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Rechte zerlegen sich in Finnland

Verfasst: Do 15. Jun 2017, 07:48
von Kritikaster
Vor 2 Tagen lasen wir diese Meldung:
Ministerpräsident kündigt Koalition mit Wahren Finnen auf http://www.zeit.de/politik/ausland/2017 ... hre-finnen
Gerade meldet der DLF, dass sich wahre Finnen von den "Wahren Finnen" getrennt haben. Offenbar hat auch eine Mehrheit der Abgeordneten dieser Partei die Schnauze vom Rechtsruck der eigenen Partei dermaßen voll, dass sie ihren Austritt erklärten und eine eigene Partei gründen. Damit retten sie Ministerpräsident Juha Sipilä die parlamentarische Mehrheit, vorgezogene Neuwahlen scheinen abgewendet zu sein.

Ja, ja, die Rechten zerlegen sich europaweit selbst, und das ist ausgesprochen gut so. :thumbup:

Re: Rechte zerlegen sich in Finnland

Verfasst: Do 15. Jun 2017, 09:31
von Kritikaster
Bielefeld09 hat geschrieben:(15 Jun 2017, 08:17)

Du bist doch bestimmt ein U-bot!
Die zerlegen sich doch alle! :s
:?:

Wer jetzt? Die U-bots, die Rechten europaweit, oder gar alle Parteien?

Re: Rechte zerlegen sich in Finnland

Verfasst: Do 15. Jun 2017, 09:45
von frems
Halla-aho ist schon ein putziger Kauz. Nicht nur ist er ein leidenschaftlicher Rassist. Er schlug auch vor, dass man in Griechenland aufgrnud der Eurokrise eine Militärdiktatur errichten sollte, um Panzer losschicken zu können, falls es Proteste gibt. Dass das sogar Konservativen, die für ihre moralischen Werte nicht gerade bekannt sind, zu viel wird, ist jetzt nicht komplett überraschend.

Re: Rechte zerlegen sich in Finnland

Verfasst: Do 15. Jun 2017, 09:45
von Bielefeld09
Kritikaster hat geschrieben:(15 Jun 2017, 09:31)

:?:

Wer jetzt? Die U-bots, die Rechten europaweit, oder gar alle Parteien?
Nee, gut das du fragst.
Ich dachte an die Rechten, Nationalen.
In Finnland, aber anderswo auch. :D

Re: Rechte zerlegen sich in Finnland

Verfasst: Do 15. Jun 2017, 09:46
von schokoschendrezki
Der Rechtsruck der Wahren Finnen besteht vor allem darin, dass der eher gemäßigte bisherige Chef Timo Soini durch den extremen Rechtsaußen Jussi Halla-aho ersetzt wurde. Das Interessante daran: Timo Soini hat eine eher klassische Politikerkarriere als Sozialwissenschaftler hinter sich. Jussi Halla-aho ist promovierter Philosoph und Altslawist. Meine erste Assoziation dabei war einmal Alexander Dugin und zum anderen das akademische Millieu, aus dem sich dereinst die ungarische Jobbik rekrutierte. Vorsicht: Es sind keine (oder nicht mehr nur) Glatzköpfe sondern Professoren, die Europa an den Abgrund führen (könnten).

Re: Rechte zerlegen sich in Finnland

Verfasst: Do 15. Jun 2017, 10:28
von Kritikaster
schokoschendrezki hat geschrieben:(15 Jun 2017, 09:46)

Der Rechtsruck der Wahren Finnen besteht vor allem darin, dass der eher gemäßigte bisherige Chef Timo Soini durch den extremen Rechtsaußen Jussi Halla-aho ersetzt wurde. Das Interessante daran: Timo Soini hat eine eher klassische Politikerkarriere als Sozialwissenschaftler hinter sich. Jussi Halla-aho ist promovierter Philosoph und Altslawist. Meine erste Assoziation dabei war einmal Alexander Dugin und zum anderen das akademische Millieu, aus dem sich dereinst die ungarische Jobbik rekrutierte. Vorsicht: Es sind keine (oder nicht mehr nur) Glatzköpfe sondern Professoren, die Europa an den Abgrund führen (könnten).
Na ja, ein Vorsitzender wird sicher auch bei denen von den aktuellen Parteimitgliedern/Delegierten gewählt. Da liegt also die Vermutung nahe, dass sich in der Zusammensetzung etwas geändert hat. Diejenigen, die jetzt die Partei verlassen (haben), werden Halla-aho ja kaum gewählt haben.

