EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

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King Kong 2006
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von King Kong 2006 »

Der iranische Außenminister (von Trump mit Sanktionen belegt) diskutiert mit Mitgliedern des Verteidigungsministeriums in Oslo/Norwegen. Es geht auch um Ideen von Macron mit der Situation mit den USA umzugehen.
Iran ready to work on French nuclear deal proposals

Macron offered to either soften sanctions on Iran or provide a compensation mechanism

Iran's Foreign Minister Javad Zarif (R) meets with (L-R) Christian Tybring-Gjedde, Michael Tetzschner and Anniken Huitfeldt, all members of the Standing Committee on Foreign Affairs and Defence in the Norwegian Parliament, during his visit in Oslo on August 22, 2019.

https://gulfnews.com/world/mena/iran-re ... 1.65948850
Letztendlich wird wohl allen klar sein, daß man Trump und sein B-Team aussitzen muß. Danach kann man dann wieder Gas geben. Und wird sich wohl mit den dahin entstandenen Umständen i der iranischen Atomindustrie abfinden (müssen). Trump wird dann Golf spielen mit netter Gesellschaft.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
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imp
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von imp »

King Kong 2006 hat geschrieben:(22 Aug 2019, 21:54)

Der iranische Außenminister (von Trump mit Sanktionen belegt) diskutiert mit Mitgliedern des Verteidigungsministeriums in Oslo/Norwegen. Es geht auch um Ideen von Macron mit der Situation mit den USA umzugehen.



Letztendlich wird wohl allen klar sein, daß man Trump und sein B-Team aussitzen muß. Danach kann man dann wieder Gas geben. Und wird sich wohl mit den dahin entstandenen Umständen im der iranischen Atomindustrie abfinden (müssen). Trump wird dann Golf spielen mit netter Gesellschaft.
In fuenf Jahren ist das Gewicht der Union gegenueber dem Pazifikraum nicht mehr so grosz wie heute.
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von King Kong 2006 »

Am Rande der Gespräche mit skandinavischen Sicherheitsexperten kam es auch zu Kontakten mit Macron. Der iranische Außenminister bezeichnete diese als konstruktiv. Macron versucht Maßnahmen einzuleiten, um Trump und sein B-Team und deren Eskalationsspirale zu kontern. Ob das gelingt bleibt abzuwarten.
Iran's Zarif: Nuclear talks with Macron were ‘productive’

Mohammad Javad Zarif says they could work with new French proposals, to save nuclear deal.

https://www.aljazeera.com/news/2019/08/ ... 29602.html
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von H2O »

Hilft aber nichts. Wenn Iran seinen Kurs in Richtung Nuklearwaffen fortsetzen sollte, dann sind die Möglichkeiten des "Westens" ausgereizt. Es ist sicher ziemlich dämlich, daß der Euro-Zone eine unabhängige Finanzdienstleistung auf der Grundlage des Euros nicht gelingen will. So kann Iran sein Spiel mit faulen Ausreden so lange fortsetzen, bis der Schaden so groß ist, daß die Europäer aufgeben müssen.

Was dann folgt, daß weiß der Teufel allein.
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von King Kong 2006 »

H2O hat geschrieben:(24 Aug 2019, 10:06)

Hilft aber nichts. Wenn Iran seinen Kurs in Richtung Nuklearwaffen fortsetzen sollte, dann sind die Möglichkeiten des "Westens" ausgereizt. Es ist sicher ziemlich dämlich, daß der Euro-Zone eine unabhängige Finanzdienstleistung auf der Grundlage des Euros nicht gelingen will. So kann Iran sein Spiel mit faulen Ausreden so lange fortsetzen, bis der Schaden so groß ist, daß die Europäer aufgeben müssen.

Was dann folgt, daß weiß der Teufel allein.
Der Iran wird auf die Kapitulationsforderungen Trumps nicht eingehen (verzicht auf Industrie, Technologie und Wehrfähigkeit, vertraglich auf "alle Zeiten"). Das ist sicher.

Was abzuwarten bleibt, ist ob die EU ein Instrumentarium für die Zukunft schafft mit China und den USA ernsthaft konkurrieren zu können. Darum geht es. Bisher ist da zuwenig (EU-) Power drin. Sicher auch ein strukturelles Problem. Um ein Kerneuropa wird man nicht herumkommen.

Der Iran hat da viel mehr Zeit.

Das ist anstrengend und das kostet allen viel Kraft, was Trump da macht, aber der ist nicht hundert Jahre US-Präsident. Der Iran denkt in viel längeren Dimensionen.

Für einen maximal 8-Jahres Präsident Trump, wirft der Iran seine Verteidigungsfähigkeit, Schlüsseltechnologien nicht "für alle Zeiten" in den Mülleimer. Der Iran verfügt über gewaltige Bodenschätze. Ist ist eine Frage der Zeit, wann das imminnent wird. Da kommt man dann nicht herum. Sicher auch ein Versuch das jetzt brachial zu lösen. So auf die Schnelle. Das wird nicht funktionieren. Da wird Trump lange weg sein. Die Bodenschätze, die Technologie, der Iran selbst nicht.
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von H2O »

King Kong 2006 hat geschrieben:(24 Aug 2019, 10:18)

Der Iran wird auf die Kapitulationsforderungen Trumps nicht eingehen (verzicht auf Industrie, Technologie und Wehrfähigkeit, vertraglich auf "alle Zeiten"). Das ist sicher.

Was abzuwarten bleibt, ist ob die EU ein Instrumentarium für die Zukunft schafft mit China und den USA ernsthaft konkurrieren zu können. Darum geht es. Bisher ist da zuwenig (EU-) Power drin. Sicher auch ein strukturelles Problem. Um ein Kerneuropa wird man nicht herumkommen.

Der Iran hat da viel mehr Zeit.

Das ist anstrengend und das kostet allen viel Kraft, was Trump da macht, aber der ist nicht hundert Jahre US-Präsident. Der Iran denkt in viel längeren Dimensionen.

Für einen maximal 8-Jahres Präsident Trump, wirft der Iran seine Verteidigungsfähigkeit, Schlüsseltechnologien nicht "für alle Zeiten" in den Mülleimer. Der Iran verfügt über gewaltige Bodenschätze. Ist ist eine Frage der Zeit, wann das imminnent wird. Da kommt man dann nicht herum. Sicher auch ein Versuch das jetzt brachial zu lösen. So auf die Schnelle. Das wird nicht funktionieren. Da wird Trump lange weg sein. Die Bodenschätze, die Technologie, der Iran selbst nicht.
Vor allzu großem Eigensinn kann ich nur warnen. In Europa sind uralte Reiche mit dem 1. Weltkrieg verschwunden, und mit dem 2. Weltkrieg eine beherrschende Kultur in Mittel- und Osteuropa mitsamt der aufstrebenden Weltmacht Japan.

Warum soll nicht auch die uralte Macht Iran durch ihre beständigen Händel dieses Schicksal erleiden? Bodenschätze sind kein politisches Verdienst... allenfalls zufälliger Reichtum.
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von King Kong 2006 »

H2O hat geschrieben:(24 Aug 2019, 10:31)

Vor allzu großem Eigensinn kann ich nur warnen. In Europa sind uralte Reiche mit dem 1. Weltkrieg verschwunden, und mit dem 2. Weltkrieg eine beherrschende Kultur in Mittel- und Osteuropa mitsamt der aufstrebenden Weltmacht Japan.

Warum soll nicht auch die uralte Macht Iran durch ihre beständigen Händel dieses Schicksal erleiden? Bodenschätze sind kein politisches Verdienst... allenfalls zufälliger Reichtum.
Das spielt doch keine Rolle. Die Bodenschätze im Iran liegen nunmal da. Es ist auch kein Verdienst Chinas, seltene Erden zu haben. Oder das Öl bei den Saudis. Oder das fracking Öl aus den USA oder Kanada. Es ist nun einmal da.

Neben dem Erdöl und Erdgas gibt es viel mehr im Iran. Zu großen Teilen nicht erschlossen.
Mining in Iran is underdeveloped,[1] yet the country is one of the most important mineral producers in the world, ranked among 15 major mineral-rich countries,[2] holding some 68 types of minerals, 37 billion tonnes of proven reserves and more than 57 billion tonnes of potential reserves worth $770 billion in 2014.[3][4] Mineral production contributes only 0.6 per cent to the country's GDP.[5] Add other mining-related industries and this figure increases to just four per cent (2005). Many factors have contributed to this, namely lack of suitable infrastructure, legal barriers, exploration difficulties, and government control over all resources.

