EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

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Adam Smith
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Adam Smith »

Bleibtreu hat geschrieben:(30 Dec 2020, 19:35)

Die 4 groessten, the big four, sind

Deloitte HauptSitz London, weltweite Standorte: https://www.google.com/search?q=deloitt ... e&ie=UTF-8
Ernst & Young HauptSitz London, weltweite Standorte: https://www.ey.com/de_de/locations
PriceWaterhousCoopers ein deutsches Unternehmen mit Hauptsitz in Frankfurt/Main
und KPMG hat den Hauptsitz in der Schweiz, Hauptverwaltung in den Niederlanden

Wenn juckt es also, wenn ZWEI der groessten, noch ihren HauptSitz [alle haben einen Standort in Frankfurt] in London haben?.
Eine krasse Antwort. Wobei hier sind ja alle für die EU und Deutschland. Was ist denn mit England und den USA?
Das ist Kapitalismus:

Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
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sünnerklaas
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von sünnerklaas »

H2O hat geschrieben:(30 Dec 2020, 21:14)

Diese Entwicklung sehe ich so nicht. Nach der Erweiterung der EU sind viele neue Partner hinzugekommen, die mit Deutsch oder Französisch im Hausgebrauch wenig anfangen können. Und auch unsere Unternehmen sind inzwischen international aufgestellt... und dort ist die Geschäftssprache Englisch.

Ich hätte Ihre Annahme geteilt, wenn es bei der EU der 6 Gründungsmitglieder geblieben wäre, ohne den Siegeszug der Globalisierung.

Es ist immer schön, wenn man die Landessprache am Ort des Geschehens beherrscht... aber leistbar ist das nur in Ausnahmefällen. Ich habe mir damit immer viel zusätzliche Mühe gemacht und auch meine Freude daran gehabt. Doch bei Türkisch, Neugriechisch, Thailändisch, Koreanisch, Portugiesisch, Spanisch, Norwegisch mußte ich doch die Segel streichen! Meine Projekte in diesen Ländern waren dazu viel zu kurz.

Aber vielen herzlichen Dank für Ihre Erklärung, was ein Wirtschaftsprüfer tut. Leuchtet ja ein, daß es diesen Beruf geben muß!
Ich sprach auch nicht von kurzfristig, sondern von mittel- bis langfristig.
Uns war es zu Hause ganz wichtig, dass unsere Kinder Latein als zweite Fremdsprache plus zwei Jahre Französisch als dritte Frendsprache hatten. Italienisch, Spanisch und Portugiesisch gehen mit Latein im Hintergrund sehr leicht zu erlernen, mit zwei Jahren Französisch hat man einen guten Grundstock. Der Rest ist learning by doing.
Ich habe übrigens immer auch ausländische Praktikanten betreut. Die kamen hier aus Japan, Südkorea, den USA etc. nach D, um die deutsche Sprache zu lernen. Und diesen Wunsch habe ich ihnen nicht nur erfüllt, ich habe auch als fachlicher Betreuer dafür gesorgt, dass sie noch zusätzliche Unterstützung zum weiteren Spracherwerb bekamen. Sehr zum Missfallen meiner damaligen Chefetage. Da zog aber dann das Argument, dass ein japanischer, koreanischer oder US-amerikanischer Vertragspartner, der verhandlungssicher deutsch spricht, für das Unternehmen eine sehr gute Sache sei.
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sünnerklaas
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von sünnerklaas »

Adam Smith hat geschrieben:(30 Dec 2020, 21:31)

Eine krasse Antwort. Wobei hier sind ja alle für die EU und Deutschland. Was ist denn mit England und den USA?
Da haben die Zweigstellen bzw. Filialen. Wobei im Fall GB erschwerend hinzu kommt: durch die restriktiven Regelungen bei der Einreise von Arbeitskräften nach dem Brexit dürfte GB als Sitz der Zentrale zunehmend unattraktiv werden. Im Moment ist es so, dass man freie Leute kurzfristig einfach nach London schickt, wenn dort Bedarf besteht. So weit weg ist das ja nicht, Flugzeit ein bis zwei Stunden, da kann man selbst für nur einen Arbeitstag jemanden rüber schicken. Probleme mit Jetlag gibt es auch nicht.
In den USA hat man eh einen festen Mitarbeiterbestand. Die Niederlassungen dort arbeiten für sich.
Ist halt eine logistische Frage.
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Bleibtreu
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Bleibtreu »

Adam Smith hat geschrieben:(30 Dec 2020, 21:31)

Eine krasse Antwort. Wobei hier sind ja alle für die EU und Deutschland. Was ist denn mit England und den USA?
Krass ist das Faktum des Brexit - der ist nicht auf meinem Mist gewachsen. Ich bedaure es zutiefst, dass es dazu gekommen ist. Dass er fuer UK nicht folgenlos bleibt, muss doch auch dem Dusseligsten klar gewesen sein. :|

Wie ich ebenfalls schrieb:
Die Londoner Finanzwelt, wie ueberwiegend die Londoner, waren klar gegen einen Brexit - es gab sogar AbspaltungsUeberlegungen.
• Wer fuer alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein!
https://www.shabak.gov.il/english/Pages/index.html#=1
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von jorikke »

sünnerklaas hat geschrieben:(30 Dec 2020, 20:55)

Wobei mittel- bis langfristig nach dem Brexit die Tendenz dahin gehen wird, dass auf dem Kontinent deutsch und französisch gesprochen wird. Die Menschen sind halt von Natur her faul.
Das ist eine völlig weltfremde Vorstellung.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

sünnerklaas hat geschrieben:(30 Dec 2020, 21:42)

