Integrationskurse

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NMA
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Integrationskurse

Beitrag von NMA »

Ich stehe beruflich auf mehreren Standbeinen. Unter anderem habe ich von 2015 bis heute viel Erfahrung als Lehrkraft für Deutsch als Fremdsprache in Integrationskursen sammeln dürfen. So habe ich inzwischen hunderte von Immigranten - mehrheitlich denkbarerweise Araber - kennengelernt. Einige sehr intensiv.
Diese Zeit hat bleibende Eindrücke hinterlassen, Klischees beendigt, Klischees bestätigt, erfreuliche Erfolge gesehen und frustrierende Ernüchterungen beigebracht. Alles war dabei, vom Musterbeispiel an Integration bis hin zu Leuten, denen ich außerhalb des Klassenzimmers niemals begegnen möchte. Eiserner Wille zum Erfolg, Liebe zu Deutschland, Wolkenkuckucksheim, Vollidiotie und Kriminalität - Meine Arbeit mit Immigranten ging über das Deutschlehren weit hinaus und ich wage die Behauptung, dass ich zu einer Minderheit hier um Forum gehöre, die beim Thema Integration tatsächlich weiß, wovon sie da spricht.

Ich mache bei aller Vielfalt dennoch Tendenzen aus, die ich gerne verteidige, aber auch gerne kritisch prüfen (lassen) möchte. So sind zum Beispiel Iraner wesentlich geschickter beim Sprachenlernen als die Araber (die häufig weniger Schuldbildung mitbringen oder irgendwie auch häufiger an Motivationsproblemen leiden) Einer nahezu 100 % Erfolgsquote der Iraner bei der Erreichung des großen Ziels - des Sprachniveaus B1- steht z. B. dem Effekt gegenüber, dass die 700stündigen Integrationskurse vielleicht noch multikulturell bunt sind - die ggf. nachfolgenden 300-stündigen Wiederholerkurse eine sehr hohe Muslimdichte aufweisen. Je geringer der Bildungsstand, desto größer ist die Rolle, die der Islam in deren Leben spielt. Während es aus dem Iran nur die Leute rausschaffen, die etwas auf dem Kasten haben, wurden tausendfach Araber nach Deutschland gespült, die niemals freiwillig ihr Dorf verlassen hätten ...
Ich bin Lehrer, der weiß, wie es ist, mit Leuten 6 Wochen vor der Prüfung zu stehen und sich dann etwas wegen der Müdigkeit im Ramadan anhören zu müssen. Oder sich die Klagen von Muslimas anhören müssen wegen der Hitze im Sommer, die aber es nicht über sich bringen ihren Mantel auszuziehen - es könnte ja sein, dass man weibliche Rundungen erkennt ...
Von inneren Kabbeleien oder Streitigkeiten in der Klasse, wo Syrer fordern, dass Landsleute, die faul sind und den Unterricht stören, abgeschoben werden sollen. Von Frauen, die in der liberalen Freiheit Deutschlands aufblühen und Frauen, die zwecks Identitätserhalt plötzlich zum Kopftuch greifen - das sie zu Hause immer verweigert hatten.

Von Ehepaaren, wo die Frau mit Fleiß und Gewieftheit viel schneller und besser Deutsch lernt und es plötzlich zu einer Rollenumkehr kommt - und dem Frust der faulen Ehemänner.

Ich kann erzählen von so vielen positiven Beispielen - Kämpfer, die vielleicht die aus dem ostsyrischen Outback mit weniger als 4 Schuljahren nach Deutschland kommen und sich dann in "Alphabetisierungs-Integrationskursen" beharrlich hochkämpfen bis zum Zertifikat B1. Von jungen Frauen religiöser Minderheiten aus Syrien (Z.B. Drusen oder Jesiden), nach deren Erfahrungen ich es für völlig nachvollziehbar und geboten halte, weiter im verhassten "Schutz" unter Assad zu leben und frustriert stillzuhalten. Junge Frauen, die mit Träume nach Deutschland kommen und ich begleiten durfte vom Sprachniveau A1 bis hin zur Ausbildung zum Medizintechniker.
Von herrlich witzigen jungen Klassenkaspern, die aber Geschichten erlebt haben, die ich gar nicht so genau wissen wollte, um mich selbst zu schützen. Von der nervigen Naivität junger Araber im Umgang mit selbstbewussten deutschen Frauen ... Leute, die vor einem Lehrer viel zu viel Respekt haben, so dass es schon fremdschämig wird ... und Leute, die dich in Englisch über den Haufen reden. Junge Jurastudium-Abbrecher aus Damaskus und alte Schafbauerntöchter, die mit fast 60 zum ersten Mal die Schulbank drücken.
Von einer Herzlichkeit, die einen so nüchternen Deutschen erfrischt und überfordert.

Von einerseits einem BAMF und einem jobcenter, die sich naiv ausnutzen lassen und andererseits Situation, wo der Integrationskursleiter nur mit einem Anruf im jobcenter drohen muss, um die Schüler zu disziplinieren.
... und von dem teils so elendig schwierigen Verhältnis zum BAMF, dessen Beamte uns mit Bürokratie bremsen und so gerne so hart in unsere Arbeit eingreifen und dabei zu oft nicht wirklich wissen, was bei uns los ist.

Das Thema ist hochkomplex und Integration ist harte Arbeit für beide Seiten - aber die AfD-Anhänger sind definitiv auf dem Holzweg!

Wer Fragen zum Thema Integrationskurse hat, bitte hier stellen! :thumbup:
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Re: Integrationskurse

Beitrag von Teeernte »

NMA hat geschrieben:(22 Nov 2019, 23:19)


Das Thema ist hochkomplex und Integration ist harte Arbeit für beide Seiten - aber die AfD-Anhänger sind definitiv auf dem Holzweg!

Wer Fragen zum Thema Integrationskurse hat, bitte hier stellen! :thumbup:
1000send..

Aber warum die "Propaganda" ?
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Re: Integrationskurse

Beitrag von NMA »

Ich habe Propaganda nicht nötig. Ich habe noch nicht einmal eine Message. Ich biete hier Aufklärung und Eindrücke an. Und wenn zu diesem Thema hier überhaupt jemand Propaganda ausmachen der anwenden kann, dann bin ich das. Ich stehe meinen Schützlingen positiv gegenüber und teile das auch gerne mit. Aber ich bin auch kein Multikultinaivling, sondern ich kenne die Knackpunkte und Hindernisse.
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Re: Integrationskurse

Beitrag von unity in diversity »

Meine Hochachtung hast du jedenfalls, NMA.
Versuch weiterzumachen, ich wünsche dir dazu alle Kräfte, die du brauchst.
Ich integriere an meinem Arbeitsplatz auch öfter unter der Voraussetzung, daß Religion draußen bleibt und nur fachliches Wissen zählt. Wer mit mir darüber diskutieren will, hat Pech gehabt, weil kein Naturtalent und auch sonst für komplexe, ambitionierte, technologische Abläufe ungeeignet.
Produktivitätsbremsen schaden dem Betriebsklima.
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Re: Integrationskurse

Beitrag von NMA »

Ich habe es noch nie erlebt, dass ein Schüler mit mir über Religion diskutieren wollte. Viele Leute wollen nur Gewohnheiten nicht infragestellen - andere Araber sind hier froh, dass sie auf der nicht-islamischen oder atheistisch agnostischen Seite in Deutschland die viel größere "Lobby" haben.

Aber die 100 Stunden Orientierungskurs (die weit über das Auswendiglernen des Fragenkatalogs hinausgehen) oder Exkursionen bringen manchmal schon kuriose Anektoden.
Ein 45jähriger Iraker, Agraringenieur, war mit mir in einer katholischen Kirche und war irritiert, dass dort überall barbusige Engelchen zu finden sind.
Er fragte unaufgeregt, aber konsterniert, wieso die Abbildung von Nacktheit in der Kirche nichts Anstößiges
ist. Theologisch geübt, wie ich als agnostischer Ungläubiger nunmal bin, ließ ich mir von ihm bestätigen, dass Gott ebenso wie Alah die Natur erschaffen haben ... und dass Brüste teil der Natur sind. Das war ihm natürlich klar, aber meine nüchterne Unverkrampftheit in dieser Angelegenheit faszinierte und amüsierte ihn und er hat wieder ein kleines Stückchen Deutschland mehr kennengelernt.
Überhaupt akzeptieren die meisten Muslime schnell, dass für uns Religion keine große Rolle spielt bzw. nicht moralisch so überhöht wird. Sie wollen nur ihre Gewohnheiten nicht aufgeben. Dieser "Komflikt" hat aber nichts theologisches ... es ist eher so, wie wenn man mit einem Raucher diskutiert.
Und ich werde nicht müde, immer wieder überdeutlich mitzugeben, dass die Religion in unserem Rechtssystem Einfluss hat.
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Re: Integrationskurse

Beitrag von NMA »

Ich habe es noch nie erlebt, dass ein Schüler mit mir ernsthaft über Religion diskutieren wollte. Viele Leute wollen nur Gewohnheiten nicht aufgeben - andere Araber sind hier froh, dass sie auf der nicht-islamischen oder atheistisch agnostischen Seite in Deutschland die viel größere "Lobby" haben.

