EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

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King Kong 2006
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EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von King Kong 2006 »

In den Iran sind mehrere Millionen Menschen geflüchtet. Die größte Gruppe bilden ca. 3 Millionen Afghanen. In jüngster Zeit steigt die Zahl der afghanischen Flüchtlinge in Europa/Deutschland. Darunter sind vermehrt nicht nur Afghanen aus Afghanistan, die den Iran als Transit nutzen, sondern Afghanen, die teilweise schon seit Jahren im Iran leben.

Die Perspektive dieser Flüchtlinge im Iran ist zwar besser als in Afghanistan, aber gefühlt, wie faktisch wohl besser in Europa bzw. Deutschland. Im Iran ist man sicher auch nicht traurig, wenn ein bedeutender Teil dieser Flüchtlinge weiter nach Europa reist.

Bekanntermaßen gibt es zähe Verhandlungen mit der Türkei im Rahmen der Flüchtlingskrise. Die EU will nun mit Teheran in einen "breiten Dialog" treten. Was immer das zu bedeuten hat.
EU besorgt über wachsende Zahl afghanischer Flüchtlinge aus dem Iran

BRÜSSEL (AFP)--Die EU ist besorgt über die wachsende Zahl afghanischer Flüchtlinge, die sich nach teils jahrelangem Aufenthalt im Iran auf den Weg nach Europa machen. Von drei Millionen afghanischen Flüchtlingen im Iran seien schon "mehrere tausend unterwegs", wie EU-Diplomaten in Brüssel sagten. Vielen fehle die wirtschaftliche Perspektive. Hinzu komme die schwindende Hoffnung, wegen der schlechten Sicherheitslage in ihre Heimat zurückkehren zu können.

Nach Angaben der EU-Grenzbehörde Frontex sind Afghanen die zweitgrößte Gruppe von Flüchtlingen, die in Griechenland ankommt. Im Januar machten sie mit gut 16.000 Menschen rund 23 Prozent der eintreffenden Migranten aus. Nach einer Schätzung des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR kam rund ein Drittel der Afghanen aus dem Iran, wo sie teils jahrelang gelebt haben oder auch geboren wurden.

Die EU will das Schicksal der Afghanen im Iran nun im Rahmen eines breiteren Dialogs mit Teheran thematisieren, der am Montag von den EU-Außenministern beschlossen werden soll. Es gehe um die Frage, wie für im Iran lebende Afghanen "Perspektiven verbessert" werden könnten, sagte ein Diplomat. Denn wirtschaftlich seien sie "häufig darauf zurückgeworfen, dass sie häusliche Arbeitsstellen übernehmen", etwa als Putzfrau oder Wachmann.

Die Gespräche mit Teheran in der Frage gelten aber als schwierig und könnten womöglich auch in finanzielle Forderungen an Europa münden. Wie es in Brüssel heißt, "beschwert" sich die iranische Regierung darüber, dass sie "mit dem Schicksal der afghanischen Flüchtlinge allein gelassen worden" sei und, wie lange Zeit auch die Türkei, keinerlei finanzielle Unterstützung erhalten habe.

Die EU hat Ankara im Zuge der Zusammenarbeit in der Flüchtlingskrise im November 3 Milliarden Euro zur Verbesserung der Versorgungslage der 2,7 Millionen Syrer zugesagt, die inzwischen in der Türkei leben. Die türkische Regierung fordert mittlerweile weitere 3 Milliarden Euro.

Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini hatte bereits Anfang Februar gesagt, der Iran brauche Unterstützung in der Frage der afghanischen Flüchtlinge. Diese sei auch "im europäischen Interesse". Mogherini reist im April nach Teheran.

http://www.finanzen.net/nachricht/aktie ... an-4775374
Teheran hat im unmittelbaren Grenzgebiet bis 2010 ungefähr 500 Millionen Dollar in Projekte in Afghanistan investiert, um die Situation dort direkt an der iranischen Grenze zu stabilisieren. Straßen, Schulen, Elektrizität usw.. Herat, gelegen in der gleichnamigen Provinz geht es im Vergleich zu anderen Provinzen recht gut.
Iran key player in global war on drugs

UNODC already reports Iran as accounting for the largest proportion of opium (74% of the world total), heroin and morphine base (25% of the world total) seizures.

Iran claims to have invested millions of dollars in securing its eastern borders, building infrastructure such as roads, watchtowers, trench barriers and surveillance systems. Border security has come at a heavy cost in blood, too. In recent decades, more than 3,700 Iranian security personnel have been killed in anti-narcotics operations.

For those unaware of Iran’s war on drugs, the key question is: Why are Iran’s anti-narcotics operations important for the world?

First and foremost, a committed and capable Iran, with the support of regional and global players, can significantly reduce the inflow of opiates from Afghanistan to international markets in Turkey, Europe and North America.

With the steadily fading sanctions regime and rising prospects for re-engagement, two key areas of collaboration can have a positive impact on Iran’s interdiction capacity: access to advanced monitoring and interception technology as well as exchange of critical intelligence.

“It is the exchange of information on trafficking patterns and actual shipments which is critical to law enforcement success,” Lewis tells Al-Monitor. “And this is where both Iran and the world have lost out for many years because of Iran’s isolation. Let’s hope the new international environment will assist improved cooperation among the police officers, both Iranian and foreign, who undertake a very important — and dangerous — job on behalf of all of us.”

Acquisition and scientific assistance in developing new advanced monitoring and detection of narcotics could be a solid platform for Iran to collaborate with global private and public sector entities, including those that have until now been unable to do business with Iran. Such technologies include high-energy X-ray devices and nuclear-based explosive and narcotics detection systems. Better communication and coordination — particularly in terms of intelligence sharing — can also deter illicit drug traders from using Iran as a conduit for transporting their drugs out of Afghanistan.

Read more: http://www.al-monitor.com/pulse/origina ... z42dcoE1by
Ich könnte mir vorstellen, daß Teheran jetzt auch Unterstützung im Kampf gegen die organisierte Kriminalität sehen will. Seit vielen Jahren gibt es einen personal- und kostenintensiven Kampf gegen die mächtigen Drogenbosse dort, der sich in keinster Weise hinter den Narcokriegen in Mittel-und Südamerika verstecken muß. Mehrere tausend Tote gab es bei diversen Auseinandersetzungen auf iranischer Seite. Und Tonnen von Drogen, die über den Iran nach Europa gehen. Direkte Unterstützung für den Abwehrkampf an der iranisch-afghanischen Grenze gab es nur minimal aus Europa, welches letztendlich auch davon betroffen ist.

Eine Kopplung der Themen wäre nun durch den Wegfall möglich. Denn Teheran wollte nicht nur finanzielle Beteiligung am Kampf, sondern auch moderne Sicherheitstechnik. Das war stets ein Problem. Es bleibt abzwarten, was Brüssel mit "breiten Dialog" meint.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von H2O »

Der kühle Verstand sagt mir, daß mit Iran schleunigst
die Zusammenarbeit zur Bekämpfung des Rauschgift-
handels aufgenommen werden sollte, ganz einfach
um ihn weiter zu erschweren und möglichst zu ver-
eiteln.

Mein Gefühl warnt mich, daß gefasste Schmuggler
und Händler dann auch mit unserer Hilfe am Galgen
aufgehängt werden. Ich vermute, daß das die zugedachte
Strafe für Rauschgiftschmuggler in Iran sein wird.

Frage:
Wie sieht die Zusammenarbeit unserer Sicherheitsdienste
mit Singapur, Malaysia und Indonesien aus? Dort droht
Rauschgiftschmugglern ebenfalls die Todesstrafe.
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King Kong 2006
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von King Kong 2006 »

H2O hat geschrieben:(12 Mar 2016, 09:50)

Der kühle Verstand sagt mir, daß mit Iran schleunigst
die Zusammenarbeit zur Bekämpfung des Rauschgift-
handels aufgenommen werden sollte, ganz einfach
um ihn weiter zu erschweren und möglichst zu ver-
eiteln.

Mein Gefühl warnt mich, daß gefasste Schmuggler
und Händler dann auch mit unserer Hilfe am Galgen
aufgehängt werden. Ich vermute, daß das die zugedachte
Strafe für Rauschgiftschmuggler in Iran sein wird.

Frage:
Wie sieht die Zusammenarbeit unserer Sicherheitsdienste
mit Singapur, Malaysia und Indonesien aus? Dort droht
Rauschgiftschmugglern ebenfalls die Todesstrafe.
Zur Zeit sind es ca. 500 Tonnen Opium im Jahr, die nicht weiter nach Europa gelangen.
Iran stops transit of 500 tons of drugs into EU in year

TEHRAN, Dec. 15 (MNA) – Iranian Interior Minister Rahmani-Fazli says Iran seizes almost 500 tons of narcotics every year, preventing the transit of a large part of drugs trafficked from Afghanistan that are destined for Europe.

Iran lies on a main transit route for the smuggling of opium and heroin from Afghanistan or Pakistan which are destined for countries across the Middle East and in Europe. According to reports, Iran has spent 700 million dollars to build a wall along its 1,800-kilometer border with Afghanistan and Pakistan in a bid to clamp down on smugglers.

http://en.mehrnews.com/news/112847/Iran ... EU-in-year
Drugs: The Overlooked Issue in Nuclear Talks With Iran

Better relations between Tehran and the West could put a major dent in the global opium trade.

http://www.theatlantic.com/internationa ... an/284055/
UNODC
United Nations Office on drugs and crime
Iran

https://www.unodc.org/islamicrepublicofiran/
Iran's War on Drugs: Holding the Line?
By John Calabrese | Asst Prof / Director Middle East-Asia Project (MAP) - American University / Middle

http://www.mei.edu/content/irans-war-drugs-holding-line
Es gab in den letzten Jahren stets wohlwollende Worte aus Europa für den Iran und der Drogenbekämpfung. Praktisch ist weniger erfolgt. Wir haben durch die Flüchtlingsströme wiederholt bemerkt, wie klein das globale Dorf geworden ist. Flüchtlinge sieht man vermutlich nur besser als Drogenpakete. Die Wahrnehmung ist anders. Berlin meinte, man würde die dt. Sicherheit auch am Hindukusch verteidigen. Soweit muß man gar nicht gehen.