Ich sprach auch nicht von kurzfristig, sondern von mittel- bis langfristig.
Uns war es zu Hause ganz wichtig, dass unsere Kinder Latein als zweite Fremdsprache plus zwei Jahre Französisch als dritte Frendsprache hatten. Italienisch, Spanisch und Portugiesisch gehen mit Latein im Hintergrund sehr leicht zu erlernen, mit zwei Jahren Französisch hat man einen guten Grundstock. Der Rest ist learning by doing.
Ich habe übrigens immer auch ausländische Praktikanten betreut. Die kamen hier aus Japan, Südkorea, den USA etc. nach D, um die deutsche Sprache zu lernen. Und diesen Wunsch habe ich ihnen nicht nur erfüllt, ich habe auch als fachlicher Betreuer dafür gesorgt, dass sie noch zusätzliche Unterstützung zum weiteren Spracherwerb bekamen. Sehr zum Missfallen meiner damaligen Chefetage. Da zog aber dann das Argument, dass ein japanischer, koreanischer oder US-amerikanischer Vertragspartner, der verhandlungssicher deutsch spricht, für das Unternehmen eine sehr gute Sache sei.
So herum gesehen haben Sie sich um unsere Muttersprache wirklich verdient gemacht! Wenn die jungen Leute einen Grundstock Deutsch erworben haben, dann werden sie ihn auch künftig ein zu setzen versuchen. Klare Sache. Meine Ausgangslage war immer anders. Wir haben versucht, unseren Kunden etwas zu verkaufen, und später, in der Entwicklung und Anpassung an die Kundenbedingungen haben wir mit Mitarbeitern des Kunden zusammengearbeitet. Da war die Verständigungsgrundlage vertraglich immer Englisch... übrigens auch unsere Dokumente für die künftige Nutzung und Erweiterung der Anlagen. Mit Englisch, Französisch hatte ich kein Problem als Neusprachler. Italienisch habe ich durch ein Projekt mit Italien gelernt, indem ich mir einen privaten Sprachkurs gegönnt hatte... da war ich 58 Jahre alt. Nach 3 Jahren Unterricht und vielen Italienaufenthalten und viel italienischer Literatur war ich dann topfit; meine italienischen Kollegen haben mich auch gern verbessert. Aber eine solche Roßkur in Koreanisch oder Neu-Griechisch oder Türkisch neben der Arbeit... unvorstellbar. Die Vertragssprache auch mit Italien war immer Englisch. Waren wir also zu mehreren deutschen Kollegen am Werk, dann konnte ich höchstens mit Italienisch helfen, wenn die englische Botschaft einfach nicht ankommen wollte. Ansonsten als gemeinsame Grundlage: Englisch.

Deshalb bin ich doch sehr voreingenommen nach dieser im Berufseinsatz gewonnenen Erfahrung. Ich kann mir also nicht vorstellen, daß im weltweiten Geschäftsverkehr eine andere Sprache als Englisch sich durchsetzt. Und so sehe ich auch die Sache in Europa im Austausch mit 25 von 27 Ländern. Da möchte ich zum Eigenlob anmerken, daß ich mich inzwischen auch Polnisch verständigen kann... gelernt als 70-Jähriger in der Uni Bremen und natürlich jetzt von meinen Nachbarn in Pommern. Mit Deutsch wäre das in polnischen Ämtern etwas schwierig. :)
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Fliege »

Adam Smith hat geschrieben:(30 Dec 2020, 21:31)

Eine krasse Antwort. Wobei hier sind ja alle für die EU und Deutschland. Was ist denn mit England und den USA?
Das "alle" stimmt so nicht, wie ich anmerken möchte.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Misterfritz »

sünnerklaas hat geschrieben:(30 Dec 2020, 20:55)

Wobei mittel- bis langfristig nach dem Brexit die Tendenz dahin gehen wird, dass auf dem Kontinent deutsch und französisch gesprochen wird. Die Menschen sind halt von Natur her faul.
Das möchte ich arg bezweifeln.
Wer hat was davon, deutsch oder französisch soweit zu lernen, dass es zur Vertragsreife genügt? Zumal im Rest der Welt Englisch die Sprache ist, mit der man weiter kommt.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von TheManFromDownUnder »

jorikke hat geschrieben:(30 Dec 2020, 22:47)

Das ist eine völlig weltfremde Vorstellung.
So sehe ich das auch
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Eiskalt »

Adam Smith hat geschrieben:(30 Dec 2020, 19:01)

Nur befinden sich halt in England die drei grössten Wirtschaftsprüfungsgesellschaften.
haben die auch bei Wirecard mitgewirkt?
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Eiskalt »

Hier auch noch ein schöner Artikel:
https://www.spiegel.de/politik/ausland ... 8277ead9e3

Gute Reise
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Eulenwoelfchen »

Eiskalt hat geschrieben:(31 Dec 2020, 13:21)

haben die auch bei Wirecard mitgewirkt?
Nur Ernest&Young.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Adam Smith »

Eiskalt hat geschrieben:(31 Dec 2020, 13:21)

haben die auch bei Wirecard mitgewirkt?
Natürlich. Zuerst EY und dann KPMG.
Das ist Kapitalismus:

Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
Eulenwoelfchen

Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Eulenwoelfchen »

Adam Smith hat geschrieben:(31 Dec 2020, 13:44)

Natürlich. Zuerst EY und dann KPMG.
und dazwischen die Bafin. Ziemlich merkbefreit.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Eiskalt »

Gut das das alles Profis sind.
Und sicher haben die Millionen kassiert sind aber nicht haftbar oder?
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

Künftig wird es allein an den Briten liegen, wie freundlich sie sich gegenüber der EU verhalten wollen. Für die zumindest zahlenmäßig große EU wird es höchst selten Gründe geben, sich Maßnahmen einfallen zu lassen, mit denen sie gezielt den kleineren Partner piesacken will... welchen Vorteil sollte sie damit bewirken?