Aber die 100 Stunden Orientierungskurs (die weit über das Auswendiglernen des Fragenkatalogs hinausgehen) oder Exkursionen bringen manchmal schon kuriose Anektoden.
Ein 45jähriger Iraker, Agraringenieur, war mit mir in einer katholischen Kirche und war irritiert, dass dort überall barbusige Engelchen zu finden sind.
Er fragte unaufgeregt, aber konsterniert, wieso die Abbildung von Nacktheit in der Kirche nichts Anstößiges
ist. Theologisch geübt, wie ich als agnostischer Ungläubiger nun mal bin, ließ ich mir von ihm bestätigen, dass Gott ebenso wie Alah die Natur erschaffen haben ... und dass Brüste teil der Natur sind. Das war ihm natürlich klar, aber meine nüchterne Unverkrampftheit in dieser Angelegenheit faszinierte und amüsierte ihn und er hat wieder ein kleines Stückchen Deutschland mehr kennengelernt.
Überhaupt akzeptieren die meisten Muslime schnell, dass für uns Religion keine große Rolle spielt bzw. nicht moralisch so überhöht wird. Sie wollen nur ihre Gewohnheiten nicht aufgeben. Dieser "Komflikt" hat aber nichts theologisches ... es ist eher so, wie wenn man mit einem Raucher diskutiert.
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Re: Integrationskurse

Beitrag von H2O »

Meine Anerkennung! Erfreulich, daß Sie hier für uns doch meist in andere Angelegenheiten Eingebundenen von Ihren Erfahrungen an der Schnittstelle unserer bestehenden Gesellschaft mit den Erwartungen von Leuten sprechen, die doch grundsätzlich unseren Schutz suchen.

Verlieren Sie nach abgearbeitetem Integrationskurs den Kontakt zu den Menschen, die so sehr auf Ihre Starthilfe angewiesen sind? Oder konnten Sie unter diesen Neubürgern auch Mitstreiter gewinnen, die ihren Landsleuten den einen oder anderen "Zahn ziehen"? Haben Sie Einblick auch in das, was danach folgt?

Vielleicht kein besonders gelungener Vergleich: Meine Älteste hatte noch viele Jahre nach meinem berufsbedingten Fortzug aus Berlin guten Kontakt zu ihrer Kindertante (der Erzieherin). Immer dann, wenn wir uns besuchsweise in Berlin aufhielten, führte ihr erster Weg von Oma und Opa zu ihrer geliebten Kindertante. Die ist leider inzwischen verstorben.
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Re: Integrationskurse

Beitrag von Billie Holiday »

NMA hat geschrieben:(23 Nov 2019, 09:02)

Ich habe es noch nie erlebt, dass ein Schüler mit mir ernsthaft über Religion diskutieren wollte. Viele Leute wollen nur Gewohnheiten nicht aufgeben - andere Araber sind hier froh, dass sie auf der nicht-islamischen oder atheistisch agnostischen Seite in Deutschland die viel größere "Lobby" haben.

Aber die 100 Stunden Orientierungskurs (die weit über das Auswendiglernen des Fragenkatalogs hinausgehen) oder Exkursionen bringen manchmal schon kuriose Anektoden.
Ein 45jähriger Iraker, Agraringenieur, war mit mir in einer katholischen Kirche und war irritiert, dass dort überall barbusige Engelchen zu finden sind.
Er fragte unaufgeregt, aber konsterniert, wieso die Abbildung von Nacktheit in der Kirche nichts Anstößiges
ist. Theologisch geübt, wie ich als agnostischer Ungläubiger nun mal bin, ließ ich mir von ihm bestätigen, dass Gott ebenso wie Alah die Natur erschaffen haben ... und dass Brüste teil der Natur sind. Das war ihm natürlich klar, aber meine nüchterne Unverkrampftheit in dieser Angelegenheit faszinierte und amüsierte ihn und er hat wieder ein kleines Stückchen Deutschland mehr kennengelernt.
Überhaupt akzeptieren die meisten Muslime schnell, dass für uns Religion keine große Rolle spielt bzw. nicht moralisch so überhöht wird. Sie wollen nur ihre Gewohnheiten nicht aufgeben. Dieser "Komflikt" hat aber nichts theologisches ... es ist eher so, wie wenn man mit einem Raucher diskutiert.
Und ich werde nicht müde, immer wieder überdeutlich mitzugeben, dass die Religion in unserem Rechtssystem keinerlei Einfluss hat.

Offenbar ist dein Job sehr wichtig und sehr notwenig. :thumbup:
„Wer mich beleidigt, bestimme ich.“ (Klaus Kinski)

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Re: Integrationskurse

Beitrag von unity in diversity »

Ich verlange von keinem Azubi, daß er mir seine konfessionelle Bindung "gesteht".
Aber, wenn die Ausbildungsmoral darunter leidet, merke ich das und bin nicht bereit, meine Zeit und Vitalität für Unsinn zu opfern.
Das wäre unbezahlter Mehraufwand.
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Re: Integrationskurse

Beitrag von NMA »

unity in diversity hat geschrieben:(23 Nov 2019, 09:44)

Ich verlange von keinem Azubi, daß er mir seine konfessionelle Bindung "gesteht".
Aber, wenn die Ausbildungsmoral darunter leidet, merke ich das und bin nicht bereit, meine Zeit und Vitalität für Unsinn zu opfern.
Das wäre unbezahlter Mehraufwand.
Leuten, die mich fragen, ob sie zu Hause bleiben könnten, weil sie wegen dem Ramadan müde sind, erklärte ich, dass sie in der deutschen Arbeitswelt für so einen Unsinn gefeuert werden. Allerdings bin ich sehr tolerant beim Zuckerfest (Finale des Ramadan). Ich drücke ein Auge zu, wenn sie an 1 von 3 Tagen wegen der Festivitäten zu Hause bleiben.
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Re: Integrationskurse

Beitrag von unity in diversity »

NMA hat geschrieben:(23 Nov 2019, 09:56)

Leuten, die mich fragen, ob sie zu Hause bleiben könnten, weil sie wegen dem Ramadan müde sind, erklärte ich, dass sie in der deutschen Arbeitswelt für so einen Unsinn gefeuert werden. Allerdings bin ich sehr tolerant beim Zuckerfest (Finale des Ramadan). Ich drücke ein Auge zu, wenn sie an 1 von 3 Tagen wegen der Festivitäten zu Hause bleiben.
Auch bei Azubis sollte man kein Auge zudrücken, wenn man sie für den Ernst des Lebens fit machen will.
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Re: Integrationskurse

Beitrag von Quatschki »

unity in diversity hat geschrieben:(23 Nov 2019, 11:31)

Auch bei Azubis sollte man kein Auge zudrücken, wenn man sie für den Ernst des Lebens fit machen will.
Erkläre mal einem, der aus dem Krieg kommt: "So, jetzt geht der Ernst des Lebens los!"
Ich find's ja direkt sympathisch, wenn die ein wenig Sand ins Getriebe der deutschen Tretmühle streuen. Denn dann hinterfragen vielleicht auch die schon länger hier lebenden, wofür die sich das eigentlich jeden Tag antun...
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Tom Bombadil
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Re: Integrationskurse

Beitrag von Tom Bombadil »

Interessante Einblicke, danke dafür :thumbup:
NMA hat geschrieben:(23 Nov 2019, 08:55)

Und ich werde nicht müde, immer wieder überdeutlich mitzugeben, dass die Religion in unserem Rechtssystem Einfluss hat.
Fehlt hier nicht das Wort "keinen" vor Einfluss?