Auch an der iranisch-afghanisch-pakistanischen Grenze wird bereits die Sicherheit Europas verteidigt. Die Kapazitäten Irans sind nur beschränkt. Vielleicht kommt diesmal im Rahmen eines "breiten Dialogs" etwas anderes zustande.
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von H2O »

@King Kong:

Was veranstaltet der Iran mit überführten Rauschgifthändlern?
Todesstrafe?
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Bielefeld09
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von Bielefeld09 »

Warum sollte man sich mit dem Iran im breiten Dialog über Afghanistan unterhalten?
Da redet die EU doch besser direkt mit Afghanistan.
Und mit reden meine ich Gespräche auf Augenhöhe.
Opiumplantagen dienen sicherlich der örtlichen Ökonomie,
aber das ist doch sicherlich mit Wirtschaftsförderung im Sinne der EU gemeint.
Im übrigen hat der Iran noch genug eigene Themen mit der EU zu klären.
Sorry Mods, lasst diese Laden am laufen. Das ist eben Demokratie :( :p
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von King Kong 2006 »

@H20

In inflationärer Weise wird bei Drogendilekten mit der Todesstrafe geahndet. Im Grenzkampf wird allerdings wenig Rücksicht genommen. Die mehreren tausend Tote auf iranischer Seite sind nicht kiffenden Kleinganoven geschuldet, sondern schwerbewaffneten Drogenschmugglern. Die im Zweitberuf nicht selten Kämpfer verschiedener Milizen sind. Kampferprobt. Sie sind mit automatischen Waffen, Maschinenkanonen, Panzerfäusten, Drohnen, Geländewagen und Trucks ausgerüstet. Auf iranischem Boden wird rigoros mit Drogenschmugglern umgegangen. Bis hin zur Todesstrafe. Vermutlich bei größeren Fischen. Die kleinen sind im Knast.

So hart im Ahnden mit Strafen im Iran gehandelt wird, so relativ weit für die Region entwickelt sind Entzugs- und Rehabilitationsprogramme dort. Das wird sogar von Experten im Westen wahrgenommen.

@Bielefeld09

Man ist bereits seit vielen Jahren im Kontakt mit afghanischen Behörden. Man "verteidigt" die Interessen bereits am Hindukush vor Ort. Das reicht aber offenkundig nicht. Seit dem US-Einsatz dort ist die Produktion in Afghanistan explodiert. Die Verteidigung muß tiefer gestaffelt sein. Die Gespräche dahinsichtlich mit Teheran sind nicht neu. Auch sie existieren seit vielen Jahren. Allerdings auf Diskussionsniveau. Offenbar geht man davon aus, daß nach dem Wegfall der Sanktionen und intensiveren Kontakten der Ansatz jetzt eher gegeben ist, in praktischen Umsetzungen. Das Handlungsbedarf ist, wurde dramatisch in der Flüchtlingskrise in Erinnerung gerufen.
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von Bielefeld09 »

King Kong 2006 hat geschrieben:(12 Mar 2016, 22:01)

@H20

In inflationärer Weise wird bei Drogendilekten mit der Todesstrafe geahndet. Im Grenzkampf wird allerdings wenig Rücksicht genommen. Die mehreren tausend Tote auf iranischer Seite sind nicht kiffenden Kleinganoven geschuldet, sondern schwerbewaffneten Drogenschmugglern. Die im Zweitberuf nicht selten Kämpfer verschiedener Milizen sind. Kampferprobt. Sie sind mit automatischen Waffen, Maschinenkanonen, Panzerfäusten, Drohnen, Geländewagen und Trucks ausgerüstet. Auf iranischem Boden wird rigoros mit Drogenschmugglern umgegangen. Bis hin zur Todesstrafe. Vermutlich bei größeren Fischen. Die kleinen sind im Knast.

So hart im Ahnden mit Strafen im Iran gehandelt wird, so relativ weit für die Region entwickelt sind Entzugs- und Rehabilitationsprogramme dort. Das wird sogar von Experten im Westen wahrgenommen.

@Bielefeld09

Man ist bereits seit vielen Jahren im Kontakt mit afghanischen Behörden. Man "verteidigt" die Interessen bereits am Hindukush vor Ort. Das reicht aber offenkundig nicht. Seit dem US-Einsatz dort ist die Produktion in Afghanistan explodiert. Die Verteidigung muß tiefer gestaffelt sein. Die Gespräche dahinsichtlich mit Teheran sind nicht neu. Auch sie existieren seit vielen Jahren. Allerdings auf Diskussionsniveau. Offenbar geht man davon aus, daß nach dem Wegfall der Sanktionen und intensiveren Kontakten der Ansatz jetzt eher gegeben ist, in praktischen Umsetzungen. Das Handlungsbedarf ist, wurde dramatisch in der Flüchtlingskrise in Erinnerung gerufen.
Tja und nun?
Entweder ich kläre das Drogenproblem mit Afghanistan oder ich brauche gar nicht zu intervenieren!
Wo ist nun dein Problem?
Iran hat damit nun gar nichts zu tun.
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von King Kong 2006 »

Bielefeld09 hat geschrieben:(12 Mar 2016, 22:19)

Tja und nun?
Entweder ich kläre das Drogenproblem mit Afghanistan oder ich brauche gar nicht zu intervenieren!
Wo ist nun dein Problem?
Iran hat damit nun gar nichts zu tun.
Eine der Hauptrouten geht über den Iran. Wie gesagt, es werden dort auch mal im Jahr 500 Tonnen abgefangen. Die sind auch für Europa bestimmt.

Wo, das Problem ist? Was wäre dein Tipp die Produktion massiv in Afghanistan runterzufahren? Worauf man in Brüssel oder Washington noch nicht gekommen ist. Wenn du das schaffst, braucht es auch keine Kämpfe und massiven Grenzsicherungen mehr dort. Du könntest von allen Seiten auf Lorbeeren hoffen. Das wäre fabelhaft. Aber es ist nicht so.

Man könnte sagen, daß es im Falle der EU keinerlei Grenzsicherungen bedürfe. Wir schaffen das. Aber offensichtlich hat das nur dazu geführt, daß ganze Flüchtlingsströme nach Europa gekommen sind. Mit großen Folgen für die EU, nicht nur bei den Nationalstaaten, sondern auch strukturell für die EU werden jetzt Risse deutlich. Sicher kann man sagen, wenn in Nahost so einige Kriege nicht gewesen wären, wenn man dort Frieden jetzt schaffen könnte, wenn... Fakt ist, sie kommen. Und jetzt werden die Grenzen gesichert.

Man kann natürlich den Drogenanbau und die Gründe, daß mehrere Millionen Afghanen flüchten, lösen. Aber wenn man das nicht schafft. Muß man Barrieren schaffen, der erste massive Deich ist die Grenze zum Iran. Die Drogen und die Flüchtlinge nach Europa durchzuwinken erscheint wenige schmeichelhaft für Europa.
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von Bielefeld09 »

Was glaubst du eigentlich , wer in Afghanistan Opium anbaut?
Wer verdient damit Geld?
Und wieso sollte ein Afghanischer Opiumanbauer seine Produktion einstellen,
wenn er damit Geld verdient?
Und was hat damit nun der Iran zu tun?
Das erkläre mir doch einmal ehrlich.
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von King Kong 2006 »

Bielefeld09 hat geschrieben:(12 Mar 2016, 22:46)

Was glaubst du eigentlich , wer in Afghanistan Opium anbaut?
Wer verdient damit Geld?
Und wieso sollte ein Afghanischer Opiumanbauer seine Produktion einstellen,
wenn er damit Geld verdient?
Und was hat damit nun der Iran zu tun?
Das erkläre mir doch einmal ehrlich.
Ist das jetzt dein Lösungsansatz? Wo genau ist der zu finden?

Die EU soll also mit einem afghanischen Opiumbauern sprechen? Der nach deiner Meinung sowieso seinen Opiumanbau nicht einstellt. Das macht somit also nach deinen Ausführungen hin keinen Sinn. Dann muß man schauen, daß die Drogen den Weg nicht in die EU finden. Z.B. über den Iran.

Offensichtlich ist dir die Diskussion, siehe meine Links, darüber irgendwie entgangen.
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von Bielefeld09 »

King Kong 2006 hat geschrieben:(13 Mar 2016, 01:12)

Ist das jetzt dein Lösungsansatz? Wo genau ist der zu finden?

Die EU soll also mit einem afghanischen Opiumbauern sprechen? Der nach deiner Meinung sowieso seinen Opiumanbau nicht einstellt. Das macht somit also nach deinen Ausführungen hin keinen Sinn. Dann muß man schauen, daß die Drogen den Weg nicht in die EU finden. Z.B. über den Iran.

Offensichtlich ist dir die Diskussion, siehe meine Links, darüber irgendwie entgangen.
Dich verstehe ich nicht
Warum sollten Iran opiate nicht über Afghanistan laufen?
Erklär mal!
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von King Kong 2006 »

Bielefeld09 hat geschrieben:(13 Mar 2016, 01:22)

Dich verstehe ich nicht
Warum sollten Iran opiate nicht über Afghanistan laufen?
Erklär mal!
Warum sollten Drogen aus dem Iran nicht über Afghanistan laufen? Also im Iran angebaute und produzierte Drogen werden nach Afghanistan exportiert und dann re-importiert und dann wieder exportiert...? Deine Vorstellungen soll ich dir erklären? Das solltest du selbst erläutern.

Ok, was war jetzt noch einmal genau dein Lösungsansatz für die Drogen- und Flüchtlingswelle aus Afghanistan?
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von Bielefeld09 »

King Kong 2006 hat geschrieben:(13 Mar 2016, 01:43)

Warum sollten Drogen aus dem Iran nicht über Afghanistan laufen? Also im Iran angebaute und produzierte Drogen werden nach Afghanistan exportiert und dann re-importiert und dann wieder exportiert...? Deine Vorstellungen soll ich dir erklären? Das solltest du selbst erläutern.

Ok, was war jetzt noch einmal genau dein Lösungsansatz für die Drogen- und Flüchtlingswelle aus Afghanistan?
Wo war die jetzt?
Und was hat die mit dem Iran zu tun?
Mach mal, geht aber gar nichtT
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von H2O »

King Kong 2006 hat geschrieben:(12 Mar 2016, 22:01)

@H20

In inflationärer Weise wird bei Drogendilekten mit der Todesstrafe geahndet. Im Grenzkampf wird allerdings wenig Rücksicht genommen. Die mehreren tausend Tote auf iranischer Seite sind nicht kiffenden Kleinganoven geschuldet, sondern schwerbewaffneten Drogenschmugglern. Die im Zweitberuf nicht selten Kämpfer verschiedener Milizen sind. Kampferprobt. Sie sind mit automatischen Waffen, Maschinenkanonen, Panzerfäusten, Drohnen, Geländewagen und Trucks ausgerüstet. Auf iranischem Boden wird rigoros mit Drogenschmugglern umgegangen. Bis hin zur Todesstrafe. Vermutlich bei größeren Fischen. Die kleinen sind im Knast.

So hart im Ahnden mit Strafen im Iran gehandelt wird, so relativ weit für die Region entwickelt sind Entzugs- und Rehabilitationsprogramme dort. Das wird sogar von Experten im Westen wahrgenommen.
...
Ja, mit Iran muß man wohl sprechen, schon weil es dort nicht allein
um Rauschgifthandel geht, sondern auch um kriegerische Übergriffe
im Grenzbereich. Da wird Deutschland vielleicht dafür sorgen müssen,
damit im Grenzbereich zu Afghanistan "Waffengleichheit" gesichert ist.