In umgekehrter Richtung könnten solche Nadelstiche eher einen Vorteil bringen, weil man damit einen großen Wettbewerber im eigenen (kleinen) Lande abdrängen könnte.

Ich hoffe, daß die Briten solchen Verlockungen nicht erliegen und daß man auch auf der Seite der EU nicht in schönster Tradition des 19. Jahrhunderts bevorzugt die unmittelbaren Nachbarn reizt und ärgern wird. Das ist doch genau ein Teilziel, das die großen Wettbewerber unserer Alten Welt politisch und wirtschaftlich herbeiführen möchten.

Aber "wir alle" haben das immer noch in unseren Händen!
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Eiskalt »

H2O hat geschrieben:(31 Dec 2020, 13:58)

Künftig wird es allein an den Briten liegen, wie freundlich sie sich gegenüber der EU verhalten wollen. Für die zumindest zahlenmäßig große EU wird es höchst selten Gründe geben, sich Maßnahmen einfallen zu lassen, mit denen sie gezielt den kleineren Partner piesacken will... welchen Vorteil sollte sie damit bewirken?

In umgekehrter Richtung könnten solche Nadelstiche eher einen Vorteil bringen, weil man damit einen großen Wettbewerber im eigenen (kleinen) Lande abdrängen könnte.

Ich hoffe, daß die Briten solchen Verlockungen nicht erliegen und daß man auch auf der Seite der EU nicht in schönster Tradition des 19. Jahrhunderts bevorzugt die unmittelbaren Nachbarn reizt und ärgern wird. Das ist doch genau ein Teilziel, das die großen Wettbewerber unserer Alten Welt politisch und wirtschaftlich herbeiführen möchten.

Aber "wir alle" haben das immer noch in unseren Händen!
Solange die Briten ordentlich sind ist ja alles ok.
Wenn nicht kommt halt der Holzhammer
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Misterfritz »

Kohlhaas hat geschrieben:(30 Dec 2020, 19:16)

Schon seit Jahren. Bislang war das aber kein größeres Problem, da sowohl GB als auch Spanien der EU angehörten. Jetzt ist das nicht mehr so. Ich bin sehr gespannt, wie Spanien ab jetzt mit der Gibraltar-Frage umgehen wird
Es gibt eine Einigung:
Brexit-Streit
Spanien und Großbritannien einigen sich auf Lösung für Gibraltar
Kurz vor Ablauf der Jahresfrist haben Spanien und Großbritannien ihren Streit um den künftigen Status von Gibraltar beigelegt. Das britische Überseegebiet soll trotz Brexit dem europäischen Schengen-Raum angehören.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

Danke für diese gute Nachricht! Endlich beginnt Vernunft sich durch zu setzen! "Schengen" kann nichts anderes heißen als "in der gemeinsamen Wirtschaftszone", also keine Zollkontrollen im Reiseverkehr und keine Warenkontrollen im Handelsverkehr. Personalausweis genügt... wenn es die für Einwohner Gibraltars überhaupt gibt.

Nun fehlt mir nur noch die Meldung, daß Irland und Nordirland ebenfalls der Schengenzone beigetreten sind. Irland war ja mit Blick auf seine besonderen Beziehungen zu Großbritannien/Nord-Irland mit GB in einer eigenen Kontrollzone. Die kann nun nach Einführung der EU-GB-Zollgrenze in der Irischen See keinen besonderen Sinn mehr haben.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von jorikke »

Eiskalt hat geschrieben:(31 Dec 2020, 14:02)

Solange die Briten ordentlich sind ist ja alles ok.
Wenn nicht kommt halt der Holzhammer
Dann wird die Kontinentalsperre von 1806 wieder in Kraft gesetzt.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Misterfritz »

jorikke hat geschrieben:(31 Dec 2020, 15:23)

Dann wird die Kontinentalsperre von 1806 wieder in Kraft gesetzt.
Oder wir lassen die Franzosen wieder Corona-Alarm spielen ;)
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Vongole »

Auch wenn wir froh sind, dass das jahrelange Gezerre ein Ende hat, ist das für mich, meine Familie und viele Freunde ein sehr trauriger Tag :(

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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Misterfritz »

Das Salz in der Suppe des Lebens ist nicht Selbstdisziplin, sondern kontrollierte Unvernunft ;)
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von sünnerklaas »

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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Kohlhaas »

sünnerklaas hat geschrieben:(31 Dec 2020, 17:46)

Manches mutet auch absurd an: die britische Kronkolonie Gibraltar tritt dem Schengen-Raum bei.