Edit: ah, du hast es schon geändert.
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Re: Integrationskurse

Beitrag von naddy »

Quatschki hat geschrieben:(23 Nov 2019, 11:45)

Ich find's ja direkt sympathisch, wenn die ein wenig Sand ins Getriebe der deutschen Tretmühle streuen. Denn dann hinterfragen vielleicht auch die schon länger hier lebenden, wofür die sich das eigentlich jeden Tag antun...
Das ist vermutlich keine gute Idee. Denn ich tippe mal, da wird bei den Wenigsten "Für die Notleidenden aus aller Welt" auf Platz 1 der Prioritätenliste stehen. Und es dürfte zudem die Anzahl der latent Suizidgefährdeten leicht nach oben schieben,
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Re: Integrationskurse

Beitrag von Teeernte »

NMA hat geschrieben:(23 Nov 2019, 00:21)

Ich habe noch nicht einmal eine Message. Ich biete hier Aufklärung und Eindrücke an.
"NMA"... die AfD-Anhänger sind definitiv auf dem Holzweg!
Message ? Eindruck ? Geographie ....oder Statik von Naturbaustoffen ?

(Die AfD-Anhänger // DIE Ausländer - Gleichstellungsbeauftragter ?)
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Re: Integrationskurse

Beitrag von NMA »

H2O hat geschrieben:(23 Nov 2019, 09:15)

Meine Anerkennung! Erfreulich, daß Sie hier für uns doch meist in andere Angelegenheiten Eingebundenen von Ihren Erfahrungen an der Schnittstelle unserer bestehenden Gesellschaft mit den Erwartungen von Leuten sprechen, die doch grundsätzlich unseren Schutz suchen.

Verlieren Sie nach abgearbeitetem Integrationskurs den Kontakt zu den Menschen, die so sehr auf Ihre Starthilfe angewiesen sind? Oder konnten Sie unter diesen Neubürgern auch Mitstreiter gewinnen, die ihren Landsleuten den einen oder anderen "Zahn ziehen"? Haben Sie Einblick auch in das, was danach folgt?
In nicht wenigen Fällen ja! Ich halte losen Kontakt mit einigen ehemaligen. Denn manchmal vermisst man jemanden tatsächlich. Man hat sich trotz Sprachbarrieren gut kennengelernt, immerhin hängt man monatelang wöchentlich 25 Unterrichtsstunden lang zusammen. Ich habe auch ein paar "persönliche Schützlinge", die ich wenigstens grußweise motivieren will, weiterzulernen und Rückschläge zu verdauen.
Mitstreiter: Ich denke schon. Ein Integrationskursleiter ist ein wirkmächtiger Multiplikator deutschen "Denkens", und viele saugen das interessiert in sich auf. Vielleicht ebenso viele erreicht man nicht.
Oft täuscht sich ein Integrationslehrer auch in jemanden. Es gibt die Sprachbarriere, außerdem ziehen durchaus auch einige für das Klassenzimmer eine Maske auf.
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Re: Integrationskurse

Beitrag von Bielefeld09 »

NMA hat geschrieben:(23 Nov 2019, 16:29)

In nicht wenigen Fällen ja! Ich halte losen Kontakt mit einigen ehemaligen. Denn manchmal vermisst man jemanden tatsächlich. Man hat sich trotz Sprachbarrieren gut kennengelernt, immerhin hängt man monatelang wöchentlich 25 Unterrichtsstunden lang zusammen. Ich habe auch ein paar "persönliche Schützlinge", die ich wenigstens grußweise motivieren will, weiterzulernen und Rückschläge zu verdauen.
Mitstreiter: Ich denke schon. Ein Integrationskursleiter ist ein wirkmächtiger Multiplikator deutschen "Denkens", und viele saugen das interessiert in sich auf. Vielleicht ebenso viele erreicht man nicht.
Oft täuscht sich ein Integrationslehrer auch in jemanden. Es gibt die Sprachbarriere, außerdem ziehen durchaus auch einige für das Klassenzimmer eine Maske auf.
Tja NMA,
das ist die Tragödie eines Lebens.
Es gibt in deinem Job eben keine Erfolgsgarantie.
In meinem auch nicht, aber negative Ereignisse ändern doch nichts,
an der Menge an Erfolgserlebnissen.
Der Afghane, der heute Schichtleiter ist.
Der Jeside, der heute Chefkoch ist.
Der Syrer, der heute seine Ausbildung macht.
Ich lebe mit solchen Menschen jeden Tag.
Und was bewegt dich,
solche Menschen zum Thema zu machen?
Hatten wir wieder mal Angst?
Sorry Mods, lasst diese Laden am laufen. Das ist eben Demokratie :( :p
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Re: Integrationskurse

Beitrag von NMA »

Bielefeld09 hat geschrieben:(23 Nov 2019, 22:34)

(...)
Und was bewegt dich,
solche Menschen zum Thema zu machen?
Hatten wir wieder mal Angst?
Verstehe ich nicht. Hätte ich Angst, würde ich diese Arbeit nicht machen. Und mein Glas ist halbvoll, nicht halbleer. Wenn mein Glas halb leer wäre, wüsste ich nicht, ob ich diese Arbeit machen würde. Sollte das oben falsch rübergekommen sein?

Oben habe ich keineswegs eine "Kategorie Erfolgsfall" zum Thema gemacht. Ich habe konkrete Erlebnisse und Erfahrungen.

by the way:
Das Thema darf keinesfalls auf die Araber reduziert werden ... ich versuche mich zu erinnern. In etwa sortiert nach Häufigkeit:

Syrer, Iraker, Inder, Südostasiaten, Iraner, Albaner, Pakistaner, Athiopier, Somali, Ukrainer, Türken, Tunesier, Italiener, Russen, Rumänen, Armenier, US-Amerikaner, Paraguayaner, Chilenen ... irgendjemand mag ich vergessen haben.
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Re: Integrationskurse

Beitrag von NMA »

... die Durchfallquote ist übrigens bei den Arabern am höchsten. Was diejenigen, die, wie ich, versucht haben, Arabisch zu lernen, überhaupt nicht wundert.
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Re: Integrationskurse

Beitrag von Bielefeld09 »

NMA hat geschrieben:(23 Nov 2019, 22:56)

Verstehe ich nicht. Hätte ich Angst, würde ich diese Arbeit nicht machen. Und mein Glas ist halbvoll, nicht halbleer. Wenn mein Glas halb leer wäre, wüsste ich nicht, ob ich diese Arbeit machen würde. Sollte das oben falsch rübergekommen sein?

Oben habe ich keineswegs eine "Kategorie Erfolgsfall" zum Thema gemacht. Ich habe konkrete Erlebnisse und Erfahrungen.

by the way:
Das Thema darf keinesfalls auf die Araber reduziert werden ... ich versuche mich zu erinnern. In etwa sortiert nach Häufigkeit:

Syrer, Iraker, Inder, Südostasiaten, Iraner, Albaner, Pakistaner, Athiopier, Somali, Ukrainer, Türken, Tunesier, Italiener, Russen, Rumänen, Armenier, US-Amerikaner, Paraguayaner, Chilenen ... irgendjemand mag ich vergessen haben.
Nein, es ist nicht die Frage,
das wir integrativ tätig werden,
und das du deinen Job gut machst.
Das machst Du!
Vorbilder sehen so aus!
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Re: Integrationskurse

Beitrag von Tom Bombadil »

NMA hat geschrieben:(23 Nov 2019, 23:06)

... die Durchfallquote ist übrigens bei den Arabern am höchsten. Was diejenigen, die, wie ich, versucht haben, Arabisch zu lernen, überhaupt nicht wundert.
Ich habe dann doch mal eine Frage: warum zieht es diese Menschen nach Deutschland? Die Handvoll Syrer, die ich kennengelernt habe, sind - bis auf einen - mittlerweile wieder zurück in Syrien.
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Re: Integrationskurse

Beitrag von NMA »

Tom Bombadil hat geschrieben:(23 Nov 2019, 23:59)

Ich habe dann doch mal eine Frage: warum zieht es diese Menschen nach Deutschland? Die Handvoll Syrer, die ich kennengelernt habe, sind - bis auf einen - mittlerweile wieder zurück in Syrien.
Viele würden gerne wieder zurück ... aber was bringst, ohne dem Haus, das von einer Rakete getroffen wurde. Die nächste Rakete wird ebenfalls befürchtet. Einen nachhaltigen Frieden halten viele für ebenso unmöglich wie die Deutschen in den frühen 80ern die Wiedervereinigung ...
Und ich habe Ehepaare kennengelernt, die mit Deutschland überhaupt nichts anfangen können und an Heimweh leiden, aber für die Kinder in Deutschland bleiben, weil ihrer nachvollziehbaren Meinung nach Syrien keine Zukunft mehr für die Kinder bieten kann. Ein junges Mädchen aus Idlib will allein deshalb schon nicht zurück, weil sie Angst vor ihrem Schwager hat. Sie ist sicher, dass er sie umbringen würde, wenn er sie in Syrien antreffen würde. Der Krieg bringt den Hass in die Familien. Ich habe auch eine Jesidin (20) kennengelernt, der ich die Geschichte des Verlusts ihrer beiden jüngeren Schwestern (Entführung) glaube. Sie meint, sie kann nach diesem Erlebnis nicht in dieses Land zurück.