The most important mines in Iran include coal, metallic minerals, sand and gravel, chemical minerals and salt. Khorasan has the most operating mines in Iran. Other large deposits which mostly remain underdeveloped are zinc (world's largest), copper (world's ninth largest reserves in 2011, according to the managing director of National Iranian Copper Industries Company), iron (world's 12th largest in 2013 according to the US Geological Survey),[6] uranium (world's tenth largest) and lead (world's eleventh largest).[7][8][9][10][11] Iran with roughly 1% of the world's population holds more than 7% of the world's total mineral reserves.[12]

https://en.wikipedia.org/wiki/Mining_in_Iran
Dazu das Transporthandelskreuz zwischen Asien und Europa und zwischen Zentralasien und dem Weltmeer. Weder die location, noch die Rohstoffe werden dort verschwinden. Das ist Fluch und Segen zugleich. Man wird darauf zurückkommen. Der Kampf seit dem Bruch zwischen den USA und Iran geht darum. Gut, ich weiß, Atomwaffen... seit den 80er ständig im Gespräch... Komischerweise erst, nachdem die USA und Iran nicht mehr können...

Jeder, der sich damit beschäftigt weiß, daß dies eher ein Propagandamittel ist bei dem Kampf um Macht und Ressourcen. Trump will ja Grönland nicht wegen den Skipisten, sondern wegen Rohstoffen. Atomwaffen sind höchstens interessant, als das sie den Zugriff auf den Iran deutlich erschweren würden. Und die Iraner lassen sich von keinen Trump vorschreiben welche Industrie und Technologie sie haben dürfen. Am besten nur noch Teppichknüpfen. Und abhängig und auf einfachen Niveau stagnierend. Und wie schlapp und wenig abschreckend die Verteidigung sein darf. Man solle sich mal vorstellen, man würde das China, den USA, Frankreich, Italien, Russland, Israel, Pakistan u.a. ständig befehlen und vorhalten. Aber das lenkt ab.

Hier geht es um die EU. Die EU will weder einen Flüchtlingsstrom, noch eine Drogenflut, oder Regionalkrieg als Dauerbrandherd an den Grenzen. Trump hat die Sache - mit Ansage - eskaliert.

Da er US-Präsident ist, hat er einige Mittel. Man sieht gerade, wie die EU da deswegen herumeiert. Die EU, habe ich hier verlinkt, denkt in einer sich verändernden Weltlage ohnehin nach, wie man mit den USA und China konkurrieren kann. Merkel selbst sagte, man könne sich auf die USA nicht mehr verlassen. Man sieht jetzt am Beispiel Iran, wie die EU versucht sich ein Instrumentarium zu beschaffen sich von den USA machtpolitisch, handlungsfähig zu emanzipieren. Das sieht zugegebener Maßen noch pupertär und unausgegoren aus. ;)

Muß man nur in Teheran anfragen. Die können damit (noch?) nichts anfangen. China ist da in dem Instrumentarium deutlich entwickelter. Und das sieht man an der Kooperation beider.
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von H2O »

Tja, wenn Sie meinen... aber sagen Sie nicht, daß Sie nie gewarnt worden sind.
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von King Kong 2006 »

H2O hat geschrieben:(24 Aug 2019, 10:54)

Tja, wenn Sie meinen... aber sagen Sie nicht, daß Sie nie gewarnt worden sind.
Soll das jetzt eine Drohung sein? :D

Naja, ich argumentiere, daß die Rohstoffe und Technologie Ziel sind und nicht "so einfach" zu haben sind. Und von dir kommt daraufhin eine Warnung. Das ist doch sehr transparent und reflektiv. Weil es eben genau darum geht.
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von H2O »

King Kong 2006 hat geschrieben:(24 Aug 2019, 10:56)

Soll das jetzt eine Drohung sein? :D

Naja, ich argumentiere, daß die Rohstoffe und Technologie Ziel sind und nicht "so einfach" zu haben sind. Und von dir kommt daraufhin eine Warnung. Das ist doch sehr transparent und reflektiv. Weil es eben genau darum geht.
Das hätten Sie wohl gern so gedeutet; aber nein, es geht um unschuldige Menschen, die wirklich nichts weiter möchten, als in bescheidenem Wohlstand leben. Mit diesen Menschenleben spielt Iran herum, ganz einfach um mächtig zu erscheinen. Das muß eine regionale Krankheit sein.
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von imp »

H2O hat geschrieben:(24 Aug 2019, 10:31)

Vor allzu großem Eigensinn kann ich nur warnen. In Europa sind uralte Reiche mit dem 1. Weltkrieg verschwunden, und mit dem 2. Weltkrieg eine beherrschende Kultur in Mittel- und Osteuropa mitsamt der aufstrebenden Weltmacht Japan.

Warum soll nicht auch die uralte Macht Iran durch ihre beständigen Händel dieses Schicksal erleiden? Bodenschätze sind kein politisches Verdienst... allenfalls zufälliger Reichtum.
Den Iran oder Persien, zuvor die Sassaniden bis hin zu den Parthern gab es schon, bevor Erdoel eine Rolle spielte. Es wird ihn auch geben, wenn Erdoel nicht mehr Heizungen und Autos treibt. Der Trend geht doch dahin, dass Laender auch Krisen und Kriege ueberdauern. Der Iran hat eine Kontinuitaet, die trotz Mongolen, trotz Alexander, trotz Besetzung in beiden Weltkriegen ungebrochen ist.


Vor dem Islam gab es den Zoroastrismus im Iran - und die dortige Spielart beider Religionen hat einiges gemein.

Ich wuerde nicht gegen die Fortexistenz des Iran wetten.
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von H2O »

Ich wuerde nicht gegen die Fortexistenz des Iran wetten.
Das hielte ich auch für sträflich; dennoch muß man sich klar machen, welche Gewalten über Europa hinweg gegangen sind und die Landkarte des Kontinents verändert haben. Ich würde deshalb auch keine Wette abschließen wollen, daß Iran von solchen Brüchen verschont bleiben wird.

Unser Teilnehmer Hongkong 2006 erweckt diesen Eindruck ewiger Ungebrochenheit Irans. Das ist bodenloser Leichtsinn... jedenfalls empfinde ich eine solche Haltung so.
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von imp »

H2O hat geschrieben:(24 Aug 2019, 16:19)

Das hielte ich auch für sträflich; dennoch muß man sich klar machen, welche Gewalten über Europa hinweg gegangen sind und die Landkarte des Kontinents verändert haben. Ich würde deshalb auch keine Wette abschließen wollen, daß Iran von solchen Brüchen verschont bleiben wird.

Unser Teilnehmer Hongkong 2006 erweckt diesen Eindruck ewiger Ungebrochenheit Irans. Das ist bodenloser Leichtsinn... jedenfalls empfinde ich eine solche Haltung so.
Umbrueche gab es immer, manche mit erheblichen Lasten fuer Land und Leute. Nicht zuletzt die US-Politik spielte da eine Rolle.
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von H2O »

imp hat geschrieben:(24 Aug 2019, 17:12)

Umbrueche gab es immer, manche mit erheblichen Lasten fuer Land und Leute. Nicht zuletzt die US-Politik spielte da eine Rolle.
So ist das nun einmal; vielleicht spielt dereinst China oder Indien in dieser Weltgegend eine vergleichbare Rolle. Früher habe ich zu vorgerückter Stunde und erreichter Bettschwere oft vor Ärger an der deutsch-chinesischen Grenze gewarnt.
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von imp »

H2O hat geschrieben:(24 Aug 2019, 17:21)

So ist das nun einmal; vielleicht spielt dereinst China oder Indien in dieser Weltgegend eine vergleichbare Rolle. Früher habe ich zu vorgerückter Stunde und erreichter Bettschwere oft vor Ärger an der deutsch-chinesischen Grenze gewarnt.
Persisch war einmal eine wichtige Adelssprache vom Irak bis Indien, etwa wie franzoesisch im europaeischen Adel.