An die systematische Abmurkserei mag man dabei gar nicht denken.
Die scheint aber von beiden Seiten betrieben zu werden. Ein Grenz-
krieg um Interessen, wenn man es genau nimmt, wobei die iranische
Seite nach meinem Verständnis deutlich besser begründet antritt!
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von King Kong 2006 »

H2O hat geschrieben:(13 Mar 2016, 09:05)

Ein Grenzkrieg um Interessen, wenn man es genau nimmt, wobei die iranische
Seite nach meinem Verständnis deutlich besser begründet antritt!
Es geht primär um Grenzsicherung. Die ist an der iranisch-afghanisch/pakistanischen Grenze sehr schwierig. Sie ist riesig und teilweise geografisch schwer zu kontrollieren. Das Interesse auf iranischer Seite ist die Grenzsicherung. Die der Opponenten diese illegal zu durchdringen. Organisierte Kriminalität. Drogen- und Menschenhandel.

Seit rund 150 Jahren ist der Iran im Rahmen des Industriezeitalters im Fokus sogenannter Großmächte/Supermächte. Wegen seiner Lage. Es geht auch hier neben vorhanden Ressourcen, maßgeblich um Transitrouten für diese. Zentralasien, Fernost, indischer Subkontinent, Nahost/Afrika und auch Europa. In den letzten Jahrzehnten war im Rahmen der Absicherung im militärischen Kontext ein erheblicher Ausbau des Raketenarsenals für Teheran Mittel der Wahl, um die Sicherung/Abschreckung zu gewährleisten. Die Carter-Doktrin zeigte entgegengesetzt den Zugriff auf diese Region zu halten. Dieses Mittel Irans erweist sich aber beim Erzwingen der Transitroute Iran durch die organisierte Kriminalität und Flüchtlingsbewegungen als nicht effizient. Flüchtlinge lassen sich nicht von Seezielflugkörpern, die auf Kriegschiffe an der iranischen Küste zeigen wirklich abschrecken. Auch scheint auf die Drogenschmuggler eine verbunkerte ballistische Rakete keine abschreckende Wirkung zu zeigen. Deshalb hat man altmodisch wieder angefangen im Rahmen der Grenzsicherung auf bewährtes zu setzen. Gräben, damit die Trucks der Schmuggler nicht ganz so einfach durchfahren können, Wälle und Mauern, etwas statisches, um wie beim Limes oder Hadrianswall keine komplette wilde Fluktuation im Grenzverkehr zu haben. Wie im Falle Pakistans. Auch hier gibt es keine territoriale Dispute, es geht um Grenzsicherung.
Iran–Pakistan barrier

The Iran–Pakistan barrier is a border barrier, which Iran has started building along its border with Pakistan replacing an intermittent tattered border fence.[1] The 3 ft (91.4 cm) thick and 10 ft (3.05 m) high concrete wall, fortified with steel rods, will span the 700 km frontier stretching from Taftan to Mand. The project will include large earth and stone embankments and deep ditches to deter illegal crossings and drug smuggling into Iran. The border region is already dotted with police observation towers and fortress-style garrisons for troops. Iran and Pakistan do not have border disputes or other irredentist claims and Pakistan's Foreign Ministry has stated, "Pakistan has no reservation because Iran is constructing the fence on its territory."

https://en.wikipedia.org/wiki/Iran–Pakistan_barrier
Im Falle Afghanistans gibt es ähnliche Anlagen.
Die Zahl der Afghanen, die nach Deutschland fliehen, ist zuletzt stark gestiegen. Im vergangenen Jahr registrierten die Behörden mehr als 150.000 Afghanen als Asylsuchende.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/f ... 79443.html
Natürlich gibt es auch eine Vorwärtsverteidigung Irans. Präventive Maßnahmen. Das sind die großen Investitionen in Westafghanistan. Die Resultate lassen sich sehen, sind aber nur ein Tropfen auf dem heissen Stein. Das ist alles sehr teuer. Die Grenzsicherung und der Drogenkrieg. Wie einige Millionen Flüchtlinge. Und Ziel ist in beiden Fällen nicht unerheblich Europa. Deshalb wird vorrausichtlich im April Mogherini als Vertreterin für die Außen- und Sicherheitspolitik der EU nach Teheran reisen.
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von H2O »

King Kong 2006 hat geschrieben:(13 Mar 2016, 12:51)

Es geht primär um Grenzsicherung. Die ist an der iranisch-afghanisch/pakistanischen Grenze sehr schwierig. Sie ist riesig und teilweise geografisch schwer zu kontrollieren. Das Interesse auf iranischer Seite ist die Grenzsicherung. Die der Opponenten diese illegal zu durchdringen. Organisierte Kriminalität. Drogen- und Menschenhandel.

Seit rund 150 Jahren ist der Iran im Rahmen des Industriezeitalters im Fokus sogenannter Großmächte/Supermächte. Wegen seiner Lage. Es geht auch hier neben vorhanden Ressourcen, maßgeblich um Transitrouten für diese. Zentralasien, Fernost, indischer Subkontinent, Nahost/Afrika und auch Europa. In den letzten Jahrzehnten war im Rahmen der Absicherung im militärischen Kontext ein erheblicher Ausbau des Raketenarsenals für Teheran Mittel der Wahl, um die Sicherung/Abschreckung zu gewährleisten. Die Carter-Doktrin zeigte entgegengesetzt den Zugriff auf diese Region zu halten. Dieses Mittel Irans erweist sich aber beim Erzwingen der Transitroute Iran durch die organisierte Kriminalität und Flüchtlingsbewegungen als nicht effizient. Flüchtlinge lassen sich nicht von Seezielflugkörpern, die auf Kriegschiffe an der iranischen Küste zeigen wirklich abschrecken. Auch scheint auf die Drogenschmuggler eine verbunkerte ballistische Rakete keine abschreckende Wirkung zu zeigen. Deshalb hat man altmodisch wieder angefangen im Rahmen der Grenzsicherung auf bewährtes zu setzen. Gräben, damit die Trucks der Schmuggler nicht ganz so einfach durchfahren können, Wälle und Mauern, etwas statisches, um wie beim Limes oder Hadrianswall keine komplette wilde Fluktuation im Grenzverkehr zu haben. Wie im Falle Pakistans. Auch hier gibt es keine territoriale Dispute, es geht um Grenzsicherung.



Im Falle Afghanistans gibt es ähnliche Anlagen.



Natürlich gibt es auch eine Vorwärtsverteidigung Irans. Präventive Maßnahmen. Das sind die großen Investitionen in Westafghanistan. Die Resultate lassen sich sehen, sind aber nur ein Tropfen auf dem heissen Stein. Das ist alles sehr teuer. Die Grenzsicherung und der Drogenkrieg. Wie einige Millionen Flüchtlinge. Und Ziel ist in beiden Fällen nicht unerheblich Europa. Deshalb wird vorrausichtlich im April Mogherini als Vertreterin für die Außen- und Sicherheitspolitik der EU nach Teheran reisen.
Wir dürfen uns hier aber auch nichts vor machen:

Unsere Hemmungen beruhen schon auf der sehr
unversöhnlichen Gegnerschaft Irans zu Israel, dessen
gesicherte Existenz deutsche Staatsraison ist, nachdem
unser Volk den Juden Europas so viel Greuel bereitet
hatte.

Hinzu kommt, daß der iranische Islamismus sich gegen
Israel wendet, durch Hisbollah und Hamas als unterstützte
Gruppen.

Man stelle sich also vor, daß an dieser ganz anderen Front
plötzlich deutsche technische Hilfe ins Spiel gebracht wird,
womöglich noch mit Steuerwerken für weitreichende Raketen!
(Gab es einmal bei Saddam Husseins Geschossen!)

An sich könnte Iran ein guter Partner für uns Deutsche sein;
aber man müsste mehr internationale Gemeinsamkeiten
entwickeln, die sich weder gegen die USA noch gegen das
Lebensrecht Israels richten, sondern sogar betont auf solche
Drohungen verzichtet. Das Verhalten dürfte in Deutschland
sofort Herzen und Köpfe zur Zusammenarbeit öffnen.
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von King Kong 2006 »

H2O hat geschrieben:(13 Mar 2016, 13:56)

Wir dürfen uns hier aber auch nichts vor machen:

Unsere Hemmungen beruhen schon auf der sehr
unversöhnlichen Gegnerschaft Irans zu Israel, dessen
gesicherte Existenz deutsche Staatsraison ist, nachdem
unser Volk den Juden Europas so viel Greuel bereitet
hatte.

Hinzu kommt, daß der iranische Islamismus sich gegen
Israel wendet, durch Hisbollah und Hamas als unterstützte
Gruppen.

Man stelle sich also vor, daß an dieser ganz anderen Front
plötzlich deutsche technische Hilfe ins Spiel gebracht wird,
womöglich noch mit Steuerwerken für weitreichende Raketen!
(Gab es einmal bei Saddam Husseins Geschossen!)

An sich könnte Iran ein guter Partner für uns Deutsche sein;
aber man müsste mehr internationale Gemeinsamkeiten
entwickeln, die sich weder gegen die USA noch gegen das
Lebensrecht Israels richten, sondern sogar betont auf solche
Drohungen verzichtet. Das Verhalten dürfte in Deutschland
sofort Herzen und Köpfe zur Zusammenarbeit öffnen.
Vermutlich wird Mogherini weniger dt. Steuerwerke für Raketentechnik oder den israelisch-palästinensischen Konflikt im April in Teheran thematisieren. Natürlich muß man in Berlin Rücksicht auf die Staatsräson nehmen. Das gilt besonders für Deutschland, das dadurch offenbar viele Entscheidungen dahinsichtlich erstmal abklären muß. Allerdings ist die Staatsräson Deutschlands bzw. die Staatenräson der EU nicht gänzlich von solchen Befindlichkeiten abhängig. Sie haben auch andere Notwendigkeiten und Interessen. Es gibt nationale und supranationale Bedürfnisse, die mit dem Iran regional geklärt werden.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
Wissen stellt eine Barriere dar, die einen daran hindert, etwas in Erfahrung zu bringen.
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von H2O »

King Kong 2006 hat geschrieben:(13 Mar 2016, 16:54)

Vermutlich wird Mogherini weniger dt. Steuerwerke für Raketentechnik oder den israelisch-palästinensischen Konflikt im April in Teheran thematisieren. Natürlich muß man in Berlin Rücksicht auf die Staatsräson nehmen. Das gilt besonders für Deutschland, das dadurch offenbar viele Entscheidungen dahinsichtlich erstmal abklären muß. Allerdings ist die Staatsräson Deutschlands bzw. die Staatenräson der EU nicht gänzlich von solchen Befindlichkeiten abhängig. Sie haben auch andere Notwendigkeiten und Interessen. Es gibt nationale und supranationale Bedürfnisse, die mit dem Iran regional geklärt werden.
Abklären ist die eine Sache, Zusammenarbeit auf
dem Gebiet der Verteidigung die ganz andere. Wenn
die EU auf dem Gebiet an Deutschland vorbei eine
Zusammenarbeit mit Iran voran triebe, dann wäre das
ein ziemlicher Vertrauensbruch gegen einen der
treuren EU-Partner.