Hintergrund ist der Umstand, dass die Grenze zwischen Spanien und Gibraltar täglich von sehr vielen Pendlern überquert wird. Als EU-Außengrenze wäre sie ab morgen abgeriegelt.
Ich bin mal gespannt, wie das mit Gibraltar geregelt werden soll. Die Schengen-Regeln umfassen ja auch Niederlassungsfreiheit. Dann müsste GB praktisch eine neue Grenze zwischen dem Mutterland und Gibraltar hochziehen.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Misterfritz »

Kohlhaas hat geschrieben:(31 Dec 2020, 18:08)

Ich bin mal gespannt, wie das mit Gibraltar geregelt werden soll. Die Schengen-Regeln umfassen ja auch Niederlassungsfreiheit. Dann müsste GB praktisch eine neue Grenze zwischen dem Mutterland und Gibraltar hochziehen.
Tja, wird wohl anders, als man sich das in London so vorgestellt hat.
GB bröckelt an den Rändern. Nordirland ist ja faktisch auch noch in der EU.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Vongole »

Kohlhaas hat geschrieben:(31 Dec 2020, 18:08)

Ich bin mal gespannt, wie das mit Gibraltar geregelt werden soll. Die Schengen-Regeln umfassen ja auch Niederlassungsfreiheit. Dann müsste GB praktisch eine neue Grenze zwischen dem Mutterland und Gibraltar hochziehen.
Die Grenze bildet der intern. Flughafen auf Gibraltar, kontrolliert wird von Frontex unter spanischer Aufsicht.

"Gibraltar’s airport and port will become the EU’s newest external border, with checks undertaken by the EU’s Frontex border agency. The arrangement will be in place for an initial four-year period."
https://www.theguardian.com/world/2020/ ... -gibraltar

Aus der Übereinkunft muss jetzt zwischen UK und EU noch ein Vertrag gedrechselt werden.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Misterfritz »

Vongole hat geschrieben:(31 Dec 2020, 18:41)

Die Grenze bildet der intern. Flughafen auf Gibraltar, kontrolliert wird von Frontex unter spanischer Aufsicht.

"Gibraltar’s airport and port will become the EU’s newest external border, with checks undertaken by the EU’s Frontex border agency. The arrangement will be in place for an initial four-year period."
https://www.theguardian.com/world/2020/ ... -gibraltar

Aus der Übereinkunft muss jetzt zwischen UK und EU noch ein Vertrag gedrechselt werden.
Das nennt sich dann to take back control ;)
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

Kohlhaas hat geschrieben:(31 Dec 2020, 18:08)

Ich bin mal gespannt, wie das mit Gibraltar geregelt werden soll. Die Schengen-Regeln umfassen ja auch Niederlassungsfreiheit. Dann müsste GB praktisch eine neue Grenze zwischen dem Mutterland und Gibraltar hochziehen.
Daran hatte ich zuerst auch gedacht; also, ich meine die Grundfreiheiten des Binnenmarkts, die wir ja mit dem Entfall der Zollgrenzen verbinden. Beim zweiten Nachdenken kam ich darauf, daß man Gibraltar wie Island als Gebiet ohne intensive Personenkontrollen betrachtet... das allein ist die Definition des Schengenraums. Dann gäbe es immer noch Zollkontrollen, was bei einem so regen Grenzverkehr auch nicht sehr praktisch ist... bei Island aber unbedeutend sein dürfte. Also dann doch im Binnenmarkt, aber ohne die Grundfreiheiten? Also keine Niederlassungsfreiheit, vielleicht aber Arbeitsaufnahme zugelassen, ohne Wohnrecht... vielleicht deshalb kein Vertrag EU-GB oder EU-Gibraltar, sondern eben ein Staatsvertrag zwischen Spanien und Gibraltar auch für die Zollgrenze? Schließlich zwei Zahlungsmittel, nämlich Euro und Britisches Pfund? Da könnte man wieder ganz prima Schummeln!

Na ja, irgendwann wird der Vertragsinhalt auch uns bekannt gemacht werden.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Vongole »

H2O hat geschrieben:(31 Dec 2020, 18:48)

Daran hatte ich zuerst auch gedacht; also, ich meine die Grundfreiheiten des Binnenmarkts, die wir ja mit dem Entfall der Zollgrenzen verbinden. Beim zweiten Nachdenken kam ich darauf, daß man Gibraltar wie Island als Gebiet ohne intensive Personenkontrollen betrachtet... das allein ist die Definition des Schengenraums. Dann gäbe es immer noch Zollkontrollen, was bei einem so regen Grenzverkehr auch nicht sehr praktisch ist... bei Island aber unbedeutend sein dürfte. Also dann doch im Binnenmarkt, aber ohne die Grundfreiheiten? Also keine Niederlassungsfreiheit, vielleicht aber Arbeitsaufnahme zugelassen, ohne Wohnrecht... vielleicht deshalb kein Vertrag EU-GB oder EU-Gibraltar, sondern eben ein Staatsvertrag zwischen Spanien und Gibraltar auch für die Zollgrenze? Schließlich zwei Zahlungsmittel, nämlich Euro und Britisches Pfund? Da könnte man wieder ganz prima Schummeln!

