https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitge ... ttel-klima Es werden felißig Rosen (Kenia) und Kaffee (Äthiopien) ex- und Devisen importiert, trotzdem hungern dort viele Menschen und sind auf unsere Hilfe angewiesen. Irgendwas ist an dem System faul.
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Re: Die europäische Agrarpolitik vor dem Hintergrund der Flüchtlings- und Migrationskrise

Beitrag von sünnerklaas »

Orbiter1 hat geschrieben:(17 Jul 2018, 08:59)

Mursi war ca 1 Jahr Präsident bis er vom Militär weggeputscht wurde. Bereits wenige Monate nach seiner Amtseinführung gab es Massenproteste wegen der zunehmenden Islamisierung.

„Bei Ausschreitungen am Rande einer weiteren Massendemonstration gegen den ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi sind mindestens 18 Menschen verletzt worden. Aus Protest gegen die von Mursi vorangetriebene Islamisierung des Landes waren die Gegner des Präsidenten vor dessen Palast in Kairo gezogen.“ Quelle: https://www.rtl.de/cms/proteste-gegen-a ... 49236.html

Was die europäische Agrarpolitik betrifft werden aktuell die Pflöcke für die Jahre 2020 bis 2027 eingerammt. Stichwort GAP (Gemeinsame Agrarpolitik). Und da bleibt so wie es aussieht alles wie gehabt. Die Landwirtschaftslobby wehrt sich gegen Subventionskürzungen und ökologische Auflagen. Die Exporte sollen gesteigert werden (aktuell ca 130 Mrd € po Jahr), die Industrialisierung wird mit Hightech vorangetrieben, Quadratmetergenaue Düngung und Pestizide, autonom fahrende Maschinen, die WTO soll zu hohen Standards beim Tierschutz gedrängt werden damit man sich gegen Importe wehren kann und die Subventionen soll es weiter per Gießkanne geben. Afrika oder die Flüchtlingsthematik kommen nirgends vor. Da kommt ein weiteres verlorenes Jahrzehnt auf uns zu.
Das Problem der europäischen und vor allem der deutschen Landwirtschaft ist, dass sie auf allen Märkten mit Markteilnehmern konkurrieren muss, die bestimmte geschäftliche Vorteile haben, die hierzulande verboten sind: Kinderarbeit, Schuldknechtschaft, Sklaverei. Für den deutschen Handel, also die die Erzeugerpreise diktierenden Discounter ist das sich daraus ergebenen Best-Pricing gut - auch der Kunde profitiert davon. Durch Dauertiefstpreise.

Umgekehrt gesehen: hierzulande kann man die Landwirtschaft ohne größere soziale und politische Verwerfungen nicht aufgeben. Die Klientel ist oft sehr schwerfällig und sehr skeptisch gegenüber Neuerungen. Die Folge: Die Leute im ländlichen Raum würden in Scharen zu den Populisten laufen, die ihnen versprechen, dass alles so bleibt, wie es ist. Selbst die AfD klammert sich ja in der Agrarpolitik krampfhaft an die von Brüssel aufgestellten Grundsätze. An dem Mansholt-Prinzip von 1968 (Wachsen oder Weichen) will man auch dort festhalten. Und es ist ja nicht allein so, dass allein die Landwirte von der Landwirtschaft leben - es gibt ja noch jede Menge Zulieferer in D, die Hochtechnologie liefern.
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Tom Bombadil
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Re: Die europäische Agrarpolitik vor dem Hintergrund der Flüchtlings- und Migrationskrise

Beitrag von Tom Bombadil »

Es wäre strategischer Wahnsinn, die Landwirtschaft in Deutschland oder der EU aufzugeben und sich in noch mehr Abhängigkeit vom Ausland zu begeben. Man sollte die hochsubventionierten Lebensmittel nur nicht in arme Länder exportieren und damit die dort ansässige Landwirtschaft schädigen.
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Re: Die europäische Agrarpolitik vor dem Hintergrund der Flüchtlings- und Migrationskrise

Beitrag von Orbiter1 »

Tom Bombadil hat geschrieben:(17 Jul 2018, 09:46)

In Äthiopien findet seit 2016 beinahe unbemerkt von unserer Öffentlichkeit eine Hungersnot statt, auch andere ostafrikanische Staaten sind betroffen, auch das schon angesprochene Kenia: https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitge ... ttel-klima Es werden felißig Rosen (Kenia) und Kaffee (Äthiopien) ex- und Devisen importiert, trotzdem hungern dort viele Menschen und sind auf unsere Hilfe angewiesen. Irgendwas ist an dem System faul.
Der Link funktioniert nicht. Und ja, in Äthiopien ist was faul. Nahrungsmittel werden dort genug produziert, aber nicht für Äthiopien.

"Dabei gilt Äthiopien als eines der potentialreichsten Agrarländer des Kontinents, das einen kräftigen Aufschwung erlebt hat. Seine Wirtschaftsleistung wächst seit längerem um rund 10 Prozent im Jahr. Die Landwirtschaft trägt 48 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei. Dafür sorgten auch chinesische Staatsfonds oder arabische Investoren, die Mega-Farmen errichten ließen. Kritiker sprechen von „Land Grabbing“, Landraub, bei dem die früheren Kleinbauern verdrängt werden. Die Ernährungssituation bessert sich auch nicht. Tatsächlich ist es nicht die Intention der Araber und Chinesen, hier überwiegend Lebensmittel für die äthiopische Bevölkerung zu ernten. So wird Afrika immer mehr Getreide entnommen. Die Landmatrix-Initiative, die mit der EU-Kommission und der deutschen Gesellschaft für Entwicklung und Zusammenarbeit kooperiert, hat jüngst errechnet, dass 10 Millionen Hektar in Afrika von internationalen Investoren übernommen worden seien: vor allem aus Malaysia, den Vereinigten Staaten, Großbritannien, Singapur und Saudi-Arabien." Quelle: http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/a ... 98-p3.html

Trotzdem macht der verlinkte Artikel auch Hoffnung. Afrika muß aktuell ein Viertel der benötigten Nahrungsmittel importieren, verfügt aber auch über riesige Landflächen die noch nicht landwirtschaftlich genutzt werden. Und es gibt auch landwirtschaftliche Initiativen die nicht auf die Intensivierung der Landwirtschaft wie in Europa setzen (was zu vielen Hundert Mio Arbeitslosen und massiven Flüchtlingsströmen führen würde) aber trotzdem eine Steigerung des Ertrages erzielen.
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Re: Die europäische Agrarpolitik vor dem Hintergrund der Flüchtlings- und Migrationskrise

Beitrag von Brainiac »

H2O hat geschrieben:(16 Jul 2018, 22:05)
Warum müssen Menschen aus Afrika und Asien nach Europa kommen, um hier als Hilfskräfte die landwirtschaftlichen Produkte zu erzeugen, mit denen wir im Welthandel ihre Arbeitsplätze zu Hause vernichten? Oder habe ich in der Wirkungskette etwas übersehen, und die Sache ist gar nicht so verwerflich?
Die Frage ist, ob wir wirklich dort die Arbeitsplätze vernichten, oder ob sich rein gar nichts verbessern würde, wenn wir nichts exportieren täten. Weil das Nicht-Vorankommen der afrikanischen (Land-)wirtschaft vielleicht primär auf ganz anderen Faktoren beruht, wie miserable Regierungsführung, grundsätzlich mangelnde Wettbewerbsfähigkeit, unklare Eigentumsverhältinsse bzw. mangelnde Durchsetzbarkeit desselben, etc. Welfenprinz hatte dazu einiges ausgeführt.