Das Vorgehen der EU wird man also in der Bundes-
regierung vermutlich mit einigem Argwohn beobachten.
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von King Kong 2006 »

H2O hat geschrieben:(13 Mar 2016, 17:05)

Abklären ist die eine Sache, Zusammenarbeit auf
dem Gebiet der Verteidigung die ganz andere. Wenn
die EU auf dem Gebiet an Deutschland vorbei eine
Zusammenarbeit mit Iran voran triebe, dann wäre das
ein ziemlicher Vertrauensbruch gegen einen der
treuren EU-Partner.

Das Vorgehen der EU wird man also in der Bundes-
regierung vermutlich mit einigem Argwohn beobachten.
Durchaus möglich, daß Israel Kontakte der EU und der Einzelstaaten zum Iran nicht gefällt. Allerdings stellt sich die Frage, ob die EU oder Deutschland sich an mögliche Maßgaben aus Israel im Rahmen der Internationalen Politik halten muß. Wie siehst du das? Sollte die EU bzw. die einzelnen Staaten Kontakte mit dem Iran einstellen wegen Israel?
Afghanistan und Pakistan

Stephan Weil für Verhandlungen mit Iran über Flüchtlinge

Der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil wird demnächst nach Iran reisen. Im Gespräch mit der F.A.Z. plädiert der SPD-Politiker nun dafür, auch mit Teheran Gespräche darüber zu führen, wie der Zuzug von Flüchtlingen nach Europa vermindert werden kann.

Wir müssen auch dort versuchen, die Sicherung der EU-Außengrenzen schon vor Erreichen der eigentlichen Grenze wirksam werden zu lassen", sagte Weil der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (Freitagsausgabe).

Der Ministerpräsident, der demnächst selbst nach Iran reisen wird, äußerte sich besorgt über die Migrantenströme aus dem südasiatischen Raum. „Aus Pakistan und Afghanistan machen sich Menschen in einer Zahlengröße auf den Weg, die uns aus europäischer Sicht erschrecken muss. Darüber sollten wir mit dem Iran sprechen."

http://www.faz.net/aktuell/politik/flue ... 30485.html
Von Afghanistan über Iran gehen die Drogenwege weiter durch die Türkei oder Aserbaidschan Richtung Europa.
Iran seizes 600 kg of drugs designated to reach Azerbaijan (exclusive)

http://en.trend.az/iran/society/2505695.html
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von H2O »

King Kong 2006 hat geschrieben:(17 Mar 2016, 20:28)

Durchaus möglich, daß Israel Kontakte der EU und der Einzelstaaten zum Iran nicht gefällt. Allerdings stellt sich die Frage, ob die EU oder Deutschland sich an mögliche Maßgaben aus Israel im Rahmen der Internationalen Politik halten muß. Wie siehst du das? Sollte die EU bzw. die einzelnen Staaten Kontakte mit dem Iran einstellen wegen Israel?



Von Afghanistan über Iran gehen die Drogenwege weiter durch die Türkei oder Aserbaidschan Richtung Europa.
Unser Land kann nichts unterstützen, was
für Israel zu einer erhöhten Gefahr führt.
Die Maßgabe dazu kommt nicht aus Israel,
sondern aus unserer Pflicht, die Juden nicht
erneut einem Vernichtungswillen aus zu
setzen.

Wenn Iran davon abschwört und dergleichen
auch nicht hinterrücks betreibt, dann steht
einer guten Zusammenarbeit gar nichts im
Wege. Leider paßt zu dieser Hoffnung nicht
das iranische Gerede anläßlich des Starts
einer Rakete mit 1.800 km Reichweite.
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von King Kong 2006 »

H2O hat geschrieben:(17 Mar 2016, 21:02)

Unser Land kann nichts unterstützen, was
für Israel zu einer erhöhten Gefahr führt.
Die Maßgabe dazu kommt nicht aus Israel,
sondern aus unserer Pflicht, die Juden nicht
erneut einem Vernichtungswillen aus zu
setzen.

Wenn Iran davon abschwört und dergleichen
auch nicht hinterrücks betreibt, dann steht
einer guten Zusammenarbeit gar nichts im
Wege. Leider paßt zu dieser Hoffnung nicht
das iranische Gerede anläßlich des Starts
einer Rakete mit 1.800 km Reichweite.
Also, was heißt das konkret? Wie soll sich Deutschland wirtschaftlich mit dem Iran arrangieren?
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von H2O »

King Kong 2006 hat geschrieben:(17 Mar 2016, 21:44)

Also, was heißt das konkret? Wie soll sich Deutschland wirtschaftlich mit dem Iran arrangieren?
Auf jeden Fall zurückhaltend, was im weitesten Sinne
die Lieferung von Rüstungsgütern betrifft. Da sollte
unser Land seinen Wettbewerbern den Vortritt über-
lassen.
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von King Kong 2006 »

H2O hat geschrieben:(17 Mar 2016, 21:58)

Auf jeden Fall zurückhaltend, was im weitesten Sinne
die Lieferung von Rüstungsgütern betrifft. Da sollte
unser Land seinen Wettbewerbern den Vortritt über-
lassen.
Also bevor Deutschland dem - heutigen - Iran Waffensysteme o.ä. liefert, na... da fällt mir kein guter Vergleich ein. Da muß sich Israel keine Sorgen machen.
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von H2O »

King Kong 2006 hat geschrieben:(17 Mar 2016, 22:20)

Also bevor Deutschland dem - heutigen - Iran Waffensysteme o.ä. liefert, na... da fällt mir kein guter Vergleich ein. Da muß sich Israel keine Sorgen machen.
Na, dann sind wir beiden doch schon 'mal auf der
ganz sicheren Seite! ;)
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von Tom Bombadil »

Was die Drogen angeht handelt der Iran zuallererst zum eigenen Wohle, denn im Iran gibt es ein massives Problem mit harten Drogen, trotz teils drastischer Strafen.
The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants. It is its natural manure.
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von King Kong 2006 »

Tom Bombadil hat geschrieben:(18 Mar 2016, 08:57)

Was die Drogen angeht handelt der Iran zuallererst zum eigenen Wohle, denn im Iran gibt es ein massives Problem mit harten Drogen, trotz teils drastischer Strafen.
Natürlich ist der enorm kosten- und personalintensive Drogenkrieg, die Grenzsicherung, an der iranisch-afghanisch-pakistanischen Grenze, dem größten Drogenanbaugebiet weit und breit, nicht nur, um "der Welt" einen Gefallen zu tun. Das ändert aber nichts an den hier beschriebenen Tatsachen. Weil die Nachfrage weltweit, auch innerhalb der EU so groß ist, wird die Nachfrage bedient. Und die flutet erheblich durch den Iran.

So, wie Deutschland in vielen Fragen nicht mehr einsieht ständig für alles möglich einzuspringen, oder die USA, sondern an das gemeinsame Tragen von Entwicklungen mahnt, hält man es auch im Iran. Es ist ja nicht so, daß die Opiumernte und die Flüchtlinge nur für den Iran wären. Im Gegenteil. Es gibt globale Probleme, die gemeinsam getragen werden müssen. Im Falle Irans sieht man diesen Bereich aus EU-Sicht nicht nur wichtig als Handlungsbedarf im eigenen Sinne, sondern darüber hinaus eine engere Sicherheitspolitik zu gestalten, mitzugestalten.
Remarks by High Representative/Vice-President Federica Mogherini at the press conference following the Foreign Affairs Council

On Iran, I shared with the Ministers our plans. First of all I gave an assessment of the implementation of the Joint Comprehensive Plan of Action which is on good track. The IAEA also recently confirmed that Iran is sticking to its commitments. We exchanged and shared an assessment following the elections in Iran. That was a clear vote of confidence in President Rohani's agenda especially on economic reforms.

And I shared with the Ministers plans and preparation of my visit on the 16 April with a number of Commissioners, in particular Commissioner Cañete, for energy and Climate, Commissioner Moedas, for research, Commissioner Vella for environment, Commissioner Bieńkowska, for enterprises, Commissioner Stylianides, for humanitarian affairs, Commissioner Navracsics, for education and Commissioner Bulc, for transport.

http://eeas.europa.eu/statements-eeas/2 ... _02_en.htm
EU-Iran relations: the next 15 years

In the initial phase, neutral areas of cooperation, such as fighting drug trafficking or environmental protection, should be identified and activities should be planned by the EU and Iran in close cooperation.

http://www.europeanleadershipnetwork.or ... _3559.html
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von King Kong 2006 »

Das Thema Flüchtlinge wird beim Gipfel EU-Iran wieder angesprochen.
Iran Ready for Cooperation with EU on Helping Refugees: Interior Minister

Speaking to reporters here in Tehran after his meeting with visiting European Commissioner for Humanitarian Aid Christos Stylianides on Saturday, Rahmani Fazli pointed to the issues discussed in the meeting, saying the commissioner has called on Iran to share experiences in various areas, including how to deal with natural disasters such as floods, earthquakes and dust storms, the Iranian minister said.

http://www.tasnimnews.com/en/news/2016/ ... r-minister
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von King Kong 2006 »

Brüssel und Teheran haben zu einer großen Bandbreite an Themen Übereinkünfte getroffen.
Joint statement by the High Representative/Vice-President of the European Union, Federica Mogherini and the Minister of Foreign Affairs of the Islamic Republic of Iran, Javad Zarif

On 16 April 2016, the EU High Representative and Vice-President of the European Commission (HRVP) Federica Mogherini met Iranian Foreign Minister Mohammad Javad Zarif in Tehran. European Commission representatives present included EU Commissioners Elżbieta Bieńkowska (Internal Market, Industry, Entrepreneurship and SMEs), Miguel Arias Cañete (Climate Action and Energy), Christos Stylianides (Humanitarian Aid and Crisis Management), Violeta Bulc (Transport), Carlos Moedas (Research, Science and Innovation), Karmenu Vella (Environment, Maritime Affairs and Fisheries) and Tibor Navracsics (Education, Culture, Youth and Sport). They met with their Iranian counterparts.
Neben Themen wie Transport, Technologiekooperationen oder Umweltschutz ging es natürlich auch um sicherheitspolitische Themen der Region. Syrien, Irak, Jemen und Afghanistan. Auch gibt es Unterstützung für die Integration der Afghanen, beginnend bei den Kindern. Im Iran. Naja, besser sie werden im Iran integriert als in der EU...?
Migration

The two sides agreed to launch a comprehensive migration dialogue and acknowledged the need to exchange information on migration management and flows as well as on policy and legislative approaches and priorities in relation to regular and irregular migration, asylum seekers and refugees, both at national and regional levels.