Ich habe auf facebook mal einen Schüler auf einem Bild wiedererkannt, wie er in Syrien mit einer Waffe posiert - das ist echt bizarr!

Aber viele meiner Kursteilnehmer haben in Deutschland inzwischen geschafft, was ich nicht so einfach in Damaskus oder Bagdad geschafft hätte, wenn ich da hingespült worden wäre. Davor habe ich Hochachtung! Das Zurechtkommen, der Kulturschock, die Heimatlosigkeit und die Sprache!
Ich habe eigentlich von Berufs wegen einen Zugang zu Sprachen und zum Sprachenlernen - aber als ein deutscher Muttersprachler arabisch zu lernen, ist echt ein dickes Brett!
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Re: Integrationskurse

Beitrag von Tom Bombadil »

Ja, das ist alles nachvollziehbar. "Meine" Syrer standen eher auf Assads Seite und sind geflohen, als es schlecht um Assad stand, die sind jetzt seit fast zwei Jahren schon wieder zurück in Syrien. Der eine, der noch hier ist, wollte eigentlich gar nicht nach Europa, der ist einfach mit der Masse mitgetrieben und dann hier gestrandet.
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Re: Integrationskurse

Beitrag von Bielefeld09 »

Tom Bombadil hat geschrieben:(24 Nov 2019, 00:27)

Ja, das ist alles nachvollziehbar. "Meine" Syrer standen eher auf Assads Seite und sind geflohen, als es schlecht um Assad stand, die sind jetzt seit fast zwei Jahren schon wieder zurück in Syrien. Der eine, der noch hier ist, wollte eigentlich gar nicht nach Europa, der ist einfach mit der Masse mitgetrieben und dann hier gestrandet.
Na ja, dann ist das so.
Aber es gibt andere Beispiele.
Darüber reden lohnt sich auch!
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Re: Integrationskurse

Beitrag von Brainiac »

[MOD] Spam entfernt, hieraus wird nicht der 781-te Flüchtlingsbashingstrang. Das Thema steht oben.
History doesn't repeat itself, but it often rhymes (Twain). Unfortunately, we can't predict the rhyme.
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Re: Integrationskurse

Beitrag von NMA »

jack000 hat geschrieben:(17 Dec 2019, 20:17)

Nun, da ist es ja mal gut jemanden zu haben, der aus der Praxis berichten kann. Da du dein Publikum nun gut kennengelernt hast, wäre meine Frage:

Wieviel % haben aus deiner Sicht mindestens eine der folgenden Eigenschaften?
- Ungebildet/Kaum bildungsfähig
- Antisemitische Ansichten / Judenfeindlich
- Problematisches Verhalten zu weiblichen Mitbürgen
- Langfristig nicht in der Lage den eigenen Lebensunterhalt vollständig mit Arbeit zu bestreiten
- Religös bedingte Ablehnung unseres Gesellschaftssystems
- Neigt zur Gewalt
- Stellt die eigene Religion über das Grundgesetz
- Hat ein archaisches Weltbild
Mischt man meine Teilnehmer international, ist der Bildungsstand anständig, denn ich habe ja auch Inder und Südamerikaner, Iraner.
Filtern man die Araber, ist schon ein Bildungsdefizit feststellbar. Ganz deutlich ist das Gefälle zwischen Iranern und Arabern.
Iraner sind viel stärker!

- Ungebildet/Kaum bildungsfähig
Aus Afrika kommt eben auch alles, was es gibt, vom gut verdienenden BWLer über den Bauern hin zur tiefmuslimischen Mama, wo gar nichts geht.
Insgesamt sind die Afrikaner, die ich kennengelernt habe, sehr schwierige Fälle, die wirklich wenige Schuljahre mitbringen, aber wenigstens
nur wenige Analphabten, die halbwegs 2 Sprachen können, z. B. Tigrini und ein bisschen Arabisch. Englisch war meistens irgendwie genug, dass man
klar machen konnte, was man gerade voneinander will.

Aber da die Masse ja Araber sind, hier ein paar gesonderte Beobachtung:
Aufgefallen ist mir mal ein irakischer Agraringenieur, mit dem ich zufällig auf das Thema Nahrungsmittelveredelung kam. Er interessierte sich sehr, aber er machte
den Eindruck, dass das etwas völlig Neues für ihn ist... :?

Auffällig ist ein Bildungsgefälle zwischen Syrien und Irak. Die Syrer scheinen mir unterm Strich den weit größeren
Horizont zu haben. Das Stadt-Land-Gefälle ist jedoch in beiden Ländern drastisch. Man könnte meinen, wen es nicht in die großen Städte verschlägt, kommt über 4-6 Jahre
Schule kaum hinaus. Handwerker haben kaum eine Ausbildung und sie verstehen nicht immer, wozu das nötig ist, wenn man doch genug Erfahrung hat.
Unbestreibar gibt es ein Bildungsgefälle zwischen Nicht-Muslimen und Muslimen sowie eines zwischen Männern und Frauen. Dort ist der Horizont meist sehr gering.
Allerdings ist die Lernbereitschaft sehr vielr mulimischer Frauen durchaus bemerkenswert. Sie überholen gerne mal ihre Ehemänner, die nicht selten zur Faulheit neigen.
Ledige arabische junge Erwachsene sind meist auch sehr lernbereit, Ehemänner tendenziell weniger.

Nun darf man aber nicht übersehen, dass Sprachprobleme die Eindrücke von Bildungsständen sehr stark verzerren. Man unterschätzt die Leute sehr schnell, wenn sie schlicht Probleme
mit dem Spracherwerb haben.
Man stelle sich einen deutschen IT-Experten vor, einen hochbezahlten Nerd, der plötzlich Arabisch lernen soll - der sieht auch schnell ziemlich dumm aus.
Und Deutsch gehört zweifellos zu den schwierigen Sprachen. Arabisch fällt übrigens immer wieder damit auf, dass sie 1 Wort haben für etwas, wo wir mit 2 der 3 unterschiedlichen Vokabeln
uns wesentlich präziser ausdrücken können. Aber man merkt eben, dass wie wichtig Englisch ist. Wer schon mal eine Sprache gelernt hat, der bringt diese Erfahrung in das Erlernen neuer Sprachen ein.
Dabei geht es gar nicht immer um hilfreiche Ähnlichkeiten, sondern beispielsweise um Fähigkeiten wie Ambiguitätstoleranz (Fähigkeit, mit Widersprüchlichkeiten, Ausnahmen umzugehen; Sprache ist ja nicht wirklich
logisch).

Erst auf hohem Niveau wird der sprachliche Fortschritt durch mangelnde Bildung gebremst. Schnell wirkt ein Landwirt aus der Savanne gebildeter als der Offizier der irakischen Armee, einfach weil er sich leichter tut
mit deutschen Sätzen ... auch wenn man dem Offizier wohl damit unrecht tut.

Trotzdem lasse ich mal zu einem sehr kritisch zu sehenden Quantifizierungsversuch hinreißen: Unter den Arabern sind erfolgreiche Berufsbiographien in Deutschland bei etwa 20 % unwahrscheinlich. Unter Muslimen vielleicht 40 %. Betrachtet man muslimische Frauen, würde ich 90 % sagen.