Ich weiß es nicht. :| Ich denke, dass es auch kein anderer Mensch auf diesem Planeten weiß, da bekanntlich die Parallelweltsimulatoren leider noch nicht auf dem Markt sind. Es KANN aber sehr gut so sein, wie Sie schreiben, und allein dieses KANN wäre für mich hinreichend, die europäische Agrarpolitik massiv in Frage zu stellen. Sie wird ja auch noch aus anderen Gründen erheblich kritisert, ganz unabhängig von Afrika oder der Migrationsdebatte.
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Re: Die europäische Agrarpolitik vor dem Hintergrund der Flüchtlings- und Migrationskrise

Beitrag von Quatschki »

Man muß eines sehen:
In Afrika sind Megastädte entstanden, die ernährt werden müssen.
Das geht nicht mehr, indem irgendwelche Kleinbauern ihre traditionell angebauten Lebensmittel auf den Markt schaffen. Dafür braucht man Planbarkeit und Lieferzuverlässigkeit, Lagerhallen, Silos, Kühlhäuser,
riesige Kapazitäten. Und zwar immer mehr immer schneller.
Deutsche Großstadtverwaltungen ächzen schon, wenn sie um 10.000 Einwohner im Jahr wachsen.
Städte wie Lagos wachsen um hunderttausende Einwohner pro Jahr.
Die vielerorts noch verbreitete Selbstversorgungswirtschaft ist im Grunde ein Luxus ähnlich unserem Biobauerntum, weil die primitiven Anbaumethoden bei zu hohem Faktoreinsatz zu wenig Erträge bringen. Andererseits ist sie für Millionen Leute deren Existenz. Dieses Dilemma aufzulösen, ist eine riesige Herausforderung. Zum Glück nicht meine...
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Re: Die europäische Agrarpolitik vor dem Hintergrund der Flüchtlings- und Migrationskrise

Beitrag von Welfenprinz »

Zumindest so im Ansatz oder modellhaft sollte sich jeder mal überlegen,ob dieser in der Öffentlichkeit vorherrschende Denkansatz “Afrika soll sich erstmal agrarisch zu einem ordentlichen Selbstversorgungsgrad entwickeln,und dann Industrie und Dienstleistungssektor aufbauen“ überhaupt richtig ist.
Ich halte ihn für grundfalsch. :) So spielt man Siedler,aber realisiert nicht Fortschritt.
Hier im Forum war mal (ist noch) ein Marokkaner,der auch genauso argumentierte. Der sieht die Zukunft seines Landes nicht in Fisch und Melonen. Es geht um Energie,Technologie,Telekommunikation...


Gründe für diese Einstellung gibt es mehrere.
Die geringe Wertschöpfung des Agrarsektors. Damit kriegt man nicht die kleinsten Grundlagen einer Infrastruktur finanziert. Geschweige denn was hightech mässiges.

Die Historie. Egal ob GB,F und D im 19. oder Taiwan ,Südkorea (da geht das dänische Schweinefleisch seit Jahrzehnten hin) im 20. Jahrhundert.......alles Nahrungsmittelimporteure.
Der brasilianische Hähnchenfleischexport sichert die Ernährung von Abidjan oder Lagos,und zwar billig. Und macht es dadurch möglich,dass die Menschen nicht den ganzen Tag in der Urproduktion gefangen sind sondern in Sektoren mit höherer Wertschöpfung tätig werden können.

Ich habs jetzt nicht so mit dem recherchieren :dead: ,aber aus der Erinnerung würde ich sagen Ostafrika,Kenia,ist da schon sie ersten Schritte gegangen. Mobilfunkanbieter,Bezahlsystemanbieter etc.

Die Menschen wollen vom Feld weg. Wie hier auch.
Sterben kann nicht so schlimm sein,sonst würden es nicht so viele tun.
Lt. griinpissstudien stirbt eine Ratte, wenn ihr ein 200l-Fass Glyphosat auf den Kopf fällt.
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Re: Die europäische Agrarpolitik vor dem Hintergrund der Flüchtlings- und Migrationskrise

Beitrag von Alpha Centauri »

Welfenprinz hat geschrieben:(18 Jul 2018, 22:06)

Zumindest so im Ansatz oder modellhaft sollte sich jeder mal überlegen,ob dieser in der Öffentlichkeit vorherrschende Denkansatz “Afrika soll sich erstmal agrarisch zu einem ordentlichen Selbstversorgungsgrad entwickeln,und dann Industrie und Dienstleistungssektor aufbauen“ überhaupt richtig ist.
Ich halte ihn für grundfalsch. :) So spielt man Siedler,aber realisiert nicht Fortschritt.
Hier im Forum war mal (ist noch) ein Marokkaner,der auch genauso argumentierte. Der sieht die Zukunft seines Landes nicht in Fisch und Melonen. Es geht um Energie,Technologie,Telekommunikation...


Gründe für diese Einstellung gibt es mehrere.
Die geringe Wertschöpfung des Agrarsektors. Damit kriegt man nicht die kleinsten Grundlagen einer Infrastruktur finanziert. Geschweige denn was hightech mässiges.

Die Historie. Egal ob GB,F und D im 19. oder Taiwan ,Südkorea (da geht das dänische Schweinefleisch seit Jahrzehnten hin) im 20. Jahrhundert.......alles Nahrungsmittelimporteure.
Der brasilianische Hähnchenfleischexport sichert die Ernährung von Abidjan oder Lagos,und zwar billig. Und macht es dadurch möglich,dass die Menschen nicht den ganzen Tag in der Urproduktion gefangen sind sondern in Sektoren mit höherer Wertschöpfung tätig werden können.

Ich habs jetzt nicht so mit dem recherchieren :dead: ,aber aus der Erinnerung würde ich sagen Ostafrika,Kenia,ist da schon sie ersten Schritte gegangen. Mobilfunkanbieter,Bezahlsystemanbieter etc.

Die Menschen wollen vom Feld weg. Wie hier auch.

Nur wenn wie vielen Ländern Afrikas ( auch Zeile Asiens) für ein Teil der Bevölkerung nicht einmal die Nahrungsmittelsicherheit gewährleistet ist dann (aus vielerlei Gründen) bring auch die schöne neue geile High Tech Smartphone und Internetwelt wenig den Technik kann man nicht essen man sollte einen ganze anderen Ansatz wählen,.wenn die Vereinten Nationen die Menschenrechte tatsächlich ernst nehmen
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Re: Die europäische Agrarpolitik vor dem Hintergrund der Flüchtlings- und Migrationskrise

Beitrag von Brainiac »

Welfenprinz hat geschrieben:(18 Jul 2018, 22:06)

Zumindest so im Ansatz oder modellhaft sollte sich jeder mal überlegen,ob dieser in der Öffentlichkeit vorherrschende Denkansatz “Afrika soll sich erstmal agrarisch zu einem ordentlichen Selbstversorgungsgrad entwickeln,und dann Industrie und Dienstleistungssektor aufbauen“ überhaupt richtig ist.
Ich halte ihn für grundfalsch. :) So spielt man Siedler,aber realisiert nicht Fortschritt.
Hier im Forum war mal (ist noch) ein Marokkaner,der auch genauso argumentierte. Der sieht die Zukunft seines Landes nicht in Fisch und Melonen. Es geht um Energie,Technologie,Telekommunikation...


Gründe für diese Einstellung gibt es mehrere.
Die geringe Wertschöpfung des Agrarsektors. Damit kriegt man nicht die kleinsten Grundlagen einer Infrastruktur finanziert. Geschweige denn was hightech mässiges.

Die Historie. Egal ob GB,F und D im 19. oder Taiwan ,Südkorea (da geht das dänische Schweinefleisch seit Jahrzehnten hin) im 20. Jahrhundert.......alles Nahrungsmittelimporteure.
Der brasilianische Hähnchenfleischexport sichert die Ernährung von Abidjan oder Lagos,und zwar billig. Und macht es dadurch möglich,dass die Menschen nicht den ganzen Tag in der Urproduktion gefangen sind sondern in Sektoren mit höherer Wertschöpfung tätig werden können.

Ich habs jetzt nicht so mit dem recherchieren :dead: ,aber aus der Erinnerung würde ich sagen Ostafrika,Kenia,ist da schon sie ersten Schritte gegangen. Mobilfunkanbieter,Bezahlsystemanbieter etc.

