EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

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H2O
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von H2O »

King Kong 2006 hat geschrieben:(24 Aug 2019, 22:06)

Warum sollte ich mich von Atomwaffen fernhalten? Ich habe gar keine!

Übrigens hat der Iran auch keine. Sagt jedenfalls die Internationale Atomenergiebehörde. Und Teheran.

Und Trump macht die Sache nicht besser. Es war vorher besser. Die EU versucht zu retten was noch ist. Trump bekommt noch eine Chance. Die wird er nicht nutzen. Deeskalation gehört nicht zu seinem Charakterprofil.
Ja, dann ist doch alles gut! Und nun dafür sorgen, daß es nachweislich auch dabei bleibt... und schon werden Europäer sich bemühen, Iran das Leben zu erleichtern.
Hinrichs Theresa
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von Hinrichs Theresa »

H2O hat geschrieben:(24 Aug 2019, 21:59)

Nun jammern Sie nicht, sondern folgen Sie endlich den wohlgesonnenen Bitten der Europäer, sich von dem Teufelszeug fern zu halten, das tatsächlich niemand braucht, dessen industrielle Entsorgung unbekannt ist, und das uns deutlich länger als Gefahrenquelle besorgt machen sollte, als irgendwelche persischen oder iranischen Reiche bestanden haben. Unser Land kommt bestens ohne dieses Zeug zurecht, und viele andere Länder auch. Warum nicht auch Iran?
Darum, weil die Atomwaffen das Letzte ist, was Israel und die USA von einem Atomschlag auf Teheran (der eigemtlich sehr gute Zweitschlagkapazitäten hat) zurückhält. Die anderen Staaten kommen ohne dieses Zeugnis, weil sie glücklich genug sind, außer Fokus der USA zu geraten. Ok, aber stellt ihr euch vor, der Iran verzichtet auf sein Streben nach Atomwaffen und zerstört alle vorhandenen Atommunitionen. Wie lange würden Washington und Israel warten, um das Land zu runieren? Am schlimmsten ist dass Drogensucht im Iran (damit kehren wir zum ursprünglichen Thema zurück) in den letzten Jahren drastisch zugenommen ist. Meiner Meinung nach ist der Grund dafür nicht zuletzt die fast theoretische Staatsgrenze mit Afghanistan, die Heroinflut nach dem GOTTESSTAAT nicht einmal verzögert. Alle wissen es schon lange, dass Afghanistan unter Amerikanern sitzt, und trotz ihrer angeblich Bekämpfung des Drogenhandels (da kannst du lange warten, m.s. Operation Iron Tempest) im Land floriert Heroinproduktion da und prosperiert (Woraus stammt Opioden in Deutschland? ;) )Wenn die Wirtschaft im Iran unter dem Druck der Sanktionen endlich zusammenbricht (ohne Atomwaffen ist es ein kommendes Scenario), dann würden alle nach Europa fliehen. Gute Nachricht, unsere Junkies können ihren Stoff behalten und mit Neueinkommenden nicht teilen. Böse Nachricht, Migranten würden mit eigenem afghanischen Stoff kommen. Die Migrationskrise 2015 würde uns als ein schönes Puppenspiel erscheinen. Der Iran muss Atomwaffen zur Verfügung haben, es ist im Interesse der Europäer.
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H2O
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von H2O »

Tja, mir stehen die Haare zu Berge... eine Fahrt durch die politische Geisterbahn! Die Zweitschlagsfähigkeit Irans möchte ich nicht sehen, denn nach dem ersten Schlag unter der Bedingung "Zweitschlag möglich" bewegt sich da nichts mehr. Hände weg von diesem Teufelszeug!
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von juna_f »

King Kong 2006 hat geschrieben:(07 Jun 2018, 23:50)

Man muß an dieser Stelle noch einmal klarstellen, daß es hier um europäische Sicherheitsinteressen geht. Es geht nicht um eine wie auch immer geartete Sympathie für den Iran.

Administrationen wie die von G.W.Bush oder jetzt von Trump, flankiert von Neocons (z.B. Bolton damals und heute als Sicherheitsberater von Trump) haben zur Interessensdurchsetzung die Holzhammermethode. Das "Herumspielen" und infantile Ausprobieren. Erstmal etwas kaputtmachen und dann sehen wir mal, was wir davon gebrauchen können. Das kann man vielleicht realpolitisch machen, wenn man auf dem Mond wohnt, oder eben auf einem anderen Kontinent, wie den USA, das hat aber konkrete Auswirkungen auf die Nachbarschaft, z.B. Europa. Syrien, ist ganz klar symbiotisch mit dem Krieg gegen den Irak zu sehen. Auch der IS. Die Flüchltingsmassen, die Terroristen kommen auch nach Europa, wie geschehen. Nicht in die USA. Europa hat knallharte, reale Sicherheitsinteressen, die anders sind als die von Trump.