Regional issues

The two sides acknowledged the seriousness and urgency of addressing the volatile situation in the region. Terrorism, extremism and violence have endangered regional stability and inflicted loss of human life and resources on an unprecedented scale and have become global issues. In this context, both sides will look at ways to implement the UNGA Resolution on World Against Violence and Extremism (A/RES/128/67). They therefore consider that it is crucial to translate the positive benefits of the JCPOA into improved prospects for regional peace and stability. To this end, the two sides will engage, in a constructive and equitable manner, on regional issues with a view to building channels of dialogue, mutual trust and understanding, and in particular to fostering approaches aimed at resolving regional crises.

The two sides consider that solutions to such crises must be inclusive, peaceful and comprehensive, and above all sustainable. They stress the need for all actors to adopt constructive approaches that reinforce the principles of non-interference and the territorial integrity of states, as well as respecting the primacy of international law, including human rights.

Humanitarian Cooperation

The two sides share deep concerns on the dire humanitarian situation in the region due to the multiple conflicts. Violence and insecurity have led to the displacement of millions of people and the EU and Iran advocate all parties to the conflict to ensure the protection of vulnerable population as well as humanitarian access to the people in need. The two sides intend to enhance humanitarian coordination and humanitarian assistance delivery in respect of International Humanitarian Law in the crises affecting Syria, Iraq, Yemen and Afghanistan. The EU expresses its appreciation to Iran’s decision to include all registered Afghan refugees in the national health insurance scheme on the same basis as its own citizens and to allow all foreign children irrespective of their legal status to be enrolled in the national education system. The EU will continue to provide humanitarian and development assistance in support of health care, shelter, food security and protection for the most vulnerable. In order to meet the needs of a growing number of Afghans in Iran, the EU will make immediately available EUR 6.5 million for additional humanitarian support. Within this amount EUR 1.5 million is allocated to assist with the integration of 10,000 out of school Afghan children into the Iranian education system. Both the EU and Iran recognize the importance of working closely with the Government of Afghanistan on a common and mutually reinforcing strategy towards durable solutions. Cooperation on civil society building and strengthening of the local authorities is continuing and the two sides intend to increase this cooperation in the future.


http://europa.eu/rapid/press-release_ST ... 441_en.htm
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von firlefanz11 »

King Kong 2006 hat geschrieben:(11 Mar 2016, 23:57)
In jüngster Zeit steigt die Zahl der afghanischen Flüchtlinge in Europa/Deutschland.
...
Im Iran ist man sicher auch nicht traurig, wenn ein bedeutender Teil dieser Flüchtlinge weiter nach Europa reist.
Ganz sicher nicht... Und hier behmen sie sich dann wie die Axt im Wald u. zwingen während eines Fernsehdrehs die Dolmetscherin zum Sex u. rauben die Ausrüstung... :thumbup: :mad2:
Während eines Fernsehdrehs im "Dschungel" von Calais kommt es zu einem Übergriff auf die Dolmetscherin eines Journalisten. Drei Männer, vermutlich afghanische Flüchtlinge, sollen die Frau überfallen und zum Sex gezwungen haben.
http://www.n-tv.de/panorama/TV-Dolmetsc ... 80476.html
Am Rande des Wahnsinns stehen keine Geländer!
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von King Kong 2006 »

Wie hält sich die EU Millionen Flüchtlinge vom Hals? Die der Iran auch nicht will?

Die zweitgrößte Flüchtlingsgruppe in der EU/Deutschland der jüngsten Vergangenheit stellen die Afghanen dar. Der Iran ist die Flüchtlingsroute. Ein sehr großer Pool von afghanischen Flüchtlingen lebt illegal und legal im Iran. Mit Augenmerk in die EU zu kommen. Wieder mal zur Zeit ca. 3 Mio. Viele davon wollen gerne weiter. Auch im Iran sind sie nicht beliebt. Und weder das soziale Netz, noch der Arbeits- und Wohnungsmarkt im Iran geben es her 3 Millionen Flüchtlinge adäquat zu beherbergen. Man will es auch gar nicht. Noch weniger als in Deutschland/EU.

Das sieht man nicht nur an den schlechten Lebensbedingungen für diese im Iran, sondern auch daran, das die Einschulung afghanischer Flüchtlingskinder im Iran ein Thema ist. Bleiben die dann nicht? :?:
Iran: Improving the lives of Afghan refugees

Roughly 3 million Afghan refugees are living in Iran, only a third of them legally. The EU believes that if conditions for them in Iran improve, fewer will try and make their way to Europe. Closer cooperation with Iran is therefore essential.

http://www.dw.com/en/iran-improving-the ... v-36166232
European Union reaches out to Iran over Afghan refugees

Promises of more help for Afghan refugees made by the European Union aid chief on his visit to Iran this month were not enough to dissuade Mariam Haidari from wanting to head to Europe.
Da im Moment Erdogan damit droht die Grenzen zur EU zu öffnen ist es eine wirksame Strategie für die EU bereits vorgelagert weitere Barrieren, nein politischer ausgedrückt natürlich nützliche Hilfen für die Flüchtlinge aufzubauen. Z.B. im Iran. Alle die im Iran bleiben, kommen nicht in die Türkei usw. Barrieren kosten natürlich. Aber vermutlich deutlich weniger, als wenn der Deich bricht.
Now the EU is trying this strategy in Iran, which sits on the main transit route for Afghan refugees -- the second-largest group after Syrians to have reached Europe by sea last year.
Nevertheless, EU's aid to Iran fades compared to 3 billion euros the bloc promised to Turkey for its help in managing migration.

Iranian officials said foreign aid covers only about 6 percent of the cost of hosting the Afghan refugee community and said the EU should do more.
Iran has hosted the large refugee community for more than 30 years now as Afghans first fled the Soviet invasion, then the long Taliban insurgency and now Islamic State attacks.

Last year, as its ties with the West started to improve slowly, Tehran allowed children of the "undocumented" Afghan refugees to attend public primary schools. Aid groups on the ground say some 48,000 such children enrolled in 2015.

http://www.reuters.com/article/us-europ ... SKCN12Q27T
Afghanen im Iran.
But still, after nearly 40 years, many Afghans say they feel discriminated against by both the state and broader society.

"Afghan is a dirty word," Maarya said. "We are accused of being criminals, lazy, uneducated, stealing jobs, driving up the rent - the usual stuff.

"Not by everyone, of course," she added quickly, gesturing towards a young Iranian volunteer at the school, who was explaining to students the difference between a rooster and a chicken. "Without them, I wouldn't be able to run my school. And there's the local mosque; they offer us shelter when the police come."

Alexey Yusupov, a director with the Friedrich Ebert Foundation in Kabul, says one of the reasons Afghans in Iran face discrimination is the country's economic situation: "Iran is going through a prolonged economic stagnation. The lifting of the sanctions has not stopped this, and the resulting disappointment has flared up anger towards 'parasiting' Afghans even more."
Die Bildungsfrage derer ist dringlicher.
Last year, Iranian Supreme Leader Ayatollah Khamenei acknowledged the problem of undocumented children in the country. The government says there are believed to be 500,000 Afghan children in Iran who are not officially attending school, while rights groups have estimated that there are around two million undocumented Afghans in total in Iran. Khamenei has said that all children in Iran should be able to attend school, regardless of their residency status.
Das birgt natürlich auch sozialen Sprengstoff. Das sexuelle ausländische Raubtier meint man nicht nur auf dem Kölner Domplatz ausgemacht zu haben, den gibts auch im Iran. Was wollen die hier? Jobs, Wohnungen, Geld und unsere Frauen? Fragt man sich auch dort. Die sollen dahin, woher sie gekommen wären, oder weiter nach Europa.
The Iranian government has hosted and provided services to one of the largest and longest-staying refugee populations in the world for decades. There are nearly one million registered Afghan refugees in Iran, in addition to the estimated two million undocumented Afghans.

Cases of serious crimes by Afghan refugees tend to go viral in Iran, putting pressure on the government to expel the refugee population. In June 2012, a group of young Afghan men were accused of gang-raping an Iranian teenager in the central city of Yazd, prompting a furious backlash as Iranians set fire to Afghan refugee neighbourhoods.
Während die Türkei Milliardenbeträge bekommt, gibt es für den Iran weiterhin Sanktionen und unvorstellbare 12 Millionen.
Compounding matters, Iran has hosted this population while grappling with its own economic problems, and with little international aid. Earlier this year, as the European Union discussed sending billions of dollars in refugee aid to Turkey, Iran was promised just under $12m in refugee funding.
Für den Iran sicher kein Argument und auch keine Hilfe die im Land festhalten zu müssen... Wer weiter will, bitte da hinten gehts nach Europa. Nur nicht drängeln.

Auch deshalb will man wohl im Iran die Bildungsfrage nicht direkt angehen. Man befürchtet wohl, daß die dann gar nicht mehr weggehen... So, wie in Deutschland es lange versäumt wurde sich ins Bewußtsein zu bringen, daß da keiner mehr geht. Dennoch ist die Frage der Schulbildung im Iran im Vergleich zu Afghanistan unschlagbar. Die demografische Entwicklung im Iran ist zwar "besser" als in Deutschland, aber aufgrund des immensen brain drains der Gebildeten Richtung USA und Europa, mag man im Iran, wie auch in Deutschland denken, daß man vielleicht doch mehr Humankapital braucht? Als Nachschub.
The UNHCR in Tehran has described Iran's aid to refugees as "exemplary" in several respects, noting that around 350,000 Afghan children were currently enrolled in Iranian primary and secondary schools. Literacy rates have surged, especially for Afghan girls, and the most vulnerable refugees can access public healthcare for as little as $18 a year.

http://www.aljazeera.com/news/2016/07/s ... 38213.html
Die Millionen Flüchtlinge, die in Pakistan sitzen, haben übrigens auch ihre Route gen Westen primär über den Iran. Nicht umsonst hat man im Iran schwere Grenzbefestigungen zu Pakistan errichtet. Für viel Geld. Und wer trotzdem durchkommt, kann auch gerne weiter... In der instabilen Region AfPak sitzen Millionen Flüchtlinge.
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von H2O »

Allmählich verfestigt sich der Eindruck, daß der Nahe und Mittlere Osten insgesamt Europa finanziell erpressen und mit unerwünschten Zuwanderern fluten will. Wäre es da nicht klüger, Europa würde seine Grenzen sichern und sowohl der Erpressung als auch der Flutung mit sehr harten Maßnahmen entgegen wirken?

Denn man darf wohl kaum verdrängen, daß auch von Afrika her sich viele Millionen unglücklicher Menschen aufmachen, die in Europa nur als Last wahrgenommen werden können. In absehbarer Zeit kommen auch dort vorhandene Herrschaftssysteme auf den Gedanken, die EU zu erpressen und ihr mit Schleuse auf/Schleuse zu übel mit zu spielen.

Die EU kann hier nicht mit zivilisierten Partnern rechnen. Selbstverteidigung ist angesagt!