Noch heute spielt persisch eine gewisse Rolle in Afghanistan, Usbekistan, Tadschikistan, Teilen Pakistans, sogar einigen suedlichen Teilen Russlands. Ueberall da, wo Kina jetzt rein draengt.
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von King Kong 2006 »

H2O hat geschrieben:(24 Aug 2019, 16:19)

Das hielte ich auch für sträflich; dennoch muß man sich klar machen, welche Gewalten über Europa hinweg gegangen sind und die Landkarte des Kontinents verändert haben. Ich würde deshalb auch keine Wette abschließen wollen, daß Iran von solchen Brüchen verschont bleiben wird.

Unser Teilnehmer Hongkong 2006 erweckt diesen Eindruck ewiger Ungebrochenheit Irans. Das ist bodenloser Leichtsinn... jedenfalls empfinde ich eine solche Haltung so.
Wie würdest du "Ungebrochenheit" definieren?

Der Iran verfolgt, ob unter Großkönigen, Kaisern (Schahs) oder der jetzigen und zukünfigen Führung seine Interessen. Klar, steckt man auch ein. Wichtig ist aber auch jedesmal wieder aufzustehen. Es mag für dich vielleicht wie stumpfsinnige Sturrheit erscheinen, aber wenn die Iraner über die Generationen nicht auch mal Standgehalten hätten, dann könnte man den Iran wie andere antike Reiche nur noch in Geschichtsbüchern wiederfinden. Das könnte genauso passieren. Ich bin sicher, daß der Iran nach Trump noch da ist. Mit seinen Interessen. Mit der Atomindustrie und mit seinen Streitkräften.

Es ist sinnlos einem Land wie Iran "für alle Zeiten" das Abschwören von Technologie und Verteidigunsfähigkeit abzupressen. Das ist totaler Stumpfsinn darauf zu beharren. Das kann man genauso gut mal mit Indien, Großbritannien oder den USA versuchen. Völliger Quatsch. Das ist politisch motivierte Herumlavieren. In der Sache unpraktikabel. Welcher Staat sollte auf so etwas ernsthaft eingehen? Deshalb haben die USA auch noch maximal das heraugepresst (erpresst) was ging. Das Atomabkommen. Mehr geht nicht. Alles andere wäre koloniales Verhalten.

Vor dem Bruch mit den USA ging das ja auch alles. Hast du eine Ahnung wie großdimensioniert das Atomprogramm und die Streitkräfte im Aufbau wie auch geplant waren? Mit den USA? Dagegen ist der Iran heute in diesen Bereichen schon als bescheiden bezeichnen. Und selbst das reicht nicht. Wenn man kein Satellitenstaat mehr der USA ist...
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von H2O »

Tja, Drohungen gehen weder von Indien noch von Pakistan aus. Aber Iran will Israel von der Landkarte tilgen. Da dürfen Sie Großkönige der Antike oder Mullahs der Gegenwart anführen, das wird sich weder Israel noch die USA noch Europa ansehen. Dann war es das mit der Geschichte Irans. Mit kolonialer Unterwürfigkeit sollten Sie den Verzicht auf dieses Teufelszeug nicht verwechseln, eher mit "Lebensversicherung".
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von King Kong 2006 »

H2O hat geschrieben:(24 Aug 2019, 21:23)

Tja, Drohungen gehen weder von Indien noch von Pakistan aus. Aber Iran will Israel von der Landkarte tilgen. Da dürfen Sie Großkönige der Antike oder Mullahs der Gegenwart anführen, das wird sich weder Israel noch die USA noch Europa ansehen. Dann war es das mit der Geschichte Irans. Mit kolonialer Unterwürfigkeit sollten Sie den Verzicht auf dieses Teufelszeug nicht verwechseln, eher mit "Lebensversicherung".
Du meinst Ahmadinejad? Und das, was er nie gesagt hat? Der hat ne Menge erzählt.
"Für niemanden eine Gefahr"

Der Präsident betonte, niemand könne der Islamischen Republik das Recht auf das Atomprogramm streitig machen. "Iran ist für niemanden eine Gefahr, nicht einmal für das zionistische Regime", sagte Ahmadinedschad und benutzte damit die iranische Bezeichnung für den Erzfeind Israel.

https://www.dw.com/de/iran-weiht-schwer ... -2147784-0
Aber da dreht man sich im Kreis. Der ist weg. Und wenn Trump nicht wieder alles hoch eskaliert, dann haben die Falken im Iran weniger Chancen. Scheint ihn nicht zu interessieren. Es geht also wieder um Israel? Gar nicht um Atomwaffen? Die sind nicht da und die IAEO sagt nichts anderes.

Also sind wir doch wieder bei dem Thema, der Iran ist nicht "gut" für die USA Ansprechbar? Schon erstaunlich wie sich ein Israel als Atommacht und modernsten Waffen so bedroht fühlt. Es gibt nichts besseres als Ablenkung vom Nahostkonflikt als bei jeder Gelegenheit den Iran als Totschlagargument anzuführen. Deutschland, GB, Frankreich, die USA, Russland und China sehen das anders. Oder was soll die Unterstützung der Annäherung und des Abkommens mit dem Iran? Es geht nicht um Israel. Israel ist nicht der Nabel der Welt an dem alles gemessen werden muß. Auch, wenn Netanjahu seit vielen Jahren mit dem Iran alles abblockt.
Israel und Iran – in Feindschaft vereint

Doch die Gefahr wird von Ministerpräsident Netanyahu aus politischem Kalkül überzeichnet. Den Hardlinern in Teheran dient er damit als willkommenes Feindbild.
Das Szenario einer existenziellen Bedrohung durch einen äusseren Feind eignet sich weltweit für Hardliner, um Wähler zu mobilisieren und Kritiker unter den Generalverdacht des Landesverrats zu stellen. Die bewusst gezogene Parallele zum Holocaust ist aber auch ein psychologisches Druckmittel gegenüber den westlichen Partnern – ein direkter Appell an ihre Schuldgefühle.
Bei einer nüchternen Analyse überwiegt der Eindruck, dass Netanyahu die Bedrohung überzeichnet und mit seiner kriegerischen Rhetorik in Teheran genau jene Scharfmacher stärkt, die er so fürchtet. Wenn es um Iran geht, ist der israelische Regierungschef ein Getriebener.

Zu dieser Erkenntnis kam 2010 auch Yuval Diskin, damaliger Leiter des israelischen Inlandgeheimdiensts Shin Bet. Gemeinsam mit dem Mossad-Chef Meir Dagan stellte er sich im Kabinett gegen Netanyahu und verhinderte einen Luftangriff auf die iranischen Atomanlagen. «Ich glaube nicht an eine politische Führung, die Entscheidungen auf der Grundlage messianischer Gefühle trifft», erklärte Diskin später.
Für Netanyahu aber hat die überzeichnete iranische Bedrohung ganz praktische Vorteile. Unter anderem lässt sie den ungelösten Konflikt mit den Palästinensern und die israelische Besetzungspolitik in den Hintergrund rücken.

https://www.nzz.ch/meinung/iran-netanya ... ld.1407011
Selbst die USA haben Israel Waffen vorenthalten. Weil sie keinen Krieg mit dem Iran wollen. Also lassen sie den Iran gewähren? Sind sie heimliche Verbündete Irans? Nein. Es geht eben nicht immer um Israel. Und niemand "tilgt" Israel von der Landkarte. Es geht auch nicht um Atomwaffen.

Dem Iran ist mit Ausslöschung gedroht worden, von Saddam, von Trump. Und im Gegensatz zu Israel ist der Iran tatsächlich Opfer von Massenvernichtungswaffen geworden. Trump hat Nk mit Auslöschung gedroht. Chrustschow wollte den Westen begraben usw.

Du meinst mit einer Eskalation und unanehmbaren Forderungen gegenüber Iran wird alles chilliger? Meinst du die USA, EU3, Russland, China und Iran, die sich an den Tisch gesetzt haben, Lösungen erarbeitet haben, haben nicht wie Trump den Durchblick?