Wenn man ein großes, zentrales Land der Region, mit 80 Mio. EW., den Iran jetzt wieder mit Sanktionen so in die Zange nimmt, dann wird das einmal harte Gegenreaktionen mit sich bringen, also eine Eskalationsschraube (Ausweitung des Atomprogrammes, oder auf anderen Feldern) und schlimmstenfalls zu einem Kollaps solch eines großen Landes. Mit Nachbarn, die alle mehr oder weniger strukturelle Probleme haben. Pakistan, indischer Subkontinent, Kaukasus, die Türkei, Zentralasien, Nahost, selbst der östliche Teil Chinas (ist näher als Griechenland an dem Iran). Von daher nimmt es kaum Wunder, daß gerade neben Europäern auch Russen, Türken und Chinesen und auch der Iran an einem geordneten Zustand größtes Interesse haben. Nicht Trump in Übersee. Das sind keine dämonischen Absichten. Das sind Sicherheitsinteressen. Das es Dominoeffekte gibt, sah man am Irak, dann Syrien und alle Nachbarn die dann sogar militärisch eingriffen.

Schon damals wurde diese Politikerclique gewarnt, im Falle des Irakkrieges. Egal. Wie egal das diesen Leuten ist, sah man auch an Rumsfeld, der schwurbelte auf die Frage, wo denn die ABC-Waffen nun seien irgendwas von "irgendwo nördlich, südlich, östlich und westlich vom sunnitischen Dreieck". Lächerlich. Darum ging es gar nicht. Der Iran hat damals unter Reformorientierten Politikern Angebote gemacht (z.B. Schweizer Memorandum). Das wurde einfach ignoriert. Wurde nicht weitergeleitet, "mißtinterpretiert" usw. Danach konnten dieser iranischen Politiker einpacken. Hardliner kamen als Reaktion. Jetzt das Atomabkommen. Wieder ramponiert. Die Reaktion wird entsprechend sein. Auch die Position der eher Reformorientieren. Wie damals kann diese bestimmte Politikerkaste in den USA nur zerstören. Sei es im Krieg, durch Sanktionen oder Kündigungen von wichtigen, internationalen Abkommen. Kündigung des Klimaabkommens (global viel verheerender als das Atomabkommen) usw. Dazu gibt es keinen Plan B. Immer nur Kündigen und Konfrontation. Das kann man wie gesagt machen, wenn man in Übersee lebt. Das hat für Nachbarn (Europa) ganz konkrete Auswirkungen. Ob beim BAMF, Ankerzentren, Integration, AFD-Wahlverhalten oder in LKWs rasende Terroristen in Frankreich. Nicht in den USA. Wobei man klar sagen muß, das es nicht immer die USA sind. Es waren und sind Bush und Trump und Berater aus dem bestimmten Lager.

Auch Netanjahu ist da für Europa nicht hilfreich. Er schadronierte im Vorfeld des Irakkrieges dasselbe wie jetzt gegenüber dem Atomabkommen. Sicher sieht es Bibi gerne, wenn potentiell starke Gegner zerschreddert werden. Israel lebt eh, wie auch der Iran, in einer gefährlichen Gegend. Aber es geht um europäische Interessen, nicht um die von Netanjahu.





Das Atomabkommen (was vielen auch im Iran nicht gefällt, aber als Kröte geschluckt wurde) soll eine Eskalation eindämmen. Nun wird wieder durch destruktives Verhalten versucht das auszuhebeln. Es ist nicht im Sicherheitsinteresse Europas. Wie gesagt, das hat nichts mit Appeasement oder Naivität oder Sympathie für den Iran zu tun. Man hat einmal erlebt, was so ein Verhalten ausgelöst hat. Und Europa kann sich davor nicht wirklich schützen. Das sind knallharte Sicherheitsinteressen. Das die EU ins Rotieren kommt, belastet wird, angeschlagen, wird Trump vielleicht gefallen. Die EU ist eh der "größere Gegner" für Trump als der Iran. Das es da im Karton rappelt ist ja unüberhörbar. Siehe Handelskrieg. Übergeordnet ist es die Auseinandersetzung mit dem trägen Riesen EU. Der versucht sich zumindest zu wehren. Direkt in der Nachbarschaft einen Ärger um den Iran, der die Katastrophe Syriens und Iraks deutlich toppen würde, ist nicht im Interesse Europas.
Ihrer
Da bin ich völlig Ihrer Meinung. Die USA handeln immer duch jemand anderen. Vor kurzem hat Spiegel darüber geschrieben.(https://www.spiegel.de/politik/deutschl ... 82906.html) Laut Aussage der Linken-Abgeordnete Freihold ist Deutschland "eine zentrale Drehscheibe der weltweiten US-Kriegsführung"! Warum müssen wir die US-Truppen bezahlen? Sie bauen zahlreiche Raketenbasen in Europa, aber nur manche bedenken, dass wenn eine US-Rakete aus Europa abgefeuert wird, wird Europa alle US-gegnrischen Abwehraketen kassieren. Was betrifft die Drogenbekämpfung, gibt es Tonnen von Drogen, die über den Iran nach Europa gehen. Und was an dem ganzen interessant ist, dass die CIA Heroinproduktion in Afghanistan deckt. Seit der Invasion der Vereinigten Staaten in Afghanistan 2001 ist die Drogenproduktion um das 40fache andestigen. Sie verdienen ein Vermögen mit Verkauf von Opium und so zahlen ihre geheimen Operationen.
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von King Kong 2006 »

juna_f hat geschrieben:(29 Aug 2019, 11:37)