Na ja, irgendwann wird der Vertragsinhalt auch uns bekannt gemacht werden.
Einen Staatsvertrag wird es nicht geben, denn Gribraltar ist kein Staat, sondern lediglich ein brit. Territorium mit weitgehender Selbstverwaltung.
Ein Territorium übrigens, auf welches Spanien Anspruch erhebt, was die ganze Sache noch etwas delikater macht. ;)
In erster Linie ging's jetzt erst mal darum, dass die ca. 15.000 Arbeitnehmer, die täglich von Spanien nach Gibraltar wechseln, das problemlos weiterhin tun können.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

Misterfritz hat geschrieben:(31 Dec 2020, 18:47)

Das nennt sich dann to take back control ;)
Das ist erst einmal richtig; aber ich halte das für eine sehr praktische Lösung, die GB wenig kostet, ohne den rechtlichen Status des britischen Überseegebiets damit auf zu geben. Bestimmt kann man den Vertrag auch kündigen, wenn die EU oder Spanien sich zu weit vor wagen. Sicher hat Gibraltar auch einen militärischen Hafen und Bunkeranlagen... und da, so möchte ich wetten, haben Frontex/EU & Co. nix zu klingeln. Die Affen können also weiter dort herum turnen ohne Paßkontrollen. :)
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

In erster Linie ging's jetzt erst mal darum, dass die ca. 15.000 Arbeitnehmer, die täglich von Spanien nach Gibraltar wechseln, das problemlos weiterhin tun können.
Ja, das wird der wesentliche Antrieb gewesen sein. Dazu hat Spanien mit dem Überseegebiet ein Abkommen geschlossen. Aber so wie GB den Vertrag prüfen muß, so wird auch die EU ihn zu prüfen haben... etwa wie weit Währungsmogeleien und Zollbestimmungen der EU unterlaufen werden können.

Als "Pole" beobachte ich auch aus dem Augenwinkel die derzeit hohe Abwertung des polnischen Złoty. Wenn so etwas als "technische Maßnahme" zeitweise gemacht wird, dann kann ich günstig meine polnischen Steuern und Abgaben begleichen und vielleicht auch noch ein Pufferkonto einrichten. Wer weiß also, was den Briten mit dem britischen Pfund einfallen könnte?
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von sünnerklaas »

Misterfritz hat geschrieben:(31 Dec 2020, 18:33)

Tja, wird wohl anders, als man sich das in London so vorgestellt hat.
GB bröckelt an den Rändern. Nordirland ist ja faktisch auch noch in der EU.
John Doe in middle-england wird man das bestümmt mit irgendeiner Lügengeschichte verkaufen können. Zum Beispiel der, dass man halt doof war. Nicht Establishment, hätte man halt so nicht gesehen. Halt eben eine "junge" Bewegung.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Eulenwoelfchen »

Vongole hat geschrieben:(31 Dec 2020, 18:57)

Einen Staatsvertrag wird es nicht geben, denn Gribraltar ist kein Staat, sondern lediglich ein brit. Territorium mit weitgehender Selbstverwaltung.
Ein Territorium übrigens, auf welches Spanien Anspruch erhebt, was die ganze Sache noch etwas delikater macht. ;)
In erster Linie ging's jetzt erst mal darum, dass die ca. 15.000 Arbeitnehmer, die täglich von Spanien nach Gibraltar wechseln, das problemlos weiterhin tun können.
Gbraltar ist am 31.12.2020 dem Schengenraum beigetreten und hat sich damit als zwar britisches Hoheitsgebiet auch sehr eng an den EU-Binnenmarkt und dessen Regelwerk gebunden. Die EU-Aussengrenze wird (am internationalen Flighafen) daher von Spanien mit einer Frontextruppe kontrolliert und nicht von GB.
Auf Gibraltar waren beim Brexitreferendum 2016 ca. 96% der dort lebenden britischen Staatsangehörigen gegen einen Austritt aus der EU.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Vongole »

Eulenwoelfchen hat geschrieben:(01 Jan 2021, 11:20)

Gbraltar ist am 31.12.2020 dem Schengenraum beigetreten und hat sich damit als zwar britisches Hoheitsgebiet auch sehr eng an den EU-Binnenmarkt und dessen Regelwerk gebunden. Die EU-Aussengrenze wird (am internationalen Flighafen) daher von Spanien mit einer Frontextruppe kontrolliert und nicht von GB.
Auf Gibraltar waren beim Brexitreferendum 2016 ca. 96% der dort lebenden britischen Staatsangehörigen gegen einen Austritt aus der EU.
Ja, darauf habe ich bereits hier aufmerksam gemacht: ;)
https://www.politik-forum.eu/viewtopic. ... 0#p4900979
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Kohlhaas »

Eulenwoelfchen hat geschrieben:(01 Jan 2021, 11:20)

Gbraltar ist am 31.12.2020 dem Schengenraum beigetreten und hat sich damit als zwar britisches Hoheitsgebiet auch sehr eng an den EU-Binnenmarkt und dessen Regelwerk gebunden. Die EU-Aussengrenze wird (am internationalen Flighafen) daher von Spanien mit einer Frontextruppe kontrolliert und nicht von GB.
Auf Gibraltar waren beim Brexitreferendum 2016 ca. 96% der dort lebenden britischen Staatsangehörigen gegen einen Austritt aus der EU.
Ja, das ist schon klar. Das Skurrile an der Situation ist nur, dass die Briten (oder vielleicht die ENGLÄNDER???) mit ihrer Brexit-Entscheidung nach Nordirland nun eine weiteres Gebiet quasi aus dem Vereinigten Königreich hinausgedrängt haben. Nordirland und Gibraltar gehören faktisch auch künftig der EU an. GB muss jetzt zwischen sich und Norirdland und zwischen sich und Gibraltar eine "Grenze" errichten. Wie soll es auch anders gehen? Nordirland gehört weiterhin zum Binnenmarkt und Gibraltar sogar zum Schengen-Raum. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Brexidioten DAS gewollt haben!