So ganz neu ist diese Bedrohung ja auch wieder nicht; was im 17. Jahrhundert abflaute, das kommt offenbar im 21. Jahrhundert unter veränderten Randbedingungen wieder.
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von King Kong 2006 »

H2O hat geschrieben:(26 Nov 2016, 13:20)

Allmählich verfestigt sich der Eindruck, daß der Nahe und Mittlere Osten insgesamt Europa finanziell erpressen und mit unerwünschten Zuwanderern fluten will.
Natürlich kann man auf diesen Gedanken kommen.

Damit ist Europa aber nicht alleine. Russland unkt Gefahren von überall her. Das wird alles extra nur gemacht, um Russland kaputt zu bekommen. Die arabische Welt ist nicht unerheblich davon überzeugt, daß Israel und seine westlichen Einwanderer nur zu einem Zwecke durchgeführt wurde. Der Iran findet es schon sonderbar, daß er so mit Drogen, siehe diesen Thread, "überflutet" wird. Anstieg, seit die USA dort sind. Und es gibt nicht mal Kohle dafür diese Drogen von Europa fern zu halten, stattdessen Sanktionen. Macht man das extra mit dem Iran, um ihn von innen zu zerstören oder gefügig zu machen? Diese ganzen Flüchtlinge, die nach Europa kommen, das machen "die" doch extra. Wie dem auch sei, Schuld ist natürlich der andere.

Der Nahe und Mittlere Osten fühlt sich seit der Bedeutung des schwarzen Goldes erpresst, manipuliert und verschaukelt. Egal ob zu recht oder unrecht. Wenn Europa so ein Gefühl bekommt, merkt man, wie wenig schön das ist. Und was dann für politische Antworten entstehen können! Nicht nur in Nahost, sondern auch in Europa oder den USA. Vielleicht versteht man sich dann besser. Wieso man so radikal reagiert. In Europa sind das "nur" Flüchtlinge, stell dir mal Panzer und Kriegsschiffe aus Nahost hier vor. Die ständig wegen allem mögliche hier intervenieren. Es würde mich nicht wundern, wenn hier auch dann Leute an die Macht kämen, die man in Nahost als Diktatoren bezeichnet.
Wäre es da nicht klüger, Europa würde seine Grenzen sichern und sowohl der Erpressung als auch der Flutung mit sehr harten Maßnahmen entgegen wirken?
Wäre durchaus eine Maßnahme. Der Iran hat massive Grenzsicherungen errichtet. Und beschiesst auch mal Pakistan, nicht nur die Mafias und Terroristen, wenn man die mal sieht, wenn man meint, daß die "extra"(?) diese ganze Mafia, Flüchtlinge, Drogen uvm. auf den Iran lenken ( :?: ). Was könnte die EU tun?
So ganz neu ist diese Bedrohung ja auch wieder nicht; was im 17. Jahrhundert abflaute, das kommt offenbar im 21. Jahrhundert unter veränderten Randbedingungen wieder.
Neu, war die tatsächlich nie. Auch die Megalithbauern in Europa fragten sich, was Horden an Indoeuropäer, die anrollten hier zu suchen hätten. Oder die Menschen im iranischen Hochland.

Die Politik bevorzugt Prävention. Offenbar. In einer globalisierten Welt bleibt der Eingeborene nicht wie im 19. Jahrhundert noch auf seinem Kontinent, wenn der Weiße Mann interveniert. Damals konnte man das gelassener sehen. Machtpolitik mit Herrschern, Unterstützung, Rohstoffe usw. Heutzutage hat man die Erkenntnis gewonnen, daß wenn man - aus welchen Gründen auch immer - interveniert, wie auch immer interveniert, dies direkte, spürbare Auswirkungen haben.
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von H2O »

Hilft alles nichts; die Bedrohung ist real und sie wächst erkennbar. Wenn sie immer noch nicht ausreicht, um Europa gemeinsam zu verteidigen, dann ist diesem Anhängsel Asiens nicht mehr zu helfen. Rußland ist ein Sonderfall; Kopfschütteln über so viel Unverstand, stimmt schon.
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von King Kong 2006 »

Ausnahmsweise mal lobende Worte von der UN für Teheran.
Iran lauded by UN for hosting refugees

Iran's lengthy hosting of millions of Afghans has been praised by the UN's refugee agency, contrary to Tehran's image as sanctions-defiant. The UNHCR says Iranian generosity is an aspect "not told often enough."

The head of the UN refugee team in Iran, Sivanka Dhanapala, described Iran's four-decade hosting of Afghans - the fourth largest refugee population world-wide - as "exemplary."
"In a world where you have multiple bad stories about hosting refugees, I think Iran is really a good news story," he said.
Die Situation im Iran lädt dennoch viele Afghanen nicht gerade ein im Iran zu verweilen. Auch durch die Sanktionspolitik gegenüber dem Iran.
Refuge in Iran, then Europe?

Last year, the UNHCR said Afghans represented 21 percent of the new refugee arrivals in Europe. Many had lived in or transited Iran on their route west.
AFP on Thursday said Iran, whose economy is still battered by years of US-led sanctions
over its weapons programs as well as mismanagement, still tried to discourage Afghans from settling down.

http://www.dw.com/en/iran-lauded-by-un- ... a-37958945
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von King Kong 2006 »

Ankara rechnet mit potentiell 3 Mio. Flüchtlingen aus dem Iran, in der Hauptsache Afghanen, die in die Türkei wollen. Nicht als Zielort, dann gehts weiter.
3 million new migrants could come to Turkey from Iran, Deputy PM Kaynak says

Kaynak said that Turkey tends to be transit point rather than a final destination for migrants coming from Iran, and that Europe should be watching closely.

"Europe and the rest of the world should think about it. They want to come to Turkey as a transit point and they do not want to stay in the country. They want to cross into the west and for them, Turkey is an important barrier and is taking on a significant financial burden."

https://www.dailysabah.com/mideast/2017 ... aynak-says
Dafür ist für die türkische Tourismusindustrie 2017 mit bis zu 2 Mio. iranischen Touristen zu rechnen. Die bringen zumindest Geld mit. ;)
The Iranians also love to shop, and better still they pay in cash.

The Touristic Hotels & Investors Association (TUROB) said it expects 2 million Iranians to visit Turkey in 2017, which is up from the 1.6 million Iranians who came last year. This could make Iranian holidaymakers Turkey’s top customers provided there is no political tension between the two regional rivals, TUROB stated.

Read more: http://www.al-monitor.com/pulse/origina ... z4cTE8JjFI
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von Platon »

Was derartige Zusammenarbeit mit iranischen Behörden angeht, kommt es halt immer darauf an, mit wem man da zu tun hat. Es kann beispielsweise nicht sein, dass am Ende die EU technisches Gerät und Geld an Organisationen überweist die Teil der Revolutionsgarden sind. Die Zusammenarbeit - gerade wenn es um Sicherheitskräfte geht - ist nun einmal politisch sehr problematisch. Dazu hat gerade der Flüchtingspakt mit der Türkei gezeigt, dass man mit solchen Ideen vorsichtig sein sollte und die Islamische Republik ist jetzt alles andere als vertrauenserweckender als Erdogan.

Weil es würde am Ende ja darauf hinauslaufen, dass man irgendwelche moderne Ausrüstung liefert und Leute damit ausbildet. Ist die Frage ob der Iran wirklich für einen Transfer von Technologien, die am Ende womöglich auch militärisch nutzbar sind, der richtige Partner ist.

Von daher mag es da sicherlich auf beiden Seiten guten Willen geben mal miteinander zu reden und zu sondieren was beide Seiten umsetzen wollen/können, aber eben halt eben doch durch Israel und die Haltung des Iran in Bezug auf die USA lassen sich viele Sachen am Ende aus politischen Gründen nicht umsetzen.
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von King Kong 2006 »

Platon hat geschrieben:(27 Mar 2017, 01:09)

Was derartige Zusammenarbeit mit iranischen Behörden angeht, kommt es halt immer darauf an, mit wem man da zu tun hat. Es kann beispielsweise nicht sein, dass am Ende die EU technisches Gerät und Geld an Organisationen überweist die Teil der Revolutionsgarden sind. Die Zusammenarbeit - gerade wenn es um Sicherheitskräfte geht - ist nun einmal politisch sehr problematisch. Dazu hat gerade der Flüchtingspakt mit der Türkei gezeigt, dass man mit solchen Ideen vorsichtig sein sollte und die Islamische Republik ist jetzt alles andere als vertrauenserweckender als Erdogan.

Weil es würde am Ende ja darauf hinauslaufen, dass man irgendwelche moderne Ausrüstung liefert und Leute damit ausbildet. Ist die Frage ob der Iran wirklich für einen Transfer von Technologien, die am Ende womöglich auch militärisch nutzbar sind, der richtige Partner ist.

Von daher mag es da sicherlich auf beiden Seiten guten Willen geben mal miteinander zu reden und zu sondieren was beide Seiten umsetzen wollen/können, aber eben halt eben doch durch Israel und die Haltung des Iran in Bezug auf die USA lassen sich viele Sachen am Ende aus politischen Gründen nicht umsetzen.
Sicherlich Argumente, aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg, nicht nur für Flüchtlinge. "Man" kann schon, siehe Unterstützung von diversen Milizen und Gruppen in Syrien oder Irak, oder Staaten wie Saudi-Arabien und der Türkei. Es ist eben schwierig im Kontext USA vs. Iran. Tritt diese Konstellation auf, ist jede Zusammenarbeit mit dem Iran schwierig.
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Schulbesuch von "Illegalen" im Iran - EU-Krisenprävention

Beitrag von King Kong 2006 »

Wie erwähnt steht der Iran mit an der Spitze der Aufnahmeländer von Flüchtlingen. Die Lage der illegalen Flüchtlinge im Iran war und ist ein brisantes Thema. Seit ein paar Jahren hat der Iran die Türen der Schulen für Kinder Illegaler geöffnet.
Schule für illegale afghanische Flüchtlingskinder im Iran: Das Tor zu einer neuen Welt

Seit zwei Jahren lässt der Iran auch Illegale am Unterricht in den öffentlichen Schulen teilnehmen.