Seit der Invasion der Vereinigten Staaten in Afghanistan 2001 ist die Drogenproduktion um das 40fache andestigen. Sie verdienen ein Vermögen mit Verkauf von Opium und so zahlen ihre geheimen Operationen.
Diese Meinung hatte auch ein US-Senator bei den Untersuchungen der Iran-Contra Affäre.
There exists a shadowy government with its own Air Force, its own Navy, its own fundraising mechanism, and the ability to pursue its own ideas of national interest, free from all checks and balances, and free from the law itself.

Senate Select Committee on Secret Military Assistance to Iran and the Nicaraguan Opposition (Iran-Contra hearings) (1987)

https://en.wikiquote.org/wiki/Daniel_Inouye
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von H2O »

Man muß an dieser Stelle noch einmal klarstellen, daß es hier um europäische Sicherheitsinteressen geht. Es geht nicht um eine wie auch immer geartete Sympathie für den Iran.
Iran kann sicher in Europa erheblichen Schaden anrichten; mit der Folge, daß danach in Iran kein Gras mehr wächst. Ich möchte den ersten Schritt davon mit allen verfügbaren Möglichkeiten verhindern. Sollte das aber nicht möglich sein, dann soll und muß Europa darauf hinarbeiten, daß damit das Ende dieser Herrschaft besiegelt ist.

Dann haben die USA und Israel mit ihren Vorahnungen leider Recht behalten.
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von King Kong 2006 »

H2O hat geschrieben:(31 Aug 2019, 08:28)

Iran kann sicher in Europa erheblichen Schaden anrichten; mit der Folge, daß danach in Iran kein Gras mehr wächst. Ich möchte den ersten Schritt davon mit allen verfügbaren Möglichkeiten verhindern. Sollte das aber nicht möglich sein, dann soll und muß Europa darauf hinarbeiten, daß damit das Ende dieser Herrschaft besiegelt ist.

Dann haben die USA und Israel mit ihren Vorahnungen leider Recht behalten.
Davor wird ja überall gewarnt. Außer von Trump und Netanjahu. Die Region weiter zu destabilisieren.

Was die Politik und die Kriege dort angerichtet haben, ist kaum zu übersehen. Europa im Gegensatz zur USA merkt das sehr viel stärker. Der Iran, der mittendrin ist hat erheblich größere Probleme. Jetzt noch den stabilisten Staat dort bewußt zu destabilisieren oder gar mit Krieg zu drohen ganz in der Tradition der Neocons, siehe Bolton, davor warnt ja quasi die Weltgemeinschaft.

Der Iran ist durch diese Politik und den Kriegen nur noch von Brei umgeben. (Thomas L. Friedman, NYT)

Und der fliesst auch nach Europa. An dem letzten Stützpfeiler der Region zu sägen ist die Furcht der Weltgemeinschaft.
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von H2O »

Iran führt Krieg in mindestens 5 Nachbarstaaten, ist an Kriegsverbrechen beteiligt... und Sie stellen uns einen Hort der Stabilität und des Friedens vor? Ein stetiger Flüchtlingsstrom verläßt Iran in Richtung Europa. Geht's noch?
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von King Kong 2006 »

H2O hat geschrieben:(31 Aug 2019, 11:02)

Iran führt Krieg in mindestens 5 Nachbarstaaten, ist an Kriegsverbrechen beteiligt... und Sie stellen uns einen Hort der Stabilität und des Friedens vor? Ein stetiger Flüchtlingsstrom verläßt Iran in Richtung Europa. Geht's noch?
Offensichtlich hast du die Beweggründe der Europaer und das Thema nicht ganz durchdrungen oder selektiv wahrgenommen.

Die Europäer, die EU, Russland, China (oder auch die USA als Vertragspartner) oder auch Indien wollen keinen Handelskrieg von Trump gegen den Iran.

Der Iran versorgt Millionen Flüchtlinge. Investiert Millionen in Grenzgebiete von Nachbarstaaten um die Gegenden"abzuspeisen" und dadurch schon aus Eigeninteresse ruhig zu halten. Der Iran ist mittendrin "im Brei". Der Iran hat den Löwenanteil im Kampf gegen den IS geleistet.