- Antisemitische Ansichten / Judenfeindlich

Israelkritisch würde ich denkbarerweise bei Arabern 100 % sagen. Die meisten Araber weisen mich darauf hin, dass sie Israel als Palästina bezeichnen.
Judenfeindlich ist sehr schwer zu sagen (nun kann man ja bekanntlich trefflich darüber streiten, wie man das trennen kann/sollte).
Immerhin ist aber bei frommen Muslimen eine Tendenz feststellbar, dass ihnen irgendwie Juden im Zweifelsfall sympathischer zu sein scheinen als Atheisten. Mit ersteren haben Sie eine Gemeinsamkeit
(freilich auch mit Christen); Atheisten aber sind ihnen oft suspekt. Wenn ich darauf hinweise, dass ich nur auf dem Papier evangelisch bin und nicht glaube, scheinen die frommen Muslime irgendwie ein bisschen enttäuscht
zu sein. Sehr viele Araber geben zu verstehen, dass sie den Antisemitismus in Deutschland verurteilen, da immer sie damit in Verbindung gebracht werden, obwohl er doch hierzulande weit überwiegend von rechts kommt.
Judenfeindlichkeit wird zumindest mir gegenüber gut versteckt, sofern er denn tatsächlich vorhanden ist.


- Problematisches Verhalten zu weiblichen Mitbürgen
Ich würde weniger sagen "problematisch", als eher "unsicher". Einige würden die Stärke der Frauen grundsätzlich nicht ablehnen, wenn sie denn damit umgehen könnten. Es gibt Araber, die sehr stark darunter leiden,
wenn sie sich blamieren in Gegenwart von Frauen, wohingegen sie unter Männern deutlich gelassener sind. Gegenüber Lehrerinnen verhalten sie sich fast immer respektvoll.
Hier ist aber immer der große Unwägbarkeitsfaktor, dass sie in der Klasse sind und da eine deutsche Lehrkraft steht. Sie haben großen Respekt vor Lehrkräften. Manchmal so ehrfürchtig, so dass es fremdschämig wird.
Daher ist arabisches Machverhalten im Klassenzimmer eher selten und stößt auf die Kritik oder Verachtung vieler Geschlechtsgenossen.
Wenn aber vom klassischen Rollenbild zu reden ist, nachdem er arbeitet und sie im Haushalt, wird das fast immer von der Zustimmung der muslimischen Frauen flankiert.
- Langfristig nicht in der Lage den eigenen Lebensunterhalt vollständig mit Arbeit zu bestreiten
Ich schätze, bei 90 % der über-50-jährigen ist Hopfen und Malz verloren. Und man muss hier wieder zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen differenzieren. Unter den Muslimen gibt es vor allem bei den Frauen eine weit verbreitete Haltung, dass der Lebensunterhalt Sache des Mannes ist und die Frauen bleiben gerne im Haushalt.

Bei den jungen Leuten ist das anders. Die allermeisten jungen Nicht-Muslime wollen was und viele können auch was.
Fromme junge ledige Muslima, die mir sowohl als Lehrer also auch als Coach (diverses) alles abverlangen und besser als alle anderen in der Familie deutsch sprechen. Viele Eltern definieren sich über den Erfolg ihrer Kinder.
Unter den jungen Männer ist alles dabei, bunt gemischt. Hoch ehrgeizig bis stinkfaul. Leute, die perfektionistisch lernen und Leute, die glauben, sie würden beim Arbeiten schneller lernen als im Kurs - was natürlich Bullshit ist.
Ich sehe in puncto Sitzfleisch und Auffassungsgabe bei den jungen muslimischen Frauen großes Potenzial (nichtmuslimische junge Frauen ebenso). Schade, wenn sie aus ihrem Rollenbild nicht rauskommen. Je größer der mitgebrachte Bildungsstand (bzw. die Urbanität), desto höher sind die Chancen und desto geringer ist die Rolle, die die Religion spielt. Oft geht aber auch Frömmigkeit und Potenzial zusammen - wenn der Bildungsstand passt. Das ist aber quantitativ ernüchternd.

Junge Männer haben Potenzial. Aber der Faktor Deutsch verzerrt hier sehr stark, denn da geht es nicht nur um Fleiß. Zum Sprachenlernen braucht es auch ein wenig Eignung und die bringt nicht jeder einfach so mit. Ich beobachte aber sehr oft die Konstellation, dass bei Ehepaaren im Kurs sie arbeitet und er pennt. Schwer zu sagen warum. Neigung allein ist das nicht immer.
- Religös bedingte Ablehnung unseres Gesellschaftssystems
Ablehnung unserer Gesellschaftssystems stelle ich nicht fest, aber was ganz extrem ist, sind die Vorbehalte gegen Alkoholismus und vor allem gegen Homosexualität. Und einige lassen durchblicken, dass sie es nicht völlig abwegig finden, wenn der Lehrer mit dem Stock käme, zu Hause (Irak, Syrien schon länger nicht)war das auch so. Dass in Deutschland es so dramatisch ist, wenn man die eigenen Kinder mal ohrfeigt, verstehen auch nicht alle. Ich denke, die sind da von der Haltung her auf dem Stand unserer Großeltern.

- Neigt zur Gewalt
Das kann ich kaum beurteilen. Ich möchte auch nicht immer wissen, was da manch lustiger, sehr beliebter Klassenclown in Syrien alles gemacht hat ...
Gegenüber dem Lehrer herrscht großen Respekt. Manchmal liegen einfach die Nerven blank, aber ich hatte noch nie ernsthafte Schwierigkeiten.
- Stellt die eigene Religion über das Grundgesetz
In keinem einzigen Fall. Allenfalls besteht ein bisschen Irritation, wenn ich merklich überbetone, dass die Religionen in den Staat nichts mitreinzuschnabeln haben. Mir scheint,
dass das manchmal als Vorwurf aufgefasst wird, wenn ich hier so deutlich werde, so nach dem Motto "schaut mal, wir haben alle Tassen im Schrank, aber ihr ..."
Regelmäßig wird kritisch nachgefragt, was dann das "C" in den Unionsparteien soll. Und ich erweitere dann die Palette an deutschen Widersprüchlichkeiten, indem ich auf die Kirchensteuer verweise ...
- Hat ein archaisches Weltbild
Was ist das?
Ich denke, hier musst du erläutern, was du meinst.
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Re: Integrationskurse

Beitrag von jack000 »

NMA hat geschrieben:(21 Dec 2019, 16:06)
"Äußerung zum Thema von NMA", siehe: https://politik-forum.eu/viewtopic.php? ... 0#p4629867
@NMA, ich sehe deine Bewertung der Sache als neutral und aus eigenen Erfahrungen sinnvoll differenziert wiedergegeben. Danke für deine Sicht eines Insiders, so kann man hier im Forum sich mal unabhängig ein Bild über die unterschiedlichen Befindlichkeiten/Ansichten/Fähigkeiten der Zuwanderer machen.

Zum Thema:
- Hat ein archaisches Weltbild

Was ist das?
Ich denke, hier musst du erläutern, was du meinst.
- Der Vater, der Boss, der Clanchef, etc... hat Recht ohne das da Diskussionen geführt werden ...
Zuletzt geändert von jack000 am Sa 21. Dez 2019, 19:09, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Integrationskurse

Beitrag von Tom Bombadil »

Muss dieser ellenlange Fullquote eigentlich sein?
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Re: Integrationskurse

Beitrag von jack000 »

Tom Bombadil hat geschrieben:(21 Dec 2019, 18:32)

Muss dieser ellenlange Fullquote eigentlich sein?
Wurde korrigiert: https://www.politik-forum.eu/viewtopic. ... 6#p4630006
Sledge Hammer: Ich mag einem Verbrecher nicht seine Verbrechen vorlesen ... aber ich kann wenigstens lesen!
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Re: Integrationskurse

Beitrag von NMA »

jack000 hat geschrieben:(21 Dec 2019, 18:27)

@NMA, ich sehe deine Bewertung der Sache als neutral und aus eigenen Erfahrungen sinnvoll differenziert wiedergegeben. Danke für deine Sicht eines Insiders, so kann man hier im Forum sich mal unabhängig ein Bild über die unterschiedlichen Befindlichkeiten/Ansichten/Fähigkeiten der Zuwanderer machen.