Du wirst sehen, das läuft wie unter Bush. Jahrelanges eskalieren. Am Ende hat man wieder davon die Nase voll. Wie vor Jahren. Das dumme ist jetzt aber, der Iran hat das schon einmal mitgemacht. Hat verzichtet, hat sich (im Gegensatz zu anderen Staaten) auf Rechte verzichtet. Und was kam? Nichts. Stattdessen noch mehr Sanktionen. Warum sollte der Iran nochmal auf so etwas eingehen? Das ist ein schweres Erbe, das Trump der Welt hinterlassen wird. Iran ist da nur ein Beispiel. Er randaliert auch gegen andere "Böse". In Europa, Asien oder Lateinamerika.
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von H2O »

Nun jammern Sie nicht, sondern folgen Sie endlich den wohlgesonnenen Bitten der Europäer, sich von dem Teufelszeug fern zu halten, das tatsächlich niemand braucht, dessen industrielle Entsorgung unbekannt ist, und das uns deutlich länger als Gefahrenquelle besorgt machen sollte, als irgendwelche persischen oder iranischen Reiche bestanden haben. Unser Land kommt bestens ohne dieses Zeug zurecht, und viele andere Länder auch. Warum nicht auch Iran?
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von King Kong 2006 »

H2O hat geschrieben:(24 Aug 2019, 21:59)

Nun jammern Sie nicht, sondern folgen Sie endlich den wohlgesonnenen Bitten der Europäer, sich von dem Teufelszeug fern zu halten, das tatsächlich niemand braucht, dessen industrielle Entsorgung unbekannt ist, und das uns deutlich länger als Gefahrenquelle besorgt machen sollte, als irgendwelche persischen oder iranischen Reiche bestanden haben. Unser Land kommt bestens ohne dieses Zeug zurecht, und viele andere Länder auch. Warum nicht auch Iran?
Warum sollte ich mich von Atomwaffen fernhalten? Ich habe gar keine!

Übrigens hat der Iran auch keine. Sagt jedenfalls die Internationale Atomenergiebehörde. Und Teheran.

Und Trump macht die Sache nicht besser. Es war vorher besser. Die EU versucht zu retten was noch ist. Trump bekommt noch eine Chance. Die wird er nicht nutzen. Deeskalation gehört nicht zu seinem Charakterprofil.
Trump Unlikely to Support Macron’s Plan to Revive Iran Deal

https://www.bloomberg.com/news/articles ... n-standoff
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von H2O »

King Kong 2006 hat geschrieben:(24 Aug 2019, 22:06)

Warum sollte ich mich von Atomwaffen fernhalten? Ich habe gar keine!

Übrigens hat der Iran auch keine. Sagt jedenfalls die Internationale Atomenergiebehörde. Und Teheran.

Und Trump macht die Sache nicht besser. Es war vorher besser. Die EU versucht zu retten was noch ist. Trump bekommt noch eine Chance. Die wird er nicht nutzen. Deeskalation gehört nicht zu seinem Charakterprofil.
Ja, dann ist doch alles gut! Und nun dafür sorgen, daß es nachweislich auch dabei bleibt... und schon werden Europäer sich bemühen, Iran das Leben zu erleichtern.
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von Hinrichs Theresa »

H2O hat geschrieben:(24 Aug 2019, 21:59)

Nun jammern Sie nicht, sondern folgen Sie endlich den wohlgesonnenen Bitten der Europäer, sich von dem Teufelszeug fern zu halten, das tatsächlich niemand braucht, dessen industrielle Entsorgung unbekannt ist, und das uns deutlich länger als Gefahrenquelle besorgt machen sollte, als irgendwelche persischen oder iranischen Reiche bestanden haben. Unser Land kommt bestens ohne dieses Zeug zurecht, und viele andere Länder auch. Warum nicht auch Iran?
Darum, weil die Atomwaffen das Letzte ist, was Israel und die USA von einem Atomschlag auf Teheran (der eigemtlich sehr gute Zweitschlagkapazitäten hat) zurückhält. Die anderen Staaten kommen ohne dieses Zeugnis, weil sie glücklich genug sind, außer Fokus der USA zu geraten. Ok, aber stellt ihr euch vor, der Iran verzichtet auf sein Streben nach Atomwaffen und zerstört alle vorhandenen Atommunitionen. Wie lange würden Washington und Israel warten, um das Land zu runieren? Am schlimmsten ist dass Drogensucht im Iran (damit kehren wir zum ursprünglichen Thema zurück) in den letzten Jahren drastisch zugenommen ist. Meiner Meinung nach ist der Grund dafür nicht zuletzt die fast theoretische Staatsgrenze mit Afghanistan, die Heroinflut nach dem GOTTESSTAAT nicht einmal verzögert. Alle wissen es schon lange, dass Afghanistan unter Amerikanern sitzt, und trotz ihrer angeblich Bekämpfung des Drogenhandels (da kannst du lange warten, m.s. Operation Iron Tempest) im Land floriert Heroinproduktion da und prosperiert (Woraus stammt Opioden in Deutschland? ;) )Wenn die Wirtschaft im Iran unter dem Druck der Sanktionen endlich zusammenbricht (ohne Atomwaffen ist es ein kommendes Scenario), dann würden alle nach Europa fliehen. Gute Nachricht, unsere Junkies können ihren Stoff behalten und mit Neueinkommenden nicht teilen. Böse Nachricht, Migranten würden mit eigenem afghanischen Stoff kommen. Die Migrationskrise 2015 würde uns als ein schönes Puppenspiel erscheinen. Der Iran muss Atomwaffen zur Verfügung haben, es ist im Interesse der Europäer.
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von H2O »

Tja, mir stehen die Haare zu Berge... eine Fahrt durch die politische Geisterbahn! Die Zweitschlagsfähigkeit Irans möchte ich nicht sehen, denn nach dem ersten Schlag unter der Bedingung "Zweitschlag möglich" bewegt sich da nichts mehr. Hände weg von diesem Teufelszeug!
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von juna_f »

King Kong 2006 hat geschrieben:(07 Jun 2018, 23:50)

Man muß an dieser Stelle noch einmal klarstellen, daß es hier um europäische Sicherheitsinteressen geht. Es geht nicht um eine wie auch immer geartete Sympathie für den Iran.

Administrationen wie die von G.W.Bush oder jetzt von Trump, flankiert von Neocons (z.B. Bolton damals und heute als Sicherheitsberater von Trump) haben zur Interessensdurchsetzung die Holzhammermethode. Das "Herumspielen" und infantile Ausprobieren. Erstmal etwas kaputtmachen und dann sehen wir mal, was wir davon gebrauchen können. Das kann man vielleicht realpolitisch machen, wenn man auf dem Mond wohnt, oder eben auf einem anderen Kontinent, wie den USA, das hat aber konkrete Auswirkungen auf die Nachbarschaft, z.B. Europa. Syrien, ist ganz klar symbiotisch mit dem Krieg gegen den Irak zu sehen. Auch der IS. Die Flüchltingsmassen, die Terroristen kommen auch nach Europa, wie geschehen. Nicht in die USA. Europa hat knallharte, reale Sicherheitsinteressen, die anders sind als die von Trump.

Wenn man ein großes, zentrales Land der Region, mit 80 Mio. EW., den Iran jetzt wieder mit Sanktionen so in die Zange nimmt, dann wird das einmal harte Gegenreaktionen mit sich bringen, also eine Eskalationsschraube (Ausweitung des Atomprogrammes, oder auf anderen Feldern) und schlimmstenfalls zu einem Kollaps solch eines großen Landes. Mit Nachbarn, die alle mehr oder weniger strukturelle Probleme haben. Pakistan, indischer Subkontinent, Kaukasus, die Türkei, Zentralasien, Nahost, selbst der östliche Teil Chinas (ist näher als Griechenland an dem Iran). Von daher nimmt es kaum Wunder, daß gerade neben Europäern auch Russen, Türken und Chinesen und auch der Iran an einem geordneten Zustand größtes Interesse haben. Nicht Trump in Übersee. Das sind keine dämonischen Absichten. Das sind Sicherheitsinteressen. Das es Dominoeffekte gibt, sah man am Irak, dann Syrien und alle Nachbarn die dann sogar militärisch eingriffen.