Hast du eine Ahnung, was passiert wenn der Iran wegen Trump und seinen B-Team zusammenbricht? Mit Flüchtlingen, mit Drogen, dem IS, Al-Kaida Mit den Auswirkungen auf Nachbarstaaten uvm.? Die Europäer, Russland, Indien, Türkei, China usw. schon. Trump ist in seinem Golfclub weit weg. Statt die Sache zu deeskalieren setzt er auf Eskalation. Annäherung zerstört.
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von H2O »

King Kong 2006 hat geschrieben:(31 Aug 2019, 11:23)

Offensichtlich hast du die Beweggründe der Europaer und das Thema nicht ganz durchdrungen oder selektiv wahrgenommen.

Die Europäer, die EU, Russland, China (oder auch die USA als Vertragspartner) oder auch Indien wollen keinen Handelskrieg von Trump gegen den Iran.

Der Iran versorgt Millionen Flüchtlinge. Investiert Millionen in Grenzgebiete von Nachbarstaaten um die Gegenden"abzuspeisen" und dadurch schon aus Eigeninteresse ruhig zu halten. Der Iran ist mittendrin "im Brei". Der Iran hat den Löwenanteil im Kampf gegen den IS geleistet.

Hast du eine Ahnung, was passiert wenn der Iran wegen Trump und seinen B-Team zusammenbricht? Mit Flüchtlingen, mit Drogen, dem IS, Al-Kaida Mit den Auswirkungen auf Nachbarstaaten uvm.? Die Europäer, Russland, Indien, Türkei, China usw. schon. Trump ist in seinem Golfclub weit weg. Statt die Sache zu deeskalieren setzt er auf Eskalation. Annäherung zerstört.
Sie meinen also, wenn ich die Welt mit meinen Sinnen wahrnehme, daß dabei nicht das richtige Weltbild entstehen kann? Vorstellbar, sicher. Würde mir vermutlich ein Italiener mit Hang zu den Cinque Stelle wohl auch verklugfideln. Aber ich muß mit meinem Wahrnehmungsvermögen zufrieden sein!

Ihre Schilderung der Barmherzigkeit Irans lehnt sich sehr an vergleichbare Geschichten aus der Türkei an. Auch der Türkei halte ich platten regionalen Imperialismus als Staatsziel vor, seit Erdogan rücksichtslos seine nationale Politik durchsetzt. Aber dennoch kein Vergleich mit dem Auftreten Irans im Vorfeld Israels. Was wollen iranische Kräfte denn dort? Barmherzigkeit üben, oder was?

Ach ja, mein getrübtes Wahrnehmungsvermögen. Nein, lieber King Kong 2006, über diese Brücke gehe ich bestimmt nicht!
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von Cobra9 »

H2O hat geschrieben:(31 Aug 2019, 12:52)

Sie meinen also, wenn ich die Welt mit meinen Sinnen wahrnehme, daß dabei nicht das richtige Weltbild entstehen kann? Vorstellbar, sicher. Würde mir vermutlich ein Italiener mit Hang zu den Cinque Stelle wohl auch verklugfideln. Aber ich muß mit meinem Wahrnehmungsvermögen zufrieden sein!

Ihre Schilderung der Barmherzigkeit Irans lehnt sich sehr an vergleichbare Geschichten aus der Türkei an. Auch der Türkei halte ich platten regionalen Imperialismus als Staatsziel vor, seit Erdogan rücksichtslos seine nationale Politik durchsetzt. Aber dennoch kein Vergleich mit dem Auftreten Irans im Vorfeld Israels. Was wollen iranische Kräfte denn dort? Barmherzigkeit üben, oder was?

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Ich stimme Dir völlig zu.
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von King Kong 2006 »

H2O hat geschrieben:(31 Aug 2019, 12:52)

Sie meinen also, wenn ich die Welt mit meinen Sinnen wahrnehme, daß dabei nicht das richtige Weltbild entstehen kann? Vorstellbar, sicher. Würde mir vermutlich ein Italiener mit Hang zu den Cinque Stelle wohl auch verklugfideln. Aber ich muß mit meinem Wahrnehmungsvermögen zufrieden sein!

Ihre Schilderung der Barmherzigkeit Irans lehnt sich sehr an vergleichbare Geschichten aus der Türkei an. Auch der Türkei halte ich platten regionalen Imperialismus als Staatsziel vor, seit Erdogan rücksichtslos seine nationale Politik durchsetzt. Aber dennoch kein Vergleich mit dem Auftreten Irans im Vorfeld Israels. Was wollen iranische Kräfte denn dort? Barmherzigkeit üben, oder was?

Ach ja, mein getrübtes Wahrnehmungsvermögen. Nein, lieber King Kong 2006, über diese Brücke gehe ich bestimmt nicht!
Naja, wenn du die Problematik zusammenkürzt auf "Sie stellen uns einen Hort der Stabilität und des Friedens vor? Ein stetiger Flüchtlingsstrom verläßt Iran in Richtung Europa. Geht's noch?" muß ich davon ausgehen, daß das tatsächlich ein sehr verzerrtes Bild des Komplexes der Beziehungen zwischen der EU und dem Iran ist. Im Kontext der Sicherheitsarchitektur in Zentralasien/AfPak/Indischer Subkontinent. Den Sicherheitsabsprachen Iran/Indien. Den hohen Kosten der Drogenbekämpfung Irans und der Versorgung der Flüchtlinge. Der finanziellen Unterstützung der Gebiete in Afghanistan (z.B. Provinz Herat).

