Europawahl 2019

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Senexx

Re: Europawahl 2019

Beitrag von Senexx »

Der Neandertaler hat geschrieben:(20 Feb 2019, 05:45)

Senexx, ich lehne den Fingerabdruck, als zusätzliches biometrisches Merkmal, zwar ebenfalls ab, aber weniger, weil ich dadurch "ein Stück Freiheitseinschränkung durch Europa erfahre", sondern: ich sehe dies deshalb als problematisch - wegen der Fälschungssicherheit. Warum sollte der Chip mit dem Fingerabdruck auf einmal sicher sein vor Fälschung, aber nicht der Chip mit der Gesichtskennung?
Denn sollte der Fingerabdruck nur imaginär abgebildet sein und nicht (zusätzlich) digital auf einem Chip, ... ich hätte nichts gegen ein (weiteres) Sicherheitsmerkmal - mit niemand etwas anfangen kann ... daß niemand vergleichen kann, der nicht auch zugriff auf eine vergleichende Datei hat.
Ich sehe keinerlei Notwendigkeit für mehr "Sicherheit". Gesetze müssen einfach angewendet werden, und notfalls so modifiziert werden, dass Clankriminalität und illegale Migration effektiv bekämpft werden.

Die Überwachung und Drangsalierung der eigenen Bürger muss zurückgefahren werden. Unser Melderecht hätte schon lange abgeschafft werden müssen. Genauso wie die GEZ-finanzierten Staatspropagandamedien. Deren Zehntausende Mitarbeiter hätte man schon längst freisetzen müssen. Und Zigtausende Beamte mit Gängelungsfunktionen hätte man ebenfalls in die Wüste schicken sollen.
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H2O
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Re: Europawahl 2019

Beitrag von H2O »

Wie so oft: Die EU-Kommission setzt auf Betreiben des EU-Ministerrats eine Regelung oder ein Gesetz in eine Form um, die nicht in Widerspruch zu vorherigen Gesetzen steht, und schon geht die Meckerei los, daß die EU sich selbst ermächtigt hat... Nö, die nationalen Vertreter im EU-Ministerrat sind diejenigen, die das Initiativrecht haben, die EU-Kommission um Ausfertigung einer Regel zu veranlassen. Mit Sicherheit hat einer der EU-Partner schon längst die Fingerabdrücke verpflichtend in seinen Personalausweisen und Pässen untergebracht. Und nun setzt er sich ein Denkmal in der EU: Alles folgt meinem Kommando.

Mich stört nicht, daß ich neben biometrischen Daten auch meine Fingerabdrücke in einem Personaldokument angeben muß: Um so sicherer bin ich ich. Das allfällige Gemeckere kenne ich noch von der Volkszählung vor vielen Jahren. So etwas von Einschränkung der persönlichen Freiheit hat es noch nie gegeben! Inzwischen muß man gewerblich tätigen Internetunternehmen Fesseln anlegen, weil die mehr über unsere Gewohnheiten ermittelt haben, als wir uns selbst bewußt sind... und damit Handel treiben. Und wer versorgt sie damit? Ich möchte wetten, daß das genau diese ansonsten so besorgten Bürger sind.

Bei FRONTEX haben zuerst auch alle EU-Partner Hurrah gerufen. Erst als heraus kam, daß FRONTEX auch robust an den Außengrenzen der EU gegen nachlässige nationale Grenzschützer auftreten könnte, haben die "Frontstaaten" kalte Füße" bekommen. Vermutlich hatten die sich vorgestellt, daß die EU die Kosten für ihren nationalen Grenzschutz übernimmt... und sie dann unter der Überschrift FRONTEX möglichst gut bezahlte Pöstchen an ihre Günstlinge oder Meistzahlende vergeben könnten. So eine Gemeinheit aber auch! Warum wittert unsereiner inzwischen verzögerungsfrei diese Seuche?
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Re: Europawahl 2019

Beitrag von Senexx »

H2O hat geschrieben:(20 Feb 2019, 08:21)

Wie so oft: Die EU-Kommission setzt auf Betreiben des EU-Ministerrats eine Regelung oder ein Gesetz in eine Form um, die nicht in Widerspruch zu vorherigen Gesetzen steht, und schon geht die Meckerei los,
Widerspruch und Widerstand gegen Übergriffe des Staates (und der EU) sind die Essenz der Demokratie.
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H2O
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Re: Europawahl 2019

Beitrag von H2O »

Senexx hat geschrieben:(20 Feb 2019, 08:32)

Widerspruch und Widerstand gegen Übergriffe des Staates (und der EU) sind die Essenz der Demokratie.
Ich setze dagegen auf Gemeinsinn und Bürgersinn. Damit gelingt uns weitaus mehr, als mit den Gängen vor Gericht.
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Fliege
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Re: Europawahl 2019

Beitrag von Fliege »

H2O hat geschrieben:(20 Feb 2019, 09:03)
Ich setze dagegen auf Gemeinsinn und Bürgersinn.
Welches weitere Wahlkampfthema siehst du EU-weit wirksam?
"Unsere Erde ist vielleicht ein Weibchen." – "Da der Mensch toll werden kann, so sehe ich nicht ein, warum es ein Weltsystem nicht auch werden kann" (Georg Christoph Lichtenberg).
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Orbiter1
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Re: Europawahl 2019

Beitrag von Orbiter1 »

Fliege hat geschrieben:(20 Feb 2019, 10:27)

Welches weitere Wahlkampfthema siehst du EU-weit wirksam?
Dazu gibt es doch umfassende Umfragen des Europaparlaments.

"Ganz oben auf der Tagesordnung steht jetzt das Thema Einwanderung (50 %), gefolgt von Wirtschaft (47 %) und Jugendarbeitslosigkeit (47 %). Die Terrorismusbekämpfung hingegen fällt mit 44 % auf Platz 4." Quelle: http://www.europarl.europa.eu/at-your-s ... -challenge
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Re: Europawahl 2019

Beitrag von Fliege »

Orbiter1 hat geschrieben:(20 Feb 2019, 10:59)
Dazu gibt es doch umfassende Umfragen des Europaparlaments.

"Ganz oben auf der Tagesordnung steht jetzt das Thema Einwanderung (50 %), gefolgt von Wirtschaft (47 %) und Jugendarbeitslosigkeit (47 %). Die Terrorismusbekämpfung hingegen fällt mit 44 % auf Platz 4." Quelle: http://www.europarl.europa.eu/at-your-s ... -challenge
Das Thema Einwanderung haben wir angesprochen.
Die Themen Wirtschaft und Jugendarbeitslosigkeit dürften derart verknüpft sein, dass nur properierende Volkswirtschaften wie die der Nordländer (Deutschland, Österreich, Ungarn und nördlich davon) eine Chance haben, die EU-Jugendarbeitslosigkeit anzugehen, indem junge Leute aus dem EU-Süden in den EU-Norden ziehen, um dort zu lernen und den Berufseinstieg zu schaffen. (Allerdings scheint Deutschland diesbezüglich gerade andere "Sorgen" zu haben, die man sich angemenschelt hat.)

Was könnte die EU wegen der Jugendarbeitslosigkeit tun? Wie steht es mit speziellen und insbesondere niederschwelligen Stipendien für Lehrlinge und Berufseinsteiger?
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Re: Europawahl 2019

Beitrag von Der Neandertaler »

Senexx hat geschrieben:(20 Feb 2019, 07:10)

Ich sehe keinerlei Notwendigkeit für mehr "Sicherheit". Gesetze müssen einfach angewendet werden, und notfalls so modifiziert werden, dass Clankriminalität und illegale Migration effektiv bekämpft werden.