Rund 2,5 Millionen Afghanen waren laut UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR 2016) als registrierte Flüchtlinge über die Welt verstreut. Afghanistan steht damit auf Platz zwei der Herkunftsländer. Fast eine Million dieser registrierten afghanischen Flüchtlinge leben laut UNHCR (Juli 2017) im Iran – sowie etwa zwei Millionen weitere illegale afghanische Flüchtlinge, Menschen ohne Papiere, schätzt die iranische Einwanderungsbehörde.
Der 13-jährige Said zum Beispiel, er wurde hier geboren. Als Illegaler hatte er kein Recht, in die Schule zu gehen. Bis der Iran 2015 ein Dekret verabschiedete, das allen Flüchtlingen, auch den illegalen, Zugang zu öffentlichen Schulen erlaubte. Ein Meilenstein – und für tausende Flüchtlingskinder das Tor zu einer neuen Welt. Oder, um es mit Saids Worten auszudrücken: “Ich kann alles lesen, alles, was ich will, zum Beispiel Straßenschilder oder das Rezept eines Arztes im Krankenhaus.”
Das Problem aus Sicht der illegalen afghanischen Flüchtlinge im Iran war, daß bei der Anmeldung bei der Schule deren Illegalität noch einmal festgestellt werden könnte und als Folge die Abschiebung in die Heimat, in der Krieg herrscht drohen würde. Somit blieb die Möglichkeit des Schulbesuchs aus dieser Sicht verschlossen. Ähnlich wie in Deutschland will und kann man sich im Iran offenbar nicht so recht mit der Idee anfreunden "Umstände zu generieren", daß illegale Flüchtlinge länger bleiben könnten. Aber Schule und Bildung sind eben wichtig. Dabei hilft auch die EU. Das ist Krisenprävention. Und vielleicht bleiben so auch mehr im Iran. :) Also, kein Ziel Europa. :thumbup:
Das Dekret von 2015 in die Praxis umzusetzen, hieß zuerst einmal, dass Flüchtlingsfamilien ohne Papiere bei der Anmeldung ihres Kindes in der Schule nicht die Abschiebung riskieren. Was illegale Afghanen im Iran seit Jahren fürchten müssen.
Ansturm auf die Schulen: Tausende neue Schüler

Außerdem mussten die Schulen für die vielen neuen Schüler vorbereitet werden. Dafür stockte auch die EU ihre finanzielle Hilfe über ihre Partner im Iran wie die Hilfsorganisation Norwegian Refugee Council (NRC) auf. Olivier Vandecasteele, NRC-Landeschef im Iran: “Wir haben rund vierzig Schulen im Land unterstützt – vor allem bei der Ausrüstung und Sanierung von Schulen, damit sie wieder geöffnet werden können: Diese Schule, die Sie hinter mir sehen, war zum Beispiel mehrere Jahre lang geschlossen. Wir haben auch etliche Programme für Kinder organisiert, die aufgrund ihres Status jahrelang aus dem Schulsystem ausgeschlossen waren. Sie brauchen deshalb Förderklassen zum beschleunigten Nachholen, um in die Schule integriert werden zu können.”

Die EU stellte für die Unterstützung der afghanischen Flüchtlinge im Iran dieses Jahr gut zehn Millionen Euro zur Verfügung, der Kommissar für humanitäre Hilfe besuchte das Land zweimal. Schließlich hat auch Europa ein gesteigertes Interesse daran, dass es den Flüchtlingen im Iran besser geht…

Caroline Birch von der Abteilung für humanitäre Hilfe der EU hat über die Jahre einen Wandel bei den Bedürfnissen der afghanischen Flüchtlinge im Iran bemerkt: “Viel hat sich verändert, seit die ersten Afghanen vor über dreißig Jahren hierher kamen. Es geht jetzt weniger ums nackte Überleben, als darum, dass die Kinder die gesamte Grundschule durchlaufen, um später zur Oberschule gehen und vielleicht sogar studieren zu können.”
2,5 Mio.
registrierte afghanische Flüchtlinge weltweit
950.000
registrierte afghanische Flüchtlinge im Iran
bis zu 2 Mio.
illegale Afghanen ohne Papiere im Iran

3,6 Mio.
geschätzte Gesamtzahl der Afghanen im Iran
fast 400.000
afghanische Schüler, die an iranischen Schulen eingeschrieben sind (5% ohne Papiere)

http://de.euronews.com/2017/10/26/schul ... r-zu-einer
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imp
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von imp »

Ich finde es wichtig, den Iran als Staat ernst zu nehmen und zunächst von seiner vollen Souveränität in allen Fragen auszugehen, in denen er sich nicht an ungekündigte Verträge bindet. Das muss auch die Grundlage jedes Dialogs sein.
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von King Kong 2006 »

Zum Thema Sicherheit:
Die EU bleibt im Abkommen.

Mogherini: EU bleibt im Atomabkommen

Bei einer Rede am Dienstagabend in Rom sagte Federica Mogherini, dass das Atomabkommen das Ergebnis 12-jähriger diplomatischer Bemühungen sei und der ganzen Welt gehöre.
"Die Europäische Union ist fest entschlossen, dafür zu sorgen, dass die iranische Nation von der Aufhebung der nuklearen Sanktionen profitiert."

Sie zeigte sich besorgt über die Neuaufnahme der Iran-Sanktionen durch die USA und ergänzte, dass die EU weiterhin die Investitionen europäischer Unternehmen in Iran unterstützen werde.

US-Präsident Trump hat am Dienstag den offiziellen Ausstieg der USA aus dem Atomabkommen mit Iran unterzeichnet.

http://parstoday.com/de/news/iran-i4016 ... omabkommen
"Der Deal ist entscheidend für die Sicherheit in der Region, in Europa und auch der Welt", sagte Mogherini.
EU will Sanktionen abwehren

Der Drohung aus den USA, dass neue Sanktionen gegen den Iran auch gegen alle Staaten angewendet werden sollen, die mit dem Iran kooperieren, also gegen die EU, trat Federica Mogherini entgegen. "Wir werden uns untereinander jetzt eng abstimmen, aber wir werden entschlossen unsere wirtschaftlichen Interessen schützen."

Die EU arbeitet bereits an Verfahren, um Banken und Firmen in der EU von sogenannten sekundären Sanktionen der USA abzuschirmen. "Die EU ist fest entschlossen, dass Abkommen mit dem Iran fortzuführen", sagte die EU-Außenbeauftragte.
In einem eher ungewöhnlichen Schritt wandte sich Federica Mogherini dann vor den Fernsehkameras in Rom direkt an die Bevölkerung im Iran: "Lassen Sie nicht zu, dass irgendjemand dieses Abkommen aufkündigt. Es ist eines der größten Errungenschaften unserer Zeit. Wir können gemeinsame Interessen finden."

http://www.dw.com/de/eu-will-an-iran-de ... a-43706755
Der Iran grenzt an Konfliktherde wie Afghanistan, Pakistan, Kaukasus, Arabische Halbinsel und Irak. Das sind alles Kriegszonen in denen z.T. die staatliche Ordnung verlorengegangen ist und der Iran im Krieg mit Al-Qaida, Taliban, Nusra usw. steht. Z.T. viel Geld in die Infrastruktur steckt, wie in Afghanistan. Es ist von großer Bedeutung nicht noch zusätzlich zu versuchen den Iran zu destabilisieren. Das gilt für Folgen von Terrorismusexport, Drogen und Flüchtlingsströme. Und wirtschaftliche Unsicherheit in der Region und nicht mehr klaren Verhältnissen z.B. in der iranischen Atomindustrie.

Die EU und Iran stecken jetzt wohl noch intensiver die Köpfe zusammen. Trump hat eine Menge Leute vor dem Kopf gestossen, das geht von Mogherini bis zu Steinmeier, die alle an diesem monumentalen Abkommen (auch zur internationalen Sicherheit) gearbeitet haben. Trump mag das egal sein, die USA ist weit weg.
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von H2O »

@King Kong 2006

Dieses Vorgehen halte ich für nicht besonders klug, weil wir die EU in einen Wirtschaftskrieg mit den USA führen würden. Unsere deutsche Wirtschaft ist in die der USA so tief verstrickt, daß lange Zeit benötigt wird, um mit den USA verbandelte Unternehmen und Banken aus irgend welchen Beziehungen mit Drittstaaten heraus zu lösen, damit diese Unternehmen nicht der Bannstrahl aus dem Weißen Haus trifft, weil sie auch mit den USA mißliebigen Ländern Handel und Zusammenarbeit pflegen. Zumindest diese Zeit der Abwicklung brauchen wir schon.

Wir Europäer mit den USA sind ganz tief in die Verteidigung des "Westens" eingebunden. Leider besteht große Unlust, die notwendigen Organisationen zur erweiterten Verteidigungsbereitschaft in kurzer Zeit auf zu bauen. Frau Mogherini betreibt eine Weltpolitik, für die die EU in keiner Weise vorbereitet ist. Niederschmetternd! :mad2:
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von King Kong 2006 »

H2O hat geschrieben:(09 May 2018, 22:49)

@King Kong 2006

Dieses Vorgehen halte ich für nicht besonders klug, weil wir die EU in einen Wirtschaftskrieg mit den USA führen würden. Unsere deutsche Wirtschaft ist in die der USA so tief verstrickt, daß lange Zeit benötigt wird, um mit den USA verbandelte Unternehmen und Banken aus irgend welchen Beziehungen mit Drittstaaten heraus zu lösen, damit diese Unternehmen nicht der Bannstrahl aus dem Weißen Haus trifft, weil sie auch mit den USA mißliebigen Ländern Handel und Zusammenarbeit pflegen. Zumindest diese Zeit der Abwicklung brauchen wir schon.

Wir Europäer mit den USA sind ganz tief in die Verteidigung des "Westens" eingebunden. Leider besteht große Unlust, die notwendigen Organisationen zur erweiterten Verteidigungsbereitschaft in kurzer Zeit auf zu bauen. Frau Mogherini betreibt eine Weltpolitik, für die die EU in keiner Weise vorbereitet ist. Niederschmetternd! :mad2:
Stimmt. Aber es sind meist solche krachigen Ereignisse die solche Entwicklungen in Gang setzen (können).

Der Iran ist für eine stabile Sicherheitsordnung, aus Sicht Europas, sehr wichtig. Das ist ebenso ein Kern der Aussagen der Politiker aus den Europa, Asien und den USA (!), die das Abkommen als sehr wichtig erachten. Europa hat zuletzt bei dem - verhältnismäßig - kleinen Bürgerkrieg in Syrien bereits massive Probleme bekommen. Einen größeren Konflikt mit Folgen ist nicht im Sicherheitsinteresse Europas. Deshalb die Abkommen mit dem Iran. Inklusive dem derzeit aktuellen. Das umfasst tatsächlich in der Praxis und in Folge viel mehr als nur Themen wir Urananreicherung. Trump, wie seinerzeit Bush war das relativ egal bei dem Verfolgen der eigenen Interessen durch Handelskrieg und Invasionen.

In die USA kommt man von Euroasien so schnell nicht. Aber es war zuletzt möglich, daß Millionen nach Europa kamen. Bei so einem Bürgerkrieg in einem kleinen Land.
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von H2O »

@ King Kong 2006

Jein; Iran befindet sich in ideologisch begründeten Kriegen und Stellvertreterkriegen mit instabilen nicht-sunnitischen Herrschaftssystemen gegen sunnitische und instabile sunnitische Herrschaftssysteme. Die Schlächtereien im Jemen, in Syrien liegen auch (nicht nur!) in der Verantwortung Irans. Hinzu kommt der augenblicklich arg geschwächte türkische Nachbar, der irgendwann mit Iran in einen Wettbewerb treten wird. Wer weiß, was in den Köpfen der Ayatollahs und Erdogans herum spuken wird? Diese Kriege hören nicht dadurch auf, daß die EU Iran liebe Blicke schenkt. Die jüngsten Raketenangriffe auf Israel zeigen, daß Iran & Cie sich in seiner Umgebung nicht mäßigen wollen.