Großbritannien wird durch den Brexit immer kleiner.

Hier ein schöner Kommentar dazu (lang, aber lesenswert):

https://www.zeit.de/politik/ausland/202 ... ionalismus
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von sünnerklaas »

Kohlhaas hat geschrieben:(01 Jan 2021, 17:31)

Ja, das ist schon klar. Das Skurrile an der Situation ist nur, dass die Briten (oder vielleicht die ENGLÄNDER???) mit ihrer Brexit-Entscheidung nach Nordirland nun eine weiteres Gebiet quasi aus dem Vereinigten Königreich hinausgedrängt haben. Nordirland und Gibraltar gehören faktisch auch künftig der EU an. GB muss jetzt zwischen sich und Norirdland und zwischen sich und Gibraltar eine "Grenze" errichten. Wie soll es auch anders gehen? Nordirland gehört weiterhin zum Binnenmarkt und Gibraltar sogar zum Schengen-Raum. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Brexidioten DAS gewollt haben!

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Hier ein schöner Kommentar dazu (lang, aber lesenswert):

https://www.zeit.de/politik/ausland/202 ... ionalismus
Wobei da eines interessant wird: Gibraltar wurde in Sachen Schengen eine Extrawurst gebraten. Zumindest theoretisch müssten nun andere Regionen GBs - wie zum Beispiel Schottland oder die Kanalinseln - auf Grund des Prinzips der Gleichbehandlung einen Beitritt zum Schengenraum vor britischen Gerichten einklagen können. Sicherlich wird die Aussichten einer solchen Klage bestimmt geprüft werden.

Zum Artikel: überall, wo die Nation-Großmacher am Werke sind, werden am Ende die Nationen, die sie great-again machen wollten, geschrumpft. Schönes Beispiel: die von den Chinesen aufgebaute größte Freihandelszone der Welt. Die USA sind - dank des großartigsten der großartigen "Great-Again-Makers" im Weißen Haus nur Zaungast und haben keinerlei Gestaltungsmöglichkeiten...

Übrigens: einen wahrlich greatmakenden Handelspartner hat BoJo schon gefunden: Erdogan. Vermutlich ist Erdogan auch der erste Staatschef, der GB in der Post-Brexit-Zeit offiziell besucht... Das ist dann ein Zeichen dafür, dass wahrhaft große Zeiten in GB anbrechen.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Misterfritz »

Kohlhaas hat geschrieben:(01 Jan 2021, 17:31)

Ja, das ist schon klar. Das Skurrile an der Situation ist nur, dass die Briten (oder vielleicht die ENGLÄNDER???) mit ihrer Brexit-Entscheidung nach Nordirland nun eine weiteres Gebiet quasi aus dem Vereinigten Königreich hinausgedrängt haben. Nordirland und Gibraltar gehören faktisch auch künftig der EU an. GB muss jetzt zwischen sich und Norirdland und zwischen sich und Gibraltar eine "Grenze" errichten. Wie soll es auch anders gehen? Nordirland gehört weiterhin zum Binnenmarkt und Gibraltar sogar zum Schengen-Raum. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Brexidioten DAS gewollt haben!

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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Michael Alexander »

Im Grunde halte ich den Austritt des Vereinigten Königreiches aus der Europäischen Union für einen Fehler. Allerdings kann ich die teilweise hämischen anti-britischen Kommentare hier nicht nachvollziehen. Ich kann auch nicht nachvollziehen, dass man nicht zumindest einige Gründe der Briten nachvollziehen kann, oder sich wenigstens darum bemüht. Hier scheint sehr viel Selbstbestätigung am Werk; man möchte sich vergewissern, dass man selbst richtig liegt, und muss deswegen die Briten hämisch runtermachen.

Ob Gibraltar nun Teil des Schengen-Raums ist oder nicht: Das wird die Briten nicht kratzen, und scheint eher ein Aufreger in Deutschland zu sein, mit dem man behaupten kann: Wir haben's doch gewusst, die Briten schießen sich selbst ins Bein. Auch Nordirland spielt bei den meisten Brexit-Befürwortern nur eine marginale Rolle. Im übrigen gehen die Briten sehr zivilisiert mit den Unabhängigkeitswünschen Schottlands um; wo sonst könnte es eine Abstimmung wie vor einigen Jahren geben? Schaut mal nach Spanien, um zu sehen, was EU-Standard ist.

Die Briten sind ausgetreten, weil ihnen die EU zu intransparent, undemokratisch und bürgerfern war, und weil sie sich zunehmend in Richtung eines eigenen Staatswesens entwickelte. Kann man das nicht wenigstens ansatzweise verstehen? Wer hat denn die EU-Kommission und von der Leyen gewählt? Warum besteht die EU-Kommission nicht aus Leuten, die Wahlen gewonnen haben, sondern eher aus Leuten, die Wahlen verloren haben? Wer glaubt denn ernsthaft, das in den Ausmaßen eher an chinesische Volkskongresse erinnernde EU-Parlament sei ein richtiges Parlament? Man sieht doch selbst jetzt: Das House of Commons ist souverän; seine Zustimmung zum Abkommen mit der EU war essentiell. Das EU-Parlament dagegen ist ein Abnick- und Versorgungsverein für zweitklassige Politiker, der auch noch später sein bedeutungsloses OK geben kann.