Die Überwachung und Drangsalierung der eigenen Bürger muss zurückgefahren werden. Unser Melderecht hätte schon lange abgeschafft werden müssen. Genauso wie die GEZ-finanzierten Staatspropagandamedien. Deren Zehntausende Mitarbeiter hätte man schon längst freisetzen müssen. Und Zigtausende Beamte mit Gängelungsfunktionen hätte man ebenfalls in die Wüste schicken sollen.
Warum gehst Du nicht auf gemachte Bemerkungen ein, sondern beschreibst etwas Neues? Keine Gegenargummente? Aber sei's drum: welche Sicherheitsgesetze müssen nur konsequent angewendet "und notfalls modifiziert werden?"
Vielleicht biist Du diesmal in der Lage ... oder sogar willens zumindest diese Frage adäquat zu beanworten?!?

"Überwachung ... Drangsalierung ... Melderecht abschaffen ... Staatspropagandamedien ... Gängelungsfunktion"?Weißt Du eigentlich wovon Du sprichst? Ich bezweifele es! Hast Du je in einem Staat gelebt, in dem Überwachung und Drangsalierung an der Tagesordnung war ... in dem dieses Staatsdoktrien war? ... in einem Staat, in dem Staatspropaganda durch gleichgeschaltete Medien verbreitet wurde?

Du solltest also schon ehrlich bleiben ... oder werden. Wenn es Dir nicht paßt, daß Du in einem freiheitlichen und sicheren Land leben darfst, ... es zwingt Dich niemand auszuwandern.
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Re: Europawahl 2019

Beitrag von Der Neandertaler »

Senexx hat geschrieben:(20 Feb 2019, 08:32)

Widerspruch und Widerstand gegen Übergriffe des Staates (und der EU) sind die Essenz der Demokratie.
Darin gebe ich Dir recht, allerdings sollte dieser Widerspruch auch Hand und Fuß haben ... er sollte auf dem Boden der Tatsachen bleiben und nicht nur Widerspruch um des Widersprechens wollen üben.
"Ich teile Ihre Meinung nicht, ich werde aber bis zu meinem letzten Atemzug kämpfen, daß Sie Ihre Meinung frei äußern können." (Voltaire)
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Re: Europawahl 2019

Beitrag von H2O »

Fliege hat geschrieben:(20 Feb 2019, 10:27)

Welches weitere Wahlkampfthema siehst du EU-weit wirksam?
  • 1.
    Einen gemeinsamen Plan zur Bekämpfung der Korruption in den EU-Mitgliedsstaaten.

    2.
    Einen gemeinsamen Plan zur schrittweisen Harmonisierung von Steuern und Abgaben in allen EU-Staaten.

    3.
    Einen gemeinsamen Plan zur schrittweisen Harmonisierung der Arbeitnehmerrechte in allen EU-Staaten

    4.
    Einen gemeinsamen Plan zur schrittweisen Harmonisierung des Verwaltungsrechts in allen Mitgliedsstaaten der EU.
Ich glaube, daß das erst einmal reicht.
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Re: Europawahl 2019

Beitrag von Maikel »

H2O hat geschrieben:(20 Feb 2019, 22:28)
  • 1.
    Einen gemeinsamen Plan zur Bekämpfung der Korruption in den EU-Mitgliedsstaaten.

    2.
    Einen gemeinsamen Plan zur schrittweisen Harmonisierung von Steuern und Abgaben in allen EU-Staaten.

    3.
    Einen gemeinsamen Plan zur schrittweisen Harmonisierung der Arbeitnehmerrechte in allen EU-Staaten

    4.
    Einen gemeinsamen Plan zur schrittweisen Harmonisierung des Verwaltungsrechts in allen Mitgliedsstaaten der EU.
Ich glaube, daß das erst einmal reicht.
Da müßte 4. aber zwingend vor 2. erfolgt sein; und zwar nicht nur in der Theorie, sondern in der Anwendung.
Ansonsten würden zwar auf dem Papier gleich Steuern und Abgaben stehen, aber die Praxis der Eintreibung wäre höchst unterschiedlich, was letztlich zu unterschiedlich hohen Steuern und Abgaben führt. (Bsp. Steuern Griechenland; Bsp. Aufstellung Meßstationen an Straßen; Bsp. kaum erfolgte Eintreibung von Unterhaltsvorschüssen für Kinder aus geschiedenen Ehen)
Die menschliche Sprache ist einzigartig, aber nicht eindeutig.
Jeder Versuch, sich mitzuteilen, kann nur mit dem Wohlwollen der anderen gelingen.
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Re: Europawahl 2019

Beitrag von Fliege »

H2O hat geschrieben:(20 Feb 2019, 22:28)
  • 1.
    Einen gemeinsamen Plan zur Bekämpfung der Korruption in den EU-Mitgliedsstaaten.
    2.
    Einen gemeinsamen Plan zur schrittweisen Harmonisierung von Steuern und Abgaben in allen EU-Staaten."
    3.
    Einen gemeinsamen Plan zur schrittweisen Harmonisierung der Arbeitnehmerrechte in allen EU-Staaten
    4.
    Einen gemeinsamen Plan zur schrittweisen Harmonisierung des Verwaltungsrechts in allen Mitgliedsstaaten der EU.
Ich glaube, daß das erst einmal reicht.
Zunächst befürchte ich, dass diese vier Themen zu wenig wahlkampftauglich sind. Außerdem befürchte ich, dass die EU an tieferliegenden Problemen leidet: Wem sind Juncker und seine Helfer verantwortlich? Das weist auf fehlende Bürgernähe, demokratisches Defizit, Intransparenz der Vorgänge auf EU-Ebene. Außerdem besteht der Verdacht auf Lösungsinkompetenz bei der Wahrnehmung zentraler EU-europäischer Interessen (in Abgrenzung zu Russland, Türkei, Afrika und Asien, insbesondere China).
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Re: Europawahl 2019

Beitrag von H2O »

Maikel hat geschrieben:(21 Feb 2019, 09:05)

Da müßte 4. aber zwingend vor 2. erfolgt sein; und zwar nicht nur in der Theorie, sondern in der Anwendung.
Ansonsten würden zwar auf dem Papier gleich Steuern und Abgaben stehen, aber die Praxis der Eintreibung wäre höchst unterschiedlich, was letztlich zu unterschiedlich hohen Steuern und Abgaben führt. (Bsp. Steuern Griechenland; Bsp. Aufstellung Meßstationen an Straßen; Bsp. kaum erfolgte Eintreibung von Unterhaltsvorschüssen für Kinder aus geschiedenen Ehen)
Ja, das finde ich auch; na ja, nicht genügend systematisch nachgedacht. Ich meine, daß ohne sehr ernsthafte Bemühungen auf den genannten Gebieten aus der EU nichts werden kann!
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Re: Europawahl 2019

Beitrag von Der Neandertaler »

Hallo Fliege.
Was heißt hier:
  • "Wem sind Juncker und seine Helfer verantwortlich?"
Wem denn, Deiner Meinung nach? Da Jean-Claude Juncker Spitzenkandidat der EVP war und diese Wahlsieger wurde, ist er (zumindest indirekt) von der Mrerheit der Wähler gewählt worden. Und nun erklär Du uns, wem Junker verantwortlich ist? Seiner Partei? Luxemburg?
  • ... oder nicht doch dem Parlament und somit den Wählern?
Aber dieses Thema hatten wir doch schon!
"demokratisches Defizit ..."Ja! ... bis auf das EU-Parlament ist keine EU-Institution (zumindest halbwegs) demokratisch legitimiert. Auch dies Thema hatten wir schon!
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Re: Europawahl 2019

Beitrag von Fliege »

Der Neandertaler hat geschrieben:(22 Feb 2019, 16:55)
Deiner Meinung nach?
Er kommt mit 50-Prozentmehrheit des EU-Parlaments auf Vorschlag des EU-Länderrates ins Amt, kann aber nur vom EU-Parlament mit Zweidrittelmehrheit abgesetzt werden.
Was ergibt sich daraus?
"Unsere Erde ist vielleicht ein Weibchen." – "Da der Mensch toll werden kann, so sehe ich nicht ein, warum es ein Weltsystem nicht auch werden kann" (Georg Christoph Lichtenberg).
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Re: Europawahl 2019

Beitrag von Der Neandertaler »

Fliege hat geschrieben:(22 Feb 2019, 18:36)