Schon damals wurde diese Politikerclique gewarnt, im Falle des Irakkrieges. Egal. Wie egal das diesen Leuten ist, sah man auch an Rumsfeld, der schwurbelte auf die Frage, wo denn die ABC-Waffen nun seien irgendwas von "irgendwo nördlich, südlich, östlich und westlich vom sunnitischen Dreieck". Lächerlich. Darum ging es gar nicht. Der Iran hat damals unter Reformorientierten Politikern Angebote gemacht (z.B. Schweizer Memorandum). Das wurde einfach ignoriert. Wurde nicht weitergeleitet, "mißtinterpretiert" usw. Danach konnten dieser iranischen Politiker einpacken. Hardliner kamen als Reaktion. Jetzt das Atomabkommen. Wieder ramponiert. Die Reaktion wird entsprechend sein. Auch die Position der eher Reformorientieren. Wie damals kann diese bestimmte Politikerkaste in den USA nur zerstören. Sei es im Krieg, durch Sanktionen oder Kündigungen von wichtigen, internationalen Abkommen. Kündigung des Klimaabkommens (global viel verheerender als das Atomabkommen) usw. Dazu gibt es keinen Plan B. Immer nur Kündigen und Konfrontation. Das kann man wie gesagt machen, wenn man in Übersee lebt. Das hat für Nachbarn (Europa) ganz konkrete Auswirkungen. Ob beim BAMF, Ankerzentren, Integration, AFD-Wahlverhalten oder in LKWs rasende Terroristen in Frankreich. Nicht in den USA. Wobei man klar sagen muß, das es nicht immer die USA sind. Es waren und sind Bush und Trump und Berater aus dem bestimmten Lager.

Auch Netanjahu ist da für Europa nicht hilfreich. Er schadronierte im Vorfeld des Irakkrieges dasselbe wie jetzt gegenüber dem Atomabkommen. Sicher sieht es Bibi gerne, wenn potentiell starke Gegner zerschreddert werden. Israel lebt eh, wie auch der Iran, in einer gefährlichen Gegend. Aber es geht um europäische Interessen, nicht um die von Netanjahu.





Das Atomabkommen (was vielen auch im Iran nicht gefällt, aber als Kröte geschluckt wurde) soll eine Eskalation eindämmen. Nun wird wieder durch destruktives Verhalten versucht das auszuhebeln. Es ist nicht im Sicherheitsinteresse Europas. Wie gesagt, das hat nichts mit Appeasement oder Naivität oder Sympathie für den Iran zu tun. Man hat einmal erlebt, was so ein Verhalten ausgelöst hat. Und Europa kann sich davor nicht wirklich schützen. Das sind knallharte Sicherheitsinteressen. Das die EU ins Rotieren kommt, belastet wird, angeschlagen, wird Trump vielleicht gefallen. Die EU ist eh der "größere Gegner" für Trump als der Iran. Das es da im Karton rappelt ist ja unüberhörbar. Siehe Handelskrieg. Übergeordnet ist es die Auseinandersetzung mit dem trägen Riesen EU. Der versucht sich zumindest zu wehren. Direkt in der Nachbarschaft einen Ärger um den Iran, der die Katastrophe Syriens und Iraks deutlich toppen würde, ist nicht im Interesse Europas.
Ihrer
Da bin ich völlig Ihrer Meinung. Die USA handeln immer duch jemand anderen. Vor kurzem hat Spiegel darüber geschrieben.(https://www.spiegel.de/politik/deutschl ... 82906.html) Laut Aussage der Linken-Abgeordnete Freihold ist Deutschland "eine zentrale Drehscheibe der weltweiten US-Kriegsführung"! Warum müssen wir die US-Truppen bezahlen? Sie bauen zahlreiche Raketenbasen in Europa, aber nur manche bedenken, dass wenn eine US-Rakete aus Europa abgefeuert wird, wird Europa alle US-gegnrischen Abwehraketen kassieren. Was betrifft die Drogenbekämpfung, gibt es Tonnen von Drogen, die über den Iran nach Europa gehen. Und was an dem ganzen interessant ist, dass die CIA Heroinproduktion in Afghanistan deckt. Seit der Invasion der Vereinigten Staaten in Afghanistan 2001 ist die Drogenproduktion um das 40fache andestigen. Sie verdienen ein Vermögen mit Verkauf von Opium und so zahlen ihre geheimen Operationen.
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von King Kong 2006 »

juna_f hat geschrieben:(29 Aug 2019, 11:37)

Seit der Invasion der Vereinigten Staaten in Afghanistan 2001 ist die Drogenproduktion um das 40fache andestigen. Sie verdienen ein Vermögen mit Verkauf von Opium und so zahlen ihre geheimen Operationen.
Diese Meinung hatte auch ein US-Senator bei den Untersuchungen der Iran-Contra Affäre.
There exists a shadowy government with its own Air Force, its own Navy, its own fundraising mechanism, and the ability to pursue its own ideas of national interest, free from all checks and balances, and free from the law itself.

Senate Select Committee on Secret Military Assistance to Iran and the Nicaraguan Opposition (Iran-Contra hearings) (1987)

https://en.wikiquote.org/wiki/Daniel_Inouye
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von H2O »

Man muß an dieser Stelle noch einmal klarstellen, daß es hier um europäische Sicherheitsinteressen geht. Es geht nicht um eine wie auch immer geartete Sympathie für den Iran.
Iran kann sicher in Europa erheblichen Schaden anrichten; mit der Folge, daß danach in Iran kein Gras mehr wächst. Ich möchte den ersten Schritt davon mit allen verfügbaren Möglichkeiten verhindern. Sollte das aber nicht möglich sein, dann soll und muß Europa darauf hinarbeiten, daß damit das Ende dieser Herrschaft besiegelt ist.

Dann haben die USA und Israel mit ihren Vorahnungen leider Recht behalten.
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von King Kong 2006 »

H2O hat geschrieben:(31 Aug 2019, 08:28)

Iran kann sicher in Europa erheblichen Schaden anrichten; mit der Folge, daß danach in Iran kein Gras mehr wächst. Ich möchte den ersten Schritt davon mit allen verfügbaren Möglichkeiten verhindern. Sollte das aber nicht möglich sein, dann soll und muß Europa darauf hinarbeiten, daß damit das Ende dieser Herrschaft besiegelt ist.

Dann haben die USA und Israel mit ihren Vorahnungen leider Recht behalten.
Davor wird ja überall gewarnt. Außer von Trump und Netanjahu. Die Region weiter zu destabilisieren.

Was die Politik und die Kriege dort angerichtet haben, ist kaum zu übersehen. Europa im Gegensatz zur USA merkt das sehr viel stärker. Der Iran, der mittendrin ist hat erheblich größere Probleme. Jetzt noch den stabilisten Staat dort bewußt zu destabilisieren oder gar mit Krieg zu drohen ganz in der Tradition der Neocons, siehe Bolton, davor warnt ja quasi die Weltgemeinschaft.

Der Iran ist durch diese Politik und den Kriegen nur noch von Brei umgeben. (Thomas L. Friedman, NYT)

Und der fliesst auch nach Europa. An dem letzten Stützpfeiler der Region zu sägen ist die Furcht der Weltgemeinschaft.
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von H2O »

Iran führt Krieg in mindestens 5 Nachbarstaaten, ist an Kriegsverbrechen beteiligt... und Sie stellen uns einen Hort der Stabilität und des Friedens vor? Ein stetiger Flüchtlingsstrom verläßt Iran in Richtung Europa. Geht's noch?
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von King Kong 2006 »

H2O hat geschrieben:(31 Aug 2019, 11:02)

Iran führt Krieg in mindestens 5 Nachbarstaaten, ist an Kriegsverbrechen beteiligt... und Sie stellen uns einen Hort der Stabilität und des Friedens vor? Ein stetiger Flüchtlingsstrom verläßt Iran in Richtung Europa. Geht's noch?
Offensichtlich hast du die Beweggründe der Europaer und das Thema nicht ganz durchdrungen oder selektiv wahrgenommen.

Die Europäer, die EU, Russland, China (oder auch die USA als Vertragspartner) oder auch Indien wollen keinen Handelskrieg von Trump gegen den Iran.

Der Iran versorgt Millionen Flüchtlinge. Investiert Millionen in Grenzgebiete von Nachbarstaaten um die Gegenden"abzuspeisen" und dadurch schon aus Eigeninteresse ruhig zu halten. Der Iran ist mittendrin "im Brei". Der Iran hat den Löwenanteil im Kampf gegen den IS geleistet.