Die Menschen wollen vom Feld weg. Wie hier auch.
http://politik-forum.eu/viewtopic.php?f ... 0#p4168156

Das hört sich alles gut an, es gibt auch in der Tat viele IT-Startups in Afrika, aber wer soll diese Software oder Dienstleistungen kaufen, warum, und wovon. Irgendwas muss doch die Basis sein, etwas, was man jetzt gut oder besser als andere kann. Die auf dem Feld nicht unterkommen, die fangen doch nicht an Software zu entwickeln, die werden arbeitslos und versuchen bei Verwandten irgendwie satt zu werden. Programmieren können auch 1 Mrd Chinesen und 1 Mrd Inder. Und GB, F und D im 19. oder Taiwan, Südkorea waren nicht so in jeder Hinsicht im Rückstand mit allem, wie es Afrika heute ist.

Ich sehe da wenig außer Landwirtschaft und Rohstoffe, daher glaube ich, dass die Entwicklung auf der Landwirtschaft aufsetzen muss. Klar sollte man sich darauf nicht beschränken, und auch die Selbstversorgungsfähigkeit wäre für mich nicht so entscheidend. Anbauen was sich gut verkauft (zB Kakao), Importieren was man schlecht genügend selbst anbauen kann (aus klimatischen oder Mengengründen), der Rest irgendwo dazwischen.
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Re: Die europäische Agrarpolitik vor dem Hintergrund der Flüchtlings- und Migrationskrise

Beitrag von Boracay »

Tom Bombadil hat geschrieben: Aber wie gesagt, ich habe ja prinzipiell nichts gegen Handel, aber er muss auf Augenhöhe stattfinden, Spekulation mit Nahrungsmitteln bzw. dem Preis müsste auch unterbunden werden.
Längt widerlegter Blödsinn. Ihnen zusätzliche Nachfrage zu schaffen erhöht sich auch kein Preis. Man kann Lebensmittel nicht auf Halfe legen und liegen lassen bis sich der Preis erhöht.
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Re: Die europäische Agrarpolitik vor dem Hintergrund der Flüchtlings- und Migrationskrise

Beitrag von Boracay »

sünnerklaas hat geschrieben: Umgekehrt gesehen: hierzulande kann man die Landwirtschaft ohne größere soziale und politische Verwerfungen nicht aufgeben.
Nur 2% der Deutschen arbeiten in der Landwirtschaft und nur für 1/3 davon tragen die EU Subventionen nennenswert zum Lebensunterhalt bei.
Und du meinst wegen 0,6% (von denen die meisten durch Haus und Hof ein hohes Vermögen haben) gäbe es soziale und politische Verwerfungen??
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Re: Die europäische Agrarpolitik vor dem Hintergrund der Flüchtlings- und Migrationskrise

Beitrag von Quatschki »

Boracay hat geschrieben:(18 Jul 2018, 22:21)
Man kann Lebensmittel nicht auf Halfe legen und liegen lassen bis sich der Preis erhöht.
Was meinst du, wie die Hanseatischen Pfeffersäcke reich geworden sind? Und wozu die ganzen Speicher, Speicherviertel und Speicherstädte da waren?
Oder warum moderne Obstanbauunternehmen riesige Controlled atmosphere-Lagerhallen haben?
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Re: Die europäische Agrarpolitik vor dem Hintergrund der Flüchtlings- und Migrationskrise

Beitrag von Welfenprinz »

Alpha Centauri hat geschrieben:(18 Jul 2018, 22:16)

Nur wenn wie vielen Ländern Afrikas ( auch Zeile Asiens) für ein Teil der Bevölkerung nicht einmal die Nahrungsmittelsicherheit gewährleistet ist dann (n
Brasilianisches Hähnchenfleisch. Günstig. Sicher lieferbar und verfügbar.

Ich kann das von mir gesagte auch vom Schwanz aufzäumen und kurz zusammenfassen:
Eine Leistungsfähige Landwirtschaft (=kann Lagos mit Lebensmitteln versorgen)gibt es nur in einem entwickelten Schwellen - besser Industrieland.

Mein Kollege in Tansania oder Sierra Leone kann der weltweit beste seines Fachs sein..........er hat (fast) keine Chance.
Sterben kann nicht so schlimm sein,sonst würden es nicht so viele tun.
Lt. griinpissstudien stirbt eine Ratte, wenn ihr ein 200l-Fass Glyphosat auf den Kopf fällt.
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Re: Die europäische Agrarpolitik vor dem Hintergrund der Flüchtlings- und Migrationskrise

Beitrag von sünnerklaas »

Boracay hat geschrieben:(18 Jul 2018, 22:30)

Nur 2% der Deutschen arbeiten in der Landwirtschaft und nur für 1/3 davon tragen die EU Subventionen nennenswert zum Lebensunterhalt bei.
Und du meinst wegen 0,6% (von denen die meisten durch Haus und Hof ein hohes Vermögen haben) gäbe es soziale und politische Verwerfungen??
Zur Landwirtschaft gehören nicht nur die Landwirte. Zur Landwirtschaft gehört auch noch eine sehr umfangreiche Zulieferer-Industrie. Des weiteren gilt: man kann den ländlich-peripheren Raum nicht noch weiter schwächen. Dann hat man irgendwann ein Riesenproblem. Auch in dünnbesiedelten Räumen wird gewählt.
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Re: Die europäische Agrarpolitik vor dem Hintergrund der Flüchtlings- und Migrationskrise

Beitrag von Teeernte »

Welfenprinz hat geschrieben:(18 Jul 2018, 22:06)

Ich habs jetzt nicht so mit dem recherchieren :dead: ,aber aus der Erinnerung würde ich sagen Ostafrika,Kenia,ist da schon sie ersten Schritte gegangen. Mobilfunkanbieter,Bezahlsystemanbieter etc.

Die Menschen wollen vom Feld weg. Wie hier auch.
Im Mobilfunk wir hier NUR durch den Regulierer und Vorschriften (Statik/Sicherheit) Manpower verbraten.

In Teilen von Afrika werden Mibilfunkstandorte noch mit der guten AK47 "Akquiriert" .... und der Bausatz an einen Baum/alten Reifen (mit Zement und Stahlstab) getackert.
Zum Teil "regenereierte" Alttechnik aus Europa verbraten.

...überwacht in China - in Shenzhen... Europäer/Amerikaner bauen da NUR - wenn die Überwachung durch die bekannten Geheimdienste interessant ist....


Der EINZIGE "Vorteil" - es wird "bezahlt" füür den Anbieter in GELD. ...nicht in Ziegen, Hühnern...oder alten Kabeln.

Braucht man für einen Wechsel der Technik wirklich mal "mehr" Leute - werden die kurz (Weltweit) angemietet. (Abgabefrei)

Grade für "Bezahlsysteme" (auch im Mobilfunk) gibt es wenige hoch spezialisierte Leute - die den Stick kurz anschliessen...oder von ihrer Insel den Teil hochladen..... - also GENAU SO wie in der Schweiz.

Wenn in Afrika mit Mobilfunk auf dem Land ....für NORMAL Sterbliche Geld "verdient" wird.... - sind es die Kopfgelder für Techniker. Mein Kollege ist schon 3 mal entführt worden - der Fahrer ist einmal erschossen worden...und das Auto wird einbehalten..

In letzter Zeit wird verstärkt auf "Sicherheitsdienste" gesetzt - die die Leute wieder "raushauen".....(auch selten Afrikaner).

Nur wenigen Afrikanern gelingt der Schritt nach Europa durch Bildung - und die Leute fehlen dann vor Ort.
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Brainiac
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Re: Die europäische Agrarpolitik vor dem Hintergrund der Flüchtlings- und Migrationskrise

Beitrag von Brainiac »

Es wäre übrigens ein nicht ganz zutreffendes Bild Afrikas, dort ausschließlich die um Subsistenzwirtschaft bemühten Familien- und Kleinbetriebe zu sehen. In der Elfenbeinküste gibt es weiträumige Kaffeeplantagen, in der Sierra Leone Palmölfelder, Angola investiert in Großfarmen für Getreide und Burkina Faso in die Hühnchenproduktion. Ich sehe keinen Grund, warum bewährte Verfahren der Massenproduktion nicht auch in Afrika weiter verbreitet möglich sein sollen, hinzu kommen die riesigen Flächenreserven.