Er kommt mit 50-Prozentmehrheit des EU-Parlaments auf Vorschlag des EU-Länderrates ins Amt, kann aber nur vom EU-Parlament mit Zweidrittelmehrheit abgesetzt werden.
Was ergibt sich daraus?
Fliege, es ist recht unhöflich, eine Frage mit einer Gegenfrage zu beantworten!
Aber sei's drum:
  • Jean Claude Junker war Spitzenkandidat der EVP - die EVP sollte nach der Wahl den Kommissionspräsidenten stellen - die Länderchefs waren gegen einen Automatismus 'Spitzenkandidat gleich Kommissionspräsident' - die EU-Parlamentarier sprachen sich allerdings dafür aus, also für Junker - das EU-Parlament hat sich letztlich durchgesetzt - somit ist Junker alleine dem EU-Parlament verpflichtet. Da Junker letztlich die Richtlinienkompetenz innehat - er also die Richtung der 'Regierung' vorgibt, sind seine Mannen ihm verpflichtet - also letzlich dem EU-Parlament und somit (zumindest indirekt) dem Wähler ... dem EU-Bürger.
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Re: Europawahl 2019

Beitrag von H2O »

Nein, so liegen die Machtverhältnisse aber nicht! Das wesentliche Recht, nämlich das "Initiativrecht" liegt nach wie vor im EU-Ministerrat, wo über gemeinsame Gesetzesvorschläge beraten und mit qualifizierter Mehrheit entschieden wird. Die EU-Kommission hat diese Beschlüsse in widerspruchsfreie und juristisch greifbare EU-Gesetze um zu schreiben. Der EU-Ministerrat erteilt also Aufträge!

Der Ministerrat entscheidet auch, wer EU-Kommissar werden soll. Und da liegt der Hebel des EU-Parlaments. Denn das EU-Parlament hat die Macht erlangt, eine Kommission insgesamt ab zu lehnen. Durch diese Möglichkeit hat das EU-Parlament sich die Ernennung des Kommissionspräsidenten ertrotzt: "Wenn unser Kandidat nicht EU-Kommissionspräsident wird, dann weisen wir die gesamte Kommission des EU-Ministerrats zurück!"

Dieses Verfahren muß nicht immer erfolgreich für das EU-Parlament ausgehen; da könnte es durchaus sein, daß der EU-Ministerrat die Kommission kapert und das Parlament übergeht. Denn Erpressung als Mittel der Politik ist keine gute Geschäftsgrundlage, in der einen Richtung nicht, aber auch nicht in der anderen.

Natürlich wäre es sinnvoller, das EU-Parlament hätte das Initiativrecht, und der EU-Ministerrat prüfte den Gesetzeswunsch, während die EU-Kommission daraus rechtsfeste Texte erzeugt und auch ansonsten als "Regierung der EU" arbeitet. Aber so weit ist die EU leider noch nicht!
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Re: Europawahl 2019

Beitrag von LiberalKonservativ »

Der Neandertaler hat geschrieben:(23 Feb 2019, 07:48)
Fliege, es ist recht unhöflich, eine Frage mit einer Gegenfrage zu beantworten!
Aber sei's drum:
  • Jean Claude Junker war Spitzenkandidat der EVP - die EVP sollte nach der Wahl den Kommissionspräsidenten stellen - die Länderchefs waren gegen einen Automatismus 'Spitzenkandidat gleich Kommissionspräsident' - die EU-Parlamentarier sprachen sich allerdings dafür aus, also für Junker - das EU-Parlament hat sich letztlich durchgesetzt - somit ist Junker alleine dem EU-Parlament verpflichtet. Da Junker letztlich die Richtlinienkompetenz innehat - er also die Richtung der 'Regierung' vorgibt, sind seine Mannen ihm verpflichtet - also letzlich dem EU-Parlament und somit (zumindest indirekt) dem Wähler ... dem EU-Bürger.
1. Ist die "Spitzenkadidatur" aeusserst umstritten und das Parlament ungenuegend demokratisch legitimiert (one person one vote)
2. Was war die "Wahl"? Schulz vs Juncker... Beides durch und durch Nationalisten, United States of Europe Nationalisten. Eine Wahl, wobei beide das gleiche wollen ist nicht wirklich eine Wahl.
3. Juncker gibt einen Dreck auf "Demokratie" und demokratische Legitimation. Siehe seine Juncker Doktrin:
Jean-Claude Juncker hat geschrieben: "Wir beschließen etwas, stellen das dann in den Raum und warten einige Zeit ab, was passiert. Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter - Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt."
Der Kerl ist mit ein Hauptgrund fuer Brexit und die Spannungen mit Ost-Europa.
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Re: Europawahl 2019

Beitrag von H2O »

Durch häufiges Wiederholen wird diese flapsige Aussage Junkers ja nicht wirkmächtiger. In der EU entscheidet einzig und allein der EU Ministerrat darüber, was die EU tun soll. Jedes EU-Gesetz muß in nationale Gesetze überführt werden, nachdem es von nationalen Parlamenten ratifiziert (= darüber beraten) wurde. Und erst danach gelten EU-Gesetze; dann natürlich mit der Drohung eines Verfahrens vor dem EuGH, wenn geltendes Recht gebrochen wurde. Und genau über die Einhaltung der Gesetze und Verträge wacht die EU-Kommission.

Jedes EU-Mitglied kann vor dem EuGH klagen, wenn die EU-Kommission sich Rechte heraus nimmt, die ihr nicht zustehen. Das ist mir in 60 Jahren EU-Entwicklung noch nie ins Bewußtsein gedrungen.

Ich verstehe überhaupt nicht, weshalb Sie sich hier in dieser Weise erregen mögen.
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Re: Europawahl 2019

Beitrag von Der Neandertaler »

Hallo H2O.
H2O hat geschrieben:Nein, so liegen die Machtverhältnisse aber nicht! Das wesentliche Recht, nämlich das "Initiativrecht" liegt nach wie vor im EU-Ministerrat, wo über gemeinsame Gesetzesvorschläge beraten und mit qualifizierter Mehrheit entschieden wird. Die EU-Kommission hat diese Beschlüsse in widerspruchsfreie und juristisch greifbare EU-Gesetze um zu schreiben. Der EU-Ministerrat erteilt also Aufträge!

Der Ministerrat entscheidet auch, wer EU-Kommissar werden soll. Und da liegt der Hebel des EU-Parlaments. Denn das EU-Parlament hat die Macht erlangt, eine Kommission insgesamt ab zu lehnen. Durch diese Möglichkeit hat das EU-Parlament sich die Ernennung des Kommissionspräsidenten ertrotzt: "Wenn unser Kandidat nicht EU-Kommissionspräsident wird, dann weisen wir die gesamte Kommission des EU-Ministerrats zurück!"

Dieses Verfahren muß nicht immer erfolgreich für das EU-Parlament ausgehen; da könnte es durchaus sein, daß der EU-Ministerrat die Kommission kapert und das Parlament übergeht. Denn Erpressung als Mittel der Politik ist keine gute Geschäftsgrundlage, in der einen Richtung nicht, aber auch nicht in der anderen.