Hast du eine Ahnung, was passiert wenn der Iran wegen Trump und seinen B-Team zusammenbricht? Mit Flüchtlingen, mit Drogen, dem IS, Al-Kaida Mit den Auswirkungen auf Nachbarstaaten uvm.? Die Europäer, Russland, Indien, Türkei, China usw. schon. Trump ist in seinem Golfclub weit weg. Statt die Sache zu deeskalieren setzt er auf Eskalation. Annäherung zerstört.
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von H2O »

King Kong 2006 hat geschrieben:(31 Aug 2019, 11:23)

Offensichtlich hast du die Beweggründe der Europaer und das Thema nicht ganz durchdrungen oder selektiv wahrgenommen.

Die Europäer, die EU, Russland, China (oder auch die USA als Vertragspartner) oder auch Indien wollen keinen Handelskrieg von Trump gegen den Iran.

Der Iran versorgt Millionen Flüchtlinge. Investiert Millionen in Grenzgebiete von Nachbarstaaten um die Gegenden"abzuspeisen" und dadurch schon aus Eigeninteresse ruhig zu halten. Der Iran ist mittendrin "im Brei". Der Iran hat den Löwenanteil im Kampf gegen den IS geleistet.

Hast du eine Ahnung, was passiert wenn der Iran wegen Trump und seinen B-Team zusammenbricht? Mit Flüchtlingen, mit Drogen, dem IS, Al-Kaida Mit den Auswirkungen auf Nachbarstaaten uvm.? Die Europäer, Russland, Indien, Türkei, China usw. schon. Trump ist in seinem Golfclub weit weg. Statt die Sache zu deeskalieren setzt er auf Eskalation. Annäherung zerstört.
Sie meinen also, wenn ich die Welt mit meinen Sinnen wahrnehme, daß dabei nicht das richtige Weltbild entstehen kann? Vorstellbar, sicher. Würde mir vermutlich ein Italiener mit Hang zu den Cinque Stelle wohl auch verklugfideln. Aber ich muß mit meinem Wahrnehmungsvermögen zufrieden sein!

Ihre Schilderung der Barmherzigkeit Irans lehnt sich sehr an vergleichbare Geschichten aus der Türkei an. Auch der Türkei halte ich platten regionalen Imperialismus als Staatsziel vor, seit Erdogan rücksichtslos seine nationale Politik durchsetzt. Aber dennoch kein Vergleich mit dem Auftreten Irans im Vorfeld Israels. Was wollen iranische Kräfte denn dort? Barmherzigkeit üben, oder was?

Ach ja, mein getrübtes Wahrnehmungsvermögen. Nein, lieber King Kong 2006, über diese Brücke gehe ich bestimmt nicht!
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von Cobra9 »

H2O hat geschrieben:(31 Aug 2019, 12:52)

Sie meinen also, wenn ich die Welt mit meinen Sinnen wahrnehme, daß dabei nicht das richtige Weltbild entstehen kann? Vorstellbar, sicher. Würde mir vermutlich ein Italiener mit Hang zu den Cinque Stelle wohl auch verklugfideln. Aber ich muß mit meinem Wahrnehmungsvermögen zufrieden sein!

Ihre Schilderung der Barmherzigkeit Irans lehnt sich sehr an vergleichbare Geschichten aus der Türkei an. Auch der Türkei halte ich platten regionalen Imperialismus als Staatsziel vor, seit Erdogan rücksichtslos seine nationale Politik durchsetzt. Aber dennoch kein Vergleich mit dem Auftreten Irans im Vorfeld Israels. Was wollen iranische Kräfte denn dort? Barmherzigkeit üben, oder was?

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Ich stimme Dir völlig zu.
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von King Kong 2006 »

H2O hat geschrieben:(31 Aug 2019, 12:52)

Sie meinen also, wenn ich die Welt mit meinen Sinnen wahrnehme, daß dabei nicht das richtige Weltbild entstehen kann? Vorstellbar, sicher. Würde mir vermutlich ein Italiener mit Hang zu den Cinque Stelle wohl auch verklugfideln. Aber ich muß mit meinem Wahrnehmungsvermögen zufrieden sein!

Ihre Schilderung der Barmherzigkeit Irans lehnt sich sehr an vergleichbare Geschichten aus der Türkei an. Auch der Türkei halte ich platten regionalen Imperialismus als Staatsziel vor, seit Erdogan rücksichtslos seine nationale Politik durchsetzt. Aber dennoch kein Vergleich mit dem Auftreten Irans im Vorfeld Israels. Was wollen iranische Kräfte denn dort? Barmherzigkeit üben, oder was?

Ach ja, mein getrübtes Wahrnehmungsvermögen. Nein, lieber King Kong 2006, über diese Brücke gehe ich bestimmt nicht!
Naja, wenn du die Problematik zusammenkürzt auf "Sie stellen uns einen Hort der Stabilität und des Friedens vor? Ein stetiger Flüchtlingsstrom verläßt Iran in Richtung Europa. Geht's noch?" muß ich davon ausgehen, daß das tatsächlich ein sehr verzerrtes Bild des Komplexes der Beziehungen zwischen der EU und dem Iran ist. Im Kontext der Sicherheitsarchitektur in Zentralasien/AfPak/Indischer Subkontinent. Den Sicherheitsabsprachen Iran/Indien. Den hohen Kosten der Drogenbekämpfung Irans und der Versorgung der Flüchtlinge. Der finanziellen Unterstützung der Gebiete in Afghanistan (z.B. Provinz Herat).

Daraus den Schluss zu ziehen: "Sie stellen uns einen Hort der Stabilität und des Friedens vor? Ein stetiger Flüchtlingsstrom verläßt Iran in Richtung Europa. Geht's noch?" nehme ich mal zur Kenntnis. Ich glaube auch nicht, daß Neu-Delhi, Moskau oder Brüssel das einfach so abfrühstücken. :?:
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von H2O »

King Kong 2006 hat geschrieben:(01 Sep 2019, 10:50)
...
Daraus den Schluss zu ziehen: "Sie stellen uns einen Hort der Stabilität und des Friedens vor? Ein stetiger Flüchtlingsstrom verläßt Iran in Richtung Europa. Geht's noch?" nehme ich mal zur Kenntnis. Ich glaube auch nicht, daß Neu-Delhi, Moskau oder Brüssel das einfach so abfrühstücken. :?:
Ja sicher werden Staaten das nicht so benennen. Die wollen schließlich irgendwie miteinander umgehen. Ich darf aber sagen, was ich sehe und bewerte. Ein Vorteil, wenn man nicht im politischen Geschäft tätig ist. In diesem Forum wären solche Rücksichten nur dumm. Wir müssen uns die Wahrheit nicht verkneifen.
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von King Kong 2006 »

H2O hat geschrieben:(01 Sep 2019, 22:44)

Ja sicher werden Staaten das nicht so benennen. Die wollen schließlich irgendwie miteinander umgehen. Ich darf aber sagen, was ich sehe und bewerte. Ein Vorteil, wenn man nicht im politischen Geschäft tätig ist. In diesem Forum wären solche Rücksichten nur dumm. Wir müssen uns die Wahrheit nicht verkneifen.
Ganz meiner Meinung. Wobei ich mich über die Begrifflichkeit "Wahrheit" in philosophischer, juristischer, journalistischer, psychologischer, objektiver, subjektiver usw. Perspektive an dieser Stelle nicht auslassen werde. Dazu gibt es wohl andere Threads.
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von H2O »

King Kong 2006 hat geschrieben:(01 Sep 2019, 23:10)

Ganz meiner Meinung. Wobei ich mich über die Begrifflichkeit "Wahrheit" in philosophischer, juristischer, journalistischer, psychologischer, objektiver, subjektiver usw. Perspektive an dieser Stelle nicht auslassen werde. Dazu gibt es wohl andere Threads.
Ändert ja nichts an meinem Recht, meine Einschätzung der mir verfügbaren Nachrichtenlage hier auszubreiten und zu begründen. Dazu muß ich den Begriff "Wahrheit" auch nicht so auflösen, daß von ihm nichts Greifbares übrig bleibt.
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von King Kong 2006 »

Die EU und der Iran arbeiten ja zusammen mit dem Rest der Weltgemeinschaft, also Indien, China, Russland usw. daran dem weltweiten Handelskrieg Trumps irgendwie zu begegnen.