Das geht sicher nicht ohne ausländische Investoren, und das sowie die ökologischen Aspekte ruft dann wieder die Gegner auf den Plan, die ja bei jedem Großprojekt in Afrika immer sofort und ausschließlich das Negative aufzählen (eigentlich aber in vielen Fällen auf diesem Umweg die geliebte grundsätzliche Kapitalismuskritik ausleben). Nun, diese Themen werden ja weltweit diskutiert. Jedenfalls ist die Zukunft der Welternährung wohl definitiv ein schwieriges und wichtiges Thema, und mir erschließt sich nicht, warum das nicht für Afrika auch als große Chance gesehen werden kann, irgendwann vielleicht auch mal über den eigenen Kontinent hinaus.

https://afrika.info/newsroom/afrika-die ... ibusiness/
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Re: Die europäische Agrarpolitik vor dem Hintergrund der Flüchtlings- und Migrationskrise

Beitrag von Brainiac »

Und wenn Afrikas Landwirtschaft rentabler wird, trägt dies auch den Ausbau unterstützende Dienstleistungen und Tools, somit den Ausbau der IT-Industrie.

https://www.welt.de/wirtschaft/article1 ... chaft.html
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Re: Die europäische Agrarpolitik vor dem Hintergrund der Flüchtlings- und Migrationskrise

Beitrag von Brainiac »

Habe jetzt mal versucht, mir auf Grundlage der Diskussion hier eine Meinung zu bilden, und auch noch etwas recherchiert.

Eine der Kernfragen ist ja, ob und in welchem Umfang die europäischen Agrarexporte nach Afrika tatsächlich die Entwicklung der dortigen Landwirtschaft und Nahrungsmittelindustrie substantiell behindern. Dazu ist es sinnvoll, sich den tatsächlichen Handelsverkehr anzuschauen. EU-weit habe ich hierzu keine wirklich geeignete Datenquelle gefunden, aber bezogen auf den deutschen Außenhandel ist diese interaktive Datenbank des Statistischen Bundesamts sehr ergiebig: https://www-genesis.destatis.de/genesis ... len/51000* (und dann zB 51000-0007).

Dort kann man sich beispielsweise zusammenklicken und zusammenrechnen, dass Deutschland in 2017 für ca. 1,5 Mrd EURO Güter der Ernährungswirtschaft (Warengruppen EGW1-4, im allgemeinen auch als "Agrarhandel" im weiteren Sinne bezeichnet) in afrikanische Länder exportiert hat. Davon beispielsweise gut 13.000 Tonnen Fleisch nach Ghana im Wert von gut 8 Mio EURO, was ein äußerst niedriger Durchschnittspreis zu sein scheint.

Das afrikanische BIP (nominal) beläuft sich insgesamt auf knapp 2 Bill. EURO, davon entfallen ca. 300 Mrd EURO auf den Agrarsektor. (Quelle: https://www.cia.gov/library/publication ... -factbook/ + Berechnungen). Wenn man dem die 1,5 Mrd EURO Agrarexporte Deutschlands nach Afrika gegenüberstellt und mit dem Faktor 5 (halbwegs plausibler Wert) auf die EU hochrechnet, kommt man auf ein Verhältnis von etwa 1:40 zwischen EU-Exporten und Gesamt-Agrar-BIP Afrikas. Wenn man nun noch einbezieht, dass ein Großteil der afrikanischen Landwirtschaft der Subsistenz dient und nicht oder nur sehr lokal begrenzt in den Handel gelangt, kann man sich schon vorstellen, dass die - aus hochsubventionierter Landwirtschaft resultierenden - EU-Exporte in bestimmten Konstellationen sehr negative Effekte auf das lokale afrikanische Agrobusiness haben können. (Zur pauschalen Erklärung des Nicht-Vorankommens des Kontinents Afrika, im Sinne "hauptschuldig", reichen die EU-Exporte aber natürlich bei weitem nicht aus.)

Beispiel Fleisch, Ghana: Das Agrar-BIP Ghanas beläuft sich auf ca. 7 Mrd Euro. Dem stehen Fleischexporte für 8 Mio EURO aus Deutschland, also vielleicht ca. 40 Mio EURO aus der EU insgesamt, gegenüber. Von den 8 Mrd Agrar-BIP entfallen aber nur ein kleiner Teil auf tatsächlichen Handel (Rest = Subsistenz) und davon wiederum nur ein vermutlich kleinerer Teil auf Fleisch, also ist es plausibel, dass die Importe aus der EU eine schwer überwindbare Hürde für lokales Fleischbusiness darstellen, und so ist es auch (ideologisch wohl unverdächtige Quelle):
Selbst dort, wo die Nachfrage deutlich steigt und gute Verkaufspreise zu erzielen wären, wie in der Geflügelverarbeitung, wird nur wenig investiert, weil die oft subventionierte Ware aus dem Ausland noch billiger ist. "Lokale ghanaische Produzenten können da nur schwer mithalten", meint Kojo Blankson Wilson, Director of Operations des privaten Schlachtbetriebs JFAMCO.
https://www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/ ... 86708.html

Das Thema scheint also nicht ganz unberechtigt die Runde in der Presse gemacht zu haben, wenn auch vielfach mit übertriebener Polemik. Sicherlich ließen sich auch genügend andere, weniger öffentlichkeitswirksame Fälle finden. Man kann zB die Getreideexporte nach Nordafrika unter die Lupe nehmen, die in Jahren schlechter Ernte sicherlich unumgänglich sind, in anderen Jahren aber möglicherweise die Entwicklung der dortigen Getreidewirtschaft unnötig behindern. Ein anderes Beispiel wären die Exporte von Milch- und Molkereiprodukten nach Westafrika.

Soweit zu den Marktdaten.

Des weiteren habe ich der Diskussion entnommen, dass es wenig Einwände gegen ein Zurückfahren der EU-Agrarsubventionen aus Sicht der europäischen Landwirtschaft gibt - außer, dass man eine prinzipielle Selbstversorgungsfähigkeit aufrechterhalten sollte. Das wäre aber vermutlich mit wesentlich geringeren Subventionen leistbar (auch wenn ich dazu keine Zahlen habe).

Des weiteren scheint mir, dass eine noch stärkere Protektionierung der afrikanischen Agrarmärkte sinnvoll und notwendig wäre. Auch wenn Protektionismus immer ein zweischneidiges Schwert ist und man auch viele Gegenargumente aufführen kann. Andererseits gibt es durchaus Beispiele, wo der Schutz der eigenen Märkte Staaten nachweislich bei der Entwicklung zum Schwellen- bzw Industriestaat geholfen haben (China, Südkorea etc.). Afrika hinkt in der Entwicklung so hinterher, dass es ohne Protektionismus wohl nicht gehen wird.

Was ich also für sinnvoll erachten würde, wäre:

1. Eine drastische Reduzierung der EU-Agrarsubventionen auf das (evtl. noch zu ermittelnde) Niveau des Erhalts der prinzipiellen Subsistenzfähigkeit.
2. Ein einheitliches und für die afrikanischen Staaten noch günstigeres Handelsabkommen, das den heutigen Flickenteppich ablöst und keine Importzölle in die EU mehr beinhaltet (auch auf verarbeitete Nahrungsmittel nicht) und demgegenüber den afrikanischen Staaten hohe Importzölle für Güter gestattet, die geeignet sind, das lokale Agrobusiness zu gefährden. Dies müsste allerdings WTO-konform erfolgen, und ggfs müsste man anderen armen Staaten ähnliche Vergünstigungen einräumen, was aber auch vertretbar scheint - arme Menschen gibt es ja nicht nur in Afrika.
3. Sofern Mangel und Not an Grundnahrungsmitteln entsteht, weil die afrikanische Produktion den Bedarf nicht bedienen kann, Nutzung von eingesparten Agrarsubventionsmitteln zur Übergangsnothilfe. Aber nur genau dann.
4. Des weiteren Nutzung der eingesparten EU-Agrarsubventionen im Rahmen der Entwicklungshilfe zur Finanzierung von Investvorhaben in die afrikanische Landwirtschaft, die sonst an der Finanzierungs- oder Know-How-Hürde scheitern würden (zB Flächenerschließung, Massenproduktion).