Natürlich wäre es sinnvoller, das EU-Parlament hätte das Initiativrecht, und der EU-Ministerrat prüfte den Gesetzeswunsch, während die EU-Kommission daraus rechtsfeste Texte erzeugt und auch ansonsten als "Regierung der EU" arbeitet. Aber so weit ist die EU leider noch nicht!
Ich vermute mal, Du antwortest auf meinen Beitrag ... obwohl Du Dich vorher mit Maikel unterhalten hast?!?
Gut, meine Antwort ... meine Erklärung mag jetzt etwas verkürzt sein, aber ich muß Dir hier leider etwas widersprechen - tut mir leid:
  • Der Präsident der Europäischen Kommission wird vom Europäischen Rat mit qualifizierter Mehrheit vorgeschlagen ... nominiert und durch das Europäische Parlament mit absoluter Mehrheit der Mitglieder für fünf Jahre gewählt. Insoweit richtig!
    Der Europäische Rat ist aber nichts anderes als das Gremium der Staats- und Regierungschefs der Mitgliedsländer Europäischen Union. Der Ministerrat der Europäischen Union ist erstmal außen vor - dort sitzen nämlich lediglich die Minister aus den 28 EU-Ländern. Also Regierungsmitglieder der jeweiligen nationalen Regierungen. Die Zusammensetzung des Rates ist unter Umständen immer eine andere, je nachdem, aus welchem Sachbereich Entscheidungen anstehen. Es gibt verschiedene Aufgabengebiete des Rates:
    1. Allgemeine Angelegenheiten Auswärtige Angelegenheiten
    2. Wirtschaft und Finanzen
    3. Zusammenarbeit in den Bereichen Justiz und Inneres
    4. Beschäftigung, Sozialpolitik, Gesundheit und Verbraucher
    5. Verkehr, Telekommunikation und Energie
    6. Landwirtschaft und Fischerei
    7. Umwelt
      und
    8. Bildung, Jugend und Kultur
      • Die Zusammensetzung des Rates ist unter Umständen immer eine andere, je nachdem, aus welchem Sachbereich Entscheidungen anstehen.
    Zu seinen Aufgaben gehört es, die Festlegung der Politik sowie die Koordinierung dieser nach Maßgabe der EU-Verträge festzulegen. Aber nirgends ist die Rede davon, daß er entscheidet wer Kommissionspräsident wird. Danach kann er auch nicht selber darüber entscheiden, "wer EU-Kommissar werden soll"
Auch im zweiten Abschnitt unterliegst Du einem kleinen Irrtum:
  • Zuerst wird nach einschlägigem Verfahren der Kommissionspräsident gewählt. Er ist aber vorläufig nur designierter Kommissionspräsident - also noch nicht im Amt. Danach bestimmt er die Ressorts sowie die (eventuellen) Kommissare, die ihm aus den EU-Mitgliedsländern entsandt werden. Jedes einzelne Kommissionsmitglied muß sich daraufhin einer Kompetenz-Befragung ... einem Zustimmungsvotum des Europäischen Parlaments stellen. Bestehen Bedenken gegen den ein oder anderen designierten Kommissar, kann das Parlament nur die gesamte Kommission ablehnen. Also auch insoweit richtig!
    Allerdings heißt diese Ablehnung nicht, daß damit auch der designierte Kommissionspräsident (sofort und automatisch) zurücktreten muß - denn erreicht der nominierte Kandidat nicht die notwendige Mehrheit im Parlament, muß der Europäische Rat (also: die Länder-Regierungschefs) innerhalb eines Monats einen neuen Kandidaten vorschlagen, für den dasselbe Verfahren angewendet wird. Darüberhinaus kann der Kommissionspräsident auch der Ernennung eines Kommissionsmitglieds widersprechen. Hat die gesamte Kommission die Zustimmung des EU-Parlaments bekommen, tritt auch der neue Kommissionspräsident sein Amt an.
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Re: Europawahl 2019

Beitrag von H2O »

Meine Beobachtung ist so, daß der Europäische Ministerrat "vollautomatisch" in den Europäischen Rat übergeht, wenn sich anstelle der Fachminister die Regierungschefs versammeln. In Wikipedia geht das auch etwas hin und her.

Ist aber auch nicht ganz so wichtig. Wichtig war, daß der Kommissionspräsident vom Rat bestimmt wird, und daß die nationalen Kommissionsmitglieder ebenfalls vom Rat vorgeschlagen werden. Der Trick des EU-Parlaments bestand darin, daß es seinerseits einen Kommissionspräsidenten ernannt hatte mit der unverhohlenen Drohung, die gesamte Kommission zurück zu weisen, wenn der Rat den Vorschlag des Parlaments zurück weist. Auch das "Grillen" von Bewerbern der EU-Staaten ist neu, also keinesfalls durch einen Rechtsakt gedeckt. Das wurde erstmals klar, als Italien einen Kommissar vorschlug, der aus weltanschaulichen Gründen die Erscheinungsformen der Homosexualität bekämpfen wollte. Die Drohung ging nicht gegen diesen Bewerber, sondern gegen die gesamte Kommission. Da ist der Rat zurück gewichen... der wollte keinen anhaltenden Streit.

Ich begrüße diese Anstrengungen des Parlaments zu seiner Aufwertung; rechtens sind sie aber nicht. Das sollte man unbedingt in Form bringen. Vielleicht kommt man dann auch von 27 (28) Kommissaren los, weil bisher jeder Mitgliedsstaat "seinen" Kommissar entsenden wollte. Rein zufällig hat die EU-Kommission genau so viele Aufgaben wie Mitgliedsstaaten.
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Re: Europawahl 2019

Beitrag von Der Neandertaler »

Hallo LiberalKonservativ.
Ich hatte einmal einen Arbeitskollegen, der immer wenn er in eine Diskussion ... eine Unterhaltung oder in eine Informationsveranstaltung reinplatze, er dazu seine Meinung sagte. Danach ward er nie mehr gesehen. Seitdem empfinde ich es als äußerst ärgerlich, wenn jemand seine Meinung abgibt, er aber offensichtlich und ansonsten den Diskurs nicht verfolgt hat.

Geh also an den Anfang dieser Diskussion ... dieses Stranges, dort haben wir schon die Fragen nach der Legimitation und der Demokratie des EU-Parlamentes sowie der Wahlen dazu erörtert.

Was ich nämlich als besonders lästig empfinde, sind die ständigen Wiederholungen! Hast Du also keine weitere ... keine anderen Argumente, brauchst Du Dich mit mir nicht weiter zu unterhalten.
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Re: Europawahl 2019

Beitrag von Fliege »

LiberalKonservativ hat geschrieben:(23 Feb 2019, 09:54)
Der Kerl ist mit ein Hauptgrund fuer Brexit und die Spannungen mit Ost-Europa.
Das steht zu befürchten. Jean-Claude Juncker geht nun, ohne wiederzukommen, was ich als gute Nachricht für die EU verbuchen möchte. Der nächste EU-Chef wird sich überlegen müssen, wie er EU und Britannien auf mittlere Sicht (zehn bis zwangzig Jahre) wieder zusammenbingen kann. Mir scheint wichtig, dass Manfred Weber als möglicher Nachfolger nicht versucht, mit den Sozialisten zu kungeln, also keine große Koalition ansteuert, sondern nach Partnern sucht, um einen Kurswechsel in der EU zu fahren: weg von Bevormundung, hin zu Partnerschaft unter Freien.
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Re: Europawahl 2019

Beitrag von H2O »

Fliege hat geschrieben:(23 Feb 2019, 14:37)

Das steht zu befürchten. Jean-Claude Juncker geht nun, ohne wiederzukommen, was ich als gute Nachricht für die EU verbuchen möchte. Der nächste EU-Chef wird sich überlegen müssen, wie er EU und Britannien auf mittlere Sicht (zehn bis zwangzig Jahre) wieder zusammenbingen kann. Mir scheint wichtig, dass Manfred Weber als möglicher Nachfolger nicht versucht, mit den Sozialisten zu kungeln, also keine große Koalition ansteuert, sondern nach Partnern sucht, um einen Kurswechsel in der EU zu fahren: weg von Bevormundung, hin zu Partnerschaft unter Freien.
Wenn Partnerschaft unter Freien bedeutet, daß sämtliche Finanzen wieder dem zufallen, der sie erarbeitet hat, dann ist die EU Geschichte, und der EURO auch. Ich wünsche mir eine auf vertiefte Zusammenarbeit und fortschreitende Integration gerichtete EU. Wenn ich gut genug aufgepaßt habe, dann will die EVP-Fraktion unter Mitwirkung der CSU die ungarische Fidesz ausschließen. Auslöser ist ein Hetzplakat in Ungarn, das Soros und Juncker als Verderber Ungarns und Europas darstellt.