Daraus den Schluss zu ziehen: "Sie stellen uns einen Hort der Stabilität und des Friedens vor? Ein stetiger Flüchtlingsstrom verläßt Iran in Richtung Europa. Geht's noch?" nehme ich mal zur Kenntnis. Ich glaube auch nicht, daß Neu-Delhi, Moskau oder Brüssel das einfach so abfrühstücken. :?:
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von H2O »

King Kong 2006 hat geschrieben:(01 Sep 2019, 10:50)
...
Daraus den Schluss zu ziehen: "Sie stellen uns einen Hort der Stabilität und des Friedens vor? Ein stetiger Flüchtlingsstrom verläßt Iran in Richtung Europa. Geht's noch?" nehme ich mal zur Kenntnis. Ich glaube auch nicht, daß Neu-Delhi, Moskau oder Brüssel das einfach so abfrühstücken. :?:
Ja sicher werden Staaten das nicht so benennen. Die wollen schließlich irgendwie miteinander umgehen. Ich darf aber sagen, was ich sehe und bewerte. Ein Vorteil, wenn man nicht im politischen Geschäft tätig ist. In diesem Forum wären solche Rücksichten nur dumm. Wir müssen uns die Wahrheit nicht verkneifen.
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von King Kong 2006 »

H2O hat geschrieben:(01 Sep 2019, 22:44)

Ja sicher werden Staaten das nicht so benennen. Die wollen schließlich irgendwie miteinander umgehen. Ich darf aber sagen, was ich sehe und bewerte. Ein Vorteil, wenn man nicht im politischen Geschäft tätig ist. In diesem Forum wären solche Rücksichten nur dumm. Wir müssen uns die Wahrheit nicht verkneifen.
Ganz meiner Meinung. Wobei ich mich über die Begrifflichkeit "Wahrheit" in philosophischer, juristischer, journalistischer, psychologischer, objektiver, subjektiver usw. Perspektive an dieser Stelle nicht auslassen werde. Dazu gibt es wohl andere Threads.
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von H2O »

King Kong 2006 hat geschrieben:(01 Sep 2019, 23:10)

Ganz meiner Meinung. Wobei ich mich über die Begrifflichkeit "Wahrheit" in philosophischer, juristischer, journalistischer, psychologischer, objektiver, subjektiver usw. Perspektive an dieser Stelle nicht auslassen werde. Dazu gibt es wohl andere Threads.
Ändert ja nichts an meinem Recht, meine Einschätzung der mir verfügbaren Nachrichtenlage hier auszubreiten und zu begründen. Dazu muß ich den Begriff "Wahrheit" auch nicht so auflösen, daß von ihm nichts Greifbares übrig bleibt.
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von King Kong 2006 »

Die EU und der Iran arbeiten ja zusammen mit dem Rest der Weltgemeinschaft, also Indien, China, Russland usw. daran dem weltweiten Handelskrieg Trumps irgendwie zu begegnen.

Speziell die EU und der Iran zeigen sich vorsichtig optimistisch mit dem Krieg Trumps umgehen zu können.
Iran voices optimism over nuclear deal after talks with France

Tehran says gap is closing on views after phone conversation between Macron and Rouhani

https://www.theguardian.com/world/2019/ ... lks-france
Die Ansichten, wie man mit den von Trump verursachten Handelskrieg, mit denen alle zu kämpfen haben, sollen sich annähern. Es geht ja nicht darum, ob, oder warum, sondern wie man gemeinsam einen Trump kontern kann. Daran sind sich alle Beteiligten einig. Die Frage ist wie. ;)
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von King Kong 2006 »

Neuer "Oberkommandierender" der EU-Spezialwaffe Instex wird ein Deutscher. Er soll damit die USA auf dem globalen Feld des Handelskrieges besiegen. Das ist zu bezweifeln. Aber ein Anfang auf lange Sicht.
Umgehung von US-Sanktionen

Deutscher Diplomat Bock soll Institut für Iran-Handel leiten

Mit dem Spezialinstitut Instex wollen europäische Unternehmen trotz der US-Sanktionen weiter Geschäfte mit Iran ermöglichen. Deutschland hat nun einen früheren Botschafter als neuen Chef durchgesetzt.

https://www.spiegel.de/wirtschaft/sozia ... 85482.html
Die Chinesen und Russen voran (Inder ziehen gerade nach) haben im Moment bessere Waffensysteme am Start. Sie ermöglichen mit dem Iran immense Investitionen.
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von King Kong 2006 »

Berlin und die Europäer wollen weiterhin Trumps Eskalationspolitik Paroli bieten. Na, da darf man gespannt sein. China und Russland sind da im Iran ein wesentlich deutlicheres Stück weiter.
Bundesregierung will Iran-Abkommen weiter verteidigen

Ungeachtet neuer US-Sanktionen gegen den Iran hält die Bundesregierung unverändert an dem Atomabkommen mit Teheran fest.