Das wäre m.E. sinnvoll. Eine sofortige, umfassende Verbesserung der Situation Afrikas, und damit eine Reduzierung des Migrationsdrucks, ist damit natürlich nicht erreichbar - es klemmt ja auch an vielen anderen Stellen und der wohl wichtigste Hebel besteht in der Förderung und Belohnung von Good Governance, wie auch immer man das am besten macht (nicht Thema dieses Stranges). Aber man würde zumindest einen Beitrag leisten. Wie erheblich der ist, kann wohl kein lebender Mensch beziffern.
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Re: Die europäische Agrarpolitik vor dem Hintergrund der Flüchtlings- und Migrationskrise

Beitrag von H2O »

Vielen Dank für diese gute Arbeit zur Objektivierung unserer Diskussionen über die europäischen Agrarexporte nach Afrika! Ich übernehme dieses Gedankengebäude gern bis noch bessere Darstellungen verfügbar sind.

Eine klitzekleine Ergänzung habe ich noch, ohne daß ich jetzt mit einer Quellenangabe punkten könnte: Mir ist in Erinnerung gelieben, daß die EU Fleischwirtschaft im wesentlichen Schlachtteile nach Afrika exportiert, die hier nicht absetzbar sind. So türmen sich in unseren Supermärkten Hähnchen und Putenbrüste, auch die Schlegel und Flügel, aber die Rückenstücke finden keine Abnehmer in genügend großer Zahl. Diese Schlachtteile werden zu wahren Schleuderpreisen auf afrikanischen Märkten angeboten, und die meist sehr armen Menschen kaufen das auch, weil die örtlichen Geflügelhalter auf ihren vollwertigen Produkten ganz einfach sitzen bleiben. Der nächste Schritt: Diese Landwirtschaft ernährt ihre Leute nicht mehr, und die Bauern wandern ab in die Städte, weil sie dort näher an Hilfsleistungen aus den reichen Staaten der Erde leben können.

Das vielleicht zu dem extrem niedrigen Preis für Fleischexporte nach Afrika.

Gute Regierungsführung und die weitgehende Abwesenheit von Korruption sollten Leuchtfeuer für Hilfen aus Europa werden!
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Re: Die europäische Agrarpolitik vor dem Hintergrund der Flüchtlings- und Migrationskrise

Beitrag von Brainiac »

Das wäre eine plausible Erklärung, ja. Wenn man die Zahlen nach Ländern vergleicht, fällt allerdings auf, dass der Durchschnittspreis vor allem für Exporte nach Westafrika (Ghana, Elfenbeinküste) besonders niedrig ist.
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Re: Die europäische Agrarpolitik vor dem Hintergrund der Flüchtlings- und Migrationskrise

Beitrag von Tom Bombadil »

Welfenprinz hat geschrieben:(18 Jul 2018, 22:06)

Die Menschen wollen vom Feld weg. Wie hier auch.
Das ist nachvollziehbar. Aber damit man auch mit Dienstleistungen Geld verdienen kann, muss es mMn. eine wie auch immer geartete Produktion von realen Gütern geben, die auch im Ausland gefragt sind. Man könnte zB. endlich mal eine Autoproduktion in Afrika ankurbeln, von Afrikanern für Afrikaner. Simple, robuste Technik zum bezahlbaren Preis, angepasst an die dortigen Straßenverhältnisse. Unsere Schrottkarren kommen dann auch wirklich zur Verwertung und werden nicht nach Afrika geschippert. Nur mal als Beispiel.
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Re: Die europäische Agrarpolitik vor dem Hintergrund der Flüchtlings- und Migrationskrise

Beitrag von ThorsHamar »

Tom Bombadil hat geschrieben:(23 Jul 2018, 10:48)

Das ist nachvollziehbar. Aber damit man auch mit Dienstleistungen Geld verdienen kann, muss es mMn. eine wie auch immer geartete Produktion von realen Gütern geben, die auch im Ausland gefragt sind. Man könnte zB. endlich mal eine Autoproduktion in Afrika ankurbeln, von Afrikanern für Afrikaner. Simple, robuste Technik zum bezahlbaren Preis, angepasst an die dortigen Straßenverhältnisse. Unsere Schrottkarren kommen dann auch wirklich zur Verwertung und werden nicht nach Afrika geschippert. Nur mal als Beispiel.
Das tatsächlich einzige Problem ist, dass ( auch hier ) stets und ständig ausgeblendet wird, dass die gesellschaftliche Entwicklung in grössten Teilen Afrikas um hunderte bis tausende Jahre hinter der Moderne zurück steht ...
Mit den Stämmen aus der Steinzeit und Clans aus dem Vormittelalter gibt es keine Nationalstaaten und somit verantwortlich agierende Regierungen, mit denen man tatsächlich Pläne erarbeiten könnte.
Der relativ gewaltige Aufschwung in der Entwicklung geschah nur wegen der Kolonialmächte aus Europa.
Ohne die Kolonialzeit blickte wir in grossen Teilen Afrikas noch weiter in die Vergangenheit der Menschheit ....

In der Situation, wie sie jetzt ist, müsste jede Firma, die in Afrika etwas Konkurrenzfähiges produzieren möchte, eigene Arbeiter mitbringen ....
Die Chinesen haben das längst begriffen und "kolonialisieren" sehr erfolgreich.
Wer die Vergangenheit kontrolliert, kontrolliert die Zukunft; wer die Gegenwart kontrolliert, kontrolliert die Vergangenheit.
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Re: Die europäische Agrarpolitik vor dem Hintergrund der Flüchtlings- und Migrationskrise

Beitrag von H2O »

So sicher bin ich mir da aber nicht. In Afrika soll es funktionierende Königreiche gegeben haben, bevor Europäer und Araber ihnen den Garaus machten. Warum erzählen Sie nur so unausgegorene Geschichten?

https://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%B6nigreich_Benin
https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%84thiopien
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_his ... _in_Afrika

Je mehr man sucht, desto mehr findet man. :)

Das heutige gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Durcheinander in Mittel- und Süd-Amerika könnte zu sehr ähnlichen Fehlschlüssen verleiten. Auch dort gab es hochentwickelte Kulturen, die von uns Europäern blindwütig und gierig vernichtet wurden.
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Re: Europäische Asyl- und Flüchtlingspolitik

Beitrag von Orbiter1 »

Entwicklungsminister Müller weiß auch was in Sachen Afrika notwendig wäre.

"Nach Ansicht von Entwicklungsminister Gerd Müller sollte die Europäische Union ihre Märkte für sämtliche Güter aus Afrika öffnen. Besonders Agrarprodukte sollten zoll- und quotenfrei in die EU eingeführt werden können, sagte der CSU-Politiker der Welt. Derzeit sei der europäische Markt für Produkte aus Afrika faktisch gesperrt, gleichzeitig stiegen die europäischen Exporte nach Afrika. Durch eine Öffnung des Markts könnten Jobs für Millionen arbeitslose junge Menschen in Afrika geschaffen werden. .... Europa könne sich trotzdem nicht völlig gegen Migration aus Afrika abschotten, sagte Müller. Er forderte ein EU-Afrika-Abkommen, durch das Menschen aus afrikanischen Ländern auch legale Möglichkeiten bekämen, um in Europa zu arbeiten. Von den afrikanischen Ländern könne die EU im Gegenzug verlangen, abgelehnte Asylbewerber ohne Duldung zurückzunehmen." Quelle: https://www.zeit.de/wirtschaft/2018-08/ ... l-oeffnung

Die europäische Agrarlobby wird das mit Sicherheit verhindern.


Edit: Es gibt dazu ein Interview von Müller mit der Welt. Ein Zitat daraus:

"Müller: Wenn wir Afrika in der Landwirtschaft nicht zum Selbstversorger und Exporteur werden lassen: Wo sollen denn dann Arbeitsplätze entstehen? Sowohl die Amerikaner als auch die Europäer stützen ihre Landwirtschaft Jahr für Jahr mit vielen Milliarden. Aber auch Afrikas Landwirtschaft wird von verheerenden Dürren heimgesucht und muss Produktivitätssprünge machen. Brüssel hat noch nicht erkannt, dass die Zeichen der Zeit neue Schwerpunkte erfordern. Das zeigt sich deutlich am EU-Haushalt für die kommenden Jahre. Von 2021 bis 2027 sind 370 Milliarden Euro für Agrarzahlungen in der EU vorgesehen, der Ansatz für die Afrikapolitik in ihrer ganzen Breite liegt dagegen nur bei 39 Milliarden.