Für mich ist das eine gute Nachricht.
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Re: Europawahl 2019

Beitrag von Fliege »

H2O hat geschrieben:(23 Feb 2019, 17:31)
Wenn Partnerschaft unter Freien bedeutet, daß sämtliche Finanzen wieder dem zufallen, der sie erarbeitet hat, dann ist die EU Geschichte, und der EURO auch. Ich wünsche mir eine auf vertiefte Zusammenarbeit und fortschreitende Integration gerichtete EU. Wenn ich gut genug aufgepaßt habe, dann will die EVP-Fraktion unter Mitwirkung der CSU die ungarische Fidesz ausschließen. Auslöser ist ein Hetzplakat in Ungarn, das Soros und Juncker als Verderber Ungarns und Europas darstellt.

Für mich ist das eine gute Nachricht.
Man kann m. E. den Brexit als Beispiel hernehmen, um zu versuchen, die Grenze zwischen Bevormundung und Partnerschaft unter Freien zu ziehen.

Falls die EVP beabsichtigen sollte, Fidesz hinauszuwerfen, so sollte man sich bei der EVP durchaus Gedanken um etwaige Mehrheiten machen. Ich denke, Weber sollte versuchen, ein Mitte-Rechts-Bündnis anzustreben.
"Unsere Erde ist vielleicht ein Weibchen." – "Da der Mensch toll werden kann, so sehe ich nicht ein, warum es ein Weltsystem nicht auch werden kann" (Georg Christoph Lichtenberg).
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Re: Europawahl 2019

Beitrag von H2O »

Fliege hat geschrieben:(23 Feb 2019, 18:10)

Man kann m. E. den Brexit als Beispiel hernehmen, um zu versuchen, die Grenze zwischen Bevormundung und Partnerschaft unter Freien zu ziehen.

Falls die EVP beabsichtigen sollte, Fidesz hinauszuwerfen, so sollte man sich bei der EVP durchaus Gedanken um etwaige Mehrheiten machen. Ich denke, Weber sollte versuchen, ein Mitte-Rechts-Bündnis anzustreben.
Die Briten werden ja bald dem Joch einer Gemeinschaft auf Gegenseitigkeit entronnen sein. Sicher werden die Glücksgefühle dort ungeahnten Höhen entgegen gehen.

In der Gazeta Wyborcza hat man etwas spekuliert und gefunden, daß die Befürworter einer europäischen Vereinigung im EU-Parlament knapp die 2/3-Mehrheit verfehlen werden. Mal sehen, was dabei tatsächlich heraus kommen wird.
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Re: Europawahl 2019

Beitrag von Maikel »

H2O hat geschrieben:(23 Feb 2019, 11:52)

Durch häufiges Wiederholen wird diese flapsige Aussage Junkers ja nicht wirkmächtiger. In der EU entscheidet einzig und allein der EU Ministerrat darüber, was die EU tun soll.
Ja, eben.
Diesen Ministerrat meinte Herr Juncker wohl mit "Wir beschließen etwas".
Jedes EU-Mitglied kann vor dem EuGH klagen
Hier kommt dann "Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter - Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt." zum Tragen.
Die menschliche Sprache ist einzigartig, aber nicht eindeutig.
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Re: Europawahl 2019

Beitrag von H2O »

Maikel hat geschrieben:(23 Feb 2019, 18:22)

Ja, eben.
Diesen Ministerrat meinte Herr Juncker wohl mit "Wir beschließen etwas".


Hier kommt dann "Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter - Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt." zum Tragen.
Ich gehe davon aus, daß die nationalen Parlamente bei der Durchsprache von EU-Gesetzen auch prüfen, ob die im Widerspruch zu nationalen Regelungen stehen. Die müßten dann nämlich angeglichen werden oder das EU-Gesetz muß von der Kommission nachgearbeitet werden, bevor es rechtskräftig wird. In der EU gibt es vom System her keine rechtsfreien Räume.

Wenn die Gesetze einmal rechtskräftig sind, dann gibt es allerdings kein Zurück mehr; jedenfalls nicht ohne eine Haupt- und Staatsaktion in Gang zu setzen! Eigentlich aber verständlich bei 27 Mitgliedsstaaten, die eben dieses Gesetz in ihren "nationalen Rechtskörper" übernommen haben.
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Re: Europawahl 2019

Beitrag von Fliege »

H2O hat geschrieben:(23 Feb 2019, 18:19)
Die Briten werden ja bald dem Joch einer Gemeinschaft auf Gegenseitigkeit entronnen sein. Sicher werden die Glücksgefühle dort ungeahnten Höhen entgegen gehen.

In der Gazeta Wyborcza hat man etwas spekuliert und gefunden, daß die Befürworter einer europäischen Vereinigung im EU-Parlament knapp die 2/3-Mehrheit verfehlen werden. Mal sehen, was dabei tatsächlich heraus kommen wird.
Auch in einer EU-Verfassung wäre m. E. die Austritts- oder Sezessionsoption vorzusehen.
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Re: Europawahl 2019

Beitrag von H2O »

Fliege hat geschrieben:(23 Feb 2019, 19:29)

Auch in einer EU-Verfassung wäre m. E. die Austritts- oder Sezessionsoption vorzusehen.
Auf jeden Fall; wir sollten unser Grundgesetz entsprechend ausbauen, damit wir ein Beispiel haben an dem entlang die EU-Verfassung entwickelt werden kann. :)
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Re: Europawahl 2019

Beitrag von Thurax »

Orbiter1 hat geschrieben:(17 Feb 2019, 18:00)
Nicht weiter als die Reformen die von anderen EU-Staaten bereits durchgeführt wurden.
Da bleibt eben weiterhin die Frage offen, ob die gleichen Reformen bei allen für eine ausgeglichene Leistungsbilanz mit dem Rest der EU reichen.
Und natürlich die Frage, wie man sich auf diese gemeinsamen Reformen einigt.
Demokratisch mit einfachem Mehrheitsbeschluss?
Oder müssen alle nachziehen, wenn einer seine Mindeststandards nach unten korrigiert?
Also das klassische "Race To The Bottom"- Szenario.
Orbiter1 hat geschrieben:(17 Feb 2019, 18:00)
Aus diesem Grund gibt es ja die EU-Strukturfonds. Und da kommen im Lauf der Jahre erhebliche Summen zusammen. In Griechenland waren das z. B. zwischen 1981 und 2008 immerhin 91 Mrd €.
Ich hatte ja bereits geschrieben, dass Deutschland allein 2018 965,5 Milliarden Euro (https://www.n-tv.de/politik/Sozialausga ... 56770.html) für Sozialausgaben aufwendet hat.
Da wirken 91 Mrd € in 27 Jahren selbst für ein kleineres Land wie Griechenland nicht gerade besonders viel.
Orbiter1 hat geschrieben:(17 Feb 2019, 18:00)
Eine EU deren wichtigste Entscheidungen auf Einstimmigkeit basieren wird durch die Aufnahme von immer mehr bettelarmen, korrupten und teilweise nationalistischen bzw nach Autokratie strebenden Staaten nicht stärker und bedeutender sondern immer schwächer und unbedeutender.
Das in der EU immer noch wichtige Entscheidungen einstimmig getroffen werden müssen ist natürlich ein Unding.
Solange das so ist, ist die EU nicht wirklich handlungsfähig. Das darf so nicht bleiben.
In Bezug auf die 6 Balkanländer, wobei ich auf die Frage wie korrupt die aktuell nun wirklich sind hier nicht näher eingehen möchte, und auch alle übrigen Staaten in der EU und der Eurozone müssen wir uns eben Fragen, was für ein Europa wir haben möchte.
Eines in welchem politisch freie Europäer in einer politisch freien Union gemeinsam danach streben sich politisch, militärisch, wirtschaftlich, wissenschaftlich und sozial weiter zu entwickeln und sich gegenseitig ein lebenswertes Dasein garantieren, soweit das möglich ist.
Oder eines in welchem jeder Staat einfach nur versucht das Beste für sich selbst rauszuschlagen ohne die Interessen der anderen zu berücksichtigen. Ob das gut geht?
Die 6 Balkanstaaten würden sich in einer handlungsfähigen, starken, fairen und sozialen Union wohl besser entwickeln als alleine.