„Deutschland und die Europäische Union stehen zum JCPOA (Atomabkommen) und wir werden es weiter verteidigen“, sagte der Leiter der Wirtschaftsabteilung im Auswärtigen Amt, Miguel Berger, am Donnerstag bei einem umstrittenen europäisch-iranischen Wirtschaftsforum in Berlin.
Die Sanktionen beeinträchtigen auch die deutsch-iranischen Wirtschaftsbeziehungen beträchtlich. Berger sagte, das Handelsvolumen könne in diesem Jahr wieder unter das Niveau vor dem Atomabkommen auf 1,5 Milliarden Euro fallen. Die deutsche Wirtschaft hatte ursprünglich mit einer Steigerung auf zehn Milliarden Euro gerechnet. Mangels wirtschaftlicher Vorteile durch das Abkommen ist der Iran dabei, seine Verpflichtungen wieder Schritt für Schritt zurückzunehmen und die Urananreicherung hochzufahren.

https://www.focus.de/finanzen/boerse/wi ... 62761.html
EU Members Hold Off on Blaming Iran For Saudi Oil Attacks

U.S. threats to sanction anyone buying oil from Iran, following President Trump’s withdrawal from the 2015 nuclear accord last year has also added to regional tensions. The E.U. has been trying to salvage the deal, with little success.

https://www.cnsnews.com/news/article/ja ... il-attacks
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von King Kong 2006 »

Britische Atomphysiker sind jetzt im Iran eingetroffen, um zusammen mit iranischen Kollegen das iranische Atomprogramm voranzutreiben und auf den neuesten Stand zu heben. Hier, den Schwerwasserreaktor Arak.

Als Mitglied im NPT gibt es neben Pflichten auch Rechte. So soll moderne Technologie den Mitgliedsstaaten zur Verfügung gestellt werden. Z.B. Sicherheitstechnik. Das war im Falle Irans praktisch seit dem Bruch mit den USA nie der Fall. Es gibt seit ein paar Jahren die Vereinbarung, darauf legte der Westen Wert, daß man den Iran nicht alleine die Schwerwasseranlage bei Arak ausbauen lässt. Der Iran legte darauf keinen Wert, aber der Westen drängte darauf. Teheran liess sich darauf ein und stoppte den Ausbau und begann den verlangten Umbau. Der Iran hielt den Vertrag ein. Das wars dann auch. Nichts kam, bekanntermassen nur weitere Sanktionen durch Trumps Eskalationspolitik. Der Iran wies nach einer relativ langen Bedenkzeit daraufhin, was denn nun los sei. Man habe seinen Teil eingehalten. Notfalls baut man ihn selbst weiter aus. Dazu ist man in der Lage. Offenbar zeigte das Wirkung.
Tehran (AFP) - A team of British experts arrived in Iran on Monday to begin work to upgrade the Arak heavy water nuclear reactor, the UK embassy in Tehran said.
"The experts will hold talks with the Atomic Energy Organisation of Iran on international technical assistance to the reactor construction," it said in a statement.
"That is why we are upholding our obligations to cooperate with Iran to modernise the Arak reactor, helping Iran to develop a modern and up to date civil nuclear programme.
The remaining partners in the deal with Iran include Britain, China, France, Germany and Russia.

The European parties have repeatedly said they are committed to saving the accord, but their efforts have so far borne little fruit.

Tehran has already hit back three times with countermeasures in response to the US withdrawal from the nuclear deal.

https://news.yahoo.com/british-experts- ... D678UJcOio
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von DarkLightbringer »

Atomabkommen mit Iran kurz vor dem Aus
https://rp-online.de/politik/ausland/at ... d-47669441

Die E3-Staaten kommen langsam in die Gänge.
Deutschland, Frankreich und GB halten der IR vor, atomwaffenfähige Raketen zu entwickeln. "Ja, guten Morgen", möchte man da fast sagen.

Hinzu kommen die Raketenangriffe im Irak. Washington kündigte bereits eine "Antwort" an.

Nebenbei sind noch die Proteste der Bevölkerungen im Iran, Libanon und Irak durchaus Terror-kritisch zu verstehen.

Die Mullahs und ihre Filialisten werden die Politik der maximalen Aggression nicht mehr lange aufrecht halten können.
>>We’ll always have Paris<<
[Humphrey Bogart als Rick Blaine in >Casablanca<, 1942]
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von King Kong 2006 »

Die USA wollen möglichst schnell raus. Der Iran soll mit rein.

