Dazu aktuell.
Vor wenigen Tagen ist der Bericht einer von Macron beauftragten Historikerkommission veröffentlicht worden, die die Rolle Frankreichs beim Völkermord in Ruanda vor etwa 3 Jahrzehnten untersuchte.
Das Ergebnis ist einerseits brisant, weil Frankreich darin zwar keine Mittäterschaft aber eine "schwere und erdrückende Verantwortung" zugesprochen wurde. Andererseits: Natürlich ist Macron nicht so dumm, dass er nicht zumindest den ungefähren Ausgang dieser Untersuchung auch schon vorher ahnen konnte. Es war also entweder gewollt oder ließ sich einfach nicht verhindern.
Was ist der Kern dieser Verantwortlichkeit Frankreichs? Einmal sicher die engen persönlichen Beziehungen Mitterrands zum damaligen ruandischen Diktator Juvénal Habyarimana. Gut. Unser Kanzler Helmut Kohl unterhielt auch enge persönliche Beziehungen zu Diktatoren. Suharto in Indonesien nur mal als Beispiel. Der der 1965 für eines der schlimmsten Massaker der Nachkriegszeit verantwortlich ist, bei dem mindestens 500 000, wahrscheinlich aber bis zu 3 Millionen Menschen getötet wurden. Insofern könnte man sagen: Frankreich und Deutschland Seite an Seite.
Das spezielle und für mich einfach nicht nachvollziehbare: Es ging bei der Unterstützung Frankreichs für das Regime in Ruanda offenbar tatsächlich um die Stärkung bzw. den Erhalt des
frankophonen Einflusses in Zentralafrika. Hutu gegen Tutsi das ist (auch) frankophon gegen vorwiegend englischsprachig. Frankreich zumindest unter Mitterrand versteht sich als Nation, die in der Welt eine Bedeutung haben will. Mir sind die politischen Unterschiede hinsichtlich demokratischer Strukturen sehr wohl bewusst: Aber in dieser Hinsicht gibt es offenbar massive Parallelen zu Russland. Ebenso wie im Falle von Putin-Russland zeigt es sich in Mitterrand-Frankreich, dass das Land bestimmte Regionen der Welt als "seine Einflusszonen" verstand.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)