Bevor die ehemaligen Alliierten Besatzungsmächte Frankreich und Großbritannien ihr Einverständnis zur deutschen Einheit gegeben hatten, hatten diese und auch Italien unter anderem ihre große Sorge vor unserer (der deutschen) eventuellen zukünftigen großen wirtschaftlichen Macht zum Ausdruck gebracht. Und Frau Thatcher hatte vor dem "deutschen Wesen" gewarnt.
Trotzdem hatten Sie der Wiedervereinigung dann doch zugestimmt, welche vom damaligen Bundeskanzler Herrn Helmut Kohl damals mit dem 10- Punkte Programm schon recht forsch und frech forciert wurde.
Bisher gilt dieser Schritt Herrn Kohls aber zurecht als mutiger Schritt, welcher das deutsche Volk wieder vereint hatte.
Wenn wir nun aber bei der erstbesten Gelegenheit alle die genannten Sorgen und Vorurteile von damals dadurch bestätigen, dass wir in so eine wichtigen Moment wie dem aktuellen eine so wichtige Frage wie die, ob es innerhalb der Eurozone und des gemeinsamen EU- Binnenmarktes fair, chancengleich und ausgeglichen genug zugeht, einfach unter den Tisch fallen lassen,
entehren wir diesen mutigen Schritt des Herrn Kohls im Nachhinein auf schärfste Weise.
Vor allem von der Unionsparteien müsste daher meiner Meinung nach eine ehrliche öffentliche Auseinandersetzung mit dieser Frage nun endlich stark forciert werden.
Davon habe ich bisher aber noch nichts mitbekommen ...
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Re: Europawahl 2019

Beitrag von Maikel »

H2O hat geschrieben:(23 Feb 2019, 18:43)

Ich gehe davon aus, daß die nationalen Parlamente bei der Durchsprache von EU-Gesetzen auch prüfen, ob die im Widerspruch zu nationalen Regelungen stehen.
Es geht doch bei Junckers Feststellung nicht darum, ob Gesetze im Widerspruch zu nationalen Regelungen stehen.
Mal abgesehen davon, daß man für so eine Prüfung erstmal verstanden haben muß, was die EU da beschlossen hat.
Wenn die Gesetze einmal rechtskräftig sind, dann gibt es allerdings kein Zurück mehr;
Eben; deshalb versucht die EU gerne Gesetze durchzubringen, deren spätere Auswirkung den Parlamenten bei Zustimmung ggf. gar nicht bewußt ist.

Es ist halt etwas anderes, ob ein Parlament ein Gesetz selbst ausgearbeitet hat, oder ob es von außen kommt, und lediglich einer Umsetzung und Zustimmung bedarf.
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Re: Europawahl 2019

Beitrag von imp »

Mittelfristig brauchen wir vielleicht die nationalen Parlamente gar nicht mehr.
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Re: Europawahl 2019

Beitrag von H2O »

imp hat geschrieben:(24 Feb 2019, 08:54)

Mittelfristig brauchen wir vielleicht die nationalen Parlamente gar nicht mehr.
Zumindest brauchen wir sie nicht für Außenpolitik, äußere Sicherheit, Grenzschutz. Wir werden nationale Parlamente vermutlich weiterhin benötigen zur Kontrolle der Verwaltung und öffentlicher Einrichtungen... in Europa allein schon der Sprachvielfalt geschuldet als Vermittler zwischen den Bürgern der EU und dem EU-Parlament. Auch in Zukunft wird es Dinge geben, die in einem Sprachgebiet zugleich geregelt werden müssen... jüngstes Beispiel: Ausstattung von Schulen.
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Re: Europawahl 2019

Beitrag von Senexx »

imp hat geschrieben:(24 Feb 2019, 08:54)

Mittelfristig brauchen wir vielleicht die nationalen Parlamente gar nicht mehr.
Ja, weg mit all den Schwatzbuden: Bundestag, Länderparlamente, Kreistage, Gemeinderäte.
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Re: Europawahl 2019

Beitrag von H2O »

Maikel hat geschrieben:(24 Feb 2019, 08:53)

Es geht doch bei Junckers Feststellung nicht darum, ob Gesetze im Widerspruch zu nationalen Regelungen stehen.
Mal abgesehen davon, daß man für so eine Prüfung erstmal verstanden haben muß, was die EU da beschlossen hat.
Also, ich würde schon erwarten, daß uns in einem nationalen Parlament Leute vertreten, die sich in politischen und gesellschaftspolitischen Dingen gut auskennen. Natürlich steht es dem Wähler frei, ganz gezielt Einfaltspinsel als seine Vertreter heraus zu wählen. Diese Trennschärfe würde mich allerdings überraschen. :)
Eben; deshalb versucht die EU gerne Gesetze durchzubringen, deren spätere Auswirkung den Parlamenten bei Zustimmung ggf. gar nicht bewußt ist.

Es ist halt etwas anderes, ob ein Parlament ein Gesetz selbst ausgearbeitet hat, oder ob es von außen kommt, und lediglich einer Umsetzung und Zustimmung bedarf.
Die Sache mit den Einfaltspinseln hatten wir ja schon; jetzt müssen wir nur noch die einfältige politische Öffentlichkeit erfinden, also das Gemisch von Bürgern und öffentlichen Medien... und dann können wir die Republik Schilda ausrufen.

Bei mir rennen Sie offene Türen ein, wenn Sie ein EU-Parlament mit den Befugnissen des EU-Ministerrats anstreben. Das wäre dann tatsächlich der unmittelbare Wählerwille, der sich in den Abgeordneten ausdrückt. So hätte die politische Macht auch zugleich ihre demokratische Grundlage. Das ist beim heutigen EU-Ministerrat nur um drei Ecken herum zu erkennen. Aber wir sollten schon die Kirche im Dorf lassen: Mir ist nicht ein EU-Gesetz bekannt, das die EU-Kommission (im weitesten Sinne: Kommissionspräsident Juncker) ersonnen und in Kraft gesetzt hat.
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Re: Europawahl 2019

Beitrag von imp »

Senexx hat geschrieben:(24 Feb 2019, 09:12)

Ja, weg mit all den Schwatzbuden: Bundestag, Länderparlamente, Kreistage, Gemeinderäte.
Erspar uns doch bitte dieses Zwölfjahrvokabular.
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Re: Europawahl 2019

Beitrag von Senexx »

imp hat geschrieben:(24 Feb 2019, 10:35)

Erspar uns doch bitte dieses Zwölfjahrvokabular.
Sind doch (indirekt) Ihre Worte.
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Re: Europawahl 2019

Beitrag von imp »

Senexx hat geschrieben:(24 Feb 2019, 10:38)

Sind doch (indirekt) Ihre Worte.
Wenn du es nicht verstehen willst, werde ich es dir nicht erklären können. Die nationale Ebene erlebt innerhalb der EU gegenüber Regionen und Zentrale einen erheblichen Bedeutungsverlust. Das ist einfach zu beobachten. Eine mögliche Entwicklungslinie wäre, sie einzusparen.
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Re: Europawahl 2019

Beitrag von Senexx »

imp hat geschrieben:(24 Feb 2019, 10:48)

Wenn du es nicht verstehen willst, werde ich es dir nicht erklären können. Die nationale Ebene erlebt innerhalb der EU gegenüber Regionen und Zentrale einen erheblichen Bedeutungsverlust. Das ist einfach zu beobachten. Eine mögliche Entwicklungslinie wäre, sie einzusparen.
Ich kann keinen Bedeutungsverlsut erkennen. Es gibt eine zunehmende Rebellion gegen den Brüsseler Zentralismus. Brexit ist nur der Anfang, die Osteuropäer haben sich auch schon teilweise abgewandt.
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Re: Europawahl 2019

Beitrag von TheManFromDownUnder »

H2O hat geschrieben:(24 Feb 2019, 09:06)

Zumindest brauchen wir sie nicht für Außenpolitik, äußere Sicherheit, Grenzschutz. Wir werden nationale Parlamente vermutlich weiterhin benötigen zur Kontrolle der Verwaltung und öffentlicher Einrichtungen... in Europa allein schon der Sprachvielfalt geschuldet als Vermittler zwischen den Bürgern der EU und dem EU-Parlament. Auch in Zukunft wird es Dinge geben, die in einem Sprachgebiet zugleich geregelt werden müssen... jüngstes Beispiel: Ausstattung von Schulen.