WELT: Wollen Sie Geld aus dem Agrartopf in den Afrikatopf umschichten?

Müller: Ich will nicht die einen gegen die anderen ausspielen. Aber die bisherigen Haushaltsansätze entsprechen nicht den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Um es bildlich zu sagen: Afrika wird nicht mit einigen Regentropfen grün. Wir müssen dem Kontinent einen neuen Stellenwert einräumen – auch politisch." Quelle: https://www.welt.de/politik/deutschland ... geben.html

Da kann er recht haben so viel er will, die Agrarlobby wird die Ansätze von Müller zügig beerdigen.
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Re: Europäische Asyl- und Flüchtlingspolitik

Beitrag von TheManFromDownUnder »

Ist ja keine schlechte Idee. Kaffee aus Ethopia ! Kein Grund dafuer Zoll zu erheben. Sicher gibt es genug Produkte aus Afrika die zollfrei eingefuehrt werden koennten!

Und warum nicht Afrikanern die Moeglichkeit zu geben in der EU zu arbeiten wenn dies auf einem Zeitvertrag basiert ohne Anrecht auf permanenten Aufenthalt.

Wir haben hier in Australien eine Visakategorie, die es erlaubt Menschen voruebergehend und befristet in Australien zu arbeiten, meistens als Erntehelfer. Viele Chinesen machen daraus eifrig gebraucht. Im Moment in unserer Region als Ernethelfer bei der Erdbeer Ernte. Mindestgehalt festgelegt von der Regierung. Keine Benachteiligung gegenueber Einheimischen. Unterkunft gestellt durch den Arbeitgeber. Die Arbeiter fliegen nach Hause mit vielen Dollar in der Tasche und kommen gerne wieder naechstes Jahr.
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Re: Europäische Asyl- und Flüchtlingspolitik

Beitrag von zollagent »

Wen es interessiert, die Zolltarifnummer für gerösteten, nicht entkoffeinierten Kaffee ist 09012100000. Im Europäischen Zolltarif findet man unter dem Länderkürzel ET (für Ethiopia) einen Drittlandszollsatz von 7,5 %, der mit nachgewiesener Herkunft mittels Präferenzpapier auf Null abgesenkt wird. Die Umsatzsteuer für Kaffee beträgt 7 %. Sie ist bei Einfuhr IMMER zu entrichten.
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Re: Europäische Asyl- und Flüchtlingspolitik

Beitrag von Nightrain »

Interessant ist ja nur, ob afrikanischen Ländern durch den Kaffee Zoll ein Nachteil gegenüber Wettbewerbern entsteht.
Müsste eigentlich nicht Afrika Einfuhrzölle für europäische Waren erheben, um die eigene Wirtschaft zu schützen? Geschieht das nicht?

Bezüglich Import von afrikanischen Waren in die EU vermute ich, dass ein Großteil nicht ansatzweise die europäischen Mindestnormen erfüllen wird. Wer in der EU möchte in Afrika produzierten Ananas-Saft, der unter völlig zweifelhaften Bedigungen produziert wurde? Bis zu den ersten Lebensmittelskandalen würde es nicht lange dauern.
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Re: Europäische Asyl- und Flüchtlingspolitik

Beitrag von zollagent »

Nightrain hat geschrieben:(08 Aug 2018, 16:30)

Interessant ist ja nur, ob afrikanischen Ländern durch den Kaffee Zoll ein Nachteil gegenüber Wettbewerbern entsteht.
Müsste eigentlich nicht Afrika Einfuhrzölle für europäische Waren erheben, um die eigene Wirtschaft zu schützen? Geschieht das nicht?

Bezüglich Import von afrikanischen Waren in die EU vermute ich, dass ein Großteil nicht ansatzweise die europäischen Mindestnormen erfüllen wird. Wer in der EU möchte in Afrika produzierten Ananas-Saft, der unter völlig zweifelhaften Bedigungen produziert wurde? Bis zu den ersten Lebensmittelskandalen würde es nicht lange dauern.
Nein, dieser Nachteil entsteht deshalb nicht, weil so gut wie alle Kaffeeproduzenten ebenfalls diese Zollfreiheit genießen. Und zusätzlich unser Kaffee aus einem Mix dieser unterschiedlichen Kaffeesorten besteht, so daß jeder seinen Anteil am Kuchen hat. Ob der Kuchen groß genug für alle ist, steht dabei auf einem anderen Blatt.
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Re: Europäische Asyl- und Flüchtlingspolitik

Beitrag von Welfenprinz »

Nightrain hat geschrieben:(08 Aug 2018, 16:30)



Bezüglich Import von afrikanischen Waren in die EU vermute ich, dass ein Großteil nicht ansatzweise die europäischen Mindestnormen erfüllen wird. Wer in der EU möchte in Afrika produzierten Ananas-Saft, der unter völlig zweifelhaften Bedigungen produziert wurde? Bis zu den ersten Lebensmittelskandalen würde es nicht lange dauern.
Zu verarbeiteten Produkten kann ich nix sagen,aber Obst und Gemüseimporte aus Nordafrika (die seit den diversen Frühlingen mehr geworden sind) sind genauso fern oder nah an Lebensmittelskandalen wie polnische oder spanische.
Gewisse Anlaufschwierigkeiten in punkto Qualität (Wassermelonen aus Marokko. :rolleyes: :p ) sind normal und erledigen sich im laufe von 3-4 Jahren
Sterben kann nicht so schlimm sein,sonst würden es nicht so viele tun.
Lt. griinpissstudien stirbt eine Ratte, wenn ihr ein 200l-Fass Glyphosat auf den Kopf fällt.
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Re: Europäische Asyl- und Flüchtlingspolitik

Beitrag von Nightrain »

Welfenprinz hat geschrieben:(08 Aug 2018, 19:07)
Zu verarbeiteten Produkten kann ich nix sagen,aber Obst und Gemüseimporte aus Nordafrika (die seit den diversen Frühlingen mehr geworden sind) sind genauso fern oder nah an Lebensmittelskandalen wie polnische oder spanische.
Gewisse Anlaufschwierigkeiten in punkto Qualität (Wassermelonen aus Marokko. :rolleyes: :p ) sind normal und erledigen sich im laufe von 3-4 Jahren
Das ist aber alles keine Verarbeitung. Schon der Fruchtsaft wird nicht mehr in Afrika produziert, sondern die Früchte nach Europa gebracht, um sie hier weiterzuverarbeiten.

Man darf auch nicht vergessen, dass grundsätzlich eine Eigenversorgung mit Grundnahrungsmitteln angestrebt wird. Ich denke nicht, dass überhaupt Bedarf besteht Getreide in die EU zu importieren. Das wächst hier ausgezeichnet.
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Re: Europäische Asyl- und Flüchtlingspolitik

Beitrag von Welfenprinz »

Nightrain hat geschrieben:(08 Aug 2018, 20:41)

gebracht, um sie hier weiterzuverarbeiten.

Man darf auch nicht vergessen, dass grundsätzlich eine Eigenversorgung mit Grundnahrungsmitteln angestrebt wird.
Fail.
Ernährungssicherheit kann ausschliesslich über globalen Handel hergestellt werden. Ausgleich der durch verschiedene Faktoren hervorgerufenen Mengenschwankungen.