Zum Thema:

- Der Vater, der Boss, der Clanchef, etc... hat Recht ohne das da Diskussionen geführt werden ...
Man muss immer mit reindenken, dass der Faktor Spracherwerb in einen "Integrationskurs" wirklich sehr stark das Bild verzerrt. Denn es ist wirklich sehr schwer, so Deutsch zu lernen und diejenigen, die mit der "Man muss nur wollen"-Devise argumentieren, sollen sich erstmal nach Bagdad spülen lassen und innerhalb von 7-12 Monaten versuchen das Sprachniveau B1 in Arabisch zu erreichen, Das würde das Verständnis von "Mann muss nur wollen" sicher festigen.
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Re: Integrationskurse

Beitrag von jack000 »

NMA hat geschrieben:(21 Dec 2019, 20:42)

Man muss immer mit reindenken, dass der Faktor Spracherwerb in einen "Integrationskurs" wirklich sehr stark das Bild verzerrt. Denn es ist wirklich sehr schwer, so Deutsch zu lernen und diejenigen, die mit der "Man muss nur wollen"-Devise argumentieren, sollen sich erstmal nach Bagdad spülen lassen und innerhalb von 7-12 Monaten versuchen das Sprachniveau B1 in Arabisch zu erreichen, Das würde das Verständnis von "Mann muss nur wollen" sicher festigen.
Das ist richtig, müsste ich eine Sprache/Schriftzeichen lernen, die um 90 Grad gedreht sind und völlig anders aussehen, hätte ich ebenso Schwierigkeiten daran.
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Re: Integrationskurse

Beitrag von PeterK »

jack000 hat geschrieben:(21 Dec 2019, 23:14)
Das ist richtig, müsste ich eine Sprache/Schriftzeichen lernen, die um 90 Grad gedreht sind [,,,]
:?:
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Re: Integrationskurse

Beitrag von Uffhausen »

Vielen Dank für deine bisherigen, umfangreichen Schilderungen!
NMA hat geschrieben:(21 Dec 2019, 16:06)
Aber der Faktor Deutsch verzerrt hier sehr stark, denn da geht es nicht nur um Fleiß. Zum Sprachenlernen braucht es auch ein wenig Eignung und die bringt nicht jeder einfach so mit. Ich beobachte aber sehr oft die Konstellation, dass bei Ehepaaren im Kurs sie arbeitet und er pennt. Schwer zu sagen warum. Neigung allein ist das nicht immer.
Wie ist dein persönlicher Eindruck - abgesehen davon, dass das Erlernen der deutschen Sprache alles andere als leicht ist - nehmen die Leute die Notwendigkeit des Deutschlernens ernst; ist es ihnen wichtig, dass sie sich mit der hiesigen Bevölkerung in der hiesigen Sprache verständigen können?

Ich habe zwar keine Erfahrung mit Flüchtlingen durch Intergrations- oder Sprachkurse, aber durch meine Arbeitsstelle - dort sind mehrere weibliche Flüchtlinge (syrisch-orthodoxe Christinnen) in der Hauswirtschaft angestellt. Seit gut drei Jahren kann ich bei denen allerdings keinerlei Verbesserungen ihrer Sprachkenntnisse feststellen (weder im Deutschen, noch im alternativen Englisch) und erst recht nicht, dass ihnen dass auch nur ansatzweise irgendwie unangenehm wäre. Im Gegenteil: Sie wirken außerordentlich zufrieden mit sich und der Situation.

Als Grundlage hierfür erkenne ich, dass sie eben nicht allein sind; sie sind eine kleine, aber dennoch eigene Gruppe innerhalb unserer Mitarbeiterschaft. Dieser Umstand scheint ihnen die Selbstsicherheit zu geben, dass sie - in Deutschland! - auf die deutsche Sprache nicht angewiesen sind. Interessant ist dabei auch immer wieder zu beobachten, wie sie sich verhalten bei hausinternen Pflichtschulungen, wie z. B. bzgl. Brandschutz. Sie tippen auf ihren Handys rum, schauen gedankenverloren aus dem Fenster oder tuscheln unablässig auf arabisch mit ihren Kolleginnen - weil sie eben kein einziges (deutsches) Wort verstehen. Irrwitzig ist hernach, dass der Inhalt der Fortbildungen von ihnen als "Verstanden" gilt aufgrund ihrer Unterschrift auf der Teilnehmerliste.

Ich habe vor ein paar Wochen mal eine dieser Damen darauf aufmerksam gemacht, dass die Falztücher auf der ganzen Station alle sind - sie schenkte mir ihr schönstes Lächeln und bedachte mich mit den Worten "Kein deutsch, nur arbeiten!" und trollte sich von dannen. Seither stelle ich mir immer wieder vor, was wäre, wenn bspw. ein Brand ausbrechen würde oder eine sonstige Katastrophe eintreten würde - ich will gar nicht behaupten, diese Flüchtlingsfrauen in unserem Haus würden Im Fall des Falles nichts tun, aber Fakt ist, sie könnten nicht mal einen Notruf absetzen. Und umgekehrt könnte ich ihnen auch nur schwer Hilfe leisten - weil sie mir gar nicht verständlich mitteilen könnten, was ihnen fehlt oder in welcher Notlage sie sich befinden. Mir macht sowas Sorgen bis Angst - während bei denen, wie oben vermerkt, offensichtliche Zufriedenheit (mitunter darüber) überwiegt.

Die Damen sind allesamt fleißig und höflich - aber sie sind alles andere, als integriert. Freundlichkeit ist ein Zeichen von Menschlichkeit, einem geregeltem Arbeitsverhältnis nach zugehen, auf finanzielle Zuwendungen seitens des Staates verzichten zu können, sind Zeichen von Selbstständigkeit - aber erst die Fähigkeit, sich mittels einer gemeinsamen Sprache mit anderen verständigen zukönnen, ist für mich eine Zeichen von gelungener GESAMTgesellschaftlicher Integration. Ohne den Willen, sich in Deutschland auf deutsch verständigen zu können, sondern lediglich innerhalb einer Gruppierung mit bspw. der Heimatsprache, kann nicht anderes entstehen als integrierunfähige bis -unwillige Parallelgesellschaften.

Dazu eine weitere Frage: Kannst du anhand deiner Erfahrungen ausmachen, wie Flüchtlinge & Co in Deutschland ihre eigene (gelungene) Integration festmachen - reicht es ihnen hierfür bspw. ein eigenes Dach über dem Kopf zu haben; fühlen sie angekommen in unserer Gesellschaft, wenn sie einen Job haben? Haben sie Bedürfnis nach sozialem Kontakt zu Deutschen? Wie nehmen sie Deutschland wahr - als Ort, wo es sich einfach nur gut leben lässt, oder als Land mit eigener Identität? Streben sie nach gesamtgesellschaftliche Anerkennung oder begnügen sie sich mit Integration innerhalb von hiesigen Parallelgesellschaften?

Und was fändest du als erfolgsversprechende, öffentliche Integrationsmassnahme? Ich bin Anfang 2016 selbst mal Zeuge einer solchen in meiner Stadt geworden; mehrere männliche Flüchtlinge wurden damit "beauftragt", in der Fußgängerzone Rosen an die vorbeiziehenden Menschen zu verteilen. Ich beobachtete dabei, dass die Flüchtlinge es tunlichst vermieden haben, männlichen Passanten oder älteren Frauen Rosen anzubieten, sondern eben gezielt junge und attraktive Mädchen/Frauen bedachten. Teilweise nahm es höchst theatralische Ausmaße an; die Flüchtlinge knieten nieder oder küssten Hände und umarmten die bedachten Mädchen und Frauen (und hielten sie dennoch fest, selbst wenn diese sich wehrten). Den beiden die Aktion betreuenden Herren (ehrenamtliche Helfer) war das Ganze merklich furchtbar peinlich und unangenehm.
Der Integration förderlich war die Nummer freilich überhaupt nicht, tatsächlich war es wie eine auf sexuellen Interessen beruhrende Art von Brautschau. Ich persönlich habe mich selten so fremdgeschämt und gleichzeitig Ekel und Wut empfunden. Die Medien und die Politik sahen das freilich gaaaaanz anders. Seltsamerweise (bzw. glücklicherweise!) wurde diese oder andere vergleichbare Aktionen bei uns nicht mehr wiederholt - angeblich aus Angst vor fremdenfeindlichen Äußerungen und rassistischen Anfeindungen.
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Re: Integrationskurse

Beitrag von NMA »

jack000 hat geschrieben:(21 Dec 2019, 23:14)

Das ist richtig, müsste ich eine Sprache/Schriftzeichen lernen, die um 90 Grad gedreht sind und völlig anders aussehen, hätte ich ebenso Schwierigkeiten daran.
Wenn schon, dann 180 Grad. Vielmehr schreiben sie einfach von rechts nach links und die Gestalt dieser fremden - mal zusammenhängenden, mal nicht zusammenhängen - Schriftzeichen verändert sich je nach ihrer Lage im Wort.
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Re: Integrationskurse

Beitrag von jack000 »

NMA hat geschrieben:(22 Dec 2019, 12:09)

Wenn schon, dann 180 Grad. Vielmehr schreiben sie einfach von rechts nach links und die Gestalt dieser fremden - mal zusammenhängenden, mal nicht zusammenhängen - Schriftzeichen verändert sich je nach ihrer Lage im Wort.
Ok, mein Fehler. Ich hatte das so auf dem Schirm, dass die von oben nach unten schreiben.
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Re: Integrationskurse

Beitrag von NMA »

Uffhausen hat geschrieben:(22 Dec 2019, 02:56)



Wie ist dein persönlicher Eindruck - abgesehen davon, dass das Erlernen der deutschen Sprache alles andere als leicht ist - nehmen die Leute die Notwendigkeit des Deutschlernens ernst; ist es ihnen wichtig, dass sie sich mit der hiesigen Bevölkerung in der hiesigen Sprache verständigen können?
Die meisten schon. Unter diesen gibt es aber eben auch die Gruppe an Leuten, die es schlicht nicht können oder tatsächlich keine Zeit haben, aus nachvollziehbaren oder bedauerlichen Gründen. Manchmal vorgeschoben.
Frauen sehen sich oft stärkeren Widrigkeiten ausgesetzt, haben aber höhere Erfolgsquoten als die Männer.