Speziell die EU und der Iran zeigen sich vorsichtig optimistisch mit dem Krieg Trumps umgehen zu können.
Iran voices optimism over nuclear deal after talks with France

Tehran says gap is closing on views after phone conversation between Macron and Rouhani

https://www.theguardian.com/world/2019/ ... lks-france
Die Ansichten, wie man mit den von Trump verursachten Handelskrieg, mit denen alle zu kämpfen haben, sollen sich annähern. Es geht ja nicht darum, ob, oder warum, sondern wie man gemeinsam einen Trump kontern kann. Daran sind sich alle Beteiligten einig. Die Frage ist wie. ;)
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von King Kong 2006 »

Neuer "Oberkommandierender" der EU-Spezialwaffe Instex wird ein Deutscher. Er soll damit die USA auf dem globalen Feld des Handelskrieges besiegen. Das ist zu bezweifeln. Aber ein Anfang auf lange Sicht.
Umgehung von US-Sanktionen

Deutscher Diplomat Bock soll Institut für Iran-Handel leiten

Mit dem Spezialinstitut Instex wollen europäische Unternehmen trotz der US-Sanktionen weiter Geschäfte mit Iran ermöglichen. Deutschland hat nun einen früheren Botschafter als neuen Chef durchgesetzt.

https://www.spiegel.de/wirtschaft/sozia ... 85482.html
Die Chinesen und Russen voran (Inder ziehen gerade nach) haben im Moment bessere Waffensysteme am Start. Sie ermöglichen mit dem Iran immense Investitionen.
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von King Kong 2006 »

Berlin und die Europäer wollen weiterhin Trumps Eskalationspolitik Paroli bieten. Na, da darf man gespannt sein. China und Russland sind da im Iran ein wesentlich deutlicheres Stück weiter.
Bundesregierung will Iran-Abkommen weiter verteidigen

Ungeachtet neuer US-Sanktionen gegen den Iran hält die Bundesregierung unverändert an dem Atomabkommen mit Teheran fest.

„Deutschland und die Europäische Union stehen zum JCPOA (Atomabkommen) und wir werden es weiter verteidigen“, sagte der Leiter der Wirtschaftsabteilung im Auswärtigen Amt, Miguel Berger, am Donnerstag bei einem umstrittenen europäisch-iranischen Wirtschaftsforum in Berlin.
Die Sanktionen beeinträchtigen auch die deutsch-iranischen Wirtschaftsbeziehungen beträchtlich. Berger sagte, das Handelsvolumen könne in diesem Jahr wieder unter das Niveau vor dem Atomabkommen auf 1,5 Milliarden Euro fallen. Die deutsche Wirtschaft hatte ursprünglich mit einer Steigerung auf zehn Milliarden Euro gerechnet. Mangels wirtschaftlicher Vorteile durch das Abkommen ist der Iran dabei, seine Verpflichtungen wieder Schritt für Schritt zurückzunehmen und die Urananreicherung hochzufahren.

https://www.focus.de/finanzen/boerse/wi ... 62761.html
EU Members Hold Off on Blaming Iran For Saudi Oil Attacks

U.S. threats to sanction anyone buying oil from Iran, following President Trump’s withdrawal from the 2015 nuclear accord last year has also added to regional tensions. The E.U. has been trying to salvage the deal, with little success.

https://www.cnsnews.com/news/article/ja ... il-attacks
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von King Kong 2006 »

Britische Atomphysiker sind jetzt im Iran eingetroffen, um zusammen mit iranischen Kollegen das iranische Atomprogramm voranzutreiben und auf den neuesten Stand zu heben. Hier, den Schwerwasserreaktor Arak.

Als Mitglied im NPT gibt es neben Pflichten auch Rechte. So soll moderne Technologie den Mitgliedsstaaten zur Verfügung gestellt werden. Z.B. Sicherheitstechnik. Das war im Falle Irans praktisch seit dem Bruch mit den USA nie der Fall. Es gibt seit ein paar Jahren die Vereinbarung, darauf legte der Westen Wert, daß man den Iran nicht alleine die Schwerwasseranlage bei Arak ausbauen lässt. Der Iran legte darauf keinen Wert, aber der Westen drängte darauf. Teheran liess sich darauf ein und stoppte den Ausbau und begann den verlangten Umbau. Der Iran hielt den Vertrag ein. Das wars dann auch. Nichts kam, bekanntermassen nur weitere Sanktionen durch Trumps Eskalationspolitik. Der Iran wies nach einer relativ langen Bedenkzeit daraufhin, was denn nun los sei. Man habe seinen Teil eingehalten. Notfalls baut man ihn selbst weiter aus. Dazu ist man in der Lage. Offenbar zeigte das Wirkung.
Tehran (AFP) - A team of British experts arrived in Iran on Monday to begin work to upgrade the Arak heavy water nuclear reactor, the UK embassy in Tehran said.
"The experts will hold talks with the Atomic Energy Organisation of Iran on international technical assistance to the reactor construction," it said in a statement.
"That is why we are upholding our obligations to cooperate with Iran to modernise the Arak reactor, helping Iran to develop a modern and up to date civil nuclear programme.
The remaining partners in the deal with Iran include Britain, China, France, Germany and Russia.

The European parties have repeatedly said they are committed to saving the accord, but their efforts have so far borne little fruit.

Tehran has already hit back three times with countermeasures in response to the US withdrawal from the nuclear deal.

https://news.yahoo.com/british-experts- ... D678UJcOio
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von DarkLightbringer »

Atomabkommen mit Iran kurz vor dem Aus
https://rp-online.de/politik/ausland/at ... d-47669441

Die E3-Staaten kommen langsam in die Gänge.
Deutschland, Frankreich und GB halten der IR vor, atomwaffenfähige Raketen zu entwickeln. "Ja, guten Morgen", möchte man da fast sagen.

Hinzu kommen die Raketenangriffe im Irak. Washington kündigte bereits eine "Antwort" an.

Nebenbei sind noch die Proteste der Bevölkerungen im Iran, Libanon und Irak durchaus Terror-kritisch zu verstehen.

Die Mullahs und ihre Filialisten werden die Politik der maximalen Aggression nicht mehr lange aufrecht halten können.
>>We’ll always have Paris<<
[Humphrey Bogart als Rick Blaine in >Casablanca<, 1942]
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von King Kong 2006 »

Die USA wollen möglichst schnell raus. Der Iran soll mit rein.

U.S. Mulls Afghan Exit by May, Wants Iran in UN-Led Peace Talks
The Biden administration is considering withdrawing all troops from Afghanistan by May 1 as it leans on President Ashraf Ghani to accelerate peace talks with the Taliban, including by supporting a proposal for six-nation discussions that include Iran.

https://www.bloomberg.com/news/articles ... eace-talks
Afghanistan bleibt weiterhin ein Fass ohne Boden.
SECURITY BRIEF
Corruption in Afghanistan as ‘Big a Threat’ as Taliban

Congress and watchdogs aren’t pleased about billions of wasted taxpayer dollars in the so-called forever wars.

https://foreignpolicy.com/2021/03/04/af ... ever-wars/
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von King Kong 2006 »

Sicherheitssituation der EU könnte sich mittelfristig im Kontext Afghanistans ändern. Die USA überlegen auch unter Biden sich aus Afghanistan zurückzuziehen. Jedenfalls wenniger Engagement als vorher. Es ist kein unwahrscheinliches Szenario, daß die Taliban früher oder später stärkste Kraft in Afghanistan werden.

Die Biden-Administration hat einen netten Brief an den Präsidenten in Kabul geschrieben.
Washington brüskiert Kabul

Verloren seid ihr so oder so

Die Taliban sind in Afghanistan weiter auf dem Vormarsch. US-Außenminister Blinken hat der Regierung in Kabul derweil einen Brief geschrieben. Die Kernbotschaft – fatal.
Der Brief des neuen US-Außenministers Antony Blinken an den Präsidenten Afghanistans, Ashraf Ghani, liest sich wie eine Anweisung: Ghani solle schnell Frieden machen mit den Taliban – sonst zögen sich die USA zum 1. Mai aus dem Land zurück, so wie Washington es mit den Taliban bereits vereinbart hat. Ghani und seine Regierung wären sich selbst überlassen.