Wir Europäer werden hoffentlich weitgehend geräuschlos unsere Abwehrbereitschaft auf Vordermannn bringen, so daß wir in Krisen- und Spannungszeiten hinreichende Kräfte aufbieten können, die Rußland und Iran von Zugriffen auf die EU und enge Partner absehen läßt... zu verlustreich, vielleicht sogar existenzbedrohend. Im Nahen Osten liegt nicht unsere Zukunft... eine Chaosregion, die sich erst einmal beruhigen muß. Eine politische Zusammenarbeit mit dem Herrschaftssystem Irans ist überhaupt nicht vorstellbar. Von Demokratie weit entfernt... da sollten die Mullahs jede Hoffnung fahren lassen.

Natürlich wäre freier Handel mit Iran für die EU vorteilhaft; aber doch nicht gegen den Willen und Zorn unseres immer noch Hauptverbündeten USA. Das könnte sich ändern, wenn die USA in Europa eine bedrückende Vormundschaft antreten sollten. Daran glaube ich aber überhaupt nicht.
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von unity in diversity »

Eine gewisse Ordnung in der Chaos-Region Nah-Ost zu schaffen, gehört zu den vitalen Interessen Europas, behaupte ich mal so.
Das Pulverfaß kann man nicht mit Militär entschärfen, wohl aber mit gut überlegten wirtschaftlichen Interventionen. Wenn sich Europa nicht engagiert, ergreift die Konkurrenz ihre Chance.
In Rußland überlegt man gerade, ob die jüdischen Landsleute in Israel bedroht sind. Das muß man aufgreifen. Rußland und Israel haben üble Erfahrungen mit einem gemeinsamen Gegner machen müssen und eventuell gibt Putin seinen syrischen Satrapen auf.
Das eröffnet neue Wege für Syrien, an denen allgemeines Interesse besteht.
Für jedes Problem gibt es 2 Lösungsansätze:
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von H2O »

unity in diversity hat geschrieben:(10 May 2018, 08:26)

Eine gewisse Ordnung in der Chaos-Region Nah-Ost zu schaffen, gehört zu den vitalen Interessen Europas, behaupte ich mal so.
Das Pulverfaß kann man nicht mit Militär entschärfen, wohl aber mit gut überlegten wirtschaftlichen Interventionen. Wenn sich Europa nicht engagiert, ergreift die Konkurrenz ihre Chance.
In Rußland überlegt man gerade, ob die jüdischen Landsleute in Israel bedroht sind. Das muß man aufgreifen. Rußland und Israel haben üble Erfahrungen mit einem gemeinsamen Gegner machen müssen und eventuell gibt Putin seinen syrischen Satrapen auf.
Das eröffnet neue Wege für Syrien, an denen allgemeines Interesse besteht.
Als Europäer verspüre ich nicht die geringste Lust, mit unserem Schweiß und Blut in einer Region "Ordnung zu schaffen", die seit dem Untergang des Osmanischen Reichs in Kriege und Fast-Kriege verwickelt ist. Schon davor sind in der fernen Türkei die Völker aufeinander geprallt...

Europa hat verhältnismäßig klare Grenzen; die müssen wir verteidigen und jeden Übergriff auf unser Land und unsere Menschen abwehren. Das ist jetzt die ganz große europäische Aufgabe, nachdem uns Trump-Amerika den Stinkefinger gezeigt hat. Mit den USA über das Vorgehen im Nahen Osten aneinandergeraten... mit mir nicht!
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von unity in diversity »

H2O hat geschrieben:(10 May 2018, 08:35)

Als Europäer verspüre ich nicht die geringste Lust, mit unserem Schweiß und Blut in einer Region "Ordnung zu schaffen", die seit dem Untergang des Osmanischen Reichs in Kriege und Fast-Kriege verwickelt ist. Schon davor sind in der fernen Türkei die Völker aufeinander geprallt...

Europa hat verhältnismäßig klare Grenzen; die müssen wir verteidigen und jeden Übergriff auf unser Land und unsere Menschen abwehren. Das ist jetzt die ganz große europäische Aufgabe, nachdem uns Trump-Amerika den Stinkefinger gezeigt hat. Mit den USA über das Vorgehen im Nahen Osten aneinandergeraten... mit mir nicht!
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Goethe war ein Isolationist.
Wenn man das ist, kann man nicht agieren, sondern bestenfalls reagieren, sofern man noch Zeit hat.
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von H2O »

unity in diversity hat geschrieben:(10 May 2018, 08:57)

Goethes Faust.
Goethe war ein Isolationist.
Wenn man das ist, kann man nicht agieren, sondern bestenfalls reagieren, sofern man noch Zeit hat.
Diese Zeit sollten wir uns beizeiten nehmen; inzwischen sind schon etwa 6 Jahre verpennt, seit Rußland zur Erweiterung seines Staatsgebiets Völkerrechte bricht! Und Iran & Türkei peifen auch auf so etwas wie Völkerrecht. Ich halte gar nichts davon, in dem Knäuel auch noch "zu agieren". Fortgesetzte Waffenexporte in die Türkei sind ein Verbrechen gegen klare deutsche Gesetze, das durch NATO-Mitgliedschaft (!) der Türkei überhaupt nicht entschuldigt werden kann. Immerhin hat die Türkei deutsche Soldaten im Einsatz gegen den IS aus der Türkei heraus geekelt. Das zu vergessen sind die Auswirkungen eines galoppierenden Alzheimers unserer politischen Klasse.

Goethe als Isolationisten zu "verkaufen", das schafft auch nicht jeder! :thumbup:
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von King Kong 2006 »

Gemeinsam gegen Trump. Das sich ein britischer Außenminister (ausgerechnet der brit. "Trump" Johnson) mal in eine Reihe mit einem iranischen Außenminister stellt ist außerordentlich! ;)
EU-Iran-Treffen in Brüssel

Gemeinsam gegen Trump

Um den Atomdeal mit Iran zu retten, wollen die Europäer US-Sanktionen entgegentreten. Das sicherten die Außenminister Deutschlands, Frankreichs und Großbritanniens ihrem iranischen Amtskollegen zu.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/e ... 07969.html
Ob es klappt, bleibt abzuwarten, der Iran behält sich alternative Maßnahmen vor, aber tatsächlich schafft Trump Bewegung. Ob es Entwicklungen gibt, die er und seine Berater so wollen ist eine andere Frage.
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von King Kong 2006 »

Atomabkommen mit Iran

EU-Ratschef Tusk greift Trump scharf an

"Mit solchen Freunden, wer braucht da noch Feinde?" So hat sich EU-Ratspräsident Tusk über die US-Regierung geäußert. Er plädiert angesichts der "American First"-Strategie für mehr Geschlossenheit der EU-Staaten.

http://m.spiegel.de/politik/ausland/don ... 08102.html
Wie es aus Berlin schon Mal hiess, Trump und somit leider die USA sind kein verlässlicher Partner mehr. In der Sicherheitsarchitektur vor allen Dingen. Das sich wie gesagt London neben Teheran gegen Trump stellt. Wer hätte das gedacht. Trump macht's möglich. :cool:
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von H2O »

Natürlich ist es gut, wenn Deutschland in der EU nicht allein der Willkür der Weltmacht USA ausgesetzt ist. Insofern trösten aufmunternde Worte der Nachbarn über den Liebesentzug seitens der USA ein wenig hinweg.

Aber ich glaube nicht, daß eine geschlossene Meinungsfront gegen den Poltergeist im Weißen Haus wirklich sinnvoll ist. Wie ich als Wirtschaftslaie mehrfach im Deutschlandfunk erfuhr, ist die deutsche Wirtschaft weltweit auf irgendwelche viel zu engen Verbindungen zu "Finanzdienstleistern" der USA angewiesen, auf die aber der US-Präsident oder seine Regierung zugreifen kann, um Schicksal zu spielen.

Da wäre aus meiner Sicht als erster Schritt doch zu prüfen, wie die deutsche Wirtschaft sich von dieser Einflußgröße lösen kann... und zwar so, daß Geschäfte mit den USA weiterhin über diese Dienstleister laufen können, vielleicht sogar in Verbindung mit deutschen Unternehmen mit Schwerpunkt USA, und daß andere mit "Schwerpunkt Rest der Welt" nur mit deutschen Finanzdienstleistern arbeiten dürfen. Mit anderen Worten: Unsere deutsche Wirtschaft muß sich so aufstellen, daß sie insgesamt ihre Bewegungsfreiheit behält, in Richtung USA und um die USA herum in gleichem Maße.

Die gemeinsame Front der Europäer wäre eine Art Kriegserklärung an einen übermächtigen Gegner, während die Umstellung der deutschen Wirtschaft eine innere Unabhängigkeitserklärung wäre. Eine Unabhängigkeitserklärung ist für jene unangenehm, die über Abhängigkeit Herrschaft ausüben wollen, aber als feindseligen Akt kann niemand solche Maßnahmen benennen. Das ist dann eben so wie bei Kindern, die als Erwachsene in eine eigene Wohnung ziehen, weil ihnen die elterliche Fürsorge zu Hause zu eng wird. Die "gemeinsame Meinungsfront" der Europäer erscheint nach den Entwicklungen innerhalb der EU viel zu zerbrechlich, als daß Deutschland darauf seine Zukunft bauen könnte. Allein die Verbindung zu Frankreich erscheint belastbar... ihr Verlust wäre eine sehr ernste Katastrophe. Auf diese Verbindung dürfen wir bauen. Tragisch, wenn die Verbindung im Alltagsbetrieb zerbräche!

In diesem Zusammenhang rate ich von einem Schulterschluß mit den Briten ab. Über den BREXIT hat dieser Partner sich von der Gemeinschaft abgesetzt; wer weiß, was ihnen morgen zum Vertrag mit Iran und zur transatlantischen Partnerschaft der "special relationships" einfallen wird. Nichts tun, was die Briten als Zurückweisung empfinden könnten, aber auf jeden Fall mit ihnen kein irgendwie geartetes Bündnis gegen Interessen USA eingehen.

Was der Iran in diesem Spiel tut, das ist völlig unerheblich für dieses Vorgehen. Heute ist es der Iran, morgen vielleicht China oder Indien oder Brasilien. Wer weiß, was der Herrschaft im Weißen Haus wohl einfallen mag.

In diesem Zusammenhang spielt die EU eine wichtige Rolle als Garant einer äußeren Sicherheit; nicht gegen die USA, sondern gegen Gewalt aus Richtung Rußland, Nahost, Türkei und Iran eingeschlossen, oder aus Nord-Afrika. Der Druck auf Europa wächst unübersehbar, und da heißt es, sich wirksam ab zu sichern. Denn auch dieses Werkzeug gibt es: Abhängigkeit von der Wehrhaftigkeit der USA. Unabhängigkeit ist das Gebot der Stunde!
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