Es gibt auch eine kleine, aber immer vohandene Gruppe, fast ausschließlich männlich, die meint, man würde in der Arbeit und auf der Straße besser und schneller deutsch lernen, als im Kurs - was natürlich Unfug ist.
Ohne Kurs kommen nur die allerwenigsten zu Fortschritten. (Fossilisierung: dauerhaft gefestigtes Stehenbleiben auf einem Niveau.

Leute, die glauben, sie brauchen kein Deutsch, decken sich wohl zu fast 100 % mit jenen Leuten, die lieber gestern als heute zurückgehen wollten, wenn es möglich wäre. Allen Alters, z. B. ältere Leute, die wissen, dass sie hier nie Fuß fassen werden, aber deren Hoffnung in ihren Kindern liegt, die sich bereits in einem B2-Kurs oder in der Berufsschule befleißigen. Oder eben junge Leute, die von ihrer Familie getrennt sind und auf die nächste Gelegenheit zur Rückkehr warten.
Vereinzelt gibt es Schüler, die nur in einem Kurs angemeldet sein wollen, um ALG II vom jobcenter zu bekommen. Es stört sie nicht, dass sie bei der Prüfung durchfallen, denn die 300 Wiederholerstunden sind wieder ein Zeitgewinn. Unter den Schülern, die ich vertraulich kennengelernt habe, gibt aber aber keinen, der das Geld einfach für sich verjubelt, sondern nach Syrien weitergibt, wegen Medikamenten o. Ä. Trotzdem verstehe ich nicht, weshalb BAMF und jobcenter von uns Lehrern eine peinlich genaue Dokumentation von Abwesenheitszeiten verlangen - ja, dass im Falle von Fehlern gleich der Betrugsvorwurf gegen die Schule im Raum steht - , aber dann offenbar nur sehr selten Konsequenzen für unkooperative Schüler folgen lassen. Wobei das jobcenter die Leute wenigstens reinzitiert, um sie zu rügen. Das BAMF ist eher damit beschäftigt, die Schulen zu überwachen und belässt es bei den Schülern meistens mit Vorbehalten. Z. B. kann im Falle offensichtlicher Schwänzerei das Recht auf einen Wiederholerkurs verwährt werden oder ähnliches ... dazu kommt es aber sehr selten. Zum Unverständnis meiner sowie zum Unverständnis vieler Landsleute und Klassenkameraden, die um ihren Ruf kämpfen müssen. Ich habe schon einige Male von Landsleuten die Frage gehört, warum die nicht abgeschoben werden
(...) "Kein deutsch, nur arbeiten!" (...)
Das ist natürlich eine sehr unbefriedigende Situation, aber auch hier fürchte ich, würde es uns genauso gehen, wenn uns keiner an die Hand nimmt. Die Frage hier ist wohl, weshalb diese Frauen nicht in einem Integrationskurs sitzen. Kannst du das in Erfahrung bringen?
Dazu eine weitere Frage: Kannst du anhand deiner Erfahrungen ausmachen, wie Flüchtlinge & Co in Deutschland ihre eigene (gelungene) Integration festmachen
Das ist sehr vielschichtig und hängt von der individuellen Biographie ab bzw. von den Zielen, die man hat. Die einen planen ihr Zukunft, die anderen warten nur auf die Rückkehr, Ältere verstehen sich als moralisches Backup für ihre Söhne und Töchter, die hier Erfolg haben sollen. Nicht wenige wissen nicht, was aus Ihnen werden soll, da sie unfreiwillig hier sind, sich von Deutschland überfordert sehen und es eigentlich gar nicht wirklich mögen. Sie wissen die Sicherheit und die Ordnung zu schätzen, aber das Herz hängt an der Heimat. Außerdem sind viele Familien getrennt und viele Leute denken: Sprachkurs, schön und gut, aber wo ist mein Brunder und wie gehts ihm? Jüngst hatte ich wieder große Ablenkung in der Klasse wegen dem Einmarsch der Türken in Nordsyrien.

Aber Faktor Nr. 1 ist für alle: Arbeit. Sie wird oft überhöht bzw. wollen immer wieder Leute nicht wirklich wahrhaben, dass das nur mühsam über die Sprache geht. Wobei sich eben im Verlauf des Kurses die Spreu vom Weizen trennt und die Erwartungen an den Lehrer/den Kurs sehr hoch sind bzw. die Hoffnung groß, mit Minimaxprinzip Deutsch lernen zu können.
Aber alle reden davon, dass sie lieber in der Arbeit als im Kurs sein möchten ... bis auf den Großteil der muslimischen Frauen. Sie haben oft die anderen Erwartungen an die Zukunft, lernen aber trotzdem häufig fleißiger als die Männer.

(...) in der Fußgängerzone Rosen an die vorbeiziehenden Menschen zu verteilen. (...)
Was sollte das denn? Ist das Verarsche? Was soll man denn mit einer Rose machen?
Ich traue mir wetten, dass wir auch fast ausschließlich auf Frauen zugehen würden, wenn wir Rosen verteilen sollten. Würdest du auf einen Mann zugehen? In Deutschland? Im Irak? Vielleicht das eine oder andere Mal, um unseren eigenen Anspruch ein Alibi zu verleihen. Aber sonst selbst verständlich Frauen. Sollte hier jemand kompromittiert werden?

Und was fändest du als erfolgsversprechende, öffentliche Integrationsmassnahme?
Der einzige Weg geht über die Sprache. Mehr Förderung von B2-Kursen, denn B1 ist nicht mehr als ein Einstieg für Araber als Leute, die z. B. auch kein Englisch können (andere Immigranten mit anderem Background stehen hier ganz anders da, aber die sind jetzt hier nicht unser Thema, denke ich, zumindest so lange keiner danach fragt).
Das jobcenter muss mehr Bildungsgutscheine für Coachingmaßnahmen zu "Beseitigung von Vermittlungshemmnissen" ausstellen. Vermittlung von Praktika.
Fachlicher Natur ist auch, dass sich telc (Sprachinstitut, das mit dem BAMF zusammenarbeitet) als Prüfungsausrichter mehr Transparenz gewähren muss für die Kursanbieter ( bzw. für die Lehrkräfte für Deutsch als Fremdsprache), weil wir gerne die Erfolgsquote B1 weiter erhöhen würden (bundesweiter Schnitt im Erstversuch nach 6 Monaten Deutsch nur bei ca. 65 %) Oft können wir die Entscheidungen von telc nicht nachvollziehen, nur weil telc nicht kommuniziert. Gründe dafür kann ich nicht finden.