Im Palast von Kabul ist man empört über den befehlsartigen Ton des geleakten Schreibens. Ghani erlebt die größte Demütigung seiner Amtszeit.
Wird Afghanistan bald wieder ein islamisches Emirat?

Der Staatschef kontert zwar, mit ihm werde es keine Machtübergabe durch »Pläne anderer« geben, gemeint sind die Taliban. Die Radikalislamisten wollen eine Interimsregierung installieren. Das wäre Ghanis politisches Ende, wohl aber auch das Ende der Demokratischen Republik Afghanistan.
Auch unklar ist, ob bald nur noch eine einzige, radikale Interpretation des Islam dominiert und ob Minderheiten noch Schutz genießen, die schiitischen Hazara zum Beispiel, von denen heute viele zur Bildungselite gehören.

https://www.spiegel.de/politik/ausland/ ... 0176230918
Nicht nur die USA unterhalten Kontakte zu den Taliban, auch der Iran, trotz einer Erzfeindschaft. Die Taliban sind nicht kleinzukriegen. Nach dem orientalischen Motto "Wessen Hand du nicht abschlagen kannst, mußt du schütteln" scheint die Maxime zu sein.

Der Iran hat seit der Revolution 1979 eine Politik betrieben Minderheiten um sich zu scharen. Weniger der Nationalismus, wie unter dem Schah war ein wichtiger Parameter, sondern die Konfession bzw. die Tatsache eine Minderheit darzustellen. So sah man jüngst in Syrien, daß Alawiten, Schiiten und Christen gezielt Arbeitsbündnisse mit dem Iran eingegangen sind. Auch die Kurden haben im vergleich zu Arabern und Türken mit Iranern weniger Probleme. Als Minderheiten, da der schiitische Iran selbst in seinem Gedächtnis eine Minderheitheit konfessionell darstellt.

In Afghanistan war/ist es ähnlich. Auch dort unterstützte Teheran die Minderheiten, so gesehen in der Nordallianz. Dort waren ethnische und konfessionelle Minderheiten der Tadschiken, Usbeken und Hazara vereinigt. Gegen die Mehrheit der paschtunisch geprägten viel radikalieren Taliban. Die Wiederum auf Pakistan und Saudi-Arabien zählen konnten und können.

Speziell die Hazara, die auch zu den 12er Schia gehören und turko-mongolischer Abstammung sind waren nahe eines Genozids in den Neunzigern. Das kulminierte sich soweit, daß 1998 der Iran bereit für einen massiven Zugriff war, zu dem 70 000 Soldaten und Kampfhubschrauber an der Grenze zusammengezogen wurden. Nachdem die Taliban sich bei der UN beschwerten, wie bedauernswert sie wären wurde das abgeblasen. Die Tatsache, daß iranische Diplomaten, die bei den Massakern der Taliban an den Hazara gekidnappt wurden freigelassen wurden und sich die Taliban jetzt dann doch mehr beim massakrieren zurückhielten war wohl eher der Grund, daß es nicht zum Krieg kam.
List of massacres against Hazara people
https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_m ... ara_people
Hazara sind neben der falschen Konfession sicher auch nicht gerade in Bildungs- und Frauenfragen Sympathieträger für die Taliban.
Es hat sehr große Fortschritte in der Schulbildung – auch von Mädchen – gegeben, die teilweise sogar als Bildungswunder bezeichnet werden.[15] Lediglich aufgrund einer regional anknüpfenden Quotenregelung der afghanischen Regierung, welche sich zu Lasten der diskriminierten Minderheit der Hazara auswirkt, hat sich der Anteil der Hazara in der Studentenschaft verringert. Frauen haben bei den Hazara mehr Freiheiten als bei anderen Volksgruppen Afghanistans.[8] Die Hazara Habiba Sarabi ist als Gouverneurin der Provinz Bamiyan landesweit die einzige Frau in diesem Amt. Eine weitere bekannte Hazara ist die Ärztin und Politikerin Sima Samar.

https://de.wikipedia.org/wiki/Hazara
Es ist nicht unwahrscheinlich, daß die Taliban als stärkste Kraft in Afghanistan zurückmelden. Was das dann für die Minderheiten bedeutet und somit als heißer Konfliktherd ist auch von Bedeutung für die EU. Die Sperrforts und Sperranlagen Irans an der Grenze jedenfalls haben Millionen Afghanen nicht aufgehalten in den Iran zu kommen und in die EU. Neben Tonnen von Rauschgift. Die laschen EU-Grenzen dagegen sehen da noch schlechter aus.
Antony Blinken's neo-colonial letter to Afghanistan
https://www.trtworld.com/opinion/antony ... stan-44913
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
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Platon
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von Platon »

In Afghanistan stehen die Zeichen im Moment offenbar auf Weltuntergang. Im Grunde kann man sich schon darauf einstellen, dass die nächsten 1-2 Jahre nochmal ein paar hunderttausend Afghanen hierzulande Asyl beantragen werden.

Die USA selbst werden dabei nur die Leute aufnehmen, die unmittelbar bei ihnen in Lohn und Brot standen, wenn überhaupt. Alle anderen werden versuchen nach Deutschland etc. zu kommen.
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DevilsNeverCry
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von DevilsNeverCry »

Platon hat geschrieben:(16 Mar 2021, 23:18)

In Afghanistan stehen die Zeichen im Moment offenbar auf Weltuntergang. Im Grunde kann man sich schon darauf einstellen, dass die nächsten 1-2 Jahre nochmal ein paar hunderttausend Afghanen hierzulande Asyl beantragen werden.

Die USA selbst werden dabei nur die Leute aufnehmen, die unmittelbar bei ihnen in Lohn und Brot standen, wenn überhaupt. Alle anderen werden versuchen nach Deutschland etc. zu kommen.
Die Fehler von 2015 dürfen nicht wiederholt werden. Das war ein entscheidender Grund für den Aufstieg der Afd.
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King Kong 2006
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von King Kong 2006 »

Bekanntlich ziehen sich die deutschen Militärs aus Afghanistan zurück. "Die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland wird auch am Hindukusch verteidigt" (Ex-Verteidigungsminister Struck). Dieser Feldzug ist gescheitert. Für die USA war es der längste ihrer Kriegsgeschichte. Der militärische Rückzug aus dem Fehlschlag wird angeführt von den USA. Es ist ein Rückzug wie bei Briten und Sowjets, wenig ruhmvoll, ohne substantiellen Sieg. Man überlässt dem ungeschlagenen Gegner das Feld.

Ich persönlich gehe davon aus, daß es nur eine Frage der Zeit ist bis die harten Stämme wie seit der Antike, dann die "Leistungen" der "Kulturbringer" (Perser, Briten, Sowjets, Deutsche, Amerikaner usw) komplett ausradieren. Heute die Taliban zumindest die stärkste Fraktion im Land wieder werden. Das ist ein Problem für den Iran, Russland, Indien und China. Eher weniger, bis gar positiv, für Pakistan und Saudi-Arabien. Für wen das auch ein Problem ist, ist der Westen. Inklusive der EU.

Unglücklicherweise ist im wechselseitigen Sanktionieren die Arbeit im Bereich Drogen, Terrorismus und Flüchtlinge im Kontext Afghanistans zwischen dem Iran und der EU praktisch komplett zum Stehen gebracht worden.

Dominierend für die Sicherheitsarchitektur in dieser Region ist Indien-Iran.
India, Iran Reject Islamic Emirate's Return To Afghanistan As US Troops Drawdown Nears

India and Iran have jointly opposed the possible return of the Islamic Emirate in Afghanistan asserting that the war-torn nation could not go “backwards”.

https://www.republicworld.com/world-new ... nears.html
Für Neu-Delhi und Teheran ist das nicht akzeptabel. Beide Länder stehen im intensiven sicherheitspolitischen Austausch.

Sollten wieder neue verstärkte Kämpfe dort auftreten, oder das Land gar auseinanderbrechen, siehe das relative ruhige Herat zum Iran, das vielleicht nichts mit dem Taliban-Afghanistan zu tun haben will, dann kann das Auswirkungen bis nach Europa haben.
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