Ich frage mich, ob nicht auch den Deutschen irgendwann einmal der Gedanke kommt, dass der Nationalstaat, um den man Jahrhunderte gekämpft hat, gar nicht so schlecht ist. Ist nicht gerade in ihm die Demokratie und der Rechtsstaat entstanden? Ist die Nation wirklich so abgeschrieben, wie einige tun, oder ist es nicht immer noch die stärkste Solidargemeinschaft?

Lässt sich der Demos so einfach von einer Nation auf einen Superstaat übertragen? Sehen das andere Völker ebenso, oder sehen sie die EU nicht viel mehr als einen Selbstbedienungsladen? Werden die anderen Staaten wirklich einmal für Deutschland zahlen, so wie jetzt Deutschland für andere Länder zahlt? Warum ist es immer noch möglich, in Polen, Griechenland und Italien Wahlkampf mit dem antideutschen Ticket zu betreiben? Haben die Deutschen vielleicht einfach zu viel Illusionen, was den Stand der europäischen Integration angeht?

Die Briten sind raus. Deutschland ist maximal verwickelt. Wer nun ist das Hassobjekt der Polen, der Italiener und der Griechen? Schätzen diese die Einmischung Deutschlands, oder verurteilen sie sie? Was kann Deutschland dabei gewinnen, sich so sehr in die Belange anderer einzumischen, und dabei noch hunderte von Milliarden drauf zu zahlen?

Die Briten sind eben weniger romantisch und ideologisch als die Deutschen; sie setzen eher auf Pragmatismus. Jetzt können sie selbst wieder darüber bestimmen, wer sie regiert. Die Deutschen können das nicht; die EU-Kommission ist ein undemokratisches Element, das bei Versagen oder Nichtgefallen nicht durch den Wähler sanktioniert werden kann. Offenbar war von der Leyen bei der Beschaffung des Impfstoffes ja ähnlich erfolgreich wie als deutsche Verteidigungsministerin, aber das wird ohne Folgen bleiben und dank der Intransparenz und der mangelnden demokratischen Kontrolle einfach untergehen.

Aber Hauptsache, man unterhält sich über einen Affenfelsen mit ein paar Zehntausend Einwohnern, um den Deutschen Sand in die Augen zu streuen.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Michael Alexander »

Misterfritz hat geschrieben:(01 Jan 2021, 18:13)

Wirklich ein guter Kommentar.
Was für ein Glück, dass den kein Deutscher geschrieben hat ;)
Auf welche Nation trifft denn folgender Satz zu - sind es die Briten oder die Deutschen?
We might go so far as to suggest that the best measure of whether a country has come to terms with its history is whether or not it insists on being a "much better country" than every other.
https://www.zeit.de/politik/ausland/202 ... ationalism

Die Deutschen wollen doch besser als alle anderen sein und andere belehren, etwa die Polen, die Ungarn, die Griechen, die Italiener oder nun eben die Briten. Gerade die Migrationskrise hat zu einer Exazerbation dieses Hypermoralismus geführt. Die Briten wollen einfach selbst über ihr Schicksal bestimmen, und zwar auf direktem und transparentem Wege, über das House of Commons.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Michael Alexander »

Wer sich für die Wurzeln des Brexits interessiert, sollte sich die Rede Margaret Thatchers anhören, die sie 1988 in Brügge gehalten hat.

Dazu muss man wissen, dass die Briten die Erfinder des Gemeinsamen Marktes gewesen waren und die Integration mit der Einheitlichen Europäischen Akte wesentlich vorangetrieben hatten, im Sinne eines wirtschaftsliberalen Projektes. Diese Rede ist die erste, in der Zweifel an der europäischen Integration, wie sie Jacques Delors vorantrieb, geäußert wurden. Sie hat nichts von ihrer Aktualität verloren.

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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Misterfritz »

Michael Alexander hat geschrieben:(01 Jan 2021, 18:48)

Wer sich für die Wurzeln des Brexits interessiert, sollte sich die Rede Margaret Thatchers anhören, die sie 1988 in Brügge gehalten hat.

Dazu muss man wissen, dass die Briten die Erfinder des Gemeinsamen Marktes gewesen waren und die Integration mit der Einheitlichen Europäischen Akte wesentlich vorangetrieben hatten, im Sinne eines wirtschaftsliberalen Projektes. Diese Rede ist die erste, in der Zweifel an der europäischen Integration, wie sie Jacques Delors vorantrieb, geäußert wurden. Sie hat nichts von ihrer Aktualität verloren.

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Ich habe diese Rede live erlebt - und ja, auch mir war damals schon klar:
Mit diesen Briten ist die europäische Einigung nicht hinzubekommen!
Das Salz in der Suppe des Lebens ist nicht Selbstdisziplin, sondern kontrollierte Unvernunft ;)
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Michael Alexander »

Misterfritz hat geschrieben:(01 Jan 2021, 18:56)

Ich habe diese Rede live erlebt - und ja, auch mir war damals schon klar:
Mit diesen Briten ist die europäische Einigung nicht hinzubekommen!
Wenn du darunter einen europäischen Superstaat mit nicht gewählten, mächtigen Bürokraten und einer sozialistischen Umverteilung verstanden hast, dann bist du damit sicher richtig gelegen.

Den Briten war es schon immer wichtig, ihre eigene Demokratie zu bewahren, und dazu gehört natürlich, dass ihr gewähltes Parlament entscheidet, und nicht ein nicht gewählter Jacques Delors, oder heutzutage eben eine abgehalftere ehemalige deutsche Verteidigungsministerin, die aufgrund von Skandalen, Erfolglosigkeit und Unbeliebtheit in Deutschland nach Brüssel versetzt werden musste.