Die Immigranten müssen mehr in ehrenamtliche Arbeit oder in Vereine gebracht werden (keinen Aktionsquatsch wie Rosen verteilen). Leute, die sich ernsthaft engagieren, finden Freunde, steigern Selbstwertgefühl, verdienen Anerkennung und lernen, wie die Deutschen ticken. Viele Schüler gehen diesen Weg, sie gehören eher zu den erfolgreichen. Die Leute müssen dringend so schnell wie möglich aus den Flüchtlingsheimen raus. Hier gibt es schlimme Heime, oder auch gute, aber es geht hauptsächlich darum, Ghettoisierung zu bekämpfen.
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Re: Integrationskurse

Beitrag von Uffhausen »

NMA hat geschrieben:(23 Dec 2019, 23:22)
Leute, die glauben, sie brauchen kein Deutsch, decken sich wohl zu fast 100 % mit jenen Leuten, die lieber gestern als heute zurückgehen wollten, wenn es möglich wäre.
Hm. Warum sind sie dann überhaupt hier? Ich meine, Deutschland ist ja schließlich nicht einen Katzensprung von bspw. Syrien oder Afrika entfernt. Also, wenn ich im Grunde "keinen Bock" hätte, mein Heimatland zu verlassen, es aber bspw. aufgrund Krieg oder Verfolgung dennoch müsste, würde ich die evt. Strapazen und evt. Ausgaben für meine Flucht VORHER genauer überdenken.

Haben sie sich während ihrer Flucht, die in vielen Fällen ja sehr kostspielig (Schleuser) und/oder lebensgefährlich (Mittelmeerroute) war, keinerlei Gedanken darüber gemacht?

Das wichtigste Hab und Gut, was die Flüchtlinge scheints haben/hatten, sind ihre Smartphones und das mobile Internet - warum haben sie sich nicht während ihrer Flucht u. a. über Deutschland informiert? Oder sind sie teilweise wirklich so entsetzlich dumm, dass sie mein(t)en, in Deutschland sei es bzgl. Sprache, Kultur, Religion und sonstiger Lebensumstände nicht arg viel anders als bsp. in Syrien oder Afrika?

Interessant ist ja, dass es in der großen Regel als Flucht-Ziel Deutschland sein musste (und immernoch ist) - warum "ausschließlich" Deutschland? Warum nicht andere EU- oder europäische Länder? Warum nicht in asiatische Länder flüchten? Warum gibt es nur eine einzige Richtung und ein Ziel - Europa, bzw. Deutschland?
Scheinbar sehen sie gerade in Deutschland einen oder mehrere persönliche Vorteile. Was bieten wir in Deutschland ihnen eher oder mehr, was andere Länder ihnen nicht bieten können? Entscheiden hierbei vielleicht wirtschaftliche/finanzielle Interessen die Wahl des Flucht-Ziels?

Kannst du das in Erfahrung bringen?
Habe heute eine von den Damen diesbezüglich gefragt - Antwort: "Kein Zeit, immer arbeiten!". Sie hat also keine Zeit um deutsch zu lernen. Dann hat sie mir noch umständlich erzählt, wie das Wetter um Weihnachten rum in Syrien sei und dass sie es ganz schlimm findet, an den Feiertagen arbeiten zu müssen; in Syrien würde da niemand arbeiten. "Ich Christian!" sagte sie mehrmals und meine damit, dass sie Christin sei.

Wie schon gesagt, sehr freundliche und zuvorkommende Leute - aber sie leben eben irgendwie in ihrer eigenen Welt neben uns her.
Nicht wenige wissen nicht, was aus Ihnen werden soll, da sie unfreiwillig hier sind, [...] Außerdem sind viele Familien getrennt und viele Leute denken: Sprachkurs, schön und gut, aber wo ist mein Brunder und wie gehts ihm?
Wie ist das zu verstehen?

Heißt das, manche sind also gar nicht "geflüchtet", sondern wurden quasi unter gewissen Absichten nach Deutschland "abkommandiert"?

Was sollte das denn? Ist das Verarsche? Was soll man denn mit einer Rose machen?
Laut Medien und Politik wollte man damit eine Grundlage schaffen, dass Flüchtlinge und Einheimische in gegenseitigen Kontakt und ins Gespräch kommen. Tja, gut gemeint aber eben nicht durchdacht. Wie das halt zu oft in Deutschland ist, auch bei flüchtlings- oder intergrationsfernen Themen.

Eine Nachbargemeinde setzte ihre Flüchtlinge bspw. mehrfach im Zuge der Aktion "Saubere Landschaft" ein - medial und politische hies es da nur: Den Geflüchteten liegt ihre neue Heimat am Herzen! und: An denen könnte sich so mancher Einheimische ein Bespiel nehmen! Tatsächlich war das aber eben alles nur reine Inszenierung auf unterstem Niveau. Flüchtlinge = Müllsammler. Beschämenswerte, deutsche Integrationspolitik...
Mehr Förderung von B2-Kursen, [...] Vermittlung von Praktika.
Ich fände diesbezüglich, dass es dafür aber nötig wäre, sich mehr mit den jeweiligen Persönlichkeiten der Betroffenen zu konzentrieren. Es benötigt also erstmal intensivere Betreuung, damit aus Vertrauen und Ehrlichkeit zielsichere Angebote gemacht werden können, mit entsprechend höheren Erfolgschancen.

Es bringt ja nichts, mehr B2-Kurse anzubieten, wenn im Grunde nicht mehr Flüchtlinge als sonst an diesen teilnehmen wollen/werden - es es bringt nichts, evt. Arbeitsscheu von Flüchtlingen mittels mehr Pratika-Angeboten versuchen zu bewältigen.

Ich arbeite in der Altenpflege und ich weiß wie es ist, wenn dir da Leute vermittelt werden, die eigentlich gar nicht in der Altenpflege tätig sein wollen - aber bspw. von Ämtern tw. unter Androhung von Sanktionen dazu gezwungen werden.
Wir hatten vor Jahren mal eine sogenannte "schwer vermittelbare" Kanditatin, die unter einem chronischen Rückenleiden litt, aber eben vom Amt zur Tatigkeit in der Altenpflege gezwungen wurde. Die Tätigkeit in der Altenpflege direkt ist physisch sehr fordernd - warum berücksichtigt man sowas nicht? Hauptsache, die Leute sind aus der Sttistik und Merkel & Co können sich auf die Schultern klopfen.
Wir hatten auch schon Flüchtlinge im Haus als Praktikanten, die sind aber alle nach spätestens drei Tagen ohne ein Wort auf Nimmerwiedersehen verschwunden, waren wirklich einfach weg, ohne irgendeine Form der Abmeldung. Und den einzigsten, der zudem gelernter Koch war, korrekterweise in unsere Heimküche vermittelt wurde, der trotz seines muslimischen Glaubens keine Scheu vor der Zubereitung von Schweinefleisch hatte, der vergeleichsweise gutes deutsch sprach, der wirklich mit ansteckender Freude arbeite, der so zufrieden und glücklich bei uns war - genau den hat uns das Amt entzogen; aus nicht nachvollziehbaren Gründen wurde er einer mehrere hundert Kilometer entfernten Flüchtlingsunterkunft zugewiesen. Unser Einrichtungsleiter hat damals Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, aber gegen die Willkür der Behörden war er machtlos.

Die Immigranten müssen mehr in ehrenamtliche Arbeit oder in Vereine gebracht werden (keinen Aktionsquatsch wie Rosen verteilen).
Kennen Flüchtlinge bspw. aus Syrien oder Afrika überhaupt "ehrenamtliche" Arbeit, so wie wir sie hier in Deutschland begreifen? Ich meine, Leute, die mit dem Begriff "Arbeit" sofort "Geld verdienen" in Bezug setzen, die wird man schwer bis unmöglich in ehrenamtliche Arbeit vermitteln können. Tatsache ist - und das trifft trotz unseres vergleichbaren allgemeinen Wohlstands in Deutschland zu - dass man sich ehrenamtliche Arbeit leisten können muss.

Vereine? Grundlage und Voraussetzung ist in vielen Fällen heimische Kultur und Tradition. In meiner Stadt, im Südwesten von BaWü, gibt es z. B. über ein Dutzend Fasnachtsvereine; die Fasnacht ist im Grunde eine christliche Tradition - muslimische Mitglieder haben die alle nicht (aber nicht, weil sie sie nicht aufnehmen würden!). Nicht mal Christen aus arabischen Ländern zieht es zu ihnen. Auch Osteuropäer/Russen oder Menschen aus asiatischen Ländern kann man in diesen sehr heimat- bzw. regionalbezogenen Vereinen an den fünf Fingern abzählen. Dagegen ist der Zulauf von Migranten aus Südeuropa oder den Nachkommen der entsprechenden Gastarbeiter-Familien sehr stark. Türken/Muslime finden sich bei uns dagegen eher in Sportvereinen, vornehmlich Fußball. Die Osteuropäer/Russen sind dagegen eher auf Leichtathletik oder Eishockey fixiert.
"Man kann auf seinem Standpunkt stehen, aber man sollte nicht darauf sitzen." Erich Kästner
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