U.S. Mulls Afghan Exit by May, Wants Iran in UN-Led Peace Talks
The Biden administration is considering withdrawing all troops from Afghanistan by May 1 as it leans on President Ashraf Ghani to accelerate peace talks with the Taliban, including by supporting a proposal for six-nation discussions that include Iran.

https://www.bloomberg.com/news/articles ... eace-talks
Afghanistan bleibt weiterhin ein Fass ohne Boden.
SECURITY BRIEF
Corruption in Afghanistan as ‘Big a Threat’ as Taliban

Congress and watchdogs aren’t pleased about billions of wasted taxpayer dollars in the so-called forever wars.

https://foreignpolicy.com/2021/03/04/af ... ever-wars/
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
Wissen stellt eine Barriere dar, die einen daran hindert, etwas in Erfahrung zu bringen.
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King Kong 2006
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von King Kong 2006 »

Sicherheitssituation der EU könnte sich mittelfristig im Kontext Afghanistans ändern. Die USA überlegen auch unter Biden sich aus Afghanistan zurückzuziehen. Jedenfalls wenniger Engagement als vorher. Es ist kein unwahrscheinliches Szenario, daß die Taliban früher oder später stärkste Kraft in Afghanistan werden.

Die Biden-Administration hat einen netten Brief an den Präsidenten in Kabul geschrieben.
Washington brüskiert Kabul

Verloren seid ihr so oder so

Die Taliban sind in Afghanistan weiter auf dem Vormarsch. US-Außenminister Blinken hat der Regierung in Kabul derweil einen Brief geschrieben. Die Kernbotschaft – fatal.
Der Brief des neuen US-Außenministers Antony Blinken an den Präsidenten Afghanistans, Ashraf Ghani, liest sich wie eine Anweisung: Ghani solle schnell Frieden machen mit den Taliban – sonst zögen sich die USA zum 1. Mai aus dem Land zurück, so wie Washington es mit den Taliban bereits vereinbart hat. Ghani und seine Regierung wären sich selbst überlassen.

Im Palast von Kabul ist man empört über den befehlsartigen Ton des geleakten Schreibens. Ghani erlebt die größte Demütigung seiner Amtszeit.
Wird Afghanistan bald wieder ein islamisches Emirat?

Der Staatschef kontert zwar, mit ihm werde es keine Machtübergabe durch »Pläne anderer« geben, gemeint sind die Taliban. Die Radikalislamisten wollen eine Interimsregierung installieren. Das wäre Ghanis politisches Ende, wohl aber auch das Ende der Demokratischen Republik Afghanistan.
Auch unklar ist, ob bald nur noch eine einzige, radikale Interpretation des Islam dominiert und ob Minderheiten noch Schutz genießen, die schiitischen Hazara zum Beispiel, von denen heute viele zur Bildungselite gehören.

https://www.spiegel.de/politik/ausland/ ... 0176230918
Nicht nur die USA unterhalten Kontakte zu den Taliban, auch der Iran, trotz einer Erzfeindschaft. Die Taliban sind nicht kleinzukriegen. Nach dem orientalischen Motto "Wessen Hand du nicht abschlagen kannst, mußt du schütteln" scheint die Maxime zu sein.

Der Iran hat seit der Revolution 1979 eine Politik betrieben Minderheiten um sich zu scharen. Weniger der Nationalismus, wie unter dem Schah war ein wichtiger Parameter, sondern die Konfession bzw. die Tatsache eine Minderheit darzustellen. So sah man jüngst in Syrien, daß Alawiten, Schiiten und Christen gezielt Arbeitsbündnisse mit dem Iran eingegangen sind. Auch die Kurden haben im vergleich zu Arabern und Türken mit Iranern weniger Probleme. Als Minderheiten, da der schiitische Iran selbst in seinem Gedächtnis eine Minderheitheit konfessionell darstellt.

In Afghanistan war/ist es ähnlich. Auch dort unterstützte Teheran die Minderheiten, so gesehen in der Nordallianz. Dort waren ethnische und konfessionelle Minderheiten der Tadschiken, Usbeken und Hazara vereinigt. Gegen die Mehrheit der paschtunisch geprägten viel radikalieren Taliban. Die Wiederum auf Pakistan und Saudi-Arabien zählen konnten und können.

Speziell die Hazara, die auch zu den 12er Schia gehören und turko-mongolischer Abstammung sind waren nahe eines Genozids in den Neunzigern. Das kulminierte sich soweit, daß 1998 der Iran bereit für einen massiven Zugriff war, zu dem 70 000 Soldaten und Kampfhubschrauber an der Grenze zusammengezogen wurden. Nachdem die Taliban sich bei der UN beschwerten, wie bedauernswert sie wären wurde das abgeblasen. Die Tatsache, daß iranische Diplomaten, die bei den Massakern der Taliban an den Hazara gekidnappt wurden freigelassen wurden und sich die Taliban jetzt dann doch mehr beim massakrieren zurückhielten war wohl eher der Grund, daß es nicht zum Krieg kam.
List of massacres against Hazara people
https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_m ... ara_people
Hazara sind neben der falschen Konfession sicher auch nicht gerade in Bildungs- und Frauenfragen Sympathieträger für die Taliban.
Es hat sehr große Fortschritte in der Schulbildung – auch von Mädchen – gegeben, die teilweise sogar als Bildungswunder bezeichnet werden.[15] Lediglich aufgrund einer regional anknüpfenden Quotenregelung der afghanischen Regierung, welche sich zu Lasten der diskriminierten Minderheit der Hazara auswirkt, hat sich der Anteil der Hazara in der Studentenschaft verringert. Frauen haben bei den Hazara mehr Freiheiten als bei anderen Volksgruppen Afghanistans.[8] Die Hazara Habiba Sarabi ist als Gouverneurin der Provinz Bamiyan landesweit die einzige Frau in diesem Amt. Eine weitere bekannte Hazara ist die Ärztin und Politikerin Sima Samar.