Das sehe ich auch so.

Etwas erfreuliches aus meiner saarlaendischen Heimat. Las in der SZ on line das das Saarland innerhalb einer Generation zweisprachig sein will! Das erfuellt mich mit viel Zufriedenheit und auch ein klein wenig stolz. Meine Eltern haben davon vor vielen Jahren gesprochen und dafuer gesorgt das ich Franzoesisch beherrsche.
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Re: Europawahl 2019

Beitrag von imp »

Senexx hat geschrieben:(24 Feb 2019, 10:55)

Ich kann keinen Bedeutungsverlsut erkennen. Es gibt eine zunehmende Rebellion gegen den Brüsseler Zentralismus. Brexit ist nur der Anfang, die Osteuropäer haben sich auch schon teilweise abgewandt.
Dass du es nicht erkennst, macht ja nichts.
Ob die Briten wirklich ausscheiden, kann man bezweifeln - alle Zeichen stehen auf weiter so, nur ohne Mitbestimmung. Für die EU wäre das fast so gut wie ein richtiger Austritt.
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Re: Europawahl 2019

Beitrag von H2O »

TheManFromDownUnder hat geschrieben:(24 Feb 2019, 10:56)

Das sehe ich auch so.

Etwas erfreuliches aus meiner saarlaendischen Heimat. Las in der SZ on line das das Saarland innerhalb einer Generation zweisprachig sein will! Das erfuellt mich mit viel Zufriedenheit und auch ein klein wenig stolz. Meine Eltern haben davon vor vielen Jahren gesprochen und dafuer gesorgt das ich Franzoesisch beherrsche.
Der erweiterte deutsch-französische Freundschaftsvertrag sieht solche Maßnahmen bundesweit vor. Da fehlen wohl nur Politiker, die ihre Sonntagsreden allmählich in das alltägliche Geschäft überführen. Aber trösten wir uns: Deutsch wurde unter Präsident Hollande in Frankreich aus dem allgegenwärtigen Programm der Oberschulen verbannt. Früher galten Deutschkenntnisse als Kennzeichen französischer Eliten. Na ja, sozialistische Kultusminister...

Ich meine, daß man die Sprache des Nachbarn verstehen und sprechen können sollte. Aus meiner Sicht sollte in einem Streifen von 150 km zum Nachbarland dessen Sprache auf dem Lehrprogramm stehen: Wer will, der kann. Englisch muß, Französisch muß, Polnisch/Tschechisch/Niederländisch/Dänisch sollte grenznah angeboten werden.
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Re: Europawahl 2019

Beitrag von TheManFromDownUnder »

H2O hat geschrieben:(24 Feb 2019, 11:32)

Der erweiterte deutsch-französische Freundschaftsvertrag sieht solche Maßnahmen bundesweit vor. Da fehlen wohl nur Politiker, die ihre Sonntagsreden allmählich in das alltägliche Geschäft überführen. Aber trösten wir uns: Deutsch wurde unter Präsident Hollande in Frankreich aus dem allgegenwärtigen Programm der Oberschulen verbannt. Früher galten Deutschkenntnisse als Kennzeichen französischer Eliten. Na ja, sozialistische Kultusminister...

Ich meine, daß man die Sprache des Nachbarn verstehen und sprechen können sollte. Aus meiner Sicht sollte in einem Streifen von 150 km zum Nachbarland dessen Sprache auf dem Lehrprogramm stehen: Wer will, der kann. Englisch muß, Französisch muß, Polnisch/Tschechisch/Niederländisch/Dänisch sollte grenznah angeboten werden.
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Re: Europawahl 2019

Beitrag von Der Neandertaler »

Hallo H2O.
Man sagt mir nach, daß ich mich oft an Kleinigkeiten aufhalte ... oft zu sehr. Mag sein, daß dieser Eindruck entsteht - dem will kann, und werde ich auch nicht widersprechen. Aber vioelleicht deswegen, weil ich es wenig begeisternd finde, wenn durch undeutliche Äußerungen, auch unversehens ein falsches Bild ensteht ... und dadurch fast zwangsläufig unverhältnismäßige Kritik entstehen kann.

"... Europäische Ministerrat ... Europäische Rat" - dies sind zweit Paar Schuhe!
  1. Im Europäischen Ministerrat ... richtig: der Ministerrat der Europäischen Union versammeln sich die zuständigen Minister aus den 28 EU-Ländern - also Regierungsmitglieder der jeweiligen EU-Länder. Je nach Entscheidung ... je nach Sachbereich aus dem Entscheidungen anstehen, ist auch die Zusammensetzung dieses Rates eine andere.
    Beispiel:
    • die Außenminister bilden etwa den "Rat für Auswärtige Angelegenheiten"
      die Wirtschafts- und Finanzminister den "Rat Wirtschaft und Finanzen"
      • (nebenbei: er wird auch ECOFIN-Rat genannt)
      usw. (s.: meinen vorherigen Beitrag)
  2. Der Europäischen Rat ist davon zu unterscheiden. Denn im Unterschied zum Ministerrat wird dieser in den (ersten) Verträgen nicht als Organ der EU bezeichnet - er hat sich sozusagen aus Gewohnheit als Europäischer Gipfel gebildet, er ist aber trotzdem die oberste Instanz in der Union. Der Europäischen Rat setzt sich aus den Staats- und Regierungschefs der Mitgliedstaaten der Europäischen Union und dem Präsidenten der Europäischen Kommission zusammen und verhandelt die Grundsatzfragen der Weiterentwicklung der EU und arbeitet eng mit der Europäischen Kommission und dem Europäischen Parlament zusammen. Außerdem wird dieser von den Ministern für Auswärtige Angelegenheiten und einem Mitglied der Europäischen Kommission unterstützt und bestimmt so die allgemeinpolitischen Grundsätze und Leitlinien der Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik der EU. Der Europäische Rat wurde erst bei Änderung der EU-Gründungsverträge durch die Einheitliche Europäische Akte 1986 namentlich in die Vertragstexte aufgenommen.
    • nebeibei:
      • bei schweren und anhaltenden Verletzungen der Grundrechte kann der Europäischen Rat (und nur dieser) einem EU-Mitgliedstaat das Stimmrecht und sonstige Rechte entziehen
à propos:
  • Der Europäischen Rat ist wiederum nicht mit dem Europarat zu verwechseln
H2O hat geschrieben:Der Trick des EU-Parlaments bestand darin, daß es seinerseits einen Kommissionspräsidenten ernannt hatte mit der unverhohlenen Drohung, die gesamte Kommission zurück zu weisen, wenn der Rat den Vorschlag des Parlaments zurück weist.
Wenn Du Dir meinen vorherigen Beitrag bezüglich der chronologischen Abfolge (Wahl bzw. Bestimmung des Kommissionspräsidenten und der jeweiligen Kommissare) zu Gemüte führst, müßtest Du allerdings erkennen, daß diese "unverhohlene Drohung" nicht sein kann.
H2O hat geschrieben:Auch das "Grillen" von Bewerbern der EU-Staaten ist neu, also keinesfalls durch einen Rechtsakt gedeckt. Das wurde erstmals klar, als Italien einen Kommissar vorschlug, der aus weltanschaulichen Gründen die Erscheinungsformen der Homosexualität bekämpfen wollte. Die Drohung ging nicht gegen diesen Bewerber, sondern gegen die gesamte Kommission. Da ist der Rat zurück gewichen... der wollte keinen anhaltenden Streit.
Neu -JA! aber doch gesetzmäßig - also doch durch einen Rechtsakt gedeckt!
Im Vertrag von Lissabon steht nämlich unter "TITEL II - Bestimmung üder die demkratischen Grundsätze - Artikel 9d"
in Satz 3:
  • "Die Mitglieder der Kommission werden aufgrund ihrer allgemeinen Befähigung und ihres Einsatzes für Europa unter Persönlichkeiten ausgewählt, die volle Gewähr für ihre Unabhängigkeit bieten."
und Satz 7:
  • "Der Präsident, der Hohe Vertreter der Union für Außen- und Sicherheitspolitik und die übrigen Mitglieder der Kommission stellen sich als Kollegium einem Zustimmungsvotum des Europäischen Parlaments. Auf der Grundlage dieser Zustimmung wird die Kommission vom Europäischen Rat mit qualifizierter Mehrheit ernannt."
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Re: Europawahl 2019

Beitrag von H2O »

@ Neandertaler

Ja das könnte alles genau so zutreffen. In der Praxis legt die Versammlung der Regierungschefs fest, was in der EU Sache sein soll. Genau deshalb kommt Wiki auch etwas schwammig in der Benennung der Versammlung daher.