Re: Rechte zerlegen sich in Finnland

Verfasst: Do 15. Jun 2017, 10:37
von schokoschendrezki
Kritikaster hat geschrieben:(15 Jun 2017, 10:28)

Na ja, ein Vorsitzender wird sicher auch bei denen von den aktuellen Parteimitgliedern/Delegierten gewählt. Da liegt also die Vermutung nahe, dass sich in der Zusammensetzung etwas geändert hat. Diejenigen, die jetzt die Partei verlassen (haben), werden Halla-aho ja kaum gewählt haben.
Wie das zustande kam, ist mir bislang auch noch unklar. Halla-aho wurde tatsächlich zum neuen Parteivorsitzenden gewählt. Und dennoch distanzieren sich nun 20 der 37 Wahre-Finnen-Parlamentsabgeordneten sowie alle fünf in der Koalition gestellten Minister (unter anderem Gründer Soini) und wollen eine neue Partei namens "Neue Alternative" gründen. Es muss also irgendwelche gravierenden Veränderungen in der Parteibasis gegeben haben.

Re: Rechte zerlegen sich in Finnland

Verfasst: Do 15. Jun 2017, 19:31
von H2O
schokoschendrezki hat geschrieben:(15 Jun 2017, 10:37)

Wie das zustande kam, ist mir bislang auch noch unklar. Halla-aho wurde tatsächlich zum neuen Parteivorsitzenden gewählt. Und dennoch distanzieren sich nun 20 der 37 Wahre-Finnen-Parlamentsabgeordneten sowie alle fünf in der Koalition gestellten Minister (unter anderem Gründer Soini) und wollen eine neue Partei namens "Neue Alternative" gründen. Es muss also irgendwelche gravierenden Veränderungen in der Parteibasis gegeben haben.
Vielleicht hat er seinen Totalschaden ja erst nach der Wahl gebaut, sozusagen als arglistige Täuschung seiner Kameraden?

Re: Rechte zerlegen sich in Finnland

Verfasst: Fr 16. Jun 2017, 01:09
von Kritikaster
Es zeichnen sich die Hintergründe ab:
Inzwischen haben die "Finnen" das "Wahre" aus ihrem Namen gestrichen, aber mit dem neuen Vorsitzenden, dem rechtskräftig verurteilten ausländer- und islamfeindlichen Hetzer Jussi Halla-aho, wohl das wahre Gesicht gezeigt. Timo Soini hatte noch versucht, ihn beim Parteitag am Wochenende als Nachfolger zu verhindern, aber ohne Erfolg. Seine Politik war von Hardlinern in der Partei als Verrat an den eigenen Prinzipien verurteilt worden, Halla-aho neue steht nun für unverhohlen offene Ausländer- und Europafeindlichkeit. ...
"Wir haben beschlossen, die Fraktion der Finnenpartei zu verlassen und eine eigene Fraktion unter dem vorläufigen Namen "Neue Alternative" zu bilden. Dies nicht nur, weil Jussi Halla-aho zum Parteivorsitzenden gewählt wurde, sondern, weil bestimmte Kräfte unsere Partei gekidnappt haben." http://www.deutschlandfunk.de/regierung ... _id=388772
Das im Grundsatz selbe Schema wie bei der deutschen AfD also. Doch das ist nicht die einzige Parallele. Realitätsverlust ist bei Rechtspopulisten europaweit offenbar ein ansteckendes Phänomen:
Aber Halla-aho gibt nicht auf, sondern an. Er sieht sich weiter als Retter der Rechten, die in den vergangenen Jahren Umfragen zufolge die Hälfte ihrer Sympathisanten verloren haben. "Ich glaube, dass die Finnenpartei wachsen wird. Wir sind immer noch eine große Partei und ich bin mir sicher, dass wir bei der nächsten Parlamentswahl erfolgreich sein werden."
Halla-aho und seine Gefolgsleute scheinen weder die Stimmung in der Partei richtig erfasst zu haben noch ein besonders ausgeprägtes Gespür für die Folgen ihres Handelns zu besitzen:
Damit steht Sipilä erst einmal als Sieger im Machtpoker da und Jussi Halla-aho als Verlierer - als schlechter dazu, der wütend gegen die "Abtrünnigen" wettert: "Ich hatte erwartet, dass einzelne Abgeordnete zum Schluss kommen könnten, dass die Finnenpartei unter dem neuen Vorsitzenden nichts mehr für sie ist. Aber mit einer so großen Bewegung hatte ich nicht gerechnet. Die Führung der Partei, das Parteibüro und die Fraktionsführung waren nicht über die Geschehnisse informiert."
Schwer zu glauben, dass eine Partei, die ihren letzten Wahlerfolg der gemäßigten Linie ihres damaligen Vorsitzenden zu verdanken hatte, dies mit einer solchen Führung wird wiederholen können. Doch wer weiß: Vielleicht kotzen diese Pferde ja doch noch vor Apotheken.

Re: Rechte zerlegen sich in Finnland

Verfasst: Mo 4. Feb 2019, 18:45
von imp
Die Partei zur Fraktion heißt blaue Zukunft (Blue Reform).
Nach anhaltend schlechten Umfragewerten für LKR unter 2 Prozent sind einige Abgeordnete zu andere Parteien gewechselt, u.a. zurück zur ursprünglichen Partei.