https://de.wikipedia.org/wiki/Hazara
Es ist nicht unwahrscheinlich, daß die Taliban als stärkste Kraft in Afghanistan zurückmelden. Was das dann für die Minderheiten bedeutet und somit als heißer Konfliktherd ist auch von Bedeutung für die EU. Die Sperrforts und Sperranlagen Irans an der Grenze jedenfalls haben Millionen Afghanen nicht aufgehalten in den Iran zu kommen und in die EU. Neben Tonnen von Rauschgift. Die laschen EU-Grenzen dagegen sehen da noch schlechter aus.
Antony Blinken's neo-colonial letter to Afghanistan
https://www.trtworld.com/opinion/antony ... stan-44913
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Platon
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von Platon »

In Afghanistan stehen die Zeichen im Moment offenbar auf Weltuntergang. Im Grunde kann man sich schon darauf einstellen, dass die nächsten 1-2 Jahre nochmal ein paar hunderttausend Afghanen hierzulande Asyl beantragen werden.

Die USA selbst werden dabei nur die Leute aufnehmen, die unmittelbar bei ihnen in Lohn und Brot standen, wenn überhaupt. Alle anderen werden versuchen nach Deutschland etc. zu kommen.
Dieser Beitrag ist sehr gut.
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DevilsNeverCry
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von DevilsNeverCry »

Platon hat geschrieben:(16 Mar 2021, 23:18)

In Afghanistan stehen die Zeichen im Moment offenbar auf Weltuntergang. Im Grunde kann man sich schon darauf einstellen, dass die nächsten 1-2 Jahre nochmal ein paar hunderttausend Afghanen hierzulande Asyl beantragen werden.

Die USA selbst werden dabei nur die Leute aufnehmen, die unmittelbar bei ihnen in Lohn und Brot standen, wenn überhaupt. Alle anderen werden versuchen nach Deutschland etc. zu kommen.
Die Fehler von 2015 dürfen nicht wiederholt werden. Das war ein entscheidender Grund für den Aufstieg der Afd.
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King Kong 2006
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Re: EU und der "breite Dialog" mit dem Iran ->Afghanistan/Drogen und Sicherheit

Beitrag von King Kong 2006 »

Bekanntlich ziehen sich die deutschen Militärs aus Afghanistan zurück. "Die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland wird auch am Hindukusch verteidigt" (Ex-Verteidigungsminister Struck). Dieser Feldzug ist gescheitert. Für die USA war es der längste ihrer Kriegsgeschichte. Der militärische Rückzug aus dem Fehlschlag wird angeführt von den USA. Es ist ein Rückzug wie bei Briten und Sowjets, wenig ruhmvoll, ohne substantiellen Sieg. Man überlässt dem ungeschlagenen Gegner das Feld.

Ich persönlich gehe davon aus, daß es nur eine Frage der Zeit ist bis die harten Stämme wie seit der Antike, dann die "Leistungen" der "Kulturbringer" (Perser, Briten, Sowjets, Deutsche, Amerikaner usw) komplett ausradieren. Heute die Taliban zumindest die stärkste Fraktion im Land wieder werden. Das ist ein Problem für den Iran, Russland, Indien und China. Eher weniger, bis gar positiv, für Pakistan und Saudi-Arabien. Für wen das auch ein Problem ist, ist der Westen. Inklusive der EU.

Unglücklicherweise ist im wechselseitigen Sanktionieren die Arbeit im Bereich Drogen, Terrorismus und Flüchtlinge im Kontext Afghanistans zwischen dem Iran und der EU praktisch komplett zum Stehen gebracht worden.

Dominierend für die Sicherheitsarchitektur in dieser Region ist Indien-Iran.
India, Iran Reject Islamic Emirate's Return To Afghanistan As US Troops Drawdown Nears

India and Iran have jointly opposed the possible return of the Islamic Emirate in Afghanistan asserting that the war-torn nation could not go “backwards”.

https://www.republicworld.com/world-new ... nears.html
Für Neu-Delhi und Teheran ist das nicht akzeptabel. Beide Länder stehen im intensiven sicherheitspolitischen Austausch.

Sollten wieder neue verstärkte Kämpfe dort auftreten, oder das Land gar auseinanderbrechen, siehe das relative ruhige Herat zum Iran, das vielleicht nichts mit dem Taliban-Afghanistan zu tun haben will, dann kann das Auswirkungen bis nach Europa haben.
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