Ich denke nicht, dass überhaupt Bedarf besteht Getreide in die EU zu importieren. t.
Fail.
Passiert immer öfter,dürfte dies Jahr auch wieder passieren.
Wie schon weiter vorn im Strang geschrieben ,waren wir es mit unserer Kaufkraft ,die 2007/08 den Menschen das Essen weg gekauft haben,die in Kairo oder Mexiko demonstriert haben .
Sterben kann nicht so schlimm sein,sonst würden es nicht so viele tun.
Lt. griinpissstudien stirbt eine Ratte, wenn ihr ein 200l-Fass Glyphosat auf den Kopf fällt.
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Re: Europäische Asyl- und Flüchtlingspolitik

Beitrag von sünnerklaas »

Nightrain hat geschrieben:(08 Aug 2018, 20:41)

Das ist aber alles keine Verarbeitung. Schon der Fruchtsaft wird nicht mehr in Afrika produziert, sondern die Früchte nach Europa gebracht, um sie hier weiterzuverarbeiten.

Man darf auch nicht vergessen, dass grundsätzlich eine Eigenversorgung mit Grundnahrungsmitteln angestrebt wird. Ich denke nicht, dass überhaupt Bedarf besteht Getreide in die EU zu importieren. Das wächst hier ausgezeichnet.
Afrika ist Rohstofflieferant - ansonsten nur Absatzmarkt.
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Re: Die europäische Agrarpolitik vor dem Hintergrund der Flüchtlings- und Migrationskrise

Beitrag von Welfenprinz »

Aus dem Kopf erinnert war die EU Getreidenettoimporteur
in den Jahren 2003,2007,2011,2012 und jetzt diese Saison.
Ich habe ehrlich gesagt keine Lust mehr die Zahlen dazu rauszusuchen,weils ja eh nicht geglaubt werden soll.


Die landwirtschaftliche Fachpresse von griinpiss und co verbreitet halt ihre Märchen ,in den Köpfen der Menschen existieren angebliche “Getreideberge“,während in Wirklichkeit die Welternährung auf Kante läuft,China die Ware ansaugt,bunkert,als Waffe einsetzt und nicht damit handelt.

Zwei allgemein gehaltene Aussagen dazu:

“im kommenden Wirtschaftsjahr wird die Nachfrage nach Getreide in der EU erneut zunehmen und damit ein neues Rekordhoch erreichen. Erwartet wird ein Verbrauch von 284 Mio. t
https://www.ami-informiert.de/ami-maerk ... eiter.html


Über einen längeren Zeitraum betrachtet reichte die Getreideerzeugung in der EU von einem Tiefpunkt von 253 Mio. Tonnen im Jahr 2003 (einem Jahr schwerer Dürre) bis auf über 330 Mio. Tonnen im Jahr 2014 (einem Jahr mit sehr günstigen Witterungsbedingungen).“
https://www.bvo-saaten.de/news/eurostat ... wirtschaft


Wenn wir weniger produzieren,hungern andere.
Nicht wir.
So einfach ist das.
Sterben kann nicht so schlimm sein,sonst würden es nicht so viele tun.
Lt. griinpissstudien stirbt eine Ratte, wenn ihr ein 200l-Fass Glyphosat auf den Kopf fällt.
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Re: Die europäische Agrarpolitik vor dem Hintergrund der Flüchtlings- und Migrationskrise

Beitrag von H2O »

Welfenprinz hat geschrieben:(08 Aug 2018, 21:12)

Aus dem Kopf erinnert war die EU Getreidenettoimporteur
in den Jahren 2003,2007,2011,2012 und jetzt diese Saison.
Ich habe ehrlich gesagt keine Lust mehr die Zahlen dazu rauszusuchen,weils ja eh nicht geglaubt werden soll.


Die landwirtschaftliche Fachpresse von griinpiss und co verbreitet halt ihre Märchen ,in den Köpfen der Menschen existieren angebliche “Getreideberge“,während in Wirklichkeit die Welternährung auf Kante läuft,China die Ware ansaugt,bunkert,als Waffe einsetzt und nicht damit handelt.

Zwei allgemein gehaltene Aussagen dazu:

“im kommenden Wirtschaftsjahr wird die Nachfrage nach Getreide in der EU erneut zunehmen und damit ein neues Rekordhoch erreichen. Erwartet wird ein Verbrauch von 284 Mio. t
https://www.ami-informiert.de/ami-maerk ... eiter.html


Über einen längeren Zeitraum betrachtet reichte die Getreideerzeugung in der EU von einem Tiefpunkt von 253 Mio. Tonnen im Jahr 2003 (einem Jahr schwerer Dürre) bis auf über 330 Mio. Tonnen im Jahr 2014 (einem Jahr mit sehr günstigen Witterungsbedingungen).“
https://www.bvo-saaten.de/news/eurostat ... wirtschaft


Wenn wir weniger produzieren,hungern andere.
Nicht wir.
So einfach ist das.
Aus meiner Sicht als Mitleser solcher Nachrichten ist doch der Agrarexport der EU überhaupt nicht auf Getreide aufgebaut. Da ist es eher so, daß Futtermittel (Vielleicht ist das schon unser Getreidenimport!) in großem Stil für die "Veredelungswirtschaft", sprich Fleischerzeugung, eingeführt werden. Unser wesentlicher Export betrifft doch genau diesen Sektor Fleischwaren und Molkereiprodukte. Und unser Umweltproblem mit dem nitrierten Grundwasser mit Antibiotika und vielen Volkskrankheiten durch übertriebenen Fleischgenuß wohl auch.

Daß es gelegentlich Fleischberge, Milchseen, Butterberge, Schweinebäuche gibt, entnehme ich der Presse. Der Inlandsverbrauch in der EU läßt sich kaum steigern, und nach hinreichender Lagerzeit geht der Überschuß in den Export. Ich meine, daß dort der Hammer hängt.

Das Problem wäre vermutlich sofort erledigt, wenn Veredelungsbetriebe ihre Fleischproduktion mit den Erträgen ihrer Ländereien bestreiten müßten. Eine kluge Landwirtschaftspolitik steckt nicht hinter der augenblicklichen Wirtschaftsweise.

Unsere Landwirtschaft müßte so strukturiert werden, daß sie unsere Ernährung mit Grundnahrungsmitteln auch in Schlechtwetterzeiten sicher stellt. Wenn wir Rindfleisch aus Argentinien oder Brasilien, oder Schweinefleisch aus den USA hinzukaufen müßten, das wäre doch kein Beinbruch!

Das alles ist natürlich nur meine Empfindungslage; was wirklich auf dem Gebiet geschieht, das werden Sie besser wissen!
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Re: Die europäische Agrarpolitik vor dem Hintergrund der Flüchtlings- und Migrationskrise

Beitrag von Welfenprinz »

H2O hat geschrieben:(09 Aug 2018, 06:54)

Aus meiner Sicht als Mitleser solcher Nachrichten ist doch der Agrarexport der EU überhaupt nicht auf Getreide aufgebaut.
Getreide (Also Mais,Reis,Weizen, und dann noch die Arten mit geringerem Anbauumfang) sind quantitativ das wesentliche Rückgrat der Welternährung und belegen den grössten Teil der Anbauflächen.
Deshalb ist es üblich und bis zu einem gewissen grade auch zulässig “Ernährungsversorgung“ auf ““Getreidemarkt“ zu verkürzen. Auch wenns nicht bis ins letzte Detail exakt ist.
(Platt gesagt ,ist es ja z. B. für die Versorgungssicherheit unerheblich ,dass Obst und Weinbauern von diesem Jahr begeistert sind)



Da ist es eher so, daß Futtermittel (Vielleicht ist das schon unser Getreidenimport!) in großem Stil für die "Veredelungswirtschaft", sprich Fleischerzeugung, eingeführt werden. Unser wesentlicher Export betrifft doch genau diesen Sektor Fleischwaren und Molkereiprodukte.
Import,Export..... :rolleyes: liessen sich jetzt Bibliotheken mit füllen.
Wenn Bahlsen den Agrarrohstoff Weizen zu Keksen verarbeitet(oder Kartoffeln zu chips) und verkauft,sagt keiner was.
Wenn arla den Agrarrohstoff Milch zu Käse verarbeitet und exportiert, ist das das Weltenübel.
Muss ich nicht verstehen.


Unsere Landwirtschaft müßte so strukturiert werden, daß sie unsere Ernährung mit Grundnahrungsmitteln auch in Schlechtwetterzeiten sicher stellt.