In der Zwischenzeit zwischen Ratsversammlungen tagt auch der EU-Ministerrat in Sachfragen. Aber wenn die Chefs sich zusammen rotten, dann hat diese Riege Sendepause. Neue Bezeichnungen braucht der Ministerrat deshalb nicht unbedingt. Die Chefs sind dann eben die "Oberminister".

Die Funktionen des EU-Ministerrats beschreiben Sie ansonsten ganz richtig.

Ich habe ja die Auftritte des Duos Juncker und Schultz beobachtet. Da lief die Sache ganz genau so ab, wie ich Ihnen das geschildert habe. Die beiden haben die Zustimmungsbefugnis zur gesamten Kommission benutzt, um Herrn Juncker am Ministerrat vorbei zum Kommissionspräsidenten zu erzwingen. Das mußte selbst Herr Cameron wutentbrannt so schlucken. Danach ging die Ernennung der Kommissare ziemlich glatt über die Bühne... aber das Parlament hat sie "gegrillt". Das Recht hat sich das Parlament genommen; allerdings schon eine Wahlperiode früher. :cool:

Wenn Sie Ihren fetten Text einmal überfliegen, dann steht dort nicht, daß diese Aufgaben dem EU-Parlament zugeordnet sind. Das Recht hat sich das Parlament genommen. Ich finde das alles auch gar nicht schlecht... im Gegenteil wünsche ich mir, daß diese unklare Zuständigkeit endlich unmißverständlich formuliert wird.
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Re: Europawahl 2019

Beitrag von Der Neandertaler »

Hallo H2O.
Eines hab ich noch vergessen - da hast Du Dich vermutlich nur verkürzt ausgedrückt?!?
H2O hat geschrieben:Jedes EU-Gesetz muß in nationale Gesetze überführt werden, nachdem es von nationalen Parlamenten ratifiziert (= darüber beraten) wurde. Und erst danach gelten EU-Gesetze; dann natürlich mit der Drohung eines Verfahrens vor dem EuGH, wenn geltendes Recht gebrochen wurde.
Wie ich am Anfang dieses Diskurses schonmal betont habe, gibt es in der EU zwei Arten von "Gesetzen":
  • "Verordnungen"
    und
  • "Richtlinien"
Verordnungen sind verbindliche Rechtsakte ... sind EU-Vorschriften, die alle EU-Länder in vollem Umfang umsetzen müssen ... die also unmittlbar, bzw.: nach Veröffentlichung im EU-Amtblatt und eu-weit gelten.
  • etwa die Verordnung 2015/478 für Waren, die in die EU importiert werden und für die gemeinsame Schutzmaßnahmen, oder die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) zum "Schutz natürlicher Personen bei der Verarbeitung personenbezogener Daten" und "zum freien Datenverkehr", bei der nun unter Anderem auch die "Informationspflicht" einzelner Unternehmen, welche personenbezogenen Daten bei der betroffenen Person erhoben wurden, geregelt, ... bzw.: gestärkt wurde, oder die "Roaming-Verordnung" (EU) 531/2012, bei der die Roamingaufschläge eu-weit maximiert wurden, mit dem Ziel, "die Differenz zwischen den Inlands- und den Roamingtarifen zu verringern", ...
Richtlinien aber sind Rechtsakte, bei denen man sich irgendwie nicht einigen konnte. Die also entweder 'nur' Mindestanforderungen stellen, oder bei denen zwar die Ziele feststehen, nicht aber die Maßnahmen, die dazu nötig sind.
  • Richtlinien mit lediglich Mindestanforderungen - betreffend den Verbraucherschutz:
Auch die EU-Richtlinie 2008/50/EG gehört dazu. Sie regelt Luftreinhaltung in der EU - sie bestimmt dazu "Grenzwerte für Schwefeldioxid, Stickstoffdioxid und Stickstoffoxide, Partikel und Blei" in der Luft und "zum Schutz der menschlichen Gesundheit". Obwohl diese auch für die Dieselfahrverbote herangezogen wird, ist sie allerdings nicht dafür verantwortlich, sondern Politik und Wirtschaft, die die Grenzwerte zu lange ignoriert haben. Diese Richtlinie ist weitgend zu unser aller Wohl und "zum Schutz der menschlichen Gesundheit" erlassen worden.

Fazit:
  • die Zeiten, in denen "Jedes EU-Gesetz ... in nationale Gesetze überführt werden" muß, ... die sind weitgehend vorbei. Denn wie zumindest die oben genannten Richtlinien aufzeigen, wären wohl die darin enthaltenen Punkte nie in Gänze im nationalen Rahmen wohl kaum möglich geworden.
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Re: Europawahl 2019

Beitrag von Der Neandertaler »

Hallo Fliege.
Bezüglich Deiner Antwort auf die dumme Bemerkung seitens LiberalKonservativ - Brexit und den "Spannungen mit Ost-Europa" und Deiner weitgehenden Zustimmung:
  • Hab ich da was verpaßt?
Waren es nicht die Unterstellungen und Lügen eines Boris Johnson und eines Nigel Farage, die zum Brexit ... zur Fehlleitung des brittischen Volkes geführt haben?
Junker kann auch nur das tun und erklären, was die Regierungchefs beschließen. Also Härte und nur begrenzter Kompromis gegenüber Abweichler.
  • (Stichwort: Brexit)
Desweiteren scheinst auch Du zu der Gruppe zu gehören, die sich wenig mit Europa und dessen Verträgen beschäftigen - außer wenn Du Kritik üben willst ... aber nur insoweit!?!
Im vielzitierten "Vertrag von Lissabon" ist in "Artikel 49a" festgelegt, daß ein Mitgliedstaat, der die Absicht hat auszutreten, daß er dies dem Europäischen Rat mitteilt. Und "die Union mit diesem Staat ein Abkommen über die Einzelheiten des Austritts" aushandelt und ein Abkommen schließt, "wobei der Rahmen für die künftigen Beziehungen dieses Staates zur Union berücksichtigt wird."
"Ich teile Ihre Meinung nicht, ich werde aber bis zu meinem letzten Atemzug kämpfen, daß Sie Ihre Meinung frei äußern können." (Voltaire)
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Re: Europawahl 2019

Beitrag von Fliege »

Der Neandertaler hat geschrieben:(24 Feb 2019, 17:35)
Bezüglich Deiner Antwort auf die dumme Bemerkung seitens LiberalKonservativ [...].
Ich habe keinen Bedarf daran, ein Thema entlang deines Ad-personams (siehe meine Unterstreichung) zu debattieren.
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Re: Europawahl 2019

Beitrag von Der Neandertaler »

Fliege hat geschrieben:(24 Feb 2019, 17:45)

Ich habe keinen Bedarf daran, ein Thema entlang deines Ad-personams (siehe meine Unterstreichung) zu debattieren.
... geht mir ebenso! Danke für die Unterhaltung!
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