Die Briten sind der Meinung, dass sich jeder, der weitreichende politische Entscheidungen zu treffen hat, einer Wahl stellen muss, in der er gegebenenfalls abgewählt wird. Die EU-Bürokratie, die im wesentlichen eine Fortsetzung der französischen Beamtenbürokratie, einschließlich Concours, darstellt, ist den Briten natürlich schon immer fremd gewesen. Den Deutschen war das ganze Getue wohl auch fremd, aber sie haben sich eben darin gefallen, überhaupt wieder auf internationaler Ebene wahrgenommen zu werden, und letztlich kannten sie undemokratische Beamtenstaaten ja auch aus ihrer eigenen Geschichte.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Misterfritz »

Michael Alexander hat geschrieben:(01 Jan 2021, 19:16)

Wenn du darunter einen europäischen Superstaat mit nicht gewählten, mächtigen Bürokraten und einer sozialistischen Umverteilung verstanden hast, dann bist du damit sicher richtig gelegen.

Den Briten war es schon immer wichtig, ihre eigene Demokratie zu bewahren, und dazu gehört natürlich, dass ihr gewähltes Parlament entscheidet, und nicht ein nicht gewählter Jacques Delors, oder heutzutage eben eine abgehalftere ehemalige deutsche Verteidigungsministerin, die aufgrund von Skandalen, Erfolglosigkeit und Unbeliebtheit in Deutschland nach Brüssel versetzt werden musste.

Die Briten sind der Meinung, dass sich jeder, der weitreichende politische Entscheidungen zu treffen hat, einer Wahl stellen muss, in der er gegebenenfalls abgewählt wird. Die EU-Bürokratie, die im wesentlichen eine Fortsetzung der französischen Beamtenbürokratie, einschließlich Concours, darstellt, ist den Briten natürlich schon immer fremd gewesen. Den Deutschen war das ganze Getue wohl auch fremd, aber sie haben sich eben darin gefallen, überhaupt wieder auf internationaler Ebene wahrgenommen zu werden, und letztlich kannten sie undemokratische Beamtenstaaten ja auch aus ihrer eigenen Geschichte.
Mal eine kleine Frage (ich weiss, es ist OT...):
Hast Du jemals einen Staatssekretär gewählt? Oder sonst einen höheren Regierungsbeamten?
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

Dieser nachträgliche Rechtfertigungsbeitrag für den BREXIT nimmt keinerlei Bezug auf die inzwischen geschaffenen Institutionen, die ja nur deshalb angelegt wurden, um eben die politische und auf Wahlen beruhende Einflußnahme auf die Politik der EU-Kommission und des EU Ministerrats zu entwickeln.

Den Briten hätte es wohl angestanden, den damals klar vorhandenen Mangel an Legitimation an zu sprechen und auf Änderung im Sinne demokratischer Legitimation zu drängen. Oder spräche dann immer noch etwas gegen das europäische Projekt, das ich in der Tat langfristig auf einen Bundesstaat zusteuern sehe? Ich meine, daß den Briten ihr eigener Durchgriff in die EU zu gering erschien. Die inzwischen gefundene Lösung mit dem BREXIT-Vertrag halte ich deshalb noch für die bestmögliche Voraussetzung für die künftige Zusammenarbeit.
Eulenwoelfchen

Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Eulenwoelfchen »

Vongole hat geschrieben:(01 Jan 2021, 17:23)

Ja, darauf habe ich bereits hier aufmerksam gemacht: ;)
https://www.politik-forum.eu/viewtopic. ... 0#p4900979
Ich weiß, hatte deinen Beitrag zu spät gesehen ...
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von sünnerklaas »

Misterfritz hat geschrieben:(01 Jan 2021, 18:13)

Wirklich ein guter Kommentar.
Was für ein Glück, dass den kein Deutscher geschrieben hat ;)
Und dass ausgerechnet Erdogan derjenige ist, der als allererster einen Handelsvertrag mit den nun freien und souveränen Briten schliesst, ist scnon bezeichnend. Die nächsten werden Putin und Xi sein. Die beiden werden sich einen Ast lachen, weil danach Kim Jong Un, die Mullahs im Iran und Maduro in Venezuela kommen. BoJo hatte eben keine andere Wahl...
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Misterfritz »

sünnerklaas hat geschrieben:(01 Jan 2021, 21:27)

Und dass ausgerechnet Erdogan derjenige ist, der als allererster einen Handelsvertrag mit den nun freien und souveränen Briten schliesst, ist scnon bezeichnend. Die nächsten werden Putin und Xi sein. Die beiden werden sich einen Ast lachen, weil danach Kim Jong Un, die Mullahs im Iran und Maduro in Venezuela kommen. BoJo hatte eben keine andere Wahl...
Wird Erdogan tatsächlich einen Handelsvertrag mit GB abschliessen?
Vor Allem, worüber?
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Eiskalt »

Brexit ist durch wir brauchen einen neuen Strang
Si vis pacem para bellum
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

Die Briten sind nun einmal nicht auf den Gedanken gekommen, daß Europa als Bundesstaat auch wenigstens so demokratisch sein Schicksal bestimmen könnte wie das den USA oder Kanada gelingt. Macht aber nix; die EU wird sich weiter entwickeln. Das Englische als die verbindende Sprache innerhalb der EU wird künftige Streitigkeiten um die zweite gemeinsame Amtssprache in der EU verhindern. Sie ist's, zumindest in Polen.
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