!
Grade das geht ja nicht,in keiner Region der Welt.(jedenfalls nicht mit der jetzigen Bevölkerungszahl).
Freiland ist keine Fabrikhalle,und niemand,aber wirklich niemand weiss ob die Ernte nächstes Jahr x % höher oder y % niedriger ausfällt.
Die Versorgung kann nur durch uneingeschränkten Handel rund ums Jahr rund um den Globus klappen.
Jeder Ansatz,der nicht global gefasst ist,zielt ins Leere.

Die Preissteigerungen in der Saison 07/08 -die zu den Hungerdemonstrationen führten- basierten auf einem Erntemengenrückgang von weniger als 10% (!) und gleichzeitig jahrelang (seit 2002)gesunkenen Vorräten.
Vor dem Hintergrund ist es menschenverachtend von “Überschüssen“ zu sprechen oder “Exporte“ zur res non grata zu erklären.
Sterben kann nicht so schlimm sein,sonst würden es nicht so viele tun.
Lt. griinpissstudien stirbt eine Ratte, wenn ihr ein 200l-Fass Glyphosat auf den Kopf fällt.
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Re: Die europäische Agrarpolitik vor dem Hintergrund der Flüchtlings- und Migrationskrise

Beitrag von H2O »

Welfenprinz hat geschrieben:(09 Aug 2018, 07:33)

Getreide (Also Mais,Reis,Weizen, und dann noch die Arten mit geringerem Anbauumfang) sind quantitativ das wesentliche Rückgrat der Welternährung und belegen den grössten Teil der Anbauflächen.
Deshalb ist es üblich und bis zu einem gewissen grade auch zulässig “Ernährungsversorgung“ auf ““Getreidemarkt“ zu verkürzen. Auch wenns nicht bis ins letzte Detail exakt ist.
(Platt gesagt ,ist es ja z. B. für die Versorgungssicherheit unerheblich ,dass Obst und Weinbauern von diesem Jahr begeistert sind)






Import,Export..... :rolleyes: liessen sich jetzt Bibliotheken mit füllen.
Wenn Bahlsen den Agrarrohstoff Weizen zu Keksen verarbeitet(oder Kartoffeln zu chips) und verlauft,sagt keiner was.
Wenn arla den Agrarrohstoff Milch zu Käse verarbeitet und exportiert, ist das das Weltenübel.
Muss ich nicht verstehen.





Grade das geht ja nicht,in keiner Region der Welt.(jedenfalls nicht mit der jetzigen Bevölkerungszahl).
Freiland ist keine Fabrikhalle,und niemand,aber wirklich niemand weiss ob die Ernte nächstes Jahr x % höher oder y % niedriger ausfällt.
Die Versorgung kann nur durch uneingeschränkten Handel rund ums Jahr rund um den Globus klappen.
Jeder Ansatz,der nicht global gefasst ist,zielt ins Leere.

Die Preissteigerungen in der Saison 07/08 -die zu den Hungerdemonstrationen führten- basierten auf einem Erntemengenrückgang von weniger als 10% (!) und gleichzeitig jahrelang (seit 2002)gesunkenen Vorräten.
Vor dem Hintergrund ist es menschenverachtend von “Überschüssen“ zu sprechen oder “Exporte“ zur res non grata zu erklären.
Niemand sagt etwas gegen Welthandel. Hier ging es darum, daß in großem Umfang Getreide eingeführt wird, das am Ende des Liedes unser Grundwasser verseucht mit einer industriellen Produktion von Fleisch und Milch, die so nicht sein müßte. Und daß davon so viel überschüssig hergestellt wird, daß wir in der Presse davon lesen.

Da fände ich es besser, wir würden diese regelmäßig und wetterunabhängi erzeugte Überproduktion von Fleisch einschränken, erstens um uns nicht daran zu überfressen, und zweitens um den Markt in einigen Exportregionen nicht zu zerstören.

Da liegt etwas im Argen; schändlich, daß sich unsere Regierung damit nicht im Sinne von Besserung befaßt.
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Re: Die europäische Agrarpolitik vor dem Hintergrund der Flüchtlings- und Migrationskrise

Beitrag von Welfenprinz »

Warum nicht den Anbau von Tabak,Wein,Braugerste,Hopfen, Brennerweizen verbieten und diese Flächen sinnvoll zur Nahrungsmittelproduktion nutzen?
Naja gut,das hat jetzt nix mehr mit Afrika zu tun.

Niemand sagt etwas gegen Welthandel. Hier ging es darum, daß in großem Umfang Getreide eingeführt wird, das am Ende des Liedes unser Grundwasser verseucht mit einer industriellen Produktion von Fleisch und Milch, die so nicht sein müßte. Und daß davon so viel überschüssig hergestellt wird, daß wir in der Presse davon lesen.
Hier widersprichst du dir doch mehrfach selbst.
Wenn niemand was gegen Welthandel sagt,kannst du nicht im nächsten Atemzug selektive Rosinenpickerei betreiben.
Führt die EU denn nun “in grossem Umfang “ Getreide ein oder produziert “die industrialisierte Landwirtschaft in den Agrarsteppen“ zuviel davon und ist schlimm schlimm exportorientiert?
Wenn es etwas verkauft werden kann ,ist es nicht “überschüssig produziert“,dann hat es einen Abnehmer. Vollkommen egal ob Hühnerfüsse und Schnäbel in China Absatz haben oder Käse in Teheran.

Da fände ich es besser, wir würden diese regelmäßig und wetterunabhängi erzeugte Überproduktion von Fleisch einschränken, erstens um uns nicht daran zu überfressen, und zweitens um den Markt in einigen Exportregionen nicht zu zerstören.
In diesem Exportregionen besteht Nachfrage,die wird bedient(und in Afrika von Brasilien,die EU ist da nur ein Lückenfüller).
Und in Ländern mit ein paar hundert Dollar Jahreseinkommen sind erschwingliche Lebensmittel wohl eher Segen denn Fluch.
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Re: Die europäische Agrarpolitik vor dem Hintergrund der Flüchtlings- und Migrationskrise

Beitrag von Tom Bombadil »

Welfenprinz hat geschrieben:(09 Aug 2018, 09:12)

Wenn es etwas verkauft werden kann ,ist es nicht “überschüssig produziert“,dann hat es einen Abnehmer.
Oftmals kann etwas aber nur verkauft werden, weil es vorher hoch subventioniert wurde und das wirkt dann schädlich in den Ländern, die ihre Landwirtschaft nicht oder nicht so hoch subventionieren können.
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Re: Die europäische Agrarpolitik vor dem Hintergrund der Flüchtlings- und Migrationskrise

Beitrag von Quatschki »

Tom Bombadil hat geschrieben:(09 Aug 2018, 09:20)

Oftmals kann etwas aber nur verkauft werden, weil es vorher hoch subventioniert wurde und das wirkt dann schädlich in den Ländern, die ihre Landwirtschaft nicht oder nicht so hoch subventionieren können.
Wenn die Produkte zu den höheren Preisen verkauft würden, die sich die dortigen Erzeuger vorstellen, wäre das dann nicht für viele der dortigen Verbraucher unbezahlber??
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Re: Die europäische Agrarpolitik vor dem Hintergrund der Flüchtlings- und Migrationskrise

Beitrag von Tom Bombadil »

Quatschki hat geschrieben:(09 Aug 2018, 09:26)

Wenn die Produkte zu den höheren Preisen verkauft würden, die sich die dortigen Erzeuger vorstellen, wäre das dann nicht für viele der dortigen Verbraucher unbezahlber??
Wenn die Nachfrage mangels Kaufkraft einbricht, sinken die Preise automatisch.
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Re: Die europäische Agrarpolitik vor dem Hintergrund der Flüchtlings- und Migrationskrise

Beitrag von Welfenprinz »

Gerade im Verdlungsbereich ist gar nix hoch subventioniert.
Die ganzen Hühner und Schweineställe würden ungerührt weiter produzieren,wenn die EU Agrarzahlungen morgen auf 0 gestellt werden.

Hoch subventioniert sind alle extensiven Wirtschaftsweisen,Biolandbau und die auf Mittelgebirgswiesen grasende Mutterkuhherde zur Landschaftspflege.
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